Moin,
Danke, Karsten, für den tollen Reisebericht mit den ebenso tollen Fotos!
Mit den individuellen Sichtweisen meinte ich die verschiedenen Perspektiven für Deine Fotos.
Grense Jakobselv: Wir sin diese Trecke ja im Sommer 2017 gefahren und es war nicht nur die Fahrt zur Jakobselv interessant, auch das älteste Gebirge Norwegens hatte es uns sehr angetan.
Ich nehme mir mal die Freiheit und zitieren diesen Tag unserer Reise aus unserem Reisebericht „Endelig Sommer i Norge“:
Tag 23 – 8. Juni 2017 – Kirkenes – Grense Jakobselv und zurück…
Nun aber wollten wir zur Grense Jakobselv, denn dann würden wir wohl alle „äußersten Punkte“ von Norwegen besucht haben: Von Skjærhalden im Südosten (obwohl es dort noch südöstlicher geht), über Lindesnes im Süden, das Westkap bei Stadlandet, das Nordkap (na fast, eigentlich ist es ja Knivskjelodden), Hamningberg auf der Varangerhalføya, dort wo Norwegens Straßen enden und mit der Hurtigrute östlich von Hornøya. Und nun fehlte noch Grense Jakobselv.
Auf der E 105 vor Russehøgda konnten wir etwas weiter oberhalb der Pasvikelva die russisch-orthodoxe Kirche Boris Gleb ausmachen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich diese Kirche erst jetzt beim Schreiben des Berichts und beim Sichten der Fotos entdeckt habe. Ich habe mit Google Earth nachgemessen: Sie lag 2,18 km entfernt am Ufer des südlichen Endes des Bøkfjorden. Dahinter konnten wir den Staudamm auf russischer Seite sehen.
Boris Gleb
Wir fuhren weiter nach Storskog, dem norwegisch-russischen Grenzübergang, stoppten, machten zwei Fotos und fuhren weiter.
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Storskog Grenzübergang
Der kleine Souvenirladen, den wir im April 2008 auf der Reise mit der „KONG HARALD“ besucht hatten, stand immer noch da und wird vermutlich auch heute noch die russischen Ostereier, Ikonen und Matrjoschkas verkaufen. Also, da brauchten wir nicht hin.
Hier in Storskog konnten wir dann noch einmal im Detail die Anweisungen “Conduct and Travel at the Norwegian-Russian Border“ des „Norwegian Border Commissioner for the Norwegian-Russian Border“ nach dem Border Agreement vom 29.12.1949 lesen.
Nun ging es weiter auf dem FV 886. Bei Tårnet am Jarfjorden legten wir einen Stopp ein. Von hier aus konnten wir die etwa 50 km entfernte, schneebedeckte Küste der Varanger-Halbinsel sehen, eine fantastische Sicht gab es heute.
Jarfjorden und Varanger-Halbinsel
Wir fuhren nun wieder in eine Winterlandschaft hinein. Jedoch zeigten sich schon Anzeichen des Frühlings, denn die Eisdecke des Vintervollvatnet taute langsam auf. Eigentlich muss man sich hier fragen, ob der Winter nicht ohne Grenze in den Sommer übergeht und der dann wieder beim ersten Schneefall in den Winter?
Vintervollvatnet
Wir wurden dann von einem am Straßenrand stehenden Schild mit dem Hinweis „Norges eldste fjell“ überrascht.
Hier in der Finnmark in der Nähe des Jarfjords liegt also das älteste Gebirge Norwegens, 2,9 Milliarden Jahre alt. Und doch nur etwa 155 m hoch! Da steht man wahrlich beeindruckt und hat keine Vorstellungskraft über den Zeitraum.
Hier gibt es noch etwas Information in Norwegisch:
https://artikkel.ut.no/artikkel/1.7104691/Faszinierend waren auch die Rot-Färbungen des Gesteins.
An anderer Stelle sahen die Gesteine wie erstarrte Lava aus.
Nun hatten wir den höchsten Punkt erreicht: „Jarfjordfjellet 190 m.o.h.“, jedenfalls auf der Straße, denn an anderer Stelle ist das Jarfjordfjell über 300 m hoch.
Plötzlich tauchte am Straßenrand ein riesiger Felsbrocken auf und wir fragten uns, wie der da wohl hingekommen war? Erdbeben? Trolle? Wir wussten es nicht, waren aber ganz schön beeindruckt.
Und hier lag noch recht viel Schnee. Und da wir ja Anfang Juni hatten, das Jahr also fast zur Hälfte vergangen war, hatte man die „Leitstöcke“ für die Schneeräumung wohl gleich stecken gelassen.
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Nun erreichten wir das norwegisch-russische Grenzgebiet mit entsprechenden Einschränkungen. Das sind die oben bereits erwähnten Einschränkungen, die hier wie auch in Storskog galten.
Auf einer Informationstafel der Kommune Sør-Varanger gab es Informationen über das Gebiet der Grense Jakobselv:
„Ursprünglich wohnten Ostsamen im Tal. Sie siedelten um, nachdem die Landesgrenze 1826 gezogen wurde und ihr Land unter mehrere Nationen aufgeteilt wurde. Ein norwegischer Soldat, ehemals im Dienst auf der Festung Vardøhus, siedelte sich 1851 hier an. Nach und nach folgten ihm mehrere Leute und das Dorf bekam mit der Zeit etwa 100 Einwohner, Schule, Geschäft, Zollstation, Post und Kirche. Erst 1965 wurde das Dorf durch die Straße erschlossen.“
Die Grenze verläuft entlang der tiefen Rinne im Flussbett. Der norwegische Grenzpfahl ist gelb und schwarz, der russische rot und grün. Der Zaun auf der norwegischen Seite soll Ren- und Haustiere davon abhalten, sich über die Grenze zu verirren.
1920 kam das Gebiet östlich des Flusses unter finnische Herrschaft. Als die Sowjetunion 1944 Sør-Varanger von der deutschen Wehrmacht befreite, wurde es wieder russisch.“
Hier ist dann auch die norwegische Armee mit ihrer „Garnison Sør-Varanger – Grensestasjon Grense J Elv“ stationiert.
Ein weiteres Schild klärte über den Grenzverlauf auf und darüber, dass die Gegend durch Videokameras überwacht wird.
Am östlichen Ufer sah man den russischen Grenzpfahl. Weiter hinten stand ein russischer Wachturm.
Eine weitere Tafel informierte darüber, dass sich auf der russischen Seite ein unter Strom stehender Stacheldrahtzaun befindet und dass in den Wachtürmen auf beiden Seiten Soldaten mit starken Ferngläsern postiert sind.
Hier der norwegische Grenzpfahl, dort der russische, hier der norwegische Wachturm auf dem Berg, dort der russische im Gelände – angesichts der derzeitigen Weltlage ein komisches Gefühl.
Wir fuhren weiter zur Oscar II‘s kapell. Auch hier fanden wir eine Informationstafel, denn man fragte sich, warum in dieser „Einöde“ eine Kapelle gebaut wurde. Da es nach der Grenzziehung von 1826 immer wieder zur Auseinandersetzungen zwischen norwegischen und russischen Fischern kam, ersuchte der Amtmann der Finnmark um ein Kanonenboot.
„Ein norwegischer Marineoffizier schlug stattdessen eine Kirche als kulturellen Grenzschutz gegen Osten vor. Die Kapelle wurde 1869 geweiht. König Oscar besuchte die Kapelle 1873 und wollte seinen Namen mit dem Gebäude in Verbindung bringen.“
Erst später sah ich, dass die Tür der Kapelle geöffnet war.
Wir fuhren noch bis zum „snuplass“, dem Wendeplatz am Ende der Straße 886. Hier hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die Barentssee, das Eismeer. Am Horizont konnten wir die Küste der Varanger-Halbinsel sehen, ca. 72 km entfernt! Diesen Ausblick genossen auch die vier „bobilister“ – Wohnmobilfahrer, die hier ihren Standplatz hatten.
Barentssee – Blick auf Varangerhalføya
Nun waren wir auch hier angekommen, bei Skjergardsneset am Storsanden - dort, wo die anderen Straßen Norwegens enden.
Echter“ Wendepunkt unserer Reise
In 55 m Höhe „thronte“ hoch über dem Stellplatz das kleine Leuchtfeuer „Sjøgrensen, Øvre“ oder „Grense Jakobselv“ mit der internationalen Leuchtfeuernummer L 4290.
Auf der russischen Seite der Jakobselv konnten wir das kleine Leuchtfeuer Mys Vor’ema sehen. Es ist als „weiße achteckige Laterne“ beschrieben. Hier hat wohl der kalte Seewind die Laterne in eine gelbe verwandelt.
Mys Vor’ema
Entlang der Grenze
und auf dem FV 886, wieder im Winter, jedoch mit Frühlingssonne,
fuhren wir zurück nach Kirkenes in unser Hotel, wo wir um 16.00 Uhr ankamen.
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Am nächsten Tag mussten/wollten/sollten wir die Rückreise antreten. Und wir wussten beide, dass wir wohl so weit nördlich so schnell nicht wiederkommen werden.
UNQUOTE
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Und noch eine Anmerkung zur Gedenkstätte an die Hexenverbrennungen in Vardø: Wir empfanden die Gedenkstätte einerseits sehr angeregt zum Nachdenken über die Grausamkeiten der Menschen, andererseits auch sehr schaurig, so dass wir dort 2013 nicht länger blieben.
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Noch einmal, danke für den Reisebericht, der uns viele schöne Erinnerungen brachte.
Gruß
Ronald