Moin,
Wir sind gerade eine Woche wieder Zuhause von einer wahrhaften "Winterwunderlandschafts-Reise". Und bevor es wieder auf eine andere Reise geht und vielleicht der eine oder andere Eindruck durch neue Reiseeindrücke weggewaschen wird, möchte ich nun anfangen, einen Bericht von dieser traumhaften Reise einzustellen.
Zunächst habe ich die erste Etappe erstellt. Weitere folgen so nach und nach.
Kommt einfach mit auf die Reise und lasst Euch von unseren Eindrücken vielleicht für den nächsten Winterurlaub inspirieren.
Gruß
Ronald
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Winterwunderland Norwegen
Polarlichtsuche im Februar und März 2018
Im November 2017 haben wir hin und her überlegt, ob wir nicht doch einmal versuchen sollten, das Polarlicht, Nordlicht oder lateinisch „Aurora borealis“, einzufangen. Kurz vor Weihnachten stand der Plan und wir hatten gebucht:
- Color Line von Kiel nach Oslo
- Hotelübernachtung in Oppdal
- Hurtigrutenschiff von Trondheim nach Bodø
- Hotel am Saltstraumen
- Hurtigrute von Bodø nach Svolvær
- Hotel in Svolvær
- Hotel in Stokmarknes
- Hurtigrutenschiff von Stokmarknes nach Trondheim
- Hotelübernachtungen in Dombås und Fornebu
- Color Line von Oslo nach Kiel.
Das sollten dann insgesamt 20 Tage und 19 Übernachtungen sein.
Es wurden letzte Vorbereitungen getroffen, um für das grüne Licht gerüstet zu sein. Wir haben und die verschiedenen Anleitungen zur Polarlichtfotografie durchgelesen und hoffentlich verinnerlicht. Eine starke Taschenlampe wurde gekauft, um möglicherweise Objekte im Vordergrund auszuleuchten. Eine Stirnlampe sollte es auch sein, um die Hände frei zu haben. Letztlich mussten noch Ersatzbatterien für den Fernauslöser gekauft werden.
Das Auto wurde noch einmal durch die Waschstraße geschoben, was sich bereits nach zwei Tagen als unnütz erweisen sollte. Alle Gummidichtungen der Autotüren wurden mit Hirschtalg eingerieben, um ein Festfrieren zu vermeiden, wie wir es so oft in Norddeutschland bei der feuchten Kälte erlebt haben.
Die Zeit verlief relativ schnell und so saßen wir dann am Sonntag, 18.02. auf „gepackten Rollis“ und warteten auf den Montag, den Tag der Abreise.
Montag, 19.02.2018 Kiel – Oslo mit „COLOR FANTASY“
Um 10.15 Uhr befanden wir im Auto und ab ging’s nach Kiel, wo wir um kurz nach 11.00 Uhr ankamen. Hallo, was war denn hier los? Kein Andrang der Autos wie sonst üblich mit drei Check-In-Häuschen besetzt? Insgesamt 11 Pkw sollten es werden.
„Andrang“ am Fährterminal in Kiel
Um 12.30 Uhr wurden wir eingecheckt. Auf meine Frage bei der Dame, die uns eincheckte, ob sie denn mit der Menge der Autos klar komme, antwortete sie mit einem fröhlichen Gesicht: „Das wird schwierig. Normalerweise können wir nur 300.“ Und so mussten wir dieses Mal auch nicht auf das Pkw-Deck, sondern wurden eingewiesen auf dem Lkw-Deck bis nach vorne zum Bugschott zu fahren.
Wir durften mal in der „pole position“ stehen.
Wir hatten unsere „Else“, unsere Navigationsansagerin, schon auf Oppdal eingestellt. Als wir auf die Fähre fuhren meinte Else: „nach 300 m rechts abbiegen“. Das haben wir lieber nachgelassen.
Endlich einmal hatten wir Platz genug zum Aussteigen und haben dann gemächlich die Kabine aufgesucht.
Ich weiß ja nicht warum das Reisebüro unseres Vertrauens uns eine „Handicap-Kabine“ gebucht hatte, aber so hatten wir auch dort mehr Platz als in den normalen 3-***-Kabinen. Nervig war nur, dass man die Kabinentür nicht selbst schließen konnte, sondern 15 Sekunden warten musste, bis diese sich selbsttätig schloss.
Wir verzogen uns rechtzeitig in die „Observation-Lounge“ und machten es uns an einem Fensterplatz bequem. Das obligatorische Smørbrød wurde bestellt und ein fruchtiges Getränk dazu. So ließen wir uns die Ausfahrt gefallen.
Lecker Smørbrød – das „Auslauf-Muss“
Es war das erste Mal nach vielen, vielen Fährfahrten von Kiel nach Oslo, dass wir die Ausfahrt nicht im Film oder Foto festgehalten haben.
Kaum dass wir Kiel-Mönkeberg passiert hatten, erhielten wir über booking.com vom Hotel Saltstraumen diese Nachricht:
„Hello Ronald. The hotel will be closed from today until friday. You can still arrive at thursday if you want, then we will open the door to your room so that you can get in, but the cafe and reception will be closed. We will open again friday morning at 08:00, and then you can get breakfast. Please let us know if that`s okay . Kind regards, Silje - Saltstraumen Hotel”.
Zunächst wurde mir zunächst heiß und kalt zugleich, weil ich die Nachricht nicht richtig und zu Ende gelesen hatte. Also, nach nochmaligem Lesen antworteten wir, dass wir dieser Prozedur zustimmen – nicht ahnend, auf was wir uns eingelassen hatten.
Da Restaurant und Café in Straumen am Donnerstagabend also geschlossen hatten, deckten wir uns auf der COLOR FANTASY im Duty-Free-Shop mit Westfaler-skinke, Rentierwurst und Knäckebrot ein.
Nach Erreichen von Laboe legten wir uns, entgegen unserer sonstigen Gewohnheit, erst einmal für ein Stündchen zur „Mittagsruhe“ hin und standen erst wieder auf, als wir die Südspitze von Langeland erreicht hatten. Der Leuchtturm Keldsnor auf Langeland war nur schemenhaft zu erkennen, denn es war ziemlich diesig.
Übrigens: Auf der COLOR FANTASY befanden sich zwar nur 11 (!) Pkw, dafür aber 1.600 Passagiere. Die meisten waren Norweger mit Kindern, denn es war in der Woche noch „vinterferie“; die anderen Passagiere waren deutsche “Mini-Kreuzfahrt-Reisende“. Die Überfahrt war ruhig und wir gingen früh in die Koje.
Dienstag, 20.02.2018 Oslo – Dombås - Oppdal
Um 08.00 Uhr wachten wir auf und waren in ein „Winter-Wunderland“ versetzt worden: Alles um uns herum an Land war weiß! Endlich mal Schnee, der weiß war, denn bei uns in Norddeutschland pflegt sich das Weiß schnell in ein matschiges, freundliches Grau zu verwandeln.
Winter in Norwegen im Oslofjord
Im Oslofjord
Die COLOR FANTASY war überpünktlich und so rollten wir schon um 09.55 Uhr in den Osloer Stadtverkehr. Doch statt wie üblich für uns die E 18 in Richtung Süden zu nehmen, ging es auf der E 6 nach Norden in Richtung Trondheim. Und so fiel uns auf, dass Oslo komplett untertunnelt schien. Auf jeden Fall waren wir schnell draußen aus der Stadt. Und nachdem wir eine ca. 40 km lange Baustelle auf der E 6 passiert hatten, befanden wir uns schon am Mjøsa.
Auf der E 6 Richtung Norden
Es fing an zu schneien. Entlang des Mjøsa vor Hamar wurden wir mit dem norwegischen Winter konfrontiert: Wir fuhren viel, viele Kilometer an riesigen, dicken „Eisnasen“, also Eiskaskaden, entlang. Diese schimmerten in verschiedenen Blau- und Türkisfarben. Einige waren auch braun, was wohl auf Moorwasser schließen ließ.
„Eisnasen“
Eiskaskaden – Foto meiner Frau
Der Schnee an den Straßenrändern wurde immer höher und auch auf der E 6 gab es teilweise glatte Stellen, die mit Vorsicht zu fahren waren.
Der Schnee wird höher
… und noch höher.
So richtig gemütlich war die Fahrt durch das Gudbrandsdal zunächst nicht, denn meine norwegischen Freunde, die „Haakons“, d.h. die Lkw-Fahrer, waren ja gewohnt, bei diesem Wetter zu fahren. Aber wohl auch die vielen Lkw-Fahrer, deren Nummernschilder auf den Zugmaschinen die Buchstaben-Kombinationen PL, LT, LV, EST, RO, BG aufwiesen, waren diese Verhältnisse offensichtlich auch gewohnt. Und so wichen wir dann in die eine oder andere Bushaltestelle aus, um denen den Vorrang zu gewähren.
Später las ich dann in Norwegen, dass bei einer Verkehrskontrolle an den Fähren ein Großteil der Lkw, die eben genannte Buchstabenkombinationen aufwiesen, angehalten und teilweise auch stillgelegt wurden, weil diese erhebliche Mängel aufwiesen und bei den Schneemassen, die dieses Jahr insbesondere in Sørlandet und Vestlandet gefallen waren, eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dargestellt hätten.
In einem der vielen Tunnel, die wir auf der E 6 durchfuhren, tönte unsere „Else“ plötzlich: „Wenn möglich, bitte wenden.“ Else schien die Orientierung verloren zu haben.
Kurz vor Ringebu wurde es heller am Himmel und wir konnten einige Fotos von der Losna in der Winterlandschaft schießen. An beiden Uferseiten wurde der Fluss von Eisschollen begrenzt.
Entlang der Losna
Die Straße war jetzt schnee- und eisfrei und die Fahrt wurde recht entspannt. – Foto meiner Frau
Vor Dombås
Mir fielen die vielen Mautstellen auf der E 6 auf. Ich meine, dass der Abstand zwischen den Mautstellen auf der E 18 größer war als hier. Aber wahrscheinlich ist der geringe Abstand durch die vielen Ausfahrten bedingt, so dass auch der Autofahrer, der nur eine kurze Strecke auf der ausgebauten E 6 zurücklegt, ebenso zur Kasse gebeten wird, wie der „Langstreckenfahrer“. Ich bin mal gespannt, wie hoch die Rechnung von „autopass“ ausfallen wird.
Else: „Achtung, in 200 m erreichen sie eine Mautstelle“
Im Gudbrandsdal – Foto meiner Frau
Am Abzweig nach Høvringen im Nationalpark Rondane sahen wir diese riesigen Eiskaskaden.
Abzweig nach Høvringen – Foto meiner Frau
In Dombås wurde eine kleine Pause eingelegt. Mittlerweile hatten sich die Wolken aufgelöst und wir hatten einen tollen Ausblick auf die schneebedeckten Berge rund um Dombås.
Veslhorrungen 1591 m am westlichen Ende vom Dovrefjell
Kurz hinter Dombås bot sich uns vom Aussichtsunkt auf der E6 in 700 n Höhe ein toller Blick auf die Berge von Reinheimen und andere Berge, die ich nicht identifizieren konnte.
Blick auf Reinheimen
Sæter in der Winterlandschaft: Würden die Häuser dieses Bauernhofes nicht rot gestrichen sein, wären sie wohl aus dieser Entfernung nicht zu erkennen.
„Selfie mit Auto“ – Glücklicherweise sind die Schlagbäume geöffnet, das Dovrefjell konnte also befahren werden.
Jetzt ging es in das Dovrefjell. Die nächsten 12 km sollten wir Elche treffen – meinte jedenfalls Statens Vegvesen.
Aber wir waren ja nun schon öfter in Norwegen gewesen und wussten, dass dies „ein Werbetrick von visitnorway.com ist, um mehr Touristen nach Norwegen zu locken“.
Am Hjellesætervegen stoppten wir und stiegen aus, um die weiße Bergwelt zu bewundern. Eine unglaubliche Stille umgab uns und uns erfüllte eine sagenhafte Ruhe angesichts dieser weißen Pracht.
Vor uns lag die 1.417 m hohe Grønsæterhøe.
Der Himmel war strahlend blau. Und so waren wir guter Hoffnung, dass wir dieses Mal den Snøhetta in seiner ganzen Pracht sehen konnten. Zunächst aber schweifte unser Blick über die weiße Bergwelt des Dovrefjell Nationalparks.
Dovrefjell
Die Berge des Dovrefjell
Bei dieser traumhaft gelegenen Hütte kommt aber doch der Gedanke: „Wenn nur das leidige Schneeschippen nicht wäre.“
Blick nach Südwesten
Und dann erblickten wir ihn, den 2.287 m hohen Snøhetta, malerisch hinter der Fokstugu fjellstue gelegen.
Fokstugu fjellstue und Snøhetta
Ein toller Anblick, den wir still genossen!
Fokstugu fjellstue
Die Fokstugu fjellstue ist eine Pilgerübernachtungsstätte für Pilger auf dem St. Olavs-Weg nach Trondheim. Sie ist vom 1. Juni bis 20. August 2018 geöffnet. Die Häuser sind zum Teil aus dem 17. Jahrhundert.
Mehr Information findet man hier: http://pilegrimsleden.no/de/map/poi/fok ... -fjellstue
Bei Hellesætervegen bot sich uns ein richtiger Panoramablick auf das weiße, verschneite Dovrefjell.
Wir merkten gar nicht, dass hier oben eine Temperatur von -13°C herrschte.
Wintertemperatur
Und jetzt lasse ich einfach mal ein paar Fotos für sich sprechen.
Snøhetta
Snøhetta
Dovrefjell
Storhoe 1.605 m.ü.M.
Dovrefjell
Dieser Gedenkstein wurde am 7. Juni 2005 errichtet und erinnert an die Unionsauflösung von Schweden 1905.
Wir konnten uns von dieser Prachtlandschaft gar nicht trennen, aber wir mussten ja noch etwas fahren bis Oppdal. Noch einen Blick auf den Snøhetta
Noch einmal der Blick auf Snøhetta – wer weiß, wann wir ihn in Weiß wiedersehen?
Und weiter ging es Richtung Oppdal.
Am Vårstigen, kurz vor der Kongsvold fjellstue, sahen wir auf der rechten Seite einen gefrorenen Wasserfall, von denen es hier links und rechts des Tals ja recht viele gab. Die Berge sind hier auf jeder Seite über 1.200 m hoch.
Der 6 km lange Vårstigen, der «Frühlingspfad», auch als «Alter Königsweg» bezeichnet, liegt hier im Drivdal zwischen Dombås und Oppdal in einem Landschaftsschutzgebiet. Das nördliche Ende des Gudbrandsdalen war ursprünglich nicht zu überwinden. So führte der Pilgerweg nach Trondheim von Hjerkinn nach Heimtjønna und weiter nach Risberget und Rise. Dieser Weg soll nicht ungefährlich gewesen sein. Daher versuchte man den Weg durch das Drivdal bzw. oberhalb des Drivdals etwa im 12. Jahrhundert zugänglich zu machen. Der erste König, der diesen Weg zu Pferde benutzte, war 1685 Christian V, gefolgt 17033 von König Fredrik IV und 1733 von König Christian VI. 1853 wurde der freigesprengte Weg fertiggestellt. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich ein reger Bergbaubettrieb in dieser Gegend und noch heute befindet sich oberhalb Drivstusætra ein Grubeneingang, der besichtigt werden kann.
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Da der Weg über den Vårstigen erst im späten Frühjahr zugänglich ist, erhielt er den Namen „Frühlingsweg“
Quelle: https://no.wikipedia.org/wiki/V%C3%A5rstigen (Norwegisch)
und ein sehr schöner Artikel ist hier zu finden: https://www.mz-web.de/norwegen-auf-dem- ... eg-8938736
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Am Vårstigen
Und zum Schluss entdeckten wir auch noch ein aus gefrorenem Wasser geformtes Gespenst – es gibt also nicht nur Trolle!
Das Eisgespenst
Die Fahrt durch das dunkler werdende Drivdalen war schon fast ein bisschen unheimlich, zumal wir ja nun wussten, dass es hier auch Gespenster gibt..
Dämmerung im Drivdalen
Kongsvold Fjeldstue passierten wir dieses Mal ohne ein Foto zu machen, ebenso wie schon vorher Dovregubben Hall.
Gegen 17.15 Uhr erreichten wir unser Hotel, in dem wir schon auf unserer großen Norwegenreise 2017 auf der Rückreise übernachtet hatten.
Es gab wieder einmal kein a la carte-Essen sondern das übliche Buffet, das leider auch nur lauwarm war, woraufhin wir sagenhafte 100 NOK „Rabatt“ erhielten, nachdem ich die Bedienung auf die Temperatur hingewiesen hatte.
Nach einem „Nachttrunk“ in der gemütlichen Lobby – da der Kamin in Betrieb war – gingen wir recht früh in die Koje, denn abends fing es an zu schneien und die Fahrt nach Trondheim sollte auch über 3 Stunden dauern, zumal wir am nächsten Tag auf einem Abschnitt Verzögerungen zu erwarten hatten:„Kan bli stengt i perioder på inntil 15 minutter på grunn av sprengningsarbeid“, also Wartezeiten bis zu 15 Minuten wegen Sprengungsarbeiten.
Ein toller, erlebnisreicher Wintertag ging zu Ende, vollgepackt mit unglaublich schönen und erhabenen Eindrücken von einer weißen Winterwunderlandschaft.
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Fortsetzung folgt