Moin.
Ich möchte hier etwas Licht ins Dunkel bringen, bzw. von meinem mittlerweile erworben Erfahrungen und Kenntnissen berichten.
Warum gibt es in Norwegen fast nur Wohnhäuser in Holzbauweise?
Der Baustoff Holz ist in großen Mengen, in bester Qualität zu moderaten Preisen vorhanden. Für den Statiker ist nordisches Bauholz anders zu berechnen als z.B. Bauholz aus dem bayrischem Wald. Das nordische Holz ist durch die klimatischen Bedingungen " stabiler" gewachsen. Optisch schon erkennbar an den engen Jahresringen.
Wichtig ist auch die kurze Bauzeit, seien es Fertigteile oder Zuschnitt direkt auf der Baustelle. Zu jeder Jahreszeit ist das Erstellen eines Hauses möglich. Ich war dabei, als im Winter auf bei offenem Wetter erstellten Fundamenten Holzhäuser errichtet wurden. Keine Ferienhütten sondern Einfamilien und Doppelhäuser mit bis zu 240m2 Wohnfläche pro Einheit. Kurze Bauzeit gibt eine kurze Finanzierung. Keine lange Doppelbelastung durch Miete und schon laufende Kosten für das Haus.
Die Konstruktion dieser Häuser ist immer die gleiche. Ein Ständerwerk, im Grundabstand von 60 cm c/c ist mit einer Bodenschwelle und einem Kopfrahmen verbunden. Für Fenster und Türen werden Wechsel eingebaut.
Imprägniert ist nur die Bodenschwelle. Sie wird auf das Fundament gedübelt, dazwischen liegt eine Bitumenmembrane, die das Aufsteigen von Feuchtigkeit verhindert. Auf die Ständerwerkwand werden zur Aussteifung Windrispenbänder diagonal aufgebracht. Oben auf dem Kopfrahmen wird die Deckenbalkenlage befestigt. Zur Lastabtragung befindet sich stets ein Ständer oder Wechsel unter dem Balken. Auf der Balkenlage wird ein Rohfußboden aus Span oder OSB- Platten Nut und Feder verleimt, aufgebracht. Aussteifung des Gebäudes. Die Dachsparren haben ebenso den Abstand von 60 cm c/c und liegen am First entweder auf einer Mittelpfette oder wieder auf einem Ständerwerk auf, und werden an der Deckenbalkenlage befestigt. Diagonal erhalten die Sparren wieder Windrispenbänder. Der Kniestock hat ebenso ein Ständerwerk 60 cm c/c, im gleichen Abstand wie Ständerwerk, Deckenbalkenlage und Sparren.
Von Außen wird auf die Ständerwerkwand eine Wind und Regendichte Platte aufgebracht. Das kann z:B. eine mit einer Latexemulsion versetzte Holzspanplatte ( z.B Pavatex ) oder auch eine wasserfeste Gipsplatte ( Fermacell ) zum erhöhten Brandschutz sein. Direkt auf die Platte wird an das darunter liegende Ständerwerk eine Hinterlüftungslattung befestigt. Unten in Höhe der Bodenschwelle wird ein Mäuseband waagerecht montiert. Auf die Hinterlüftungslattung wird waagerecht oder senkrecht eine Holzbekleidung aufgebracht, die einen Anstrich erhält.
Zum Fenster und Türeneinbau wird auf die Holzverkleidung ein Rahmen montiert. Zwischen Rahmen und Fenster wird eine Dichtung eingelegt. Die fertigen Fenster oder die Türen werden von innen in die Öffnungen gesetzt und am Ständerwerk, Wechsel und Rahmen befestigt.
Die Außenwand wird zwischen den Ständern überwiegend mit Mineralwolle, seltener mit anderen Dämmstoffen ausgefüllt. Die Wolle hat im Lieferzustand schon das Zwischenmaß der Ständer. An den Ständern wird Dampfbremsfolie oder Dampfbremspapier befestigt. Darauf direkt Gipskartonplatten. Oder OSB Platten um eine Montageebene zu erhalten. Darauf dann wieder eine Lattung und Gipskartonplatten. Aufbau der Innenwände ist ähnlich.
Ergänzend dazu, bei dieser Bauweise liegt der Taupunkt, d.h., dort wo Wasser kondensieren kann, außen im hinterlüfteten Bereich. Wer innen eine Dampfsperrfolie aufbringt, die Wände mit Latex oder Acrylfarben absperrt, verlegt den Taupunkt nach innen. Auch ist das Raumklima nicht besonders. Es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen, welche an kalten Flächen der Wand innen kondensiert. Was bei konventionellen Häusern ebenso geschieht. Wenn also die Außenhaut ( Wind und Regendichtungsplatten ) der Fassade mangelhaft abgedichtet ist,
die Elektroinstallation im Ständerwerk verlegt ist ( was auch funktioniert ), aber nicht gekapselte Hohlwanddosen für Steckdosen und Schalter installiert sind, wird dort Zugluft und Feuchtigkeit feststellen.
Es sind also Ausführungsmängel.
Wer viel unbehandelte Holzpaneele statt Gipskarton an den Innenwänden verbaut hat, wird feststellen, dass die rel. Raumluftfeuchte konstant bei 65 % liegt. Selbst Badezimmerspiegel beschlagen nach der morgendlichen Dusche nicht. Malerarbeiten alle paar Jahre entfallen.
Da die Außenwände eigentlich nur Isolation ist, keine Wärme speichern, wird es im Sommer sehr schnell warm im Haus, aber die Wärme wird nicht gespeichert. Im Winter der umgekehrte Effekt, jedoch spielt es durch die hohe Wärmedämmung keine Rolle. Erfahrungswerte: 160 m2 Wohnfläche, Gas-Niedertemperatur-Brennwertkessel,
4-20 KW modulierend, fest auf 4 KW Heizleistung eingestellt, reicht. Oder ein Jotul Holzofen….
Ich komme endlich zu den vielgenannten Fenstern. Ja, in Norwegen sind überwiegen die Fenster und Türen nach außen zu öffnen. Das hat aus meiner Sicht nur Vorteile. In der Küche ( falls die Spüle vor dem Fenster ist ) passt jeder Wasserhahn. Nach innen zu öffnende Fenster ließen sich nur kippen. Es gibt aber im Sanitärhandel spezielle Armaturen für diesen Fall.... Blumentöpfe oder was auch immer müssen nicht abgeräumt werden, falls das Fenster ganz geöffnet wird. In die Fensterleibung können Regale eingesetzt werden, man kann sehr einfach einen Insektenschutz einhängen. Vorhänge, Stores kollidieren nicht mit den Fenstern. Bei starkem Wind werden Fenster und Türen an die innen liegende Dichtung gedrückt. Regenwasser kann bei Winddruck nicht eindringen. Der Schwenkbereich der Türen und Fenster wird nach außen verlagert, man kann diese Fläche im Haus nutzen.
Es gibt die Fenster in verschiedenen Funktionen. Mein Favorit sind immer noch toppsving-Fenster. nach aussen öffnend, unten mittig zu öffnen, mit Kindersicherung, oben angeschlagen, um 180° Grad drehbar, (die äußere Fensterfläche ist dann von innen zu reinigen), verschließbarem Belüftungsventil mit eingelegtem Insektenschutz.
Grundsätzlich kann das Fenster nur etwa 8 cm geöffnet werden. In dieser Stellung kann man es auch wieder verriegeln. Will man es weiter öffnen, muss das Fenster leicht nach innen gezogen werden und gleichzeitig mit der rechten Hand die immer oben rechts im Rahmen befindliche Sicherung betätigt werden. Bei Druck gegen das Fenster kann die Sicherung nicht entriegelt werden. Mit einem links im Rahmen befindlichem Schieber könnte nun das Fenster in einer weit geöffneten Position gehalten werden. Zur vollen Lüftung kann das Fenster waagerecht nach außen geklappt werden. Zum reinigen der außen liegenden Glasscheibe wird das Fenster weiter gedreht, der Fenstergriff ist dann oben außen. Dann rastet die Sicherung wieder ein und mann kann ohne Fenstersturz reinigen.
Damit die warme Luft im Hause im Winter besser verteilt wird, lässt man die Belüftungsventile auf.
Wer hat sich noch nicht gefragt, wie die Norweger mit einem Holzofen und kleinen Elektroheizkörpern
über den Winter kommen.
Dies ist natürlich alles unvollständig und manchmal subjektiv.
Es gibt sicher viele Möglichkeiten, um ein Haus zu gestalten.
Wer Fehler findet, kann sie behalten.
Ein paar Links zum stöbern:
http://www.gilje.no/activeweb.cfm?a_id=1
http://www.h-gruppen.no/no/page.asp?menuItem=13
http://www.vatnestrom-trevare.no/
http://www.fjordtre.no/Norge/Index.asp?m=p
http://www.hus.no/
http://www.boligabc.no/ordliste/?term=b ... erk/vegger
Hilsen
Uteligger