Gravelroads

Schweden, Finnland, Svalbard, ...

Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Mi, 01. Dez 2021, 17:21

„Gravelroads“ – der Titel spricht eigentlich für sich. Denn in Island kommt man selten drum herum, auch mal die berühmt-berüchtigten Schotterpisten fahren zu müssen. So ist es mir auf meiner Rundreise im August 2021 natürlich auch ergangen. Manchmal häufiger und länger, als mir lieb war. Aber das kann man sich bei einer Islandreise nicht immer aussuchen.

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Also: In diesem Jahr ging es nicht durch Fjorde und Fjelle und zu den abgelegensten Fossen in Norwegen, sondern zu einigen Sehenswürdigkeiten und Hot Spots in Island. Dabei weise ich darauf hin, dass meine erste Islandreise eine klassische Rundreise mit all den Sehenswürdigkeiten war, die an der Strecke zugänglich sind, und die nahezu jeder Tourist besucht. Wer Sensationelles, Atemberaubendes, Spektakuläres, Geheimnisvolles, Ungewöhnliches oder gar den einen oder anderen Geheimtipp erwartet, blättert lieber gleich weiter. Meine Reise war eine absolute Rentner-Spießer-Reise, wie man sie klassischerweise bei einem allerersten Besuch in Island macht und von daher weder „Oh-„ noch „Ah-Effekte“ hervorruft oder gar zu einer La-Ola-Welle inspiriert.
Von Beginn an war meine Island-Reise von der aktuellen Corona-Krise „begleitet“. Sie führte schließlich dazu, dass ich meine Reise zweimal verschieben musste und auch bis zum Schluss immer noch nicht sicher war, unbekümmert und uneingeschränkt in Island einreise durfte. Schließlich verfolgten die Isländer von Beginn der Pandemie an eine sehr strenge Corona-Politik. Dazu später noch ein paar Zeilen.

Anreise – 02. bis 05. August 2021
Während ein sehr großer Teil der Island-Touristen die Kombination „Flugzeug und Mietwagen“ nutzt oder mit organisierten Touren von Reiseveranstaltern das Land besucht, war meine Vorstellung von Anfang an die Rundreise im eigenen Fahrzeug, meinem Minicamper, durchzuführen, der mich schon zweimal gut und günstig durch Norwegen gebracht hat. Dafür gibt es nur den Weg mit der Fähre Norröna der färöischen Reederei Smyril Line von Hirtshals in Dänemark nach Seyðisfjörður in Island.

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Doch bevor ich mich zur Einschiffung in die Schlange der wartenden Fahrzeuge einreihen konnte, hieß es, erst noch einmal einen Corona-Schnelltest machen, um ihn sowohl beim Einchecken als auch bei der Einreise in Island vorweisen zu können. Dieser Test durfte bei der Einreise nicht älter als 72 Stunden sein; also war ich am Montagmittag gerade noch im Zeitlimit, wenn die Fähre um 08:30 Uhr am Donnerstagmorgen in Island anlegt.
Für den ersten (halben) Anreisetag ging es erst einmal ein Stückchen durch Dänemark und dem Ausgangshafen Hirtshals entgegen. Dabei machte mir die Fahrerei, trotz Vorfreude auf den Urlaub, überhaupt keinen Spaß; die Autobahn in Dänemark war so voll, dass ich nur mühsam die erlaubte Geschwindigkeit von meist 110 km/h ausfahren konnte. So kannte ich die E 45 durch Dänemark überhaupt nicht. Früher war die Strecke nach der Grenze in Ellund frei und nur das Tempolimit sowie die hohen Strafen bei Überschreitungen hinderten einen daran, die Leistung seines Autos auszureizen. Mittlerweile kann man von solchen entspannten Reiseverhältnissen nur noch träumen. Genauso wie in Deutschland. Die Politik streitet seit Jahren über ein Tempolimit auf Autobahnen – dabei hat uns die Wirklichkeit längst eingeholt.
Den ersten Abend verbringe ich auf einem schönen Campingplatz in Hobro in der Nähe von Aalborg. Von hier sind es noch ca. 100 Kilometer bis nach Hirtshals, die ich am nächsten Tag gut und in aller Ruhe fahren kann.

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Die Stellplätze mit Blick auf die kleine Stadt sind sehr schön. Für jedes Fahrzeug gibt es eine kleine Terrasse, auf der man sich einrichten und niederlassen kann und natürlich mit dem wunderschönen Blick auf die Stadt. So verbringe ich den Abend bei Bier und Grillwurst und freue mich auf einen hoffentlich perfekten Urlaub.

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Der nächste Morgen begrüßt mich mit freundlichen Sonnenstrahlen. Das soll ein richtig schöner Sommertag werden. Also schnell aufgestanden, gewaschen und gefrühstückt sowie alles am und im Auto wieder herrichten. Bereits um 08:00 Uhr rolle ich vom Campingplatz, den ich sehr empfehlen kann. Küche und sanitäre Anlagen waren sehr sauber; Schwimmbad und großer Spielplatz für die Kinder bieten Abwechslung und der Blick auf die kleine Stadt Hobro ist sensationell.
Ich fahre so früh am Morgen noch einmal zum Testcentrum, um mich einen Tag zeitnäher testen zu lassen und um ein negatives Testergebnis an der Grenze zu Island vorweisen zu können, der dann keine 48 Stunden alt ist.

Die Teststation befindet sich in einer riesigen, leer stehenden Lagerhalle, in denen junge Leute die Aufgaben eines Testmanagements erfüllen. Ich bin der einzige, der schon so früh nach einem Test fragt und werde sofort registriert und getestet. Doch dann dauert und dauert es - Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Der junge Mann braucht eine gefühlte Ewigkeit, bis er meinen Namen, meine Adresse und meine Nationalität im Personalausweis gefunden und auf das Zertifikat geschrieben hat. Schließlich bekomme ich meinen „Stempel“ negativ gleich zweimal; einmal auf Dänisch und ein zweites Mal mit EU-Zeichen und –Flagge auf Englisch.

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Gut gerüstet geht es jetzt auf die Autobahn, vorbei an Aalborg und Hjørring nach Hirtshals. Ich bin spät dran – die ganze Prozedur beim Testen hatte doch länger gedauert, als ich gedacht hatte. Also fahre ich jetzt das Limit auf der Autobahn aus um nicht allzu spät am Terminal anzukommen. Denn nach der Empfehlung der Reederei soll man spätestens zwei Stunden vor der Abfahrt eingecheckt haben. Das wäre dann um 09:30 Uhr. Aber das ist von mir nicht mehr zu schaffen; bereits jetzt habe ich 20 Minuten Verspätung. Auf mein Vorhaben, in Dänemark noch zu tanken, verzichte ich deshalb. Ein Fehler, wie sich später herausstellt. Denn am Fährterminal muss ich warten und warten und warten, bis ich schließlich einchecken kann. Und mit mir gefühlte tausend andere Touristen bzw. Reisende. Davon sehr viele Motorradfahrer und natürlich echte Offroad-Fahrzeuge, die mit ihren großen Reifen und ihrer Bulligkeit ganz schön aus der Masse an Fahrzeugen herausragen.

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Um 11.00 Uhr beginnt das Boarding, das sehr professionell vonstattengeht. Die Autos werden auf dem Autodeck unglaublich eng zusammen gepackt, dass man kaum noch die Tür öffnen kann.

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Aber das Treiben schaue ich mir nicht lange an; schnell bin ich auf dem richtigen Deck und in meiner Kabine – nichts Besonderes: Zwei Betten, kleiner Schreibtisch, Duschbad und TV! Standard also!!

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Ich gehe gleich auf‘s Sonnendeck und genieße aus einem Liegestuhl heraus die Mittagssonne. Hin und wieder schaue ich zum Hafen hinunter und beobachte das Einschiffen der letzten Fahrzeuge. Aber immer wieder döse ich in der warmen Sonne und nehme das Drumherum kaum wahr. Auch die Lautsprecheransage, das auf dem Schiff die Uhrzeit der Färöer gilt und deshalb die Uhren eine Stunde zurückzustellen sind, überhöre ich fast. Nun wird mir auch klar, warum das Boardingpersonal so ruhig und gelassen ist und sich sehr viel Zeit gelassen hat. Diese zusätzliche Stunde hätte ich also gerne zum Tanken in Hirtshals nutzen können.

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In der Nóatún Cafeteria ist mittags die Hölle los – eine kaum enden wollende Schlange wartet auf die Bestellung. Ich gehe an der Schlange vorbei zu einer weiteren Tresenkraft und bestelle mein vorgebuchtes Essen. Schnell findet sie meinem Namen auf einem Zettel, drück mir einen Teller in die Hand und verweist mich an das Mittagsbuffet mit fünf verschiedenen Speisen, drei Salaten, die ich mir in Selbstbedienung zusammenstellen kann.


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Das Essen ist gut und schmackhaft, aber kein kulinarischer Höhenflug. Aber das hatte ich für den Preis (16,00 € pro Person) auch nicht erwartet.

Gegen 16:00 Uhr erreicht das Schiff die norwegische Küste – bei diesem schönen Wetter wäre ich jetzt gerne dort. Aber die Sonne scheint auch auf der MS Norröna. Allerdings hat der Wind kräftig zugelegt; auf dem Oberdeck kann ich mich kaum halten. Ich weiche zu-nächst in die Panorama-Lounge aus, wechsele aber nach wenigen Minuten in einen ruhigeren Bereich an der Backbordseite, wo ich einen schönen abgeteilten Sitzbereich für mich allein habe. Ich lese und löse Rätsel – na ja, was alte Leute so tun.

Gegen 18:00 Uhr ziehe ich mich in meine Kabine zurück. Erst mal ausprobieren, welche Sender auf dem Fernsehgerät verfügbar sind. Nach kurzem Zappen ist klar – ich muss mich weder auf Dänisch, Isländisch oder Englisch quälen; es sind neben ZDF und ARD viele andere deutschsprachigen Sender verfügbar. Immerhin kann ich so auch mal die Nachrichten aus der Heimat verfolgen.

Aber zunächst geht’s ans Büfett im Buffetrestaurant „Skansagarður“. Obwohl viel Betrieb ist bekomme ich einen schönen Tisch am Fenster.

Das Büfett und die Speisen sind ein gewohntes Bild – Lachs, Shrimps, Muscheln, Rind, Schwein, Huhn, Gratin, Pasta, Kartoffeln und völlig zerkochtes Gemüse. Dazu Salate in verschiedenen Variationen und Kuchen ohne Ende. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auch für mich.
Vollgestopft gehe ich noch kurz in die Bar. Aber alle Plätze sind besetzt und am Tresen mag ich nicht sitzen. Also gehe ich gleich weiter in die Kabine. Ich lasse den Abend mit ein wenig TV ausklingen.

In der Nacht hatte es geregnet, doch am frühen Morgen lässt sich die Sonne ab und zu zwischen den Wolken sehen. Allerdings ist das nicht beständig; nach zwei Stunden ist das Schiff in einem dichten Nebel versunken.
Ich frühstücke erst einmal am Büfett (Etwas einfallslos, aber von der Qualität in Ordnung) und lasse mir dabei viel Zeit. Danach kümmere ich mich um die Einreiseformalitäten wegen der Corona-Pandemie. Denn am Abend hatte ich einen Zettel unter meiner Kabinentür gefunden, dass nach dem kurzen Stopp in Tórshavn von Mitarbeitern der isländischen Gesundheitsbehörde das Vorhandensein aller Einreisevoraussetzungen geprüft werde, also
- Ausweis
- Registrierungscode auf „covid.is“
- Impfzertifikat und
- Coronatest, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Mit dieser Prüfung habe ich zunächst einmal ein kleines Problem. Denn meine Papiere befinden sich im Auto, an das ich während der Überfahrt nicht herankomme. Deshalb prüfe ich meine anderen Möglichkeiten:
- Den Ausweis habe ich immer „am Mann“.
- Der Code für die Registrierung befindet sich auf meinem Laptop, weil ich ihn noch kurz vor der Abreise heruntergeladen und ausgedruckt hatte. Ich mache ein Foto von dem Code und habe ihn somit auf dem Smartphone.
- Den Impfnachweis habe ich in der Corona-App und auch noch auf der CovApp.
- Fehlt nur noch das Ergebnis der negativen Testung in Dänemark. Das Ergebnis habe ich zwar in einer SMS, aber an die komme ich augenblicklich nicht heran, weil ich wegen der hohen Kosten auf See das Roaming und Datenfreischaltung deaktiviert hatte. Außerdem müsste ich den Zugriff auf das WLan an Bord zusätzlich kaufen.

Gegen Mittag erreicht das Schiff aber die Küste Großbritannien und schon habe ich als EU-Bürger ein freies Netz ohne weitere Kosten. Dieses kurze Zeitfenster nutze ich, um die Testung auf das Handy herunter zu laden und in der Cloud zu speichern.

Also: Alle Voraussetzungen erfüllt und nachweisbar. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was ich gemacht hätte, wenn das mit dem Testnachweis nicht so funktioniert hätte. Und glücklicherweise hatte ich den Schnelltest am Dienstag in Dänemark noch einmal machen lassen, denn von meinem Test am Montagmittag zu Hause hatte ich auch nur einen Zettel, der warm und trocken bei meinen Unterlagen im Auto verschlossen war.

Den Tag verbringe ich mit Lesen in der Kabine bzw. in den Aufenthaltsräumen an Deck. Das Panorama-Cafe ist wieder so voll, dass ich gleich wieder „flüchte“. Bei so vielen Menschen, die an Bord sind und alle öffentlichen Bereiche „belagern“ kommt mir spontan in den Sinn, dass ich für den Kreuzfahrttourismus nicht geschaffen bin. Außer der eigenen Kabine hat man nirgends seine Ruhe. Um die wenigen Liegestühle auf dem Oberdeck wird sich gestritten und vor dem Büfett drängeln sich die Hungrigen, als würde es bald nichts mehr geben. Aber ich räume gerne ein, dass meine Art von Roadtrip auch für die meisten Kreuzfahrer undenkbar wäre. „Jedem Tierchen sein Plissierchen“!

Pünktlich um 17:30 Uhr erreicht die MS Norröna den Hafen von Tórshavn auf den Färöern. Leider ist von der Stadt wenig zu sehen. Alles ist im Nebel verdeckt. Schade.

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Kurze Zeit später beginnt auch schon der Corona-Check der Isländischen Behörden. In der Schiffsbibliothek gibt es dafür ein provisorisches Büro vor dem sich ziemlich schnell eine lange Schlange mit Wartenden reiht. Ich habe Glück; die Anzahl der Mitreisenden hinter mir in der Schlange ist viel größer als vor mir! Nach ca. 30 Minuten bin ich an der Reihe. Schnell werden alle Daten und Belege gecheckt und ich erhalte die begehrte „Greencard“!! Ein grüner Zettel, den ich bei der Einreise sichtbar an der Frontscheibe anbringen soll. Auf ihm wird bestätigt, dass ich vollständig geimpft und frisch getestet bin. Wenig später erhalte ich auch noch eine SMS, das ich ohne in Quarantäne zu müssen, einreisen darf. Die allergrößte Hürde ist damit genommen.

Da sich die Nóatún Cafeteria direkt neben der Bibliothek befindet, gehe ich gleich zum Essen. Fisch, Roastbeef, Gratin und Ratatouille sowie die Salate sind lecker. Anschließend noch ein kurzer Rundgang auf dem Sonnendeck, aber die Sonne will sich nicht mehr sehen lassen. Ich hoffe, es bleibt die nächsten vier Wochen nicht so.

Am nächsten Tag stehe ich bereits um 06:00 Uhr auf und mache mich fertig für das Früh-stück, das heute bereits ab 06:30 Uhr serviert wird. Danach heißt es zusammen packen und ein ruhiges Plätzchen für die nächsten Stunden suchen. Denn die Kabinen stehen den Reisenden nur bis 07:30 Uhr zur Verfügung, wenn das Schiff eine Stunde später in den Hafen von Seyðisfjörður einläuft.

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Aber auch hier gibt es bei mir, und vermutlich auch vielen anderen Mitreisenden, einen Denkfehler. Das Schiff soll und wird um 08:30 Uhr in den Hafen einlaufen, aber zur isländi-schen Zeit. Und die liegt eine weitere Stunde zurück gegenüber der Bordzeit. Also müssen die Uhren noch mal um eine Stunde zurückgestellt werden. 08:30 Uhr in Island bedeutet 10:30 Uhr in Deutschland.

Das Schiff ist pünktlich, doch die Ausschiffung zieht sich ein wenig. Dabei werden tatsächlich einige Fahrzeuge zur weiteren Kontrolle aus der „Karawane“ herausgezogen.

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1. Tag – 05. August 2021 - Donnerstag

Nach einer Stunde bin ich durch den Zoll und fahre im Strom weiterer Autos, Motorräder und Wohnmobile die 93 nach Egilsstaðir.

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Oben auf der Fjarðarheiði liegt noch Schnee, es ist saukalt und die Wolken hängen am Berg. Keine 50 Meter Sicht – eine kleine Herausforderung auf fremder Straße mit vielen Kurven und schließlich auch Serpentinen.

Vor dem Netto-Supermarkt in Egilsstaðir ist die Hölle los. Der Parkplatz ist proppenvoll und auch die Seitenstraßen und die wenigen Plätze an der Tankstelle gegenüber sind mit Autos zugestellt. Na klar, alle Reisende, die mit der MS Norröna ins Land gekommen sind, wollen jetzt einkaufen und ihre Vorräte ergänzen. So wie ich.

So viele Menschen sind nichts für mich – ich schnappe mir einen Liter Milch, ein Brot und etwas Butter und ab zur Kasse: 568 ISK, also rd. 3,90 € werden mir von der Kreditkarte abgebucht. Ich finde, das ist akzeptabel. Nach einem weiteren Stop am Geldautomaten bin ich auch schon auf dem Weg zum Hengifoss, Islands vierthöchster Wasserfall.

Die 931 entlang dem Lagarfljót ist schön. Es ist zwar noch bewölkt, aber ich habe den Ein-druck, dass doch noch die Sonne aus den Wolken kommt; das wäre ein guter Start!

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Nach guten 30 Minuten erreiche ich den Wanderparkplatz, von dem aus der „Spaziergang“ zum Hengifoss startet. Der Hengifoss misst 128 m und fällt vom Plateau in eine herrliche Schlucht. Es gibt eine bunte Felswand, zum Teil mit Basaltsäulen, die den Wasserfall umgibt und verschiedene Schichten von Vulkanausbrüchen. Es dauert ungefähr eine Stunde zu Fuß vom Parkplatz zum Wasserfall.

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Auf dem Weg begegnet man einem weiteren erstaunlichen Wasserfall, den 45 Meter hohen Litlanesfoss. Es wird von außergewöhnlich hohen Basaltsäulen gekrönt, die es völlig einzigartig und fotogen machen. Für mich ist dieser Wasserfall fast noch schöner als der große Hengifoss.

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Gegen Mittag bin ich zurück und mach mich gleich weiter auf den Weg nach Borgarfjarðarhöfn. Eine weitere Herausforderung. Denn ein Teil der Strecke ist nur als Gravelroad zu nutzen und ein Streckenabschnitt des Borgarfjarðarvegur (Straße 94) geht in engen Serpentinen über den Berg.

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Warum tut man sich oder warum tue ich mir das an? Natürlich nur für die Puffins oder Papageitaucher, die hier auf einem Felsen in der Nähe des Ortes Borgarfjörður ihre Brutstätten haben. Von April bis Anfang August kann man die kleinen niedlichen Vögel sehen, danach sind sie das ganze Winterhalbjahr auf dem Meer. Ich habe Glück und kann noch das eine oder andere Tierchen sehen und fotografieren. Aber die ganz große „Ausbeute“ war es an diesem Abend nicht.

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Den Abend verbringe ich auf dem Campingplatz im Ort und statte der Elfenkönigin noch einen Besuch ab, die dort unter dem Felsen Álfaborg residiert.


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Re: Gravelroads

Beitragvon Gudrun » Mi, 01. Dez 2021, 18:01

Ein Roadtrip in Island, prima. Und gleich eine Frage: Kannst Du was zu den Temperaturen und zum Wind sagen?

Grüße Gudrun
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Mi, 01. Dez 2021, 18:33

Gudrun hat geschrieben:Und gleich eine Frage: Kannst Du was zu den Temperaturen und zum Wind sagen?


An einigen Stellen sage ich was zu Temperatur und zum Wind. Vor allem, wenn es mir selber zu "winterlich" wurde. Aber das kam zum Glück nicht allzu oft vor. Ich würde die Verhältnisse im August wie bei uns im Herbst beschreiben. Meist sind die Temperaturen um die 12 bis 15 Grad, aber es gibt aus Ausschläge nach oben (22 Grad) und nach unten (8 bis 9 Grad). Aber mehr noch als die Temperatur ist der Wind unangenehm. Auch hier habe ich Glück gehabt und war nicht einem direkten Sturm oder gar Orkan ausgesetzt, der dann vielleicht noch nachts an meinem Camper rüttelte. Aber vereinzelt gab es schon Stellen, an denen man den Eindruck hatte, umgepustet zu werden. Aber dramatisch war es nie.

Morgen geht das nächste Türchen meines "Kalenders" auf.

Schönen Abend
Martin
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Re: Gravelroads

Beitragvon Gudrun » Mi, 01. Dez 2021, 18:38

Danke für Deine Eindrücke vom Wetter. Dann bis morgen.

Grüße Gudrun
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Re: Gravelroads

Beitragvon Mainline » Mi, 01. Dez 2021, 18:39

Endlich! :lol: Martins Island Reise.
Schön geschrieben und die Bilder ergänzen passend den Text.

In 2016 sind wir vom Hafen gleich nach rechts gefahren, haben uns auf einen Fels gesetzt und unsere Ankunft in Island wirken lassen. Danach noch die Ausfahrt vom Schiff fotografiert und dann erst nach Egilsstaðir. Dort war es ziemlich leer, allerdings auch die Regale im Supermarkt :D

Mal sehen, wann dein Bericht mit Fotos von anderen Lesern „bereichert“ wird. :roll:
Ich freue mich jedenfalls auf deine Fortsetzungen und das Wiederaufleben eigener Erinnerungen.
Erwartungsvolle Grüße
Gerhard
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Do, 02. Dez 2021, 15:26

Mainline hat geschrieben:Ich freue mich auf das Wiederaufleben eigener Erinnerungen.


Du wirst deine Reiseplanung schnell auch in meiner gewählten Strecke schnell wiederfinden. Schließlich gibt es in Island nur eine Ringstraße, die man entweder links herum oder rechts herum fahren kann.


2. Tag – 06. August 2021 - Freitag

Camper scheinen Langschläfer zu sein – morgens um halb acht ist der riesige Campingplatz noch totenstill. Mich aber hält es nicht mehr. Ich bin ausgeschlafen, ich habe Hunger und Kaffeedurst und ich muss auch zum Klo. Für diesen großen Campingplatz sind 6 Toiletten mit „Finger-Handwaschbecken“ schon sehr gut. Aber große Bewegungsfreiheit gibt es in den engen Kabinen nicht. Keine Wandhaken, keine Ablage und im Behinderten-WC ist noch nicht einmal ein Spiegel vorhanden. Ganz zu schweigen, dass gehbehinderte Besucher diese Anlage ohne fremde Hilfe gar nicht aufsuchen können. Die hohen Stufen zur terrassenförmig angelegten Sanitäranlage sind für Gehbehinderte unüberwindbar.

Auch die Küche macht einen spartanischen Eindruck. Zwei Abwaschbecken, ein E-Herd für die Zelt-Touristen. Da kann es schon mal zu Wartezeiten kommen, wenn, wie ich am Abend erlebt habe, ein Wohnmobilcamper Spaghetti mit Käse-Sahne-Soße in drei Töpfen zubereitet.

Ich starte am Morgen gegen halb neun. Zunächst noch einmal zu den Brutstätten der Puffins. Ich war noch am Überlegen, bin dann aber froh, dorthin gefahren zu sein.

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Außer mir sind noch sechs andere Besucher am Felsen, aber geschätzt 50 bis 60 Papageitaucher, die auf dem Bruthügel sitzen, hüpfen und sich den Fotografen präsentieren. Einige davon zum Greifen nah und scheinbar ohne Scheu. Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesen possierlichen Tierchen und mache ein Bild nach dem anderen. Einfach nur phantastisch.

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Gegen 09:30 Uhr wird es voll auf dem Hügel – nicht mehr Puffins, aber Besucherinnen und Besucher. Ich verlasse deshalb diese Location und rüste mich für die Weiterfahrt an die Ringstraße.

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Allerdings bedeutet das wieder 75 Kilometer herausfordernde Wegstrecke mit Serpentinen, 15 Kilometer Schotterpiste und Fahren eng an einer ungesicherten Steilküste. Aber der Weg nach Borgarfjörður und zu den Papageitauchern hat sich gelohnt. Ich bin begeistert.

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Über Egilsstaðir, wo ich noch schnell die gestern vergessenen Einkäufe erledige (mein geliebtes Wiener Brød gibt es hier für umgerechnet 1,70 €), mache ich mich auf schnellsten Weg in den Süden und zur Ringstraße.

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Der Skriðdals- og Breiðdalsvegur (Straße 95) ist weitgehend sehr gut zu fahren. Bloß ca. 10 Kilometer über die Hochebene Breiðdalsheiði sind natürlich nur als Schotterpiste ausgelegt und fordern mich ein wenig.

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Kurz vor Breiðdalsvik ereilt mir eine Reifenpanne. Das hätte doch nun wirklich nicht sein müssen. Im Ort fahre ich an die Tankstelle und prüfe den Reifendruck aller Räder und stelle fest, hinten links ist der Reifen nahezu platt. Und jetzt? Ich fahre weiter in den Ort, nachdem ich den Reifen noch einmal stramm mit Luft gefüllt habe. Glücklicherweise finde ich am Hafen „Sigursteins Bifreiðaverkstæði“, deren Inhaber mir auch sofort behilflich ist.

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Reifen abmontiert; Reifen gepflickt, nach dem das Loch gefunden wurde, Rad ausgewuchtet und Reifen wieder montiert. Das Ganze dauert nicht einmal eine halbe Stunde. Ich bin erleichtert.

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„Wie schnell darf ich mit dieser Reparatur fahren“? – „So schnell sie wollen und so schnell sie dürfen“!
„Wie lange hält der Flicken“? – „Bis sie einen neuen Reifen brauchen, weil das Profil abge-fahren ist“!
Ich freue mich riesig, bedanke mich bei dem Monteur und bezahle schließlich knapp 40 €. Ich hoffe natürlich, dass damit das Thema „Fahrzeugpanne“ für diesen Urlaub abgehakt ist.

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Ich setze meine Fahrt, wie geplant fort und mache einen Foto-Boxen-Stopp am Streitisviti Lighthouse

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und lande schließlich auf dem Fossadur Campingplatz, nachdem ich auch noch in den Ab-grund des 15 Meter hohen Fossárfoss geschaut habe.

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Ein schön angelegter Campingplatz mit kostenfreien Duschen und WLan. Sehr schön. Am Nachmittag kommt auch wieder die Sonne zum Vorschein; aber der Wind hat zugenommen. Die Temperatur sinkt auf 12 Grad. Aber immerhin trocken. So kann ich abends noch einem kleinen Konzert lauschen, den ein 67jähriger Fahrradtourist aus Bochum auf seiner Gitarre zum Besten gibt. Lieder der 60iger/70iger: Cosby, Still, Nash & Young, Cat Stevens, John Denver, Bob Dylan, Westlife und-und-und. Mehr geht nicht.

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Re: Gravelroads

Beitragvon Steffen15 » Do, 02. Dez 2021, 23:01

Das ist aber doch ein sehr interessanter Reisebericht, vor allem durch die Fähranreise mit eigenem Fahrzeug. Bis jetzt sieht das ja auch nach gutem Wetter aus. Die meisten werden eher nur einmal nach Island reisen und deshalb sind auch die Standard-Sehenswürdigkeiten interessant. Den Wasserfall mit den beeindruckenden Basaltsäulen habe ich vorher noch nie auf einem Foto gesehen! Ich bin gespannt auf die Weiterfahrt. Die Campingplätze musste man aber nicht vorbuchen?
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Fr, 03. Dez 2021, 15:21

Steffen15 hat geschrieben:Die Campingplätze musste man aber nicht vorbuchen?


Vielen Dank für das freundliche feedback. Nein, die Campingplätze musste ich nicht vorbuchen. Es gab nahezu überall genug Platz für alle Reisenden. Es gab aber insgesamt nicht so viele Touristen, wie vor der Pandemie.


3. Tag – 07. August 2021 – Samstag

Der Regen weckt mich um 06:00 Uhr – ich habe gut geschlafen und geträumt. Also nehme ich es, wie es ist und gehe mich Duschen und frisch machen. Herrlich heißes Wasser und ein Waschraum ordentlich sauber, mit Haken für das Handtuch und eine Ablage für kleinen und großen Dinge einer Morgentoilette. Sogar die Heizung läuft ein wenig. Denn immerhin beträgt die Außentemperatur nur 8 Grad! Nicht sehr viel.

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Gegen 08:00 Uhr breche ich auf. Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel sieht noch sehr trübe aus. Das muss ja nicht so bleiben. Ich hatte die ersten beiden Tage bereits festgestellt, dass sich ein Wetterwechsel sehr schnell vollzieht.

Mein erstes Ziel sind die „Eggin i Gleðivík“ am Hafen von Djúpivogur, die der isländische Künstler Sigurur Guðmundsson geschaffen und „in die Landschaft gestellt“ hat. Es gibt 34 Nachbildungen von Eiern von ebenso vielen Nistvögeln aus der Region. Der größte ist der Seetaucher, ein charakteristischer Vogel der Gemeinde.

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Die Eier stehen bzw. liegen, wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht, auf Betonpfeilern, die früher während ihres Betriebes das Anlegerohr einer Hütte im innersten Teil von Gleðivík trugen. Das Kunstwerk spiegelt die Naturverbundenheit des Bezirks Djúpivogur und das Interesse seiner Bewohner und Besucher an der vielfältigen Vogelwelt wider.

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Das Werk wurde am 14. August 2009 in Gleðivík eingeweiht und ist seitdem eine der Hauptattraktionen der Stadt.

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Weiter geht’s zum ältesten Gebäude in der Region, dem so genannten „Langabúð“ oder Langhaus; gebaut 1790. Während der Hansezeit und zur Blüte von Djúpivogur wurde hier reichlich gekauft und getauscht, heute befinden sich in dem Gebäude ein Museum, ein Cafe und die Touristeninformation. Aber so früh hat hier noch nichts geöffnet. So schaue ich mir das Gebäude nur von außen an (unspektaklär) und schlendere ein wenig durch den Ort.

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Aber der hat auch nichts Außergewöhnliches zu bieten. Ein Hotel, ein Campingplatz, eine Touristen-Ramsch-Bude und eine Polizeistation – das war’s denn auch schon.

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Ich fahre weiter bis zum Barkináfoss, ein Wasserfall direkt an der Ringstraße, der aber zurzeit wenig Wasser führt.

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Auf dem Rastplatz davor treffe ich ein pubertierender Sohn mit seinem 51jährigen Vater aus Heidelberg, die mit der Fahrrad unterwegs sind. Alle Achtung! Wir unterhalten uns ein wenig und ziehen dann weiter.

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Nächster Punkt für mich ist der „Fels in der Brandung“ bzw. der Fels von Lækjavik.

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Das sieht schon imposant aus, mit dem schwarzen Sand, dem Meer und den Wolken.

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Ich halte mich eine Weile dort auf und versuche über den steilen Abhang den Strand zu erreichen, was mir aber nicht gelingt. Ich habe weder Lust herunter zu rutschen oder gar zu stürzen und auch nicht, mich dreckig zu machen. Und für beherzte Sprünge in die Tiefe fühle ich mich mittlerweile zu alt. Außerdem gibt es später die Frage, wie und wo ich wieder hinauf klettern soll.

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Ein Stückchen weiter südlich befindet sich der Leuchtturm von Hvalnes. Hier, gerade mal „um die Ecke“ von Lækjavik herrscht ein mächtiger Wind. Ich muss die Tür vom Auto festhalten beim Öffnen und mich warm anziehen. Denn gleichzeitig mit dem Wind ist es kalt geworden.

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Der leuchtend orangefarbene Leuchtturm ist 11,5 Meter hoch und markiert ein markantes Kap, das Austerhorn, an der südöstlichen Ecke Islands. Er wurde 1954 gebaut und im folgenden Jahr in Betrieb genommen. Das Licht funktioniert bis heute mit zwei weißen Blitzen, die alle 20 Sekunden in den Nachthimmel strahlen.

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Ein kurzer Schotterweg führt von der Ringstraße bis zu einem unbefestigten Parkplatz nahezu direkt am Leuchtturm. Von dort überblickt man das Naturschutzgebiet Hvalnes, das eine phantastische Berg- und Strandlandschaft ausmacht.

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Noch imposanter finde ich die gewaltige Bergwelt gegenüber dem Leuchtturm an der Ring-straße. Sensationell!

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Durch den frühen Start am Morgen bin ich fast an meinem heutigen Etappenziel angelangt: Stokksnes mit dem Viking-Dorf und dem Vestahorn. Auf dem Wohnmobilstellplatz beim Viking-Cafe wollte ich die Nacht verbringen. Aber für eine Rast bzw. für ein Ende des Tages ist es mir noch zu früh. Also fahre ich weiter nach Höfn, ein kleiner Ort etwas südlicher mit rund 1.700 Einwohnerinnen und Einwohner.

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Zuvor fahre ich noch die alte Passstraße Almannaskarð hinauf; eine wüste Schotter- und Schlaglochpiste, die mich auf 153 Meter ü. M. bringt. Bis zur Fertigstellung des 1.312 m langer, zweispuriger Almannaskarðsgöng im Jahr 2005 war dieser Pass die einzige Möglichkeit von Ost nach West (bzw. umgekehrt) zu kommen. Seit der Eröffnung des Tunnels ist der Pass gesperrt; aber aus östlicher Richtung kann man noch bis zur Passhöhe zu einem kleinen Parkplatz gelangen.

Auch hier oben pfeift ein heftiger Wind und die Aussicht ist trübe.

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Also schnell zurück und ab nach Höfn. Im Supermarkt kaufe ich mir mein geliebtes „Wiener Brød“ und schaue mich dort in aller Ruhe um. Island ist nicht die Diaspora der skandinavischen Länder – man bekommt hier alles, was man braucht oder begehrt. Und die Preise sind auch nicht unerschwinglich, abgesehen von Süßigkeiten und Chips.

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Das kann man von den Preisen in der gegenüberliegenden Vínbúðin, der staatlichen Alkoholverkaufsstelle nicht sagen. 6 Dosen Bier á 0,33 l für 2.214 ISK; das sind rund 15 € oder 2,50 € pro Dose. Ganz schön happig. Es muss aber auch nicht alles so billig sein, wie in Deutschland, finde ich.

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Bereits am frühen Nachmittag hatte es angefangen zu regnen. Und auch nach meinem Einkauf und einem kleinen Rundgang wird das Wetter nicht besser. Den ganzen weiteren Tag wird der Regen mein treuer Begleiter. Damit sind die Sichtverhältnisse für Ausflugsziele wie zum Beispiel Stokksnes und das Vesterhorn nicht besonders günstig. Ich breche also den Tag für heute ab und suche mir auf dem Campingplatz von Höfn einen geeigneten Stellplatz. So kann ich im trockenen Camper sitzen, lesen und mein Reisetagebuch schreiben. Vielleicht lässt der Regen zum Abend noch etwas nach. Meine Wetter-App sieht das jedenfalls so vor.

Weil ich nun den Rest vom Nachmittag und den Abend nicht im Auto verbringen will mache ich, trotz des Regens, einen Spaziergang durch den Ort, gehe zum Hafen und bestaune die Sportanlagen. Ein neuer Sportplatz, wie ihn sich jede Stadt oder Kommune in Schleswig-Holstein wünschen würde. Daneben eine riesige Sporthalle. Und alles für die 1.700 Seelen dieser Gemeinde! Okay, ich muss fairerweise einräumen, das Höfn Schulstandort für die Region ist und sicherlich mehr Schülerinnen und Schüler unterrichtet als tatsächlich im Ort wohnen.

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Ansonsten gibt es meiner Meinung nach nicht viel zu bestaunen; ein kleiner Steinpark mit acht oder neun verschiedenen Findlingen und einer Skulptur, die mich an das „Einhorn“ des Narwales erinnert. Im Übrigen ist mal wieder „Tote Hose“. Das mag vielleicht auch an dem trüben Wetter gelegen habe, das sich peu a peu zu bessern scheint. Auf alle Fälle kann ich den Abend im halbwegs im Freien genießen. Allerdings hat der Wind ein wenig zugenommen, lässt sich aber noch gut aushalten.

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Auf dem Campingplatz treffe ich ein Pärchen aus dem Allgäu, die sich in Island einen Mini-camper geliehen haben. 2.000 € für 14 Tage und Extrakosten für die Versicherung bei einem Vollkaskoschaden. Unterm Strich und mit den Flugkosten sicherlich nicht günstiger als meine Kosten für die Variante „eigenes Auto und Fähre“ für 4,5 Wochen.

Der Abend ist schön mit dem Blick auf’s Wasser! Es riecht nach Meer und Seetang und mein teures Bier schmeckt. So geht Urlaub!


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Re: Gravelroads

Beitragvon syltetoy » Fr, 03. Dez 2021, 17:30

Klasse Martin, ein ganz toller Bericht, mal was anderes.....ich verfolge dich nun weiterhin ;)
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Re: Gravelroads

Beitragvon Mainline » Fr, 03. Dez 2021, 18:00

Hallo Martin,
danke für die Fortsetzung. Die „Eggin i Gleðivík“ haben die dort aufgestellt, damit in der Gegend Touristen anhalten, so zumindest mein Eindruck :lol:
Im Vergleich zu den Flugreisenden hast Du mit dem eigenen Fahrzeug auch den Vorteil mehr Dinge mitzunehmen zu können. Gerade bei dem starken Wind fand ich es z.B. praktisch mein schweres Stativ dabei zu haben. Bei den Lebensmittel haben wir uns an die geringen Einfuhrmengen gehalten. Würde ich beim nächsten Mal auch etwas mehr ausreizen.
Auf der Heimreise hatte ich ein großes Stück Treibholz im Kofferraum. Wenn es sich im Garten vollständig zersetzt hätte, sollte es wieder nach Island gehen. Ging leider nicht, weil wir diesen Sommer die Finnlines Tckets aufbrauchen mussten.
Was für einen Kocher hast Du in der Heckküche?

Gruß
Gerhard
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Re: Gravelroads

Beitragvon Canadier » Fr, 03. Dez 2021, 19:10

Hallo Martin,
na dannn rutsch mal nen Stück zusammen damit ich auch noch mit kann!
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Re: Gravelroads

Beitragvon skandinavian-wolf » Fr, 03. Dez 2021, 19:23

Bin auch voller Interesse dabei, Martin. Wir wollen Ende August 2022 mit der Fähre übersetzen. Allerdings mangels eines WoMo und da es für unser Zelt etwas zu windig sein dürfte mit Kombi und Übernachtung in festen Gebäuden (schon gebucht).
Dann gib mal noch viele Anregungen!
Danke sagt Uwe
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Fr, 03. Dez 2021, 21:31

Mainline hat geschrieben:Die „Eggin i Gleðivík“ haben die dort aufgestellt, damit in der Gegend Touristen anhalten, so zumindest mein Eindruck


Das war auch mein Eindruck.

Mainline hat geschrieben:Im Vergleich zu den Flugreisenden hast Du mit dem eigenen Fahrzeug auch den Vorteil mehr Dinge mitzunehmen zu können. Bei den Lebensmittel haben wir uns an die geringen Einfuhrmengen gehalten.

Die Freimengen haben sich deutlich erhöht. Noch ein Grund mehr, um mit dem eigenen Wagen einzureisen. Viele schreckt die lange Überfahrt und die hohen Kosten.

Mainline hat geschrieben:Was für einen Kocher hast Du in der Heckküche?

Ich nutze den HPV Salsa Spirituskocher. Kosten knapp 70 Euro und funktioniert einwandfrei. Vor drei Tagen habe ich von meiner Tochter dazu den Omnia Backofen bekommen. Habe ich natürlich gleich mit einem einfachen Makkaroni-Auflauf ausprobiert; geht perfekt.


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Canadier hat geschrieben:Dann rutsch mal nen Stück zusammen damit ich auch noch mit kann!

Immer rein in die gute Stube - ich habe einen Siebensitzer! :)

skandinavian-wolf hat geschrieben:Bin auch voller Interesse dabei

Ich freu mich, wenn du - und auch viele andere - mit dabei bist, Uwe.

Morgen geht das 4. Türchen auf.
Martin
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Re: Gravelroads

Beitragvon Canadier » Sa, 04. Dez 2021, 9:38

Immer rein in die gute Stube - ich habe einen Siebensitzer!

Oh Mann.... :shock:
ich hab doch nur nen "Sixpack" in den Kühlschrank gestellt! Bild
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Re: Gravelroads

Beitragvon MarkusD » Sa, 04. Dez 2021, 11:20

Hallo Martin,

mit dem eigenen Fahrzeug nach Island, das steht auch schon ewig auf meiner ToDo-Liste. Und wenn ich so lese was es kostet sich für 14-Tage ein Auto zu leihen, "Alter Schwede" :shock: , noch ein Grund mehr. Aber die vielen Schotterpisten, uiuiui, nix für meine "Reisschüssel", zumal es mich da eigentlich im Winter hinziehen würde. Danke für den ausführlichen Bericht. Gruß, Markus
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