Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » Di, 30. Okt 2018, 7:53

Du solltest dein Wissen über die Leuchtfeuer Norwegens in einem Buch zusammenfassen, Ronald. Ich finde das unglaublich interessant und könnte mir vorstellen, anderen geht es genauso.

Super Bilder und ein wandelndes Lexikon !!

Danke
Martin
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Kumulus
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 30. Okt 2018, 9:29

Moin, Martin,
Danke. Mal sehen, erst muss ich ja in Boekfjord ankommen :D
Gruß
Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 30. Okt 2018, 12:00

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 17

Odderøya – Kristiansand – Vest-Agder


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Odderøya Leuchtfeuerstation – Gebäude von 1874 mit der 700 kg schweren Nebelglocke

Die Leuchtfeuerkommission war der Auffassung, dass das Leuchtfeuer Odderøya, direkt an der Einfahrt zum Hafen von Kristiansand gelegen, keinen ständigen Leuchtfeuerwärter vor Ort bräuchte. Die Wartung des Leuchtfeuers könnte von einem in Kristiansand wohnenden Wärter wahrgenommen werden. Der Feuerdirektor Schive fand diese Einstellung unverantwortlich, denn bei Ausfall des Feuers wäre die Gefahr von Grundberührungen und Strandungen von Schiffen unausweichlich. Letztlich erging die Anweisung seitens der Verwaltung, dass das Wohngebäude schlicht und einfach zu bauen sei, so dass ein einzelner Wärter dort wohnen könne. Das Gebäude enthielt dann ein Zimmer, zwei Kammern und eine Küche. Das Feuerhaus wurde an der Giebelwand angebracht.

Das Leuchtfeuer ging 1832 zusammen mit Oksøy Leuchtfeuer in Betrieb. Das Licht der mit Rapsöl betriebenen Petroleumlampe mit einem nach Süden gerichteten Parabolspiegel war jedoch so schwach, dass sich schon bald die Klagen häuften, dass man das Licht kaum ausmachen könne. 1861 wurde es schließlich gegen einen Linsenapparat mit einer Linse 5. Ordnung ausgetauscht.

Für das Budget 1873/1874 schlug der Leuchtfeuerdirektor vor, ein neues Leuchtfeuergebäude zu bauen, das auf einem höheren Terrain stehen und einen neuen Linsenapparat erhalten sollte. 1896 erhielt die Station eine 700 kg schwere Nebelglocke, die direkt unter dem Feuerhaus hing.

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Odderøya Leuchtfeuerstation – von links: Landungssteg mit Bootshaus, Zufluchtsraum, Werkstatt und Maschinenhaus, Leuchtfeuergebäude, neues Leuchtfeuer

Die Station bestand nun aus dem Wohngebäude mit dem Feuerhaus, Waschhaus, Maschinenhaus und Bootshaus mit Landungssteg sowie einem Öltank.

1899 wurde die Leuchtfeuerkennung geändert, denn nun war es möglich, eine regelrechte Kennung einzuführen. Das Leuchtfeuer Odderøya erhielt nun die Kennung „unterbrochen“, d.h. die Lichtintervalle sind länger als die Dunkelphasen, um das Leuchtfeuer von Odderøya nicht nur gegen die Lichter der Stadt, sondern auch von anderen Leuchtfeuern unterscheiden zu können. 1914 wurde das Leuchtfeuer noch einmal durch ein stärkeres Licht verbessert.

1933 wurde das Feuer als auch das Nebelsignal elektrifiziert, eine Verbesserung, welche die wenigsten Leuchtfeuer zu dieser Zeit hatten.

Odderøya war nun eingestuft als Station mit der Besetzung „1 Leuchtfeuerwächter mit Hausstand“ (S. 122).

Wenn auch die Station idyllisch in der Nähe der Stadt lag, so war es doch schwierig für den Feuerwärter und seine Familie von der Station in die Stadt und zurück zu kommen, denn der Zugang war nur mit dem Boot möglich oder man musste den steilen Felsen erklimmen um über das oberhalb gelegene Militärgelände in die Stadt zu kommen.

Auch die Bootsfahrt war mit Schwierigkeiten verbunden. Entweder war das Wetter zu schlecht oder aber die jetzt immer größer gewordenen vorbeifahrenden Schiffe verursachten Wellenschlag, so dass das Boot am Landungssteg zertrümmert werden konnte, wenn es nicht schon vorher hochgezogen wurde. So war es nicht verwunderlich, dass sich die Leuchtfeuerwärter einen unterirdischen Tunnel wünschten, um so zum „Klubben“, einer Gastwirtschaft an Kristiansands Strand, zu kommen. Dies jedenfalls, so wurde berichtet (S. 122), wünsche sich der Leuchtfeuerwächter Even Olsen im Jahr 1878, als er mit 71 Jahren eingestellt wurde und noch 10 Jahre seinen Dienst auf Odderøya verrichtete.

1984, nach 152 Jahren, wurde die Besatzung abgezogen und das Leuchtfeuer automatisiert.

1994 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt. 2005 kaufte die Provinzregierung von Vest-Agder die Anlage, die nun von Odderøya venner betrieben und erhalten wird.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 90,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 121 ff,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 70,
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mi, 31. Okt 2018, 15:34

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 18

Ny-Hellesund und Songvår – Søgne – Vest-Agder


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Ny-Hellesund Leuchtfeuer gesehen von der Fähre „Høllen“

Die Lotsen in Hellesund führten einen jahrelangen Kampf für die Errichtung eines Leuchtfeuers in Songvår als auch für die Einfahrt nach Ny-Hellesund. Dabei waren natürlich Ansichten über die eigene Sicherheit im Spiel, aber auch über die Verantwortung für die ankommenden Schiffe und deren Mannschaften.

Ab etwa 1880 verbesserten sich die Arbeitsbedingungen der Hellesundlotsen sowie das Leuchtfeuer und Seezeichenwesen durch den Einfluss der Parlamentarier aus dieser Gegend. Denkschriften der Konservativenpartei mündeten in eine Petition von 1885 unterzeichnet von den Lotsen aus Ny-Hellesund. Diese wurde sofort an das Parlament geschickt.

Zwei ernsthafte Grundberührungen an der Küste vor Songvår eines russischen und eines norwegischen Dampfschiffes im Winter 1887 brachten Fahrt in die Sachbearbeitung. Sehr schnell waren die Mittel für ein Leuchtfeuer 3. Ordnung in Songvår und eine Gasöllampe für die Leuchtfeuer Tøodden und Varholmen bewilligt. Bereits ein Jahr später wurden diese drei Leuchtfeuer angezündet.

Ny-Hellesund war bereits im Mittelalter als sicherer Hafen bekannt. Im 17. bis in das 19. Jahrhundert benutzten Segelschiffe Ny-Hellesund bei Sturm als Schutzhafen, denn westlich ab Lindesnes und besonders ab Eigerøy gab es bei westlichen Winden keinerlei Schutz. Es wird berichtet, dass jährlich Hunderte Handelsschiffe Ny-Hellesund zum Schutz anliefen (http://skilt.vaf.no/115/).

Die Anläufe der Schiffe über Nacht – vor der Errichtung von Leuchtfeuern und einige Zeit auch danach – brachte den Lotsen und den Ortsansässigen gute Einkünfte, nicht nur wegen der Lotsungen, sondern auch wegen der Gebühren für das Festmachen der Schiffe. Da die Gewässer in dieser Gegend sehr tief sind und somit kaum einen sicheren Ankergrund boten, machten die Schiffe an den über 5.000 (!) Festmacherringen fest. Es gab entlang der Küste regelrechte Vereinigungen, die sich um die Einrichtung von Festmacherringen kümmerten und straff organisiert waren. (https://kystverkmusea.no/regioner/soros ... ngsfestene). Als sich die norwegische Schifffahrtsverwaltung etabliert hatte, erließ diese u.a. auch Vorschriften über die Konservierung dieser Festmacherringe. Das Foto eines Festmacherrings ist in Teil 5 zu sehen. Dieses Geschäft war mit dem Bau von Leuchtfeuern rückläufig, so dass in der Folgezeit immer weniger Schiffe Ny-Hellesund anliefen.

Das Leuchtfeuer Ny-Hellesund auf Kapelløya markiert also die Einfahrt nach Ny-Hellesund von Westen. Es ist ein gusseiserner Turm mit einer abgerundeten Form, denn wenn man auf die Seekarte schaut, kann man erkennen, dass dieser kleine Turm bei starken Winden der See ausgesetzt ist, so dass die Seen über diesen Turm ablaufen können. Das erste Licht dieses 1988 errichteten Leuchtfeuers war ein gasölbefeuertes. Dies war zu jener Zeit die bewährteste Befeuerung. Die Lichtquelle wurde stets verbessert, zunächst mit einem Petroleumbrenner, später mit einem Lampenbrenner, bis es 1965 elektrifiziert wurde. Hinter dem Leuchtfeuer stand früher ein Öltank in einer kleinen Holzbude.

Bild

Ny-Hellesund gesehen von Nordwesten von der Fähre „Høllen“

Der „Riksantikvar“, der oberste Denkmalschützer in Norwegen, hatte vorgeschlagen, das Leuchtfeuer Ny-Hellesund in den Denkmalschutz aufzunehmen, da es eine seltene Konstruktion aufweist und bauhistorisch interessant sei.

Quellen:
http://skilt.vaf.no/115/ - Ny-Hellesund - Hovedtrekkene i uthavna Ny-Hellesunds historie -
https://kystverkmusea.no/regioner/soros ... ngsfestene
Utkast til forvaltningsplan for Ny-Hellesund kulturmiljø.pdf


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Songvår – Søgne – Vest-Agder


Vorbemerkung: Leider habe ich kein Foto von Songvår, denn wenn wir dort waren, konnte das Taxiboot wegen starken Seegangs nicht auf die offene See fahren, denn das Leuchtfeuer von Songvår ist nur von See einsehbar. Fotos der Freunde von Songvår Leuchtfeuer sind aber hier zu sehen:

http://www.songvaarfyrstasjon.com/418268175
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Am 23. März 1887 sank das Walfangschiff «Vardøhus» bei Forabåene, ca. 3 Seemeilen östlich von Ryvingen Leuchtfeuer. 46 Seeleute ertranken, nur zwei konnten gerettet werden. Obwohl der Verlust bei Tag geschah, wurde der Ruf nach einem stärkeren Leuchtfeuer auf Ryvingen lauter.

In einem Gutachten vom 7. Mai 1887 äußerte sich der Feuerdirektor, dass es eine bessere Lösung sei, ein Leuchtfeuer auf Hellersøya/Songvår zu errichten als ein stärkeres Feuer auf Ryvingen. Dieser Vorschlag wurde angenommen und gleichzeitig wurden auch die Mittel bewilligt für ein unbemanntes Leuchtfeuer auf Tøodden für eine sicherere Einfahrt nach Ny-Hellesund (s. vor).

Das Leuchtfeuergebäude wurde im November 1888 fertig. Das Leuchtfeuer bestand aus einem Feuerapparat mit einer Linse 3. Ordnung und wurde an einer Ecke des Wohnhauses angebracht. Es ging am 1. November 1888 in Betrieb. Außerdem wurde ein Schuppen mit einem kleinen Stall und einer Scheune für Heu, ein kleines Ölhaus und ein Bootshaus mit Slip gebaut.

Der Leuchtfeuerwärter erhielt aus einem Landwirtschaftsfond einen Betrag von 210 Kronen für den Anbau von Gemüse auf der Insel und für das Kuhfutter.

In der ersten Zeit gingen die Kinder auf die Schule in Hellesund, wo sie bei Bauern einquartiert wurden. Der Staat unterstützte dies mit 40 Øre pro Kind und Tag. Diese Unterstützung endete um die Jahrhundertwende, als eine Erzieherin/Lehrerin eingestellt wurde. Ihr Lohn betrug 60 Øre pro Tag.

Ein tragischer Unfall geschah am Heiligabend 1900. Der Leuchtfeuerwärter Pedersen war in Hellesund um Post abzuholen. Auf der Rückfahrt nach Songvår ist er umgekommen, wahrscheinlich weil der Segelkutter gekentert war. Das Boot wurde bald gefunden.

1901 wurde ein Reserveassistent auf dem Feuer eingestellt, dessen Arbeitsbedingungen aber erst 1937 festgelegt mit Pflichtanwesenheit im Winter. Jahre später wurde ein Haus für den Assistenten gebaut.

1932 erhielt das Feuer eine wesentlich verbesserte Lichtstärke mit Strom von einem benzinangetriebenen Aggregat.
In den Jahren 1950 bis 1955 erfolgten umfassende Veränderungen auf Songvår. Ein neues Maschinenhaus mit einem Feuerturm aus Beton wurde gebaut. Dieses Feuer ging am 6. Dezember 1950 in Betrieb. Ein Nautofon wurde als Nebelsignal montiert und ein neuer Dieselgenerator lieferte nun den Strom für das Leuchtfeuer, das Nebelsignal und das Wohnhaus.

1955 wurde die Familienstation auf eine Wachstation umgestellt. Die alten Leuchtfeuergebäude von 1888 wurden verkauft zum Abriss und das Wohnhaus von 1938 wurde umgebaut zu einem kleinen Gemeinschaftshaus.
Das Wachsystem für die Leuchtfeuerbesatzung wurde mit drei Mann auf dem Leuchtfeuer und einem Mann auf „Freitörn“ an Land fortgesetzt, die sich jeweils abwechselten.

1976 ereignete sich ein starkes Gewitter mit einem Blitzeinschlag, der erheblichen Schaden an der elektrischen Anlage verursachte. Das Bootshaus brannte mit seinem gesamten Inhalt ab und ebenso zwei Boote der Besatzung.
1986 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die Besatzung abgezogen. Das alte Leuchtfeuer wurde 2004 durch ein auf einem kleinen Turm sitzende Leuchtfeuer ersetzt.

Das Leuchtfeuer Songvår gehört heute der Gemeinde Søgne und wird von der Vereinigung der Freunde von Songvår Leuchtfeuer betreut und erhalten.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 193,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.34 f.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 123 f,
http://www.songvaarfyr.com/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 01. Nov 2018, 16:25

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 19

Ryvingen – Mandal – Vest-Agder


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In Verbindung mit dem Budget für die Dreijahresperiode 1866/1869 wurde ein Vorschlag zur Bewilligung des Baus von Ryvingen bis Østre Hatholmen Leuchtfeuer gemacht, der sich u.a. auf folgende Umstände bezog. Ryvingen, zwischen Oxø und Lindesnes gelegen, ist der am meisten hervorspringende bebaubare Ort auf einer Küstenstrecke, der von einem großen Teil, wenn nicht sogar dem größten Teil der vielen Tausend Fahrzeuge auf der Fahrt von der Nordsee in Richtung Kattegat, Ostsee und Südnorwegen passiert wird. Dieses Fahrwasser wird weitaus stärker befahren als alle anderen Strecken entlang der norwegischen Küste.

Diese Forderung wurde von den meisten Seemannsvereinigungen des Landes unterstützt mit der Forderung nach einem sehr starken Leuchtfeuer auf Ryvingen, mit einer Linse von wenigstens 2. Ordnung, wenn nicht sogar 1. Ordnung.
In der Tat wurde dann bereits 1867 ein kleiner Leuchtturm am höchsten südwestlichen Teil von Ryvingen gebaut, zusammen mit einem Wirtschaftsgebäude und einem Bootshaus. Vom kleinen Hafen, wo sich der Anleger befand, bis zum Leuchtturm waren es 420 Meter. Das Feuer wurde am 20. Oktober 1867 angezündet. Bei dem Leuchtfeuer handelte es sich um einen Ölbrenner, der auf dem Dach einer Holzhütte angebracht war.

In den Jahren 1880 bis 1890 kamen ständige Forderungen nach der Verstärkung der anderen Feuer an der Sørlandet-Küste.

1893 hatte das zwischenzeitlich gegründete Skagerrak-Komitee gefordert, dass das Ryvingen-Feuer verstärkt und mit einem Nebelsignal ausgestattet werden müsse. 1894 wurde der Vorschlag zum Ausbau bewilligt. Es wurde ein Ölfeuer mit einer Linse 1. Ordnung und einem maschinenbetriebenen Nebelsignal eingerichtet.

Auch hinsichtlich der Kennung kam ein Vorschlag des Seekomitees: Die bisherige Kennung, ein festes weißes Feuer mit einem roten Blink sollte beibehalten werden. Man befürchtete, dass ein Wechsel der Kennung zu einer Verwechslung mit anderen Leuchtfeuern führen könne.

In der Zwischenzeit erhielt man Kenntnis von einer neuen Erfindung in Frankreich. Nach kurzer Zeit erfuhr man, dass man nun einen Linsenapparat mit einer schnellen Umdrehungszeit erwerben konnte und dass die Dauer des Aufleuchtens des Leuchtfeuers auf 1/10 Sekunde reduziert werden konnte – demnach ein Blitz.

Ungefähr zur gleichen Zeit, als man von dieser epochemachenden Erfindung erfuhr, kam die Anfrage nach einem weiteren Leuchtfeuer auf Gjæslinge, einer weiteren gefährlichen Schäre zwischen Ryvingen und Lindesnes. Aber ein Leuchtfeuer hier in einem offenen Fahrwasser zu errichten, würde ungleich teurer sein, als ein an Land befindliches Feuer.

Um dem Mangel an Leuchtfeuern auf dieser Küstenstrecke abzuhelfen und eine einfache Kennung sowie eine stärkere Lichtquelle zu schaffen, wurde im Frühjahr 1895 beschlossen, noch einen Schritt weiter zu gehen. Der dem Parlament eingereichte Vorschlag sah ein elektrisch betriebenes Blitzfeuer vor, das mit Dampf angetrieben wurde.. Dies war eine sehr kostspielige Angelegenheit mit einem Kostenvoranschlag von 236.000 Kronen.

Die Zeichnungen der unterschiedlichen, vorgeschlagenen Anlagen wurden sorgfältig geprüft, denn natürlich waren mit der Planung und dem Bau sehr hohe Kosten verbunden. So musste eine Baracke für die Arbeiter auf der Insel vorbereitet werden, eine Fahrbahn vom Landeplatz zum Bauplatz sowie Transporte an Land und über See. Letztendlich wurde das neue Leuchtfeuer auf dem neuen 22,5 m hohen Gusseisenturm am 25. August 1897 angezündet.
Auf der Station befand sich nun eine Dampfmaschine, die die Lichtmaschine und das Nebelsignal betrieb. Es gab zwei elektromagnetische Wechselstrommaschinen, so dass Ryvingen das erste elektrisch betriebene Leuchtfeuer in Norwegen war. Die Lichtquelle war eine elektrische Bogenlampe in drei Größen mit verschiedenem Durchmesser an den Spitzen der Kohlenstäbe. Bei einer Bogenlampe fließt elektrischer Strom zwischen zwei Kohlestiften, so dass das entstehende Licht bis zur Weißglut erhitzt wird. Dies war die neue in Frankreich entwickelte Technologie. Mit einer Lichtstärke von 272.000 Candela, dem Maß für Beleuchtungen, also etwa 272.000 Kerzen zusammen, war Ryvingen seinerzeit das stärkste Leuchtfeuer der Welt.

Kaum, dass Ryvingen in Betrieb ging, häuften sich die Klagen der Fischer an der Küste. Die beim Parlament eingereichte Klage enthielt die Behauptung, dass die große Lichtstärke Vögel und insbesondere Fische vertreiben würde.

Die von einer Mauer umrahmte Anlage bestand neben dem Turm aus mehreren Wohnhäusern, Pumpenhaus, Maschinenhaus, Nebengebäude, Schmiede, Kohlenlager, Holzlager und einer Zisterne für das Trinkwasser.

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Ryvingen Leuchtfeuerstation – Man beachte die kleinen Boote an der Küste. So hat man eine Vorstellung von der Größenrelation.

Die Besatzung des Leuchtfeuers bestand aus dem Leuchtfeuerwärter und Unterwärter, drei Assistenten und später sogar einem Reserveassistenten. Insgesamt befanden sich seinerzeit auf der Station fünf Familien mit insgesamt 32 Menschen. Eine Hauslehrerin unterrichtete die Kinder in einem kleinen Schulraum.

An den Einrichtungen wurden ständig Verbesserungen vorgenommen, um sie auf dem für damalige Verhältnisse hohen technischen Standard zu halten. Während des Ersten Weltkriegs machte sich Kohlenmangel bemerkbar, der zu unverhältnismäßig hohen Preisen führte. So wurden die vorhandenen Ölbrenner wieder benutzt. Nach dem Krieg wurde die Energie 1920 auf Gas umgestellt. Ein Azetylengasbrenner wurde installiert einschließlich eines mit Petroleum betriebenen Motors für das Nebelsignal. Jetzt konnte auch die Besatzung auf einen Leuchtfeuerwärter und zwei Assistenten reduziert werden.

1923 wurde das große Wohnhaus des Leuchtfeuerwärters demontiert und zum Leuchtfeuer Geitungen verschifft. Der große Schornstein wurde abgerissen, Kessel und Maschinen demontiert und Kohlelager und andere überflüssige Einrichtungen entfernt.

1957 wurde die Station mit modernen Dieselaggregaten wieder elektrifiziert und die Sirene wurde durch ein Diafon ersetzt.

Leider forderte die Station auch ihre Opfer. Der Leuchtfeuerwärter Syvertsen mit seinem 14 Jahre alten Enkel und dem 16 Jahre alten Dienstmädchen ertranken im Mai 1888 vor Ryvingen als das Segelboot auf der Heimfahrt von Mandal kenterte. Am 1. Februar 1903 ereilte den Feuerassistenten Lorentzen das gleiche Schicksal.

-

Ryvingen ist übrigens Norwegens südlichstes Leuchtfeuer und nicht Lindesnes, wie häufig angenommen wird. Lindenes ist das südlichste Leuchtfeuer auf dem Festland in Norwegen.
Hier sind die geographischen Koordinaten:
Lindesnes 57° 59,0 N
Ryvingen 57° 58,1 N


Im Sommer 2002 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die letzte Besatzung abgezogen. Die unter Denkmalschutz stehende Anlage wird heute von Ryvingens venner betrieben (http://www.ryvingensvenner.no/). Im Sommer sind Übernachtungen möglich, nach vorheriger Anmeldung. Die Anfahrt muss selbst organisiert werden

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 173,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 68 ff.,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.38 f.,
KystNorge, Far Østfold til Vest-Agder, Leif Ryvarden, Roger Lauritzen,Gyldendal Norsk Forlag, 2006, S. 212
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 125 ff,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 71,
http://www.ryvingensvenner.no/

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Hatholmen – Mandal – Vest-Agder

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Hatholmen, auf der kleinen Schäre Indre Hatholmen am Mannefjord vor Mandal gelegen, wurde zusammen mit dem Leuchtfeuer Ryvingen gebaut. Das Leuchtfeuer sollte den nach Mandal einlaufenden Schiffen den Weg weisen, möglichst weit in die Bucht zum Ankerplatz bei der Risø-Bank nordwestlich des Feuers zu steuern.

Das Feuer wurde am 20. Oktober 1867 angezündet. Die kleine Anlage bestand aus dem Wohnhaus mit dem Leuchtfeuer in einem Erker an der nordöstlichen Seite, einem Stall mit Holzlager, dem Ölhaus mit dem Öltank und einem Bootshaus mit Slip.

Wie bei verschiedenen anderen kleinen Stationen wurde das Leuchtfeuer im Erker so angeordnet, dass der Leuchtfeuerwärter das Feuer vom Sofa oder Bett im Blick behielt.

1897 erhielt die Anlage ein neues Leuchtfeuer mit einem Linsenapparat 5. Ordnung. 1931 wurde das Leuchtfeuer auf eine Linse 4. Ordnung mit einem Azetylengasbrenner verstärkt.

Die gesamte Anlage blieb bis zur Automatisierung und dem Abzug der Besatzung 1973 unverändert.

1984 wurde ein größerer Betrag für die Restaurierung bewilligt, 1997 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt. Sie wird heute von Mandal Kystlag betrieben. Sie ist ein typisches Beispiel für eine alte Familienstation aus Holz, die heute der Allgemeinheit zur Benutzung zur Verfügung steht.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 93,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.44 f.,
KystNorge, Far Østfold til Vest-Agder, Leif Ryvarden, Roger Lauritzen,Gyldendal Norsk Forlag, 2006, S. 212
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 128 ff,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 72,
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 04. Nov 2018, 13:15

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 20

Lindesnes – Lindesnes – Vest-Agder


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Leuchtfeuerstation Lindesnes von See gesehen

Lindesnes ist das älteste Leuchtfeuer Norwegens. Der Kaufmann und Bürger der neuen Stadt Christiansand, Povel Hansøn, erhielt aufgrund des königlichen Privilegs vom 18. Juli 1655, die Erlaubnis, ein Feuer auf Lindesnes zu bauen. Das Feuer sollte vom 10. August bis 10. März leuchten. Dafür durfte Hansøn eine Abgabe von zwei dänischen Schillingen pro Kommerzlast der Tragfähigkeit von jedem Schiff kassieren, das zwischen Bergen und der damals dänischen Provinz Bohus (heute Schweden) ihre Ladungen einnahmen oder löschten.

Hansøn ließ einen Turm mit drei Etagen bauen. Auf der letzten wurden hinter einer Bleiglasscheibe 30 Talglichter angezündet. Daneben befand sich ein kleines Wachthaus aus Holz. Das genaue Datum, wann das Feuer angezündet wurde, ist nicht bekannt, jedoch brannte es schon ab 1655. Zunächst wurden Taglichter benutzt, weil die bestellten Kohlen aus Schottland nicht rechtzeitig eintrafen. Obwohl zwischenzeitlich die Kohlen eingetroffen waren und nunmehr Kohlen in einem Topf brannten, wurde das Feuer bereits am 6. Oktober 1656 wieder gelöscht, weil sich die Seeleute beklagten, dass das Feuer nur schlecht zu erkennen sei. Zudem waren die Seeleute der Auffassung, dass das einzelne Feuer mit Skagen an der Nordspitze von Dänemark verwechselt werden konnte. Auch kann der andauernde Krieg zwischen Dänemark und Norwegen und Schweden dazu beigetragen haben, dass das Feuer wieder gelöscht wurde. Während der Zeit, als das Feuer brannte, nahm Hansøn 1752 Riksdaler ein, dem Ausgaben in Höhe von 1.506 Riksdaler gegenüber standen, offensichtlich kein schlechtes Geschäft.

Jedoch blieb die Südspitze Norwegens für die nächsten knapp 70 Jahre dunkel. 1720 wurde erneut eine Anfrage nach der Errichtung eines Leuchtfeuers gestellt, davon sollte eins bei Lindesnes und das andre auf Markøy, einer kleinen Schäre westlich von Lindesnes, brennen, um so Verwechslungen mit Skagen zu vermeiden. Jørgen Michelsen Bornholm von Stromsø erhielt die Bewilligung, diese Feuer zu betreiben unter der Bedingung, dass ein Viertel der Einnahmen nach Abzug der Ausgaben an die Königliche Kasse und 50 Riksdaler pro Jahr an die Kongsberg Kirche gehen sollte.
Zur selben Zeit wurde in Dänemark ein neuer Leuchtfeuertyp eingeführt - das Wippfeuer. Gleich dem Prinzip der Brunnenwippen, hing der Kohlentopf auf dem Wippfeuer. Anstatt die Kohlen den Turm hinaufzutragen, konnte jetzt der Topf einfach hinunter gesenkt werden, wenn die Kohlen ausgebrannt waren. Als der Leuchtturm auf Lindesnes 1725 wieder aufgebaut wurde, sollte er ein Wippfeuer des gleichen Typs erhalten, wie das auf Kvitsøy vor Stavanger bereits 25 Jahre vorher.

Der Nachteil einer Holzkonstruktion war, dass sie abbrennen konnte. Besonders auf hoch liegenden Orten wurde deshalb auf den Holzturm verzichtet und der Leuchtfeuertopf auf den Berg gesetzt. Diese offenen Leuchtfeuertöpfe, die auf dicken Eisenstangen lagen, waren aber trotzdem in Wind und Wetter sehr empfindlich: Entweder war zu wenig Zug oder die kleine Flamme zu schwach oder es wehte so stark, dass die Kohle schnell ausbrannte oder durch Regen und Schnee ausging.

Der Feuertopf der beiden Leuchtfeuer wurde direkt auf den Fels gestellt. Auch das Wärterhaus und der Kohlenschuppen waren recht primitiv.

1742 wurde das Privileg um 20 Jahre verlängert. 1762 wurde dem Kaufmann Andreas Chrystie aus Moss ein neues Privileg bewilligt. Er sorgte sich aber für seine „tugendhafte Frau und acht Kinder“, dass er nur 2.000 Riksdaler an die Königliche Kasse zahlen könne, um den Unterhalt für die nächsten 20 Jahre zu sichern.

Das Privileg endete 1782 und die beiden Leuchtfeuer gingen auf den Staat über. Ein Inspektor wurde eingestellt und ein Wohnhaus für ihn Bei Sælhovden gebaut, von wo aus er beide Leuchtfeuer überwachen konnte. Zugleich erhielt er eine Kanone, damit er die Schiffe warnen konnte, falls eines der Feuer ausgegangen war.

Die Abgaben der Schiffe wurden mehrfach reguliert, zuletzt 1782, als die Abgabe auf 4 Schillinge pro Last für beladene und 2 Schillinge pro Last der Tragfähigkeit für Schiffe in Ballast festgesetzt wurde.

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Markøy Kohlenblüsenfeuer

1799 erhielt Lindesnes Leuchtfeuer eine Verbesserung, indem ein viereckiger, 6 Meter hoher Steinturm gebaut wurde. Dieser Turm diente nun auch als Tagmarke; Markøy blieb unverändert. Für den Bau des Leuchtfeuers Lindesnes wurde 1799 "eine eigene Sorte schottischen Steins" benutzt. Das mag damit zusammenhängen, dass der Schotte Georg Johnstone das Leuchtfeuer gezeichnet hatte.

Die Belieferung mit Kohle war sehr unregelmäßig, mit der Folge, dass die Gefahr bestand, dass das Feuer nicht ständig brannte. Um zu vermeiden, dass das Feuer durch Wind und Regen gelöscht wurde, baute man 1822 nun ein geschlossenes Kohlenblüsenfeuer auf dem Steinturm.

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Lindesnes Kohlenblüsenfeuer

20 Jahre später wurde das Leuchtfeuer auf Markøy gelöscht. Die Ruine der Kohlenblüse ist gut bewahrt und steht unter Denkmalschutz. Das Wärterhaus wurde nach Lindesnes gebracht, wo das Kohlenblüsenfeuer bis 1854 betrieben wurde.
Endlich wurde das Leuchtfeuer in Lindesnes modernisiert und mit einem Linsenapparat 1. Ordnung ausgestattet.

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Die Linse 1. Ordnung im neuen Turm von 1915

1915 befanden sich der Steinturm und die Feuerquelle in einem sehr schlechten Zustand und wurden durch einen Gusseisenturm mit einem neuen, stärkeren Licht ersetzt. Der Linsenapparat wurde in dem neuen Turm eingebaut. Die Ruinen des alten Steinturmes sind erhalten geblieben.

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Der Gusseisenturm von 1915

1920 wurde die Station mit einer kräftigen Nebelsirene ausgestattet. Zugleich wurde hierfür ein eigenes Maschinenhaus errichtet, daneben neue Wohnhäuser mit Werkstatthaus für die verstärkte Besatzung gebaut, die nun aus dem Leuchtfeuerwärter, zwei Assistenten und einen Reserveassistenten für 6 Monate im Jahr bestand.

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Links: Leuchtfeuerwärterhaus, Mitte: Bootshäuser, Rechts: Assistentenhäuser

Während der Besetzung 1940 – 1945 wurde Lindenes vom deutschen Militär übernommen. Es wurden Bunker und Befestigungen sowie eine Kanonenstation gebaut. Diese sind heute noch als Erinnerung an diese Zeit erhalten.

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Reste der deutschen Befestigungen

In den 1950er-Jahren wurde die Station elektrifiziert und mit einem Diafon als neuem Nebelsignal ausgestattet.
Der jetzige Gebäudekomplex besteht aus dem Maschinenhaus, zwei Wohnhäusern, einem Nebengebäude, einem Bootshaus. Erhalten geblieben sind die Ruinen des Kohlenblüsenfeuers sowie die Befestigungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Später wurde noch eine Wetterstation hinzugefügt.

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Bootshaus

Das Leuchtfeuer wurde 2003 automatisiert, das Nebelhorn stillgelegt und die Besatzung abgezogen. Derzeit arbeiten dort Mitarbeiter der 2002 gegründeten Stiftung zum Zweck der Erhaltung der Station und der Erhebung von Wetterbeobachtungen.

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Lindesnes mit altem Stockanker

Die gesamt Anlage, in einem Naturschutz- und Erholungsgebiet gelegen, zeigt mit den Ruinen des Kohlenblüsenfeuers und dem jetzigen Gusseisenturm die gesamte Spannbreite der Leuchtfeuerentwicklung und ist daher durch den "Nasjonal verneplan for fyrstasjoner" geschützt.

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Spiegelungen der Optik im Turm

Die Anlage ist heute Teil des nationalen Leuchtturmmuseums. In einer neu gebauten Felsenhalle finden Vorträge. Filmvorführungen und Konzerte statt.

Einer der Leuchtturmwärter, Rolf Dybvik ist Maler und hält die südnorwegische Schärenlandschaft in Aquarellen fest. Seine "Galleri Lindesnes" befindet sich unterhalb des Leuchtturmes.

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Blick vom Turm nach Nordwesten

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 136,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 74 ff.,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.50 f.,
KystNorge, Far Østfold til Vest-Agder, Leif Ryvarden, Roger Lauritzen,Gyldendal Norsk Forlag, 2006, S. 213 f.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 130 ff.,
Norske Fyr, ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 122 ff.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 9 ff, 73.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon KaZi » So, 04. Nov 2018, 14:14

Wow, da ist ja einiges an Informationen zusammen gekommen. Vielen Dank dafür. Allerdings habe ich noch nicht alles lesen können. Ist aber sehr interessant und ich hole es auf jeden Fall nach.
Gruß Karsten


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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 04. Nov 2018, 15:04

Moin Karsten,
Danke!
Nachdem wir ja nun jahrelang Leuchtfeuer "gesammelt" haben, war es mal an der Zeit, die dazugehörigen Informationen gebündelt zusammenzutragen. Dazu habe ich 10 verschiedene Leuchtfeuerbücher aus Norwegen, die es zu "studieren" gilt.
Da ich mal wieder unter einem dicken Fuß leide (Arthrose) und das Wetter ja nun herbstlich ist und ich Zeit habe, konnte ich endlich diese Aufgabe anpacken.
Und nachdem wir jetzt die Südspitze erreicht haben, geht es an der Küste nach oben, immer schön langsam. :D
Beste Grüße
Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon KaZi » So, 04. Nov 2018, 15:37

Super, ich freue mich darauf. Da ich auch regelmäßig segle, ist das interessant für mich. Mal sehen, vielleicht schau ich mir ja nächstes Jahr das Eine oder Andere an. :D
Gruß Karsten


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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Heinjupp » So, 04. Nov 2018, 20:31

Hi Ronald, nochmals herzlichen Dank. Vor einigen Jahren sind wir beim Ryvingen Fyr mit dem Kajak angelandet und wurden dort äußerst freundlich von den "Vennern" mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Auch landschaftlich ein wunderschöner Platz. Am Lindeness Fyr relativ viel Tourismus. Jetzt geht deine Reise ja weiter Richtung Lista Fyr, bin schon gespannt und freue mich darauf. Hein.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 05. Nov 2018, 12:38

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 21

Søndre Katland - Farsund – Vest-Agder


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«Søndre Katland – ein anspruchsvoller Außenposten» - unter dieser Überschrift hat Arthur Danielsen jr über die Geschichte und das Leben auf der Leuchtfeuerstation Søndre Katland berichtet. Nachzulesen ist es im Jahrbuch 2002 der Spind Historielag (http://spindhistorielag.no/arbok/2002). Leider ist dort nur der Titel vorhanden, aber ich habe eine Quelle gefunden, wo man diesen Bericht (auf Norwegisch) nachlesen kann.

https://iloapp.loshavnsidene.net/blog/katlandfyr?Feed.

Dankenswerterweise hatte meine Frau vor Jahren eine Übersetzung gefertigt, von der ich einige Auszüge wiedergeben, so dass man sich eine Vorstellung vom Leben auf diesem „anspruchsvollen Außenposten“ machen kann.

„Auf der kleinen Schäre Søndre Katland im Fahrwasser zwischen Lindesnes und Lista steht ein Leuchtturm, der im Laufe der Jahre vielen Schiffen den Weg gewiesen hat. Die Leuchtfeuerstation wurde im Jahr 1878 errichtet, zu einer Zeit, als der Tagelohn 2 Kronen betrug. Während der Betriebszeit von über 70 Jahren war die Station, die auf einer kleinen Hügelkuppe im offenen Meer gelegen war, von sieben Leuchtturmwärtern und deren Familien bewohnt.

Wie verlief das Leben im Außenposten der alten Gemeinde Spind, die von 1893 bis 1965 existierte? Sie lag im westlichen Teil der heutigen Gemeinde Farsund.

Der erste Leuchtturmwärter


Abraham Severin Tønnesen (geb. 1829) aus Loshavn war der erste, der sich mit seiner Familie dort niederließ. Nachdem seine Frau Lina 1870 gestorben war, zog er aus seinem Haus in Loshavn aus und nahm eine Arbeit beim Leuchtturmwesen an. Er ließ sich in Vestlandet nieder. Katlands erster Leuchtturmwärter war auch ein heimatverbundener "Aussteiger", als er am 1. September 1878 auf Katland einzog.

Lina und Abraham hatten zusammen acht Kinder - aber nur fünf von ihnen überlebten. Wenn man auf einer einsamen Schäre aufwächst, kann kein normaler Schulbesuch erfolgen. Darum wurde eine Gouvernante, eine Hauslehrerin, eingestellt, die sicherstellte, dass die Kinder den erforderlichen Schulunterricht bekamen. Die Gemeinde Spind bezahlte den erforderlichen Schulbesuch. Die Hauslehrerin Ida Askildsen aus Haugesund zog ein und es dauerte nicht lange, bis Abraham und Ida heirateten. Sie bekamen zusammen fünf Kinder, vier von ihnen wurden auf Katland geboren. 1890 verließen er und seine neue Familie Katland Richtung Slåtterøy Leuchtturm bei Fitjar in Sunnhordaland.
Abraham lebte bis zur Jahrhundertwende. Seine Witwe und die Kinder waren in seinen Heimatort Haugesund umgezogen.

Nach Tønnesen übernahm Iver Martin Unsgaard 1890 die Arbeit. Er war auch Schiffsführer. In den Überlieferungen von Spind aus dem Jahre 1900 finden wir Unsgaard auf Katland zusammen mit seiner Frau Hanna Henriette und einem sieben Jahre alten Enkelkind. Sie hatten fünf Kinder, aber das jüngste starb 1873 mit nur drei Jahren. Nur das jüngste Mädchen kam mit nach Katland.

Nachdem Unsgaard 1904 mit 70 Jahren starb, kam Melgaard Sørensen als Leuchtfeuerwärter nach Katland. Er blieb 10 Jahre, bis Abraham Tønnesens Sohn Sigval die Stelle 1914 übernahm.

Er blieb fünf Jahre. Im ersten Jahr war er vorübergehend angestellt, aber er war auch Urlaubsvertreter nach dem Vorschlag von Melgaard Sørensen im Jahre 1913. Sigvald hatte darin mit vielen anderen Leuchtturmwärtern etwas gemeinsam. Bereits am Anfang seiner festen Anstellung im Jahr 1915 hatte Sigvald feste Pläne: Er schlug schon in seinem Antrittsschreiben vor, den Bootsdavit "...der von der See im letzten Winter zerschlagen wurde" zu reparieren. Er bat auch um Zusendung von Malerutensilien für die Innenrenovierung. Die südliche Stube und die Speisekammer brauchten nämlich einen neuen Putz.

Hartes Leben

Auf Katland zu wohnen, muss ein hartes Leben gewesen sein.

Nachdem Sigvald Katland verlassen hatte und in seines Vaters altes Haus in Loshavn eingezogen war, sandte er einen Antrag an die Leuchtturmdirektoren in Kristiania, worin er um Rückerstattung seiner Ausgaben für einen Besuch beim Augenarzt bat. Der Betrag betrug ganze 552 Kronen und 90 Øre, eine beträchtliche Summe. Er meinte, einen Schaden im Dienst für den Leuchtturm erlitten zu haben. Er bekam eine Ablehnung.

Jens Peter Melgaard Sørensen, der auf Katland zwischen 1904 und 1914 wohnte. Suchte am 11. Februar 1910 „ehrerbietig“ um Versetzung in einen anderen Leuchtturm, am liebsten im östlichen Bereich, wo er sechs Jahre lang gearbeitet hatte. Er schrieb:
"Meine Frau war nämlich so krank geworden, hat jetzt 2 Jahre sehr viel gelitten..."
Der Arzt hatte ihr wenig Hoffnung auf Besserung gegeben, solange sie draußen im offenen Meer in einem Haus mit feuchten Wänden lebt. Erst vier Jahre später kommen sie von dort weg.

Im März 1912 machte er sich Sorgen um sein Trinkwasser und schickte Wasserproben zur Analyse ein. Das Wasser enthielt schwarze Partikel. Staatschemiker Schmelck, der das Wasser untersuchte, fand heraus, dass vermutlich Kohle "durch ein Rohr in das Wasser gelangt war". Es war also nicht mit Gesundheitsschäden zu rechnen, "...wenn es am Ende auch unbehaglich war". Der Bericht schloss damit, dass der Leuchtturmwärter das Wasser genügend filtern sollte.

Schlechtes Wetter

Im Laufe der Jahre hatten Katlands Bewohner Geduld bei Unwetter zeigen müssen. Eine Aussage darüber ist in einem Bericht von Sørensen vom 6. November 1911 enthalten, wo er die Situation nach einem Orkantag beschrieben hat:
"Das Haus war mehr unter als über Wasser … erheblicher Schaden an Haus, Wohnung und Außenareal."

1927 hatte der Leuchtturmwärter John Tønnesen ein ähnliches Problem nach einem Unwetter, denn Seewasser drang in den Wasserbehälter ein.

Im Winter 1936/37 wurden bei einem heftigen Unwetter, das wochenlang angehalten hatte, mehrere Fenster eingeschlagen und mehrere Räume unter Wasser gesetzt. Die Situation für Emanuel Tønnesen und seine Familie, die seit 1934 auf Katland gewohnt hatte, war ziemlich desolat. 42 Sturmwarnungen und 2 Orkanwarnungen hatte es in dem Winter gegeben.

Nach den gewaltigen Unwettern zum Ende des Jahres 1936, schickte Emanuel ein Telegramm an den Leuchtturmdirektor, in dem er beschrieb, welche Schäden entstanden waren.
"Gewaltige Südstürme haben einen enormen Seeschaden angerichtet ... Bootsdavit und Gehweg waren verloren ... Küchenfenster zerbrochen ... und teilweise Wasserschäden innen - Trinkwasser versalzen - kann ich die notwendigsten Reparaturen vornehmen? Bin ohne Landverbindung."

Reparaturen am Bootsdavit, Bootshaus und Schaden am Leuchtturm selbst wurden gewöhnlich von Handwerkern aus Sunnmøre vorgenommen, die mit dem Schiff einmal im Jahr die Leuchttürme an der Küste besuchten. Es war dringend notwendig, dass sie nach Katland kamen aufgrund der durch das Wetter verursachten Zerstörungen.

Krieg

Am Freitag, dem 5. Juli 1940 kamen ein deutscher Marineoffizier, der Hafenkapitän und der dortige Lotse zu Emanuel Tønnesen auf Katland und informierten ihn, dass der Leuchtturm jetzt deutschem Kommando unterstellt war, mit der Folge, dass er auf Anordnung entweder beleuchtet oder gar zerstört werden sollte. Diese Anordnung war zu jeder Zeit und auf kürzestmögliche Warnung zu befolgen. Die Warnung zum Beleuchten oder Zerstören des Leuchtturmes sollte entweder vom Hafenkapitän oder Lotsen kommen. Der Leuchtturm durfte nicht verlassen werden, während die Ehefrau und die Kinder evakuiert wurden.

Emanuel blieb auf Katland, während für die übrige Familie ein Haus auf Langøy in Spind beschafft werden musste. Der damals 16 Jahre alte Sohn Emil verbrachte die restlichen Kriegsjahre zusammen mit seinem Vater auf dem Leuchtturm.

Nach Kriegsausbruch blieb der Leuchtturm aufgrund der Verdunklungsvorschriften geschlossen. Eines Tages bekam Emanuel Tønnesen Besuch von Deutschen, die behaupteten, dass der Leuchtturm beleuchtet gewesen war. Emanuel verneinte dies und behauptete, dass das Sonnenlicht ihnen einen Streich gespielt und sich im Glas gespiegelt habe.

Wenn die Leuchtturmwärter auf Katland Urlaub machen wollten, musste dieser vom Direktor genehmigt werden. Nicht immer fanden die Urlaubsanträge und die damit verbundene Benennung eines Stellvertreters Zustimmung. Relativ oft haben die Söhne der Wärter diese abgelöst, da sie Kenntnis aus erster Hand hatten, um die Arbeit auszuüben.

1946 begann der Prozess zur Automatisierung – und damit war die Räumung von Katland beschlossen. Heute ist das Leuchtfeuer elektrifiziert, der Strom wird aus Solarzellen gespeist.

Die Geschichte von Katland Leuchtturm ist auch die Geschichte, wie Menschen die extremen Naturverhältnisse gemeistert haben. Macht man einen Spaziergang auf der kleinen Schäre, wo der Leuchtturm steht, kann man Spuren eines alten Schuppens sehen, der auf der nordwestlichen Seite der Insel stand. In einer kleinen Felsspalte am Wegesrand wurden Salat, Petersilie und Wurzeln angebaut. John Tønnessen wollte das Feld auf Urøy pflegen, aber als er es im ersten Jahr versuchte, wurde alles in einem Sturm fortgespült. Aus diesem Grund sorgte er dafür, dass die Erde drinnen war, wenn die Herbststürme kommen. Sie wurde im Hühnerstall beim Leuchtturm gelagert.“
Soweit das Leben auf einem 1878 auf einer Schäre in Betrieb genommenen Leuchtturm, der 1947 frühzeitig automatisiert wurde.

Wegen seines schlechten baulichen Zustands steht Søndre Katland nicht unter Denkmalschutz. Auch hier hat sich ein „Freundeskreis“ zum Erhalt gebildet, der bemüht ist, die Anlage wieder aufzuarbeiten.

Quelle:
Årbok 2002 – Spind Historielag, S. 7 ff
https://iloapp.loshavnsidene.net/blog/katlandfyr?Feed.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 05. Nov 2018, 16:11

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 22

Lista - Farsund – Vest-Agder


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Lista Leuchtfeuerstation

Der erste Vorschlag, ein Leuchtfeuer bei Lista zu errichten, kam 1781 vom Studenten Heidrich, der berichtete, dass er sein Schiff bei Lista beinahe auf den Strand gesetzt hatte. Der Brief war an die General-Zollkammer in Kopenhagen gerichtet, die damals für das Leuchtfeuerwesen in Norwegen zuständig war. Diese leitete den Brief an die Admiralität weiter, die diese Bitte ablehnte mit der Begründung, ein Leuchtfeuer sei an dieser Stelle weder nützlich noch ratsam.
1804 schlug Jens Smith aus Flekkefjord vor, dass er wohl ein Leuchtfeuer auf einem 30 bis 50 Fuß hohen Turm auf Listerodden errichten wolle. Er verlangte hierfür als Gegenleistung eine Zahlung von 1.400 Riksdaler. Eine weitere Forderung war, dass fremde Schiffe beim Passieren des Sunds in Helsingør eine Abgabe bezahlen sollten, denn diese würden am meisten von einem Leuchtfeuer an diesem Ort profitieren. Nach dem Tode von Jens Smith sollte das Leuchtfeuer an den König übergehen.

Dieses Gesuch wurde der Admiralität übersandt, die es dem zuständigen Kommandeur Løvenørn vorlegte. Er war jedoch der Auffassung, dass Lista nicht der wichtigste Punkt an der norwegischen Küste sei, da andere Leuchtfeuer Vorrang hätten. Er meinte gleichwohl, dass ein Leuchtfeuer an dieser Stelle dann nützlich wäre, wenn es von einer weiteren Laterne am Varnespynten unterstützt würde. Diese Empfehlung wurde jedoch aus ökonomischen Gründen von der Admiralität verworfen.

1824 wurde erneut ein Versuch unternommen, um ein Leuchtfeuer bei Lista zu erhalten. Lars Haastad und mehrere Bürger aus Flekkerøy stellten einen Antrag an das Parlament, das ihn an die Leuchtfeuerkommission leitete. 1828 nahm die Kommission Stellung und empfahl beide Leuchtfeuer, Lista und Varnes, zu bauen. Der Haushalt von 1833 bis 1836 berücksichtigte die Mittel hierfür.

1832 wurden Details, wie die Lokalität, Höhe des Turms und Kennung, untersucht. Zunächst wurde Åmundsøya als geeigneter Platz angesehen. Der Leuchtfeuerinspektor Schive zog zwischenzeitlich aber Gunnarshaug vor, da dieser Platz noch höher als Åmundsøya gelegen war, so dass eine größere Tragweite des Lichts gegeben war.
Der Bau der Anlage wurde im Frühjahr 1834 begonnen. Das Fundament wurde aus behauenen Granitsteinen errichtet, der Turm wurde aus Ziegelsteinen gebaut. Der Leuchtfeuerapparat bestand aus einem Linsenapparat 2. Ordnung mit acht Blinklinsen, so dass ein Blink jede Minute ausgestrahlt werden konnte. Das Leuchtfeuer wurde am 10. November 1836 angezündet.

Für den Leuchtfeuerverwalter war eine Unterkunft, ähnlich der von Oksøy vorgesehen, denn in einer kleineren Unterkunft könnte die Familie mit ihrer Dienerschaft nicht untergebracht werden. So hatte das Wohnhaus dann fünf Zimmer und Küche sowie im Dachgeschoss ein weiteres Zimmer. Hinzu kam ein Nebengebäude mit Stall, eine Schmiede und ein Bootshaus. Letzteres war eigentlich nicht nötig, denn das Leuchtfeuer stand ja an Land. Der Leuchtfeuerverwalter erhielt einen „fyrkarl“, einen Arbeiter für die Betreuung des Feuers sowie einen fest angestellten Assistenten.

Der Assistent erhielt kein eigenes Haus. Bedingung für einen Leuchtfeuerassistenten war, dass er ledig sei, da für dessen Familie kein Platz vorhanden war. Ein Gesuch eines Assistenten im Jahr 1848, dass er für sich und seine zukünftige Frau ein Haus auf dem Grundstück des Leuchtfeuers bauen wollte, wurde abschlägig beschieden. Man habe keine Einwände seitens der Verwaltung, dass er sich verheiraten wolle, er müsse sich aber selbst um eine Unterkunft außerhalb des Geländes kümmern.

1843 wurde die Leuchtfeuerkommission erneut gefordert, da Vorschläge für weitere Leuchtfeuer von Færder bis Utsira vorlagen. Um nun Verwechslungen mit weiteren Leuchtfeuern zu vermeiden, wurde vorgeschlagen, bei Lista drei Leuchttürme mit fester Kennung zu errichten, denn bei Arendal würden bereits zwei Türme stehen. Die notwendigen Mittel hierfür wurden im Haushalt 1851 bis 1854 berücksichtigt und die Leuchtfeuer der drei Türme bei Lista konnten am 16. September 1853 angezündet werden.

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Das Schild mit dem Baujahr des erhaltenen Turms

Ein Foto von den drei Türmen kann hier gesehen werden:
https://www.listafyr.no/de/fyrstasjonen/

Natürlich vergrößerte sich die Besatzung an den drei Leuchtfeuern. Sie bestand aus dem Leuchtfeuerverwalter, einem Unterverwalter, fünf Assistenten sowie drei Arbeitern. Die Aufgaben umfassten auch die Aufsicht über Varnes Leuchtfeuer.

Mit der Entwicklung der Blinkapparate überlegte die Verwaltung 1870 eine Vereinfachung der Leuchtfeuer auf Lista. Ein Turm sollte einen Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 2. Ordnung und einen schnellblinkenden Apparat erhalten, so dass eine Unterscheidung zu den umgebenden Leuchtfeuern hergestellt werden konnte. Diese Änderung wurde 1873 ausgeführt.

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Der Turm von 1852 mit dem heutigen Nebelhorn im Turm

Der nördliche von den zwei neuen Türmen sollte erhalten bleiben. Ein anderer Turm wurde demontiert und nach Halten gebracht, wo er wieder aufgebaut wurde. Der dritte Turm wurde bis auf den oberen Teil abgerissen, der nach Svenner verfrachtet wurde. Die restlichen Steine wurden zur Ausbesserung der Mauer sowie zum Umbau von Feistein Leuchtfeuer gebraucht. Ein Teil der Assistentenhäuser wurde demontiert und die Besatzung reduziert.

1914 stellte man fest, dass das Turmlicht erheblich abgenutzt war, weshalb ein neues, stärkeres Licht installiert wurde. 1922 erhielten die Unterkünfte und das Maschinenhaus elektrischen Strom vom lokalen Kraftwerk. Das Leuchtfeuer selbst wurde erst 1932 elektrifiziert.

Das erste Nebelsignal, ein Horn, hatte als Antrieb für den Kompressor einen sog. Ericson-Motor (https://de.wikipedia.org/wiki/Ericssonmotor), der später durch einen Petroleummotor ersetzt wurde. 1937 wurde das alte Nebelsignal ersetzt, so dass für das neue ein größeres Maschinenhaus gebaut werden musste. - Lista hat noch eine Radiopeilstation und einen Funkmast.

Die Station wurde 2003 automatisiert und die Besatzung abgezogen. Heute kann man in den alten Assistentenhäusern übernachten.

Im alten Leuchtfeuerwärterhaus befinden sich heute ein Café, die Touristeninformation und ein Laden.

Lista ist damit, m.E. die einzige Station, die aus drei Leuchtfeuertürmen bestand.

Die Station steht unter Denkmalschutz, gehört aber noch der norwegischen Küstenverwaltung, die auch für den Erhalt der Anlage sorgt. Ebenso werden von hier aus Wetterbeobachtungen an das norwegische Meteorlogische Institut übermittelt.

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Die Wetterstation

Die Umgebung von Lista steht wegen der großen Feuchtgebiete und der einzigartigen Landschaft unter Naturschutz.

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Die Station heute – von See aus gesehen

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 137,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 80 ff.,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.62 f.,
KystNorge, Far Østfold til Vest-Agder, Leif Ryvarden, Roger Lauritzen,Gyldendal Norsk Forlag, 2006, S. 217 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 135 ff,
Norske Fyr, ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 121 ff.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 9 ff, 75,
https://www.listafyr.no/de/fyrstasjonen/

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@Kazi und HeinJupp: Danke für Eure netten Worte!
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 06. Nov 2018, 15:36

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 23

Egerøy – Eigersund - Rogaland


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Egerøy Leuchtfeuer

Die Leuchtfeuerkommission schlug 1828 vor, dass der Egerøy Leuchtturm in der Dreijahresperiode 1842 bis 1845 gebaut werden sollte. Die erste Kostenschätzung belief sich auf 1.500 Speziestaler für ein gemauertes Gebäude mit zwei Erkern, in denen je eine Feuerlampe mit Reflektor stehen sollte.

In der Folgezeit ergaben sich aber Meinungsverschiedenheiten, wo der Leuchtturm zwischen Lista und Kvitsøy stehen sollte, so dass sich der Bau eines Leuchtfeuers weiter verzögern sollte. Schließlich einigte man sich 1852 auf die Südspitze der Insel Midtbrødøya, etwa 11 km von Eigersund entfernt. Jedoch sollten die Baukosten jetzt 44.497 Speziestaler betragen. Der Grund für diese gewaltige Erhöhung war dadurch begründet, dass der Leitende Ingenieur der Feuerverwaltung von einer Studienreise nach London neue Ideen in der Entwicklung des Leuchtturmbaus mitbrachte. Dort hatte er gesehen, dass Leuchttürme nun aus Gusseisen hergestellt wurden, indem Sektionen zunächst gegossen, dann zum Bauplatz gebracht und schließlich miteinander verschraubt wurden. Hierdurch konnte die Bauzeit eines Turmes erheblich verkürzt und die Lebensdauer eines solchen Turmes verlängert werden gegenüber einem gemauerten Turm.

Dieser Vorschlag wurde dem Parlament in Christiania vorgelegt und für das Budget 1854/1857 genehmigt.

Dem Direktor des Feuerwesens Arntzen war das Projekt so wichtig, dass er den Bau, der 1853 begann, selbst überwachte. Die Gusseisenschalen wurden bei Bærums Verk in Oslo bestellt, das Feuerhaus kam von Nes Jernverk bei Arendal und die Linse 1. Ordnung wurde von Lapaute in Paris gekauft. Der Turm ruht auf einem Fundament aus 75.000 Ziegelsteinen.

Im Turm befinden sich 134 Treppenstufen zusätzlich zu den außen befindlichen 34 zum Eingang. Das Wohnhaus des Feuerverwalters wurde gleichzeitig gebaut, ebenso bequeme Unterkünfte für zwei Assistenten. Hinzu kamen ein Nebengebäude, ein Bootshaus und eine Landungsbrücke.

Das Baujahr 1854 war das hektischste, da bis zu 75 Mann auf der Baustelle arbeiteten.

Genau geführte Rechenschaftsbücher gaben Auskunft über Waren, die beim Bau benötigt wurden, so u.a. extra Branntweinrationen, Schubkarren, Dachsteine und vieles mehr. Auch ein Sarg wurde erwähnt. Später wurde auch der Aufwand für die Pflege und Medizin für einen später gestorbenen Arbeiter erwähnt – mit 17 Schilling.

Das Leuchtfeuer Egerøy wurde am 15. November 1854 angezündet. Es hatte weniger als 2 Jahre gebraucht, um den Turm fertigzustellen. Diese kurze Bauzeit war insofern imponierend, als es der erste Gusseisenturm war, der in Norwegen hergestellt und gebaut wurde. Andererseits lag ein Großteil der Arbeit bei Bærums Verk, die ja die Gusseisenschalen, ähnlich der heutigen Fertighausbauweise, herstellten. Bis 1884 war ein Leuchtfeuerassistent angestellt; auch zwei Feuerarbeiter musste der Leuchtfeuerverwalter einstellen. 1892 wurde die Regelung der Feuerarbeiter eingestellt und ein neues Modell der Entlohnung für das Leuchtfeuerpersonal eingeführt.

1897 wurde der alte Leuchtfeuerapparat nach fast fünfzig Jahren durch einen neuen Blinkapparat ersetzt. Die Auswechslung mit einem Licht aus der Thunes mekaniske verksted und einem Feuerapparat aus Frankreich kostete 63.500 Kronen und war 1902 vollendet.

In Verbindung mit der Elektrifizierung des Leuchtfeuers Egerøy wurde ein Diafon Nebelsignal installiert. Hierfür wurde ein Maschinenhaus aus Beton errichtet, um Platz für den Motor und den Kompressor zu bekommen. Die Luftdrucktanks wurden über drei Etagen im Inneren des Turms angeordnet.

Mit dem Wechsel von der Familienstation zur Wachstation mit vier Mann Besatzung wurde das Assistentenhaus mit Wohnraum und Gemeinschaftsraum umgebaut. Das alte Wohngebäude für den Verwalter wurde zum Abriss verkauft.

Die Station wurde 1989 automatisiert und die Besatzung abgezogen. Der Turm kann besichtigt werden. Die Anlage liegt in einem Vogel- und Naturschutzgebiet und steht unter Denkmalschutz.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 55,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 84 ff.,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.68 f.,
KystNorge, Fra Rogaland il Nord-Trøndelag, Leif Ryvarden, Roger Lauritzen,Gyldendal Norsk Forlag, 2006, S. 104 f.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 144 ff,
Norske Fyr, ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 116 ff.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 77.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » Mi, 07. Nov 2018, 14:52

Ich finde deine Zusammenstellung der Leuchttürme an Norwegens Küste unglaublich interessant. Ich hätte nie gedacht, dass diese Gebäude so unterschiedlich sind.

Danke
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mi, 07. Nov 2018, 16:29

Kumulus hat geschrieben: Ich hätte nie gedacht, dass diese Gebäude so unterschiedlich sind.


Hallo Martin,
Danke für Deine netten Worte. Natürlich sind die Gebäude unterschiedlich, allein schon wegen ihrer Baumaterialien und der Kenntnisse der jeweiligen Zeit.
Allerdings bin auch ich überrascht, dass bis jetzt jeder Leuchtturm und jede Station eine "eigene Geschichte" hat.
Und - wie gesagt - die technischen Informationen wie Höhe, Tragweite etc. können auf den verschiedenen Leuchtfeuer-Webseiten nachgelesen werden. Aber interessanter für mich war von Anfang an die dahinter stehende Geschichte des Baus, Betriebs und die der Menschen. Das fand ich schon damals in den USA Und Ostkanada so. Dort existieren sehr viel mehr Bücher über die Geschichten der Menschen.
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Im Moment sind Kvassheim, Obrestad und Feistein sowie Tungenes in Bearbeitung. Aber bevor ich die einstelle muss mein "Lektor" (meine Frau" die erst einmal durchsehen auf Tippfehler und Grammatik :D
Und die ist heute nicht da.

Beste Grüße
Ronald

PS "Wat den Een sin Wandern, is den Annern sin Fürturm" :lol:
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Man kann sich jeden Tag ärgern, aber man ist nicht verpflichtet dazu!
Ronald
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