snowstorm hat geschrieben:Die Diskussion ist vielleicht auch ein bißchen Glaubenskrieg.
Für Milch oder Sahne werden weiterhin mindestens 100% mehr bezahlt werden, gerne auch mehr. Mineralwasser, muß nicht mal Farris sein, tja, Normalpreis ist 8 NOK/1,5 l. Dazu noch eine Nicht-Auswahl, ähm.
Warum für ein Abfallprodukt wie Wurst wahre Mondpreise bezahlt werden müssen ist mir schleierhaft. 200 NOK pro Kilo ist normal, wer wie ich gern Geflügelwurst ißt, der bezahlt schon Richtung 0,50 Cent pro Scheibchen....
Ich fühle mich in Deutschland durchaus nicht von 15m Süßigkeiten erschlagen. Aber in Norwegen vor 5 Joghurt Sorten aus dem Tine-Quasi-Monopol zu stehen macht mich immer ärgerlich.
Für einen Urlauber ist das sicherlich kein Problem, aber wer regelmäßig dort einkaufen gehen muß und von dem bescheidenen Angebot abhängt, der ist wohl schon mal reichlich frustriert.
Und Auswahl an sich. Hm, vielleicht ist meine Art des Kochens schon zu abgehoben, jedenfalls ist die Suche nach frischem Parmesan (am Stück) ein Abenteuer. Bei Meny hab ich ihn gefunden, in einem winzigkleinen abgepackten Stückchen. Immerhin. Andere Sachen sind des Suchens nicht wert, da muß man wohl schon in Oslo wohnen. (in Deutschland lebe ich in einer 100.000 Stadt, nicht der Nabel der Welt)
Ergo: Norwegen ist was die Lebensmittel angeht deutlich teurer. Das meinen auch vor allem die Norweger selbst. Neidisch gucken die im Vestlandet Lebenden nach Osten, Richtung Schweden. Die in Grenznähe wohnenden sind glücklich dran, der Begriff "harry" ist bekannt. Schweden ist aus kontinentaler Sicht auch kein Land der Preisbrecher. Warum die Norweger bloß dort einkaufen?? Systembolaget ist nicht der einzige Grund....
Wer liest eigentlich schon mal die Zeitung? Letzte Woche noch im Dagbladet: Wer hat von der Steuerhalbierung für Lebensmittel profitiert? Jedenfalls nicht die Konsumenten. Forbrukerradet will da mal näher hinschauen.
Wer noch Vorschläge hat, wo man denn die Preise Richtung Rest Europa bezahlt - bitte melden!!
PS. Keiner bestreitet hier, daß Norwegen ein tolles Land ist, aber bitte bei den Realitäten bleiben. Wer behauptet, das die Lebensmittel nicht großartig anders sind, der lebt wohl hauptsächlich von Fiskekake und Kartoffeln.
Hei,
es mag sein, dass manche meinen, es handle sich hier um einen Glaubenskrieg. Dieser Meinung bin ich nicht, weil sich speziell zu diesen Fragen mit harten Daten und Fakten argumentieren laesst.
Natuerlich ist es eine weitverbreitetes Problem, dass man allzugerne subjektive Empfindungen zu allgemeingueltigen Wahrheiten uminterpretiert. Dies hilft jedoch in einer vernuenftigen Diskussion nicht weiter, sondern ist eher in der Kategorie Psychologie unter der Rubrik "self-fullfilling-prophecy" einzuordnen.
Unser Verstand tendiert halt mal dazu andere Wahrnehmungen, als die uns genehmen (selektive Wahrnehmung) auszusondern.
Ich habe mit meiner Antwort extra bis heute gewartet, weil ich lieber argumentiere als polemisiere und ausserdem meinen Wochenendeinkauf donnerstags erledige - und so mich betreffend einiger (siehe oben) Behauptungen zielsicher umschauen konnte.
Beliebiger Supermarkt in Tromsø, kein Ausverkauf, keine Extrasupersonderangebote...
zum Mineralwasser)
8 verschiedene Sorten, davon vier auslaendische - Nichtauswahl?
zur Wurst)
unzaehlige Sorten zu Preisen zwischen 58 NOK und 369 NOK das kg
Abfallprodukt? Scheinbar ist mancher drauf angewiesen...
zum Joghurt)
59 (!!!) verschiedene Sorten von 9 diversen Anbietern
Dazu muss ausserdem gesagt werden, dass die Qualitaet der Milchprodukte in Norge durchwegs von hoechster Qualitaet ist und meines Erachtens den Preis rechtfertigt. Und ich komme aus Oberbayern, wo ich eine sehr gute Auswahl (auch oekologischer Natur) hatte.
zum regelmaessig Einkaufen und zur Auswahl)
Ich lebe seit mehreren Jahren in Norge. Habe unter anderem als Koch in einem Hotel gearbeitet. War dort Varemester (zustaendig fuer Einkauf und Lagerhaltung). Habe in meinem letzten Job fuer 12 Leute eingekauft, gehaushaltet und gekocht. Weiss also wovon ich spreche.
Von einem bescheidenen Angebot zu sprechen, das die Bewohner frustriert halte ich fuer reichlich impertinent. Lt. einer nicht allzulange zureuckliegenden Untersuchung muessen ide Norweger am drittwenigsten fuer ihren Warenkorb schuften...
zum Schwedenphaenomen)
Es ist allgemein bekannt, dass alles, was woanders herkommt, einen etwas groesseren Reiz ausuebt als das Bekannte, Vertraute.
Nicht bestritten wird, dass die Lebensmittelpreise in Schweden und in Finnland wesentlich guenstiger sind. Aber: NRWler fahren nach Holland zum Tanken, Bayern nach Tschechien zum Wurstkauf, Saarlaender nach Frankreich zum Weinbunkern und und und. Kein typisch norwegisches Phaenomen also.
Realitaeten)
Richtig! Bei der Realitaet bleiben - dann wirst du sehen, dass es (fast) alles gibt, was es in Deutschland (oder woanders) auch gibt. Vielleicht sogar einiges mehr... Und das was es nicht gibt (z.B. Quark und Sauerteigbrot), das laesst sich auch selber herstellen. Macht ausserdem Spass und man lernt dazu. Vieles hat eine wesentlich bessere Qualitaet und ist auch billiger zu haben (Fisch!). Anderes laesst sich ersetzen oder von netten Besuchern mitbringen (Parmesan? Grana Padano, Parmeggiano laesst sich hervorragend einfrieren - hab immer einen Jahresvorrat in der Truhe...)
Wir scheitern nur an den Grenzen, die wir uns selber setzen. Und man sollte nicht das Brett vor dem eigenen Kopf zum Horizont der anderen erklaeren.
Hjertelige hilser fra den vakre ishavsbyen,
Charly