Dienstag, 15.8.23Heute Nacht hat es geregnet, der Fjord ist wolkenverhangen. Das ist wirklich wieder ein Panorama, an dem ich mich nicht satt sehe! Gerade die wechselnden Wolkenformationen machen das alles so interessant - ist viel spannender als blauer Himmel.
Heute wollen wir die sogenannte Adolfskanone in Harstad anschauen. Da sie sich mitten in einem Militärgelände befindet, muss man sich anmelden und über die Website die Tickets buchen. Als wir losfahren, beginnt es zu regnen, kalt ist es aber nicht. Wir treffen uns auf einem Parkplatz in der Nähe des Haupteingangs zum Militärgebiet. Alle über 12 Jahre müssen sich mit Lichtbildausweis identifizieren, alles wird dokumentiert, bevor wir (drei Autos) in Kolonne hinter dem Guide herfahren und das Tor zum Sperrgebiet passieren (zu Fuß ist das Passieren nicht erlaubt). Erst nach Erreichen des abgesperrten Bereichs um die Kanone herum dürfen wir aussteigen. Die Gruppe besteht nur aus zehn Personen und wir werden stets von einem Soldaten überwacht, der die ganze Führung über bei uns bleibt.
Zunächst geht es hinein in den Bunker und ein Rückblick in die Geschichte des Zweiten Weltkrieges beginnt. Wahnsinn, wie viele Forts Hitler entlang der gesamten Küstenlinie Norwegens errichten ließ. Einerseits eine echt beeindruckende Leistung, was hier in vier Jahren durchgezogen wurde, andererseits absolut erschreckend, welch kriminelle und größenwahnsinnige Energie dahintersteckte und wie viele Kriegsgefangene ihr Leben dabei ließen. Die Führung ist auf Englisch, umfangreich, aber kurzweilig. Imposant ist die Größe der Geschossgranaten, die ganze Apparatur unter der Kanone ist ein ausgeklügeltes System, ich bin perplex… man schwankt zwischen Bewunderung für die damalige Technik und dem Graus vor dem, für was diese Kanone erschaffen wurde, welche Zerstörungskraft dahinter steckt.
Dann kommen wir endlich zur Kanone selbst. Da bleibt mir wirklich kurz mal die Luft weg… Fotos habe ich ja schon gesehen, aber wenn man vor der „Barbara“ steht, ist es nochmal etwas anderes. Wir gehen in sie hinein und der Guide erklärt uns den kompletten Ablauf, der zum Abfeuern nötig ist - 68 Mann braucht man dafür!
Ich frage mich: was wollte Hitler denn eigentlich so weit hier oben im Norden? Die Antwort ist relativ einfach: den Posten Narvik, den „Erzhafen“ halten. Von Kiruna aus wurde das Eisenerz mit dem Zug direkt nach Narvik zum Hafen gebracht und von hier aus verschifft, somit hatte Hitler immer genug Nachschub, um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Um dies zu gewährleisten, war ihm der Norden Skandinaviens so wichtig.
Puh – das Ganze haut einen echt um. Bis aus dem Militärgelände hinaus werden wir natürlich wieder von der MP begleitet.
Nach so viel Kriegsgedanken tut der Abstecher zur Trondenes Kirke, die hier auf der Halbinsel liegt, gut. Leider ist sie geschlossen.
Ich erblicke von hier aus eine Holzkirche, zu der wir schlendern und stellen fest, dass wir hier direkt am Trondenes Historiske Senter (ein Teil der Sør-Troms Museen) stehen. Um zur Holzkirche zu kommen, müssen wir Tickets kaufen. Erst einmal setzen wir uns gemütlich in das zughörige Café, essen Kuchen und trinken Kaffee, bevor wir ins Museum gehen. Die Geschichte von Trondenes, angefangen bei den Wikingern, über das Mittelalter bis heute wird hier thematisiert. Die Ausstellung ist sehr gelungen und auch für die Kinder gibt es viel zu entdecken, überall gibt es Schaukästen, Tafeln, Figuren, Trennwände, hinter denen es wieder etwas Neues zu sehen gibt. Zum Schluss kommt man in den Außenbereich, der den Hof einer mittelständischen Bauern-Fischer-Familie im Mittelalter nachbildet, die Gebäude sind alle begehbar.
Zur Freude der Kinder gibt es hier meckernde Ziegen und glücklicherweise kommt gerade eine als Bäuerin gekleidete Norwegerin, um die Ziegen mit Milch zu versorgen - sie lächelt uns zu und winkt uns zu sich, wir dürfen zu ihr ins Gehege und mit in den Hinterhof, wo es für die Zicklein eine Futterstation mit Milchnuckeln gibt. Was ein Geschmatze
Nach diesen gelungenen Führungen und Ausstellungen machen wir uns auf den Heimweg. Jetzt regnet es immer wieder, also machen wir uns es im Haus gemütlich. Als ich nach dem Abendessen gerade abspüle (spüling-with-a-view), schwimmt tatsächlich der Zwergwal nochmal bei uns vorbei - natürlich taucht er nicht nochmal auf, als ich dann mit gezückter Kamera im Regen stehe. Egal, zweimal habe ich ihn gesehen
Dieser verregnete Abend ist perfekt, um weitere spannende Abenteuer mit Atreju in der Unendlichen Geschichte zu erleben.