Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 51
Alnes - Giske– Møre og Romsdal
Das erste „Leuchtfeuer“ in Alnes wurde auf Beschluss des Rats der damaligen Gemeinde von Borgund am 10. Februar 1853 angezündet. Es handelte sich dabei um drei Talglichter in einer Feuerblüse, die in einer kleinen Hütte errichtet wurden. Dieses „Leuchtfeuer“ auf Alnestangen, an der Nordwestseite der Insel Godøya, sollte den lokalen Fischern und den in den Wintermonaten zugereisten Kabeljaufischern als Navigationshilfe dienen.
Durch die Anordnung von drei Talglichtern sollte gewährleistet sein, dass es nicht mit dem Feuer auf der Insel Runde verwechselt werden konnte.
Das Feuer sollte vom 15. Januar bis 15. März brennen. In einer Feuerliste aus dem Jahre 1854 wurde eine Brenndauer vom 25. Januar bis 12. März aufgeführt, und zwar von einer halben Stunde nach Sonnenuntergang bis Mitternacht. In der Zeit vom 13. März bis 8. April sollte es von einer halben Stunde nach Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang brennen.
Die Unterhaltung des Feuers sollte durch Zahlung eines Jahresbeitrages von 4 Schillingen erfolgen, der von den lokalen Fischern erbracht werden sollte. Die Durchführung erwies sich jedoch als schwierig, so dass das Licht nach Jahren laufender Verluste 1861 wieder gelöscht wurde.
Noch 1859 versuchte die Gemeinde Borgund die Leuchtfeuerverwaltung zu überzeugen, die Unterhaltung des Feuers zu übernehmen, denn die Gemeinde empfand es ungerecht, dass Leuchtfeuer für die Heringsfischerei im Frühjahr in anderen Gemeinden und die Lofotfischerei vom Staat unterhalten wurden, die Dorschfischerei in Sunnmøre hingegen nicht.
In den Folgejahren wurde immer wieder versucht, den Direktor der Leuchtfeuerbehörde, Carl Frederik Diriks, von der Notwendigkeit eines richtigen Leuchtfeuers für die sichere Zufahrt zum Hafen von Ålesund zu überzeugen. Schließlich wurden in den nationalen Haushaltsplänen von 1869 bis 1872 Gelder für die Errichtung eines Leuchtfeuers auf Alnes berücksichtigt.
Der erste Leuchtfeuerwärter Lars Rasmussen Alnes wies bereits ein Jahr nach Inbetriebnahme des Leuchtfeuers auf erhebliche Unzulänglichkeiten im Betrieb des Leuchtfeuers hin. In einem Protokoll vom 31. März 1870 waren zahlreiche Reparatur- und Verbesserungsvorschläge aufgeführt. Der offensichtlich mangelhafte Zustand der Unterkunft an dieser rauen Küste führte dazu, dass sich die Gesundheit von Rasmussen Alnes rapide verschlechterte und er schon 1870 aus dem Dienst schied.
Sein Nachfolger war Knud Rørstad, der nach erheblichen Verbesserungen am Leuchtfeuer und an der Unterkunft über 21 Jahre Dienst als Leuchtfeuerwärter versah.
Im Jahr 1892 wurde der Leuchtfeuerverwaltung klar, dass die Reparaturen und andere Ausbesserungen nicht ausreichten, um noch weiterhin Bestand zu haben. Es wurde entschieden, ein neues Leuchtfeuer mit einem höheren Turm zu bauen. Die neue Station wurde auf einem höheren Punkt auf der Insel Godøya errichtet. Das Leuchtfeuer brannte nunmehr im neuen 24,7 m hohen Turm.
1905 erhielt Alnes einen Linsenapparat 4. Ordnung. 1928 legte das lokale Kraftwerk eine elektrische Leitung zur Station. Daneben hielt man einen Azetylengasbrenner als Reserve vor.
Jedoch war die Schifffahrt mit dem neuen Turm nicht zufrieden und die Klagen häuften sich bei der Verwaltung. Als Folge wurde 1937 ein neuer, viereckiger Turm aus Eisen gebaut, der verkleidet wurde.
1982 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die Besatzung abgezogen. Die Energiequelle für das Reservefeuer wurde von Gas auf ein Dieselaggregat umgestellt.
Nach der Automatisierung haben sich die Einwohner der kleinen Insel Godøya aktiv um die Erhaltung und Restaurierung der Leuchtfeuergebäude gekümmert. Zu diesem Zweck wurde 1993 eine Stiftung gegründet, die nun die Gebäude mit Ausnahme des Turms betreibt. In den alten Räumen der Leuchtfeuergebäude befindet sich nun eine permanente Bildergalerie des Künstlers Ørnulf Opdahl, ein lokales und regionales Kulturzentrum sowie ein kleines Café. Diese nunmehr unter Denkmalschutz stehenden Einrichtungen sind in den Sommermonaten zugänglich.
Mit Brücken- und unterseeischen Tunnelverbindungen (mautpflichtig) zum Ålesunder Flughafen Vigra und der Stadt Ålesund (beide innerhalb von etwa 20 Min. mit dem Auto zu erreichen), gehört Alnes heute zu den Leuchtfeuern des Landes, die am leichtesten zugänglich sind.
Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 32
Folk på fyret, Fyrhistorisk årbok 1996/1997, Birger Lindanger, Randaberg Kommune, 1997, S. 91 ff
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 162 ff
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 64 ff
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 101