Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

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Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon lorenz » Di, 06. Jan 2004, 2:37

Hallo zusammen. Hier eine kleine Polemik ueber das angeblich so reiche Land.


Norwegen - ein armes Land am Rande Europas

Wieso gilt Norwegen als eines der reichsten Länder der Welt, wenn es sich keine Bibliotheken, Jugendclubs, Schwimmbäder und Postämter leisten kann? Wo Journalisten von Geschäft zu Geschäft eilen, um herauszufinden, wo man die billigste Zahnpasta kaufen kann?

mehr hier:
http://www.geocities.com/iglu01/texte/arm/index.html

Gruessle

Lorenz
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Roger » Di, 06. Jan 2004, 9:19

Hi Lorenz,

Der Artikel klingt in der Tat nicht gerade erfreulich. Ich denke jedoch das es in den meisten Länder momentan so aussieht, alle müssen wirtschaftlich bedingt, sparen. Ich denke davon ist auch Norwegen nicht verschont.
Das die Leute in Norwegen auf der Suche nach billigen Produkten sind, kann ich irgendwie verstehen. Bei uns in der Schweiz ist ja das Leben auch nicht gerade billig und wir sind ja nicht gerade als "Tiefstpreisland" bekannt. Jedoch jedesmal wenn ich in Norwegen bin schockieren mich die Preise aufs neue. Ich frage mich dann oft wie denn das die Norweger so machen.
Soweit ich weiss ist das druchschnittliche Einkommen in Norwegen tiefer als in der Schweiz, die Lebenserhaltungskosten aber höher. Wie geht das? :nixwissen: Kennt jemand eine Antwort darauf?
Jedoch kann ich mir nicht vorstellen das Norwegen kurz vor dem Ruin ist. Meiner Meinung nach geht es den meisten Ländern in Europa immer noch sehr gut, wir sind uns einfach nicht so gewohnt mal kürzer zu treten. Wenn wir uns mit vielen anderen Ländern vergleichen, dann herrscht zumindest in der Schweiz immer noch Luxus pur!
Und wenn wir dann mal kein Geld mehr haben dann machen wir es einfach wie die Amis, wir Leben auf Pump und führen uns gross auf! (kleiner Sarkasmus am Rande...)

Gruss

Roger
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Arne.R. » Di, 06. Jan 2004, 9:29

Moin,
wie immer bei (statistischen) Vergleichen, besonders beim Vergleich von Ländern, muss man nach den Definitionen fragen. Also: Was macht bitteschön ein "reiches Land" aus?

Ihr dürft außerdem nicht vergessen, daß Norwegen keine Staatsschulden hat, sondern hunderte Milliarden Kronen auf der hohen Kante (der berühmte Oljefond)...

Wer sich nun fragt, warum Norwegen denn nicht die vielen Kronen aus dem Oljefond benutzt: Das Geld soll gespart werden für die Zeit, wenn die Ölvorräte am Ende sind.

Der folgende Artikel illustriert diese Philosophie:

Oljefond og ukultur
Av statssekretær Roger Ingebrigtsen

(Dagbladet, 8. august 2000)

En familie som sparer noen tusenlapper i måneden er nøktern, fornuftig og framtidsrettet. Når vi alle sparer – fellesskapet, ved staten – er det plutselig "Onkel Skrue"-politikk anført av gjerrige sosialøkonomer.

Bruk av oljefondet! – er for noen blitt svaret på et hvert politisk spørsmål. Ikke minst SV har utviklet en enorm appetitt på oljepenger. SV er riktignok i mot å lete etter olje. De er også skeptisk til å pumpe den opp fra havbunnen. Men ingen har større iver etter å bruke oljeinntektene.

Også vi i Kulturdepartementet har fått forslag, fra SV, om å bruke oljefondet til kulturformål. Stoltenberg-regjeringen satser på kultur. Vi vil ruste opp kultur-Norge i årene framover. Men vi skal klare det uten å kaste oss over oljefondet.

For en kulturnasjon – som Norge bør ha ambisjoner om å være – er det ukultur å forbruke alt vi har uten tanke på framtiden. I 30 år har vi tjent penger på olje. 80 prosent av oljepengene er brukt. Først de siste årene har et modig stortingsflertall våget å sette av penger til framtiden.

I stedet for å diskutere prioriteringen av de pengene staten faktisk bruker
(475 milliarder kroner på ett år) – er nå søkelyset satt inn mot de pengene vi sparer (220 milliarder kroner på 30 år). Vi har aldri brukt mer penger i dette landet. Vi har aldri vært rikere. Når vi oppdager alvorlige svakheter i vårt helsevesen burde vi som kulturnasjon spørre: Er det eneste svaret å bruke mer og mer penger? Kan det til og med hende at mer penger forverrer enkelte problemer?

En kvinnelig pensjonist jeg møtte i Nord-Norge nylig forsvarte oljefondet. Hun hadde i alle år satt av noen penger til seg og sin familie på den røde postsparebankboka. Spesielt i år med godt fiske og ekstrainntekter. Hun kunne ikke se at det skulle finnes noen annen logikk for landets økonomi enn hennes egen familieøkonomi.

Men denne logikken – som jeg tror sitter dypt i vår folkesjel – utfordres av de som alltid har ett svar på svakheter ved vårt samfunn: Bruk oljepenger! Er de samme forslagsstillerne villige til å ta ansvaret for en eventuell renteøkning – eller forklare sine barnebarn hvorfor Norge måtte bruke absolutt alle pengene fra den ikke fornybare ressursen olje/gass?

En kulturnasjon må også ha evnen til å vise et visst måtehold i forbruk av inntekter. Det finnes altfor mange eksempler på nasjonalstater som ikke har klart det.

Gruß,
Arne

PS: Außerdem haben auch Reiche nichts zu verschenken :wink: und die Suche nach dem niedrigsten Preis ist ja wohl immer noch eine der Hauptgründe für das Funktionieren einer Marktwirtschaft.
Der Haushaltstipp (Nr. 1378):
Fleckenentfernungmittelflecken gehen mit Teer weg!
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » Di, 06. Jan 2004, 11:17

Gruß, mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » Di, 06. Jan 2004, 11:54

Gruß, mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.
mh
 

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Kerstin i Norge » Di, 06. Jan 2004, 11:57

nur weil ein Land wie ein Weltmeister spart *grins*...ist es ja noch lange nicht arm. Denn das Geld ist ja da, wird nur nicht genutzt. *wobei hier Sinn oder Unsinn Geschmackssache ist.

Und nur weil ein Land reich ist, müssen ja nicht alle Einwohner reich sein.
Genausowenig wie in einem armen Land alle Einwohner arm sind.

Aber es stimmt : der Norweger schluckt nunmal die Preiserhöhung runter und das war es dann. Aber er schüttelt genauso den Kopf, wenn er von Erhöhungen hört...nur macht er nix dagegen. Wir Deutschen sind da übrigens auch nicht anders. Da wird auch geheult und gemotzt, sobald eine Abgabe,Steuer etc. erhöht wird und alles schreit : wir müssen was dagegen tun. Aber wer stellt sich dann auf die Strasse und protestiert ???
Kaum einer.
Ich hab mich vor einigen Jahren beömmelt vor lachen, als der grosse "LKW Streik" anfing. Wie beleidigte Kinder sassen da die LKW Fahrer in ihren LKWs auf den Parkplätzen und am Strassenrand. Sehr effektiv. Ok, ein paar Waren kamen ein paar Stunden zu spät an, aber sonst ??? Die Strassen sperren...nee, das ist gegen das Gesetz, das macht man nicht. Und nach ein paar Stunden war die Sache gegessen.
In Deutschland würde der Streik wohl nicht anders ablaufen. Da fehlt uns "Nordeuropäern" das südliche Temperament. *grins*

Aber soweit ich den Norweger (den es ja so auch nicht gibt...jeder Mensch hat ein anderes Empfinden, wir sind nunmal Individuen) in 28 Jahren kennengelernt habe.... ist er ( sie ) wirklich in vielen Sachen genügsamer. Was ich allerdings als was sehr positives ansehe.

lg

Kerstin
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon lorenz » Di, 06. Jan 2004, 12:01

God morgen! Schon drei Antworten so frueh am Tag, nicht schlecht :)

Ich hab den Text ja mit einer Portion Ironie geschrieben. Den meisten Norwegern geht es gut, klar. Das Leben ist teuer, doch hier verdient man mehr als in Deutschland, Kaufkraft wird aehnlich sein. Mit der Schweiz laesst es sich nicht vergleichen, fuer die 14-15000kr (ein durchschnittlicher Lohn hier), die ich per Monat netto bekomme, ruehrt in der CH nur ein illegaler Einwanderer die Finger. Aber die Schweiz ist ja ohnehin ein Sonderfall, nicht wahr? ;)

In Familien arbeiten eben Mama und Papa Vollzeit, das geht, denn Kinder kommen vom Bauch direkt in den Kindergarten. Dass sie sich mit dem Verbrauch beschraenken, den Eindruck hab ich nicht. Sie leben auf Pump, Meldungen ueber Zinssenkungen, das ist fuer Norweger sowas wie Weihnachten und 17.Mai gleichzeitig. Und an einem Samstag abend geben selbst Studis gern 400kr oder mehr aus.

Wie mh schreibt, machen sich Norweger wenig Gedanken ueber Preise. Dies obwohl die Massenmedien und Høyre-Politiker allen daran setzen, sie dazu bringen: nach "mer igjen for pengene" zu verlangen, mehr Konkurrenz und Ellbogen. Wie Arne schreibt, die Reichen wollen nicht teilen, besonders nicht mit denen, die weniger haben. Und da steht ihnen der Wohlfahrtsstaat im Weg.

Mh, das mit der Bombe ist ganz ok :), doch wie war das mit dem Tabu? . :shock:
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Charly » Di, 06. Jan 2004, 12:29

mh hat geschrieben: Ich finde, so ein bischen korrekt darf's schon zugehen - eigentlich.


Wie waer's dann damit, zu beginnen keine Schauermaerchen mehr zu erzaehlen, wie z. B. hier:

http://forum.norwegen-freunde.com/viewt ... t=&theme=3

mh hat geschrieben: Der Klempner kostet 250 Euro (die Anfahrtskosten, versteht sich)
Gruß, MH


Wenn Du solche Preise zahlst oder auch nur fuer moeglich haeltst, dann bist Du selbst schuld. Aber kann ja sein, dass Du auf Svalbard wohntest und einen Spezialisten fuer Dein Klo aus Oslo einfliegen lassen musstest :wink: .

Schoene Gruesse,

Charly
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Bjørn » Di, 06. Jan 2004, 12:36

Hallo,

ich finde es schon interessant, dass (bis auf Roger) seither ausschliesslich "Norweger" sich zu Wort meldeten. Einerseits finde ich es schon sehr wichtig, dass mit derartigen Beiträgen mal einige NF-Freunde von ihrer Norwegen-Anbetungs-Hudelei abgelenkt werden.

Andererseits würde mich aber auch mal die Quelle des Artikels interessieren (Seriösität :?: :roll: :?: ) ohne damit das Ganze gleich ins Abseits stellen zu wollen. :lol:

Grundsätzlich neige ich dazu, hier meinungstechnisch einen Mittelwert zu vertreten. Ich bin der Auffassung, dass es den meisten Menschen in Norwegen (aber auch in D) durchaus sehr gut geht, wobei in Einzelfällen sicherlich soziale und finanzielle Engpässe bestehen, die durchaus fundamentaler Natur sind. Dass der Trend in beiden Staaten zu einer Sparpolitik neigt, ist unverkennbar und teilweise auch vertretbar, ohne jetzt einzelnen Lobbyisten auf den Fuß treten zu wollen.

Ein meines Erachtens erwähnenswerter Unterschied zwischen Norweger und Deutschen besteht in der teilweise persönlich höheren Bereitschaft der Nordmen, eher mal auf Pump zu leben (Kredite in Anspruch zu nehmen). Ist natürlich nicht zu verallgemeinern und hängt u.a. sicherlich auch damit zusammen, dass die hierbei entstehenden Zinsen in N steuerlich berücksichtigt werden können, was bekanntlich bei rein privat veranlassten Aufwendungen in D nicht funktioniert

meint
Björn
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Arne.R. » Di, 06. Jan 2004, 12:36

@mh:

Der Artikel sollte nur zur Illustration dienen, wie ich bereits geschrieben hatte. Hat nichts mit meiner Meinung zu tun.

Gruß,
Arne
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » Di, 06. Jan 2004, 13:35

Gruß, mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » Di, 06. Jan 2004, 13:52

viele Grüße, mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
mh
 

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Charly » Di, 06. Jan 2004, 13:59

Hei,

natuerlich kannst Du versuchen die Ausnahme als Regel hinzustellen. Jedoch hat das mit serioeser und korrekter Info nix zu tun.

Genausogut kann ich behaupten, dass Fliegen toedlich ist, weil bisweilen ein Flugzeug vom Himmel faellt. Jedoch ist dies die Ausnahme und (obwohls passiert) ueberlebt man in der Regel die Flugreise.

Du hast mein aufrichtiges Beileid, dass es Dir in Norge so beschissen geht. Aber schliesslich hat Dich niemand mit vorgehaltener Waffe gezwungen in diesem schoenen Land zu leben (mit allen Unwaegbarkeiten das Alltags...) und Wucher, Kartelle, kriminelle Handwerker und den ach so boesen Steuereintreiber hinzunehmen.

Und wer es nicht schafft mit einem "durchschnittlichen" Lohn von 230.000 bis 380.000 NOK zu leben, der sollte sich schleunigst einen Taschenrechner anschaffen, jedoch nicht hier im Forum den Jammervogel geben.

Es gibt in jedem Land Leute, die mit ihrem Geld gut, und andere, die weniger gut zurechtkommen. Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen sind hier wie dort unangebracht und helfen wenig weiter, da - wie Kerstin wichtig schreibt - die Menschen einfach zu unterschiedlich sind.

Also jammer weiter, wenn Dir die Existenz als Sytepave so viel Spass macht.

Schoene Gruesse aus Tromsø,

Charly
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Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » Di, 06. Jan 2004, 14:11

mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:36, insgesamt 2-mal geändert.
mh
 

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Charly » Di, 06. Jan 2004, 14:13

mh hat geschrieben:Ich wette Du hast keine Familie zu versorgen, und sitzt auf irgendeiner kommunalen Stelle. Recht gehabt ?


Voll daneben.
Charly
 

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