Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 02. Apr 2020, 15:13

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 83

Nyholmen – Bodø - Nordland


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Die Leuchtfeuerstation Nyholmen mit dem Leuchtfeuergebäude und dem Wohnhaus – aufgenommen 26.06.2017 von der Ostmole im Hafen von Bodø aus

Am 25. September 1875 wurde das Feuer in der Leuchtfeuerstation Bodø, wie sie zu jener Zeit hieß, angezündet. Bodø Leuchtfeuer auf Nyholmen an der Einfahrt nach Bodø war eines von vielen neuen Leuchtfeuern an der Küste, um die Navigation auch bei Nacht zu ermöglichen. Das erste Post- und Passagierschiff, das Tag und Nacht an der Küste das ganze Jahr lang fuhr, war die „VESTERÅLEN“ von der Hurtigrute, die im Juli 1893 startete.
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Die Leuchtfeuerstation Nyholmen mit dem Wohngebäude – aufgenommen am 06.04.2011 von MS RICHARD WITH aus

Das Leuchtfeuerhaus ist eineinhalbgeschossig. Die Wandstärke aus Naturstein beträgt 80 cm. Die Außenwand ist mit Kalk verputzt, die Innenwände sind mit Holzpaneelen verkleidet.

Das Satteldach ist mit Schieferpatten gedeckt. Im Erdgeschoss befinden sich die Waschküche, der Lagerraum und die Trinkwasserzisterne. Im Obergeschoss befinden sich zwei Zimmer und die Küche sowie der Zugang zu dem an der Südostecke des Hauses angebrachte Leuchtfeuerhaus. Zur Anlage gehörten auch ein Wirtschaftsgebäude sowie ein Bootshaus.

Bereits 1907 wurde das Leuchtfeuer eingestellt, da der Hafen von Bodø ausgebaut wurde und sich nunmehr eine andere Einfahrt ergab, die mit neuen, kleineren Leuchtfeuern versehen wurde.

Das Leuchtfeuerwärterhaus mit der darin enthaltenen Wohnung wurde jedoch bis 1938 für die Aufsichtspersonen der anderen Leuchtfeuer benutzt. 1938 wurde westlich des alten Leuchtfeuergebäudes ein neues Wohnhaus errichtet. Das Leuchtfeuergebäude wurde bis in die 1960-er Jahre als Wohnung benutzt. Ab jetzt verfiel das Gebäude zunehmend.
In den 1970-er Jahren bedrohte die neue Industrieplanung auf Nyholmen die alten Leuchtfeuergebäude. Starke Proteste, u.a. von der „Fortidsminneforeningen“ (Denkmalschutzvereinigung) bewirkten, dass die Industriebebauung auf einen Teil der Umgebung auf Nyholmen begrenzt wurde, der andere Teil wurde nunmehr unter Schutz gestellt.

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Die Leuchtfeuerstation Nyholmen mit einem der „Hausberge“: Børvasstindene im Hintergrund – aufgenommen am 11.04.2008 von MS RICHARD WITH aus

Das Leuchtfeuergebäude und das Wohnhaus von 1938 wurden der Bodø Hafenverwaltung übertragen mit dem Wunsch, die Gebäude zu bewahren. Die Kapitänsvereinigung von Bodo und die norwegische Denkmalschutzvereinigung waren seit 1985 aktiv an der Restaurierung beteiligt und hatten so Nyholmen Leuchtfeuer gerettet. Die alte leuchtfeuertechnische Ausrüstung wurde entfernt. Die ursprüngliche Galerie wurde ebenfalls entfernt und eine neue Galerie gebaut, nachdem die Denkmalschutzvereinigung die Station 1987 übernahm.

Das Leuchtfeuer Nyholmen war eines der ältesten Leuchtfeuer in der Umgebung von Bodø.

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Nyholmen Leuchtfeuerstation mit dem Schild, das die Station als Denkmal ausweist – aufgenommen am 26.06.2017

Heute bildet das Ensemble eine bedeutende Landmarke im Hafen von Bodø, die 1999 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

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Das „neue“ Leuchtfeuer Nyholmen am Ende der kleinen Halbinsel – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 43
https://en.wikipedia.org/wiki/Nyholmenen_Lighthouse
https://fortidsminneforeningen.no/museum/Nyholmen-fyr/
https://fyr.no/fyr/bodo-fyrstasjon
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... et%2F87407
http://kulturarv.no/de/node/171

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Fr, 03. Apr 2020, 14:50

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 84

Bjørnøy – Bodø - Nordland


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Die alte Station Bjørnøy mit dem 1972 ersetzten Leuchtfeuer – gesehen von Südosten – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Die kleine Leuchtfeuerstation Bjørnøy liegt auf der gleichnamigen kleinen Insel östlich vor Landegode am Landegodefjord, dem zum Vestfjord.

Leider habe ich kaum Informationen über diese Station gefunden, außer den nachfolgenden.

Die Station auf der „Bäreninsel“ wurde 1890 errichtet. Immerhin war sie bis 1972 in Betrieb, also 82 Jahre! 1972 wurde das Leuchtfeuer eingestellt und durch ein unbemanntes Leuchtfeuer auf einer Säule ersetzt.

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Die alte Leuchtfeuerstation Bjørnøy gesehen von Süden – aufgenommen am 11.04.2007 von MS RICHARD WITH aus

Danach gehörte Bjørnøy zu den Stationen, die von dem Küstenwerk verkauft wurden. 2004 mietete der Bodø Taucherklub die Station, 2005 erwarb er diese.

Am 20. Juli 2006 eröffnete die Umweltministerin Helen Bjørnøy (kein Witz der Nachname!) die Station an die Vereinigung der Naturfreunde, die sie nun verwalten.

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Die Leuchtfeuerstation Bjørnøy gesehen von Nordosten – deutlich zu sehen, dass die Leuchtfeuertechnik entfernt wurde – aufgenommen am 11.04.2007 von MS RICHARD WITH aus

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Die Station Bjørnøy gesehen von Nordosten - aufgenommen am 11.04.2007 von MS RICHARD WITH aus

Das Feuerlicht stand auf einem Natursteinfundament, das an der südöstlichen Ecke des Hauses angebracht war. Das Wohnhaus war, wie viele kleinere Stationen an der Küste, eineinhalbgeschossig. Es stand auf einem Natursteinsockel. Der Leuchtfeuerwärter konnte von einem Schlafzimmer aus das Leuchtfeuer im Auge behalten, denn es befand sich auf gleicher Höhe. Neben dem Wohnhaus gab es noch ein kleines Wirtschaftsgebäude.

Das Bootshaus und der Landungssteg befanden sich an der geschützten südöstlichen Ecke der kleinen Insel.

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Über die Anstrengungen der Restaurierung und Renovierung der alten Station berichtete ein Artikel auf der Internet-Seite der Norwegischen Feuerhistorischen Vereinigung im Jahr 2014.

Tor Wenberg hatte einen großen Auftrag, um die sichere Anlandung auf Bjørnøya herzustellen sowie die beiden Bootshäuser und das Leuchtfeuergebäude vor dem weiteren Verfall zu schützen
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Er gehörte dem zuvor etablierten Vorstand der Freunde des Leuchtfeuers an. Diese versuchten nun, das gesamte Ensemble so herzurichten, dass diese „schöne Perle des Nordlands“ für Übernachtungs- und Tagesgäste genutzt werden kann.

Die Gemeinde von Bodø und das Naturfreundeforum hatten lange daran gearbeitet, um eine Freundschaftsvereinigung zu etablieren. Am 10. November 2014 war es dann soweit, dass ein Vorstand gewählt wurde.

Das Umweltministerium hatte 2006 in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bodø die Verantwortung für die Verwaltung des Leuchtfeuers übernommen.

Das Umweltministerium bewilligte im selben Jahr Mittel für die Instandsetzung des Leuchtfeuers. Am 20. Juli 2006 eröffnete die seinerzeitige Umweltministerin Helen Bjørnøy das Leuchtfeuer für die Allgemeinheit.

In 2011 wurde ein Schwimmponton festgemacht. Im Jahr 2014 sollen die Restarbeiten erledigt werden, um einen sicheren Verkehr zum und vom Leuchtfeuer zu gewährleisten.

Das nächste Projekt war die Renovierung des Wohngebäudes für Übernachtungs- und Tagesgäste.

Ab 2015 sollte die Freundschaftsvereinigung die Verantwortung für die Benutzung, Vermietung und den Betrieb übernehmen.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 42
https://fyr.no/endelig-venneforening-pa-bjornoy-fyr/
https://no.wikipedia.org/wiki/Bj%C3%B8rn%C3%B8y_fyr
https://en.wikipedia.org/wiki/Bj%C3%B8r ... Lighthouse

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 05. Apr 2020, 12:17

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 85

Landegode – Bodø - Nordland


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Landegode Station aufgenommen am 06.04.2011 von MS RICHARD WITH aus. Die Häuser stehen rechteckig um den Turm. Links unten die beiden Bootshäuser; links das Bootshaus des Leuchtfeuerwärters

Schiffsführer und Lotsen der verschiedenen Hurtigrutengesellschaften - seinerzeit waren es mehrere Reedereien, die Schiffe betrieben – ersuchten in den Jahren vor der Jahrhundertwende 1800/1900 die Errichtung eines Leuchtfeuers zur sicheren Einfahrt vom Vestfjord in den Ladegodefjord.

Im Budgetjahr 1900-1901 wurde ein Betrag von 97.000 Kronen für ein Leuchtfeuer auf der Æggløysa (Alter Name, heute Eggløysa). Der Eigner dieser Schäre bot diese für 600 Kronen an. Die Schäre ist recht niedrig, so dass man einen hohen Gusseisenturm errichten musste, um eine große Tragweite zu erreichen. An der Spitze des 23 m hohen Turms wurde ein Linsenapparat 3. Ordnung montiert. Jede 3. Stunde musste das Uhrwerk für den kontinuierlichen Betrieb des Leuchtfeuers aufgezogen werden.

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Der Leuchtturm braucht einen neuen Anstrich – aufgenommen 11.04.2007 von MS RICHARD WITH aus

Für den Leuchtfeuerwärter wurde ein Wohnhaus mit drei Zimmern und Küche im Erdgeschoss und zwei Zimmer im Dachgeschoss gebaut. Im Keller befanden sich ein Waschraum, ein Rollboden und ein Proviantraum. Im selben Gebäude befanden sich eine Stube, Küche und ein Zimmer für den Reserveassistenten im Dachgeschoss.

Weiter wurde ein Wirtschaftsgebäude mit Stall, Holzschober und ein Ölraum gebaut. Weiter unten wurde ein Bootshaus mit einer Ablaufbahn und einem Landungssteg mit Schwingkran errichtet.

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Durchblick durch den Leuchtturm. Rechts oben ist das Diafon zu erkennen. Aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

1931 wurde auf einem Treffen der Leuchtfeuerverantwortlichen empfohlen, eine Reihe von Leuchtfeuern mit starken Nebelsignalen auszurüsten. Egerøy und Landegode erhielten oberste Priorität und im Budget 1933-1934 wurden die Mittel für Landegode bewilligt.

Die Installation eines Diafon Nebelsignals brachte eine Menge Arbeitsaufgaben mit sich. Es musste nicht nur das Diafon installiert werden, sondern es wurde zur Bedienung auch mehr Personal benötigt. Dies wiederum erforderte den Bau eines Wohnhauses, Wirtschaftsgebäudes und eines weiteren Bootshauses. In den Jahren 1935-1936 herrschte eine große Arbeitsaktivität auf Landegode.

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Und noch ein Durchblick am 25.02.2018, nachmittags 16.10 Uhr von MS VESTERÅLEN aus

Der große Luftdruckbehälter für das Diafon wurde in der zweiten und dritten Etage des Leuchtturms eingebaut. Das Diafon kam in die vierte Etage. Für die notwendigen Motoren und Kompressoren musste ein Maschinenhaus gebaut werden.

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Bei spiegelglatter See und 30° auf dem Wasser ist im Hintergrund die Bergkette von Vest-Vagøya zu sehen – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Ein neues Wohnhaus in Fachwerkbauweise wurde für beide Leuchtfeuerfamilien gebaut und das alte Wirtschaftsgebäude um 20 m verlängert. Ein neues Bootshaus wurde für den Leuchtfeuerwärter gebaut, das alte wurde erweitert, um Platz für die Boote der Assistenten und des Rettungsbootes zu gewinnen. An der Westseite des Bootshauses wurde zudem ein besserer Landungssteg errichtet. Zwischen den Häusern wurden stabile Holzzäune aus soliden Planken gebaut.

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Hier ist die Landungsbrücke sehr gut zu erkennen – aufgenommen am 11.04.2008 von MS KONG HARALD aus

1939 wurde die Station mit einem Funkfeuer mit einer Reichweite von 10 Seemeilen ausgerüstet. Dies sandte kontinuierlich während schlechtem Wetter. Bei klarem Wetter konnte es von den Schiffen per Funk angefordert werden.

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Die Inseln Landegode und Eggløysa mit der Station im Gegenlicht – aufgenommen am 11.04.2008 von MS KONG HARALD

1960 wurde das Leuchtfeuer elektrifiziert. Auch die Leuchtfeuerkennung wurde geändert auf 3 Blitze alle 40 Sekunden. Auch wurde die Station in eine Wachstation geändert. Ein Haus für zwei Personen wurde 1936 gebaut. Dies enthielt einen Gemeinschaftsraum, eine Küche, sowie ein Schlafzimmer für jeden Bediensteten. Im Dachgeschoss wurde ein Bad eingebaut. Im alten Leuchtfeuergebäude erhielt jeder Mann einen Hobby- und einen Arbeitsraum.
1971 wurde der Drucklufttank ausgetauscht.

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Landegode Station – aufgenommen am 30.05.2013 VON MS TROLLFJORD aus

Auf Ersuchen der Schifffahrt wurde 1972 ein sog. Beifeuer im Leuchtturm installiert. Dies zeigte ein rotes Licht und einen schmalen weißen Sektor über den Øyensgrunnen, der schwierig zu befahren war.

Die ursprüngliche französische Linse 3. Ordnung ist immer noch intakt, jedoch wurde das bisherige Quecksilberbadlager durch ein Rolllager ersetzt.

1993 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen.

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Die kleinen weißen Häuschen rechts enthalten Instrumente zur Wetterbeobachtung – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Im Herbst 1993 nahm Skagen-Hotel Kontakt mit dem Küstenwerk auf und die Idee entstand, Landegode wieder zu aktivieren. Nach kurzer interner Beratung wurde mit der immensen Aufgabe der Renovierung der Häuser begonnen. Die Arbeiten wurden in Übereinstimmung mit dem Direktorat für Kulturelles Erbe und dem Konservator der Provinz Nordland ausgeführt. 1994 konnten die Station und die Häuser für Übernachtungen wieder geöffnet werden.
2012 brannte ein Bootshaus bis auf die Mauern nieder. Es wurde jedoch wieder aufgebaut.

Vom der Spitze des Turms ergibt sich eine Sicht auf die Lofotwand, die Gegend um Bodø, Kjerringøy, Mjellle und Steigen.

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Spätnachmittag im Februar – aufgenommen am 25.02.2018 – 16.12 Uhr von MS VESTERÅLEN aus

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 126
Norges Fyr, Fra Stad til Grense Jakobselv, Bind 2, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1987, S. 183 f
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 40 f
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 127
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... et%2F87405
https://kystverket.no/globalassets/fyr- ... d_safe.pdf mit zahlreichen Plänen und Detailfotos der Einrichtung vor der Renovierung
https://skagen-hotel.no/History/?Article=58
https://no.wikipedia.org/wiki/Landegode_fyr
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 14. Mai 2020, 15:16

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 86

Måløy- Skarholmen – Steigen - Nordland


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Die Station Måløy- Skarholmen – aufgenommen am 11.04.2007 von MS RICHARD WITH aus

Für alle Fahrzeuge, u.a. Schiffe der Hurtigruten, die durch den Vestfjord fuhren, war Måløy-Skarholmen ein wichtiger Navigationspunkt. Es ist die am Weitesten draußen im Vestfjord liegende Insel der Gemeinde Steigen, 16 km vor dem Festland, der Ortschaft Leines. Daher befand sich seit den 1840-er Jahren eine „Ansteuerungsbake“ in Form eines Kreuzes auf einer Steinbake.

Da die kleine Schäre nur etwa 8 m über dem Hochwasserspiegel lag, war sie oft schwerem Seegang ausgesetzt, der sich über die gesamte Schäre ergoss und somit auch das wiederholt aufgestellte Holzkreuz in die See riss.

Nachdem sich die Verantwortlichen in der Seefahrt über den Bau eines festen Leuchtfeuers einig waren, wurde die Installation eines Nebelhorns diskutiert. Zur Wahl standen Landegode oder Måløy-Skarholmen. Man einigte sich auf letzteren Standort.

Skarholmen gehörte zum Hof Måløy in der Gemeinde Leiranger. Die Schäre wurde zum Preis von 300 Kronen vom Leuchtfeuerwesen gekauft. In den Jahren 1919-1920 wurden als erstem Kostenanschlag 50.000 Kronen von insgesamt 500.000 Kronen bewilligt.

Da der Bau auf der Schäre in schwerem Wetter besonderen Gefahren ausgesetzt war, legte man großen Wert auf die Sicherheit der Bauarbeiter und des Materials für den Bau der Station.

Die Arbeiten begannen mit einem schlechten Start. Eine Unterkunftsbaracke für die Bauarbeiter, die 1920 gebaut wurde, wurde von dem ersten Wintersturm zerschlagen und in die See gerissen. Ein Schiff, das Material für den Bau einer neuen Unterkunft bringen sollte, lief im nachfolgenden Frühling auf und das Material ging komplett verloren. Neues Baumaterial kam erst nach längerer Zeit, als die Bauarbeiten am Fundament bereits begonnen hatten. Als weiteres Baumaterial zur Baustelle gebracht wurde, konnte dies wegen hohen Seegangs nicht an Land gelöscht werden. Die Arbeiten wurden dadurch um weitere zwei bis drei Wochen verzögert.

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Die Station Måløy- Skarholmen – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus. Recht der 745m hohe Skotstindan

Das Leuchtfeuergebäude, d.h. der Unterbau mit den Ausmaßen 24 x 9 m und 16 m Höhe, wurde im Nordosten der Schäre errichtet. Das dreistöckige Gebäude war in drei Etagen unterteilt, jede mit einem Betonboden und –decke. In der Mitte des Unterbaus wurde ein 18,4 m hoher Gusseisenturm errichtet, der am Fuß einen Durchmesser von 7,7 m und im oberen Teil von 4,1 m hatte und auf dem ein zylindrisches Turmlicht mit einer Linse 2. Ordnung installiert wurde. Unterhalb des Feuerlichts befindet sich eine umlaufende Galerie.

Der Keller war unterteilt in ein Bootshaus und den Wasserbehälter. Im Erdgeschoss lag der Maschinenraum mit zwei 14 PS starken Petroleummotoren und zwei Kompressoren sowie der Öltank für das Nebelhorn.

Die Küche, Wohnstube und Bad lagen im Erdgeschoss des Turms, der mit zahlreichen Fenstern versehen ist, die sich alle in einem gusseisernen Rahmen befinden. In den anderen vier Etagen des Turms lagen die Wohnräume für die Mannschaft sowie der Wachraum in der obersten Etage.

1951 wurde die Anlage durch eigene Dieselaggregate elektrifiziert, so dass auch die Leuchtkraft des Leuchtfeuers erheblich verstärkt wurde. Gleichzeitig wurde das alte Nebelhorn durch ein neues Diafon als Nebelsignal ersetzt. Der hierfür notwendige Drucklufttank wurde im Erdgeschoss eingebaut.

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Die Station Måløy- Skarholmen – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

1979 wurde die Leuchtfeuerstation automatisiert und die Leuchtfeuerbesatzung abgezogen. Bis zu diesem Zeitpunkt versahen stets drei Leuchtfeuerwärter ihren Dienst.

1980 wurde eine Radarantwortbake (Racon) montiert. Für deren Betrieb wurden 1983 Solarpaneele installiert, welche die hierfür bisher installierten Batterien ersetzten. Gleichzeitig wurde das Diafon abmontiert.

Wegen der umfangreich vorhandenen Originaleinrichtung und der Urtümlichkeit der Station wurde diese 1999 unter Denkmalschutz gestellt.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 151
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak
Forlag, Sandefjord 2006, S. 200 ff
Norges Fyr, Fra Stad til Grense Jakobselv, Bind 2, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1987, S. 192 f
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 128
sowie
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... et%2F87450
https://kystverket.no/globalassets/fyr- ... d_safe.pdf - mit zahlreichen Detailfotos
https://no.wikipedia.org/wiki/M%C3%A5l% ... holmen_fyr
https://arkitekturguide.uit.no/items/show/1271

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Canadier » Do, 14. Mai 2020, 15:58

Hallo Ronald,
ich bin hier noch ziemlich neu.
Und beim Stöbern in diesem Forum bin ich auf dein "Projekt" gestoßen.
Ich bin erst beim Anfang und werde mich da pö a pö durchkämpfen.
Ich muß jetzt schon sagen: " ein Wahnsinn was für eine Mühe du dir da machst". :super:
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 16. Mai 2020, 13:19

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 87

Flatøy– Steigen - Nordland


Seit 1875 betrieb die Leuchtfeuerverwaltung das Anliegen für die Errichtung eines Leuchtfeuers auf Flatøy, da die Anzahl der von Süden über Grøtøy kommenden Schiffe und Fischereiboote, welche u.a. die Lofotfischgründe ansteuerten, erheblich zugenommen hatte. Zudem war die Route über den Vestfjord gefährlich und das Wetter häufig sehr schwer.

Die Station wurde 1882 errichtet. Der 13 m hohe, achteckige Leuchtfeuerturm aus Beton wurde an das Leuchtfeuergebäude gebaut. Dieser Typ des Turms war der einzige im Land. Das Leuchtfeuergebäude steht auf einem Fundament aus Feldsteinen. Das Haus selber ist mit Beton gebaut. Die Seiten wurde mit Eternit verkleidet, das Dach wurde mit Schiefer gedeckt.

Am Freitag, 13. Oktober 1882 war die Errichtung der Leuchtfeuerstation Flatøy abgeschlossen. Sie umfasst das Leuchtfeuergebäude mit dem Turm, Wirtschaftsgebäude mit Stall, Heuschober, Holzlager, Werkstatt, Außentoilette, Torfschuppen und eine Schmiede. Das Regenwasser wurde über die Dachrinnen in einer Zisterne aufgefangen.
Am Vestfjord stand der Flaggenmast. Von hier führte ein Weg nach unten zum Bootshaus mit dem Spill zum Hochziehen des Bootes.

Als erster Leuchtfeuerwärter wurde R. A. Koch ausgewählt, der am Donnerstag, 15. November 1882 das Feuer anzündete.

1954 wurde das Leuchtfeuer durch Strom von eigenen Aggregaten elektrifiziert. 1966 wurde die bemannte Leuchtfeuerstation Flatøy eingestellt und durch ein automatisches Dalén Azetylengas-Leuchtfeuer ersetzt.

Insgesamt versahen neun Leuchtfeuerwärter ihren Dienst auf Flatøy, zwei von ihnen jeweils 19 Jahre, Anton Zahl und der letzte Leuchtfeuerwärter Julius H.M. Øksengaard.

Nach 1966 war die Station dem Vandalismus ausgesetzt, bis der Sporttaucherklub Steigen 1985 die Leitung und notwendige Renovierung der alten Leuchtfeuerstation übernahm und das Leuchtfeuerhaus als Klubhaus benutzte und die Gebäude bis 2005 erhielt. Nunmehr übernahm die Gemeinde Steigen den Betrieb und das Eigentum.

1992 wurde die Station nach dem Gesetz über Kulturdenkmale vom 09. Juni 1978 unter Denkmalschutz gestellt. 1999 wurde zusätzlich verfügt, das alle zum Leuchtfeuer gehörenden Gebäude, Außen- und Inneneinrichtungen sowie die spezielle Hauptstruktur und Raumaufteilung unter Schutz gestellt wurde.

Nachdem sich die Gemeinde Steigen mit dem Direktorat der Naturverwaltung in Verbindung gesetzt hatte, wurde die gesamte Umgebung von Flatøy am 15. Mai 2005 zur allgemeinen Freizeitzone erklärt, die der direkten Verwaltung der Gemeinde unterliegt. Gleichzeitig wurde das Eigentum an der Station vom Küstenwerk an das Direktorat der Naturverwaltung übergeben.

Im Jahr 2006 wurde die Vereinigung der Freunde des Leuchtfeuers Flatøy gegründet und noch im selben Jahr wurden vom Direktorat der Naturverwaltung 1.300.000 NOK für die Renovierung zur Verfügung gestellt. In den nachfolgenden Jahren folgten weitere Zuschüsse für Renovierungen und seit 2010 kann man gegen „vernünftige Gebühren“ auf der Station übernachten.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 69
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 129

sowie

http://www.flatoyfyr.com/
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... et%2F87545
https://arkitekturguide.uit.no/files/show/5872 - mit Fotos

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 18. Mai 2020, 15:21

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 88

Tranøy – Hamarøy - Nordland


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Fußgängerbrücke zur Leuchtfeuerstation Tranøy – aufgenommen 27.06.2017

Der zunehmende Schiffsverkehr erforderte an der Südküste des Vestfjords ein Leuchtfeuer, um die sichere Zufahrt zu den Ofoten zu gewährleisten. Die Leuchtfeuerverwaltung stieß bei der Suche nach einem geeigneten Standort auf die Schäre Stangholmen auf der Halbinsel Nordneset in der Gemeinde Hamarøy, da dieser Standort an der engsten Stelle des Vestfjords liegt und zahlreiche Schäre die Navigation erschweren.

Diese Schäre befand sich angeblich in Privatbesitz. Die Leuchtfeuerverwaltung wollte diese Schäre kaufen. Da der vorgebliche Eigentümer sein Eigentumsrecht aber nicht nachweisen konnte, einigte man sich auf eine jährliche Pacht von 3 Speziestalern und das Recht, dass sich die späteren Leuchtfeuerbediensteten das Trinkwasser auf der Insel Tranøya holen dürfen.

Es war geplant, den Bau 1863 zu beginnen. Die Kosten für ein festes Leuchtfeuer sollten sich auf 6.274 Speziestaler belaufen.

Zunächst wurde eine solide Mauer als Wellenbrecher zum Schutz der später zu errichtenden Gebäude und des Leuchtfeuers gebaut. Es folgte dann ein niedriges Gebäude mit drei Zimmern und Küche sowie ein Zimmer und ein Wachraum im Obergeschoss sowie eine Scheune, ein Öllager, ein Wirtschaftsgebäude und ein Bootshaus. Das Boot wurde dann mit einer Winde nach oben gezogen.

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Die Leuchtfeuerstation Tranøy. Die Gebäude von links nach rechts: das alte Leuchtfeuerwärterhaus, Doppelhaus für zwei Familien, der Turm, davor Wirtschaftsgebäude, das alte Bootshaus, heute Café; deutlich zu erkennen die Schienen zum Aufholen der Boote - aufgenommen 27.06.2013

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Ein Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 4. Ordnung wurde in einem Leuchtfeuerhaus in einem Anbau am Dach des Leuchtfeuergebäudes installiert. Die Linse war die erste, die von den Gebrüdern Chance in England geliefert wurde.
Die Leuchtfeuerstation ging am 19. September 1864 in Betrieb.

Zunächst war es eine sog. Familienstation. Die Familie hielt auf der kleinen Schäre eine Kuh, drei Schafe und eine Ziege.

Im Winter 1867 zog eine schwere Sturmflut mit sehr starken Winden über die Station, bei der eine der Schutzmauern zerstört wurde. 1877 erlitt die Station, wieder bei einer sehr großen Sturmflut mit orkanartigen Winden, noch größere Schäden, wobei die Nebengebäude erheblichen Schaden nahmen.

1906 wurde ein Wassertank für Frischwasser eingebaut. In diesem wurde das Regenwasser aufgefangen und zusätzlich das von Tranøya beschaffte Wasser.

1908 erhielt die Anlage einen Landungssteg.

1910 wurde ein neuer Linsenapparat installiert der einen Blitz alle 6 Sekunden aussandte.

Das alte Leuchtfeuer wurde 1936 durch einen Gusseisenturm ersetzt. Dieser 1914 gebaute Turm stand ursprünglich auf Moholmen vor Kabelvåg auf den Lofoten. Hierfür wurden die einzelnen Gusseisenteile, die durch Bolzen verbunden waren, auseinandergeschraubt und mit dem Schiff über den Vestfjord nach Stangholmen gebracht, wo sie wieder zusammengesetzt wurden. Der Turm, der auf einem Betonfundament ruht, ist 20 m hoch, das Leuchtfeuer liegt 27 m über dem Meeresspiegel. Das Leuchtfeuer ist im oberen Teil von einer Galerie umkränzt, von der aus die Wartung und Pflege der Fensterscheiben erfolgt.

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Die Galerie um das Leuchtfeuer - 27.06.2017

Im Erdgeschoss befinden sich der Maschinenraum sowie der Wachraum im dazugehörigen Anbau. In der ersten und zweiten Etage stehen drei ältere Drucklufttanks für das Nebelsignal, in der dritten Etage war das Diafon installiert, das ab 1936 seinen Dienst versah.

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Der 20 m hohe Turm mit dem Anbau für das Wärterhaus - 27.06.2017

Ab 1936 waren vier Leuchtfeuerwärter auf Tranøy angestellt, von denen jeweils zwei ihren Dienst im Wechsel versahen. Während der dunklen Jahreszeit kam noch je ein Assistent hinzu.

Demzufolge waren neue Gebäude für die Bediensteten erforderlich, ein Doppelhaus als Wohnhaus, eine weitere Scheune und ein neues Bootshaus.

1959 wurde die Station mit Landstrom elektrifiziert. Zugleich wurde eine neue feste Linse 2. Ordnung mit einer 1.000 Watt-Lampe eingesetzt. Zudem stand ein Diesel-Aggregat als Notstrom zur Verfügung

1969 wurde eine 250 m lange Fußgängerbrücke aus Beton gebaut, die nun die Station mit dem Festland verbindet. Bis dahin wurden sämtliche Materialien und Lebensmittel mit dem Boot zur Station gebracht.

Bild

Die Station Tranøy - aufgenommen 23.06.2017

1983 wurde das Nebelsignal eingestellt und am 5. Juni 1991 wurde die Station automatisiert und die Leuchtfeuerbesatzung abgezogen.
-
Heute ist die gesamte Station eine Touristenattraktion und die alten Leuchtfeuerwärterunterkünfte stehen für Übernachtungen zur Verfügung, während im Alten Bootshaus Kaffee und Kuchen serviert werden.

Bild

Die Station Tranøy vor der Lofotwand - aufgenommen 27.06.2013

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 222
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 130

sowie

https://kystverket.no/globalassets/fyr- ... 16_red.pdf - mit zahlreichen Detailfotos
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... et%2F87545
https://arkitekturguide.uit.no/files/show/5872 - mit Fotos
https://mare.photo/tranoey-fyr/ - mit Fotos

Fortsetzung folgt.

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PS Dieses Leuchtfeuer ist das "Lieblingsfeuer" meiner Frau, vor allem deswegen, weil es malerisch vor der Lofotwand liegt - aber meins auch :D
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 23. Mai 2020, 14:57

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 89

Barøy – Ballangen - Nordland


Bild

Leuchtfeuerstation Barøya – Im Hintergrund der 1.355 m hohe Frostisen

Die Leuchtfeuerstation Barøy liegt zentral an einem „Verkehrskreuz“: Im Norden liegt Lødingen mit der Lotsenstation für den Tjeldsund, der von vielen Schiffen für die weitere Fahrt nach Norden genutzt wird. Zwischen Lødingen und Bognes verkehrt eine Fähre als Verlängerung der Europastraße 6. Im Osten liegt der Ofotfjord mit Narvik als zentralem Knotenpunkthafen. Barøy hängt eng zusammen mit dem Hafen von Narvik und dessen Aktivitäten.

Die Station Barøy ist ein typisches Beispiel für eine kleine Küstenstation. Die großen Küstenfeuer mit den Leuchtfeuertürmen stehen in einem größeren Abstand zueinander. Aber ein kleines Richtfeuer, wie Barøy, ist erheblich kleiner.

Bereits 1855 wollte die Leuchtfeuerkommission am äußeren Ende des Ofotfjords ein Leuchtfeuer errichten lassen, um der Schifffahrt eine sichere Einfahrt nach Narvik zu gewähren.

Es brauchte jedoch fast 50 Jahre bis dieser Plan umgesetzt werden konnte. Dies geschah erst, als Narvik als Verschiffungshafen für das schwedische Eisenerz von Kiruna benutzt wurde, nachdem die Eisenbahnstrecke für den Transport von schwedischem Eisenerz von Kiruna nach Narvik 1903 offiziell in Betrieb genommen wurde.

Der Bau von Barøy war dann Teil eines größeren Plans zur Befeuerung des Ofotfjords, da das Erz von immer mehr und immer größeren Schiffen von Narvik erfolgte.

Die Lage der Leuchtfeuerstation wurde beibehalten und am 1. Oktober 1903 ging die Leuchtfeuerstation Barøy in Betrieb.

Das Leuchtfeuergebäude von Barøy ist ein kleines Blockhaus, das zugleich als Wohnhaus für den Leuchtfeuerwärter und seine Familie diente. Das Leuchtfeuerhaus aus Gusseisen mit einer Linse 3. Ordnung war an der zum Fjord liegenden Wand auf derselben Höhe wie die Wohnstube angebracht, so dass es von dort aus überwacht werden konnte.
Im Laufe der Jahre hatten die Leuchtfeuerbediensteten die Station ausgebaut. So kamen ein Wirtschaftsgebäude mit Stall, ein Holzschober mit Werkstatt sowie ein Bootshaus mit Landungssteg hinzu.

Die Station liegt auf einer Insel, jedoch nahe dem Festland. Barøy gehört nicht zu den meist isolierten oder gar zu den dem Wetter am heftigsten ausgesetzten Stationen. Daher war bei solch einer Leuchtfeuerstation der Lohn für den Leuchtfeuerwärter ein Drittel niedriger gegenüber den anderen Stationen. Gleichwohl kann das Wetter am Vestfjord bei südwestlichen Winden heftig sein.

Am Landungssteg konnte das Boot das ganze Jahr ausgesetzt bleiben. Lediglich bei südwestlichen Winden musste es mit dem Kran an Land geholt werden.

Das Land um die Station konnte für den Anbau von Gemüse genutzt werden, als auch für die Haltung einer Kuh und weiterem Kleinvieh.

Der erste Leuchtfeuerwärter auf Barøy war Konrad Johnsen. Die Familie bestand aus ihm selbst, seiner Frau, drei Kindern und einem Dienstmädchen. Zufolge den Dienstanweisungen hatte der Leuchtfeuerwärter mit seinem Hausstand die Verantwortung für die Instandhaltung des Leuchtfeuers. Das bedeutete in der Regel, dass die Frau des Leuchtfeuerwärters auf das Feuer zu achten hatte, wenn der selbst verhindert war.

Der Wasservorrat bestand aus dem über die Dachrinnen im Keller gesammelte Wasser, wie bei vielen anderen Leuchtfeuern. Die Insel Barøy hatte keine Landverbindung. Sie lag aber nahe am Festland. Auf Barøy lagen mehrere Höfe und so wohnten dort 30 Einwohner.

1958 wurde Barøy in eine Wachstation geändert, d.h. fest angestellte Leuchtfeuerwärter wechselten sich nach einem Wachplan regelmäßig ab, um das Leuchtfeuer zu beaufsichtigen und zu warten. Die Besatzung bestand nun aus dem Leuchtfeuerwärter, einem Assistenten und einem Assistenten in Reserve. Dies bedingte einen Umbau des bisherigen Familiengebäudes, um die Besatzung entsprechend unterbringen zu können.

1962 wurde die Station elektrifiziert mit Strom aus dem lokalen Netz und einem Notstromaggregat in Reserve.

1980 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen. 2010 wurde das Leuchtfeuer Barøy durch ein Leuchtfeuer auf einer Säule ersetzt.

Die Leuchtfeuergebäude wurden mehrere Male renoviert und Veränderungen unterzogen. Die Eternitverkleidung wurde entfernt und die Holzverkleidung weiß gestrichen. Ebenso wurde der alte Öltank entfernt.

Heute werden Führungen über die Station und Übernachtungen angeboten.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 38
sowie
https://kystverket.no/Nyheter/2018/juni ... k---baroy/
https://fyr.no/fyr/baroya-fyrstasjon/

-
Fortsetzung folgt
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 24. Mai 2020, 15:40

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 90

Skrova – Vågan - Nordland


Bild

Skrova Leuchtfeuerstation – aufgenommen am 16.04.2008 von MS KONG HARALD aus

Vor Mitte des 19. Jahrhunderts existierte kein Leuchtfeuer im Norden von Trøndelag. Ungeachtet der Expertise von zahlreichen Fachleuten wie Leuchtfeuerkommission, Seeleute und Lotsen hat die zentrale Leuchtfeuerverwaltung zu jener Zeit den Süden und Westen Norwegens beim Bau von Leuchtfeuern bevorzugt, zum Nachteil des Nordens.
Im Jahr 1854 wurde vom Innenministerium ein neuer stellvertretender Direktor der Leuchtfeuerverwaltung eingestellt, um einen Bericht über die Entwicklung der Lofotfischerei zu erstellen. Er schien der richtige Mann zu sein, denn er setzte sich nachhaltig dafür ein, die maritime Infrastruktur, insbesondere im Leuchtfeuerwesen zu verbessern. Leuchtfeuer entlang der wichtigen Fahrwasser würden Fahrten auch bei Dunkelheit zulassen, was gerade in den Wintermonaten während der dunklen Jahreszeit von größter Wichtigkeit wäre.

1855 wurde eine neue Leuchtfeuerkommission beauftragt, ganz speziell geeignete Standorte vom südlichen Nordland bis zur russischen Grenze für die Errichtung von Leuchtfeuern zu finden. Das Ergebnis zeigte sich gleich im nächsten Jahr, denn 1856 wurde Skrova Leuchtfeuer auf der kleinen Schäre Skjåholmen errichtet, zusammen mit einer Reihe anderer Leuchtfeuer im Bereich der Lofoten. Hierdurch boten sich für die Fischerei als auch nunmehr für die Linienschifffahrt ganz neue Möglichkeiten.

Da am Vestfjord nun mehrere Leuchtfeuer standen, wurde entschieden, das Leuchtfeuer Skrova mehr in die offene See zu verlegen. Somit wurde das alte Leuchtfeuer Skrova eingestellt und ein neues auf der Schäre Saltværsholmen zu bauen, das 1922 in Betrieb genommen wurde. Skrova Leuchtfeuerstation liegt etwa 9 km südsüdöstlich von Svolvær neben der kleinen Fischersiedlung Skrova.

Die gesamten Gebäude der Station sind rund um den 24,5 m hohen Gusseisenturm gebaut worden. Die Anlage besteht neben dem Turm aus dem Haus für den Leuchtfeuerwärter, zwei Doppelhäusern, Zweifamilienhaus, zwei Wirtschaftsgebäuden, einem größeren und einem kleineren Maschinenhaus, ein Öllager, Bootshaus und Landungssteg. Daneben befindet sich eine kleine Hütte für meteorologische Messgeräte, denn Skrova war auch als Wetterbeobachtungsstation vorgesehen.

Von Anbeginn war Skrova mit einem Nebelhorn ausgestattet. Der Leuchtfeuerapparat wurde vom Leuchtfeuer Moholmen übernommen.

Später erhielt Skrova ein sog. PRB-Licht, dass eine optimale Lichtausbeute ermöglichte. Die Originallinsen wurden aber vor Ort als Reserve gehalten. 1932 erhielt Skrova ein Funkfeuer und war somit die erste Station in Norwegen mit dieser Ausrüstung. Der Mast für das Funkfeuer steht noch heute.

Bild

Skrova Leuchtfeuerstation – aufgenommen am 16.04.2007 von MS RICHARD WITH aus

Skrova war die letzte Leuchtfeuerstation, die als Familienstation konzipiert war. Hier lebten drei Familien und zwei Leichtfeuerassistenten, die in einer Doppelhaushälfte wohnten.

1951 wurde die Station elektrifiziert, 2005 wurde sie automatisiert und bereits 1999 wurde sie wegen der vielen im Original erhaltenen Gegenstände der Inneneinrichtung als auch wegen ihrer Architektur zu jener Zeit, in der sie gebaut wurde, unter Denkmalschutz gestellt.
-
Wie in einem anderen Thread erwähnt, spielt der Roman „Das Buch vom Meer“ auf Skrova.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 187
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 131
sowie
https://fyr.no/fyr/skrova-gamle-fyrstasjon
https://fyr.no/fyr/skrova-fyrstasjon
https://kystverket.no/globalassets/fyr- ... 16_red.pdf - mit zahlreichen Detailfotos und Grundrissen
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... et%2F87620
https://arkitekturguide.uit.no/files/show/5872 - mit Fotos

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Dies war Leuchtfeuer Nr. 125.

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 25. Mai 2020, 15:51

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 91

Henningsvær – Vågan - Nordland


Bild

Henningsvær Leuchtfeuerstation – davor der 1935 errichtete kleine Turm – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Henningsvær Leuchtfeuer liegt auf Hellandsøya in Henningsvær und der Kommune Vågan. Das Leuchtfeuer wurde 1857 errichtet und war ein Fischereifeuer, das nur während der Kabeljaufangsaison im Winter brannte.

Bereits 1935 wurde es durch ein kleines Leuchtfeuer auf einem Eisenstativ ersetzt und die Besatzung abgezogen.

Die Gebäude befinden sich heute in Privatbesitz und können zur Übernachtung gemietet werden. Auch ist das Gelände um die Gebäude nicht frei zugänglich.

Weitere Informationen waren trotz intensiver Suche leider nicht erhältlich.

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Moholmen – Vågan – Nordland

Bild

Moholmen Leuchtfeuerstation – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Moholmen Leuchtfeuerstation liegt auf der gleichnamigen Insel in der Kommune Vågan, etwa zwischen Kabelvåg und Henningsvær. Das Leuchtfeuer wurde 1914 errichtet, zwei Jahre, nachdem Svolvær Leuchtfeuer eingestellt wurde.

Es hatte einen kräftigen Blinklinsenapparat 3. Ordnung. Da das neue Leuchtfeuer Skrova 1922 errichtet wurde, baute man den Linsenapparat aus und verfrachtete ihn nach Skrova, wo er eingebaut wurde. Moholmen erhielt ein schwächeres Licht mit elf Sektoren.

Der 20 m hohe Gusseisenturm wurde jedoch 1936 abgebaut und dessen einzelne Teile nach Tranøy verschifft, wo man sie wieder zusammensetzte. Auf Moholmen wurde 1936 ein rechteckiger, pyramidenartiger Turm auf einem Eisenstativ errichtet, das auf dem alten Fundament stand. Der Unterbau wurde später verkleidet.

Bild

Moholmen Leuchtfeuerstation – im Hintergrund Skrova Leuchtfeuerstation – aufgenommen am 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Auf der Station befinden sich das ebenerdige Haus des Leuchtfeuerwärters sowie die üblichen Nebengebäude wie Wirtschaftsgebäude, Stall und Bootshaus.

Moholmen wurde 1963 elektrifiziert, 1974 automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Es hatte einen kräftigen Blinklinsenapparat 3. Ordnung. Da das neue Leuchtfeuer Skrova 1922 errichtet wurde, baute man den Linsenapparat aus und verfrachtete ihn nach Skrova, wo er eingebaut wurde. Moholmen erhielt ein schwächeres Licht mit elf Sektoren.

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Glåpen – Moskenes – Nordland

Bild

Glåpen Leuchtfeuerstation rechts; deutlich zu erkennen, dass die Linse entfernt wurde – links davon der 1985 errichtete Turm

Glåpen Leuchtfeuer ist ein Küstenfeuer und liegt am südöstlichen Ufer von Moskenesøya, etwas südlich der Ortschaft Sørvågen.

1856 wurde Glåpen als sog. Fischereifeuer errichtet, eine kleine „Feuerstube“ mit einer kleinen Wandleuchte. Es wurde am 1. Januar 1957 angezündet und brannte zwischen dem 1. Januar und 14. April.

Jahre später erhielt der Leuchtfeuerwärter ein kleines Haus, das nicht mehr als 70 bis 80 Speziestaler kostete.
Selbst nachdem das Leuchtfeuer errichtet war, konnte immer noch nicht sicher navigiert werden, denn das Fahrwasser war noch unsicher. Daher wurden Forderungen nach einem neuen, stärkeren Leuchtfeuer erhoben.

Im Staatsbudget 1860-1863 wurden 1.668 Speziestaler für ein neues Leuchtfeuergebäude und ein Wohnhaus bewilligt. Ein neues größeres Grundstück wurde für 60 Speziestaler gekauft. Das Wohnhaus mit drei Zimmern, Kammern und Küche sowie kleine Dachgeschosszimmer wurde 1861 gebaut. Das alte, kleine Leuchtfeuerhaus wurde abgerissen.

Das Grundstück für das Bootshaus wurde für 1 Speziestaler pro Jahr gemietet.

Die Brennzeit des Leuchtfeuers wurde geändert und war nun vom 1. September bis 14. April.

1870 erhielt der Leuchtfeuerwärter die Zulassung als Lehrer an der Grundschule und die Erlaubnis, die Schule selbst zu betreiben.

In der Zwischenzeit führte er die Aufgaben des Leuchtfeuerwärters nicht zur Zufriedenheit der Leuchtfeuerverwaltung und wurde 1878 verabschiedet.

Für das Staatsbudget 1877-1878 schlug der Leuchtfeuerdirektor vor, das Leuchtfeuer Glåpen zu verstärken, da ein großer Bedarf für ein kräftiges Richtfeuer für den Verkehr in und aus dem Vestfjord bestand. Er schlug einen Betrag von 9.600 Kronen für die Verbesserungen vor, scheiterte jedoch damit im Parlamentsausschuss. Im nächsten Jahr wurde der Vorschlag erneut abgelehnt.

In der Zwischenzeit wurde ein neues Komitee gebildet, das dem Antrag stattgab. Die Änderungen wurden 1879 ausgeführt, indem ein neues, großes Leuchtfeuer mit einem Linsenapparat 2. Ordnung an der Hauswand in gleicher Höhe mit der Wohnstube angebracht wurde.

Der Leuchtfeuerapparat war einer von zwei, die nach der Änderung am List Leuchtfeuer übrig blieben. Um die Höhe des Leuchtfeuers zu reduzieren, wurde die oberste katadioptrische Linse entfernt.
-
Nach der Landung von alliierten Truppen und Kämpfen zwischen diesen und deutschen Truppen im 2. Weltkrieg wurde das Leuchtfeuer Glåpen schwer beschädigt. Die Schäden wurden sehr schnell behoben und 1945-1946 wurde ein rechteckiger Eisenunterbau für das Leuchtfeuer gebaut und eine direkte Verbindung zwischen dem Leuchtfeuer und dem Erdgeschoss des Wohnhauses geschaffen.

In den nachfolgenden Jahren wurde das Leuchtfeuer mit Strom aus dem lokalen Netz elektrifiziert. Ein Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 4. Ordnung und einer 1.000 W Birne mit automatischem Lampenwechsler wurde installiert.

Ebenso wurde ein Maschinenhaus für ein Reservedieselaggregat mit einem kleinen Anbau für Batterien gebaut.
1985 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen. Hierfür wurde das alte Leuchtfeuer eingestellt und durch ein 7 m hohes Leuchtfeuer auf einer Plastiksäule vor den alten Leuchtfeuergebäuden ersetzt.

Aus der Webseite „https://moskenes.kommune.no/om-moskenes-kommune/litt-fra-historien/fyrstasjonshistorie/“

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 102, 146, 84
Für Glåpen: Norges fyr – fra Stad til Grense Jakobselv, Band II, Birger Bjørkhaug og Sven Poulsson
sowie
https://no.wikipedia.org/wiki/Henningsv%C3%A6r_fyr
https://no.wikipedia.org/wiki/Moholmen_fyr
https://en.wikipedia.org/wiki/Moholmen_Lighthouse
https://fyr.no/fyr/moholmen-fyrstasjon
http://kystreise.no/detaljer/4503/Moholmen-fyr/
https://fyr.org/wiki/index.php/Moholmen
https://fyr.no/fyr/glapen-fyrstasjon
https://snl.no/Gl%C3%A5pen_fyr
https://moskenes.kommune.no/om-moskenes ... shistorie/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 26. Mai 2020, 14:39

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 92

Vestre Vabeinan – Vågan - Nordland


Bild

Das Leuchtfeuer Vestre Vabeinan - links unten neben der Skulptur „Fiskerkone“ - aufgenommen 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Bei dem Leuchtfeuer Vestre Vabeinan an der Einfahrt zum Hafen von Svolvær auf den Lofoten handelt es sich nicht um einen Leuchtturm, sondern um ein schlichtes Einfahrtfeuer, das jedoch eine Besonderheit gegenüber anderen Leuchtfeuern aufweist.

Bild

Vestre Vabeinan - aufgenommen 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Neben dem kleinen grünen Leuchtfeuer ist eine 4,5 m hohe Bronzeskulptur positioniert, die 1999 von dem norwegischen Bildhauer Per Ung (1933-2013) geschaffen und „Fiskerkone“ tituliert wurde. Sie zeigt die Frau eines Fischers, die auf die Heimkehr ihres Mannes wartet. Sie ist sehr ausdrucksstark und verleiht der Ein- bzw. Ausfahrt von Svolvær einen besonderen Charakter.

Die Finanzierung erfolgte durch verschiedene Privatpersonen und Betriebe aus Svolvær und Umgebung.

Bild

„Fiskerkone“ auf der Säule - aufgenommen 30.05.2013 von MS TROLLFJORD aus

Das kleine Leuchtfeuer selbst als auch die runde Säule wurden 1999 errichtet und ersetzten das alte Feuerlicht von 1912.

Bild

Vestre Vabeinan mit „Fiskerkone“ - Im Hintergrund rechts ist der Turm von Skrova zu erkennen – aufgenommen am 16.04.2013 von MS RICHARD WITH aus

Quellen:
https://no.wikipedia.org/wiki/Svolv%C3%A6r_fyr
https://www.lofoten.com/nb/lofoten/aktu ... -i-svolvar

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Litløy – Bø - Nordland

Vorbemerkung: Leider habe ich von dieser Station keine eigenen Fotos. Unter den unten angegeben Links sind Fotos vorhanden.

-

Die ehemalige Leuchtfeuerstation, d.h. das heutige Leuchtfeuer, liegt auf der kleinen Insel Litløya – wie der Name schon sagt – in der Kommune Bø in Vesterålen, mit einem Schnellboot etwa 10 Minuten von Vinje entfernt. Die Station hat eine imponierende Lage und ragt aus dem Felsabhang hervor. Die Station bestand aus dem einstöckigen, achteckigen Betonturm, der auf einer Felskuppe 55 m über dem Meeresspiegel liegt. Sie hatte zudem einen Stall, ein Materialgebäude und ein Öllager, das zwischenzeitlich abgerissen wurde. Heute gehören zur Anlage der Leuchtfeuerturm, das Leuchtfeuerwärterhaus und das Bootshaus.

Das Leuchtfeuer und die dazugehörigen Gebäude wurden 1912 errichtet. Von Anbeginn wohnten zwei Leuchtfeuerfamilien auf der Insel und waren für den Betrieb und die Beaufsichtigung des Leuchtfeuers zuständig.

Das Leuchtfeuer wurde 1959 durch Strom von einem Dieselaggregat elektrifiziert. 2003 wurde das Leuchtfeuer automatisiert. Die Besatzung blieb jedoch zur Wartung des Leuchtfeuers und der umgebenden Seezeichen auf der Insel. Als weitere Aufgabe hatte die Besatzung die Beobachtung des Schiffsverkehrs und im Notfall die Assistenz der Besatzung. Ebenso befand sich eine meteorologische Station auf der Insel. Letztlich waren die Kosten ausschlaggebend für den Abzug der verbleibenden Besatzung am 26. Juni 2003.

Das Leuchtfeuer war in den 1960-er Jahren nach Slåtterøy in Sunnhordland das stärkste Leuchtfeuer im Land. Litløy ist auch heute noch ein wichtiges Seezeichen.

Das Leuchtfeuerwärtergebäude wurde mit Beginn der 1980er Jahre modernisiert, Eternitplatten wurden angebracht und die Fenster erneuert.

Die Insel war seit dem Mittelalter bis Mitte der 1950er Jahre bewohnt. Danach befand sich nur noch die Leuchtfeuerstation auf der Insel. Danach wurde die Station der Gemeinde Bø zum Kauf angeboten, die jedoch ablehnte. Stattdessen kaufte Ellen Marie Hansteensen die Station. Sie ist heute die einzige Bewohnerin der Insel, betreibt nach umfangreicher Renovierung die Station zur Bewirtung und Übernachtung und bietet geführte Wanderungen über die Insel an.

Um die gesamte Insel umweltfreundlich zu gestalten, wurde auf ihren Wunsch im November 2009 das Dieselaggregat abgebaut und an Land gebracht. Der benötigte Strom für die gesamte Anlage und das Leuchtfeuer wird heute durch das größte freistehende Solarpaneel in Norwegen erzeugt. Die ursprüngliche Tragweite von 20 Seemeilen wurde auf 12 Seemeilen reduziert.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 139
https://fyr.no/fyr/litloy-fyrstasjon
https://en.wikipedia.org/wiki/Litl%C3%B8y_Lighthouse
https://fyr.no/solcelledrift-ved-litloy-fyr/
https://www.littleislandlighthouse.com/

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 01. Jun 2020, 13:21

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 93

Anda - Nordland


Bild

Anda Leuchtfeuerstation - fotografiert am 05.06.2013 von Stø/Vesterålen aus - Entfernung 5.000 m – Brennweite 400 mm

Im Parlamentsentwurf für 1930 wurde vorgeschlagen, ein Leuchtfeuer auf der kleinen Insel Anda zu errichten. Anda liegt nördlich der Insel Langøya in der Kommune Øksnes in Vesterålen. Dieser Vorschlag wurde begründet mit der großen Distanz zwischen dem Leuchtfeuer Litløy im Vesterålsfjord und Andenes. Der Abstand zwischen beiden Leuchtfeuern betrug 65 sm ohne ein weiteres Leuchtfeuer dazwischen. Auf der See vor dieser Küste herrschte zunehmend reger Schiffsverkehr und auch die Fischereifahrzeuge, die auf den Bänken vor der Küste fischten, benötigten eine weitere Navigationshilfe.

Aber auch für die einfache Küstenschifffahrt war die Befeuerung mit Küstenfeuern wegen deren geringer Tragweite und des großen Abstandes zwischen den Küstenfeuern wenig zufriedenstellend. Zudem benötigten die Fischer bessere Küstenfeuer, um nach dem Fang schnell zu den Orten zu gelangen, um die Fänge zu verkaufen.
Ein Küstenfeuer auf Anda sollte zugleich als Ansteuerungsfeuer für die Schifffahrt in den Gvalfjord dienen.

Zuerst wurde überlegt, ein Leuchtfeuer auf Lyngøy zu errichten. Die Kalkulation hierfür erbrachte aber wesentlich höhere Kosten als der Bau auf Anda. So wurden schließlich Mittel für die Budgetjahre 1931-1932 und 1932-1933 bewilligt.

Aufgrund der schwierigen Anlandungsverhältnisse wurde von vornherein darauf verzichtet, das Leuchtfeuer als Familienstation zu bauen. So bestand die Leuchtfeuerbesatzung aus dem Leuchtfeuerwärter, einem Assistenten und während der Winterzeit zusätzlich einem Reserveassistenten für sechs Monate.

Zunächst wurde ein Leuchtfeuerwärterhaus aus Holz errichtet. In diesem befanden sich der Gemeinschaftsraum, die Küche und das Bad samt Schlafraum für jeden Angestellten. Im Keller befanden sich der Proviantraum, die Werkstatt, der Wassertank sowie die Pumpe. In einer weiteren Etage befand sich ein weiterer Schlafraum. Der zweigeschossige Betonturm wurde in das Holzhaus eingebaut.

Im Erdgeschoss des viereckigen Turms befanden sich der Maschinenraum samt Dieselaggregat und ein Lagerraum. Im ersten Geschoss sowie im Turmgeschoss waren Arbeitsräume eingerichtet.

Der Leuchtfeuerapparat mit einer 750 Watt Lampe und automatischem Lampenwechselapparat war in einem zylindrischen Feuerhaus auf dem obersten Geschoss des Turms montiert. Die ursprüngliche Linse war eine Kombination aus 2. und 3. Ordnung. Diese wurde durch eine Linse 4. Ordnung ersetzt. Die alten Linsen wurden aber beim Leuchtfeuer erhalten. Ursprünglich hatte das Leuchtfeuer drei Klippapparate für die Sektoren. Diese wurden 1981 durch farbige Sektoren ersetzt.

Anda war das letzte der 200 bemannten Leuchtfeuer in Norwegen und das einzige, das von Beginn an elektrifiziert war.
Anda war, wie einige andere Leuchtfeuer auch, wenig populär bei den Leuchtfeuerwärtern, denn die Anlandungsverhältnisse waren schwierig und während Schlechtwetterperioden kam es häufig vor, dass die Ablösung nicht rechtzeitig zur Station kam und die dort befindlichen Leuchtfeuerangestellten länger auf ihre Ablösung warten mussten. Diese Verhältnisse wurden erst mit dem Einsatz von Hubschraubern besser.

Anda Leuchtfeuerstation wurde 1987 automatisiert und die Besatzung abgezogen.

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Die Insel steht heute unter Naturschutz, denn sie ist ein wichtiger Brutplatz für verschiedene Vögel, wie Papageitaucher, Dreizehenmöwen, Tordalken, Krähenscharben, Silbermöwen, Mantelmöwen und Gryllteiste. Im Jahr 2017 zählte man 16.000 Paare von Papageitauchern. Außerdem befindet sich eine große Seehundkolonie auf der Insel.
Auch die Station steht unter Denkmalschutz, da wesentliche Originalteile erhalten sind und die Station als Beispiel für die Betonbauweise jener Zeit gilt.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 33
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 133
Norges Fyr, Fra Stad til Grense Jakobselv, Bind 2, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1987, S. 232 f
sowie
https://kystverket.no/globalassets/fyr- ... c_kort.pdf - mit zahlreichen Fotos
https://en.wikipedia.org/wiki/Anda_Lighthouse
https://visitvesteralen.com/einenbesuch ... rt%C3%A5rn
https://www.kulturminnesok.no/minne/?qu ... itet/87621
https://faktaark.naturbase.no/?id=VV00000283
https://web.archive.org/web/20081013232 ... /anda.html
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 06. Jun 2020, 15:52

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 94

Andenes – Andøy - Nordland


Bild

Andenes Leuchtfeuer – aufgenommen 06.06.2013 um 18.21 Uhr
Deutlich zu erkennen ist der weiße Vorhang, der zur Zeit der Mitternachtssonne die starke Sonneneinstrahlung und damit Erhitzung der wertvollen Linse zu verhindern

Die erste Leuchtfeuerkommission in Norwegen wurde bereits 1828 ernannt. Deren Untersuchungen waren im Norden durch die Umgebung im Vestfjord begrenzt. Lofoten, Vesterålen, Troms und Finnmark blieben daher außen vor. Die Frage der Errichtung eines Leuchtfeuers bei Andenes ergab sich erst nach einer Eingabe aus Tromsø und Hammerfest und die Leuchtfeuerkommission empfahl 1840 einen solchen Bau.

Die Mittel für den Bau des Feuers bei Andenes wurde in den Budgetjahren 1854-1857 bewilligt. Jedoch war der Leuchtfeuerdirektor nach weiterer Betrachtung zu der Auffassung gelangt, dass es zunächst wichtiger sei, ein Ansteuerungsfeuer für den Vestfjord zu errichten. Daher änderte auch das zuständige Parlamentskomitee seine Auffassung und stimmte der Verwendung der für Andenes vorgesehenen Mittel nunmehr für das Vestfjord Ansteuerungsfeuer zu.

Allerdings erhielt die Leuchtfeuerkommission 1855 den Auftrag zu untersuchen, welche Mittel für den Bau bei Andenes benötigt würden. Die Einstellung der Leuchtfeuerkommission war klar, dass es dabei bleibe, ein festes Leuchtfeuer 2. Ordnung variiert durch einen Blink alle drei Minuten bei Andenes zu errichten.

Zufolge eines Eigentumswechsels im Jahr 1841, als staatliches Eigentum auf Andøyas nördlichstem Teil verkauft wurde, behielt man ein Gelände für den möglichen Bau eines Leuchtfeuers zurück.

Die Leuchtfeuerkommission von 1855 stellte fest, dass es notwendig sei, das dem Staat gehörende Eigentum bei Kleiv abzukaufen. Dieses gehört dem Staat, der es die letzten 50 Jahre ungenutzt liegen ließ.

Gleichzeitig wurden Überlegungen angestrengt, das zukünftige Leuchtfeuer Andenes auch als Lotsenstation einzurichten. Dies würde bedingen, dass auch die entsprechenden Unterkünfte gebaut und urbares Land den Lotsen und auch Leuchtfeuerwärtern zur Verfügung gestellt würden.

Die Kostenvoranschläge für das Leuchtfeuer von 1856 beruhten zunächst auf einem Turm aus behauenen Natursteinen. Letztlich entschied man sich doch für einen Gusseisenturm, der von der Marinewerft in Horten geliefert werden sollte. Das dazugehörige Feuerhaus sollte von Nes Jernverk bei Arendal gefertigt werden. Der Leuchtfeuerapparat wurde von Lepaute in Paris gekauft.

Zum Bauleiter wurde der Däne Le Maire bestellt. Ihm assistierten Christoffersen und Pettersen, beide aus Dänemark. Le Maire war auch für den Bau der Leuchtfeuerstation Kvitholmen zuständig.

Die Bauarbeiter kamen vorwiegend aus Sunnmøre und waren zuverlässig und kräftig. Zugleich wurden lokale Arbeitskräfte hinzugezogen. Dies führte jedoch zu Konflikten, da die lokalen Arbeiter, meist Fischer, mit den Arbeitsbedingungen, wie den festen Arbeitszeiten, nicht einverstanden waren. Außerdem verschwanden viele lokale Arbeiter und gingen wieder auf See zum Fischfang, der einen höheren Verdienst brachte, als die Arbeitsverträge am Leuchtturm. Dies wiederum führte zu Unzufriedenheit der Wanderarbeiter, die nunmehr höhere Löhne verlangten. Um den Fortschritt der Bauarbeiten nicht zu verzögern, wurde den Forderungen nachgegeben. Für die nächste Arbeitssaison wurden zudem noch mehr Arbeiter aus Sunnmøre eingestellt.

Bevor der Leuchtturm aufgebaut wurde, waren zunächst Unterkünfte erforderlich, erst die Arbeitsbaracken für die Bauarbeiter, dann das Wohngebäude für den Leuchtfeuerwärter und das Nebengebäude, beide in Blockbauweise.
Der Gusseisenturm wurde von innen am Fundament mit Ziegelsteinen verstärkt. Insgesamt 90.000 Steine wurden verbaut.

Das Wohnhaus hatte im Erdgeschoss fünf Zimmer sowie die Küche. Für zeitweilige Assistenten wurden im Obergeschoss drei kleine Zimmer sowie eine Küche eingebaut.

Während des Baus kam es zu ständigen Verzögerungen, da die Lieferungen oft unvollzählig waren. Mal fehlten Gusseisenteile, dann wieder Verbindungsstäbe.

Schwierig war auch der Transport des Materials nach Andenes, da sich an der Nordwestküste und um Andenes zahlreiche Untiefen befanden. Zunächst wurden die Materialien in Henningsvær zwischengelagert, bis sie mit kleineren Schiffen nach Andenes gebracht wurden.

Der Bau begann im Sommer 1857 und dauert gute zwei Jahre, bis das Leuchtfeuer am 24. September 1859 in Betrieb ging.

Der 40 m hohe Gusseisenturm ist der vierthöchste in Norwegen und das Leuchtfeuer war das erste nördlich des Polarkreises.

Bild

Der 40 m hohe Gusseisenturm von Andenes – aufgenommen am 07.06.2013 um 00.08 Uhr

Um die Kosten der Bemannung des Leuchtturms so gering wie möglich zu halten und damit Reserveassistenten einsparte, wurden die sechs angestellten Lotsen verpflichtet, einen Teil der Wachen zu übernehmen. Zunächst wurde dies von den Lotsen begrüßt, denn die Einnahmen aus den Lotsungen deckten oft nicht den Lebensunterhalt. Nachdem aber nun ein kräftiges Leuchtfeuer in Andenes stand, verstärkte sich der Schiffsverkehr um Andøya und die Lotsungen nahmen erheblich zu und die erhöhten Einnahmen aus den Lotsungen veranlasste die Lotsen, den Leuchtfeuerdienst aufzukündigen. Als Folge wurde nun ein fester Assistent zu einem Lohn von 200 Speziestalern eingestellt.

Bild

Andenes Leuchtfeuer mit neuen Gebäuden – aufgenommen am 07.06.2013 um 00.14 Uhr

1878 wurde ein kleines Öllager gebaut und 1889 ein Torfschober sowie ein Vorratshaus. 1888 wurde eine Telefonleitung zwischen dem Leuchtturm und dem abseits stehenden Wohnhaus hergestellt. 1897 fand eine umfassende Renovierung der Wohngebäude statt und 1910 wurde auch die Wohnung des Assistenten umgestaltet.

Bild

Andenes Leuchtfeuer und die Mitternachtssonne – aufgenommen am 06.06.2013 um 23.54 Uhr

1948 wurde von Telverket ein Funkfeuer eingerichtet, das auch dem nach Svalbard zunehmenden Luftverkehr diente. Als Andenes Leuchtfeuer automatisiert werden sollte, wurde das Funkfeuer in eine Etage des Turms verlegt. 1978 wurde aber ein neues, stärkeres Funkfeuer in etwa 1 Kilometer Entfernung vom Turm errichtet. Das alte Funkfeuer wurde nun wieder vom Küstenwerk übernommen und rein für den maritimen Verkehr ausgerichtet sowie mit dem Funkfeuer von Hekkingen synchronisiert. Letztlich wurde es 1986 eingestellt.

1953 erhielt Andenes Strom vom lokalen Kraftwerk und das Leuchtfeuer wurde kräftig mit einer 1000 W Birne verstärkt. Zusätzlich wurde ein kleines Machinenhaus für ein Dieselaggregat als Notstromversorgung gebaut.

1978 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die Besatzung abgezogen. 1983 wurde das Wohnhaus des Leuchtfeuerwärters der Gemeinde übertragen, nachdem es bis dahin von der Hafenverwaltung genutzt wurde.

Bild

Andenes Leuchtfeuer und die Mitternachtssonne – aufgenommen am 07.06.2013 um 00.03 Uhr

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 34
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 134
Norges Fyr, Fra Stad til Grense Jakobselv, Bind 2, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1987, S. 234 ff
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 218
https://fyr.no/fyr/andenes-fyrstasjon/
https://mare.photo/leuchttuerme-norwegen-2/
https://snl.no/Andenes_fyr-

Fortsetzung folgt
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 07. Jun 2020, 14:01

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 95

Hekkingen – Senja - Troms

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Hekkingen Leuchtfeuerstation – aufgenommen am 08.06.2013 von der Fähre Botnhamn-Bremsholmen

Die Leuchtfeuerkommission erklärte 1840, dass es an der Zeit sei, ein Ansteuerungsleuchtfeuer bei Hekkingen zu errichten. Vorläufig würde man sich aber mit einer Tagesmarke behelfen. 1851 wurde auf dem höchsten Punkt von Hekkingen eine große Bake in Form eines abgekürzten Kegels errichtet. Die Bake steht noch heute dort.

1855 nahm die Leuchtfeuerkommission erneut die Anfrage nach dem Bau eines Leuchtfeuers auf. Nachdem ein Küstenfeuer bei Andenes errichtet war, meinte die Kommission, dass es ein Segen für die Schifffahrt sein würde, im Malangen, dem Hauptfahrwasser von und nach Tromsø, ein Ansteuerungsfeuer zu haben.

Im Budgetplan für die Jahre 1857 – 1860 wurden nach einem Kostenvoranschlag 6.822 Speziestaler für den Bau veranschlagt. Das Leuchtfeuerhaus in Blockbauweise war 16 x 10 alen, etwa 10 x 6,5 m, groß, an dem ein kleiner Feuerturm angebracht war. Das Leuchtfeuerhaus, in dem ein Linsenapparat 4. Ordnung installiert war, wurde vom Nes Jernverk bei Arendal geliefert.

Weiter wurden ein Nebengebäude sowie ein Bootshaus mit einem Bootsaufzug gebaut. Westlich des Leuchtfeuergebäudes wurde ein kleiner Ölkeller aus Naturstein gemauert. Für das Grundstück wurden 160 Speziestaler bezahlt.

Als Bauleiter für Hekkingen wurde der Däne Le Maire beauftragt, der bereits Andenes Leuchtfeuer beaufsichtigt hatte. Das Leuchtfeuer wurde am 24. September 1859 angezündet.

Le Maire bewarb sich um die Stelle als Leuchtfeuerwärter, die er auch erhielt. Drei Jahre später bat er um seinen Abschied. Er wurde dennoch 1868 als „baukundiger Assistent“ in der Leuchtfeuerverwaltung angestellt.

1874 wurde eine Waschküche mit einer Vorratskammer gebaut. 1883 wurde eine neue Lampe für den Betrieb mit Paraffinöl montiert. Im selben Jahr herrschte über sechs bis sieben Wochen ein vollständiger Wassermangel, so dass Trinkwasser für die Menschen und Tiere mit dem Boot herangeschafft werden musste. Dies war der Anstoß für ein neues Dach und einen Wasserbehälter, in dem das Regenwasser gesammelt wurde.

1888 wurden auch Lotsen zugelassen, die sich auf der Station aufhalten durften, bis ein Schiff einen Lotsen anfordern würde. Es ist unbekannt, wie lange die Lotsen hier stationiert waren.

Bekannt ist aber, dass die Lotsen zugleich als Leuchtfeuerassistenten fungierten, diese Aufgabe aber wohl nicht zu ernst nahmen, denn es mehrten sich Beschwerden, dass das Leuchtfeuer nicht richtig gewartet wurde, da die Lotsen sich mehr dem Fischfang widmeten.

Doch schon bevor Hekkingen Leuchtfeuer gebaut wurde, befand sich hier eine Lotsenstation, die als „Nordafjeldske“ bekannt war. Der Lotse „wohnte“ in der heute noch erhaltenen Steinhütte.

Hekkingen Leuchtfeuer wurde 1901 verändert und verstärkt. Ein größeres Licht und ein neuer Feuerapparat mit einer Linse 2. Ordnung wurden in einem trapezförmigen Turm montiert. Es erhielt eine komplett neue Abschirmung mit einem Klippapparat und farbigen Sektoren.

An der Station wurde der kleine Hafen ausgebaut, um bessere Anlandungsbedingungen zu schaffen. Eine Schutzmauer wurde errichtet mit einem Landungssteg und einem Kran auf dem Kai.

Nachdem die Station 1962 von einer Familienstation in eine Wachstation geändert wurde, erhielt Hekkingen auch ein Funkfeuer, das seine Signale kontinuierlich aussandte und eine Reichweite von 50 Seemeilen hatte. Das Funkfeuer war mit dem von Andenes synchronisiert. Für das Funkfeuer wurde ein Leuchtfeuerbediensteter angestellt.

Ein Jahr später wurde die Station mit Strom von einem Dieselaggregat elektrifiziert. Dieses stand in einem Maschinenhaus, in dem auch ein Batterieraum und eine Wachstube eingerichtet wurden.

Im selben Jahr wurde ein neues Wohngebäude für den Leuchtfeuerwärter und zwei Assistenten gebaut. Dieses enthielt neben dem Gemeinschaftsraum eine Küche und ein Bad.
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Während der gesamten Betriebszeit von Hekkingen gab es zwei schwere Unglücke. Am 14. März 1871 kam der Leuchtfeuerwärter Bernt Olsen auf dem Rückweg von der Poststelle Laukvik auf Senja ums Leben. Die Aufgaben des Leuchtfeuerwärters übernahm seine Tochter, bis ein neuer Leuchtfeuerwärter eingestellt wurde.

Am 21. Mai 1904 kam der Postführer Paul Everland auf dem Rückweg vom Leuchtfeuer ums Leben. Die kränkliche und fast blinde Witwe saß neun Monate mit ihrem Kind alleine auf der Station. Ihr wurde danach eine jährliche Pension von 150 Kronen bewilligt, bis ihr Sohn 18 Jahre alt wurde.

Die Leuchtfeuerstation Hekkingen wurde 2004 als eine der letzten Anlagen automatisiert und die Besatzung abgezogen.
Die gesamte Anlage steht heute unter Denkmalschutz, die Umgebung unter Naturschutz.
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Heute kann man in den ehemaligen Leuchtfeuergebäuden nach deren Renovierung übernachten. Die Station wird vom Sommarøy Arctic Hotel betrieben.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 97
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 136
Norges Fyr, Fra Stad til Grense Jakobselv, Bind 2, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1987, S. 234 ff
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 224

sowie

https://arkitekturguide.uit.no/items/show/1237
https://www.kulturminnesok.no/minne/?qu ... itet/87453
https://kystverket.no/globalassets/fyr- ... .10.16.pdf
https://www.kystverket.no/Nyheter/2018/ ... ingen-fyr/
https://fyr.no/fyr/hekkingen-fyrstasjon
https://snl.no/Hekkingen_fyr
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Fortsetzung folgt
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 27. Aug 2020, 14:23

Mit etwas Verspätung kommt nun die Fortsetzung.
Leider habe ich von den nachfolgenden Leuchtfeuern keine eigenen Fotos, da diese Stationen weit außerhalb der Hurtigrutenstrecke oder weitab vom Festland befinden. Unter den jeweiligen Links sind aber sehr gute Fotos vorhanden.
Jetzt folgen noch sechs Stationen, die wiederum mit eigenen Fotos versehen werden.

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Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 96


Torsvåg – Karlsøy – Troms og Finnmark

Torsvåg Leuchtfeuerstation liegt auf der kleinen Insel Koja, die an der Nordwestspitze der Insel Vannøya in der Kommune Karlsøy vorgelagert ist. Koja ist mit Vannøya durch einen Damm verbunden. Das Küstenfeuer dient neben der Fischerei in allererster Linie dem Schiffsverkehr von und nach Tromsø.

Das erste Leuchtfeuer an dieser Stelle wurde 1904 errichtet. Dieses wurde 1916 durch ein stärkeres Leuchtfeuer ersetzt. Der Turm am Wohnhaus erhielt eine starke Linse 2. Ordnung.

Die Station wurde als Familienstation gebaut mit einem zusätzlichen Zimmer für einen einzelnen Reserveassistenten. Sie blieb Familienstation bis zur Automatisierung im Jahr 1980. Sie wurde dann in eine Wachstation umgewandelt.

Mit der Automatisierung erhielt die Station elektrischen Strom vom lokalen Kraftwerk.

Zur selben Zeit wurde ein Mast für die Navigation mit Decca aufgestellt. Decca ist ein auf Funknavigation basierendes bodengestütztes Navigationssystem. Nach der Einstellung des Decca-Dienstes wurde eine DGPS-Satellitennavigationsstation errichtet. Detaillierte Informationen über die Funktionsweise der Decca-Navigation sind hier zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Decca-Navigationssystem

Auf Torsvåg arbeitete die einzige weibliche hauptberufliche Leuchtfeuerassistentin in Norwegen. Sie hieß Haldis Martiniussen und war die letzten Jahre bis 2006 tätig.

Heute kann die Station für Übernachtungen gemietet werden.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 221

https://en.wikipedia.org/wiki/Torsv%C3%A5g_Lighthouse
https://snl.no/Torsv%C3%A5g_fyr
https://torsvag.no/no/accommodations/to ... ighthouse/
https://fyr.no/fyr/torsvag-fyrstasjon

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Fugløykalven – Karlsøy – Troms og Finnmark

Die Leuchtfeuerstation Fugløykalven liegt auf der kleinen, 40 m hohen und steilen Insel gleichen Namens an der nördlichen Einfahrt zum Fugløyfjord. Es ist der nördlichste Punkt der ehemaligen Provinz Troms.

Der Bau wurde 1916 begonnen und nach dreijähriger Bauzeit wurde das Leuchtfeuer 1920 in Betrieb genommen.

Der Leuchtturm wurde zu Beginn hauptsächlich als Navigationshilfe für die Fischerei errichtet. Mit der Zunahme des Schiffsverkehrs in der Norwegischen See erlangte er große Bedeutung für die nördliche Zufahrt nach Tromsø.

Der achteckige Leuchtfeuerturm aus Beton ist nur 8,5 m hoch und von der Bauweise gleich dem Turm von Sula in Trøndelag. Durch die Höhe der kleinen Insel beträgt die Feuerhöhe 42 m. Die zum Leuchtfeuer gehörigen Gebäude, wie Wohnhaus, Wirtschaftshaus und Werkstatt, sind eng an den Turm gebaut und zum Teil von einer Mauer zum Schutz gegen das Wetter umgeben. Eine Seilbahn und ein Steg führen zum Landungssteg und Bootshaus.

Fugløykalven ist eine der isoliertesten Stationen im ganzen Land mit unsicherer Landebedingung. Daher wurde beim Bau bereits festgelegt, dass die Station mit einem Leuchtfeuerwärter und einem Assistenten als Wachstation betrieben werden sollte. Im Laufe der Zeit wurde ein zweiter Assistent angestellt. Wegen der unsicheren Landebedingung wurde zudem festgelegt, dass der Mindestaufenthalt der Angestellten sechs Monate betragen sollte.

Wegen der zahlreichen Untiefen um Fugløykalven und der Insel Nordfugløya erhielt das Leuchtfeuer einen Linsenapparat 2. Ordnung mit 19 Sektoren, die höchste Anzahl in ganz Norwegen.

Fugløykalven ist wohl auch eine der einsamsten Stationen in Norwegen, denn die letzten Bewohner der benachbarten Insel Nordfugløy sind Anfang 1950 auf das Festland gezogen. Das Postamt wurde 1951 nach 40 Jahren Betrieb geschlossen.

1956 erhielt Fugløykalven Strom aus eigenen Dieselgeneratoren. Zur selben Zeit wurde die Besatzung auf 4 Mann erhöht und ein kürzerer Schichtbetrieb eingeführt

Bis 1985 erfolgte die Ablösung mit Kuttern, danach wurden Hubschrauber eingesetzt.

Fugløya und Fugløykalven sind als Naturreservat geschützt. Bis zur Automatisierung im Jahr 2003 hatten die Leuchtfeuerbediensteten neben den Wetterbeobachtungen die Aufgabe der Überwachung des Reservats.

Quellen:

Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 75
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 36 ff
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 137

https://arkitekturguide.uit.no/items/show/1150 - mit Fotos
https://fyr.no/fyr/fugloykalven-fyrstasjon
https://no.wikipedia.org/wiki/Fugl%C3%B8ykalven_fyr
https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... itet/87441 - mit Fotos
https://snl.no/Fugl%C3%B8ykalven_fyr

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Fruholmen – Masøy – Troms og Finnmark

Die Leuchtfeuerstation Fruholmen liegt auf der gleichnamigen Schäre nordwestlich der Insel Ingøy in der Kommune Masøy in der Provinz Troms og Finnmark. Das Leuchtfeuer ist zugleich das nördlichste und am meisten vom Wetter umtoste in Norwegen. Der Leuchtfeuerdirektor Diriks bemerkte, dass er Fruholmen als einen „wenig beneidenswerten Aufenthaltsort“ ansah.

Die Entfernung nach Hammerfest beträgt 50 km und 69 km zum Nordkap.

In den 1850er Jahren nahmen der Handel und insbesondere der Holztransport von Archangelsk zu, so dass die Forderung nach einem Leuchtfeuer erhoben wurde.

Wurde der Vorschlag des Direktors der Leuchtfeuerverwaltung zum Bau eines Leuchtfeuers 1860 noch abgelehnt, so wurden schon drei Jahre später Mittel zur Verfügung gestellt. Zunächst wurde das Baumaterial für die Baracken der Arbeiter auf Fruholmen gebracht.

Im Mai 1864 „reisten“ vier Gruppen von Bauarbeitern aus Dalsfjord und Volda nach Norden, eine davon mit dem Küstendampfer über Ålesund, Trondheim und nach Hammerfest. Von hier aus ging es nach Ingøy. Der Bau der Station begann, obwohl die Schäre Fruholmen noch nicht vom Staat gekauft war. Dies erfolgte erst am 30. August 1865.

Der Bau des Leuchtfeuers Fruholmen mit 27 Arbeitern war Teil der Strategie des Staates, die Küsten für die Schifffahrt sicherer zu machen.

Die Bauarbeiter kamen hauptsächlich aus Sunnmøre, wie schon bei anderen Stationen und aus der Gemeinde Masøy.

Der 19 m hohe gusseiserne Turm wurde von der Marinewerft in Horten geliefert, das 3 m hohe Laternenhaus von der Eisenhütte Nes Verk. Die Gusseisenplatten mussten zunächst verschraubt werden, damit ein Turm daraus wurde. Er ruhte auf einem Sockel aus behauenem Granit, dessen Durchmesser 5,8 m betrug.

Der Linsenapparat 1. Ordnung wurde von Lepaute aus Frankreich geliefert.

Im Turm befand sich unterhalb des Leuchtfeuerhauses ein kleiner Wachraum. Das für das Leuchtfeuer benötigte Öl war im untersten Geschoss in Tonnen gelagert.

Die ursprüngliche Station wurde in den Jahren 1864 bis 1866 gebaut und ging am 25. August 1866 in Betrieb.

Zunächst handelte es sich um eine Familienstation. Zur Selbstversorgung wurden Ziegen und Schafe auf Fruholmen gehalten.

Die Station bestand aus dem Feuerturm, einem Wohnhaus in Blockbauweise für den Leuchtfeuerwärter und dessen Familie, etwa 12 m lang und 11 m breit. Das Haus enthielt fünf Zimmer und die Küche. Der Waschraum befand sich im Keller mit eingemauertem Eisenkessel und einem großen gemauerten Backofen.

Ebenso befand sich im Keller ein kleines Zimmer für den „Feuerkerl“, also dem Knecht. Erst später erhielt er ein Zimmer im Haus.

Das Assistentenhaus, 13 m lang und 10 m breit, bestand aus zwei Doppelhaushälften, jeweils mit separatem Eingang. Auch hier lagen die Waschräume mit Kessel und Backofen im Keller.

Die Dächer der Häuser waren zu Beginn mit Ziegelsteinen bedeckt, die jedoch bei einem starken Sturm wegflogen und durch Schieferplatten ersetzt wurden.

Daneben bestanden noch ein Stall sowie ein Wirtschaftsgebäude.

Am Kai stand das Bootshaus, in dem die Boote für den Leuchtfeuerwärter und dessen Assistenten gelagert wurden, nachdem sie mit einer Winde auf den Kai gehievt waren.

Die Lebensverhältnisse auf dieser kleinen Schäre waren für die Familien äußerst beschwerlich, insbesondere in der Winterzeit, wenn heftige Stürme tobten. So war zum Schutz der dort lebenden Menschen zwischen dem Haus des Leuchtfeuerwärters und dem Stall eine solide Steinmauer gebaut, um vor überschäumender See zu schützen.

Ungeachtet all dieser Schwierigkeiten war die Entlohnung niedriger als auf anderen, weitaus besser bewohnbaren Leuchtfeuerstationen. Die Verwaltung begründete dies mit der kurzen Brenndauer des Leuchtfeuers.

Die psychischen Belastungen und die Lebensumstände werden von Hans Hansen, dem ersten Leuchtfeuerwärter nach dem Zweiten Weltkrieg, in seinem Buch „Die Geschichte des Leuchtturms von Fruholm“ beschrieben. Er verbachte 11 Jahre mit seiner Familie auf der Insel.

Holger Melms hat dieses Buch übersetzt und unter http://www.holger-melms.de/Titel_neu/Fi ... tsch_.html in das Internet gestellt.
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1882 wurden während eines schweren Sturmes das Bootshaus und die Schmiede ins Meer gerissen.

1931 wurde die 9 Jahre alte Tochter des Leuchtturmwärters während des Spielens von einer großen Welle erfasst und ins Meer gerissen.

1931 wurde eine Telefonleitung zur Station gelegt. Die Mittel hierfür wurden von den Frauen auf Ingøy aufgebracht. So konnte bei Krankheit zumindest ein Arzt oder Hilfe in anderen Notlagen gerufen werden.

Zur selben Zeit wurde eine Warnstation eingerichtet, auf der bei Sturmwarnung eine Flagge gesetzt wurde, um die Fischer zu warnen.
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Fruholmen war die einzige Leuchtfeuerstation in der Provinz Finnmark, die nicht von deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg besetzt wurde. Hingegen ereilte Familien auf der Station ein anderes, vielleicht schlechteres Schicksal, denn am 7. November 1944 erhielten sie die Nachricht, dass sie ihre Sachen zu packen und die Station innerhalb von 24 Stunden zu verlassen hatten. Sämtliche Nutztiere mussten getötet werden. 35 Personen verließen mit ihren wenigen Sachen auf einem 15 m langen Boot die Insel.

Anschließend wurde die Station durch deutsche Flieger dem Erdboden gleichgemacht. Lediglich der kleine Brunnen inmitten der Schäre überstand die Angriffe.
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Der Leuchtturm Fruholmen wurde 1948 aus Beton wieder aufgebaut und 1949 mit Strom aus eigenen Dieselgeneratoren in Betrieb genommen.

1963 wurde ein Stromkabel von Ingøy verlegt und die Station mit Strom vom Kraftwerk Repvåg versorgt.

1973 wurde die Familienstation in eine Wachstation mit Leuchtturmwärtern umgewandelt.

2006 schließlich wurde Fruholmen automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Die Station kann heute nach Vereinbarung mit der Masøy Gemeinde und dem Museum besucht werden.

Quellen:
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 228 ff
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 72

https://www.batborsen.no/index.php?page ... =98&from=0
http://www.holger-melms.de/Titel_neu/Fi ... tsch_.html
https://kystverkmusea.no/digitale-utsti ... fyrstasjon
https://kystmuseene.custompublish.com/f ... 09788.html
https://www.kystverket.no/Nyheter/2017/ ... olmen-fyr/ - mit Foto
https://snl.no/Fruholmen_fyr - mit Foto
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