Vorwort
Als das Reisen noch viel unbeschwerter war und die unselige Corona Pandemie noch nicht zum täglichen Brot gehörte, haben wir mit unserem Wohnwagen Gespann eine Reise in den Norden gemacht.
Von Samstag, den 18. Mai 2019 bis Donnerstag, den 8. August 2019 waren wir unterwegs.
Ich habe diese Reise in den Norden in 11 Reiseberichten beschrieben und bebildert, die ich an unsere Familie und die nahen Freunde von unterwegs aus gemailt habe.
Weil die täglich neuen Regelungen, mit denen uns die Politiker aller Länder beglücken eine sichere Planung einer geplanten Süd-Ost-Europa Rundreise schier unmöglich machen, werde ich mich wieder auf die drei Länder im Norden besinnen.
Ich habe in den letzten Tagen im Norwegen Forum in den vielen Reiseberichten geschmökert und mir wieder Appetit geholt.
Danke an die vielen Reiseberichtschreiberinnen und –schreiber die sich die Mühe machen, von unterwegs zu berichten und Bilder der Reisen zu zeigen. Ich habe erkannt, dass auch in den Corona Jahren 2020 und 2021 das Reisen im Norden möglich war.
Um etwas zurückzugeben werde ich es versuchen, mein tägliches Reisetagebuch unserer 2019er Reise in den Norden, Schweden, Finnland und Norwegen, bebildert ins Norwegen Forum einzustellen.
Viel Spaß beim lesen!
Erster Reisebericht, Teil 1 18. Mai – 22. Mai
Samstag, 18.05.2019 München – Lutherstadt Wittenberg, Abfahrt 09:00 Uhr bei 48.745 km, 13 Grad, blauer Himmel
Wir haben uns gut auf unsere vierte Reise in den Norden gut vorbereitet, Reiselektüre studiert, mögliche Routenpläne geschmiedet und Campingplätze auf der Route gesichtet.
Heute früh war es soweit.
Wir haben München verlassen und uns auf den Weg gemacht. Voller Hoffnung auf ein gutes Gelingen.
Rund 500 Kilometer Fahrt liegen heute vor uns, wir wollen nach Wittenberg an der Elbe, unseren ersten Stopp.
Bei Neuburg/Do. sehen wir einen Storch, wir lassen Nürnberg links liegen und fahren weiter nach Bayreuth, durch die fränkische Schweiz geht es auf der Autobahn rauf und runter. Wir kommen gut voran, der „neue“ Wohnwagen hängt brav hinter dem Galaxy und schwänzelt nicht.
Um 13:30 Uhr fahren wir zu einem Autohof tanken und machen eine Kaffeepause. Der schwerere LMC Wohnwagen verlangt dem Galaxy deutlich mehr Diesel (12,5l/100km) ab, als der Hobby.
Irgendwann fahren wir über die Brücke der Einheit und sind in Thüringen.
Große Wind- und Solarparks ziehen vorbei. Eine große Schar Weihen kreist in der Thermik.
Der LKW-Verkehr nervt. Es ist wohl so, dass die LKW das Lager der Unternehmen geworden sind.
Nach 6 ¼ Stunden Fahrtzeit erreichen wir das MCE Marina-Camp Elbe. Hier waren wir schon einmal in 2011 auf unserer ersten Wohnwagenfahrt. Er liegt gegenüber der Lutherstadt Wittenberg direkt am Elbufer.
Das aufstellen des Wohnwagens klappte schon ganz gut. Die Technik scheint in Ordnung zu sein, die Therme liefert heißes Wasser, die Klimaanlage kühlt, ist aber hörbar. Auch die SIM-Karte im Router lässt uns ins Internet.
Die 6-Stunden Fahrt hat mich ermüdet, obwohl der Galaxy eine sehr gute Reiselimousine ist.
Nachdem wir Tisch und Stühle aufgestellt haben, gab es eine kleine Brotzeit und ein Bier als
Anlegeschluck unseres ersten Stopps.
Die Vögel singen und zwitschern, wir entspannen uns im Sonnenlicht. Und nachdem der FC Bayern die Frankfurter 5:1 vernascht hat und Deutscher Meister geworden sind, ist die Welt wieder in Ordnung.
Bei untergehender Sonne haben wir vor dem Wohnwagen sitzend zu Abend gegessen.
Um 21:30 Uhr ist der Himmel über Wittenberg vom Abendrot erleuchtet. Wir ziehen uns zum Ersten Mal in den Wohnwagen zurück um zu lesen.
Sonntag, 19. Mai 2019, Wittenberg – Heikendorf an der Kieler Förde, in fast 6 Stunden 452 Kilometer gefahren, Dieselverbrauch 11,8l/100km
Ab 04:30 Uhr haben uns Amsel, Drossel, Fink und Star musikalisch unterhalten. Ich habe gut geschlafen, Gerti nicht ganz so gut, sie hat abends zu wenig gelesen.
Erster Sanigang im Trainingsanzug bei Sonnenschein. Frühstück an Bord mit DAB-Radio-Sender SAW, wir sind ja in Sachsen-Anhalt.
Um 09:00 Uhr fahren wir ab, tanken noch einmal voll und fahren bei Coswig auf die Autobahn.
Vorbei an Potsdam, Neuruppin führte unsere Route vor Hamburg vorbei auf der 404 nach
Kiel.
Die Landschaft war für uns wenig erbaulich, flaches Land, riesige Felder, kaum Vögel und anderes Getier. Wer Windräder liebt, ist hier gut aufgehoben.
Mich nervt heute, dass am Display des Galaxy angezeigt wird, dass demnächst Service am Motorblock fällig sein soll. Was immer das sein soll.
Um 16:00 Uhr checken wir am CP Möltenort in Heikendorf ein uns stehen am Damm mit Blick in die Kieler Förde.
Nebelhorn-tuuuten von Motorschiffen unterschiedlicher Größe schallt über die Förde. Nach dem Abendessen hat sich der Nebel verzogen, ein Mein Schiff mit 8 Decks fuhr aus der Förde, Container- und Massengutfrachter fuhren einer hinter dem anderen an uns vorbei. Jetzt um 21:15 ist die Sonne glutrot untergegangen.
Wir haben einen schönen Stellplatz gefunden und beobachten das Treiben auf der Förde.
Morgen früh wollen wir in Kiel versuchen unser Galaxy-Problem zu lösen.
Am späten Nachmittag werden wir in Kiel am Schwedenkai stehen und auf unsere Fähre nach Göteborg warten die um 18:45 Uhr ablegt.
Und so interessant, wie der heute Tag war, werden die nächsten 70 Tage vergehen, bis wir
nach unserer Nordreise Kiel wieder erreichen.
Montag, 20. Mai 2019, Heikendorf – Fordhändler Kiel – Schwedenkai
Bereits um 7:00 Uhr bin ich aufgestanden um ab 08:00 Uhr bereits zu sein, zum Fordhändler, den mir Herr Rhode, der CP-Platz Besitzer, sagen wollte, zu fahren.
Ohne Frühstück, das Auto hat Vorrang. Die Kieler Förde war im Nebel versunken.
Beim Fordhändler angekommen, habe ich erst mal zwei Tassen Kaffee getrunken. Dann hat sich ein Servicetechniker des Problems, das ich ihm schilderte, angenommen.
Nach etwa einer halben Stunde der Inspektion wurde der Galaxy aus der Halle gefahren. Der Servicetechniker sprach von einem Problem des Partikelfilters, der nicht sauber wäre, so die Diagnose. Ich sollte den Galaxy mal auf der Straße jagen (und durchpusten), dann sollte sich das Problem lösen.
Der Fehlerspeicher wurde gelöscht, das Symbol am Display war weg. Die Diagnose beim Fordhändler war kostenfrei!
Dann bin ich erleichtert nach Heikendorf zurückgefahren und konnte Gerti berichten. Das anschließende, gemeinsame Frühstück tat gut. Und die Gewissheit, die Reise fortführen zu können.
Um 11:00 Uhr sind wir vom Damm-Campingstellplatz abgefahren, die schmale, steile Straße hinauf war kein Problem. Aus dem Wohnwagenforum habe ich einen Wanderparkplatz in Kronshagen eruiert, den wir ansteuerten um die Zeit bis zur Einschiffung zu überbrücken.
Wir haben einen kleinen Weiher umrundet
und bei Netto ein paar Sachen eingekauft.
Danach habe ich einen Schönheitsschlaf gemacht. Die Ereignisse und die beiden langen Fahrttage haben Tribut gefordert.
Gegen 16:00 Uhr sind wir zum Schwedenkai gefahren und haben die haushohe Stena Scandinavica liegen sehen.
Der Parkplatz war schon gut gefüllt, als ich mit unseren Papieren zum Stena Schalter ging, um uns einzuchecken.
Später kam noch ein Security-Mitarbeiter und hat geprüft, ob die Gasflaschen zugedreht waren. Dann hat er den Bugstaukasten versiegelt.
Seit Mittag war schönes, warmes Wetter, das uns auf unserer Überfahrt nach Göteborg begleitete.
Um 17:45 begann das beladen der Fähre. Zuerst die ganz großen Lastzüge, die im unteren Teil der Fähre ihren Platz fanden. Wir wurden auf Deck 3 gelotst, haben unsere Rucksäcke, die Fotokamera und das Fernglas geschultert und sind mit dem Lift bis Deck 9 zu unserer Kabine gefahren. Die Kabine war sauber und für eine Nacht gerade richtig.
Danach sind wir auf Deck 10 gegangen und haben Kiel und die Förde von oben gesehen.
Bei der Ausfahrt ab 18:45 Uhr wurde die Fähre mit Bug- und Heckstrahlruder im Hafenbecken gedreht und nahm langsam Fahrt durch die Förde auf.
Große Kreuzfahrtschiffe, kleine Hafenfähren, Segel- und Motorboote begleiteten uns aus der Förde.
Wir haben unseren Heikendorfer Campingplatz gesehen, unser Stellplatz war frei.
Laboe mit dem schönen Hafen, dem Marinedenkmal und dem U-Boot verschwand später achteraus.
Die Fähre fuhr ziemlich lange nahe an der Dänischen Küste entlang, immer genau in einer Seestraße, die mit grünen und roten Baken befeuert ist.
Wir saßen im Windschatten und betrachteten die ruhige See und einen schönen Sonnenuntergang.
Im Bordrestaurant am Bug gab es Bier und Wein auf dem nächtlichen Weg nach Göteborg.
In der Dämmerung sahen wir große Schwärme Lummen oder Alke, die zum nächtlichen Fischfang flogen.
Um 10:00 Uhr zogen wir uns in die Kabine zurück, beide haben wir gut geschlafen.
Dienstag, 21. Mai 2019, Göteborg – Kristinehamn, 20 – 25 Grad, leicht bewölkt
Die Überfahrt war ruhig, um 07:30 Uhr wurden wir vom Bordlautsprecher informiert, dass wir gegen 09:15 Uhr in Göteborg ankommen. Wir waren schon munter und haben unsere Sachen zusammengepackt, sind auf’s Deck gegangen und dem einlaufen der Fähre in den Göteborger Hafen zugesehen.
Auf Reede lagen einige Frachtschiffe, die auf’s löschen warteten. Der Göteborger Hafen ist sehr groß, Werften, Ölraffinerien, Autoverladung, LKW-Fähren und Kreuzfahrtschiffe waren zu sehen.
Am Stena Kai angekommen warteten wir darauf, einen freien Platz im Aufzug zu ergattern um auf’s Car Deck zu gelangen, das kurz nach dem anlegen geöffnet wurde.
Nach kurzer Wartezeit im Bauch der Fähre wurden wir aufgerufen, auszufahren. Der Zoll und die Polizei warteten schon auf uns. Ein Grenzpolizist prüfte unsere Ausweise und ließ uns in Schweden einreisen.
Gerti hat die Koordinaten unseres Campingplatzes in Kristinehamn ins Navi eingegeben, das Navi-Mädchen brachte uns auf den rechten Weg, der E20 Richtung Stockholm, die wir viele Kilometer später bei Mariehamn auf die E26 (Inlandsvegen) verlassen haben.
Nachdem wir Göteborg verlassen haben, suchten wir nach einem Parkplatz, auf dem wir frühstücken konnten. Die Fahrt ging durch grünes Farmland, Löwenzahnwiesen zeigten uns, dass die Natur hier oben etwas zurück ist. Bunte Häuser mit Schwedenfahnen zogen vorbei. Um 11:00 Uhr entdeckten wir ein Gewerbegebiet in dem wir unser verspätetes Frühstück zu uns nahmen.
Die Autobahn E20 ist nicht durchgängig 4-spurig ausgebaut, immer wieder wechselt die Fahrbahn auf eine bzw. zwei Fahrtspuren.
Weil auf diesen Straßen für alle 80 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung, die durch Blitzampeln kontrolliert wird, gilt, ist es für alle Verkehrsteilnehmer ein entspanntes fahren. Man soart durch eine schöne, aufgeräumte Landschaft, manchmal sogar alleine.
Das LKW-rennen und PKW-rasen, das die deutschen Politiker nicht bereit sind, einzudämmen, findet hier oben nicht statt. Gut für uns, die wir ohnehin mit dem Anhänger in Schweden, Finnland und Norwegen „nur“ 80 km/h fahren dürfen.
Die ersten Elch-Warnschilder und zwei Kraniche sowie viele Nebelkrähen haben wir schon gesehen. Wir sind im Norden angekommen. Und haben auf der Fahrt den Göta-Kanal überquert.
Um 14:00 Uhr sind wir am CP Kristinehamn Herrgardscamping angekommen, das Navi hat uns metergenau geführt. In der Rezeption haben wir eingecheckt, 250 SEK für eine Nacht mit Kreditkarte gezahlt.
Nach dem aufstellen sind wir mit dem PKW nach Kristinehamn Centrum gefahren, haben bei der Information geparkt und nach einem Geldautomaten gefragt. Nun sind wir wieder mit Schwedenkronen versorgt, obwohl in Schweden sogar ein Steckerleis mit Karte bezahlt wird.
Wir haben uns zwei Magnum Eis gekauft, um die großen Geldscheine zu verkleinern.
Dann fand das nächste Spiel an der Tankstelle statt. Kraftstoff gibt es ja meistens auch nur durch Nutzung der Kreditkarte. Und die Zapfsäulen sprechen – anders wie an den Geldautomaten – nicht bayrisch. Mit Hilfe eines Schweden konnte ich dann den Tank für die morgige Fahrt voll machen. Diesel ist teurer als Benzin, da er nicht wie in Germanien subventioniert wird.
Seit gestern sind wir 259 km in 4:15 Stunden gefahren. 11,9l/100km war der Verbrauch. Und der Hinweis auf einen Besuch in einer Ford Werkstatt ist wieder am Display zu sehen.
Die neuartigen, fahrbaren Computer Galaxy machen mir keine Freude. Hoch lebe der Saugdiesel ohne die ganze Software, die den Automechaniker zum Mechatroniker machten.
Der Galaxy ist nun genau 50.000 Kilometer jung, oder alt, wer weiß es schon.
Mittwoch, 22. Mai 2019, Fahrt von Kristinehamn nach Mora, Abfahrt 09:45 Uhr bei 21 Grad und schönem Wetter
Der sehr große CP in Kristinehamn ist empfehlenswert, alles sauber und jetzt in der Vorsaison ruhig.
Wir sind nun schon im Reisemodus angekommen. Aufstehen um 07:45 Uhr, im Wohnwagen ist es schon 23 Grad warm. Ich gehe in kurzer Hose ohne Hemd zum Sanitrakt, es ist ja Frühsommer in Schweden.
Der Bauch ist noch unangenehm bleich, ich glaube, wenn er bräuner wäre würde er nicht so auftragen und ich müsste nicht so oft die Luft einziehen, wenn wer vorbeikommt.
Frühstück und Abfahrt spielen sich ein.
Wir fahren auf der Straße 26 (Inlandsvegen) bis Filipstad, wo wir eine erste Pause und Spaziergang an einem kleinen See machen. Osterglocken blühen noch, der Flieder fängt gerade an die Blüten zu zeigen.
Die Natur ist verspätet, natürlich nur gegenüber dem Münchner Breitengrad.
Links und rechts der Straße 26, später E45 nach Mora sind viele Flüsse und Seen, die mich
bereits vom fischen träumen lassen.
Wir sehen auch Kraniche und Grau- bzw. Kanadagänse, die ihre Jungen auf die Wiesen zum fressen führen.
Holzwirtschaft wird hier betrieben, Holzeinschläge, Holzlaster und eine große Fabrik, die die Stämme zu Pellets und Zellstoff verarbeitet haben wir gesehen. Auch ein Industriedenkmal in Form eines großen Stahlkessels war am Wegesrand und sollte uns daran erinnern, dass hier auch Stahl gekocht wurde.
Die 26/E45 war sehr wenig befahren, oft sahen wir kilometerlang keine Fahrzeuge. Und weil alle Verkehrsteilnehmer außer uns max. 90 km/h fahren dürfen, war die Fahrt entspannt.
In Mora gab es bei der Anfahrt zum CP eine kleine Irritation, das Navi wollte uns durch die Fußgängerzone leiten.
Wir haben dagegen opponiert und eine andere Strecke zum Mora Camping, der gleich in der Nähe des Städtchenkerns liegt, gewählt. Der CP ist riesengroß und dient im Winter auch als Übernachtungsplatz der Gäste des Wasa Laufs, der hier nach 90 Kilometern endet.
Um 14:00 Uhr haben wir eingecheckt und einen großen Stellplatz bezogen. Die Sonne schien und bei 20 Grad konnte man es gut aushalten.
Nach einer Kaffeepause sind wir vom CP über eine kleine Brücke ins Städtchen Mora gegangen, das wir 2016 schon einmal besucht haben.
Alles war noch ein wenig vertraut. Die Mora Kyrka, die Fußgängerzone,
in der wir damals unser kleines rotes Dala Pferdchen kauften (wir haben es natürlich wieder auf diese Reise mitgenommen),
das Vasalopped Hus und den Zieleinlauf,
den Siljan See im Hintergrund und das Zorn Museum mit dem schönen Garten haben wir durchstreift.
Zum Abschluss unseres Spazierganges sind wir zurück in die Fußgängerzone zum ICA-Supermarkt und haben ein frisch gebratenes Hühnchen erstanden, das zum Abendessen wurde.
Jetzt um 19:45 Uhr bin ich mit dem Tagesbericht fertig, Gerti hat das morgige Ziel Östersund ins Navi eingegeben, im Wohnwagen hat es noch 22 Grad. Das Party-Band läuft über den Laptop und lässt uns mindestens 40 Jahre jünger werden. Schön war die Zeit!
Erster Reisebericht Teil 2 23. Mai – 25. Mai
Donnerstag, 23. Mai 2019, Fahrt von Mora nach Östersund
Wir sind um 07:45 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig, immer wieder hat es etwas geregnet. Es ist grau draußen, nur 14 Grad zeigt das Thermometer. Im Wohnwagen sind es 19 Grad, also durchaus auszuhalten.
Wir fahren um 09:30 Uhr ab, tanken noch voll, und fahren die E 45 nach Norden. Sie ist zu Beginn in einem schlechten Zustand, das Gespann schaukelt. Weil auch der Verbrauch bis auf 14l/100 km steigt kommt mir vor, dass wir leicht bergan fahren.
40 Kilometer nach Mora sehen wir unseren ersten Elch, der ein paar Meter neben der E 45 steht. Er ist tropfnass und weidet Birkenschösslinge. Wenn er den Kopf nicht bewegt hätte, hätten wir ihn nicht bemerkt.
Um 10:30 Uhr beträgt die Außentemperatur gerade noch 8 Grad. Vorbei sind die letzten warmen Tage an denen ich die Klimaanlage vom Galaxy ausgeschalten habe, weil sie nicht nötig war. Nun wärmt sie uns mit 21 Grad. Die E 45 ist in diesem Streckenabschnitt sehr wenig befahren, einzelne PKW und LKW kommen uns entgegen, nur ganz wenige überholen uns. Im Verlauf der Strecke kommen wir immer mehr bergauf und erreichen die tief hängenden Wolken. Dabei sind wir nur 576 Meter hoch. Im Nebel taucht am Straßenrand ein Fasan auf. Singschwäne brüten an Teichen neben der Straße. Einzelne Häuser stehen am Straßenrand.
Holzwirtschaft wird intensiv betrieben, fast schon greislich ist die Natur anzusehen, wo Bäume ausgerupft werden und kahler, felsiger Boden übrig bleibt. Der erst nach langer Zeit der Selbstaussaeung zum neuen Wald wird. Der Nebel bleibt uns.
Ein erstes Rentier-Warnschild und auch ein Schneemobil-Warnschild werden gesichtet. Wir fahren ja nordwärts. Die Natur bleibt zurück, große Schlüsselblumenwiesen zeigen sich und die Birken treiben erst hellgrün aus. Wir fahren in den Frühling des Nordens.
Viele Kraniche stehen in Wiesen neben der E 45. Auch er erstes weißes Rentier haben wir neben dem Straßenrand weiden sehen. Leider war die Kamera nicht schussbereit, um es abzulichten. Wir werden aber noch hunderte davon sehen.
Wir erreichen nach 4:45 Stunden und gefahrenen 322 Kilometern (Verbrauch 12l/100km) Östersund und checken bei Östersunds Stugby & Camping ein.
Erst nach einem vergeblichen Versuch einen Stellplatz zu beziehen, weil der Moverantrieb am Reifen nicht fest genug anliegt und nicht auf den Unterlegkeil auffährt. Dies, um den Wohnwagen gerade auszurichten. Wir werden unterwegs zu einem Caravanhändler fahren, um den Anpressdruck erhöhen zu lassen. Ein neuer Wohnwagen – ein neues Problem. Das sich aber lösen lässt. Auch der Galaxy zeigt uns nach wie vor im Display an, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber das kennen wir ja schon seit Kiel.
Bei 6 Grad Außentemperatur stellen wir auf und flüchten uns danach in den Wohnwagen, den unser kleiner Freund der Heizlüfter aufwärmt.
Eine große Tasse Tee mit Rum erwärmt uns auch von innen. Ich ziehe Wintersocken an.
Später fahren wir noch in einen ICA-Supermarkt und kaufen für’s Abendessen ein. Tanken und eine kurze Rundfahrt nach Östersund, das wir schon einmal besucht haben, folgen.
Am Skihang bei Östersund liegt noch Schnee, zusammengeschobene Schneereste liegen auch am Campingplatz.
Jetzt nach dem Abendessen schreibe ich am Reisebericht, Gerti macht klar Schiff und füttert das Navi mit dem morgigen Ziel Dorotea, das etwa 170 Kilometer nördlich von Östersund liegt.
Das Wetter soll sich die nächsten Reisetage nicht erwärmen, Regen ist zudem angesagt.
Wir werden uns wärmer anziehen müssen.
Weil der Kühlschrank weniger kühlen muss, um gut gekühlte Biere zu produzieren, hat er wenigstens was vom kühlen Wetter. Jedem das Seine.
Nun gibt es für uns noch ein Gläschen Wein zu beginnenden Lesestunden. Um 10:45 beginnt die Bettruhe.
Freitag, 24. Mai 2019, Östersund – Dorotea – Vilhelmina – Storuman, 295 Kilometer auf der E 45 in 4:25 Stunden gefahren, Verbrauch 12,5l/100/km
Unser kleiner Freund der Heizlüfter durfte schon vorher arbeiten, bevor wir uns um 08:00 Uhr aus den Betten gewagt haben. Im Wohnwagen war es vor den einschalten 13 Grad, draußen 8 Grad warm. In der Nacht hat es nicht geregnet.
Im Sanitrakt habe ich mir den 20 qm Family Room geschnappt um mich zu stylen.
Frühstück und Abfahrtroutine klappen in einer guten Stunde. Wir fahren auf die E 45, die uns zu unserem Ziel Dorotea bringt. Sie ist wirklich gut zu fahren, der Verkehr hält sich in Grenzen. Nur wenige Fahrzeuge sind unterwegs. Die Sicht ist deutlich besser als gestern, wo wir lange Zeit in den Wolken fuhren.
Entlang der E 45 durchfahren wir einige Orte, bestehend aus ein paar kleinen Anwesen. Es fällt uns auf, dass ausrangierte PKW einfach auf den Grundstücken verbleiben und vor sich hin rosten. Die Landschaft besteht aus vielen kleinen Seen und Flüssen, die wir überqueren. Wenn nur irgendwann auch ein Parkplatz am Wasser zu finden wäre, könnte ich meine bereits vormontierte Angel zum Einsatz bringen. Ein kleiner Wobbler soll gut für Forellen oder Hechte, Barsche und Zander sein.
Wir sehen einige Rentiere
Auch zwei Schneehühner/Birkhühner und einige Kraniche sehen wir gleich neben der Straße, das Fluchtverhalten ist nicht stark ausgeprägt.
Weil wir gut in der Zeit sind, beschließen wir bis Vilhelmina, gut 50 Kilometer weiter zu fahren. Gerti gibt die Koordinaten ins Navi ein und wir fahren entspannt weiter. Bei 4 Grad Außentemperatur und tiefgrauem Himmel ist es im Galaxy viel schöner zu sitzen, als am Zielort spazieren zu gehen. Zwei Tourenradler kommen uns entgegen, uns tun sie leid, auch wenn sie gut bekleidet sind. Jeder LKW hüllt sie mit Sprühnebel ein.
12 Kilometer vor Storuman sehen wir frischen Schnee im Wald und wundern uns nicht bei diesen niedrigen Außentemperaturen.
Den Storumans Campingplatz kennen wir schon von unserer 2011er Reise, er liegt an einem kleinen See. Nur 6 Camper bevölkern ihn gerade. Jeder verschanzt sich in seinem Gefährt. Aber wir haben auch nicht das richtige Reisewetter.
Der Internetzugang wäre möglich, kostet aber. Deshalb werde ich anschließend meinen Router anstecken und nach den Wettervorhersagen der nächsten Tage googeln.
Weil wir heute gut 100 Kilometer weiter als geplant gefahren sind, ist das ursprünglich geplante Ziel Arvidsjaur räumlich näher gerückt.
Vielleicht fahren wir auch daran vorbei und gleich weiter zum Storforsen Wasserfall bei Vidsel. Einem wahren Naturereignis in Breite und Höhe. Und wenn das Wetter passt, werden wir dorthin wandern.
Mal sehen, wo wir Morgen landen. Und wie sich das Wetter zeigt.
Übrigens: Die „Reparaturankündigung“ am Display des Galaxy hat heute gestreikt, sich wollte nicht mehr leuchten! Verstehe einer den Kleincomputer der Motorsteuerung und seine Fehlermeldungen.
Wir sind heute mit allem früher dran und fertig. Deshalb ist jetzt um 19:45 Uhr Schluss mit der Reisearbeit.
Gerti strickt und schaut ab und zu den Vögeln zu, die eifrig Nahrung picken, ich werde noch im WEB das Wetter checken. Und ein Gläschen Weiß- und Rotwein werden uns erfreuen.
Und ein junger Fuchs schleicht später noch im Campingplatz herum.
Samstag, 25. Mai 2019, Storuman – Arvidsjaur, 154 Kilometer in 2:45 Stunden gerollt
Um 08:00 Uhr ist es im Wohnwagen lediglich 13 Grad warm. Unsere Decken haben uns in der Nacht gewärmt, Gerti muss Morgen noch ein T-Shirt drunter anziehen, um nicht zu frieren. Wir haben gut geschlafen.
Sani war gut in Schuss, schön warm und modern ausgestattet.
Bei 5 Grad spannen wir an und fahren um 10:00 Uhr weiter in den Norden.
Der Wetterbericht für die nächsten Tage verheißt nichts Gutes. Bedeckter Himmel, Tagestemperaturen bis 8 Grad, nachts bis 3 Grad sinkend.
Wir sind gut ausgerüstet und werden die Natur so nehmen, wie sie sich bietet.
Auf der Fahrt nach Arvidsjaur liegt im Wald neben der Straße immer noch frischer Schnee, ab und zu blinzelt die Sonne durch. Es regnete nicht. Die Straße führt uns über Hügel und meist durch Wälder die von Hochmooren abgelöst wurden.
Wir sehen unterwegs ein Reh, am See einen Sterntaucher, drei Rentiere, dann ein Rudel, das die Straße überquert. Zum Schluss noch drei Rentiere, die gemächlich die Straße überqueren, wir haben ja angehalten um sie passieren zu lassen.
Brütende Singschwäne in Teichen und auch einen Fischadler haben wir gesehen.
Um 13:00 Uhr erreichen wir Camp Gielas, unser heutiges Ziel. Ich checke für eine Nacht ein, wir beziehen einen großen Stellplatz.
6 Grad warm und kein Sonnenstrahl zum wärmen machen uns zu Tee mit Rum Trinkern. Weil wir so früh dran sind, ziehen wir uns warm an und machen eine Arvidsjaur-Tour. Zu Fuß. Wir kommen an einem kleinen See vorbei, im Hintergrund ist an einem kleinen Berg ein Skilift zu sehen, Schneereste liegen auf der Piste. Fast so wie am Spitzingsee. Die sehr schöne Holzkirche konnten wir nur von außen besichtigen, der liebe Gott hatte für uns gerade keine Sprechstunde.
Dann sind wir zu der Lappstaden gegangen, der Kirchenstadt von Arvidsjaur. Die Holzhäuser dienten den angereisten Samen als Aufenthalts- und Begegnungsort für die wichtigsten Feiertage – Taufe, Trauung und Beerdigung.
Hier traf man sich mit Verwandten und Freunden.
Beim Coop haben wir noch Äpfel und Schalotten erstanden.
Die Palmkätzchen und Tulpen sind gerade am aufblühen, der Schnee am abtauen.
Gidà, Frühling (Mai) ist es in Lappland, den wir gerade, leider ohne Sonnenschein, erleben.
Übrigens gibt es hier in Lappland acht Jahreszeiten. Der Mai ist der Kälbermonat. Die Temperaturen sind nicht kalkulierbar, von Null bis 25 Grad ist alles möglich.
Sonnenuntergang ist 22:47 Uhr, Sonnenaufgang 02:30 Uhr.
Wir gehen zum CP zurück und lesen die vielen Informationen, die wir unterwegs über Arvidsjaur gesammelt haben und essen zu abend.
Bilder- und Schreibdienst ist angesagt.
Ende des Ersten Reiseberichtes aus dem Norden
Fortsetzung folgt