Jedermannsrecht in Norwegen

Alles rund um Camping und Wohnmobile/Gespanne

Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon EuraGerhard » Do, 29. Mai 2008, 9:31

Hallo,

es wurde hier schon oft diskutiert, das Jedermannsrecht. Allerdings kursieren unter Skandinavienreisenden wie auch im Internet zahlreiche recht merkwürdige Vorstellungen darüber, was dieses uralte Recht nun eigentlich beinhaltet. Und der Blick in einschlägige Reiseführer hilft oft nicht weiter, denn ganz offenkundig wird auch in dieser Branche oft wenig selbst recherchiert, und dafür um so häufiger schlicht abgeschrieben. Weil mich diese ganze Fehlinformation nervt, habe ich einmal unter aussschließlicher Benutzung offizieller Quellen, also den Veröffentlichungen norwegischer Behörden, alles zusammengetragen und ausgewertet, was ich zu diesem Thema finden konnte. Und weil Fehlinterpretationen des Jedermannsrechts durch Touristen gelegentlich zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung führen können, stelle ich diese Informationen hiermit allen Lesern dieses Forums zur Verfügung. Soweit möglich, habe ich auch die Quellen verlinkt, falls vorhanden englische Versionen.

Eine häufig wiederholte Fehlinformation ist, dass das norwegische Jedermannsrecht lediglich eine Art Gewohnheitsrecht sei und nicht schriftlich festgelegt: Siehe hierzu Kapitel 3.1.

Um juristisches Kauderwelsch so weit wie möglich zu vermeiden und so schnell wie möglich zu den für Reisende wichtigen Punkten zu kommen, habe ich den Artikel in drei Teile unterteilt: Im ersten Teil zunächst ohne weitere Erklärung die Kernaussagen des Jedermannsrechts. Auf bestimmte, häufig vorkommende Spezialfälle gehe ich dann im zweiten Teil ein. Ich habe dabei versucht, auf alle Fragen einzugehen, die ein (potenzieller) Norwegenreisender möglicherweise stellen könnte. Aber falls jemandem hier noch weitere Dinge einfallen, bin ich gerne bereit, diese Liste zu erweitern. Im dritten Teil folgt dann die juristischen Hintergrundinformationen, einschließlich der Zitate und Verweise auf Gesetzestexte.

Für weitere Informationen, insbesondere auch was andere Länder außer Norwegen betrifft, siehe auch den mittlerweile ziemlich korrekten Artikel zum Thema bei Wikipedia. In Schweden und Finnland sind die Bestimmungen ähnlich, Unterschiede gibt es hauptsächlich bezüglich Fischen und Feuer machen. Bei Bedarf kann ich vergleichbare Informationen auch für diese beiden Länder zusammenstellen. In Dänemark gibt es kein Jedermannsrecht. Es gibt jedoch, was wenigen bekannt ist, etwas Ähnliches in Schottland.

Also:

1 Die Kernaussagen des Jedermannsrechts:
Das Jedermannsrecht ist zunächst einmal ein allgemeines Zugangsrecht zur Natur. Oberster Grundsatz dabei ist jedoch: "Nicht stören - Nichts zerstören!" Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, muss aber leider immer wieder gesagt werden: Wer Abfälle hinterlässt, Pflanzen ausreißt oder Teile davon abbricht, fremdes Eigentum beschädigt oder Ähnliches, verwirkt sein Zugangsrecht und muss mit strengen Strafen rechnen. Unter welchen Voraussetzungen dennoch z.B. Blumen und Beeren gepflückt oder Pilze gesammelt werden dürfen, wird später erläutert.

Im norwegischen Jedermannsrecht wird zwischen kultiviertem und unkultiviertem Land unterschieden: Kultiviertes Land ist dabei alles Land, das vom Menschen in irgend einer Form bebaut oder bearbeitet wird, also landwirtschaftlich genutztes Gebiet, Rasenflächen, Parks, Gärten, aber auch Weideland und Schonungen. Der Rest ist unkultiviertes Land.

1.1 Betreten, Wandern und Befahren:
Jedermann darf in Norwegen auf unkultiviertem Land auch ohne die Erlaubnis des Besitzers sich aufhalten, wandern, und im Winter Ski fahren.

Kultiviertes Land hingegen, und das ist ein wesentlicher Unterschied zu Schweden und Finnland, darf in Norwegen generell nur mit Erlaubnis des Besitzers betreten werden. Dies gilt auch für Weideflächen!

Lediglich im Winter, wenn der Boden gefroren oder vollständig mit Schnee bedeckt ist, darf auch kultiviertes Land betreten werden. Ausgenommen sind Bauernhöfe, Grundstücke um Häuser und Hütten herum, abgezäunte Gärten und Parks sowie Bereiche in denen ein öffentlicher Zugang auch im Winter erheblich stören würde, z.B. Schonungen.

1.1.1 Nichtmotorisierte Fahrzeuge:
Zu Pferd, mit Packpferden, Fahrrad, Schlitten oder Ähnlichem darf man sich nur im Bergland frei bewegen, sonst muss man sich an Straßen, Wege und Pfade halten. Überdies können die kommunalen Behörden in Absprache mit dem Besitzer den Zugang mit solchen Transportmitteln einschränken oder verbieten. Ohne behördliche Zustimmung darf der Eigentümer einer privaten Straße deren Benutzung durch nichtmotorisierte Fahrzeuge nicht verbieten.

1.1.2 Befahren mit Motorfahrzeugen:
Mit Motorfahrzeugen jeglicher Art darf ausschließlich auf Straßen und dafür zugelassenen Wegen gefahren und geparkt werden. Entlang öffentlicher Straßen ist überdies das Parken am Straßenrand auf unkultiviertem Land zulässig, wenn dabei nichts beschädigt und der Verkehr nicht behindert wird. Das Gleiche gilt für Anhänger von Motorfahrzeugen. Abgesehen davon darf auf kultiviertem Land lediglich mit Erlaubnis des Eigentümers, auf unkultiviertem Land überhaupt nicht - auch nicht mit Erlaubnis des Eigentümers! - gefahren oder geparkt werden.

Besitzer privater Straßen und Wege dürfen deren Benutzung durch Motorfahrzeuge generell oder für bestimmte Fahrzeugarten verbieten, solche Verbote müssen ausgeschildert oder durch Absperrungen wie Schranken oder Ketten deutlich gemacht werden.

1.2. Picknick, Campen, Feuer machen:
Zweifellos eines der am heißesten diskutierten Themen im Zusammenhang mit dem Jedermannsrecht ist das sogenannte "Wildcamping". Eine klare Definition dieses Begriffs findet man selten, meist wird hierunter jedoch das Übernachten in irgendwelchen "mobilen Unterkünften" außerhalb designierter Campingplätze verstanden. Oft wird behauptet, dass Wildcamping in Norwegen verboten sei. Diese Behauptung ist falsch, ein solches Verbot gibt es in Norwegen nicht.

Jedermann darf in Norwegen auf unkultiviertem Land unter bestimmten Voraussetzungen Picknick machen, Sonnenbaden, oder bis zu 48 Stunden "wild campen". Diese Voraussetzungen sind:
  • Zu bewohnten Häusern und Hütten muss ein Mindestabstand von 150 Metern gehalten werden, andernfalls wird die Zustimmung der Bewohner benötigt.
  • Grundstücksbesitzer dürfen nicht gestört oder behindert werden.
  • Es dürfen keinerlei Abfälle zurückgelassen werden. Auch das Vergraben von Abfällen ist verboten.
  • Sämtliche Spuren des Aufenthalts sind wieder zu beseitigen.
  • Der Aufenthalt geschieht stets auf eigene Gefahr.
Feuer machen: Zwischen dem 15. April und dem 15. September dürfen in Waldnähe generell keine offenen Feuer entfacht werden. Als Feuerholz darf lediglich auf dem Boden liegendes Totholz benutzt werden, keinesfalls dürfen Äste oder Zweige abgebrochen oder abgesägt werden.

Auf kultiviertem Land sind alle genannten Aktivitäten nur mit Zustimmung des Grundbesitzers zulässig.

Der Mindestabstand von 150 Metern zu bewohnten Häusern gilt nicht auf behördlich genehmigten Camping- und Wohnmobilstellplätzen.

Während der Jagdsaison können die lokalen Behörden das Camping aus Sicherheitsgründen vorübergehend untersagen.

1.3 Beeren, Pilze und Blumen pflücken:
Jedermann darf in Norwegen für den persönlichen Bedarf auf unkultiviertem Land wildwachsende Früchte, Beeren, Pilze und Blumen pflücken. Pflanzen, die unter Naturschutz stehen, dürfen jedoch nicht gepflückt werden. Wildwachsende Nüsse dürfen nur zum sofortigen Verzehr gepflückt werden. Für Moltebeeren gelten besondere Regelungen, die unter 1.3.1 erläutert werden.

Einige Reiseführer behaupten überdies, dass Beeren nur mit der Hand gepflückt werden dürfen, Hilfsmittel wie z.B. Blaubeerrechen also nicht erlaubt seien. Für diese Aussage habe ich bislang allerdings keinerlei Belege gefunden.

1.3.1 Ausnahme Moltebeeren:
In den drei nördlichsten Provinzen Finnmark, Troms und Nordland dürfen Moltebeeren nur von den Grundeigentümern gepflückt werden. In den übrigen Provinzen dürfen sie nur zum sofortigen Verzehr, also gewissermaßen "von der Hand in den Mund", gepflückt werden.

1.4 Schwimmen und Boot fahren:
Jedermann darf im Meer, in den Fjorden, in Flüssen und Seen schwimmen und mit nicht motorisierten Booten fahren, sofern die unter 1.2 genannten Voraussetzungen, insbesondere beim An- und Ablegen, eingehalten werden.

Das Führen von Motorbooten ist auf Salzwasser und auf Seen mit einer Oberfläche von mehr als 2 km² grundsätzlich gestattet, auf Flüssen und kleineren Seen nur dann, wenn diese Teil eines öffentlichen Schifffahrtsweges bilden. Es können jedoch lokale Verbote verhängt werden.

1.5 Angeln und Jagen:
Jedermann darf im Salzwasser, also im offenen Meer und in den Fjorden, angeln. Für das Angeln im Süßwasser, also in Flüssen und Seen, benötigen Personen über 16 Jahren immer eine Genehmigung. Jegliche andere Art der Fischerei außer Angeln mit handgehaltenem Gerät bedarf ebenfalls einer Genehmigung. Selbst gefangener Fisch darf nicht verkauft werden.

Wichtig! Seit dem 01.01.2021 gelten in Norwegen neue, sehr strenge Regeln für den Export von selbst gefangenem Fisch! Diese sind:
  1. Der Fisch muss unter der Regie eines staatlich registrierten touristischen Fischereibetriebs geangelt worden sein. Der Betrieb meldet alle Fänge unter seiner Regie an die Fischereibehörde (Fiskeridirektoratet) und stellt eine Bescheinigung aus, die bei der Ausreise mitzuführen ist. Eine Liste dieser Betriebe findet sich hier auf der Website der Fischereibehörde.
  2. Es dürfen pro Person maximal 18 kg Fisch exportiert werden. Ausgenommen davon sind Süßwasserfische sowie im Süßwasser mit Genehmigung gefangener Lachs, Forelle und Saibling.
  3. Privatpersonen dürfen maximal zweimal pro Jahr Fisch exportieren.
  4. Der Fisch muss selbst mitgenommen werden, Export für andere Personen ist nicht zulässig.
Ausgenommen sind Fisch und Fischprodukte, die nicht selbst gefangen, sondern nachweislich bei einem registrierten Gewerbebetrieb gekauft worden sind. (Bei unverpackt gekauftem Fisch daher Quittung mitnehmen.) Bei Verstößen drohen hohe Bußgelder, außerdem wird sämtlicher mitgenommene Fisch beschlagnahmt.

Die Jagd fällt nicht unter das Jedermannsrecht! Jegliches Jagen oder Fangen von Wildtieren ohne Genehmigung ist Wilderei und wird streng bestraft. Gleiches gilt auch für die Entnahme von Vogeleiern.


2 Sonderfälle:
2.1 Wohnmobile und Wohnwagen:
Eigentlich gar kein Sonderfall, denn es gelten die Regeln für Motorfahrzeuge wie in 1.1.2 beschrieben. Das Befahren von oder Parken auf unkultiviertem Land ist also nicht erlaubt, und auf kultiviertem Land wird die Erlaubnis des Grundbesitzers benötigt.
Auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen ist das Übernachten im geparkten Wohnmobil oder Wohnwagen zulässig, so lange erstens örtliche Parkvorschriften und zweitens die unter 1.2 genannten Voraussetzungen eingehalten werden. Dies wird durch ein Rundschreiben des norwegischen Umweltministeriums (Nr. T-3/07 vom 28.06.2007, Abschnitt 3.2.6) ausdrücklich klargestellt.
Auf Privatstraßen und privaten Parkplätzen kann der Eigentümer das Fahren oder Parken mit Wohnmobilen oder anderen Motorfahrzeugen durch entsprechende Beschilderung untersagen. Solche Beschilderung muss beachtet werden, auch wenn sie "handgemalt" ist, also nicht den offiziellen Verkehrszeichen entspricht.

2.2 Zelten "neben dem Auto":
So lange das Auto ordnungsgemäß geparkt ist, das Zelt auf unkultiviertem Land aufgebaut wird, und die unter 1.2 genannten Voraussetzungen eingehalten werden, ist das Zelten neben dem Auto nicht verboten.

2.3 Naturschutzgebiete:
In offiziell ausgewiesenen Naturschutzgebieten können zusätzliche Einschränkungen gelten. Beispielsweise kann hier der Aufenthalt über Nacht oder das Verlassen der Pfade generell verboten sein. Solche Einschränkungen werden auf Informationstafeln an den Zugängen zu den jeweiligen Gebieten bekannt gegeben.


3 Rechtliche Grundlagen:
Die Kerninhalte des Jedermannsrechts sind 1957 im "Gesetz über das Leben im Freien" ("Lov om friluftslivet", im Folgenden LOF genannt) festgelegt worden. 1977 wurde zusätzlich im "Act of 10 June 1977 No.82 relating to motor traffic on uncultivated land and in watercourses" (im Folgenden MUL) die Bestimmungen für Motorfahrzeuge festgelegt. Und der Umgang mit Wildpflanzen und deren Früchten ist im Strafgesetzbuch "Straffeloven" geregelt.
Für die hier verwendeten Begriffe "Innmark" und "Utmark" gibt es keine direkte deutsche Übersetzung, ich habe daher in Analogie zur offiziellen englischen Übersetzung die Begriffe "kultiviertes Land" und "unkultiviertes Land" gewählt.

3.1 Betreten, Wandern und Befahren:
§2 LOF regelt das Betreten von unkultiviertem Land ("Utmark"), während §3 LOF das Betreten von kultiviertem Land ("Innmark") betrifft. Die genauen Regelungen für Motorfahrzeuge außerhalb der Straßen, sowie Motorbooten auf Süßwasser, findet man in MUL.

3.2 Picknick, Camping, Feuer machen:
Regeln tut dies LOF §9, und er fasst hier zusammen: Picknicken, Sonnenbaden, Übernachten und Ähnliches. Wie schon gesagt, enthält dieser Paragraf keinerlei generelles Verbot des "Wildcamping". Ein solches Verbot findet sich auch sonst nirgendwo im norwegischen Recht. Nach LOF §9 benötigt man allerdings die Genehmigung des Grundeigentümers, wenn man länger als zwei Tage bleiben, näher als 150 Meter an einem bewohnten Haus oder Hütte oder aber auf kultiviertem Land campen will.

Gelegentlich wurde behauptet, die 150 m Abstand müssten auch zu unbewohnten Häusern und Hütten, oder gar Holzschuppen und Toilettenhäuschen gehalten werden. Dies ist falsch. Im LOF §9 ist ausdrücklich von "bebodd hus (hytte)" also von "bewohntem Haus (Hütte)" die Rede.

3.3 Pflücken:
Wird merkwürdigerweise im Strafgesetzbuch ("Straffeloven"), § 400, geregelt: Demnach ist das Pflücken von auf nicht umzäuntem(!), unkultivierten Land wachsenden Beeren, Pilzen und Blumen sowie das Ausreißen der Wurzeln von Kräutern erlaubt. Wildwachsende Nüsse und Moltebeeren dürfen hingegen nur zum sofortigen Verzehr gepflückt werden.

3.4 Fischen:
Auf der Website der Fischereibehörde (Fiskeridirektoratet) können sich ausländische Besucher über die für sie geltenden Regeln bzgl. Fischfang informieren. Diese Regeln wurden seit 2018 erheblich verschärft, man sollte sich also zeitnah über eventuelle Änderungen informieren.

MfG
Gerhard
Zuletzt geändert von EuraGerhard am Mo, 30. Jan 2023, 12:13, insgesamt 5-mal geändert.
Früher war (fast) alles schlimmer.
EuraGerhard
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1365
Registriert: Do, 28. Jul 2005, 7:32
Wohnort: Uppsala

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon hobbitmädchen » Do, 29. Mai 2008, 10:37

Vielen Dank für Deinen Beitrag!

Jetzt ist das endlich mal klar und deutlich geklärt 8)

Høyr ikkje på om dei skrik du er feig. Om kruna di skjelv, så er rota di seig.
Lat fredstanken fylle ditt heile sinn, og lat ikkje tvilen få trengje seg inn.

Gåte
hobbitmädchen
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 8757
Registriert: Di, 10. Aug 2004, 13:56

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Neandertaler » Do, 29. Mai 2008, 11:24

Super! Vielen Dank für diese tollen und erstklassig aufbereiteten Informationen! :idea: :D

Viele Grüße,

Oliver
Neandertaler
 
Beiträge: 6
Registriert: Fr, 21. Mär 2008, 12:54
Wohnort: Mettmann

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon muheijo » Do, 29. Mai 2008, 11:43

na, dass ist doch mal 'ne klare ansage. vielen dank fuer die muehe.

zwei fragen noch zum "feuer machen":

"Feuer machen: Zwischen dem 15. April und dem 15. September dürfen in Waldnähe generell keine offenen Feuer entfacht werden."

was ist "waldnæhe" - kann man da auch die 150m annehmen?
wie sieht's mit gas- und camping-kochern aus? muss man die auch als "offenes feuer" ansehen, also verboten?

@ modis: dieser thread wære vielleicht so ein "wichtig"-thread...

gruss, muheijo
"Nicht diejenigen sind zu fürchten, die anderer Meinung sind, sondern diejenigen, die anderer Meinung sind, aber zu feige, es zu sagen."

(Napoléon I.)
muheijo
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 3856
Registriert: Mi, 25. Aug 2004, 22:30
Wohnort: Trøndelag

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon EuraGerhard » Do, 29. Mai 2008, 11:57

Hallo!

muheijo hat geschrieben:was ist "waldnæhe" - kann man da auch die 150m annehmen?
wie sieht's mit gas- und camping-kochern aus? muss man die auch als "offenes feuer" ansehen, also verboten?

Präziser als "Waldnähe" sind die Aussagen nicht. Aber der Sinn der Vorschrift ist natürlich, Waldbrände durch Funkenflug zu verhindern. Deshalb würde ich (als alter Pfadfinder :wink: ) sagen: Gegen die Windrichtung sollten 100-150 Meter ausreichend sein. In Windrichtung jedoch nicht, hier würde ich mindestens 300-400 Meter Abstand halten. Idealerweise befindet sich in Windrichtung ein großes Gewässer...

Campingkocher sind von dem Verbot allerdings ausdrücklich ausgenommen. Deren Benutzung ist gestattet. (Wobei ich meinem guten, alten Coleman Peak 1 auch durchaus bis zu zwei Meter hohe Stichflammen entlocken kann, wenn ich es drauf anlege. :shock: )

MfG
Gerhard
Früher war (fast) alles schlimmer.
EuraGerhard
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1365
Registriert: Do, 28. Jul 2005, 7:32
Wohnort: Uppsala

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Barney Bär » Do, 29. Mai 2008, 12:53

bezueglich dem feuer:

kann auch ohne wald ruck-zuck gefæhrlich werden, weil auch moose, græser und vor allem abgestorbene pflanzenreste schon nach wenigen sonnentagen extrem austrocknen und entsprechend leicht feuer fangen kønnen. eine leichte brise genuegt, und das feuer breitet sich sehr schnell aus. hat man pech und schwierigen untergrund, bekommt man es mit wenig ausruestung kaum noch unter kontrolle.

deshalb bei der wahl der feuerstelle sorgfæltig vorgehen.

lg.
Barney Bär
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 2053
Registriert: Mi, 09. Aug 2006, 23:13

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon k4711 » Do, 29. Mai 2008, 12:58

Wowwww :shock:

Auch von uns nochmal vielen Dank für die sorgfältige Ausarbeitung. Das hat wirklich bisher gefehlt, auch in sämtlichen Reiseführern (wie Du zu Recht anmerkst).

...wobei man natürlich nicht davon ausgehen kann, dass jeder Norweger es auch so genau weis bzw. sich von mir erklären lässt (dazu noch auf deutsch bzw. englisch) :-?

Eine kurze Darstellung der Abweichungen in S und FIN wäre tatsächlich sehr interessant - ich nehme an, wir sind nicht die einzigen Norwegenfreunde, die ab und zu fremdfahren (natürlich nur für die An- und Abreise :-))))
k4711
 
Beiträge: 79
Registriert: Fr, 14. Jul 2006, 7:23

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon EuraGerhard » Do, 29. Mai 2008, 13:31

k4711 hat geschrieben:Eine kurze Darstellung der Abweichungen in S und FIN wäre tatsächlich sehr interessant...

Ist in Arbeit... :wink:

MfG
Gerhard
Früher war (fast) alles schlimmer.
EuraGerhard
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1365
Registriert: Do, 28. Jul 2005, 7:32
Wohnort: Uppsala

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Chris665 » Do, 29. Mai 2008, 16:04

Das war mal nötig, danke!!
Chris665
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 283
Registriert: Mi, 31. Okt 2007, 13:47

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Bernd » Do, 29. Mai 2008, 22:08

Hei EuraGerhard,

Danke !
Was soll ich sagen, war mit viel Aufwand für uns alle eine super Info !!
Das war einfach :super:

Hilsen fra Berlin
Bernd
Es ist nicht genug, daß man verstehe, der Natur Daumenschrauben anzulegen;
man muß auch verstehen können, wenn sie aussagt.
(Arthur Schopenhauer)
Bernd
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1031
Registriert: So, 23. Mär 2003, 19:47
Wohnort: Berlin

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Julindi » Fr, 30. Mai 2008, 7:49

Vielen Dank für die Arbeit, die du dir gemacht hast... mir war bisher das Jedermannsrecht auch ein Rätsel, weil man überall was anderes liest... Deine "Ausarbeitung" wird uns sehr hilfreich sein, wenn wir durch die Gegend fahren und vielleicht irgendwo zelten möchten!
Danke!!

Viele Grüße, Jule
(juhu - in 6,5 Wochen geht's los!!!!)
Julindi
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1479
Registriert: Do, 20. Sep 2007, 14:31
Wohnort: Speyer

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Dirk i norge » Sa, 31. Mai 2008, 17:58

Meine Fresse ... was für ein Text. Hast aber auch wirklich nichts vergessen. :super:
Dirk i norge
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 2352
Registriert: Do, 13. Jul 2006, 9:57

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon woin » So, 01. Jun 2008, 10:36

muheijo hat geschrieben:@ modis: dieser thread wære vielleicht so ein "wichtig"-thread...

Dem kann ich mich nur anschließen.

Und ganz vielen Dank an dich, EuraGerhard, für die tollen Ausführungen!

Hilsen
LG woin :winkewinke:

"Man könnte den Fortschritt heute auch definieren als die Fähigkeit des Menschen, die Einfachheit zu komplizieren." Thor Heyerdahl
woin
 
Beiträge: 97
Registriert: Mi, 12. Sep 2007, 21:56
Wohnort: Fichtelgebirge

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Thomas M. » So, 01. Jun 2008, 12:52

Wirklich eine sehr gute Ausarbeitung. Eigentlich sollte diese irgendwo dauerhaft in der Menüleiste abgespeichert werden, damit dieser wichtige Beitrag nicht bald wieder in den tiefen das Forums verschwindet

Was das ewige Thema Wildcampen, Freistehen oder wie man es auch nennen will betrifft, wäre es doch eigentlich Sache der norwegischen Regierung für Klarheit zu sorgen. Wie oben schon jemand erwähnt hat, kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Norweger die Bestimmungen des Jedermannrechts kennt.

Angenommen ich verhalte mich völlig korrekt dem Jedermannsrecht entsprechend und trotzdem mockiert sich jemand weil ich da übernachten will. Soll ich als als deutscher dem norweger das Jedermannsrecht erklären und ihm klar machen dass ich im Recht bin und er nicht ?
Recht hin oder her - zumindest ich habe keine Lust mich im Urlaub mit den Einheimischen zu streiten.
Thomas M.
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 228
Registriert: So, 25. Aug 2002, 14:50

Re: Jedermannsrecht in Norwegen

Beitragvon Chris665 » Mo, 02. Jun 2008, 8:13

Hallo Thomas,
das würde ich auf jeden Fall so lösen wie du und mich trollen. Schon allein wegen meiner Urlaubsfreude. Und dann weiß ich ja auch nicht, ob ich vielleicht abkriege, was andere vorher verursacht haben. Diese Zeitgenossen gibt´s ja auch, die ihren Abwasserhahn am Womo einfach auflassen, die Gegend vermüllen und so weiter. Kann ich schon verstehen, dass jemand mal sauer ist. Manchmal läuft es auch so ähnlich wie letztes Jahr in Frankreich: Das Gefühl des aufgebrachten Anwohners annehmen, "ich wusste ja nicht, tut mir leid", "aber das weiß man doch", "ja natürlich, aber ich hab grad eine lange Fahrt hinter mir", "na gut, fahren Sie ein paar Meter da rüber, dann passt es schon, geben wir uns die Hand, bon nuit!"
Wir bemühen uns um manchmal vielleicht übertriebene Sensibilität bei der Wahl des Übernachtungsplatzes und haben tatsächlich in ganz Skandinavien noch nie irgendeine unangenehme Szene erlebt. Es sind ja auch wirklich sehr, sehr angenehme Menschen...
Chris
Zuletzt geändert von Chris665 am Mo, 02. Jun 2008, 16:45, insgesamt 1-mal geändert.
Chris665
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 283
Registriert: Mi, 31. Okt 2007, 13:47

Nächste

Zurück zu Camping

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste