15. Tag – 18. Juni 2019 Die Nacht war wieder kalt und die Heizung hatte gut zu tun. Das DEFA-System verbunden mit einer temperaturgesteuerten Schaltuhr funktioniert prima. Leider ist die Heizung nur ein wenig laut – wie ein kleiner Haarfön. Der Raftsund-Camping hat eine besonders gute Lage direkt am Raftsund – ansonsten wirkt der Platz eher etwas „bescheiden“. Es gibt ein paar Sitzbänke und einen kleine Pavillon am Fjord – aber es wirkt alles etwas lieblos. Der Platz selber besteht aus feinkörnigem Schotter. Mit Kreidestrichen wurden die Stellplätze für die Wohnmobile markiert; es sind mindestens 30 an der Zahl. Dusche und WC sind im Vorraum eines Gemeinschaftshauses und wirken im Stil der 70iger Jahre eher etwas schlicht bzw. heruntergekommen.
Etwas sparsam finde ich auch die sanitäre Ausstattung: 1 Herren- und 1 Damen-WC mit jeweils 2 Toiletten sowie ein Behinderten-WC; that’s all! Im Behinderten-WC gibt es zudem die einzige Dusche. Da heißt es Geduld üben, wenn 50 bis 60 Camper am Morgen auf die Toilette oder unter die Dusche wollen. Ich war glücklicherweise wieder einmal sehr früh und konnte die Einrichtung ohne Warten gleich nutzen. Aber drei andere Camper saßen vor der Tür, als ich nach ca. 20 Minuten fertig war.
Nach dem Frühstück fahre ich an die Südspitze der Insel und begebe mich auf Kaiser’s Spuren; der Besteigung des Digermulenkollen bzw. des so genannten Kaiservarden in Digermulen. Schließlich war der deutsche Kaiser Wilhelm II. bekennender Norwegenfreund und hatte in Digermulen mit seiner Yacht Halt gemacht und den Gipfel bestiegen.
Die Wegstrecke über 1,9 Kilometer und 368 Höhenmetern empfinde ich als anstrengend, auch wenn sie als „enkel“, also „leicht“ qualifiziert ist.
Es geht stetig bergan und an manchen Stellen sichern Seile den Halt.
Der Boden ist vielschichtig; Felsgestein, Geröll und Waldboden wechseln sich ab und immer wieder gilt es ausgetrocknete Wasserrinnen, die gut begehbar sind, zu nutzen.
Auf dem Gipfel angelangt bin ich ein wenig stolz auf mich und freue mich, es dem Kaiser Wilhelm II. gleichgetan zu haben und genieße die Aussicht in nahezu alle Himmelsrichtungen. Es lohnt sich!
Nach einer ausgiebigen Pause geht’s auf denselben Weg wieder an den Abstieg. Der dauert, wie gewohnt, nicht ganz so lange, fordert aber trotzdem meine volle Konzentration, um nicht auszurutschen. An den kritischen Stellen bin ich sogar froh über die Seile, die zusätzlich Halt und Sicherheit geben.
Insgesamt habe ich für den Hin- und Rückweg zweieinhalb Stunden gebraucht und bin mit meiner Leistung zufrieden. Die Knie tun mir weh, ich bin durchgeschwitzt und ich bin auch ein wenig erschöpft. Denn auch eine „Enkel“-Tour erfordert ein wenig Aufwand.
Nach einer Pause geht es weiter auf die Insel Austvagsøya …..
…. und vor allem zu „Rolf’s Bar“ in der Nähe von Grunnfør im Norden der Insel und unmittelbar am Fv888 gelegen. Auf dem Weg dorthin mache ich einen kurzen Abstecher zur Sand Kirke, denn schließlich brauche ich hin und wieder mal ein schönes Motiv für das Bilderrätsel. Die Kirche ist eigentlich eine Kapellenerweiterung einer ehemaligen Schule; sie wurde 1914 errichtet und umfasst 80 Plätze.
Ein Stückchen weiter gibt es das nächste Motiv für ein Bilderrätsel: die Rezeption für ein Ferienhaus in Nettvika. Zu Hause muss ich leider feststellen, dass diese Location über StreetView nicht zu orten ist – also nix mit Rätsel!
Das gilt eigentlich auch für Rolf’s Bar, eine urige Holzhütte direkt am Meer.
Ein sensationeller Ort mit einem ganz besonderen Charme von Freiheit und Abenteuer. Die kleine Partyhütte ist mit allem möglichen Zeug dekoriert, die hier der Besitzer oder auch Touristen da gelassen haben. Das Innenleben dieser Location ist einfach unbeschreiblich. Ob diese Bar heute noch betrieben wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber egal - einen Besuch ist es wert.
Pünktlich, wie vorhergesagt, setzt am Nachmittag der Regen ein. Und zwar nicht mit ein oder zwei Tropfen. Nein – richtiger Regen. Von oben, von unten, von links und von rechts. Dabei wird es immer kälter. Also beschließe ich kurzentschlossen, nicht einen freien Stellplatz zu suchen (bei Rolf’s Bar hätte ich eine gute Möglichkeit gehabt), sondern auf einen Campingplatz zu fahren, wo ich Strom und damit auch Wärme aus meiner DEFA-Heizung beziehen kann.
Meine Wahl fällt auf „Kabelvåg Feriehus and Camping“ aufgrund der guten Bewertungen und nicht wegen des Preises. Denn besonders günstig ist dieser Platz nicht.
Ich melde mich an, zahle und suche mir eine freien Stellplatz mit Blick auf eine Art See. Kaum das ich mit meinem Fahrzeug zum Stehen komme werde ich von einer Holländerin aufgefordert, den Platz zu räumen, weil „hier alles für unsere Gruppe reserviert ist“. Na ja, das kann ja jeder sagen. Ich hatte mich beim Einchecken ausdrücklich erkundigt, ob ich mich überall mit dem notwendigen Sicherheitsabstand hinstellen darf. Und nun soll ist für diese andere Camperin am liebsten in die hinterste Ecke verschwinden, weil sie im Verband und mit dem ACSI unterwegs ist. Nee – nicht mit mir! Ich stelle mich stur und warte. Die Dame aus der Rezeption wird gerufen – sie bestätigt meine Haltung und gibt mir Recht. Für die rund 20 Wohnmobile/Wohnwagen der ACSI-Gruppe sei an einer ganz anderen Stelle reserviert gewesen. Also viel Geschrei um nichts.
Aber ich gebe schließlich doch etwas nach und stelle mich in eine Nische mit dem Blick auf diesen See und gebe der Gruppe damit Gelegenheit, sich dort besser zu konzipieren. Und ich genieße meine Ruhe und meinen Abend.
Ich habe nun leider keine Bilder von dieser Begebenheit und diesem Platz, wollte die kleine Geschichte aber nicht auslassen.
Schönen Sonntagabend