Hallo,
schorschi hat geschrieben:Auto oder dem Wohnmobil
Im Winter mit Wohnmobil, von München aus. Das ist eine Herausforderung, finde ich. Alleine die Anreise, bis sagen wir Oslo, würde 3 Tage dauern. Und, Oslo, das ist für mich nicht Norwegen im eigentlichen Sinn.
Ich bin im Leben noch kein Wohnmobil gefahren, aber ich stelle mir vor, damit fährt man noch mal etwas langsamer als mit einem PKW. Und die Straßen in Norwegen, das kann man mit Deutschland nicht vergleichen, speziell im Winter. Da muss man sich auf Sachen einstellen, da käme man bei uns in Deutschland gar nicht auf den Gedanken. Als erstes mal die vielen Wintersperren von Straßen. Was oft bedeutet man fährt dann statt dessen eben nicht statt über den Pass durch den Tunnel sondern man hat einen sehr weiten Umweg zu fahren. Mir ist es auch schon passiert, dass ich an einer Stelle einfach nicht mehr weiter gekommen bin, die Räder drehten durch, zum Glück lag da gerade ein großer Wintersportort hinter mir, bin umgedreht und konnte problemlos in einem großen Hotel unter kommen. Oder das man auf einem Fjell plötzlich mitten im Nichts vor einer roten Ampel oder einem Schlagbaum steht und es dann nur noch per Kolonnekjøring (= Fahren in der Kolonne) weiter kommt oder im Extremfall 24h oder länger die Strecke nicht befahrbar ist. In Deutschland kann man sage ich mal locker am Tag 1.000 km fahren, in Norwegen ist so was, im Winter, so ziemlich ausgeschlossen! Eine Strecke von 500 km kann bedeuten, dass man wirklich von morgens früh bis in den späten Nachmittag/frühen Abend unterwegs ist. Das Fahren selbst kann dabei sehr entspannt sein, weil, es ist ja kaum etwas los, mal von Olso und Umgebung abgesehen.
Wenn man z. B. an der Westküste mit dem Auto unterwegs ist muss man einplanen, dass man teilweise mehrmals an einem Tag eine Fährverbindung auf der Strecke liegen hat. Das kostet Zeit.
Mehrmals ist es mir auf den Hurtigruten-Schiffen so gegangen, das das Wetter (im Nov/Dez) sehr schlecht war und es eine *arge* Schaukelei gab. Auch ist es mir einmal passiert, dass mehrere Häfen hintereinander nicht angelaufen wurden und ich mit dem Auto nicht wie geplant von Bord konnte. Dafür gab es dann als Entschädigung ein Mittagessen kostenlos und selbst verständlich durfte ich auch eine weitere Nacht ohne Kosten in der Kabine bleiben. Aber das Wetter spielt in Norwegen eine deutlich größere Rolle wenn man eine Reise unternimmt.
schorschi hat geschrieben:ist der Dezember überhaupt ein Monat, solch eine Reise zu unternehmen?
Schwer zu beantworten. Es hängt meiner Meinung davon ab, wie weit man dann in den Norden reist. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass im Dezember die Tage (Tageslicht) im hohen Norden *sehr* kurz sind, bzw. über dem Polarkreis die Sonne nicht aufgeht. Was aber auch nicht bedeutet das es jetzt den *ganzen* Tag stock dunkel ist. Ebenfalls ist klar zu sagen, im Dezember sind praktisch keine Touristen unterwegs, auf meiner ersten Reise 2004 im November/Dezember war ich auf dem Hurtigruten-Schiff morgens beim Frühstück manchmal der Einzige! Bei nur einer Reise (von 3) die über das Nordkapp führten, habe ich erlebt, dass überhaupt ein Ausflug (per Bus) zum Nordkapp angeboten und auch durchgeführt wurde. Die Teilnehmer waren ein junges Paar aus Italien und ich, und noch 3 Teilnehmer der Besatzung des Schiffs. Ich kann mich nicht daran erinnern, auch nur eine der sonst angebotenen Winter-Ausflüge angeboten bekommen zu haben, wenn man im Dezember unterwegs ist. Die Passagiere auf dem Schiff sind dann hauptsächlich Norweger.
schorschi hat geschrieben:Meine Vorstellung: wir brauchen keine Luxussuite, aber es MUSS ein Doppelbett oder Kingsize-Bett sein, auseinanderstehende Betten können wir trotz unseres hohen Alters auf keinen Fall haben. Das wäre schon mal das erste Kriterium.
Ist sicherlich eine Preisfrage.
schorschi hat geschrieben:Ansonsten würden wir nicht viele Landausflüge machen wollen.
Es werden wie oben beschrieben auch kaum welche angeboten werden.
schorschi hat geschrieben:denn m.M. nach ist muss es ausreichend sein, Norwegen vom Wasser aus kennen zu lernen...
Auch hier beachten, dass das Tageslicht im Dezember recht beschränkt ist. Am Nordkapp kann man um die Mittagszeit (mit guten Augen) draußen noch eine Zeitung lesen. Die restlichen 22 Stunden des Tages ist es düster bis dunkel.
schorschi hat geschrieben:dass wir auf den Lofoten von Bord gehen, dann würden wir sicherlich von dort aus einige Landausflüge auf eigene Faust machen.
Dann muss man aber vorher sicherstellen, dass sich dort auch ein Auto mieten lässt. Nach Trondheim kann man aber auch bequem in die Stadt laufen oder in Ålesund, Tromsø, Svolvær, Hammerfest, eigentlich alle Orte sind fußläufig erreichbar. Nur, Landausflüge zu irgendeiner anderen Sehenswürdigkeit außerhalb des Ortes wo das Hurtigruten-Schiff liegt, das würde ich mal sagen, das kann man komplett vergessen. Dafür reicht die Zeit einfach nicht. Es sei denn, man unterbricht die Reise auf dem Schiff, macht was Individuelles und schifft einfach später wieder in einem anderen Hafen auf einem anderen Schiff wieder ein. Auch so was habe ich schon gemacht. In Hammerfest morgens früh vom Schiff runter, dann mit dem Bus über Karasjok und Tana bru nach Berlevåg (unterwegs zweimal umsteigen) und dort dann Abends wieder auf ein südgehendes Hurtigruten-Schiff.
schorschi hat geschrieben:eine geführte Gruppenreise wäre uns ein Greuel und ist nichts für uns.
Das ist das Schöne auf dem Hurtigruten-Schiff, man kann prima als Individual-Reisender unterwegs sein. Wenn man Anschluss sucht findet man ihn aber sicherlich ohne Probleme.
schorschi hat geschrieben:den Geburtstag meiner Frau auf den Lofoten in einer kleinen Fischerhütte (???) am Meer zu feiern. Uns würde das reichen, und ich stelle mir das sehr romantisch vor.
Bin mir nicht sicher, ob die da nicht alle geschlossen haben. Ist aber nur eine Vermutung.
schorschi hat geschrieben:eher der Ansicht, dass man im Dezember erst gar nicht fahren sollte sondern erst im Sommer?
Im Sommer war ich bisher noch nie dort, das "extremste" war Ende September. Das einschneidenste Erlebnis war, als ich dort morgens in den Frühstücksraum auf dem Hurtigruten-Schiff kam, der war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Damit habe ich für mich den Gedanken begraben, wirklich mal im Sommer dort hin zu fahren. Auf der anderen Seite kenne ich niemanden in meinem Verwandten- oder Bekanntenkreis der freiwillig im Winter in diese Breitengrade reisen würde, selbst nicht geschenkt. Denen ist es da einfach viel zu dunkel zu trist, zu depressiv. Im Winter (Dez/Jan) dort hin zu reisen, da sollte man schon sehr genau wissen was man macht.
schorschi hat geschrieben:sie auf keinen Fall mit einem der Postschiffe, sondern wenn schon dann denn schon, mit einem Kreuzfahrtschiff diese Route fahren würden. Fragt mich jetzt ja nicht, warum!
Für mich wäre es genau umgekehrt, auf so ein Aida- oder-sonst-was-für-ein-Kahn da würden mich keine 10 Pferde drauf bringen. Und man sollte nicht vergessen, es gibt solche und solche Hurtigruten-Schiffe. Auch da hat es seit einigen Jahren Schiffe mit 1.000 Passagieren. Aber zum Glück gibt es da kein Kaptäns-Dinner mit Wunderkerzen oder ähnlichem Tamtam. Wer also an so einem speziellen Bordleben Gefallen hat, der ist auf einem Hurtigruten-Schiff ziemlich fehl am Platz. Ein Argument das gegen die herkömmlichen Kreuzfahrtschiff sprechen dürfte ist, dass man von denen aus relativ wenig vom Land sieht, denn so nahe an der Küste wie die Hurtigruten-Schiffe fahren die meines Wissens nach in der Regel nicht.
schorschi hat geschrieben:ein Flascherl Wein sollte man sich doch gönnen, aber 100 Euro ist wirklich sehr viel Wie handhabt Ihr das?
Entweder weniger Alkohol trinken oder die Preise nicht umrechnen und einfach trinken.
Wenn man mit dem eigenen Fahrzeug reist (und Platz und Gewicht des Gepäcks keine Rolle spielen) dann darf man auch ein paar Flaschen Wein mit nach Norwegen einführen, es gibt unterschiedliche Möglichkeiten zu kombinieren, eine Variante ist "4,5 l Wein (6 Flaschen) + 2 l Bier (6 x 0,33 l)" (
https://www.toll.no/en/l/languages/de/n ... immungen1/). Nur, es ist meines Wissens nach nicht erlaubt Alkohol mit an Bord der Hurtigruten-Schiffe zu bringen.
Mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein zieht z. B. auch nach sich, dass man, je nach Streckenführung, mit einigen Kosten für Maut rechnen muss. Im Februar war ich von Tromsø nach Oslo unterwegs (Anfahrt war über Schweden), da hatte ich Kosten von 672,- NOK, bis ich über Olso wieder nach Schweden ausgereist bin (wer also 2-3 Wochen komplett in Norwegen unterwegs ist, kann sicherlich locker auf 200,- EUR und mehr kommen, da kann man sich schon überlegen, ob man sich einen AutoPass zulegt, da gibt es etwas Rabatt).
Und die Preise für die City-Maut in Oslo sind ab dem 01.10.2017 erhöht worden. Für Brücken und Tunnel in Norwegen werden für *eine* Fahrt teilweise 100,- NOK aufgerufen, so z. B. der Ryatunnelen bei Tromsø (hier kann man aber auch alternative Straßen wählen die nichts kosten). Auch die Fahrt auf die Dalsnibba kostete 2012 100,- NOK. Parken an der Preikestolen fjellstue kostete meiner Erinnerung nach auch 100,- NOK. Parken am Nordkapp im September war allerdings kostenlos, da war das Häuschen in dem der Kassierer sitzt unbesetzt <g>. Und der Nordkapp-Tunnel kostet seit August 2012 keine Gebühr mehr. Im Winter kann man mit dem eigenen Fahrzeug aber nicht ans Nordkapp fahren. Da fährt nur der Bus hin und davor der Schneepflug.
Aber es gibt auch noch eine andere Alternative zu eigenem Fahrzeug und Schiff. Den Zug. Drei Mal habe ich Norwegen auch schon (hauptsächlich) mit dem Zug bereist, kombiniert mit Schiffspassage und auch mal ein Tag komplett mit dem Bus unterwegs. Die klassische Hurtigruten-Schiffspassage Bergen/Kirkenes/Bergen habe ich noch nie durch geführt, länger als 4 Tage an Bord, obwohl es doch recht viel Abwechslung hat, das wird mir dann schon wieder zu langweilig.
Falls der Eindruck entstanden sein sollte, es gäbe viele negative Dinge zu beachten wenn man (im Winter) nach Norwegen fährt, dann ist der Eindruck völlig falsch. Für mich kommt eigentlich nur der Winter als Reisezeit in Frage. Meine Erfahrung zeigt aber, dass im Dezember fast keine Touristen unterwegs sind, nicht mal auf dem Hurtigruten-Schiff.
Meine Empfehlung für eine Erstreise nach Norwegen: Lieber im Frühjahr, Sommer.
Gruß, Markus