Kommune- und Fylkestingwahlen

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon snowstorm » Mo, 15. Sep 2003, 23:14

Hallo!
Den ganzen Abend schon Wahlen Wahlen Wahlen auf NRK1. Die Wahlbeteiligung lag bei nicht ganz 60%.

Grob gesagt haben die Pendants zur SPD, Arbeiderpartiet und Sosialistisk Venstrepartiet (links und noch weiter links) mit 27% bzw 12,5% gewonnen.
KrF (Kristelig Folkepartiet), die Mannschaft von Staatsminister Bondevik, hat sich eine ziemliche Ohrfeige abgeholt, gerade mal 6,5% der Wähler schenkten ihr ihr Vertrauen.
Selbst die Zentrumspartei SV (sorry, aber es ist nun mal die von Bauern bevorzugte Partei) hat mit 7,5% mehr Stimmen erringen können.
Høyre (vergleichsweise die CDU, nicht das braune Lager) erhielt 18,5% und die Fortschrittspartei FrP steigerte sich auf 16%.
Die Sperrgrenze liegt in Norwegen übrigens bei 4%.

Es ist gerade die Mitte der Legislaturperiode in Oslo und daher sind diese Wahlen ein wichtiges Stimmungsbarometer. Man darf gespannt sein, was Bondevik und Konsorten so alles unternehmen werden, damit sie auch nächstes mal, obwohl die kleinere Partei, den Staatsminister stellen dürfen...

Gruss Patricia
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Re: Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon Rolf » Di, 16. Sep 2003, 8:17

Hei Patricia,

snowstorm hat geschrieben:Selbst die Zentrumspartei SV


Das muss wohl SP heißen.

Die Einschätzung, wer gewonnen hat und wer nicht, ist m.E. nicht ganz einfach. Klar ist: KrF hat gewaltig verloren. Aber Ap hat auch das schlechteste Resultat seit 1927 (!) gemacht, Høyre das schlechteste seit 1971. Auch wenn Ap also im Landesdurchschnitt die stärkste Partei bleibt, ist das Ergebnis doch eher niederschmetternd. Ich würde die Siegerkrone daher SV und - schweren Herzens - der rechtspopulistischen Frp überreichen.
Man sollte vielleicht auch noch darauf hinweisen: diese Zahlen sind Durchschnittsangaben, in einzelnen Kommunen sieht das Ergebnis sicher auch ganz anders aus.

snowstorm hat geschrieben:Es ist gerade die Mitte der Legislaturperiode in Oslo und daher sind diese Wahlen ein wichtiges Stimmungsbarometer. Man darf gespannt sein, was Bondevik und Konsorten so alles unternehmen werden, damit sie auch nächstes mal, obwohl die kleinere Partei, den Staatsminister stellen dürfen...


So wie's jetzt aussieht, hat KrF sicherlich schlechtere Chancen bei der nächsten Stortingswahl - andererseits: wenn man sich die Ergebnisse der letzten Jahre anschaut, dann hat sich der Trend im Laufe der zwei Jahre zwischen Kommunal- und Stortingswahl bzw. umgekehrt mehrfach deutlich geändert.

Gruß
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Re: Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon snowstorm » Di, 16. Sep 2003, 11:20

Rolf hat geschrieben:Das muss wohl SP heißen.


Ups. Natürlich. Im Eifer des Gefechts passiert.

Ich stimme mit dir überein, dass AP schlecht abgeschnitten hat, zumindest für deren Verhältnisse. Da aber die SV (hier stimmt's :wink: ) ordentliche Gewinne machen konnte, sind wohl viele AP-Wähler einfach ein bisschen weiter nach links gerutscht. Zur Høyre sind sie jedenfalls nicht abgewandert.

Die Stortingwahl ist noch ein Weilchen hin und diese Kommunalwahl ein Hinweis, woher der Wind bläst. Damit haben alle, einschliesslich KrF, Gelegenheit, an sich zu arbeiten. Wähler sind oft kurzsichtig, leider.

Gruss Patricia
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Re: Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon Martin Schmidt » Di, 16. Sep 2003, 21:16

Hallo Patricia,

danke für die Ergebnisse. Hatte grad vor mich nach denen auf der Aftenposten Seite zu erkundigen. Aber das Forum liefert ja auch alles :D

Tja, irgendwie seh ich das Ergebniss mit einem lachenden und einem sehr weinenden Auge. Das die SV so gut abgeschnitten hat freut mich sehr (sind zwar wirklich sehr links, haben aber noch Ideale, was mir gefällt), das mit der FrP finde ich persönlich niederschmetternd...
In Oslo soll ja die FrP nun klar für höheres im Rathaus sein wie man liest, na Prost Mahlzeit.

Viele Grüße
Martin

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Re: Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon Charly » Di, 16. Sep 2003, 21:32

Martin Schmidt hat geschrieben:das mit der FrP finde ich persönlich niederschmetternd...
In Oslo soll ja die FrP nun klar für höheres im Rathaus sein wie man liest, na Prost Mahlzeit.


Na, so schlimm ist es zum Glueck nicht.
Und wer die deutsche und norwegische Parteienlandschaft ein wenig kennt und vergleichen kann, der stellt schnell fest, dass die ach so schreckliche Frp nur halb so schlimm ist. Naemlich garantiert nur halb so schlimm wie die CSU oder Teile der FDP in Deutschland. Der selige Moellemann war garantiert ein schlimmerer Populist als Hagen und das was Schily und Beckstein zum Auslaenderrecht ablassen, dafuer wuerde jeder Frpler hier gesteinigt...


Auch werden viele Ideen der Frp, nachdem man sie vorher verdammt hat, nachher leicht modifiziert und veraendert von den "gemaessigten" Parteien wieder als eigene Vorschlaege in Umlauf gebracht, bzw. ins Wahlprogramm aufgenommen.

Die Frp waere in Deutschland eher eine Partei der Mitte. Und viele Punkte aus deren Programm koennten wortgleich bei der SPD, Union oder FDP zu finden sein...

Gruesse aus Norge,

Charly

PS: Da ich diesmal zum ersten Mal waehlen konnte, habe ich mich intensiv mit der Materie beschaeftigt und bin auf viele interessante Punkte gestossen.
Charly
 

Re: Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon snowstorm » Di, 16. Sep 2003, 22:34

Hallo!
Ich fand an der ganzen Wahl enttäuschend, dass es noch nie eine so geringe Wahlbeteiligung gegeben hat! Über 40% sind zu Hause geblieben, sind also Nichtwähler. Schlimm.

Die FrP hat meiner Meinung nach das Problem, dass sie mit Carl I Hagen sehr polarisiert. Gerade die Ausländerpolitik ist ein Reibungspunkt. Alle sind sich einig, dass es so nicht weitergehen kann, und Hagen hat da eine sehe harte (und oft provokante) Auffassung. Ausserdem ist er in der Partei die einzige Lichtgestalt, es gibt einfach zu wenige andere bekannte Gesichter.

Ich hätte bei der KrF heute morgen gern mal Mäuschen gespielt...

Gruss Patricia
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Re: Kommune- und Fylkestingwahlen

Beitragvon Martin Schmidt » Mi, 17. Sep 2003, 10:02

Hallo Charly,

was die FrP angeht, so gebe ich dir teils recht: wenn man das Parteiprogamm so durchliest, kann man einigen Dingen durchaus zustimmen: alle Menschen sind gleich, alle haben gleiche Rechte und Pflichten, ökonomischer Wohlstand für alle u.s.w.
Das für mich schockierende sind jedoch die eigentlichen Politiker und ihre Äußerungen.
Da wird in Oslo z.B. behauptet, dass die Stadt mit noch weniger Nahverkehr sehr gut klar kommen würde und man auf einen billigen Individualverkehr setzen sollte. Das sind für mich Ideen aus der Steinzeit.
Außerdem hat z.B. Carl I Hagen immer mal ähnliche Ausfälle wie der nette Herr Schill in Hamburg. Das ist dann einfach nur peinlich.
Aber es ist nicht an mir die Politik und das Wahlverhalten zu kritisieren.
Man wird ja sehen, was dabei rum kommt. :wink:

Viele Grüße von Martin

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