Jürgen R. hat geschrieben:Was die ausgestorbenen Innenstädte angeht, konnte ich die Situation in Norwegen noch nicht so recht nachvollziehen, vielleicht war ich bisher auch in den falschen Orten.
Hallo Jürgen,
ja in der Tat. Vor allem in vielen ostdeutschen Kleinstädten ist die Situation prekär. Glauchau kenne ich nicht, aber in der Umgebung von Halle und Erfurt sieht es sicher nicht besser aus.
Bezüglich Norwegens, so fallen mir spontan Molde, Drammen, Steinkjer, Holmestrand, Gjøvik und Moss ein. Sicher, die Orte sind nicht die attraktivsten, aber besonders anziehender werden sie auch nicht durch halbverödete, langweilige Innenstädte.
Außerdem fällt mir in Norwegen immer wieder die Zweiteilung vieler Städte auf (z.B. Fredrikstad und Kongsberg). Dort ist noch eine schöne Altstadt erhalten, jedoch verkommt diese zum Museum, weil kein einziger Laden das Ensemble belebt. Das neue (Shopping-) Stadtzentrum hingegen besteht aus unansehnlichen Beton- oder Klinkerklötzen ohne Flair. Das ist irgendwie sehr schade. Ein Beispiel ist auch Sogndal. Das modernisierte Einkaufszentrum boomt, die daneben gelegene Altstadt (von der zudem schon 50% weggerissen wurde) verödet zunehmend.
Bezüglich des Beton stimmt es natürlich, dass die norwegischen Orte weitaus weniger verbaut sind. Allerdings heule ich machmal auf, wenn ich sehe, was für Schandtaten verübt werden oder wurden. Ich denke da an das neue Parkhaus in der Innenstadt von ålesund, und die teils tristen Vororte dieser so einmalig gelegenen Stadt. Auch werden aus Kostengründen im Zentrum von Bergen immer mehr alte Kopfsteinpflasterstraßen mit Asphalt übergossen. In Oslo denkt man über den Abriss mehrerer Holzbauten hinter dem Schloss nach, weil man angeblich Platz für Neubauten braucht. Dabei sind sehr viele Baulücken in der Stadt ungenutzt, dürfen jedoch nicht bebaut werden, da per Gesetz jede Wohnung einen Parkplatz haben muß (und Tiefgaragen zu teuer sind). Die Liste ließe sich fortführen ...
Alles in allem läuft es in Deutschland oft nicht besser. Aber mir tut es halt nur Leid um die vielen Orte in Norwegen, aus denen man so viel machen könnte, wenn man nur wollte. Ich stelle mir dabei keine pittoresken, sterilen Kleinstädte vor, sondern wünsche mir einfach etwas mehr Mut zur aktiven Gestaltung. Ein interessantes Beispiel ist da u.a. Sortland. Geplant ist, ein großen Teil der Zentrumsbauten einfach blau zu malen:
http://www.virtual-sortland.com/blue.php
Ist immerhin eine Idee, viel falsch machen kann man in dem Ort eh nichts mehr.
Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren, ich wünsche ich der Innenstadt von Trondheim alles Gute, wenn man das so sagen kann, und viele weise Stadtplaner
Martin