Hurtigruten Themenreise “Nordlicht & Sterne“ mit MS Nordkapp vom 21.02. – 04.03.2014Tag 11 – Nesna, Sandnessjøen, Brønnøysund, Rørvik – 03.03.2014Dem heutigen Programm entnehmen wir beim Aufstehen, dass wir um circa 8:20 Uhr die nordwärts gehende MS Trollfjord kreuzen. Ich überlege kurz, ob ich an Deck gehe und das im Bild festhalte, aber da die MS Trollfjord nicht gerade zu meinen Lieblingsschiffen der Hurtigrutenflotte zählt, lasse ich es. Die Schiffsbegegnungen der vergangenen Tage habe ich soweit möglich wahrgenommen, aber im Reisebericht nicht thematisiert. Im Gegensatz zu unserer Sommerreise 2011 schenkten die meisten Passagiere auf dieser Reise diesen Ereignissen wenig bis gar keine Aufmerksamkeit. Und das nicht nur auf der MS Nordkapp. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass lediglich immer die gleiche handvoll Mitreisender dem kreuzenden Schiff winkte und mit einer Bayernfahne (!?!) schwenkend irgendwelche Urlaute von sich gaben. Merkwürdig! Vermutlich sind sie in Kirkenes zugestiegen und fahren nun in südlicher Richtung gen Heimat.
Nächster Tagesordnungspunkt ist die erneute Polarkreisüberquerung. Diesmal aus der falschen Richtung, wie wir finden. Das Wetter ist super und die kleine Insel mit der Polarkreiskugel können wir schon von Weitem sehen. Als wir dran vorbeifahren, ertönt kurz das Typhon und zwei Seeadler steigen auf und umkreisen die Insel. Der Hammer! Mutige Passagiere können sich jetzt einen Hurtigrutenlöffel sichern. Dazu müssen sie aber einen Löffel voll mit Lebertran hinunterwürgen. Wir verzichten dankend.
Nächster Halt ist Nesna, wo wir nur etwa 15 Minuten verweilen und dann weiter nach Sandnessjøen schippern. Auf der Fahrt dorthin legen wir uns in Liegestühle und lassen uns eine Weile die Sonne ins Gesicht scheinen. An der Backbordseite erkennen wir die Helgelandsbrua, eine 1.073 Meter lange und 45 Meter hohe Brücke. Wir strahlen mit der Sonne um die Wette. Nach dieser kleinen norwegischen Siesta gönnen wir uns das letzte Mittagsbuffet dieser Reise. Eine ausgedehnte Session wird es aber nicht, denn nur etwa 30 Minuten nach der Abfahrt kommt die sagenumwobene Gipfelkette Sieben Schwestern in Sichtweite. Auf der ersten Reise waren die zwischen etwa 900 bis 1100 Meter hohen Gipfel unter Wolken verhüllt. Heute werden sie von der Sonne erstrahlt und präsentieren sich stolz und in voller Pracht vor hellblauem Himmel. Traumhaft! Bis kurz vor Brønnøysund, dem nächsten Hafen, können wir diesen Anblick genießen.
Dann erreichen wir um kurz vor 16 Uhr Brønnøysund und gehen von Bord. Unser erstes Ziel ist das AMFI in dem sich ein coop mega befindet. Schließlich haben wir noch Pfandflaschen und ich brauche dringend Hustenbonbons, denn seit gestern bin ich, wahrscheinlich durch die trockene Luft im Schiff und der steifen Brise an Deck, etwas heiser und dieser permanente Hustenreiz nervt mich gewaltig. Als wir Beide haben, was wir wollen, schlendern wir noch etwas durch das AMFI und stellen auch hier fest, dass viele Sachen preislich deutlich reduziert sind. Teilweise um bis zu 70 Prozent. Ein Paradies für Schnäppchenjäger. Dann verlassen wir das schöne Einkaufscenter und sind erstaunt, dass ein solches doch recht großes AMFI hier steht.
Leider haben wir nicht mehr soviel Zeit wie erhofft und schaffen es nur noch, ein paar Erinnerungsfotos der hiesigen Kirche zu machen. Der Weg zurück zum Schiff führt uns am Yachthafen entlang und wir sehen in der Ferne die von der untergehenden Sonne rötlich angestrahlte MS Nordkapp. Als wir zurück am Kai sind, sehen wir, dass einige Passagiere das hier angebotene Softeis essen. Einer cleveren (Marketing)-Legende zu folge, soll es hier das beste Softeis Nordnorwegens gegen. Man muss es halt nur glauben. Den besten Hamburger gibt es ja auch angeblich in Geiranger, die beste Currywurst in Hamburg-Eppendorf und das beste Pizzabrot in Pinneberg.
Wieder an Bord, gehen wir natürlich ohne Umwege auf Deck 5. Wie wir wissen, ist die Ausfahrt aus dem Hafen hier spektakulär. Das verkündete Reiseleiter Marco dann auch bereits vor dem Anlaufen. Entsprechend gut frequentiert ist der Bug auf Deck 5. Erfahrungsgemäß löst sich das Gedränge aber dann auf, wenn das Schiff etwas Fahrt aufnimmt und der Wind entsprechend frischer wird. Ich will mich aber sowieso auf die Steuerbordseite stellen, weil man von dort aus sowohl den Sonnenuntergang als auch später den Torghatten besser sehen und fotografieren kann. Los geht’s durch die enge Ausfahrt vorbei an Schären und unter der imposanten 550 Meter langen Brücke hindurch. Das Ganze bei untergehender Sonne. Selbst ein Offizier oben auf der Schiffsbrücke macht ein Erinnerungsfoto, wie ich zufällig sehe.
Und schon kommen wir zur Insel Torget mit dem berühmten Berg Torghatten. Das etwa 35 Meter hohe und rund 160 Meter lange Loch in der Mitte ist schon aus der Ferne deutlich zu erkennen. Obwohl dieses Loch geologisch beinahe zweifelsfrei erklärbar ist, rankt sich hartnäckig die Sage um den ungehorsamen Sohn des Königs Vågekallen. Ungeachtet dessen verlassen wir die eigentliche Route und machen nach steuerbord abfallend einen kleinen Umweg, um den Berg und das Loch besser erkennen zu können.
Bevor wir Rørvik anlaufen, wird das für uns letzte Abendmenü serviert. Weil morgen in Trondheim viele Passagiere die MS Nordkapp verlassen, findet heute das Captain´s Dinner statt. Selbiges ist aber relativ unspektakulär. Der Kapitän und die Offiziere sowie die Restaurantcrew laufen einmal in einer Art Polonäse im entgegen gesetzten Kreis durch das Restaurant und verabschieden sich so von den Passagieren. Traumschiff Feeling kommt zum Glück nicht auf, obwohl mir die entsprechende Melodie von James Last auf der Zunge liegt.
Nach einem Verdauungskäffchen sind wir auch schon in Rørvik. Hier besuchen wir das ebenfalls im Hafen liegende Hurtigrutenschiff Kong Harald. Ich mache es kurz; nicht schlecht aber andere Schiffe gefallen uns besser. Nach dem Auslaufen folgt das, wovor wir uns auf Hurtigrutenreisen am meisten fürchten. Wir müssen packen, weil die Reise für uns morgen zu Ende ist. Trotzdem geht es uns gut von der Hand und schon bald melden wir gemeinschaftlich Vollzug. Supi, dann können wir ja noch einen Becher Tee trinken.
Wir haben noch nicht ausgetrunken, als plötzlich Polarlichter gemeldet werden. Damit haben wir nun gar nicht gerechnet. Glücklicherweise sitzen die Handgriffe beim Zusammenbau der Kamera/Stativ und ich komme nur ein paar Minuten später auf Deck 7 an als meine Frau. Und tatsächlich sehen wir Polarlichter. Anfangs noch etwas schwach, nehmen sie im weiteren Verlauf des Abends an Intensität zu. Diesmal sind sie achtern und mehr am Horizont. Nach einer guten Stunde werden sie wieder schwächer und verschwinden dann komplett. Wow! Was für ein Abschied.
Die Uhr sagt mir, dass es kurz vor Eins ist und da wir morgen relativ zeitig aus den Federn kriechen müssen, treten wir jetzt den umgekehrten Weg an. Gute Nacht!