von upperoaks » Di, 15. Sep 2020, 14:42
Servus, fstiebeling,
Glückwunsch zu Deinem Entschluss mit einem monovalenten Elektroauto auf eine große Reise zu gehen. Ebenso Glückwunsch als Ziel das Nordkapp gewählt zu haben. Den größten Teil der Entfernung des langgestreckten Landes nahmst Du unter die Räder. Der Einstieg dorthin ist für Euch Waterkantler im Vergleich zu uns Flachlandtirolern vom Weißwurstäquator pro Strecke immer mindestens einen Reisetag näher – elektrisch oder nicht.
Allerdings wäre es nicht meine Sache haarklein Logbuch zu führen und jede An- und Abfahrt sowie die Ladevorgänge zu protokollieren, wogegen ich die Wiedergabe markanter Daten und gegebenenfalls auch von Ereignissen von Übernachtungsstätten durchaus als hilfreich erachte.
Eine solche Reise mit einem derartigen Fahrzeug wäre mir auch zupass gekommen. Deine diversen Schwierigkeiten mit Laden und Bezahlen erwähnt zu haben ist durchaus gerechtfertigt, die dürften in einer technisch entwickelten Welt, ausgerichtet auf Mobilität, Kommunikation sowie Waren-, Dienstleistungs- und Geldströmen nicht vorkommen. Hier tun sich Systemkämpfe auf, die es leider immer wieder gibt und vielmals auch gab.
Die Älteren unter uns erinnern sich noch an den Systemkampf der Videorekorder: VHS, Betamax und Video2000. Von meinen Ahnen ist mir überliefert, dass es im Automobilbau ideologische Auseinandersetzungen gab für oder gegen Heckmotor / luftgekühlt / Heckantrieb versus Frontmotor, womöglich quer eingebaut / wassergekühlt / Frontantrieb und … und … und …
Heute hat sich die Welt merklich weitergedreht. Videorekorder gibt es nicht mehr, die Fahrzeugantriebe sind weitestgehend geklärt. Jetzt fechten die Produktkreatoren auf den Gebieten Zahlungssysteme einschließlich Bargeldersatz, Handyapps, Stecker und Steckdosen für Elektroautos. Weitere derartige Beispiele ließen sich zuhauf bilden. Doch leider kann niemand verpflichtet werden seine Borniertheit abzulegen.
Größtmöglichen Respekt und hohe Anerkennung ist Rafael de Mestre aus Barcelona, zuweilen auch als Kölner in den Annalen geführt, zuzuerkennen, der 2012 als Erster mit einem serienmäßigen monovalenten Elektrofahrzeug die Welt umrundete. In China, Kasachstan, Russland und Ukraine und durchaus auch anderswo konnte er mit seinem Tesla Roadster nicht von Supercharger zu Supercharger springen. Dafür hatte er auch gefühlt 13 Kabel und 24 Adapter bei sich. In seinem Kofferraum war ja dann kaum mehr Platz für eine Unterhose und eine Zahnbürste verblieben. Ein Umstand, der Dir erspart bleiben konnte, weil Du Dich in einem technisch entwickeltem Land mit neuer Technologie und adäquater Infrastruktur bewegtest. Wunderschöne Wildheit und unberührte Natur stehen hierzu nicht im Gegensatz; sie schließen einander nicht aus.
Ein Traum im Schlaraffenland wäre es, wenn Deine 200 Euro für den elektrischen Saft auch auf Verbrennungsfahrzeuge übertragbar wären. Erhöhe um 100, dann kommst Du um die ganze Welt – wie Rafael.
Übrigens gibt es von und über ihn, seine Reisen und seine Website 80edays eine Fülle von Berichten und Videos. (Wikipedia, Youtube, WDR, CCTV, Kazakhstan TV, Der Spiegel und viele andere)
Diverse Reiseveranstalter bieten bereits Selbstfahrerurlaube mit Elektroautos in Norwegen an – sogar mit Fahrzeugübernahme in Hamburg. Na, denn !
Auf alle Fälle war Dein Reisebericht sehr lesenswert, trotz oder weil e-spezifisch, und bezüglich der gewählten Route auch inspirierend. Danke dafür.
Liebe Grüße
upperoaks
Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken - Samuel Johnson
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Testergebnis Besteck: Das Messer hat am besten abgeschnitten.