Voronwe hat geschrieben:Zum Thema Grassodenhütten (und überhaupt Island) kann ich als Lektüre "60 Kilo Sonnenschein" von Hallgrímur Helgason empfehlen
Vielen Dank für diese Empfehlung - vielleicht gibt es das Buch zu Weihnachten.
syltetoy hat geschrieben:Auf manchen Bildern kann man gut erkennen wir gewaltig die Natur und wie klein der Mensch ist.
Gerade bei den großen Wasserfällen, wie dem Dettifoss wird das besonders deutlich.
Aber jetzt kommt die Fortsetzung:
6. Tag – 10. August 2021 – Dienstag09:00 Uhr – die Sonne will einfach nicht aus einer dicken Wolkenschicht hervorkommen. Dabei spüre ich, wie sehr sie sich bemüht. Schließlich hatte auch die Vorhersage ihr Erscheinen vorhergesagt. Und auch jetzt verrät meine Wetter-App, dass sie es im Verlauf des Vormittags noch schaffen wird.
Der Campingplatz in Kirkjubæjarklaustur war gut und sehr ruhig. Die sanitären Einrichtungen völlig in Ordnung, auch wenn Duschen mit 300 ISK für den Münzapparat extra kostet. Dafür gibt es auf dem ganzen Platz kostenloses WLan.
Das Thema „Bargeld“ hatte im Islandforum immer wieder mal zu Fragen geführt. Meine Erfahrungen: Überall kann man problemlos und völlig selbstverständlich mit der Kreditkarte bezahlen; auch kleinere Beträge. Ausnahme: der Geldautomat in der Dusche auf einem Campingplatz. Meist kostet es 100 ISK für 2 bis 3 Minuten. Es sei denn, Duschen ist im Preis ohnehin inbegriffen, was ganz häufig der Fall ist.
Ich bin ein wenig gespannt, wie mein heutiger Tag wird. Denn ich will ein wenig in die „Wildnis“ nach Þakgil und habe dabei eine Gravelroad zu fahren, die es in sich haben soll. Entsprechende Berichte und auch Videos findet man im Internet. Dort wird aber auch ausdrücklich betont, dass die Straße in die Schlucht und zu dem Campingplatz von Þakgil für Fahrzeuge aller Art und nicht nur für Allradfahrzeuge freigegeben ist.
Gegen 09:15 Uhr mache ich mich auf den Weg und hoffe auf Sonne. Die Ringstraße ist zu-nächst kilometerweit von mit Moos bewachsenen Lavafeldern umgeben. Zwischendurch gibt es sogar einen kleinen Parkplatz für die Touristen, von dem aus man in ein Lavafeld gehen kann. Alles schön eingezäunt. Aber immerhin kann man diese besondere Vegetation einmal von der Nähe aus betrachten.
Nach den Lavafeldern folgen Lupinen – kilometerweit. Schade, dass sie jetzt nicht mehr blühen. Das muss im Frühling traumhaft aussehen.
Ich bin fast am südlichsten Punkt Islands und fahre kurz an die Küste um mir die Höhle von Hjörleifshöfði anzuschauen. Dafür geht’s auf eine knapp vier Kilometer lange Schotterpiste mit Waschbretteffekt. Als Belohnung ein Blick in die Höhle, ein paar Hinweise zur Geschichte und geologische Entstehung und danach wieder zurück auf die Schotterbahn.
Allerdings ist die Gravelroad noch harmlos gegenüber dem, was ich auf dem Weg zum Campingplatz Þakgil etwas abseits der Ringstraße erlebe.
Das ist keine Schotterpiste mehr – das ist die raue Natur und Wirklichkeit. Die 14 Kilometer des Kerlingardalsvegur kann ich nur im 2. Gang bewältigen und nahezu im Schritttempo. Aber das Wetter ist perfekt für diese Tour, die ich bei Regen nicht gemacht hätte. Und die Landschaft ist atemberaubend schön. Surreal und atemberaubend schön. Man fühlt sich nach Mordor und ins Auenland versetzt. Und Worte und Bilder können nur andeuten, was man selber erlebt und fühlt, wenn man diese Piste durch Pechschwarz und Sattgrün fährt.
Ich brauche für die 14 Kilometer eine Stunde, einschließlich einiger Fotostopps und der Wartezeiten auf den Gegenverkehr. Die Straße oder Piste ist zwar meistens für zwei Fahrzeuge breit genug, aber wenn es Ausweichbuchten gibt, sollte man sie auch nutzen.
Die Mühe lohnt sich – vorbei an bizarren Felsformationen und dem Lauf des Gletscherflusses Múlakvísl bis hin zum traumhaft in einem Talende gelegenen Campingplatz Þakgil. Hier bleibe ich die nächste Nacht und genieße die Natur, die Ruhe und auch die Sonne, die sich seit Mittag wieder zeigt.
Für große Wanderungen habe ich nicht viel Lust, mit 12 Kilometern und rund 500 Höhenmetern Auf- und Abstieg, wie es die einschlägigen Touren von hier aus aufweisen, wäre es mir momentan auch zu viel.
Ich gehe noch zu einem ca. 500 Meter entfernten kleine Wasserfall und spaziere über den großen Campingplatz. In einer Ecke gibt es eine Höhle zu bestaunen, in der Grill, Tische und Bänke aufgestellt sind.
Im Moment kommt mir das aber ein wenig gruselig vor. Dann doch lieber Kaffee trinken und faulenzen am eigenen Camper.
Um 19:00 Uhr verschwindet die Sonne hinter dem Berg und es wird schlagartig kalt – richtig kalt. Eine Weile halte ich es im Freien noch aus, will aber auch nicht mit Jacke und Mütze draußen sitzen, nur um der Natur etwas näher zu sein. Also verziehe ich mich in meinem Camper und betrachte von dort das Treiben auf dem großen Campingplatz. Denn inzwischen haben sich schätzungsweise rund 20 weitere Fahrzeuge eingefunden. Darunter eine Gruppe junger Leute, die jetzt leidenschaftlich Fußball spielen. Die Tore sind durch jeweils zwei Wanderstöcke gekennzeichnet.
Doch schneller als gedacht ist es dunkel und ich falle ins Bett.