Hei Schnettel,
jetzt machst Du mich fassungslos. Hoffentlich beschwert sich Dein Sohn dann nicht bei mir, wenn ihm die Ausbildung nachher doch nicht so gefällt.
Aber ich vermute, ich kann Dich jetzt auch zum Staunen bringen, ich habe im Juli zwei Wochen auf dem Schiff gearbeitet. Naja so mehr oder weniger, vielleicht habe ich auch mehr Verwirrung gestiftet. (
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Die Fahrt war vom Forbundet Kysten organisiert und ging von Stavanger aus nach Lerwick (Shetland), Tvøroyri (Færøyene), Husavik (Island) und zurück über Torshavn (Færøyene), Kirkwall (Orknøyene) nach Stavanger. Bei der Fahrt nach Vega vor zwei Jahren konnte ich noch als Passagier fahren, diesmal war die Mitfahrt nur als Trainee möglich. Das heißt, ich konnte schon mal testen was Deinen Sohn dort erwartet.
Dabei habe ich übrigens festgestellt, dass ich seekrank werde, wenn ich mitten auf dem Nordatlantik die 24:00 bis 6:00 Uhr Wache habe und die Gänge einmal rundherum wische.
Brandwache kommt mir dagegen sehr entgegen. ich liebe es ja in jeden Winkel des Schiffes zu kriechen. Obwohl - vorne im Bug ist ein etwas stickiger Trockenraum und da soll den einen oder anderen wohl auch die Seekrankheit erwischt haben.
Insgesamt werde ich noch lange brauchen um die Eindrücke (und Fotos) alle zu verarbeiten. Es war fast schon zu viel. Auf den Seestrecken wurde auch noch allerlei Unterhaltung angeboten, von Knotenkursen, Heringe filetieren, Dorsch angeln, Ukelele spielen, bis hin zu verschiedenen maritimen Filmen und Fotovorführungen. Leider habe ich nur wenig davon wahrgenommen, nach vielen Wanderungen an Land war ich meistens froh mal ein paar Stunden gammeln zu können.
Wen der Umfang der Mitarbeit interessiert - auf der Hinfahrt hatten wir 9 Wachen, auf der Rückfahrt 7 Wachen. Der Tag hat 4 Wachen je 6 Stunden, also kam man bei 7 Wachen etwa jeden zweiten Tag an die Reihe und zwar immer 6 Stunden eher.
Eigentlich nicht viel, Dein Sohn wird da einiges mehr tun müssen.
Trotzdem hatte ich einen ziemlichen Nachholbedarf was das Schlafen angeht.
Eines der absoluten Highlights gab es dann unerwartet noch am letzten Tag. In Stavanger war die Auslaufparade des Tall Ship Race. Alles voller Schiffe, alle in die selbe Richtung - bloß wir - wir fuhren allen entgegen. Solch ein Erlebnis gibt es sicherlich nicht oft. (Es hatte etwas von Geisterfahrer auf der Autobahn.
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Leider ist die Sjøkurs nicht im allerbesten Zustand, aber das hast Du sicher selber schon festgestellt.
Würde man sie als Hurtigrute einsetzen, gäbe es sicherlich Beschwerden. Die Farbe und der Fußboden bröckeln an vielen Stellen. Vor meiner Kabine bildete sich immer ein dicker Ölfleck. Das kam irgendwoher aus der Decke getropft. Ich bin einige Male ausgerutscht, dann habe ich gelernt einen großen Schritt darüber zu machen. Manchmal lag dort ein Lappen, aber irgendwer packte den dann wieder weg und man hörte gelegentlich ein Fluchen, wenn wieder mal jemand ins Rutschen geriet.
Ich hatte eine Kabine im Bug, ohne Toilette. Temperatur und Luftzufuhr ließen sich überhaupt nicht regeln. (Das heißt, es kam keinerlei Luft aus der Lüftung) Nicht schlimm, war die Temperatur doch meistens ganz in Ordnung. Allerdings habe ich mich da gefragt, wie das die Schüler im Winter machen. Irgendwie müssen sie doch wohl heizen?
Nun ja, Dein Sohn kann vielleicht einiges reparieren
und ich bin sehr gespannt wie sich das weiter entwickelt.
Ich dachte, ich könnte mir den Reisebericht sparen, da sich kaum jemand für die Sjøkurs interessiert... Fotos werde ich auf alle Fälle hochladen, das habe ich einigen Mitreisenden versprochen.
Ansonsten habe ich die Sjøkurs schon im Mai von Cuxhaven nach Hamburg "gejagt". Bericht darüber gibt es (allerdings nur auf Englisch) im Forum CaptainsVoyage.
Von der Fahrt nach Aberdeen habe ich auch schon gelesen, ich möchte mit!