Moin Michael,
das, was du da planst habe ich gerade in die Tat umgesetzt. Neben den technischen Details ist wohl die finanzielle Planung entscheidend. Es klingt nicht nach dauerhafter Wohnungssuche, sondern eher nach einem Hobby. Vergiss mal ganz schnell den Gedanken, durch ein bisschen Vermietung die Kosten zu decken. Das kann sicherlich helfen, wird sich aber nicht rechnen - wenn man das Ganze als Hobby betrachtet. Für eine kaufmännisch sinnvolle Vermietung brauchst du permanente Betreuung vor Ort! Oder du machst das selber - dann ist das aber kein Hobby mehr.
Ich gehe davon aus, dass du dich über die prinzipiellen Gepflogenheiten bzgl. Hauserwerb informiert hast. Ich habe das als echt unproblematisch empfunden. Da ich über viele Jahre immer mit Freunden an die selbe Stelle in den Angelurlaub gefahren bin, habe ich in Norwegen Freunde gefunden, die mir praktisch geholfen haben. Das ist nicht zwingend notwendig - erleichtert aber vieles!
Die Reihenfolge ist eigentlich:
1. Die eigenen Finanzen klären (Eine deutsche Bank nimmt eine Norwegische Immobilie eher nicht als Sicherheit!!!)
2. die Region klären. Im Süden ist es teuer / im Norden billiger. Am Wasser richtig teuer. kommt ja ein bisschen darauf an, was man da in Norwegen will - im Urlaub. Ich kann nur dazu raten, eine Region zu wählen, die man an einem Tag mit dem Auto erreisen kann. Denn Renovierungsmaterial sollte aus unterschiedlichen Gründen hintransportierbar sein.
Aus diesem Grunde fällt die Region über 100 km nördlich von Bergen wohl aus.
3.
www.finn.no studieren / Preise vergleichen schauen, wann und wie schnell ein Objekt verkauft wird
4. sich dann in ein Objekt verlieben und den Makler anrufen. Die sprechen alle gut englisch. Dem Makler erklärt man, dass man ja nicht um die Ecke wohnt und zu den möglicherweise veröffentlichten Besichtigungstermin nicht hinkommen kann. Der Makler sendet einem dann ein Expose zu. Das ist sehr umfangreich und genau. Man kann sich da ein gutes Bild machen. Wenn dann noch alles den Erwartungen entspricht, sollte man mit dem Makler einen Termin ausmachen und sich in den Flieger setzen.
5. Dann Hausbesichtigung und gleich Gebot auf einen Zettel schreiben und dem Makler in die Hand drücken oder Foto machen und zusenden.
6. Dann gibts ein bisshen Gehandel. Wenn du nur der einzige Bieter bist vermittelt der Makler die Gebote zum und vom Verkäufer. Wenn du von einem anderen Bewerber überboten wirst, informiert dich der Makler und du kannst reagieren. Ist ein bisschen türkischer Basar - aber sehr fair und unaufgeregt. - Ich habe dieses Spielchen über 2 Jahre betrieben und war beim 3. Versuch erfolgreich.
7. Wenn dein Gebot bestätigt wurde - und du gewonnen hast - hast du praktisch ein Haus gekauft. Du hast einen Vertrag geschlossen. Der Verkäufer kann auf Erfüllung bestehen.
8. Man trifft sich beim Makler und unterschreibt den Kaufvertrag und regelt die Übergabebedingungen und den Zeitpunkt.
9. Du überweist den Kaufbetrag auf ein Maklerkonto und der reicht den Vertrag bei den entsprechenden Behörden zur Registrierung ein. (Grundbuchamt, Steuerbehörde, Kommune ...)
Dafür brauchst du eine D-Nummer (ohne die oder eine P-Nummer bekommst du gerade Brötchen bei Rema1000 aber nicht mal einen Handyvertrag) Also ohne D-Nummer geht nix. Die beantragt der Makler und die wird dir nach ca. 4 Wochen zugemailt. Dafür benötigt der Makler eine beglaubigte Kopie eines REISEPASSES. (Theoretisch geht auch PA - aber da ist keine Geschlecht vermerkt - und das muss mit auf dem eingereichten Dokument stehen. Für die Beglaubigung bin ich hier in Deutschland zu einem Notar gegangen. (Beglaubigung reicht - muss keine Beurkundung sein)
Macht aber auch dein Meldeamt oder jedes norwegische Konsulat. Diese beglaubigte Kopie braucht der Makler in Papierform (also als pdf hinmailen reicht nicht - kann aber vorab sinnvoll sein, da der dann schon Vertrag vorbereiten kann)
Ich hatte keinen eigenen Rechtsbeistand, sondern beim Verkauf eine Versicherung abgeschlossen, dass sollte sich nach dem Kauf eine Differenz zum Expose ergeben, die Beseitigung des "Schadens" von der Versicherung übernommen wird. Diese Versicherung bietet der Makler an. (5.000NOK) Mein norwegischer Freund Kare hat mich begleitet und eher für gute Stimmung gesorgt. Sachlich wäre das nicht nötig gewesen.
Die sonst anfallenden Gebühren für den Käufer stehen alle genau auf der Angebotsseite von finn.no und dem Expose.
Ein norwegisches Bankkonto brauchst du eigentlich nicht, aber praktikabel ist das schon. Eine Stromrechnung sollte per Lastschrift abbuchbar sein. (Sonnst musst du einmal im Monat deinen norwegischen Briefkasten prüfen und die Rechnung bezahlen) Lastschrift auf ein deutsches Konto machen die nicht. Ich bin daher in die nächste Bankfiliale stolziert, habe meine D-Nummer hochgehalten und nach 10 Minuten (und einem Telefonat mit meinem Steuerberater - der mir meine deutsche Steuernummer durchgab) hatte ich ein norwegisches Bankkonto. Online werden dann die Lastschriften freigegeben (Steuern - Kommune; Abfall; Wasser; Strom und Internet - fertig) Aus Deutschland mache ich einmal im Jahr eine normale SEPA-Überweisung auf mein norwegisches Konto und alles funzt.
Zum Thema Renovierung und Baumaterial. Du bekommst in Norwegen alles. ES gibt die einschlägigen Baumärkte. Das ist ein wenig von der Region abhängig. Aber Google mal nach "obs bygg + nächste Stadt" oder nach "monter.no" die haben Onlineshops - so, dass man sich über Preise ein Bild machen kann. Es gibt in Norwegen einige Dinge, die man schon dort kaufen sollte - besonders Farbe und fibo Panel. Sonst ist das mit dem Organisieren schon Zeitaufwendig, je nach dem wo so das Haus steht. Und Zeit ist so ein, zumindest für mich entscheidender Faktor. Wenn man 14 Tage renovieren will, und davon 5 Tage nur durch die Gegend rast um Tapeten, Holz, MÖBEL!!! zu kaufen gerät so ein Zeitplan schnell ins Rutschen.
Du darfst 600€ an Verbleibwert an Ware pro Nase und pro Einreise einführen. Und als ich mit meiner Frau und voller Transporterladung in Stavanger zum ersten "Renovierungsurlaub" von der Fähre rollte, wurde ich auch prompt in die Garage gewunken. Die Zöllner waren sehr freundlich und höflich und als die erfuhren, das ich vorhabe ihr Land anzuhübschen und mir dafür sogar ein Haus gekauft habe, waren wir ganz schnell beim Fischenerfahrungsaustausch und alles war chic.
Wir haben mit dem Hobby Nr3 der Norweger beim Renovieren angefangen. (Nr1=Fischen; Nr2= irgendwas anstreichen oder abkärchern) - Nr3 ist Terrasse bauen. Somit hatte nun auch jeder im Umkreis von 1 km mitbekommen, dass in dem alten Haus was passiert und nach einem Tag kannte ich alle Nachbarn. Deutsches Bier und ein bisschen Fachsimpelei über das Fischen und den Renovierungsbedarf hat alle Türen geöffnet. Von Trond bekam ich Metallwinkel und Arbeitsanweisung für die Befestigung des Bootssteges, Eilin von der Tankstelle besorgte mir einen Anhänger, Sven Helge erklärte mir die Gepflogenheiten bei der Installation eines Briefkastens, Von Kare bekam ich die Spanten für die Terrasse, Gunvor telefonierte mit dem Netzanbieter und handelte für mich einen Hyttetarif fürs Internet aus und mein Nachbar Magnus brachte frische Reker vorbei und trank mir das Bier weg. - Ich könnte Geschichten erzählen...!
Hilfe bekommt man immer! Und die administratorische Hilfe ist die wichtigste. Arbeitsleistung in Norwegen einzukaufen ist dagegen echt teuer!
Es sind jetzt 1,5 Jahre um. Ich habe es nicht bereut! Es hat mehr Geld gekostet als gedacht. Es hat mehr Spaß gemacht als gedacht. Ich habe viele Freunde gefunden. Arbeit gegen Urlaub (aktive Erholung) ist ein funktionierendes Prinzip im deutschen Freundes- und Bekanntenkreis.
So wenn du noch mehr Infos brauchst - schreib mir eine PN. Ich schicke dir gerne Beispielverträge und Expose usw...