@Rolfen
Ich war dieses Jahr da, aber das war, wenn ich mich richtig erinnere, Anfang Juli.
Man sollte sich, wenn man solche Veranstaltungen aus dem mitteleuropäischen Raum kennt, nicht zuviel versprechen. Ich war z.B. früher auf zahlreichen Mittelaltermärkten u.ä.in Deutschland.
In Bergen war ich auch zweimal zu kleineren Veranstaltungen. Ein norwegischer Freund von uns organisiert das Fest hier in Bergen mit, seine Frau verkauft selbstgemachte Ton-Sachen.
Das ist hier in Bergen etwas außerhalb in einer Art Museumsdorf.
Wenn man weiß, wie sowas in Deutschland abläuft, dürfte man hier in Norwegen ziemlich enttäuscht werden. Das Ganze läuft mehr wie ein besserer Kindergeburtstag mit Motto und Kostümen ab.
Das Angebot an kunstgewerblichen Dingen ist natürlich da, es ist auch z.T. anders, manchmal auch interressanter, manchmal aber auch primitiver als in Deutschland. Man denkt als Deutscher mit einer gewissen Wikinger-Affinität, daß im Lande Odins der Berserker nur so tobt und ein enormes Reservoir an Kunst, Speisen, Gewerbe, Schaustellerei , Musik usw. da ist - ich finde es einfach nur enttäuschend.
Das läuft hier stimmungsmäßig äußerst zurückhaltend, kein Wunder, denn es gibt keinen Alkohol und keine nennenswerte Live-Musik, irgendwann um 18.00 Uhr ist Schluß. Hinterher wird wohl unter den Schaustellern noch das eine oder andere Bier getrunken, ansonsten kann man das Ganze eigentlich vergessen, es sei denn, man hat Kinder...
Ich konnte da eigentlich auch nicht erkennen, daß in Gudvangen speziell für dieses Wikingerfest irgendwelche Bauten oder Hütten errichtet werden: Die kommen alle mit ihren (wikingermäßigen) Zelten, die in Reih und Glied wie auf dem Kasernenhof aufgebaut sind. natürlich haben die Händler und Handwerker alle auch entsprechende "Wikingerklamotten", das mag auch "authentisch" sein, aber es sieht im Endeffekt doch so aus, als wenn einer vom anderen gelernt hat - ziemlich gleich eben und ziemlich brav.
Ein Schmied war, glaube ich, auch dabei. Der eine oder andere Händler kam aus Litauen, Polen oder der Türkei. Es gibt nichts wirklich Besonderes, außer vielleicht, daß das Panorama durch das Tal, den Fjord und die Berge schon traumhaft ist. Allerdings hat man ringsherum in unmittelbarer Nachbarschaft eine Tanke, einen Fähranleger, Straße, Parkplatz usw., was die "Romantik" doch wieder erheblich einschränkt.
Ich habe auch keinen Schimmer, wie Du darauf kommst, daß hier 3 Monate lang irgendwas "aufzubauen" wäre...
Es ist einfach so, daß offensichtlich durch die radikale Christianisierung jegliches historisches Wikingerbewußtsein ausradiert ist, die ganz normalen Leute gehen mit ihren Kindern zum nachmittäglichen Wikingerfest, wie sie in Deutschland auf den Rummel gehen. Das spezifische Publikum der "gewandeten" Fans, die Freaks, Rocker und abgedrehten Leute inklusive Musiker, Tänzer, Gaukler usw., also all das, was ein solches Festival mit Met und Musik in Deutschland ausmachen würde, also das gesamte Flair, fehlt hier völlig bzw. nur rudimentär vorhanden. Ich hab mich ja kaum getraut zu rauchen...
Okay, ich war auch schon mal in Schleswig zum Wikingerfest (ca.1998) , das hat mich jetzt auch nicht umgehauen, aber durch die Musik und die Party machenden Leute hast Du dann in den Abendstunden immer noch sowas wie "Stimmung".
In Norwegen ist sowas, sorry, leider nur ein besserer Kindergeburtstag in schöner Fjord-Landschaft - und nebenan die Tanke...