FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Kumulus » Do, 09. Jan 2020, 16:27

Wow - was für ein phantastisches Wetter. Bei dem hiesigen Schmuddelwetter sorgt das gleich für gute Laune.

Und bei dem Nebel über dem Breimsvantnet erwartet man doch eigentlich eine kleine Gruppe Trolle, die ans Ufer steigen. Oder?

Eine sehr schöne Fortsetzung.

Danke
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Kumulus
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » Do, 09. Jan 2020, 16:59

@Kumulus: Ja, wir hatten ein wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Aber warte mal ab, es gab nicht immer blauen Himmel.
Und was die Trolle betrifft: Die haben wir auch gesehen. Auch hier warte mal ab.
Es geht weiter mit dem zweiten Teil.
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FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 7 - Teil 2 – Sonntag, 22. September – Noch mehr Fjord, Bree und Foss


Eine knappe Stunde später waren wir dann am Lovatnet. Auch dieser See schimmerte in der Nachmittagssonne türkisfarben und die Berge spiegelten sich auch hier im glatten Wasser. Der Lovatnet ist bis zu 173 m tief und ungefähr 12 km lang.

Von Ferne grüßte schon der Kjenndalsbreen.

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Bødalsbreen – Kjenndalsbreen – Breakulen (1.957 m)

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Krunebreen und Kjenndalskruna (1.830 m)

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Krunebreen und Kjenndalskruna (1.830 m)

Langsam kamen die Erinnerungen an unseren ersten Norwegen-Urlaub mit dem Wohnmobil wieder hoch, auch wenn es hier doch einige Änderungen gab. Es waren mehr Campingplätze vorhanden und die Straße war nun auch gut ausgebaut.
Das Restaurant in dem wir damals Kaffee getrunken und auf dem Rückweg Lammkoteletts genossen hatten, steht auch noch und war heute recht gut besucht. Kein Wunder, es war ja Sonntag.

Damals wunderten wir uns, dass man in Norwegen am Sonntag gegen Nachmittag sein „Middag“ einnimmt. Heute sind wir mit den Gebräuchen vertraut.

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Brengfoss

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An der Ostseite des Lovatnet rauschte ein sehr schöner Wasserfall über riesige, glatte Felsen und formte immer wieder neue Muster. Es war der Brengfoss, der auch Grønefoss oder Gronefoss genannt wird. Er fließt aus etwa 520 m Höhe, was man von unten gar nicht richtig erkennen konnte.

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Jostedalsbreen

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Brengalm

Jetzt kamen wir zu einer Häuseransammlung, an die wir uns noch sehr gut erinnern konnten. Damals, 1995 im Frühling, blühten auf den Grasdächern lauter kleine Hornveilchen.

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Brengalm

Diese Ansammlung wird als Breng Alm bezeichnet und soll im Sommer eines der schönsten Fotomotive Norwegens sein, weil die Wiesen um die Hütten voll mit rotem Fingerhut seien.

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Aber auch ohne Hornveilchen war die Brengalm ein lohnenswertes Motiv, besonders in der Nachmittagssonne.

Übrigens, unser Autothermometer zeigte an diesem 22. September eine Temperatur von 17° C an. Ist der Sommer doch noch nicht vorbei?

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Und vor dem Hintergrund des Gletschers kommt genau in der Mitte ein kleines Boot auf dem See entgegen.

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Lovatnet

Hier im Lodalen am Ramnefjell haben sich 1905 und 1936 tragische Bergrutsche ereignet, die zwei Dörfer zweimal unter sich begruben. Auf einer Informationstafel heißt es dazu:

„Von Steinlawinen ausgelöste Unterwasserwellen folgten dem Seegrund und entwickelten sich zu alles vernichtenden Flutwellen, als sie flacheres Gewässer erreichten. 1905 verloren in den Dörfern Nesdal und Bødal insgesamt 61 Menschen das Leben, von denen nur 9 geborgen werden konnten. Die anderen 52 fanden ihr Grab im See. Das nächste Unglück geschah 1936, nur eine Generation später. Von den dabei umgekommenen 74 Menschen wurden 41 nicht gefunden. Eine enorme Flutwelle überspülte die Dörfer und vernichtete alles, was sich ihr in den Weg stellte: Menschen, Tiere, bestellte Felder, Haus und Hof.“

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Gegenüber dieses tragischen Ortes rauscht der Ramnefjellsfoss aus einer Höhe von 585 m in vier Kaskaden in das Tal. Wenn man den oberen Teil mit einbezieht, ergibt sich eine Höhe von 818 m. Inoffiziell soll es der dritthöchste Wasserfall der Welt sein. An anderer Stelle wird er erst auf dem elften Platz geführt.

Weitere Informationen findet man hier:
http://www.europeanwaterfalls.com/water ... ellfossen/

Wir erreichten eine kleine Mautstation und wie es in Norwegen üblich ist, schreibt man sein Autokennzeichen auf, legt den Durchschlag hinter die Windschutzscheibe und das Geld in einen Briefumschlag. Gegenüber den 150 NOK am Briksdalsbreen bezahlten wir hier sehr gerne die 50 NOK für den privat unterhaltenen Weg zum Gletscher.
Nun standen wir unterhalb des 19 qkm großen Gletschers Kjenndalsbreen, der ein größerer Nebenarm des Jostedalsbreen ist.

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Kjenndalsbreen

Bis 1997 wuchs der Gletscher um 300 m, in den letzten Jahren ist er wieder etwas zurückgegangen. Seine Kuppe wurde von den letzten Strahlen der Nachmittagssonne beschienen. Auch der „Nachbargletscher“, der Krunebreen, zeigte sich in der Sonne.

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Kjenndalsbreen

Hier vom Parkplatz ging es noch einige Meter zu Fuß weiter, bis wir wirklich am Fuß standen. Mit uns nur noch eine Familie, die sehr bald ihren Rückweg antrat, so dass wir die Stille genießen konnten.

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Kjenndalsbreen

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Kjenndalsbreen

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Links davon lugt die Zunge des Krunebreen über die Felsen.

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Krunefoss

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Kruneelva (links) Krunefoss (rechts)

Um uns herum ist noch der eine oder andere Wasserfall, so z.B. der Krunefoss, der aus einer Höhe von 425 m ins Tal stürzt.

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Nonsnibba (1.803 m) und Utigardselva

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Vom Rastplatz aus hat man eine schöne Aussicht auf das Bødalsfjell, das zwischen 1.140 und 1.858 m hoch ist.

Wir fuhren zurück entlang des Lovatnet.

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Und hier zeigte die Flora herbstliche Farben.

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Noch einmal grüßen der Tindefjellsbreen und der Krunebreen, bevor wir das Kjenndal verlassen, um nach Sandane zurückzukehren.

Irgendwie hatte ich die Straßenkarte nicht richtig gedeutet – oder unsere Karte war wieder einmal veraltet. Jedenfalls stellte ich fest, dass wir bei der Fahrt am Nordufer des Innvikfjord auf dem Rückweg sehr viel Zeit verlieren würden, denn ab Stryn handelte es sich um eine vierstellige Straße, dem FV 5742. Und auf meiner Straßenkarte hörte der FV 5742 irgendwo auf – oder ich konnte die Karte nicht richtig lesen.

Kurz hinter Svarstad folgten wir dem RV 15 nach Norden, um am Horninsdalvatnet entlang zu fahren. Der See soll mit einer Tiefe von 514 m der tiefste Binnensee Europas sein.

Auf dieser Strecke sollten wir vier Tunnel durchfahren, der Kongenestunnel mit 1.118 m Länge, der Breivortunnel mit 1.382 m, der Marajøltunnel mit 855 m und der Lotetunnel, der mit2.857 m direkt am Fähranleger Lote endet.
So schafften wir es noch auf die 18.00 Uhr-Fähre, um nach Anda zu überzusetzen. Unsere Fähre, die GLOPPEFJORD, ist eine der ersten vollelektrisch betriebenen Fähren.

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GLOPPEFJORD

Sie wird, wie das Schwesterschiff, die EIDSFORD, ausschließlich durch Batteriestrom betrieben. An jedem Fähranleger befindet sich ein sog. „ferry charger“ mit dem die Batterien bei jedem Stopp aufgeladen werden.

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EIDSFJORD

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Fahrt über den Nordfjord

Es war eine herrliche Überfahrt in der frühen Abendsonne. Von Anda grüßte das kleine rotbehütete „fyrlykt“ Anda.

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Anda Leuchtfeuer, rechts der Gloppefjord
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Schon um 18.30 Uhr waren wir wieder am Hotel und freuten uns nach 226 km Tagesetappe über die reiche Fotoausbeute, die vielen Gletscher und die Wasserfälle, womit auch der andere Teil der Überschrift „erfüllt“ wäre: FOSS.

Und hier ist der Routenverlauf:

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Fortsetzung folgt
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » Fr, 10. Jan 2020, 15:47

FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 8 – Montag, 23. September – Fjorde, Stabkirchen und Herbstfarben und 16 Tunnel


Heute hatten wir die zweitlängste Tagesetappe vor uns: Von Sandane nach Gudvangen. Die Entfernung per Luftlinie wäre nur 103 Kilometer. Doch so einfach quer durch Norwegen? Da würde man ja viel zu viel versäumen. Also machten wir uns auf den Weg der 279 km langen Strecke, die für uns aber kurzweilig und interessant war.

Wieder saßen wir um 10.00 Uhr im Auto. Es ging zurück auf der E 39 entlang des Breimsvatnet, um dann bei Skei auf den RV 5 abzubiegen. Nach eineinhalb Stunden Fahrt stießen wir auf einen ungewöhnlichen Verkehrsstau: Eine große Herde Ziegen versperrte die Weiterfahrt. Auf der Gegenfahrbahn staute es sich wie auch auf unserer Fahrbahn. Da half auch kein sachtes Nachschieben mit dem Auto. Die blieben einfach stehen. Jetzt weiß ich, warum man sagt „Du blöde Ziege“.

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Der Wohnmobilfahrer auf der Gegenfahrbahn stieg aus und versuchte es mit Klapsen auf den Allerwertesten der Ziegen. Irgendwann klappte es und wir konnten weiterfahren.

Eine Viertelstunde später standen wir wieder vor dem Bøyabreen, der von der Mittagssonne herrlich angestrahlt wurde.

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Bøyabreen

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Hier vor dem Fjærlandstunnel zeigten sich auch andere herbstliche Erscheinungen: Aus den feuchten Wiesen dampfte es, Tautropfen lagen auf und feine Spinnweben hingen zwischen den Gräsern.

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Auf der anderen Seite des Tunnels sahen wir wieder den Flatbreen und Supphellebreen, dieses Mal in der Mittagssonne.

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Flatbreen

Wir hielten noch einmal am Rastplatz bei Berge, um vom Fjærlandsfjord und Fjærland Abschied zu nehmen, denn es ist anzunehmen, dass wir so schnell nicht wieder an diese – bei gutem Wetter – paradiesischen Orte kommen werden.

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Fjærlandsfjord von Berge aus gesehen

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Fjærland

Gegen 13.00 Uhr knurrte der Magen, es wurde Zeit für einen Kaffee und eine Waffel. Diese Stärkung erhielten wir in der Cafeteria der „Heibergske Samlinger“ bei Kaupanger.

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Es ist das Volksmuseum im Sogn. Meine Frau hat dann folgende Einzelheiten herausgefunden:
„Zurückzuführen ist das Museum auf Gert Falch Heiberg (1871-1944), einem der bedeutendsten norwegischen Museumsgründer. Er trug aus dem ganzen Land Werkzeuge und Geräte aus Handwerk und Landwirtschaft zusammen. Auf den ersten Blick interessiert uns das gar nicht so sehr, solche Ausstellungen haben wir schon so oft gesehen. Erst später lesen wir, dass es sich hierbei um eines der ältesten und größten Museen in Norwegen handelt mit Ausstellungen nicht nur über Handwerk und Landwirtschaft, sondern auch über Bauernkunst, Kleider, Textilien und vielem mehr. Über 30 Gebäude vom Mittelalter bis heute sind dort zu sehen. Vielleicht ist es doch schade, dass wir uns nicht die Zeit dafür genommen haben.“

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Kaum, dass wir unseren Kaffee getrunken hatten, erschien ein Bus. Meine Frau sprintete zur Toilette, denn wenn eine Busladung mit Touristen kommt, sind die Toiletten die nächste halbe Stunde blockiert, wenn nicht länger. So war es übrigens jetzt auch auf der Herrentoilette. Unglaublich, wie schnell der gesamte Eingangs- und Kassenbereich blockiert war. Dieses Mal war es eine Gruppe Engländer.

Als wir den Kaffee ausgetrunken hatten, schauten wir uns noch einmal den Souvenirbereich an und ich wurde fündig. Dort gab es Karten, die beim Öffnen entweder die Anfangstakte der Peer Gynt-Suite. Nr. 1 „In der Halle des Bergkönigs“ von Edvard Grieg erklingen lässt oder das Krähen eines Hahns oder das Blöken eine Lamms. Ungeachtet dessen, dass der Tourist-Guide versuchte, sich bei seinen Schützlingen trotz deren ziemlich lauten Gebrabbels Gehör zu verschaffen, probierte ich einige Karten aus und entschied mich für vier Karten für unsere Enkel und Freunde.

Netterweise unterbrach die junge Dame an der Kasse die Bedienung der hungrigen Engländer und kassierte mein bereits abgezähltes Geld, so dass wir unsere Fahrt fortsetzen konnten.

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„Übergroßes“ Milchfass

Unser nächstes Ziel war Lærdalsøyri. Bei Kaupanger wies uns ein Schild auf eine Fähre hin. Dann fahren wir mal in die Richtung, obwohl unsere „Else“, unser Navi, eine andere Route vorschlug. Manches Mal musste man sich über die Anweisungen von Else hinwegsetze, insbesondere dann, wenn sie meinte, dass wir im Tunnel wenden sollten. Ich fuhr also Richtung Fähre, wie ich es meinte. Auf diesem Weg lag aber auch wieder eine Stabkirche, die von Kaupanger. Seit dem Baujahr 1140 wurde diese größte Stabkirche in Sogn über 850 Jahre als Pfarrkirche benutzt. Schnell noch in paar Fotos von außen, denn dort unten lag ja die Fähre. War sie das?

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Also fuhr ich runter zur Fähre und stellte fest, dass sie neben dem Anleger lag und kein Fährbetrieb stattfand. Das war dann wohl die Sommerfähre!

Schnell auf die Karte geschaut und ab die Post zur Fähre von Mannheller nach Fodnes. Wir hatten es gerade so geschafft, denn kaum waren wir an Bord, fuhr die Fähre los. Diese Fähre wird ausschließlich elektrisch betrieben.

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Hier ist der Landanschluss

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Eine Fährfahrt in Norwegen ohne Sveler ist wohl für die meisten Norweger undenkbar. Für mich schon, weil ich kein Freund von Brunost bin.

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Fodnes Leuchtfeuer am Sognefjord

Gleich hinter dem Fähranleger führte die Straße zum 6.604 m langen Fodnestunnel, der wiederum kurz vor Lærdalsøyri endet.

Ich hatte ja schon oft Reiseberichte im Norwegen-Freunde Forum gelesen, die begeistert von Lærdalsøyri berichteten und so war diese Station irgendwie „Pflicht“ – und wir wurden nicht enttäuscht.

Lærdalsøyri empfing uns mit fantastischen Spiegelbildern. Und in den Gassen zwischen den rund 100 Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert war nicht eine Menschenseele zu sehen. Wir beide waren richtig begeistert von diesem Kleinod. Überall fanden wir Fotomotive.

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Lærdalsøyri ist als Handelsplatz im 18. Jahrhundert entstanden. Einige alte Lagerhäuser stehen noch am Wasser, werden aber nicht mehr benutzt.

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Im Jahr 2014 hatte es ja ein schreckliches Feuer gegeben, bei dem etwa 40 Häuser zerstört wurden. Heute sieht man nichts mehr davon, d.h. es sind keine Spuren der Vernichtung vorhanden. Alles wirkte toll gepflegt.

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Wir schlenderten wohl gute 40 Minuten durch diese hübsche Sammlung alter Häuser, die uns mehr zusagte, als die „vielgepriesenen“ Holzhäuser in der Sjøgata in Mosjøen.

Hier noch einige Eindrücke von Lærdalsøyri

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Und wer genau hinsieht, kann den kleinen Wichtel im Fenster oben erkennen.

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Im Anschluss machten wir eine kleine „Deviation“ zur Borgund Stabkirche, knapp 30 Kilometer von Lærdalsøyri entfernt. Dieser Abstecher war ein Vorschlag meiner Frau, schon vor Beginn unserer Reise. Knapp eine halbe Stunde später erreichten wir die Stabkirche, bezahlten brav unseren Eintritt, denn wir wollten diese „besterhaltene Stabkirche Norwegens“ auch von innen besichtigen.

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Meine Frau schrieb:
„Gebaut etwa 1180 gehört sie heute zu den besterhaltenen Stabkirchen in Norwegen. Trotz der Dunkelheit im Innenraum kann man die Umgebung einigermaßen erkennen. Die gut erhaltene Holzkonstruktion ist schon eindrucksvoll, ebenso der noch erhaltene Steinalter und das Taufbecken aus Speckstein. Bis 1868 wurde die Kirche für Gottesdienste genutzt. 100 Meter weiter wurde jedoch eine neue Kirche gebaut, die diese Funktion heute erfüllt. Auch einen Glockenturm gibt es, von dem angenommen wird, dass er wegen seiner mittelalterlichen Konstruktion zur selben Zeit gebaut wurde wie die alte Kirche. Er steht etwas abseits zwischen Friedhof und neuer Kirche.“

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Wir waren beide einhellig der Auffassung, dass sich der Abstecher gelohnt hat!

Fortsetzung Tag 8 – Teil 2 folgt
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » Fr, 10. Jan 2020, 16:21

FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 8 – Teil 2 - Montag, 23. September – Fjorde, Stabkirchen und Herbstfarben und 16 Tunnel


Ich hatte die ganze Zeit überlegt, ob ich den längsten Straßentunnel der Welt (noch), den 24,5 km langen Lærdalstunnel, nehmen sollte oder lieber die Strecke über das Aurlandsfjell. Da ich ja keinerlei Schwierigkeiten mit dem Sognefjell hatte, entschied ich mich für das Aurlandsfjell – und es sollte sich lohnen!

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Die 1967 eröffnete Straße führt gleich hinter Lærdalsøyri auf das Fjell bis auf 1.306 m Höhe. Zu Beginn ist sie sehr schmal und ausgerechnet hier kam mir ein großer Trecker mit Anhänger entgegen. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme ging es aber.

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Langsam ging es durch das Erdal bergan. Nebenan rauschte die Erdalselvi, eine Art Stromschnelle.

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Grånosi (1.312 m)

Je weiter wir nach oben kamen, umso bunter wurden die Herbstfarben. Es war in der Tat ein herbstliches Märchenland.

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Als wir die Nalfarhøgdi bei dem Storagrovvatnet erreichten – hier liegt etwa der Scheitelpunkt –, verschlug es uns die Sprache:

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In der Ferne konnten wir die Gipfel des Hurrungane, des westlichen Teils von Jotunheimen, ausmachen. Wie wir später herausgefunden haben, betrug die Sicht über das herbstliche Fjell auf die schneebedeckten Gipfel 75 (!!!) Kilometer. Dies war für uns ein unglaublich packender Ausblick – von dem wir auch heute noch schwärmen.

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Und zu besseren Erkennung habe ich mal die Gipfel mit Hilfe eines Bekannten markiert.

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Wir konnten uns von dem Ausblick auf die Hurrungane nicht losreißen, wie so oft auf dieser Reise bei besonderen Motiven.

Hier oben war es unglaublich still, denn kein Lufthauch war zu spüren. Und Autos kamen nur sehr vereinzelt. Wir fühlten uns wie in einer Mondlandschaft, denn wir befanden uns oberhalb der Baumgrenze. Selbst Moose und Gräser waren nur noch vereinzelt zu sehen, dafür immense Steinwüsten.

Als wir oberhalb des Hornsvatnet standen, konnten wir in der Ferne den Hardangerjøkulen ausmachen. Das hab ich aber erst Zuhause festgestellt anhand von Karten und Vergleichsfotografien der enthusiastischen Norweger, die auch hier ihr extensives „uteliv“ mit Ski und Kamera praktizieren.

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Links Hardangerjøkulen, rechts Hallingskarvet, das ja auch fast 2.000 m hohe Berge aufzuweisen hat, so dass diese vom Aurlandsfjell zu sehen waren.

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Hornsnipa (1.676 m)

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Hornsvatnet


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Hornsvatnet

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Auch hier oben hatte es schon geschneit

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Hornsnipa

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Tissedalsflyane und Midjedal – im Hintergrund wieder Hardangerjøkulen und rechts Hallingskarvet


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Narfalhoegdi

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Narfalbakkane

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Es war jetzt kurz vor 18.00 Uhr und langsam aber sicher führte uns die Straße wieder bergab und wir erreichten wieder die Baumgrenze.

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Baumgrenze

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Aussicht auf den Aurlandsfjord. Unten ist das kleine Ausflugsboot kaum zu erkennen.

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Aurlandsfjord

Zehn Minuten später standen wir am spektakulären Aussichtspunkt Stegasteinen und hatten eine wahnsinnig tolle Aussicht auf den Aurlandsfjord in der Abendsonne. Auch wenn ich mittlerweile so meine Schwierigkeiten mit der Höhe habe, habe ich mich dennoch auf die Aussichtsplattform gewagt und erhielt dadurch einen atemberaubenden Ausblick auf Fjord und Berge.

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Aussichtsplattform Stegastein

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Aurlandsfjord

Zuhause habe ich dann feststellen können, dass wir „rechtzeitig“ über das Aurlandsfjell gefahren sind, denn bereits ab 29. Oktober wurde die Strecke laut Statens Vegvesen für den Winter geschlossen:
„GJELDER FRA: 29 okt 2019 kl. 11:57
GJELDER TIL: Inntil videre“

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Nun wurde es Zeit zum Hotel zu kommen. Wir hatten das Gudvangen Fjordtell gebucht und waren gespannt, was uns dort erwarten würde.

Nachdem wir die nicht so schwierig zu fahrenden abwärtsführenden Serpentinen „gemanaged“ hatten, passierten wir Flåm und fuhren durch den 5.035 m langen Flenjatunnel und anschließend durch den 11,4 km langen Gudvangatunnel, der bis zur Fertigstellung des Lærdaltunnels 2000 der längste Tunnel Norwegens war.

Um 19.00 Uhr erreichten wir das Fjordtell und wurden sehr herzlich empfangen, nachdem wir die Rezeption gefunden hatten, die sich hinter dem Souvenirgeschäft am Eingang befand. Und für den Rest des Tages lasse ich mal wieder meine Frau über den Eindruck des Hotels und den Abend berichten:
„Dort (an der Rezeption) bekommen wir den Schlüssel und die Mitteilung, dass sich die Zimmer in dem Rundbau nebenan befinden. Das ist ja interessant. Wir peilen erstmal die Lage – und sind wieder einmal begeistert. Die gesamte Anlage ist im Wikingerstil gehalten, natürlich auch unser Zimmer, und so kommt es, dass wir die nächsten beiden Nächte in einem Wikingerboot schlafen werden. Durch ein Oberlicht kann man in den Nachthimmel sehen.

Schnell wird klar, dass dieses Hotel zu den urigsten auf unserer Reise zählt. Solch eine originelle Einrichtung hatten wir nirgends. Tolle Idee! Gegenüber dem Hotel befindet sich das Wikingerdorf Njardarheimr, in dem nach Wikingermanier gekocht und gearbeitet wird. Das ist wohl eher etwas für Familien mit Kindern.

Wir richten uns erstmal in unserem neuen Domizil ein und gehen danach zum Essen ins Restaurant, das genauso urig und gemütlich ist wie der Rest der Anlage.

Schließlich fragen wir in der Rezeption nach einem zweiten Hocker für den Schreibtisch, damit wir zusammen dort unsere Fotos ansehen können. Kein Problem, er wird sofort aus dem nebenan liegenden unbesetzten Zimmer geholt. Super Service!

Ein kleiner Nachteil ist allerdings, dass es keine Nachttischlampen gibt. Jedenfalls jetzt noch nicht, das ist noch in Arbeit, wird uns mitgeteilt. Wir lassen deshalb das Licht im Bad an und die Tür einen Spalt auf, damit wir des Nachts ohne Prellungen oder Schlimmerem den Weg finden. Das klappt auch ganz gut. Außerdem haben wir ja auch noch Taschenlampen.

Nachdem wir uns nun mit den Gegebenheiten vertraut gemacht haben, begutachten wir unsere heutigen Fotos und lassen diesen spannenden Tag langsam ausklingen. Dann heißt es: Ab ins Wikingerboot.“


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Aber dann gab’s eine leckere Suppe.

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Unser Hotelzimmer

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Abendliche Auswertung der Fotos

Dies war der Streckenverlauf:

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Fortsetzung folgt.
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Kumulus » Fr, 10. Jan 2020, 20:16

Eine sehr stimmungsvolle Fortsetzung; diese Herbstfarben entlang von Fjell und Fjord und natürlich auch die Schlafstätte der Wikinger. Interessant für mich Frühjahr und Herbst quasi "nebeneinandergestellt" erleben zu können. Denn ich war ja gerade erst im Juni auf dem Aurlandsfjell. Damals lag dort noch Schnee und bei eurer Fahrt lag schon wieder (etwas) Schnee. Der Schneeweg wird seinem Namen gerecht. Und ihr habt sehr gut daran getan, die lange Tunnelfahrt eventuell ein anderes Mal zu nutzen.

Schönen Abend und
Danke
Martin
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » Sa, 11. Jan 2020, 17:07

Danke Martin! Ja, dass wir über den "Schneeweg" gefahren sind, war sicherlich eine der besten Entscheidungen. Wir sind immer noch ganz hin und weg von den Eindrücken.
Jetzt geht's weiter.

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FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 9 Teil 1 – Dienstag 24. September – Auf elektrischen Puschen durch die Fjorde – Spiegelbilder und Herbstfarben


Von Anbeginn unserer Reiseplanung war eine Fahrt mit dem Katamaran von Gudvangen nach Flåm und zurück durch den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Nærøyfjord und den Aurlandsfjord geplant. Wir hätten auch eine Fahrt mit der kleinen Auto-Passagierfähre SKÅNEVIK oder FANÅRAAKEN machen können und die andere Tour mit einem der modernen Katamarane. Wir haben uns letztendlich für „tur-retur“ mit der FUTURE OF THE FJORDS entschieden, von der wir schon Fotos gesehen hatten. Die FUTURE OF THE FJORDS ist ein komplett elektrisch betriebener Katamaran mit Platz für bis zu 400 Passagiere. Da die Außendecks wie Rampen konstruiert sind, hat jeder Passagier Platz genug, um die Fahrt durch die engen Fjorde, vor allem durch den Nærøyfjord, von Deck aus zu genießen.

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VISION OF THE FJORDS, denn unser Schiff konnten wir ja nicht fotografieren, da wir uns ja darauf befanden 

Die FUTURE OF THE FJORDS ist das zweite Schiff der Reederei Brødrene Aa, die beide Schiffe auch gebaut hat. Während das erste Schiff, die VISION OF THE FJORDS, ein sog. Plug-in-Hybrid-Schiff ist, wird die FUTURE OF THE FJORDS, mit der wir nun fahren werden, ausschließlich elektrisch betrieben. Sie (Schiffe sind ja immer weiblich) wurde 2018 auf der internationalen Messe SMM in Hamburg 2018 zum Schiff des Jahres gewählt. Es heißt, dass sie
„… in einem innovativen Verfahren … von einer einzigartigen schwimmenden Power-Dock-Batteriestation in nur 20 Minuten geladen“
wird. Die FUTURE OF THE FJORDS ist 42 m lang und hat einen Rumpf aus Kohlefaser.

Weitere Information findet man hier:
https://businessportal-norwegen.com/201 ... hres-2018/

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Nun aber zu unserem Tag. Während meine Frau mir morgens erzählte, dass sie nachts das Sternbild des Großen Wagens durch das Oberlicht gesehen hat, habe ich hervorragend geschlafen.

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Fordtell – Über der Tür das Oberlicht

Nach dem Frühstück suchten wir das Ticketbüro auf und buchten Hin- und Rückfahrt für umgerechnet 75 € pro Person für viereinhalb Stunden Fjordfahrt. Das ist nur etwas mehr als die Hafenrundfahrten in Hamburg nehmen, wenn man das auf die Fahrtzeit umrechnet – aber auf jeden Fall lohnenswert, wie wir im Nachhinein feststellen konnten.

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FUTURE OF THE FJORDS – an der Powerbank, die zugleich als Anleger dient

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Noch wird die Batterie aufgeladen

„Boarding“ war um 11.15 Uhr. Neben uns war eine „schnatternde japanische Reisegruppe mit an Bord“ wie meine Frau schrieb. Auch hier mussten wir an Deck den „fuchtelnden Selfie-Sticks“ ausweichen – aber es ging.

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Kjellfoss

Vom Oberdeck konnten wir im Nærøydal auf der östlichen Seite den Kjellfoss ausmachen, der eine Fallhöhe von 840 m aufweist. Der Name Kjellfoss (Kesselwasserfall) soll entstanden sein, als ein Milchmädchen seinen Kessel im Fluss vergaß und dieser in den Wasserfall gespült wurde

Pünktlich um 11.30 Uhr setzte sich der „elektrische Puschen“ („Puschen“ ist norddeutsch für Hausschuhe) in Bewegung. Das Wetter spielte wieder mit: Windstille und strahlend-blauer Himmel. Allerdings hätte ich mir doch einen etwas dickeren Pullover anziehen sollen, denn durch den Fahrtwind war es im Schatten der steilen, teilweise über 1.400 m hohen Berge ziemlich frisch.

Neben uns legte die Auto-Passagierfähre SKÅNEVIK an und an der Pier lag das kleine norwegische Küstenmotorschiff WILSON HOLLA, um Kies zu laden.

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MS SKÅNEVIK

Nun ging es durch den Nærøyfjord, der ca. 17 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle nur 250 m breit ist.

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Breidskrednosi (1.189 m)

Uns boten sich fantastische Licht- und Schattenspiele. Auch hier konnten wir wieder Spiegelbilder fotografieren. Der obere Teil der Berge lag teilweise in der Sonne, während unten fast schwarzer Schatten herrschte.

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Bakka Kirche (links) und Skoganosi (1.295m)

Die kleine Bakka Kirche von 1859 schien vom 1.295 m hohen Skoganosi erdrückt zu werden. Bakka ist direkt an das Straßennetz angeschlossen. Nachdem mehrere Gebirgsabbrüche und Erdrutsche stattfanden, wurde der 1.754 m lange Bakkatunnel gebaut und 2001 eröffnet. Im Gegensatz zu den meisten anderen hat dieser Tunnel einen Bürgersteig und an beiden Enden sog. Kältetore.

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Bakka Kirche

Hier bei Bakka ist auch die engste Stelle des Nærøyfjord mit nur 250 m Breite und der Fjord nur 12 m tief.

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Unterhalb des Breidskrednosi kann man die Gebirgsmoräne eines früheren Abbruches gut erkennen.
Auch hier unten im Fjord haben die Bäume ihr erstes Herbstkleid angelegt.

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Und wenn man genau hinschaut, dann entdeckt man doch den einen oder anderen Troll.

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Bakkanosi (1.398 m)

Durch das Spiel zwischen Licht und Schatten entstehen unglaubliche Eindrücke. So wurde die kleine Landzunge von Holmo plötzlich beleuchtet, während die andere Seite des Fjords im Schatten lag.

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Durch die Spiegelung im glatten Wasser lag die Landzunge gewissermaßen im Lichtkegel.

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Und dieses Foto ist nur 1 (!) Minute später entstanden.

Nach der Passage des kleinen Orts Bakka sahen wir auf der Backbordseite, also der Nordseite des Fjords, den Tuftefoss, der aus einer Höhe von 680 m in den Fjord fließt

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Der Ort Tufto mit dem Tuftefoss

Überall sieht man kleinere oder größere Wasserfälle; nicht alle haben einen Namen.

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Der Tuftefoss

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Durch Licht und Schatten sowie die Spiegelung im Wasser tauchen immer mehr seltsame Figuren auf. Jetzt lag die Landzunge Holmo im Schatten und formte einen Entenschnabel.

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Kjødnesviki

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Herbstfarben am Nærøyfjord

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An der Steuerbordseite fließt der Odnesfoss in den Fjord. Hiervon sieht man nur etwa 60 m, obwohl er aus einer Höhe von 650 m herabfließt.

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Der untere Teil des Oddnesfoss

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Styvefoss

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Daurmålshaugen (1.373 m) und Styvefoss

Styvefoss oder Styvifoss liegt bei der kleinen Siedlung Styvi und soll aus einer Höhe von 450 m in den Fjord fließen. Styvi, am Ostufer, also auf der Steuerbordseite, ist eine kleine Siedlung, die nur im Sommer bewohnt ist. Styvi hatte bis 1997 ein eigenes Postamt. Es war und ist immer noch das kleinste Postamt in Norwegen mit einer eigenen Postleitzahl: 5748 STYVI. Im Sommer kann man das Bauernhofmuseum und ein kleines Café besuchen – so wurde es auf dem Bildschirm an Bord angezeigt.

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Ein weiteres Ausflugsboot, die FJÆRLANDSFJORD

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Herbstfarben AUF dem Nærøyfjord

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Und wenn man genau hinsieht, kann man wieder Trollgesichter erkennen.

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Das 1.050 m hohe Aurlandsfjell

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Der kleine Ort Dyrdal

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Lægdafjell und Kalvsnesnosi

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Bevor wir in den Aurlandsfjord einbogen, tauchte an Backbordseite der Lægdafoss, oder auch Sagfoss genannt, auf. Er kommt in vier Kaskaden aus 575 m herab in den Fjord.

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Varden (1.042 m) und Håndklefjell (1.035 m), das „Handtuchgebirge“

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Einfahrt in den Aurlandsfjord

Nach etwa 50 Minuten verließen wir den Nærøyfjord und „kurvten“ um den 713 m hohen Åsen herum in den Aurlandsfjord.

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Nedberg gard – rechts

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Auf der Nordseite des Aurlandsfjord liegt auf 530 m Höhe ein Bauernhof, Nedberg gard. Diese hoch gelegenen Höfe, die man an fast allen Fjorden finden kann, hatten größere Ernteerträge, als die tiefer im Tal gelegenen, da letztere weniger Sonnenlicht hatten. So kam es, dass die Bergbauern teilweise reicher waren, als die anderen. Und man kann nachlesen, dass die reicheren Bauern sich sogar die ersten Reihen in der Undredal Stabkirche haben reservieren lassen, wenn sie jeden Sonntag über den Aurlandfjord zum Gottesdienst kamen. Wenn die Bauern aus Nedberg sich wegen Wetterbedingungen oder anderer Umstände verspätet hatten, mussten die anderen Kirchenbesucher solange warten bis die Bauern aus Nedberg ankamen.

Mehr Informationen gibt es hier: https://www.fjords.com/undredal/

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Der kleine Ort Undredal. Da wollten wir später noch hin.

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Undredal und Tvenningaholten. Sehr viel Sonne schien Undredal zu dieser Jahreszeit nicht mehr abzubekommen, denn fast alle Häuser lagen im Schatten.

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Nachdem wir Undredal, das kleine Dorf am Aurlandsfjord passiert hatten, konnten wir den oberen Teil des Blåskavlen erkenne, ein 5 qkm „großer“ Gletscher, dessen höchster Punkt 1.760 m.ü.M. liegt.

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Herbstfarben am Stoflaten am Aurlandsfjord

Ungefähr 20 Minuten, bevor wir Flåm erreichten, entdeckte ich an der Steuerbordseite den aus einer Höhe von 130 m fallenden Flugelandfoss, der allerdings relativ wenig Wasser führte.

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Bessagrovi und Håndklefjell

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Der High-Speed-Katamaran NJORD überholte uns …

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… und hinterließ ein schönes Wellenmuster.

Fortsetzung - Teil 2 folgt
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon DSR-Seemann » Sa, 11. Jan 2020, 22:13

Moin Ronald,

na das ist ja wieder ein sehr schöner Bericht hier und die Fotos erst mal, TOP.

Euer Besuch in Balestrand, mit der St. Olaf Kirche oder in Fjærland, mit seinen ganzen Büchern und die „Vision of the Fjords“ im Nærøyfjord, bringen sofort schöne Erinnerungen an meine Reise mit der „Nordstjernen“ 2017 zurück...

Das hier ist doch immer noch das beste Abendprogramm... :) DANKE!
Even after the worst storm the sun will shine again - MfG von der Ostsee, Micha.
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » So, 12. Jan 2020, 13:36

Moin Micha,
Danke!

Und es geht weiter.

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FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 9 – Teil 2 – Dienstag 24. September – Auf elektrischen Puschen durch die Fjorde - – Spiegelbilder und Herbstfarben


Bevor wir unseren Umkehrpunkt Flåm erreichten, passierten wir den Flugandefoss, der auf der westlichen Seite des Aurlandsfjord mit einer Fallhöhe von 100 m fas direkt in den Fjord fällt.

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Flugandefoss

Auf der gegenüberliegenden Seite liegt der kleine Ort Aurlandsvangen.

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Flåm

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Flåm – im Hintergrund ist der Brekkefoss mit 100 m Fallhöhe zu sehen.

Voraus lag nun Flåm, ein Ort mit 450 Einwohnern, der aber in der Hauptsaison von Tausenden Touristen regelrecht überschwemmt wird, wenn nämlich so ein schwimmender Plattenbau dort anlegt, seine „Ladung“ ausspuckt, die dann ganz schnell zur Flåmsbana eilt, um mit der – zugegebenermaßen – spektakulären Eisenbahnfahrt nach Myrdal zu fahren. Wir haben diese Fahrt auch schon gemacht und können sie nur empfehlen. Allerdings waren wir nur ca. 180 Passagiere der FRAM, die beide Strecken, bergauf und bergab, gefahren sind.

Ansonsten hat der Ort doch neben den Souvenirläden einige Sehenswürdigkeiten aufzuweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A5m

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An der Pier in Flåm lag das Hurtigboot NJORD, ein High-Speed-Katamaran, der zwischen Bergen und Flåm verkehrt und der uns ja schon überholt hatte. Diese Strecke ist Teil einer Tagestour „Norway in a nutshell“. Dabei fährt man von Bergen mit der Bahn bis nach Myrdal und steigt dort in die Flåmsbana um, die herab nach Flåm fährt. Dort steigt man dann auf die NJORD um, die den Tagestouristen zurück nach Bergen bringt. Ich vermute mal, dass man auf einer solchen Tour vor lauter Selfiesticks kein vernünftiges Foto zustande bringt.

Und wenn wir mal die Geschwindigkeit der beiden Schiffe, d.h. NJORD und FUTURE OF THE FJORDS vergleichen, dürfte der „Erholungsfaktor“ bei der geringeren Fahrt sehr viel höher sein.

Erst als NJORD und die Auto-Passagierfähre FANARAAKEN abgelegt hatten, konnten wir anlegen und die Passagiere hier aussteigen.

Wir hingegen saßen oben an Deck und konnten „Leute gucken“, d.h. den nächsten Schwarm Touristen beobachten, der jetzt an Bord kam. Der Steuermann sah uns und bedeutete uns auszusteigen. Nein, das würden wir nicht. Wir hatten ja „tur-retur“ gebucht – und er schmunzelte.

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Zwischenzeitlich „bunkerte“ der Chief Ingenieur Strom. Er ließ das Ladekabel herab, stöpselte es ein und das Laden konnte beginnen – ohne, dass er befürchten musste, wie es manches Mal passieren kann, dass der Ölschlauch bricht und das ausfließende Öl die Umgebung verschmutzt.

Um kurz nach 14.00 Uhr ging es zurück und nun konnten wir die Fahrt noch einmal genießen ohne „Fotostress“ – dafür mit mehr Ruhe an wiederum anderen An- und Aussichten.

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Das 1.149 m hohe Lægdafjell

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Krossnes am Nærøyfjord

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Bakkanosi (1.398 m) und Vardafjell (1.470 m)

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Der kleine Ort Dyrdal lag jetzt in der Sonne. Er ist nur im Sommer bewohnt und kann nur mit dem Boot erreicht werden kann.
Orte und Berge, die am Vormittag im Schatten lagen, wurden nun von der Sonne bestrahlt. Dadurch kamen natürlich auch die Herbstfarben besser heraus.

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Bakkanosi und Tuftefoss

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Die kleine Siedlung Styvi

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Styvefoss

Die Rundfahrt näherte sich dem Ende und schon war wieder der Tuftofoss zu erkennen.

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Styvefoss oder Styvifoss

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An Steuerbordseite liegt der Styvefoss ebenfalls in der Sonne.

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Auch Holmo hat andere Schattierungen angelegt.

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Holmo

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Holmagrunnen

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Tuftefoss

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Tufto und Tuftefoss

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Bakkasund

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Bakkasund

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Nisedalen (1.196m)

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Je näher wir Gudvangen kamen, umso deutlicher hatte sich eine Abgaswolke über den Fjord gelegt. Anscheinend „lief sich die WILSON HOLLA warm“, denn auf der Back, dem Vorschiff, waren schon Besatzungsmitglieder zu sehen, um die Leinen beim Ablegen einzuholen.

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Wir waren pünktlich um 16.00 Uhr wieder in Gudvangen und der Chief Ingenieur dockte per Fernbedienung erneut seine Ladekabel an, denn es sollte noch eine Fahrt stattfinden.

Wir haben festgestellt, dass es eine gute Idee war „tur-retur“ zu buchen, denn so haben wir beide Fjorde in unterschiedlichem Licht und daher im unterschiedlichen Licht- und Schattenspiel erlebt.
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Da der Nachmittag noch „jung“ war, beschlossen wir nach Undredal zu fahren, um die dortige Stabkirche zu besuchen. Es ging auf der E 16 durch den 11,428 km langen Gudvangatunnel, an dessen Ausgang wir auf den FV 5626 in das Undredal einbogen. Der Gudvangatunnel war bis zur Fertigstellung des Lærdalstunnel der längste Tunnel Norwegens.
Die Berge links sind über 1.700 m hoch, die auf der rechten Seite über 1.400 m, so dass das Tal doch etwas düster wirkte.

Undredal ist nicht nur für die kleinste Stabkirche Norwegens bekannt, sondern auch für seinen berühmten „geitost“, den Ziegenkäse. Dort findet alle zwei Jahre ein großes Ziegenkäsefestival statt, auf dem der beste Käse preisgekrönt wird.
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Verkehrsstau der besonderen Art

Und dann stießen wir auch schon auf die Produzenten: Eine Herde Ziegen zockelt vor uns her und will uns offensichtlich den Weg nach Undredal zeigen, bis sie dann allerdings stehen blieben. Einige Ziegen sind sich noch unschlüssig, in welche Richtung sie denn jetzt laufen wollen, andere kreuzen unseren Weg vor unserem Auto. Man muss schon aufpassen. Dann aber habe ich mich des Wohnmobilfahrers entsonnen, bin ausgestiegen und habe einigen Ziegen per „Schub“ gezeigt, wohin sie denn nun sollen.

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So kamen wir dann doch noch letztendlich nach Undredal.

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Undredal, Aurlandsfjord, im Hintergrund der Blåskavlen

Die kleine Stabkirche, dessen Turm wir ja schon von der Fähre ausgemacht hatten, war auf den ersten Blick nicht als Stabkirche zu erkennen, auch nicht auf den zweiten Blick.

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Lediglich ein kleines Schild an der Seite weist darauf hin: „UNDREDAL KYRKJE – BYGD SOM STAVKYRKJE 1147“. Innen in der Kirche hat man die Jahreszahl 1147 eingeschnitzt gefunden. Damit ist die kleinste Stabkirche Norwegens „nur“ 17 Jahre jünger als die Urnes Stabkirche aus 1130.

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Die Kirche wird noch immer als Dorfkirche genutzt. Schade, dass sie nicht geöffnet war, denn von innen scheint sie sehr hübsche Ausschmückungen zu haben, wie man hier sehen kann:

https://de.wikipedia.org/wiki/Stabkirche_Undredal

Aber auch von außen ist die kleine Kirche mit nur 40 Plätzen hübsch anzusehen.

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Anschließend bummelten wir noch etwas durch das kleine Dorf mit seinen 110 Einwohnern und gingen auch runter zur „Undredal brygge“, wo die kleinen Fjordfähren anlegen. Auch hier stehen urige, alte Häuser, die wohl als Lagerhäuser dienten oder noch dienen.

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Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Ostseite des Aurlandsfjord und den 1.705 m hohen Blåskalven mit einem kleinen Gletscher als weißem Farbtupfer obendrauf. Die Berge der Westseite des Aurlandsfjord warfen teilweise witzige Schatten auf die andere Seite. Einer sah aus wie ein Vogel.

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Ja, Undredal hat ein «Visitor Center». Muss es ja auch, denn wenn das Ziegenkäsefestival stattfindet braucht man ja auch seine Orientierung...

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Auf dem kleinen Dorfplatz steht eine Ziege aus Bronze, geschaffen von dem bekannten norwegischen Bildhauer Ole Waksvik, der der Haupteinkunftsquelle des Ortes 1981 ein Denkmal geschaffen hat.

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Nun ging es zurück nach Gudvangen zum Abendessen – dieses Mal ohne Ziegenhindernis.

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Gudvangen Fjordtell

Danach zogen wir uns nach einem sehr entspannten Tag in unser Wikingerboot zurück.

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Wikingerboot

Fortsetzung folgt
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » So, 12. Jan 2020, 16:20

FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 10 – 25. September – Kurs Süd über unbekannte und bekannte Orte


Leider müssen wir diesen schönen und beeindruckenden Teil Norwegens verlassen und uns unwiderruflich auf den Weg nach Süden begeben. Das hat ja wohl jede Reise so an sich. Aber wir hatten ja noch einige Anlaufpunkte auf der Liste.
Um kurz nach 10 Uhr saßen wir im Auto und fuhren durch das Nærøydal auf der E 16 entlang der Stalheimselvi, bis wir bei Oppheim einen Hinweis auf eine Sehenswürdigkeit sahen und ein Wegweiser mit der Aufschrift „Mor si grav“.

Dann folgte ein weiterer Wegweiser zum „Oppheim gamle prestegard“. Und so stiegen wir aus und folgten den Hinweisen.

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Der westnorwegische Dichter Per Sivle hat 1859 im Alter von zwei Jahren seine Mutter verloren und ihr später ein Gedicht gewidmet: „Den fyrste song“ – das erste Wiegenlied. Und hier ist nun eine kleine Gedenkstätte für alle Mütter Norwegens, so heißt es in der Beschreibung.

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Auch ein Gästebuch ist vorhanden

Oberhalb des kleinen Grabes steht eine Ansammlung von fünf Holzhäusern, deren Baustil und Anordnung der Häuser auf das Mittelalter zurückgeht. Das älteste Gebäude wurde 1550 errichtet. Sie gehören alle zum alten Bauernhof des Pfarrhauses von Oppheim. Obwohl seit der Zeit des Katholizismus kein Pfarrer mehr in dem alten Pfarrhaus gelebt hat, gehörte der Bauernhof der Kirche.


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Heute ist der „Oppheim gamle prestegard“ Teil des Voss Volksmuseums. Es hat keine festen Öffnungszeiten, kann aber von außen jederzeit besichtigt werden. Wird eine Führung gewünscht soll man sich an das Volksmuseum in Voss wenden: voss.folkemuseum@hvm.museum.no.

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Oppheim gamle prestegard

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Oppheim Kirche von 1871

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Vor der alten Kirche von Oppheim aus dem Jahr 1871 steht ein Minnestein, der 1914 errichtet wurde und an die Verabschiedung der Verfassung von Eidsvoll 1814 erinnern soll.

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Tvindefoss

Unser nächster Stopp erfolgte nach 20 Minuten am Tvindefoss. Obwohl es in den vergangenen Monaten stark geregnet hatte, führte er heute nur wenig Wasser. Offensichtlich genug, um einen Reiseführer einer Reisegruppe zu veranlassen, hier einen Fotostopp einzulegen. Die Touristen interessierten sich allerdings nicht so sehr für den Wasserfall, sondern für die zahlreichen Souvenirs „Made in China“. Der Wasserfall soll eine Fallhöhe von 152 m haben, es heißt aber auch, dass es wohl weniger, also 110 m, sind.

Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir den Ort Voss. Das Skigebiet um Voss ist eines der größten in Westnorwegen und sehr beliebt. So wurde dann hier auch die größte und modernste Gondelbahn Nordeuropas gebaut. Sie führt in knapp sieben Minuten auf den 820 m hohen Hausberg, den Hangurstoppen, hat aber auch ihren Preis: ab 395 NOK.

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Hier kann man mehr über die moderne Bahn erfahren: https://www.visitflam.com/de/activities/voss-gondol/

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Street Art in Voss

Voss selbst ist im Zweiten Weltkrieg arg zerstört worden, so dass nur wenige ältere Häuser verschont blieben. Auch die 1277 gebaute Steinkirche blieb erhalten. Ihre Mauern sind bis zu zwei Meter dick.

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Voss Steinkirche

Vor der Kirche in Voss befinden sich drei Stelen, auf denen die Portraits der Künstlerfamilien Bergslien abgebildet sind.

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Der bekannteste von ihnen war der Maler Knud Bergslien, der das berühmte Bild „Die Birkebeiner“ gemalt hatte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Knud_Bergslien

Und hier kann man mehr über die Birkebeiner und ihre Umtriebe erfahren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Birkebeiner
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In Voss übernachteten wir 1995 auf unserer ersten Norwegenreise und unternahmen unseren ersten Touristenflug in einem Wasserflugzeug über den Hardangerfjord, Sørfjord mit dem Gletscher Folgefonna und den Eidsfjord – es war ein sagenhaftes Erlebnis bei Windstille und strahlend blauem Himmel.

Nach einem kurzen Rundgang ging es weiter zum nächsten Wasserfall, der nur zwanzig Minuten entfernt lag: Skjervsfoss. Den Hinweis auf den Wasserfall findet man aber nur (von Norden kommend) oben auf dem Parkplatz.

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Der obere Teil des Skjervsfoss

Hier befinden sich mehrere Informationstafeln rund um den Wasserfall und die Wanderwege, Stiegen und Treppen. Das war aber nichts für unsere wackeligen Beine. Auf einem Foto auf einer der Informationstafeln standen zwei Radfahrer vor dem Wasserfall. Das brachte uns zu der Überlegung, dass wir dort doch auch irgendwie hinkommen müssten.

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WC mit Aussicht

Zuerst aber suchten wir die dort befindlichen Toiletten auf, die bei einem Besuch eine Überraschung parat hielten: Die Fensterfronten verliefen zur Storelvi, dem wasserführenden Fluss für den Wasserfall und zwar auch nach unten! Ansonsten aber – wie oft gewohnt auf den Nationalen Touristenstraßen – einwandfrei hygienische Toiletten.

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Olavstølnuten (1.137 m) und Espelandsdalen

Vom Parkplatz aus hatten wir eine tolle Sicht auf das Espelandsdal und den 1.137 m hohen Olavstølsnuten.
Anmerkung: Der neugestaltete Parkplatzt ist auf StreetView noch nicht zu sehen, da die Aufnahmen dort aus dem Jahr 2009 stammen.

Anschließend fuhren wir die alte Hauptstraße über Serpentinen nach unten. Dazu musste man aber vorher den RV 13 verlassen und den Tunsbergtunnel „rechts“ liegen lassen.

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Unten angekommen hatten wir eine sehr schöne Aussicht auf den aus zwei Fällen bestehenden Skjervsfoss, der eine Fallhöhe von 150 m aufweist.

Unten ist zwar nur ein für Behinderte ausgewiesener Parkplatz; davor war aber noch etwas Platz für uns, so dass wir unsere Fotos schießen konnten, glücklicherweise mit einem kleinen Regenbogen davor.

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Wer will, kann auch den Weg zum Wasserfall machen, sollte sich aber vorher ein Regencape anlegen und die Kamera ebenfalls schützen. In diesem Fall waren es in der Tat zwei Radfahrer, die sich wohl vom Foto auf der Infotafel inspiriert auf den Weg gemacht hatten und uns zunächst den ungestörten Blick raubten. Ungeachtet meines Hinweises, dass wir ein Foto machen wollten, gingen sie stattdessen weiter in das Bild hinein. Na ja, zum Schluß gelang dann doch noch ein Foto und Photoshop macht ja auch einiges möglich.

Weitere Informationen findet man hier: https://www.nasjonaleturistveger.no/de/ ... ervsfossen

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Vom Ort Granvin und der dort befindlichen Holzhausarchitektur hatte ich schon vor Reisebeginn gelesen. Also machten wir einen Abstecher entlang des Granvinvatnet und der Kyrkjeelvi.

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In der Tat standen dort einige hübsche Häuser, u.a. der „Granvin Jaunsen gjestegard“, dessen ältester Teil aus dem Jahr 1674 stammt.

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Ich hatte ja schon in einem Reisebericht von dem ungewöhnlichen Projekt des 7.520 m langen Vallaviktunnel gelesen, aber dass der so spektakulär wirkt, überraschte dann doch. Hatten wir doch den Eidfjord im August 2013 fünf Tage vor Eröffnung der Hardangerbrücke mit den auf beiden Seiten befindlichen Tunnelanlagen noch mit der Fähre überquert.
Und dann kam sie, die Überraschung: Kreisverkehr im Tunnel vom Blaulicht beschienen. Das können auch nur die norwegischen Architekten, Straßen- und Brückenbauer.

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Allerdings habe ich Zuhause festgestellt, dass Kreisverkehre im Tunnel in Norwegen auch in den Städten Oslo, Tromsø und Arendal bestehen – jedoch ohne Blaulicht.

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Dann ging es über die 1.380 m lange Hardangerbrücke hinein in den auf der Südseite des Eidfjords gelegenen 1.200 m langen Butunnel, an dessen Ende sich wiederrum ein Verkehrskreisel befindet.

Mehr Informationen über die Hardangerbrücke findet man hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hardangerbrua

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Butunnel

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AMERA im Hardangerfjord

Nach dem Verlassen des Tunnels hatten wir den Blick auf den Hardanger- und den Sørfjord. Gegenüber liegt der kleine Ort Utne, der mit Kinsarvik und Kvanndal mit der Fähre erreicht werden kann.

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Fähre von Utne nach Kinsarvik

Nach kurzer Fahrtstrecke legten wir in Kinsarvik eine Kaffeepause ein. Meine Frau meinte, dass in der „Spiseri Gløyp“ nicht nur die Bedienung etwas unaufmerksam war, sondern der Kaffee auch viel zu stark und viel zu teuer: 32 NOK! Das ist auf dieser Reise das zweite Mal, dass ich mich über Preise in Norwegen äußere.

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Anschließend machten wir einen Rundgang über den Friedhof und um die zwischen 1150 und 1160 gebaute Steinkirche, die eine der ältesten Norwegens ist.

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Hoch oben am Westgiebel befindet sich eine Fensteröffnung, die in das Dachgeschoss der Kirche führt. Es heißt, dass man hier in alten Zeiten die Masten und Segel der lokalen Schiffe den Winter über aufbewahrt hat.

Anschließend statteten wir dem Geschäft des Familienunternehmens Hardanger Bestikk noch einen Besuch ab. Ab und zu fallen dann ja ganz zufällig auch Mitbringsel für die Zuhausegebliebenen vor die Füße, was allerdings dieses Mal nicht der Fall war. Allerdings haben wir mit Genugtuung festgestellt, dass das von uns Zuhause verwendete Hardanger-Besteck „Carina“ immer noch gefertigt wird.

Neben dem Geschäft steht die Büste des Gründers der Silberschmiede Odd Leikvoll und daneben ein etwas seltsam gestaltetes „Vogelhaus“ ...

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… mit einer Inschrift, die ich mir von meinem norwegischen Freund habe übersetzen lassen.

„Der letzte „Bärenumhertreiber“ in Kinsarvik im Jahr 1878. Der Bär läuft hinter Sjur Bråvoll hinterher und hat seine Klauen bereits in der Hose. Johannes Huse hat sich in einen Haselnussbaum gerettet.“

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„bjørnerekster“

Mein Freund schrieb dazu, dass die beiden Leute sich und andere Leute wohl damit unterhielten, dass sie vor einem Bär wegliefen. Offensichtlich eine ziemlich gefährliche Unterhaltung bzw. gefährlicher Sport. Dem kann ich nur zustimmen, wenn ich mir die Schnitzerei ansehe.

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Am Sørfjord mit Folgefonna

Weiter ging es entlang des RV 13 am Sørfjord, vorbei an den Hängen mit Apfelbaumplantagen, an denen die roten Äpfel leuchteten, wenn sich ab und an mal ein Sonnenstrahl durch die Wolken wagte.

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Blick auf den Hardangerfjord mit dem Oksen (1.241 m)

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Am Sørfjord

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Sørfjord und Folgefonna

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Folgefonna

Hier am Sørfjord fanden wir eine Wolkendecke vor, die aber glücklicherweise nicht so tief lag, so dass wir auch einige Zungen des Folgefonna entdecken konnten.

Kurz vor dem 1.272 m langen Okslatunnel entdeckten wir einen Hinweis, der vielleicht typisch ist für den heute vorherrschenden Tourismus und den Missbrauch des Jedermannsrecht.

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Auf der Westseite des Fjords konnten wie den Ædnafoss sehen, der eine Fallhöhe von 175 m aufweist und in einem 130 m breiten Strom in den Fjord fließt.

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Ædnafoss

Gegen 16.00 Uhr erreichten wir unser Hotel in Odda. Die Parkplatzsituation sah recht gut aus und so beschlossen wir, „mal eben“ zum Buarbreen zu fahren, der ein Ausläufer des Folgefonna ist.

Wir waren schon einmal den Weg zum Buarbreen gefahren, hatten dann aber vorzeitig umgedreht, weil uns der Weg zu eng wurde. Jetzt aber wagten wir uns bis zum Parkplatz vor.

Zu Beginn der Holperstrecke bemerkten wir dann, dass auch Hochlandrinder das Jedermannsrecht zu missbrauchen schienen. :D

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Am Parkplatz angekommen staunten wir nicht schlecht, in welcher Höhe man Parkgebühren erwartete: 150 NOK, das waren 15,40 €. Da wir den Gletscher auch schon von hier aus sahen und eine fantastische Gletschertour am Fjærlandsfjord hinter uns hatten, ersparten wir uns die Parkgebühr.

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Buarbreen und Buardal

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Buarbreen

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Buardal, Jordalselvi und Vasstunsnuten (1.454 m)

Nach ein paar Fotos drehten wir vor der Parkplatzschranke um und fuhren entlang der Jordalselvi durch das Buardalen zurück zum Hotel.

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Wir vermuteten, dass sich unter diesen „Pilzköpfen“ Trolle versteckt hatten.

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Buardal und Jordalselvi

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Jordalselvi

Jetzt allerdings waren die letzten direkt vor dem Hotel befindlichen Parkplätze belegt, so dass wir – glücklicherweise – an der Straße parken konnten. Später machten die Handwerker Feierabend und wir hatten einen Platzt direkt vor dem Hotel.

Der Empfang war ziemlich kühl, jedoch nicht unfreundlich. Das Hotel, so meine Frau, versprühte den Charme einer Jugendherberge der 80er-Jahre: Laut, kalt und zweckmäßig eingerichtet. Gleiches galt für die Zimmer und ebenso die nicht gerade einladend wirkende Hotelbar, denn der Restaurantbetrieb war eingestellt worden. Seltsam für das größte Hotel der sog. heimlichen Hauptstadt am Hardanger. Blöd nur, dass wir hier für zwei Nächte eingecheckt hatten.
Nach dem Einräumen, einschließlich unserer Selbstversorgungsbox, machten wir einen kleinen Rundgang durch die Gemeinde, die am 1. Januar 2020 in die Kommune Ullensvang übergegangen ist.

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Blick aus dem Hotelfenster auf den Sørfjord

Wenn man sich die Beschreibung der Entwicklung von Odda ansieht, dann wird allerdings auch klar, dass dieser Ort sicherlich nicht der anziehendste ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Odda

Allerdings muss man den Verfassern des vorgenannten Artikels Recht geben, dass die umgebende Natur schon sehr schön ist.

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Schließlich kehrten wir, wie auch andere Hotelgäste, in das vom Hotel empfohlene Restaurant „Smeltehuset“ ein. Hier bestellte und bezahlte man am Tresen, die Getränke und Speisen wurden allerdings gebracht. Und jetzt komme ich noch einmal auf die Preise zurück, obwohl man sich ja nicht über die Preise beschweren soll, wenn man nach Norwegen fährt. Angesichts der Einfachheit und der Größe der Gerichte staunt ich aber nicht schlecht, wenn für die Spaghetti Bolognese oder eine Fischsuppe umgerechnet je 18 € verlangt werden, für einen 0,2 l Apfelsaft 7 € und ein Bier 11 €.

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Spaghetti Bolognese

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Fischsuppe

Damit haben wir es belassen und sind nach Rückkehr ins Hotel auf Selbstversorgung umgestiegen.

Fortsetzung folgt
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon MarkusD » So, 12. Jan 2020, 16:33

Ronald hat geschrieben:... Vallaviktunnel ... Und dann kam sie, die Überraschung: Kreisverkehr im Tunnel vom Blaulicht beschienen. Das können auch nur die norwegischen Architekten, Straßen- und Brückenbauer.

Im Lærdalstunnel hat es ja gleich drei "blaue" Stellen. Siehe.
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Voronwe » So, 12. Jan 2020, 22:56

Ach guck, Undredal, das Ziegendenkmal wurde von unseren Kindern erstmal geritten.
Nur der Geitost aus dem Ort war uns doch etwas zu streng.

Und das Bild in Voss ist uns auch aufgefallen - Früh übt sich, was mal ein Bjørn Dæhlie oder ein Ole-Einar Bjørndalen sein will
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » Di, 14. Jan 2020, 17:20

FJELL, FOSS, FJORD OG BREE
2019 Herbstreise nach Fjord-Norwegen: „The summer is definitely over“

Tag 11 – 26. September – „Rundt Folgefonna“


Nein, nein, wir sind nicht auf eine Gletschertour gegangen, obwohl das Wetter einladend gewesen wäre. Aber da wir es ja nicht einmal zum Ridderspranget geschafft hatten, begaben wir uns auf eine Tour, die uns abends wieder nach Odda zurückführen würde.

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Odda mit Blick auf den Sørfjord – morgens um 9 Uhr

Ziel des Tages war der Åkrafjord mit seinem Langfoss, der mit 612 m Fallhöhe der fünfthöchste Wasserfall Norwegens sein soll.

Die Fahrt begann mit der Fahrt durch das Oddadal. Nach etwas über 1 km vom Hotel entfernt bot sich uns vom RV 13 einen herrlicher Blick über den spiegelglatten Sandvinvatnet in das Buardalen und auf den Øvre Buarbreen. Der etwas südlicher gelegene Nedre Buarbreen wäre nur bei einer Wanderung vom Parkplatz aus sichtbar gewesen.

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Jordalsnuten (939 m) und Buarbreen

Da die Sonne vereinzelt durch die Wolken kam, ergaben sich für uns wieder fotogene Spiegelbilder.

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Sandvinvatnet

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Buardalen und Buarbreen

Nach etwas mehr als 10 Minuten standen wir am Låtefoss, wohl einer der bekanntesten Wasserfälle, da ja die Hauptverbindung von Bergen nach Kristiansand direkt an diesem Wasserfall vorbeiführt. In der Hauptsaison tummeln sich hier Massen von Touristen, heute fanden wir hier gerade einmal vier Touristen vor, die sich auch nach kurzer Zeit verkrümelten. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass die Andenkenbude geschlossen und wir den Låtefoss für uns alleine hatten.

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Låtefoss. Ein Foto mit Seltenheitswert, da kein Tourist zu sehen war.

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Låtefoss mit 165 m Fallhöhe

Der Låtefoss ist aber auch mit seinen zwei Strängen fotogen, wie er aus 165 m Fallhöhe nach unten und unter dem RV 13 in die Storelvi rauscht.

Interessant ist die Gedenktafel am Låtefoss, die an den Unfall des Leutnants Gustav von Hahnke erinnern soll. Es heißt, dass er bei einem Ausflug am 11. Juli 1897 vom Fahrrad gefallen und in die Grøndalselv stürzte. Seine Leiche sei erst nach Tagen gefunden worden.

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Gedenktafel Gustav von Hahnke

Hahnke war Mitglied des Offizierskorps der Yacht HOHENZOLLERN und so ist dann auch in der „Unterschrift“ zu lesen: „WILHELM II – Deutscher Kaiser u. das Offizierskorps S.M.Y. Hohenzollern“.

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Nur, der rauschende Bach unterhalb des Låtefoss ist nicht die Grøndalselv, sondern die Storelvi, denn die Grøndalselv mündet in den Røldalsvatnet.

Wie dem auch sei, die Gedenktafel sieht recht imposant aus – wie zu damaliger Zeit wohl üblich.

Es ging weiter. Bei Øyna bogen wir auf die E 134, den Haukelivegen, ab und fuhren durch das Sørdalen und durch den 2.920 m langen Rullestadtunnel, der die alte Poststrecke mit einigen scharfen Serpentinen ersetzte.

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Langfoss

Noch der Durchfahrt durch den 1.518 m langen Fjæratunnel, südlich des Ortes Fjæra, und den 105 m „langen“ Eljarviktunnel, konnten wir bereits den Langfoss sehen. Von Visitnorway wird er als einer der schönsten Wasserfälle Norwegens beschrieben. Wir meinten, wir hätten schon beeindruckendere Wasserfälle gesehen. Auf jeden Fall ist er mit einer Fallhöhe von 612 m der fünfthöchste Wasserfall in Norwegen.

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Åkrafjord und Endafjell

Nun muss ich allerdings zu „seiner Entschuldigung“ sagen, dass wir September schrieben und nicht das Frühjahr nach einem vielleicht besonders schneereichem Winter. Und zugegebenermaßen sieht er von unten beeindruckender aus, als aus der Ferne.

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Langfoss – unterer Teil

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Langfoss, bevor er in den Åkrafjord „fällt“

Hier am Langfoss gönnten wir uns einen Kaffee, den uns ein junges Mädchen aus einer großen Thermoskanne einschenkte und der sehr gut schmeckte. Auch eine Toilette war geöffnet.

Da die Sonne wieder einmal mit den Farben der Bäume spielte, ergab sich das eine oder andere Foto für uns.

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Am Åkrafjord vor Kyrping

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Åkrafjord

Da wir ja eigentlich „nur“ den Åkrafjord als Ziel hatten und die Uhr gerade einmal 11.30 Uhr zeigte, entschlossen wir uns, den Weg nach Rosendal fortzusetzen, wo wir Ende April 2012 mit der FRAM ankerten. Wir hofften, dass wir vielleicht noch einige Rosen vor der einzigen Baronie Norwegens sehen würden.

Hierfür müssten wir mit der Fähre von Skånevik nach Utåker übersetzen. Zuvor aber machten wir einen Abstecher nach Kyrping, denn ich hatte gelesen, das Kyrping eine alte Handelsstätte war.

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Kyrping

Kyrping am Åkrafjord war ein wichtiger Knotenpunkt für Zusammenkünfte, Handel und Dienstleistungen weit über 1950 hinaus. Viele der Häuser sind restauriert und nunmehr als Ferienhäuser zu mieten.

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Kyrping gamle handelssted

Es scheint auch ein beliebter Platz für Angler zu sein, denn nach Rückkehr schauten wir in das Internet und sahen, dass das sehr schön und ruhig gelegene Haus für 2020 bis in den Spätherbst hinein ausgebucht war.

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Ferienhaus in Kyrping – leider schon ausgebucht

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Herbststimmung am Åkrafjord

Nun ging es weiter nach Skånevik. Bis dahin wollten aber noch fünf Tunnel durchfahren werden: Der Langfosstunnel mit 726 m Länge, der 809 m lange Glymyjetunnelen, gefolgt von dem 2.409 m langen Markhustunnel 2.409 m und dem 7.404 m langen Åkrafjordtunnel und letztlich der Stordalstunnel mit 1.190 m Länge.

Hier ist die Bedeutung des Haukelivegen für die Verbindung von Drammen nach Haugesund und die Wichtigkeit der Tunnel auf dem Haukelivegen erklärt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haukelivegen

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Skånevik – noch sind es nur vier Autos

In Skånevik angekommen, stellten wir uns erst einmal in die Wartespur für die Fähre. Vor uns wartete bereits ein (!) Auto. Dann entdeckten wir den „Fjordkroa“, vor dem sich ein Aufsteller befand, auf dem mit großen Buchstaben zu lesen war „FERSK FISK“. Also nichts wie hin und die Speisekarte studiert: Fish and Chips für 190 NOK. Das hörte sich gut an.

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Skånevik Fjordkroa mit frischem Fisch

Aber erst einmal den Fährfahrplan studiert. Es war jetzt 12.30 Uhr und die nächste Fähre würde um 13.20 Uhr gehen. Ein junges Mädchen kam und wir fragten, ob sie es schaffen würde, uns bis zum Fährabgang eine Portion Fish und Chips zuzubereiten. Sie schaute etwas skeptisch auf die Uhr und meinte, es würde wohl gehen.

Dann sah ich den Grund für ihre Skepsis: Sie kam mit einer großen Flasche Speiseöl und dieses musste erst erhitzt werden. Auf jeden Fall schon einmal ein gutes Vorziechen, dass alles in frischem Öl zubereitet werden würde.

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Und das Ergebnis rechtfertigte die Wartezeit: Eine riesengroße Portion mit frischem Fisch und dazu leckere, krustige Pommes frites. Und als ich sah, wie groß die Portion war, bat ich um ein zweites Besteck und sie gab uns gleich einen zweiten Teller dazu.

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Der Fisch war sowas von saftig und herzhaft gewürzt! Meine Frau und ich waren der Meinung, dass waren die besten Fish and Chips, die wir jemals gegessen haben. Selbst die Fish and Chips in North Shields in Northumbria sind noch übertroffen worden. Dementsprechend fiel auch das Trinkgeld aus.

Nur verstehe ich nicht, wie man einen sooo leckeren Fisch mit Ketchup, Senf und vielleicht noch Remouladensauce verderben kann. Aber die Geschmäcker sind eben unterschiedlich.

Eine durchaus schmackhafte Pause ging zu Ende (Selbst jetzt beim Schreiben läuft mir noch das Wasser im Mund zusammen.)

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Am Fähranleger in Skånevik befindet sich ein Denkmal als Erinnerung an den Untergang des Dampfschiffes FOLGEFONDEN am 22. August 1908. Das Schiff war mit 23 Passagieren und 3 Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von Bergen nach Sunnhordland, als es auf eine Untiefe lief und sank. Alle Personen kamen ums Leben.

Weitere Details finden sich hier: https://no.wikipedia.org/wiki/DS_%C2%AB ... nden%C2%BB

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Die Fähre kommt

Mittlerweile hatten sich drei Spuren mit Fahrzeugen gefüllt und pünktlich um 13.20 Uhr legte die Fähre mit uns an Bord ab. Wir genossen die kurze 20-minütige Überfahrt an Deck.

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Skånevik von der Fähre aus gesehen

An Backbordseite grüßte uns auf der kleinen Schäre Skåno ein Gitarrist aus Metall, der wohl auf das alljährlich in Skånevik stattfindende Bluesfestival hinweisen sollte.

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Skåno

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Herbstfarben auf Håleholmen bei Skanevik

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Matersfjord

In Utåker angekommen, rollten wir jetzt über den FV 548, später FV 500, über Sunde entlang des Husnesfjord nach Rosendal.

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Herøysund gamle handelssted

Entlang der Uferstraße, die etwas erhöht läuft, hatten wir einen tollen Blick über den Fjord auf eine andere alte Handelsstätte – wie wir erst später erfuhren – Herøysund mit seinen alten weißen Lagerhäusern.

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Auf der anderen Seite war die Insel Stord mit dem 724 m hohen Kattnakken zu sehen.

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Tysnesøya

Nach 20 Minuten tauchten die „Hausberge“ von Rosendal auf: Der 1.426 m hohe Melderskinn, dazwischen die Laurdalselva und rechts der 1.307 m hohe Laurdalstind – ein imposanter Anblick.

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Melderskinn (1.426 m) links, Laurdalselva und Laurdalstind (1.307 m) rechts

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In Rosendal angekommen war der Weg zur Baronie leicht zu finden, da er gut ausgeschildet war. Es befand sich auf dem Gelände kein weiteres Auto, so dass wir bis zum Empfangsgebäude fuhren.

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Laurdalselva und Laurdalstind

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Vor dem Park der Baronie

Da es geschlossen und die Saison beendet war, konnten wir direkt vor dem Gebäude parken und anschließend durch den um 1850 angelegten, herbstlich gefärbten Landschaftspark auf dem Baronivegen direkt zur Baronie gehen.

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Malmangersnuten (890 m)

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Im Park der Baronie

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Herbst an der Baronie

Da die Saison beendet war, war natürlich auch das Kassenhäuschen nicht besetzt und so konnten wir mit Erlaubnis der dort werkelnden Landschaftsgärtner ohne Eintritt (75 NOK pro Person für den Garten) durch den Garten gehen. Weil die sehr starken Regenfälle der vergangenen Wochen die Zugangswege regelrecht ausgespült hatten, durften wir über den leicht ansteigenden Rasen zum 300 Jahre alten Renaissancegarten mit seinen Rosen gehen.

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Baronie

In der Tat blühten noch einzelne Rosen und so konnten wir in Ruhe das beste Motiv auswählen, ohne von anderen Touristen gestört zu werden.

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Baronie

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Rosengarten

Auch das Baugerüst, von dem aus Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden, ließ sich etwas verstecken.
Die 1665 fertiggestellte Baronie, die einzige in Norwegen und daher eine große Sehenswürdigkeit für den Westen Norwegens, war übrigens ein Hochzeitsgeschenk für Karen Mowat von ihrem Mann Ludvig Rosenkrantz zu ihrer Heirat 1658.

Mehr Informationen kann man hier erhalten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Baronie_Rosendal

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Im Ort befindet sich das im „Schweizer Stil“ errichtete Rosendal Tourist Hotell

Im Anschluss besuchten wir die Kvinnherad Steinkirche aus dem Jahr 1250, die zu den ältesten Steinkirchen Norwegens zählt. Wie nicht anders zu erwarten, war sie geschlossen.

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Kvinnherad Kyrkje 1250

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Mittlerweile war es 15.30 Uhr und wir beschlossen langsam nach Odda zurück zu fahren, jedoch weiter am Slidafjord und später am Maurangsfjord.

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Slidafjord

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Maurangsfjord

Nach einer dreiviertel Stunde erreichten wir einen weiteren Wasserfall, der Furebergsfoss, gespeist von der Furebergselva mit einer Fallhöhe von 150 m, aber einer beeindruckenden Breite von 70 m. Er liegt zwischen den Ortschaften Ænes und Sunndal und taucht gleich hinter dem 736 m langen Furebergtunnel auf.

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Furebergsfoss

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Hier kann man einen Eindruck von der Mächtigkeit des Furebergsfoss erhalten:
http://www.europeanwaterfalls.com/water ... rgsfossen/

Am Maurangsfjord hatten wir noch einen schönen Blick in das Fjordende auf die Ortschaft Flatebø mit der Teveitelva und ein Stück des Folgefonna.

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Flatebø, Tveitelva und Folgefonna

Kurz vor der Einfahrt in den 11.137 m langen Folgefonntunnel (er ist der drittlängste Tunnel in Norwegen) konnten wir noch einmal eine Gletscherzunge des bis 1.644 m hohen Folgefonna fotografieren. Mit seinen 214 qkm Fläche ist er der drittgrößte Gletscher Norwegens nach dem Jostedalsbreen und dem Svartisen.

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Folgefonna
Um kurz vor 17.00 Uhr erreichten wir wieder Odda. Damit hatten wir „Rundt Folgefonna“ vollendet.

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Odda Kirche – Langkirche von 1870

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Alte Stadthäuser in Odda

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Wir unternahmen noch einen kleinen Gang durch den Ort und zum Supermarkt, um unsere Mineralwasserbestände aufzufüllen. Und da wir ja mittags die Riesenportion Fish and Chips hatten, reichten ein paar Knabbersachen zum Abend.

Und dann entdeckten wir noch eine Skulptur eines kräftigen Fjordpferdes mit dem Geschirr. Diese Pferde zogen die Kutschen der Touristen durch den Ort und die Umgebung, bevor die Industrie einzog.

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„Skysshesten“

Fortsetzung folgt
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Kumulus » Di, 14. Jan 2020, 17:52

Euer "Folgefonna Rundt" lädt zur Nachahmung. Da hätte nur noch die Fahrt auf den Folgefanna selbst die Sache rund machen können. Aber wieder einmal tolle Bilder und eine schöne Beschreibung.

Es macht Spaß, mit euch "mitreisen" zu dürfen.

Vielen Dank für die Mühe, die ihr euch macht.
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Ronald » Di, 14. Jan 2020, 19:05

@Kumulus: Gerne doch!!!
Wir wollten ja "nur" zum Akrafjord und das das Wetter gegenüber dem gestrigen Tag besser war, haben wir die "Rundreise" gemacht. Für "auf" den Gletscher sind wir wohl auch etwas zu alt, da nicht trainiert (72/69).
Aber die Fish & Chips in Skanevik unbedingt zu empfehlen!!!
Gruß
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Re: FJELL, FOSS, FJORD OG BREE - Herbstreise 2019

Beitragvon Kumulus » Di, 14. Jan 2020, 19:45

Ronald hat geschrieben:Für "auf" den Gletscher sind wir wohl auch etwas zu alt.



Es gibt eine gut fahrbare Straße zum "Fonna Glacier Ski Ressort" von Jondal aus !! Dafür ist man eigentlich nie zu alt.


Ronald hat geschrieben:Aber die Fish & Chips in Skanevik unbedingt zu empfehlen!



Den frischen Fisch im Fjordkroa habe ich mir bereits notiert.
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