Meine 50 Øre dazu :
Auch ich denke dass sowas in Norge sehr ungewöhnlich ist. Ganz im Gegenteil, gerade im Baugewerbe
gibts recht ordentliche Lohntarifverträge und bei guter Leistung wird ohnehin noch oberhalb des Tarifs gezahlt.
Nun ist das aber ja offenbar eine kleinere Firma im Familienbesitz mit ein paar Dutzend lohnabhängigen Arbeitnehmern
und leider ist es so dass asoziale Ideen wie etwa Auslaender unter Tarif
oder im Sinne eines Praktikums auch mal gar nicht
zu bezahlen
auch in Norge im kommen sind.
Gerade im Baugewerbe gibts allerdings seit einigen Wochen einen neuen Tarifvertrag der in einigen Bezirken auch bereits für allgemeinverbindlich erklärt worden ist. Mit Sicherheit wäre eine solche Praxis daher in Oslo, Akershus und dem Østfold unzulaessig - von den anderen Bezirken weiss ich daß nicht so genau, habe gelesen daß da wohl teilweise noch verhandelt wird.
Hintergrund des Ganzen war eine Auseinandersetzung um einen gesetzlichen Mindestlohn unter anderem für ausländische Bauarbeiter. Offenbar hat da die Arbeitgeberseite hier im Østland sozusagen die Notbremse gezogen und einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag zugestimmt weil ihnen ein entsprechendes Gesetz noch weniger geschmeckt hätte.
Das besagte Bauunternehmen liegt offenbar südlich vom Großraum Stavanger/Sandnes an der Westküste und wäre demnach vermutlich (noch) nicht von diesem Tarifvertrag (i.S. allgemeinverbindlich) betroffen.
Weil ich nur zu genau weiss daß mancher deutsche Arbeitslose unter Umständen trotzdem überlegen muss nach praktisch jedem Strohhalm zu greifen möchte ich vier Dinge zu bedenken geben :
1. Wenn schon ohne Lohn "Probegearbeitet" werden soll - das absolute Minimum müsste es sein daß der Arbeitgeber für die Reisekosten aufkommt und für Unterkunft und Verpflegung zahlt. Darüberhinaus würde ich auch vom ersten Tag an eine norwegische Krankenversicherung verlangen, sonst könnte so etwas Probleme geben.
2. Ohne einen soliden Arbeitsvertrag geht gar nichts. Dabei gehört da natürlich neben der Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis nach dem Praktikum selbstverständlich auch hinein daß sich die Probezeit um die Dauer des Praktikums verkuerzt.
3. Lebenshaltungskosten in Norge sind deutlich höher als in Deutschland - selbst wenn also z.B. wirklich das deutsche Arbeitsamt einen Monat lang weiter zahlt kann das verdammt eng werden; mit deutschem Arbeitslosengeld oder womöglich Zahlung nach Hartz kommt man nicht weit in Norge.
4. Unbedingt weitere sachkundige Beratung einholen. Erster Ansprechpartner dazu sind die norwegischen Gewerkschaften wo man obendrein besser Mitglied werden sollte. Wird nicht nur ein vorübergehender Jobb im Ausland angestrebt sondern ein Auswandern ins Auge gefasst kann einen gute Beratung vor mancher bösen Niederlage bewahren. Zur soliden Vorbereitung gehört dann selbstverständlich auch das Erlernen der Sprache.
alsterix