Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Jobo » Di, 06. Okt 2009, 21:14

Die Sonne ist gerade untergegangen und überall brennt schon die Beleuchtung.
Ich spaziere langsam am Sandtorkai entlang und bewundere die schönen Backsteinhäuser der Speicherstadt.
Es herrscht mäßiger Verkehr, allerdings muss ich das eine oder andere Mal einer Baustelle ausweichen.
Ich biege rechts in die Osakaalle ein und kann schon das große Gebäude des Internationale Maritime Museum sehen.
Ich betrete das Museum und frage ob es hier auch noch eine Abendkasse gibt, da almidi auch Interesse signalisiert hatte. Leider ist dem nicht so und ich rufe almidi an, um ihm dies mittzuteilen und eine Zeit für ein Treffen auszumachen. Wir einigen uns auf ein Treffen nach der Veranstaltung und wollen uns zu diesem
Zweck dann nochmal anrufen. Das Foyer des Museums ist bereits gut gefüllt.
Ich gebe meine Jacke an der Garderobe ab und schaue mich erstmal um. An der Seite entdecke ich verschiedene kleine Modellschiffe vor dem Museumshop, ganz vorne gleich die Midnatsol.
In einer Ecke steht ein Tisch mit Getränken und kleinen Snacks. Nun wird es plötzlich hektisch, es werden
Tische hereingetragen und mit Tischdecken belegt. Auch Stühle werden ins Foyer gebracht. Ich setzte mich an einen der Tische, ebenso wie ein älterer Herr mit Schiffermütze. Nach wenigen Minuten kommen wir ins Gespräch und nachdem ich von meinem Trip ins Museum Oevelgoenne erzählt habe, berichtet er mir, das er früher selbst als Heizer auf einem Dampfschiff tätig war. Er schildert mir sehr anschaulich den harten Alltag eines solchen Arbeitsplatzes.
Dann wird es formell. Ein Vorstand des Museums (hab den Namen nicht genau verstanden, meine aber es war Heiko Hermans) begrüßt uns im Namen des Museums und des Hamburger Abendblattes. Dann entschuldigt er sich erstmal für die noch nicht vorbereitete Empfangshalle, es war wohl ursprünglich noch ein Pasta-Buffet geplant. Als Entschädigung sagt er den Kartenbesitzern in den nächsten zwei Wochen einmal freien Eintritt mit einer Begleitperson zu. Tja, dumm gelaufen, denn ich bin Sonntag wieder weg. Endlich gibt er gegen 20:20 Uhr das Signal das Museum jetzt auf eigene Faust zu erkunden, es stünden auf jeder der neun Etagen ausreichend Museumspersonal für Fragen und Erklärungen bereit. Die Masse der Besucher stürmt die Treppe hoch, ich hatte mich schon vorher zum Aufzug durchgekämpft und fahre in den 10ten Stock.
Dort ist eine Art Restaurant in dem eine andere Sonderveranstaltung stattfindet, also wieder runter zum Neunten. Hier beginne ich meinen Rundgang, für den ich bis 23:00 Uhr Zeit habe.Die neunte Etage ist prall gefüllt mit Wasserlinienmodellen im Masstab 1:1000/1250.
Es sollen über 35000 Modelle sein.
Ich frage einen Mitarbeiter nach Modellen alter HR-Schiffe. Er führt mich zum Norwegenteil und ich finde tatsächlich einige Modelle, ein Modell der Midnatsol oder Trollfjord, dahinter ein Schiff der Generation Nordnorge oder Nordkapp, da bin ich mir nicht sicher.
Etwas weiter oben stehen zwei ältere Schiffe, von denen ich das vordere fälschlicherweise für eines der Italienschiffe halte. Erst Harald96 macht mich am Sonntag dann darauf aufmerksam, daß das Schiff zwei Schornsteine hat und auch viel zu groß wirkt. Peinlich, das hätte mir auch selbst auffallen müssen, na ja, solange ich nicht die Hanseatic mit der Nordnorge verwechsle ...
Es soll sich wohl, wie auch bei dem Schiff dahinter, um alte norwegische Fähren handeln, vielleicht im Verkehr nach Dänemark tätig. Die Modelle stehen dicht gedrängt in den Glasvitrinen,
aber auch liebevoll aufgebaute Dioramen sind zu sehen, Docks, ein Containerterminal und sogar die New Yorker Fingerpier.
Auf den anderen Etagen finden sich maritime Gemälde, Uniformen, Waffen und immer wieder Modelle, Modelle, Modelle.
Da gibt es Modelle aus Kunststoff, Holz, Glas, Bernstein, getrockneten Nelken, Knochen und sogar
Elfenbein.
Man sieht Geräte zur Unterwasserforschung, den Tiden, Fischerei und auch der Seenotrettung, hier läuft permanent ein interessanter Film.
Plötzlich stehe ich vor dem wunderschönen Modell der Finnmarken. Der Modellbauer kannte SchneidersRacer nicht, der Pool war leer!
Auch einen Marinebereich mit Torpedotechnik und Modellen von U-Booten, Zerstörern, Kreuzern und Schlachtschiffen existiert in einer Etage.
Im Treppenhaus hängt ein großes Modell eines Linienschiffes von der Decke herab.
Dann komme ich in die Abteilung der Maschinentechnik. Hier gibt es Modelle von allen möglichen Antriebstechniken. Auch ein Modell des Backbordtriebwerkes der Titanic ist ausgestellt.
Schließlich kommt noch der Schiffsbau dran, von der Antike bis zum modernen Dock.
Krönender Abschluß ist ein Modell der QM2 aus Legosteinen, Länge ca. 5-6 Meter oder sogar leicht darüber.
Mittlerweile ist es 22:15 Uhr und ich spüre meine Füße kaum noch. Auch kann ich kaum noch etwas aufnehmen und nicke eigentlich die Modelle und Ausstellungsstücke nur noch ab. Also Zeit sich mit almidi
in Verbindung zu setzen. Als ich meine Jacke von der Garderobe hole, sehe ich, das mittlerweile auch das Pasta-Buffet angekommen ist. Jetzt habe ich auch keinen Hunger mehr.
Ich gehe aus dem Museum heraus und einige Schritte zur Seite um ungestört telefonieren zu können. Almidi ist auch direkt am Telefon. Ich frage ihn, wo er gerade ist. "Ich stehe direkt vorm maritimen Museum" sagt er. Ich drehe mich nach rechts und sehe ihn auch direkt, er telefoniert gerade. Wir beenden unser Telefonat und begrüßen uns.
Er nimmt sein Fahrrad und wir machen uns auf die Suche nach einer gemütlichen Kneipe. Unterwegs beginnt es richtig stark zu regnen. Almidi hat seine Regenjacke vergessen, aber ich finde in meiner Fototasche zum Glück noch einen durchsichtigen Plastikregenschutz, der ihm zumindest ein wenig hilft.
Da das Westminster, in dem wir uns morgen Abend treffen wollen, auf dem Weg liegt, wollen wir dort einkehren. Wir treffen kurz nach 23:00 Uhr dort ein, die Stühle stehen auf den Tischen und die Türen sind bereits verschlossen. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für morgen Abend.
Nach kurzer Überlegung, beschliessen wir, da wir uns noch nicht auskennen, zum Feuerschiff zu gehen, in der Hoffnung, das wir dort noch gepflegt ein oder zwei Bier trinken können. Im hinteren Teil des Feuerschiffes ist das Restaurant, vorne ein Pub und oben in der Mitte eine Bar. Wir entscheiden uns für den Pub. Der hat bereits geschlossen, und das Mädel das noch dort sitzt weist uns lachend auf das Schild am Aufgang zum Pub hin. Als wir zurückgehen, lese ich auf dem Schild, das der Pub geschlossen ist und man zur Bar ausweichen soll. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Wir betreten die Bar, die eigentlich auch nur ein Pub ist, und finden Platz direkt am Tresen. Wir fragen den Mann hinter dem Tresen, obs noch Bier gibt, er bejaht. Fünf Minuten später fragt er uns, ob wir denn auch mal bestellen wollen. Wir bestellen uns jeder ein Bier, mit der Erkenntnis, das man auch an der Küste den feinen Humor zu schätzen weiß. Einige Bierchen, und ausgiebige Gespräche später bestellen wir noch schnell eine letzte Runde, bevor die Bar schließt.
Wir beschließen uns am nächsten Morgen anzurufen, sobald der erste fit ist, aber nicht zu früh. Almidi schwingt sich auf sein Fahrrad um zu seinem Campingplatz zurückzuradeln, der Regen hat zum Glück längst aufgehört. Ich schlendere langsam zu meinem Schiff. Fünfzig Meter vorher rufe ich dort an, damit man mir öffnet. Ich schaue nicht mehr auf die Uhr, schätze aber, das es so zwischen 1:30 und 2:00 Uhr ist, als ich meine Koje entere. Zuvor war ich noch schnell in meiner Nasszelle, die ausgesprochen klein ist. Mit einem letzten Blick auf die Hafenfront, lasse ich mich von den Elbwellen in den Schlaf schaukeln.


..... Fortsetzung folgt ....
Gruß, Joachim

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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Revolera » Di, 06. Okt 2009, 21:16

...vor allem wie er die Spannung steigen lässt. jetzt haben wir schon sieben Stunden nichts mehr gehört *Hufescharr* -

Huch - da iss er...
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon K-Lilly » Di, 06. Okt 2009, 23:28

Da es thematisch passt, mogel ich hier mal ein paar Fotos von meinem Hotel dazwischen. Leider habe ich die Details nicht so gut aufs Foto bekommen wie Jobo - mir fehlte wieder mal das Spezial-Weitwinkel.
Hurtigruta hatte gefragt ob die Kabinen so ähnlich sind wie auf der Lofoten. Nein, zumindest meine Einzelkammer war kleiner - eher so wie die kleinsten D-Kabinen auf der Nordstjernen.

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Bild

Was auf dem Foto nicht so auffällt - das Bett war ziemlich hoch angebracht, deshalb auch diese "Aufstiegsleiste". Jobo wäre das Bett wahrscheinlich ein wenig klein vorgekommen. :lol: Darunter befanden sich vier riesige Schubladen und über dem Fußende war eine Ablage angebracht. (Da bin ich nachts beim Umdrehen erstmal gegengekracht. Bei der Nordstjernen hatte ich das Problem übrigens immer mit der Lampe über dem Kopfende, irgendwie bewege ich mich im Bett zu dynamisch :roll: )
Gegenüber vom Bett war ein Schrank und davor ein winziger Hocker.

Bild

An der Decke befand sich ein Loch - das ließ sich mit einer Klappe verschließen. Die Funktion ist mir nicht ganz klar, Luft schien nicht durchzuziehen. Als ich mit der Taschenlampe reinleuchtete, schien die Röhre oben verschlossen zu sein. Ab und zu muß oben jemand direkt daneben gestanden haben und ich hatte dann das Gefühl, er spricht direkt in meiner Kabine - also vielleicht ein Sprachrohr? Leider war ich noch nicht da als Jobo und Almidi auf dem Feuerschiff eingekehrt sind, wahrscheinlich hätte ich sie belauschen können. Ich habe dann die Klappe vor diese Spionageeinrichtung geschoben.

Einen Fernseher gab es nicht, aber immerhin ein Telefon. Die Naßzelle ließ sich wegen räumlicher Enge nicht fotografieren, stattdessen noch zwei Bilder vom oberen Raum - egal ob nun Bar oder Pub.

Bild

Bild
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon trolli » Mi, 07. Okt 2009, 7:13

Hallo Joachim, vielen Dank (bisher) für deinen herzerfrischenden Bericht und die tollen Bilder! :super:

...die Nasszelle hat es dir wohl (immer wieder) angetan... :lol:
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Jobo » Mi, 07. Okt 2009, 7:27

Hallo,

erstmal Danke für eure bisherigen Kommentare. Es scheint euch also tatsächlich zu gefallen :?:
Na gut, ihr habts nicht anders gewollt, ich werde also weitermachen. Denke, der nächste Teil kommt heute Abend. :wink:
Gruß, Joachim

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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Romi » Mi, 07. Okt 2009, 18:41

:evil: :evil: :twisted: :twisted: :twisted: Hallo Jobo, es ist Abend, wo bist du ?

Sehr informativ dein Bericht, super, und natürlich wunderschöne Fotos.
Das Modell der Finnmarken hat es mir besonders angetan, selten habe ich ein Bild von der Backbordseite gesehen, auf deinem Foto konnte ich "unsere" Kabine 705 genau ausmachen.
Danke dafür :bussi:

LG Romi
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Jobo » Mi, 07. Okt 2009, 19:25

Gleich gehts weiter!
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Jobo » Mi, 07. Okt 2009, 20:35

Ich wache so gegen 9:30 Uhr auf. Es regnet gegen mein Kabinenfenster. Mir fällt ein, das ich
gestern Abend noch das Fenster einen Spalt geöffnet habe. Nach etwa 15 Minuten und einer
halben Rolle Toilettenpapier ist die Fensterbank wieder trocken. Ich begebe mich in meine
kleine Nasszelle um zu duschen. Die Dusche ist, wie ich nun feststelle, nur ca. 1,80 m hoch,
was ein kleines Problem für meinen 1,86 m Körper darstellt. Nach einigen Verbiegungen
schaffe ich es, zumindest die meisten Teile meines Körpers mit Wasser in Berührung zu
bringen. Nachdem der Schmerz in den meisten Körperteilen nachgelassen hat, begebe ich mich
eine Etage höher zum Frühstücken. Der Regen draussen wird stärker. Ich bekomme sehr guten
Kaffee, eine Platte mit reichlich Wurst und Käse, sowie ausreichend Brötchen und Brot.
Verhungern werde ich jedenfalls nicht. Es regnet jetzt Backsteine. Ich begebe mich in meine
Kabine als almidi anruft. Wir vereinbaren, uns gegen 12:00 Uhr bei der Rickmer Rickmers zu
treffen. Ich schnappe mir meine Jacke und meine Fototasche und verlasse das Schiff. Der
Regen hat aufgehört und der Himmel klart mehr und mehr auf.
Gemütlich in Richtung Landungsbrücken schlendern, überquere ich die Brücken an der
Kehrwiederspitze.
Es geht noch sehr ruhig zu auf der Uferpromenade, obwohl es schon kurz vor 11 Uhr ist.
Ich will die Zeit nutzen die St.Michaeliskirche anzusteuern. Ich nehme den Weg vorbei am
Westminster und biege links ab Richtung Michel.
Vor dem Michel befindet sich eine schöne Grünanlage. Linkerhand steht prachtvoll das
Verlagshaus Gruner und Jahr.
Direkt gegenüber ragt würdevoll der Michel hervor und schaut mit hanseatischer Gelassenheit auf das Treiben vor seinen Türen herunter.
Ich betrete den Michel, spiele meine Trumpfkarte in Form der Hamburgcard aus, und gehe
Richtung Aufzug. Am Treppenanfang steht ein Schild, welches nach oben zum Aufzug weist.
Zuvor muss man eine elektrische Personenschranke passieren. Ich frage einen Angestellten,
warum man noch einen Aufzug braucht, wenn man sowieso Treppen steigen muss. Er verweist auf
die 50 Stufen bis zum Aufzug im Gegensatz zu den über 400 bis zur Plattform, das Argument
überzeugt. Ein kleiner runder Aufzug, zugelassen für 10 Personen, befördert mich nach oben
zur Plattform.
Der Ausblick, der sich hier bietet ist geradezu fantastisch.
Es weht ein starker Wind, aber die Luft ist sehr klar und läßt einen weiten Rundumblick zu.
Viele interessante Punkte sind von hier oben klar auszumachen, die Speicherstadt,
dahinter lugt das neue Kreuzfahrtterminal heraus,
im Hafen überragen die Cap San Diego und die Rickmer Rickmers die Gebäude.
Erst von hier oben wird das ganze Ausmass des G&J-Komplexes überschaubar.
Auf der anderen Seite erkenne ich das Rathaus an seinem mit einer Grünspanpatina überzogenem
Dach.
Deutlich schießt aus der Binnenalster eine Wasserfontäne in die Luft,
während die Außenalster die Häuserfronten teilt.
Auf der Plattform führt noch eine Wendeltreppe in die Höhe, ich erspare mir aber aus
Zeitgründen den Aufstieg.
Schon von dieser Plattform kann man auf die interessantesten Gebäude herunterblicken.
Ich begebe mich wieder zum Eingang des Aufzuges und fahre herab.
Ich habe noch einige Minuten Zeit, also visiere ich die Überseebrücke an und geniesse den
Anblick der Cap San Diego.
Ich entere die Landungsbrücken und beobachte das Spiel der Möwen.
Mittlerweile ist es schon nach 12 Uhr. Ein Blick auf mein Handy sagt mir das almidi schon
zweimal versucht hat mich zu erreichen. Ich klingele ihn an, und kurz danach treffen wir uns
auf den Landungsbrücken.
Nach einem kurzen Anruftest auf mein Handy, es war noch im silent-Mode, begeben wir uns an
Bord der Rickmer Rickmers. Die Kassiererin akzeptiert meine Hamburgcard für uns beide und
wir steuern direkt das Restaurant an.
Wir bekommen einen kleinen runden Tisch und ordern vorab zwei Duckstein. Die Speisekarte
liest sich gut, auch sind die Preise durchaus angemessen.
Wir bestellen als Vorspeise eine Probierportion Labskaus. Als ich Pannfisch als Hauptgang
bestelle, blickt mich die Kellnerin mit großen, entsetzen Augen an. Auf almidis Frage was an
der Bestellung falsch sei antwortet die Kellnerin: "Nichts, aber der Labskaus ist schon
keine kleine Portion." Wir antworten mit: "Und?", daraufhin zuckt die Kellnerin mit den
Schultern und nimmt almidis Bestellung einer Finkenwerder Scholle auf. Beim Geschmack des
Duckis sind wir nicht ganz sicher, und ordern vorsichtshalber noch eines. Der Labskaus ist
sehr gut, die Portion gut, aber ich verstehe nicht den Einwand der Kellnerin von vorhin.
Essen hier sonst nur Kleinkinder? Nach dem wohlschmeckenden Hauptgang und einem weiteren
Ducki machen wir uns auf, die Bark zu besichtigen.
Der erste Weg führt in den Maschinenraum,
danach gehts an Deck
bevor wir noch in einige Räume hineinschauen.
Mit einem letzten Blick auf den Grossmast verlassen wir das Schiff.
Almidi wollte eigentlich noch ins Miniaturwunderland, aber da es zeitlich schon sehr
fortgeschritten ist, streicht er den Besuch für heute. Während wir unsere nächsten Schritte
beraten, ertönt eine lautes, tiefes Schiffshorn. Es ist der Dampfer Scharhörn, der stolz an
den Landungsbrücken vorbeizieht. Fast scheint es, als würde er geradezu mitleidig, teilweise
gar mit Verachtung auf all die neuen Tourischiffe mit Ihren modernen Ruderanlagen
herabblicken.
Almidi möchte auch noch zum Michel, ich kenne den Weg schon. Mit meiner Hamburgcard kauft sich almidi eine Eintrittskarte. Mein Versuch mit meiner Eintrittskarte von eben nochmal reinzukommen scheitert kläglich. Ich frage den Mann an der Kasse warum ich denn mit meiner Eintrittskarte nicht mehr reinkomme, ich wolle doch nur mit meinem Bekannten nochmal hoch. Aufgrund meiner demmussmandochhelfen-Miene hat er ein Einsehen und öffnet mir den Aufgang. Vor dem Aufzug ist mittlerweile viel Betrieb. Vor uns betreten sechs Personen den Aufzug, als hinter uns noch ein weiterer Mann, mit den Worten: "da pass ich noch rein", in den Aufzug springt. Als die automatische Durchsage: " ÜBERLAST, bitte eine Person den Aufzug verlassen" ertönt, schleicht er wieder mit rotem Kopf heraus. Kurz bevor wir die Plattform erreichen, ist die automatische Warnmeldung auch mit der letzten Sprachdurchsage fertig.
Wir geniessen den herrlichen Ausblick und fahren wieder herunter, um die weiteren Aktionen zu beraten.
Wir entscheiden uns, einmal durch den alten Elbtunnel zu laufen.
Wir fahren mit dem Personenaufzug nach unten und sehen hier mehrere Fahrzeugaufzüge.
Der Tunnel besteht aus zwei Röhren, die von Fahrzeugen jeweils nur in einer Richtung benutzt
werden dürfen.
Dabei ist die Fahrspur auf beiden Seiten durch den Bordsteig begrenzt und extrem eng. Ein uns entgegenkommender Audi mit Breitreifen hat maximal zwei Zentimeter Freiraum auf beiden Seiten. Wir grübeln über die Menge an Radkappen und Felgen, die hier schon Federn gelassen haben. Nachdem wir den Tunnel durchquert haben und wieder mit dem Aufzug zur Oberfläche gefahren sind, machen wir uns auf den Weg zu einem Aussichtspunkt an der Elbe. Direkt am Ausgang des Tunnels hat ein Trödelhändler sein Refugium.
Am Aussichtspunkt angekommen, finden wir eine freie Parkbank, und geniessen den traumhaften Blick auf die Skyline von Hamburg.
Nur diese völlig deplazierten Mississippi-Dampfer stören das Idyll.
Wir machen uns wieder auf den Rückweg. Diesmal nehmen wir die Treppe hinunter in den Tunnel.
Wieder auf der anderen Seite der Elbe, machen wir uns auf den Weg zu meinem Schiff. Almidi stellt dort sein Fahrrad ab, ich zeige ihm meine Kabine und mache mich kurz, in meiner kleinen Nasszelle, frisch. Die Kamera lasse ich in meiner Kabine, ebenso mein Netbook. Sollte das Westminster doch W-LAN haben, kann ich es immer noch holen, da es nur fünf Minuten braucht vom Lokal zum Schiff.
Wir überqueren beim Baumwall die Strasse. Vor dem Ausgang der U-Bahn sehe ich ein Paar in den gleichen blau-schwarzen Regenjacken stehen und rauchen.
Nur Sekunden später stehen wir vorm Westminster, gleich daneben ein Gebäude mit einem monumentalen Eingang.
Im seitlichen Raum sitzen schon viele an den Tischen mit dem von Ronald gemachten Schildern und unterhalten sich. Wir machen die Runde und begrüßen die Anwesenden, Ronald und seine Frau Doris, Jim Knopf, Rock Lobster, Harald96, Biggi und Ralf, Tinto, und Hurtigruta. Der Tisch ist in einer breiten U-Form aufgebaut, dadurch ergeben sich schnell interessante Gespräche in alle Richtungen. Leider hat das Bistro kein W-LAN, aber Rock Lobster bietet sich an, mit seinem UMTS-Handy einen Hotspot aufzubauen. Wir verschieben dies auf später, aber denken dann irgendwie nicht mehr daran.
Die Tür geht auf, und herein kommen ... das Paar in den blau-schwarzen Jacken. Unter den Jacken tragen die beiden die typischen Hamburger blau-weiß gestreiften Shirts. Das können nur der Seebär und die Seebärin sein, und so ist es dann auch. Die Getränke erreichen zügig den Tisch und finden dort dankbare Abnehmer. Nun treffen zuletzt auch revolera und ihre Tochter ein. Revolera verteilt sogleich ihre schönen selbstgemachten Namensschilder.
Nach dem Studieren der interessanten Speisekarte wird reihum bestellt. Ich wähle Nordseekrabben auf Schwarzbrot, das reicht mir für Abends. Nach dem Essen wird es noch lockerer und vereinzelt wird am Tisch entlanggewandert und hier und da die Plätze getauscht.
Rock Lobster wechselt seinen Platz und ich frage ihn, wer die Frau auf der anderen Seite sei, die ich noch nicht richtig zuordnen kann. "Det is meene bessere Hälfte", bekomme ich in schönstem Berliner Dialekt als Antwort. Na, da hab ich doch gleich den richtigen angesprochen. Von der Seite klingt immer wieder Biggis fränkischer Dialekt durch, wohingegen mir der westerwälder Ton der Seebären doch sehr vertraut vorkommt. Revolera läßt das Hessische aufleben, Folgen des schweizer Ursprungs sind nicht zu hören.
Nun brechen langsam die ersten auf. Wir verabreden uns für 10 Uhr nächsten Morgen an Brücke 10. Kurz vor zwölf müssen wir zahlen, da der Bistro schließt. Revolera samt Tochter, almidi und ich, wollen noch einen Bummel über die Reeperbahn machen. Aus dem Bummel wird ein großes Geschiebe, da dort, wie auch auf der großen Freiheit, ein dichtes Gedränge herrscht. Das Publikum hier gefällt mir nicht besonders, viele betrunkene junge Leute, die Flaschen noch in der Hand, obwohl dies hier verboten ist, drängen sich hier dicht an dicht. So manches Gesicht läßt ein gehöriges Mass an Agressionspotential vermuten, in Verbindung mit dem Alkohol eine gefährliche Mischung. Ich bin froh, als wir uns wieder Richtung Elbe machen. Wir erreichen das Elbufer und bald biegen revolera und ihre Tochter links ab in ihr Hotel. Almidi begleitet mich noch zu meinem Schiff, da ja dort sein Fahrrad steht. Ich falle dann doch reichlich müde in meine Koje, nachdem ich mich noch in meiner kleinen Nasszelle etwas frisch gemacht habe.
Fast noch vergessen, aber dann doch noch den Handy-Wecker um 2:30 Uhr auf 7:30 Uhr gestellt.



............ et küt noch mehr ............
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Jobo » Do, 08. Okt 2009, 10:39

Kurz vor 7:30 Uhr wache ich auf, hätte den Wecker doch nicht gebraucht. Nachdem ich mich in
meiner kleinen Nasszelle, sie ist wirklich klein, frisch gemacht habe, gehe ich hoch zum
Frühstück. Während des Frühstücks geht mir der gestrige Abend noch einmal durch den Kopf. Es
war genial, da treffen sich 16 Leute, die sich vorher noch nie gesehen haben (zumindest gilt
das für die meisten) und vertragen sich auf Anhieb, ja, harmonieren geradezu miteinander.
Ich bin mir jetzt schon sicher, das sich auch die noch fehlenden Teilnehmer nahtlos einpassen werden.
Es ist gegen 9 Uhr als ich mein Schiff verlasse. nach einem gemütlichen Spaziergang erreiche
ich die Brücke 10. Harald wartet hier schon.
Während wir uns ein wenig unterhalten trudeln nacheinander die Rock Lobsters, Jim Knopf
und die kleine und die große revolera ein. Auch Hurtigruta und almidi gesellen sich zu uns,
bevor als letztes Tinto und sein Kumpel Guido eintreffen.
Letzterer ist zwar kein HR-fahrer, passt sich aber schnell in unsere Gruppe ein.
Am Vorabend war mit Ronald verabredet worden, das er und Doris am Hafenmuseum Hamburg, einer
Aussenstelle des Museum der Arbeit, zu uns stossen. Wir kaufen uns Karten für die Fahrt mit der Maritim Circle Line, einem Barkassentörn auf der Elbe und im Hafengebiet, bei dem man an den Haltestellen jederzeit die Fahrt unterbrechen, und später wieder aufnehmen kann.
Die rote Barkasse liegt auch schon an der Rückseite der Landungsbrücke bereit. Wir gehen an
Bord und pünktlich um 10 Uhr startet die Rundfahrt.
Vorbei an einem Schwimmdock sehen wir auf Steuerbord das Containerterminal.
Hier wird gerade die Hanjin Chicago, ein Containerriese mit 65918 BRT bei einer Länge von 287,9 m und einer Breite von 40,3 m, beladen.
Sie hat hier in Hamburg ihren Heimathafen.
Nun fahren wir direkt auf die KUWANA zu. Das 20087 BRT große Frachtschiff hat auf seinen 174 m Länge und 28 m Breite mehrere große Rotorblätter für Windkraftanlagen geladen.
Schließlich verlassen wir diesen großen Hafenbereich durch eine Schleuse. Hinter uns schließt sich schnell das Schleusentor, eine Wasserhöhenkorrektur findet aber nicht statt.
Nachdem sich das Schleusentor vor uns geöffnet hat befinden wir uns in einem alten Hafenteil.
Wir passieren auf Steuerbord die UNDINE, einen zwei-Mast Frachtsegelschoner von 1931 mit 37,7 m Länge.
Wir legen am ersten Haltepunkt 'Ballin-Stadt' an. Hier gibt es ein Auswanderermuseum, welches wir aber nicht besuchen wollen.
Weiter geht die Fahrt, vorbei an alten vor sich hin gammelnden Kränen
und teilweise stark verschlickten Ufern.
Schließlich treffen wir in einem größeren Hafenbecken ein.
Neben großen Krananlagen liegt die BARBARA, ein kleinerer Containerfrachter.
Gegenüber ist die Anlagestelle Hafenmuseum Hamburg. Hier steigen wir aus und werden auch schon von Ronald und Doris erwartet. In ihrem Schlepptau befinden sich Gerhild (Eiskristall) und ihr Mann Norbert. Es genügt ein Blick, um zu wissen, die passen super zu uns.
Ronald erklärt uns kurz den Museumsbereich, zu dem ein Aussenareal mit Krananlagen und der
MS BLEICHEN,
sowie eine große Museumshalle gehört.
Wir lösen den Eintritt und Ronald startet mit uns den Rundgang. Hier zeigt sich seine längjährige Erfahrung als Kapitän, Seefahrtsrechtler und Hamburger. Er kann uns zu allen Bereichen mit interessanten Informationen versorgen.
Das ist auch notwendig, denn man kann hier wirklich viel altes Hafenleben sehen und erfahren.
Da ist großes und kleines Stückgut in den Regalen gestapelt,
davor sind Schälchen mit den verschiedensten Gewürzen aufgebaut.
Fässer, Tonnen, Säcke, Kisten und vieles mehr ist auf die einzelnen Gänge verteilt.
Hier kann man wirklich erahnen wie sehr doch der Container das Aussehen und Arbeiten in den Häfen verändert hat. Wir sehen eine Ablaufbahn, auf der früher die Schiffe zu Wasser gelassen wurden.
Gleich daneben ist ein alter Besanewer aufgebockt.
Auch Motoren und Maschinenteile sind ausgestellt, klar Haralds Metier.
Das Modell eines Schwimmdocks kann man am Ende der Halle bewundern.
Auch ist ein Tisch mit den verschiedensten Teesorten aufgebaut, die man auch verkosten kann.
Schließlich findet man Informationstafeln, die die einzelnen Berufe der Hafenarbeiter beschreiben.
Ich begebe mich nun in den Aussenbereich und besichtige den alten Stückgutfrachter MS BLEICHEN.
Er ist in vielen Bereich noch so belassen, wie er wohl zuletzt auf See war.
Hier arbeiten zu müssen kann nicht nur ein Vergnügen gewesen sein.
Leider ist der Maschinenraum noch verschlossen, gerade erst begeben sich einige Museumsmitarbeiter an Bord.
Mein Magen signalisiert mir, das es Zeit ist, den Körper mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. In der
Halle sitzen schon almidi, Tinto und Guido an einem Biertisch. Ich kaufe mir eine Bratwurst mit Kartoffelsalat, sowie ein Bier und geselle mich dazu.
Das Bierfläschchen, eine 0,33 ltr-Flasche, sieht wirklich putzig aus, hat aber, für einen in
Bayern beheimateten eher den Charakter einer kleinen Bierprobe.
Wir versammeln uns dann wieder am Anleger und verabreden mit Ronald, Doris und den Eiskristalls ein Treffen an der Cap San Diego, bevor wir wieder die Barkasse stürmen.


----- geht noch weiter -----
Gruß, Joachim

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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Revolera » Do, 08. Okt 2009, 11:18

Weiter ein toller Bericht. Für mich brachte der Museumsbesuch eine Antwort auf eine Frage, die mich schon Jahrzehnte beschäftigt (naja, ich vegass sie dann immer wieder, hätte sonst längstens im Internet recherchiert) - nämlich die Frage was der Text des alten Harry Belafonte-Songs heisst Come, Mister tally man, tally me banana - nun lernte ich dass der Tallymann ein Ladungskontrolleur war.
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Trollinchen » Do, 08. Okt 2009, 11:38

Sag' mal Jobo - bist Du tatsächlich, bis auf Barkasse, Fahrstuhl und ähnliches, alles
per Fuß abgelaufen?? Denn man Hut ab, der normale Hamburger sucht sich für
derartige Strecken nämlich eher 'ne Bus- oder Bahnlinie aus.............. :shock:
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Jobo » Do, 08. Okt 2009, 11:55

Trollinchen hat geschrieben:Sag' mal Jobo - bist Du tatsächlich, bis auf Barkasse, Fahrstuhl und ähnliches, alles
per Fuß abgelaufen?

Soviel war das gar nicht, ich habe ja am Donnerstag auch die Hafenfähre benutzt. :wink:
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Ronald » Do, 08. Okt 2009, 11:59

Trollinchen,
bin ich jetzt ein "unnormaler" Hamburger, weil ich den ÖPNV wie die Pest hasse?
Gruß
Ronald
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Trollinchen » Do, 08. Okt 2009, 12:07

Nö, wahrscheinlich sind es die Quidjes, wie ich, die zur Faulheit neigen! :hahaha:

So im Nachhinein ist mir auch aufgefallen, daß ich im Urlaub auch mehr laufe,
als zuhause. :oops:
Trollinchen
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Re: Bericht vom Treffen der Hurtigrutenfreunde

Beitragvon Ronald » Do, 08. Okt 2009, 12:10

Meine Frau sagt immer: "Komisch, wenn wir auf den Hurtigruten-.Schiffen oder sonst im Urlaub sind, gehst Du auch bei Regen raus, Zuhause verkriechst Du Dich."
Klar doch, im Urlaub will ich was sehen, Zuhause möchte ich es gemütlich.
Gruß
Ronald
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