Vorbereitung
Nach der Reise 2007 in das Fjordland von Norwegen, hatte uns das Norwegenfieber voll erwischt.
Der nächste große Traum waren die Lofoten, die Berichte aller bereits dort Gewesenen klangen zu verlockend, sollte es doch der beeindruckendste und schönste Teil der Küste Norwegens sein.
Also wieder Material besorgen, Reiseführer studieren und wichtige Entscheidungen treffen.
Eine der wichtigsten Fragen: Fahren wir mit eigenem Auto bis dort hoch oder welche Alternativen gibt es?
Nachdem wir alle Möglichkeiten durchgespielt hatten, entschieden wir uns nach Evenes zu fliegen und dort ein Mietauto für drei Wochen zu nehmen. Vorteil dieser Variante ist wir haben keine lange An- und Abreise und können die auf drei Wochen begrenzte Urlaubszeit auf den Lofoten verbringen. Zudem sind wir beweglich und nicht von öffentlichen Verkehrsmitteln abhängig. Dafür ist diese Variante nicht die preiswerteste. Die Buchung der Flüge und das Anmieten des Autos haben wir in die Hände eines mit dem Norden erfahrenen Reisebüros (Trolltours) gegeben. Um es gleich vorweg zu nehmen: es hat alles bestens geklappt.
Da wir aus gesundheitlichen Gründen lieber eine Unterkunftstabilität bevorzugen haben wir pro Woche ein Ferienhaus in verschiedenen Gegenden der Lofoten bzw. Vesterålen gebucht.
Die erste Woche in Digermulen nördlich von Svolvær, die zweite Woche ganz im Süden in Sørvågen und die dritte Woche auf den Vesterålen in Klo nördlich Myre.
Unsere Ferienhausorte auf den Lofoten und Vesterålen
Von diesen Festpunkten aus haben wir unsere Tagesunternehmungen durchgeführt und jeweils Samstags das Haus gewechselt.
Noch gute Karten von den Lofoten und Vesterålen besorgt, die drei Hotelnächte gebucht, im Netz neben Berichten die Fährzeiten, Tidezeiten vor Ort, mögliche Wanderungen und spezielle Hinweise zusammengetragen und die Zeit bis zur Abreise dauerte immer noch zu lange.
Eine Herausforderung für uns Autourlaubsfahrer war die Begrenzung des Gepäcks auf die je 20 kg Fluggepäck und das bei Ferienhausurlaub und allen Wettermöglichkeiten zwischen 5°C und 25 °C. Aber auch das haben wir geschafft.
1. Woche: Digermulen
1.Tag – Flug nach Evenes
Mietauto entgegen nehmen, Abstecher nach Harstad (80 km)
Ein aufregender Tag für mich. Ich fahre in Deutschland schon nicht gerne mit dem Auto mit (in Skandinavien macht mir das außer in Großstädten nichts aus), aber Fliegen mag ich gar nicht. Zudem haben wir einen Anschlussflug ab Oslo und dann muss das mit dem Mietauto auch noch klappen. Zum Glück gibt es für solche Situationen Hilfsmittel.
Zunächst machen wir uns bei morgendlich noch erträglichen Temperaturen auf den Weg nach Schönefeld, wieder mit kleiner Panne - wir steigen eine Station zu früh aus der U-Bahn. Trotzdem sind wir viel zu früh da und warten geduldig auf unseren Flug. Vor der Abfertigung gab es kaum Sitzplätze, nach der Abfertigung viele Leute und eine sehr überschaubare Menge von Sitzplätzen. Berlin braucht wirklich einen neuen Flughafen.
Alles klappt prima, wir haben richtig gepackt nur meine leere Thermoskanne im Handgepäck sorgt für Nachfrage, geht aber durch. Maschine startet fast pünktlich, ich bin ruhig gestellt. Leider ist der Sommerdunst so dicht dass es keinen Blick auf die Erde gibt.
Landung in Oslo und was für ein gut sortierter und überschaubarer Flughafen mit vielen Plätzen in den verschiedenen Bereichen. Wir finden uns sofort zurecht, bekommen die Koffer, geben sie wieder ab, nehmen noch einen Kaffee und ein Baguette und weiter geht's zum Inlandsflieger nach Evenes.
Wieder ein ruhiger Flug und eine etwas harte Landung. Jetzt sind wir gespannt auf das Auto. In der Abfertigungshalle sind zwar zwei Autovermietschalter aber keiner ist geöffnet. Es waren nur wenige Leute im Flieger, die Koffer kommen schnell und welch Freude - dann ist auch der eine Autoschalter offen. Wir bekommen den Schlüssel, noch eine Unterschrift und ein Hinweis wo das Auto steht.
Vor dem Flughafen wartet ein VW Polo auf uns, sauber, voll getankt und gerade mal 13.500 km hinter sich. Was wollen wir mehr? Das klappte ja prima.
Zunächst fahren wir die 18 km zu unserem heutigen Hotel direkt an der Tjeldesundbrua.
Hier sind bei Sonnenschein angenehme 15°C, von unserem Zimmer aus sehen wir auf das Wasser und die Brücke. Norwegen hat uns wieder. Die Anspannung der Anreise fällt langsam ab.
Da wir pünktlich angekommen sind und es heute noch lange Zeit hell sein wird fahren wir noch nach Harstad. Wir schlendern durch die abendlich ruhige Stadt, essen eine Calzone und holen Norwegische Kronen. Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Abstecher an der Nordküste von Skånland bis zu einer Küstenskulptur.
Dann schlafen wir sehr gut, allerdings durch eine mitternächtliche Fotosequenz unterbrochen. Der Faszination der hellen Nächte können wir nicht widerstehen.
Hotel an der Tjeldesundbrücke um 00:05 Uhr fotografiert
2.Tag – Fahrt nach Digermulen
Fahrt nach Digermulen über Harstad (145 km)
Nach einem guten Frühstück in dem fast leer wirkenden Hotel fahren wir bei trüben Wetter wieder nach Harstad. Da Samstag ist und wir nicht wissen ob es in Digermulen einen Laden gibt wollen wir noch einkaufen. Außerdem wollen wir uns durch den kleinen Umweg über den Gullesfjord (Fähre Revsnes-Flesnes) von diesem Teil von Hinnøya ein Bild machen. Eingekauft ist kurz vor Harstad ausreichend und gut, im Städtchen in einem interessanten Cafe am Hafen noch einen Latte Macciato getrunken und dann leider erfolglos den Zugang zum Aussichtsberg auf Harstad gesucht.
So fahren wir auf der Rv 83 Richtung Revsnes. Das Wetter klart auf, es entfaltet sich ein angenehmer Sommertag mit fast 18°C. Die Strecke bietet herrliche Blicke auf Fjorde und Berge und die Insel Kvæøya, zu der gerade eine Strassenanbindung gebaut wird. Wir trödeln etwas herum und verpassen so die Fähre in Revsnes. Da Samstag ist wird die Mittagspause heute sogar etwas länger als in der Woche. Also fahren wir noch ein ganzes Stück am Austerfjord entlang um dann an einer Bank direkt am Wasser im herrlichsten Sonnenschein unser Mittagspicknick zu nehmen. Dieser eher ruhige Teil der Insel Hinnøya ist durchaus eine Reise wert. Durch diesen ungeplanten Aufenthalt mit Blick in die malerische Landschaft stellt sich das Urlaubsgefühl so richtig ein.
Nach zwei Stunden geht die Fähre, wir setzen über und fahren auf einer etwas holprigen Strasse in Kolonne bis zum Abzweig nach Sortland. Die meisten Autos biegen rechts ab, wir müssen jedoch weiter nach Süden zur 2007 fertiggestellten Lofast-Strasse (E10). Zunächst steigt die gut ausgebaute Strasse in einem langen Gebirgstal langsam an um dann durch 4 Tunnel und über Brücken die knapp 30 km bis zum Raftsund eine eindrückliche Landschaft zu präsentieren.
Da die Sonne herrliche Lichteffekte schafft und überall Haltebuchten zum Stop einladen, kommen wir nur langsam voran. Viele Wohnmobile stehen an schönen Plätzen, die Bewohner genießen davor die Aussicht und ihren Kaffee. Gleich nach einem Tunnel ist der Abzweig nach Digermulen.
Blick von der Lofast-Strasse Richtung Ytterfjord
Abzweig nach Digermulen
Wir fahren aber erst einmal über die Raftsundbrücke und dann gleich wieder zurück, um den weiten Blick in den Fjord zu genießen. Noch 20 km am Raftsund entlang mit sprachlos machenden Landschaftseindrücken ob des Wassers und der schneebedeckten Berghänge gleich dahinter, und wir sind in Digermulen. Wo ist unser Ferienhaus? Zunächst halten wir am Fähranleger nach Store Molla. Ein kleiner Laden, der allerdings heute schon geschlossen ist, und ein Cafe mit frischem Kuchenduft beruhigen unsere Versorgungsängste. Ein Haus etwas 150 m hinter dem Fähranleger sieht aus wie die Abbildungen unseres Ferienhauses, aber da steht ein Auto davor und Leute wuseln herum. So fahren wir erst einmal durch den langgestreckten Ort bis zum Abzweig nach Årstein. Wieder zurück und sich doch dem besagten Haus genähert. Ja, es sind die Besitzer, die für die nächsten Gäste (wir sind das tatsächlich) das Haus noch reinigen. Wir verständigen uns auf englisch über einige Besonderheiten (nicht Waschmaschine und Geschirrspüler gleichzeitig anstellen) und nehmen dann unser einwöchiges Domizil in Besitz.
Warum Digermulen? Weil wir Ruhe abseits der Touristenrouten gesucht haben und einem Tipp von Geir aus dem Norwegen-Forum gefolgt sind. Außerdem ist dieses Haus eine Perle: aus dem Wohnzimmerfenster hat man bei klarem Wetter Panoramablick die 20 km hinauf bis zur Raftsundbrücke. Wie bestellt kommt gegen 16:30 Uhr das südgehende Hurtigrutenschiff und verschwindet im Trollfjord um nach ca. 25 min wieder aufzutauchen und fast vor unserem Fenster vorbei zu fahren. Direkt vor dem Haus ist eine kleine Bucht wo wir Ebbe und Flut eindrücklich beobachten können und etwas weiter gut sichtbar der Fähranleger und der Laden. Gegenüber unseres Hauseinganges majestätisch der Keiservarden und auf der anderen Hausseite der Friedhof mit seinen etwas hin- und herkippenden Grabsteinen und der Blick auf die Felswände des Trolltindan und der Store Molle. Das Haus selbst ist etwas älter, einfach, sehr persönlich, hier und da mit speziellen Eigenheiten, aber insgesamt praktisch und zweckmäßig. Highlight ist das Panoramafenster mit zwei bequemen Sesseln und Fernglas in Reichweite. Diesen Platz sollten wir noch genießen lernen.
Nach dem Einrichten und dem Begrüßungsabendessen (sind bei uns immer Nudeln) wollen wir im abendlichen Sonnenschein noch einen Trip auf eine kleine Anhöhe mit Leuchttürmchen machen. Es erneuert sich die schon bekannte Norwegenerfahrung: da es keine Wege gibt über Stock und Stein durch unwegsames Gelände mit Feuchtbiotopen und mehr Umwegen als einer Zielerreichung. Nach zwei Stunden sind wir zurück und nach der Beobachtung des nordgehenden Hurtigrutenschiffes kurz vor Mitternacht schlafen wir trotz Helligkeit zufrieden ein.
Blick aus dem Panoramafenster unseres Ferienhauses in Digermulen
3.Tag – Fahrt über Årstein
die Strasse durch Digermulen bis Storfjell (FV868) (30 km)
Unser erster Urlaubstag ohne Zielvorgabe, wir wollen es ruhig angehen lassen. Nach ausgiebigem Frühstück wollen wir die nähere Umgebung erkunden. Das Wetter ist viel trüber und wesentlich kälter (nur 10°C) als gestern, die Wolken hängen tief und fast könnte es jeden Moment regnen.
Wir fahren über die Brücke nach Aarstein und die "Piste" an der Ostseite der Insel entlang, immer mit Blicken auf den Vestfjord, die Festlandsberge dahinter am Horizont und viele kleine Inselchen im Wasser. Für Sonntag Vormittag und weit abseits aller Hauptrouten kommen uns tatsächlich drei Autos und ein WoMo entgegen. Voraus kommt der Trollskarholmen mit seinem Doppelstrand in den Blick.
Natürlich halten wir an, genießen den Anblick des türkisfarbenen Wasser am beidseitigen Sandstrand, bewundern Seeigelhüllen, große Spiralmuschelhäuser und weißlila große Muscheln. Was für ein Flecken Erde! Schade das uns das Wasser zum Baden zu kalt ist.
Der Trollskarholmen mit seinem Doppelstrand
Am Südende von Årstein gibt es in einer Gärtnerei Unmengen von Stiefmütterchen zu bestaunen und schließlich finden wir noch ein einsam gelegenes Mietferienhaus. Eine abgelegene, ruhige und landschaftlich sehr reizvolle Gegend mit viel Wasserblick und den Bergen der Store Molla.
Auf der Rückfahrt machen wir Kaffeepause an einem der Rastplätze mit Meerblick. Allerdings ist es empfindlich kalt und kein Vergleich zu dem gestrigen Sonnenscheinwetter. Nach der Brücke fahren wir durch Holand erst die Strasse und dann den Weg so weit wie möglich hinter eine kleine Anhöhe wo drei Häuser und schon etliche Autos stehen. Die Landschaft wechselt zwischen Alpenpanorama und felsiger Meeresküste mit malerischen Buchten.
Blick auf die Küstenlandschaft hinter Digermulen
Wir wollen etwas abseits des Fahrweges wandern, versinken aber nach 200 Metern in Sumpf und Wasser und kehren um. Bei Holand unternehmen wir noch einen Wanderversuch und laufen auf einem völlig zerfahrenen Waldweg einige hundert Meter bergan, dann ist jedoch wieder Schluss im Morast.
Zurück am Haus genießen wir den Panoramablick unseres Hauses, beobachten die Hurtigruten und ein weiteres Kreuzfahrschiff welches die ganze Nacht vor dem Trollfjord ankert.
nordgehendes Hurtigrutenschiff im Raftsund um 23:15 Uhr aus dem Wohnzimmer fotografiert
4.Tag – Fahrt nach Svolvær
Fahrt über Laukvika (Fv888) nach Svolvær und zurück (182 km)
Das Wetter ist durchwachsen (Sonne und Wolken) und ein etwas frischer Wind (10°C). Heute wollen wir die Strasse an der Westseite der Insel Austvågøy befahren und eventuell noch bis Svolvær weiter. Zunächst stehen wir ca. 9:45 Uhr vor dem kleinen Laden in Digermulen am Fähranleger um zu sehen was es hier gibt. Der Laden macht jedoch erst um 10:00 Uhr auf, wir nutzen die Zeit um den Fährfahrplan nach Store Molla zu studieren, vielleicht fahren wir ja auch mal rüber. Der angeschriebene Fahrplan lässt sich jedoch mit meinen Internetrecherchen und den bisherigen Beobachtungen nicht in Übereinstimmung bringen. Erst im Laufe der Woche beobachten wir, dass es fast jeden Tag andere Abfahrtszeiten gibt, oft flexibel reagiert wird und die Bewohner scheinbar telefonisch die Fährüberfahrt bestellen oder auch mal stoppen bis sie mit dem Auto von irgendwo wieder zurück sind. Wir schaffen es in dieser Woche nicht nach Store Molle zu fahren.
Der Laden ist für eine Grundversorgung ausreichend, allerdings frisches Obst und Gemüse sollte man am Wochenbeginn nicht erwarten - nach unserer Beobachtung kommt am Donnerstag frische Lieferung.
Nach dem Einkauf starten wir unsere Tour mit Tagesverpflegung im Auto. Die 20 km von Digermulen bis zur E10 dauern über eine Stunde, da wir das sonnige und klare Wetter zu zahlreichen Fotostops nutzen. Trotz aller Versuche finden wir keine Stelle von der aus man in den Trollfjord richtig hinein sehen kann, lediglich die Einfahrt ist gut auszumachen. Die Landschaft aus Wasser und Berghängen mit Schneefeldern im hellen Sonnenlicht begeistert uns an vielen Stellen den Raftsund entlang. Eine unbedingt zu empfehlende Tour.
Trolltindan von der Strasse nach Digermulen
Hinter der kleinen Insel in der Mitte ist die Einfahrt zum Trollfjord
Raftsundbrücke von Süden fotografiert
Auf der E10 fahren wir durch mehrere kleinere Tunnel und landschaftlich wieder sehr reizvolle Strassenabschnitte um dann erstmals einen Unterwassertunnel (Sløverfjordtunnel, Länge 3.340 m) zu durchfahren. Es geht spürbar tief hinunter und dann durch eine Senke wieder hinauf.
Gleich nach dem Tunnel biegen wir Richtung Fiskebøl ab und tangieren den Ort mit dem Fähranleger. Viele schöne Stellen mit Blick auf Hadseløya laden wieder zum Halten und Fotografieren ein.
Die Strasse um den Morfjord mündet in die schon bekannten "Piste" um später doch wieder Asphaltstrasse zu werden. Wir fahren zwischen hell leuchtenden Stränden und gewaltigen Berghängen hindurch. Auf der anderen Seite des Fjords gibt es sogar eine Dünenlandschaft mit verstreut liegenden Häuschen. An der Kirche von Sanden direkt am Meer machen wir wieder Fotostop ehe es im Grunnførfjord über einen Damm geht. Bei Delp halten wir an einer Klippe um unser Mittagpicknick einzunehmen und viele schöne Fotos zu schießen. Vor Reiseantritt hatte ich über die Matmorawanderung gelesen, wir wollen wenigstens ein kleines Stück auf den Berg hinauf. Der Wanderparkplatz ist direkt neben der Strasse, der Weg diesmal zu finden. Bald stehen wir auf einem Felsvorsprung der wunderbare Blicke von oben nach Westen und Süden eröffnet. Überall in der Ferne steigen Felsklötze aus dem Meer. Dieser Aussichtspunkt hat unsere Erwartungen voll erfüllt.
Blick nach Hadseløya
erhöhte Aussicht an der Matmora nach Nordwest auf Hadseløya, rechts vorne die Halbinsel Sandsmelen
Blick über Laukvika und dahinter links der Berg Hoven auf Gimsøya, dahinter das Massiv Høynesaksla auf Vestvågøy
Weiter geht's nach Laukvika. Die Landschaft hier ist flach, nur wenig höher als das Meer und wirkt irgendwie lieblich weil kein Berg den schönen Ort erdrückt. Er ist abgelegen aber nicht einsam, mit einem verzweigten Hafengebiet, vielen schönen Häusern und einem Laden sowie Restaurant.
Auf der weiteren Fahrt nach Vestpollen nehmen wir den Abstecher nach Vatnfjord mit. Bei der Betrachtung der Häuser ganz am Ende des Abzweigs fragen wir uns ob es ein Segen oder ein Fluch ist hier leben zu dürfen? Sicher von Beidem etwas. Als Urlaubsplätzchen ist es jedenfalls wunderschön hier. Wir laufen auf einem alten Damm noch ein Stück Richtung Küste wo die vielen kleinen Schäreninseln sichtbar werden. Hier muss früher ein Fischereihafen oder eine Befestigungsanlage gewesen sein wie verfallene Grundmauern und ein gut befestigter Fahrdamm bezeugen. Das Farbenspiel zwischen dem heute tiefblauen Meer, den teils begrünten flachen Felsen und den Berghängen in der Ferne ist hier besonders intensiv.
Weiter geht es am Fuße der gewaltigen Matmora entlang bis zum Campingplatz Sansletta. Wir sind begeistert von dem urigen Cafe im architektonisch interessantem Eingangsgebäude genauso wie von der Lage des Platzes und der Sauna mit Freiluftbottichen direkt am Fjord.
Küste vor Vatnfjord mit Blick Richtung Norden über Laukvik
Saunabottiche auf dem Sansletta Campingplatz
Durch ein imposantes Tal mit "gefalteten" Felswänden und einer "Wellenstrasse" geht es wieder auf die E10.
Obwohl es schon später Nachmittag ist fahren wir noch nach Svolvær. Genau an einem Tunnel vor dem Ort wird die Strasse neu asphaltiert was Stau und sogar etwas Wartezeit bedeutet. Während die Landschaft am Wegesrand immer wieder begeistert enttäuscht der Ort selbst etwas durch seine eigenwillige Mischung aus traditionellen Holzhäusern, langweiligen modernen Betonbauten und supermoderner Hotelarchitektur. Der Blick von Seeseite auf den Ort mit den steilen Felswänden dahinter ist allerdings imposant. Wir laufen einige Kilometer durch den Ort, suchen die Touristinformation auf wo es aber kaum Material kostenfrei gibt und warten auf die Ankunft des Hurtigrutenschiffes.
Da ich erschöpft und müde bin und durch die fehlende Sonne hinter dem Berg jetzt auch friere, trinke ich im Cafe am Markt in Ruhe einen norwegischen Latte. Matzi pilgert weiter durch die Stadt, endlos lange, so dass ich schon denke er ist ins Wasser gefallen. Begeistert fährt er uns danach noch auf die stadtvorgelagerte Insel Kjeøya, die er zu Fuß erkundet hatte. Die Blicke auf die Stadt mit den Bergen dahinter und andererseits auf die vorgelagerten Inseln sind von dieser Stadtinsel besonders schön.
Rückblick auf Svolvær
das Hurtigrutenschiff nähert sich Svolvær, im Hintergrund der Südzipfel der Store Molle
interessante Perspektive
Dann geht es auf die mehr als einstündige Heimfahrt nach Digermulen. Nach einer warmen Suppe schlafen wir angefüllt mit den gewaltigen Eindrücken des Tages.
5.Tag – Besteigung des Kaiservarden (0 km)
Heute wollen wir auf den Kaiservarden bzw. Digermulkollen (384 m) wandern. Dieser Berg hat zwei Besonderheiten: er ist oben rundgeschliffen und wirkt dadurch ganz anders als die ansonsten sehr spitzen Berggipfel der Lofoten. Der deutsche Kaiser Wilhelm hat diesen Berg samt Gefolge zwei mal bestiegen (1889 und 1903).
Der Kaiservarden bzw. Digermulkollen
Wir lassen es langsam angehen da das Wetter wieder sehr durchwachsen und eher kühl ist. Gleich 100 m hinter der Strasse steht er uns plötzlich gegenüber - der Elch. Er schaut genauso erschrocken wie wir ehe er schnell davon trabt, aber nur um uns hinter der nächsten Wegbiegung wieder zu begegnen. Leider haben wir so schnell kein Foto hinbekommen. Der Weg ist gut ausgeschildert. Erst geht es sanft bergan durch ein kleines Wäldchen, dann ein Stück einen etwas beschwerlichen ausgewaschenen Felsweg steiler hinauf und weiter wie eben auf tausend andere Berge zwischen Fels und Bäumen immer nach oben. Nach 1,5 Stunden sind wir trotz Rast oben angekommen. Wir haben den Berggipfel ganz für uns alleine. Ein wahnsinniger Blick nach Süden über die Inseln und Inselchen bis die Lofotenküste im Dunst verschwindet, nach Osten über den Vestfjord mit vielen Inseln bis auf die interessante Silhouette der Festlandgipfel, nach Westen auf den Raftsund mit seinen steilen Felswänden gegenüber und den eingelagerten Inseln im Fjord und nach unten auf Digermulen, unser Ferienhaus und den Fähranleger entzückt uns. Wolken und Sonne zaubern alle paar Minuten neue Höhepunkte und Richten den Blick durch gezielte Aufhellungen auf einzelne Besonderheiten.
Im Vordergrund rechts Teile der Insel Årstein, im Hintergrund die Festlandssilhouette etwa bei Hamarøy
Gedenktafel für den Kaiserbesuch
Blick von oben auf Digermulen und die Durchfahrt zwischen der Store Molle und dem Rørhoptindan
Auf dem Bergplateau ist viel Platz zum Laufen, Schauen und sich Hinsetzen. Hier stehen die zwei Steinhäufchen mit Tafeln zur Erinnerung an die Kaiserbesuche. Zu bewundern sind die geschliffenen runden Felsen mit Spalten oder mit Moosbewuchs und Pfützenmulden. Lange genießen wir diesen Ort, fotografieren immer wieder, essen etwas, freuen uns gemeinsam oder besinnlich jeder für sich. Erst nach zwei Stunden treiben uns der kühler werdende Wind und die heranziehenden dunklen Wolken von Westen wieder runter. Der Abstieg ist problemlos, allerdings fängt es auf halber Strecke dann doch an zu regnen. Gerade in diesem Moment begegnet uns ein Paar welches recht sommerlich gekleidet den Aufstieg begonnen hat.
Trotz des inzwischen regnerischen Wetters bleiben wir irgendwie den ganzen Tag in einer gehobenen Stimmung. Unser Panoramafenster unterhält uns den Rest des Tages.
6.Tag – Regentag (0 km)
Was ist das für ein Tag? So einen Urlaubstag haben wir noch nicht erlebt. Es Regnet ohne Unterbrechungen und das Thermometer hält sich im einstelligen Bereich (7-9°C), dazu weht ein kalter Wind. Noch heute sind 9°C, Regen und Wind bei uns mit dem Begriff "Lofotenwetter" ausreichend beschrieben. Wir verlassen das Haus nur um gegen Mittag die 100 m zum Laden zu fahren und uns eine Tiefkühlpizza zu holen. Neben dem Panoramafenster unterhält uns das norwegische Fernsehen mit uralten Derrik-Folgen, da mit Untertiteln für uns gut verständlich. Interessant mit wie wenig Aktion damals Krimis gemacht wurden. Und man versteht jedes Wort, da keine Musik oder Geräuschkulisse darunter liegt. Auch die gerade stattfindende Fußballeuropameisterschaft kann Matzi nur in norwegisch empfangen was teilweise recht lustig ist.
Neben den Hurtigrutenschiffen und anderen Bootsfahrern auf dem Fjord beobachten wir einen Norweger, der scheinbar von der Store Molle kommend mit eigenem Schiff anlegt. Er geht im strömenden Regen und nur mit einem Pullover und Jeans bekleidet ganz ruhig zum Friedhof. Dort verharrt er insgesamt besinnlich vor zwei Gräbern, kniet sich sogar auf den nassen Boden ehe er nach ½ Stunde scheinbar immer noch trocken langsam zu seinem Boot zurück geht und weg schippert. Erstaunlich wie die Norweger mit dem Regen umgehen, als gäbe es ihn nicht. Wir können das alles aus unserem warmen Wohnzimmer beobachten und staunen.
Vor dem Friedhofstor liegen auf einer Palette mehrere Grabsteine und am Freitag beobachten wir noch wie drei Personen in Zivilkleidung mühsam einen der Grabsteine aufstellen. Wahrscheinlich stehen die Steine so ungleichmäßig geneigt weil offensichtlich jede Familie sie selber aufstellt?
Später schleicht sich noch ein Fuchs mit ziemlich hohen Beinen und einem langen buschigen Schwanz zum Friedhof. Dieser Tag war eine Lektion im Nichts-Unternehmen.
Abendlicht über dem Raftsund
7.Tag – Fahrt bis Holdøya (77 km)
Es ist wieder stark bewölkt, einstellig kalt, regnet aber noch nicht. Da das Wetter weder zum Wandern noch zu einer Bootstour einläd beschließen wir nur eine kleine Ausfahrt zu machen.
Zunächst wieder den Raftsund entlang bis zur Lofast-Strasse. Heute sind die Blicke lange nicht so verlockend und schön wie vorgestern bei Sonnenschein. Was so ein bisschen Licht doch ausmacht. Diesmal fallen uns auch die Schlickflächen überall in den Buchten extrem auf. Bisher stand das Wasser immer höher wenn wir hier langgefahren sind.
Wir fahren gleich hinter der Brücke nach Hanøy runter an einen kleinen Strand mit vielen Muscheln. Hier sieht man die Raftsundbrücke von der Nordseite.
Wir drehen eine Autorunde durch Myrland und bekommen trotz des trüben Wetters eine gute Vorstellung von der faszinierenden Schönheit dieses kleinen Ortes am hellen Sandstrand mit dem riesigen Bergrücken gleich dahinter.
Raftsundbrücke von Norden und das Akslamassiv
Muschelstein bei Ebbe
Typische Lofotenküste
Blick auf Myrland
Hinter dem Myrlandtunnel stellen wir das Auto ab und laufen den Weg runter zum hier zwischen Bergmassiven eingequetschten Falkfjord. Diese Landschaft wirkt durch ihre Extreme gleichzeitig faszinierend und bedrohlich.
Weiter geht's durch den nächsten Tunnel auf die kleine Insel Holdøya, die vor dem Sløverfjordtunnel abzweigt. Schon die Zufahrt ist genial, geht die Strasse doch hier über einen Damm mit beidseitigem Sandstrand.
Zufahrtstrasse zur Insel Holdøya
Auf der Insel stehen viele hübsche Holzhäuser. Wer mag hier wohnen und wie verdienen die Menschen hier ihren Lebensunterhalt? Oder sind das mehr Ferienhäuser? Diese Insel scheint mir ein guter Ausgangspunkt für den Norden der Lofoten und den Osten der Vesterålen zu sein, aber ich habe keine Angebote für zu mietende Häuser gefunden. Auch viel Platz für Wohnmobile oder Zelte schien es nicht auf der Insel zu geben.
Es regnet wieder und wir sind keine Norweger. Auf der Rückfahrt halten wir noch an der Raftsundbrücke und erkunden am Hang die Brückenkonstruktion. Dann fahren wir doch wieder zu unserem Panoramafenster und der nächsten Derrikfolge. Bin ich froh dass wir bei diesem Wetter dieses Haus gemietet haben.
8.Tag – Fahrt nach Storfjell (FV868)
Wanderung an der Ostseite der Digermulenhalbinsel (28 km)
Heute ist unser letzter Tag hier in Digermulen. Das Wetter ist vorrangig bedeckt, es regnet aber nicht, dafür weht ein kalter Wind aus Nordwest. Wir entscheiden uns für eine Wanderung an der Ostseite der Halbinsel, den Weg weiter den wir am Sonntag schon gefahren sind. Dorthin ist die Fahrt relativ kurz, wir sind windgeschützt und können vielleicht noch ein paar schöne Blicke erhaschen.
Den Weg, die weiteren ca. 20 km hinter Digermulen, habe ich nirgends beschrieben gefunden. Wer jedoch einmal bis Digermulen gefahren ist sollte dieses weitere Stück auch noch mitnehmen.
Es ist eine sehr schöne Küste mit ständig wechselnden verschlungenen Buchten eingebettet in größeren und kleineren Klippen und Felsformationen, kleinen Häusern an vielen kaum vorstellbaren Plätzen. Es gibt phantastische Blicke sowohl auf die Buchten und die Uferlinie, wie auch auf die Berge und Bergkessel auf der anderen Straßenseite. Bei klarem Wetter auch auf die Festlandsgipfel und die Berge der nördlichen Lødingenhalbinsel. Der Weg geht nach dem Parkplatz fast auf einer Ebene recht gut ausgebaut weiter (auch für Kinderwagen und Rollstühle ein gutes Stück möglich), es gibt kleine Wasserfälle, mündende Bäche, Bergseen auf der Landseite, jede Menge Elchkot, schöne Blumen zwischen und auf den Felsen sowie interessante Häuser in jeder Bucht.
Rückblick nach Storfjell, dem Ende des Fahrweges, im Vordergrund eine kleine Slipanlage auf dem Felsen
Küstenlilie hinter Digermulen bei Ebbe
Bucht Sommarset
Silhouette der Festlandberge gezoomt
Wir laufen bis Sommarset, wobei das letzte Stück dann wirklich eher ein Wildpfad denn ein Weg ist. Vor der Küste ist eine Lachszuchtanlage von der plötzlich lautes Brummen kommt. Die Fische werden offensichtlich gerade automatisch gefüttert und springen in großer Zahl aus dem Wasser.
Das war trotz des nicht so ansprechenden Wetters eine sehr schöne Wanderung.
Wir packen und machen das Haus sauber, verabschieden uns von den täglichen Hurtigrutenschiffen und diesem herrlichen Ferienhaus. Morgen geht es weiter nach Sørvågen.
Wegedetails
automatische Fischfütterung
Weitere Unternehmungen, die sich von Digermulen aus empfehlen:
- Fahrt auf die Store Molle und Wanderung dort
verschieden Wanderungen in der näheren Umgebung sofern man den Weg findet, wie über Årstein, auf den Breidtinden, den Snøtinden, von Raften zum Raftvatnet und auf den Storhaugen, an der Kongselva hinauf und am nördlichen Raftsundeingang
eine Fährfahrt von Hanøya nach Kaljord mit der Möglichkeit dort auf den Møysalen zu wandern oder
über den Sigerfjord nach Sortland und zurück über Hadseløya (181 km) oder
über die Lofast-Strasse (140 km)
Rundfahrt auf Hadseløya
eine Fahrt in den Trollfjord von Svolvær oder mit den Hurtigruten durch den ganzen Raftsund
eine komplette Matmorawanderung
Fahrt zur Insel Skrova von Svolvær aus
Fahrt nach Henningsvær (190 km hin + rück) und Brenna (220 km hin + rück) auf Vågan mit Wanderung oder
Fahrt nach Gimsøya (250 km hin + rück)
Woche 2 (Sørvågen) folgt ...