„There is lots of ice!“
Nordostgrönland – Expedition Nordmeer 2015
Sonntag, 31. August – Gael Hamke Bugt
Teil 2 – „Today is lots of ice“ – Aug‘ in Aug‘ mit den Giganten der GrönlandseeNachdem wir nun das grandiose Naturschauspiel Eisbärin mit Nachwuchs erlebt hatten, mussten wir erst einmal zum Frühstück flitzen, denn die Zeit war schon fast vorbei. Aber auch die Besatzung war fasziniert und viele der philippinischen Besatzungsmitglieder hatten so ein Schauspiel auch noch nicht erlebt.
-
Die Gael Hamke Bugt ist benannt nach einem holländischen Entdecker, der diese Bucht 1654 gefunden hatte.
-
Da wir Daneborg weder im ersten noch im zweiten „Anlauf“ anlaufen durften – aber auch nicht konnten wegen des dicken Eisgürtels – und auch Eskimonæs geradezu in „gefrorene“ Wasser fiel, hatte sich das Expeditionsteam noch einen Plan einfallen lassen: „Iceberg Cruise“ – und zwar für alle, nicht nur für Extrazahler!
So wurden dann die drei, vier (?) PolarCircle-Boote ausgesetzt. Das hört sich ziemlich einfach an, nach dem Motto: Einpicken, anhieven, aussetzen. Von wegen! Auf Deck wird eine Seitenluke geöffnet, eine Plattform wird hydraulisch ausgefahren, Geländer (Reling) gesetzt. Zwischenzeitlich wurde die Seitenluke zum großen Lagerraum für Boote, Ausrüstung, Überlebensanzüge, Gummistiefel etc. geöffnet und die PolarCircle-Boote werden eins für eins mit der kleinen Laufkatze angepickt und mit jeweils einem gesicherten (!) Besatzungsmitglied, dem Bootsführer, zu Wasser gelassen. Dann wird der 80 PS-Yamaha-Motor ausprobiert und schließlich an der Plattform angelegt.
NB.: Die obigen Fotos sind von einer anderen Reise.
-
Nun waren die Boote ausgesetzt und warteten darauf, gefüllt zu werden.
Die in Bootsgruppen eingeteilten Passagiere wurden zwischenzeitlich in „Ganzkörperkondome“, also wasserdichte Thermo-Überlebensanzüge eingepackt, über die dann noch die Schwimmweste gezurrt werden musste. Das nahm natürlich seine Zeit in Anspruch. Und hoffentlich hatte jeder der Passagiere auch nicht vergessen Handschuhe, Mütze und natürlich Fotoapparat einzupacken.
Am Check-out-Terminal stand dann wieder eine der freundlichen Damen, meist Clarissa, die „Frontdesk-Managerin“, und scannte den Passagier aus, was mit einem metallischen gurgelnden „guhbei“ aus dem Scanner bzw. PC quittiert wurde, was so viel heißen sollte wie „good bye“. Jetzt halfen zwei, ebenfalls mit einer Schwimmweste und einer Leine gesicherte Besatzungsmitglieder dem Passagier in das Boot, immer einer auf Backbordseite, der nächste auf Steuerbordseite. Das war – wie wir mehrfach erfahren hatten – gar nicht so einfach zu verstehen …
Übrigens, mit diesen dicken Anzügen passen auch nur sechs statt acht Passagiere zuzüglich des Bootsführers in das Boot. Da saß man richtig kuschelig eng zusammen. Allerdings bereitete das aber auch Schwierigkeiten beim Fotografieren, wollte man seinem Nebenmann oder der Nebenfrau nicht den zwar durch den Thermoanzug gepolsterten Ellenbogen auf die Nase setzen, wenn man plötzlich ein Motiv entdeckte – und davon gab es reichlich, wie die nachfolgenden Fotos zeigen werden.
-
Da unsere Bootsgruppe noch nicht dran war, sichteten wir von Deck aus drei riesige Tafeleisberge, die ungefähr über 200 m lang und etwa 40 bis 50 m hoch waren – ein unglaublich spektakulärer Anblick bereits schon jetzt von hier.
Und die FRAM war nicht so weit entfernt von diesen Giganten.
In der anderen Richtung zum Treibeisfeld hin, fielen heftige Schneeschauer.
Nun aber ging es auch für uns los, dieses Mal in Begleitung eines Mitgliedes vom Expeditionsteam, ausgerüstet mit Signalpistole und Karabiner, denn wie wir morgens gesehen hatten, da ist nicht nur „lots of ice“, sondern auch wohl „lots of Eisbären“.
Bereit zur „Ice Cruise“
Man sah es dem Bootsführer an, auch ihm machte die Fahrt durch die Eisschollen, hin zu den mächtigen Bergen, Spaß.
Die Schlängelfahrt durch die Eischollen war für sich gesehen schon ein tolles Erlebnis. Und ab und zu kratzte die Aluminiumhülle des Bootes auch mal an einer Eiskante.
Aber dann, als wir in wenigen Metern Abstand unterhalb der Eisbergkanten fuhren, dann trieben und wieder fuhren, da verschlug es uns die Sprache. Deswegen hier ein paar Fotos.
Bei diesem Eisberg wurde vermutet, dass die auf dem oberen Tableau liegenden Eisbrocken bei einer Kollision mit einem anderen Eisberg herunter gefallen sein könnten.
Dieser Eisberg hatte sein Tischtuch über die Kante gelegt.
Bei diesem zeigte sich auch eine glasklare, blaue Linie, die aus klarem Eis bestand, welches sich aus Schmelzwasser bildete.
Weiter ging es zu den großen „Tafeln“, vorbei an den Eiszapfen, die an der Unterkante der Eisberge hingen. Also waren die Temperaturen hier über 0°, so dass die Berge langsam abschmelzen konnten.
„Kleinere“ Eisschollen hoben sich aus dem Wasser und zeigten – auch ohne strahlende Sonne – unglaublich variierenden Türkisfarben
Immer wieder hielten die Bootsführer die Boote, um uns Gelegenheit für „Schnappschüsse“ zu geben.
Bei einigen Eisbergen konnte man die Hebungen gut erkennen, d.h. die Berge waren schon geschmolzen, hatten weniger Gewicht und kamen daher aus dem Wasser heraus.
Die FRAM wirke wie ein Spielzeug gegenüber diesen Riesen.
Dies war ein richtiger „Klops“ …
… an dem wir dicht vorbei fuhren.
Auch hier konnte man erkennen, dass selbst „kleinste“ Eisschollen doch einen großen „Unterleib“ haben, weswegen die Bootsführer – obwohl trainiert und nunmehr seit Jahren geübt – sehr aufmerksam und konzentriert fuhren.
-
Zum Schluss noch ein paar Fotos von unserem Weg zurück zum Schiff. Viel zu schnell waren die 40 Minuten vergangen
Wir befanden uns immer noch nördlich der Einfahrt zum Kejser Franz Joseph Fjord, denn die Schiffsführung und das Expeditionsteam mussten zunächst die neuesten Eiskarten abwarten, bevor weitere Entscheidungen zum Plan D oder E oder F getroffen werden konnten.
-
Wir waren noch voll der Erlebnisse dieses Tages: Erst die kleine Eisbärfamilie – der Vater wird ja bei den Eisbären verscheucht, weil die den Nachwuchs zum „Fressen gern haben“ – und dann das Erlebnis „Aug‘ in Aug‘ mit den Giganten der Grönlandsee“.
Ein toller Sonnenuntergang mit fantastischen, schon wieder teilweise irrealen Farben ging am Hold With Hope-Land zu Ende.
21.50 Uhr
23.27 Uhr
-
Ich hoffe Ihr hattet auch Spaß an dieser Bootsfahrt!
-
Hier kann man das Gebiet sehen, in dem wir uns gestern und heute aufhielten:
https://mapcarta.com/de/19193162Hier kann man noch etwas über die Farbgebung der Eisberge lesen.
https://www.weltderphysik.de/thema/hint ... eisbergen/-
Fortsetzung folgt.
-
Danke für die Lobpreisungen. Aber wie sagt man so schön: Das Glück is mit die Doofen!
@ Syltetoy: Das war wohl einer der Höhepunkte, obwohl das mit dieser kleinen Familie wirklich ein traumhaftes Erlebnis war.
@ Karsten: nee, hab‘ ich von anderen Grönlandreisenden noch nicht gehört.
@ Anja: Ja, wir hatten das 400er extra für diese Reise gekauft, d.h. schon 2014 hatten wir es und auf der Reise ausprobiert.
@ Uwe: Wieso, wirst Du seekrank?
Gruß
Ronald