Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Viking » Do, 24. Jul 2014, 16:26

Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram – 24.07. – 01.08.2013

Tag 1 – Hamburg (53° 33´ N, 10° 00´ O) / Düsseldorf (51° 13´ N, 6° 47´ O) – 24.07.2013

Kurz nach 16 Uhr verlassen wir bei brüllender Hitze unsere Wohnung um uns auf den Weg nach Spitzbergen zu machen. Mit der U- und S-Bahn erreichen wir nach circa 30 Minuten den Hamburger Flughafen und checken ein paar Minuten später ein. Wir düsen zunächst von Hamburg nach Düsseldorf um dort die Maschine Richtung Longyearbyen zu nehmen. Beim Check-In betone ich das mehrmals, damit unser Gepäck entsprechend gekennzeichnet wird. Ich werfe ganz unauffällig einen Blick auf die Aufkleber am Koffer und sehe die Flughafenkürzel DUS und LYR. Wir bekommen unsere Boardingcards für den Flug von Hamburg nach Düsseldorf und auch die für den Weiterflug von Düsseldorf nach Longyearbyen.

Bei der Sicherheitskontrolle schlägt meine Gürtelschnalle Alarm und ich darf vor einem Mitarbeiter des Flughafensicherheitsteams Männchen machen. Diese Hürde meistere ich natürlich elegant. Mit Handgepäck über der Schulter und Winterjacke über dem Arm schlendern wir ein wenig durch das Flughafengelände. Gegen 18:15 Uhr gehen wir an Bord, um etwa 20 Minuten später in Richtung Düsseldorf abzuheben. Keine Stunde später landen wir und können ohne Umwege zum Abflug Gate latschen. Wir gucken erstmal, wo wir später hin müssen und erkunden danach den Düsseldorfer Airport. Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen und erfrischen uns mit einem überteuerten Kaltgetränk (Flensburger Wasser in der Bügelflasche – sehr lecker!).

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Um etwa 21:20 Uhr dürfen wir die Boing 737-700, welche uns nach Spitzbergen fliegen soll, betreten. Vom Sitzplatz aus kann ich noch den Sonnenuntergang fotografieren, der für die nächsten Tage, der letzte für uns sein wird. Die Maschine hebt pünktlich ab und der Flug verläuft sehr ruhig und bietet spektakuläre Wetterleuchten. Das an Bord servierte Essen ist, sagen wir mal, genießbar, bedarf aber keiner besonderen Erwähnung. Die eigentliche Herausforderung ist da schon das Handling auf so engen Raum. Konzentration und Koordination sind hier gefragt. Die gereichten Erfrischungsgetränke erhöhen den Schwierigkeitsgrad. Nach diesem Mahl pfropfe ich mir die Kopfhörer meines MP3-Players in die Ohren und versüße mir die Zeit mit dem aktuellen Album von BATTLE BEAST. Je später es wird, desto heller wird es. Ein kleiner Vorgeschmack auf die uns erwartende Mitternachtssonne…

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Fortsetzung: Tag 2
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Ronald » Do, 24. Jul 2014, 16:39

Hallo Jörg,
na da bin ich dann mal gespannt. Wir dürfen diesen Flieger ja nächsten August nehmen. Hatten versucht von Hamburg früher nach Longyearbyen zu kommen - wie letztes Mal -, aber man habe angeblich "keine Kapazitäten". Diesen Ausdruck kenne ich aus der Gastronomie in "Vor-Wende-Zeit". :D
Gruß
Ronald
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Hubi59 » Fr, 25. Jul 2014, 6:57

Hei Jørg
Man da bin ich auch gespannt was du erlebt hast und dem Ronald sein Bericht kommt ja sicher auch bald :wink:
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Viking » Fr, 25. Jul 2014, 8:31

Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram – 24.07. – 01.08.2013

Tag 2 – Longyearbyen (78° 13′ N, 15° 38′ E) / Barentsburg (78° 4′ N, 14° 13′ E) – 25.07.2013

Nach etwas weiniger als 4 ½ Stunden Flugzeit landen wir sicher und entspannt auf dem kleinen Airport von Longyearbyen und berühren fasziniert den betonierten Boden des Flughafengeländes. Da sind wir also nun – Spitzbergen! Es ist etwas bedeckt aber hell - um 1:00 Uhr Nachts! Kurz vor der Landung hat uns der Pilot mitgeteilt, dass dieTemperatur in Longyearbyen bei 5°C liegt. Entsprechend frisch ist es, als wir zur Ankunftshalle pilgern um die Koffer in Empfang zu nehmen. Auf vielen der wartenden Gesichter kann man die Nervosität ablesen, ob das eigene Gepäck mit an Bord der Maschine war oder nicht. Als sich das Gepäckband in Bewegung setzt, steigt die Spannung. Ich sehe das ganz entspannt und sage mir; es ist doch eine Expeditionsreise um nach kurzer Wartezeit unsere Koffer freudig in Empfang zu nehmen.


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Auf dem Weg zum Ausgang treffe ich dann unsere (Gruppen)-Reiseleiterin Birgit Jensen und mache mich bekannt. Mein erster Eindruck, dass sie sehr nett und sympathisch ist, sollte sich auf der Seereise mehrfach bestätigen. Mit unserem Gepäck gehen wir zu den bereitstehenden Bussen, wuchten die Koffer in den Laderraum und besteigen den betagten Bus. So etwas wie TÜV scheint es hier nicht zu geben. Immerhin sind die Reifen so platt, dass das Vehikel wie ein Formel 1 Bolide auf der Strasse liegt. Unser Chauffier ist eine junge Dame mit knallrotem Haar. Sie fährt uns zügig und sicher zunächst zum Raddison Blue Hotel, wo eine Handvoll Leute aussteigen und danach zu unserem Hotel, dem Spitsbergen Hotel. Hier heisst es nun Schuhe aus. Auf diese für einige überraschende Situation sind wir bestens vorbereitet. Mit einem Griff ziehen wir ein paar Socken mit Laufsohle (Noppen) aus dem Handgepäck und begeben uns zur Rezeption. Für uns wurde Zimmer 303 gebucht. Ein gemütliches Doppelzimmer mit relativ großem Bad.


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Mittlerweile ist es 3 Uhr und bis 11 Uhr müssen wir das Zimmer wieder verlassen. Die Nacht wird also kurz. Nach dem Frühstück bringen wir unsere Koffer in den Hotel-Gepäckraum, von wo aus sie direkt auf die MS Fram gebracht werden. Bis zum anberaumten Treffen um 11 Uhr mit unserer (Gruppen)-Reiseleiterin, haben wir noch etwas Zeit und erkunden ein wenig die Umgebung. In der Svalbardbutikken kaufen wir ein paar Kleinigkeiten und müssen dann schon wieder zurückkehren. Am Treffpunkt angekommen erhalten wir ein Begrüßungsgetränk und Birgit J. erzählt ein paar wissenswerte Sachen über Svalbard. Direkt im Anschluss wird ein 2-Gänge-Mittagsmenü im Hotel serviert bevor es um 13 Uhr zur Stadtrundfahrt durch Longyearbyen und Umgebung geht. Es werden zwei Fotostopps eingelegt und wir besuchen das Svalbard Museum und die Svalbard Galerie.


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Longyearbyen wurde im Jahre 1906 als Bergarbeitersiedlung gegründet. Die einzige noch in Betrieb befindliche Zeche versorgt das hiesige Kraftwerk mit Steinkohle. Als einer der nördlichsten Orte der Welt verfügt Longyearbyen mittlerweile über eine zeitgemäße Infrastruktur und lebt vorwiegend von der Forschung und dem Tourismus. Das norwegische Polarinstitut hat hier u. a. eine Station. Bekannt ist sicherlich auch das Svalbard Global Seed Vault, der “Saatgut-Tresor“ zur Einlagerung von Saatgut, auf einem Plateau in der Nähe der Siedlung.


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Gegen 16 Uhr endet die Stadtrundfahrt an der Pier, wo wir nun endlich an Bord der MS Fram gehen. Der Check-In läuft recht flott (diesmal funktionieren auf Anhieb alle Terminals) und so steuern wir mit der bereits beim Check-In freigeschalteten Cruisecard zielsicher unsere Kabine an. Die Koffer stehen davor. Hurra! Wir stellen sie hinein, packen ein paar Sachen aus und holen uns auf Deck 4 unsere blauen Expeditionsjacken ab. Bevor die Fram ablegt, findet noch die vorschriftsmäßige Sicherheitsübung auf Deck 5 statt. Danach legen wir auch schon ab.


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Erstes Ziel ist am heutigen Abend die russische Bergarbeitersiedlung Barentsburg im Grønfjorden, einem Seitenarm des Isfjorden. Während der kurzen Fahrt dorthin (es sind lediglich 26 Seemeilen) wird im Restaurant das Abendbuffet serviert. Bevor wir Barentsburg erreichen, gucken wir, in welche Bootsgruppe wir eingeteilt sind. Anlandungen ob mit den Polar Circle Booten oder mit der Fram werden in den nächsten Tagen immer nacheinander in (Boots)-Gruppen erfolgen. Wir sind Bootsgruppe 2 zugeteilt und dürfen demzufolge heute als zweite Gruppe von Bord. Die Pier in Barentsburg ist recht niedrig, so dass die Passagiere nicht über die Gangway von Deck 3 das Schiff verlassen können sondern über eine provisorische Gangway auf Deck 2 an der Steuerbordseite. Das verzögert den ersten Landgang um gute 20 Minuten.


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Wir nehmen an einer kleinen Führung durch die Fabrikstadt teil. Dazu müssen wir zunächst über eine Holztreppe, die sich im Zick Zack nach oben schlängelt, in den Ort hinauf. Wer die 240 Stufen nicht meistert, kann einen kleinen Bus nehmen. Als Guide fungiert Andreas Sanders vom Expeditionsteam, der die englischsprachigen Erläuterungen einer jungen einheimischen Städteführerin ins deutsche übersetzt. Barentsburg ist nach Longyearbyen der zweitgrößte Ort auf Spitzbergen. Beide Siedlungen sind etwa 55 Kilometer von einander entfernt und nur per Schiff, Helikopter, Schneemobil, Hundeschlitten oder zu Fuß erreichbar, da es keine befestigten Straßen gibt. Im Jahre 1932 gegründet, wird hier noch immer Steinkohle abgebaut. Heute leben hier noch etwa 450 Menschen, von denen die meisten aus Russland und der Ukraine stammen. In den 1990er Jahren waren es bis zu 1.500 Einwohner. Barentsburg dient auch als Polarstation.


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Am Hotel in Barentsburg angekommen, werden wir unserem Schicksal überlassen und können den Ort auf eigene Faust erkunden. Teil des Landausfluges ist der Besuch einer Folkloreshow. Da mir irgendwie nicht nach russischer Folklore ist, besucht die Show nur meine Frau während ich den Expeditionsauftrag ernst nehme und die Ortschaft erkunde. Ich entdecke sogar einen Fußballplatz, der wie vieles in dem Ort, schon bessere Zeiten gesehen hat. Die meisten Passagiere der Fram sind entweder bereits wieder an Bord oder bei der Folkloreshow. Ich bin zeitweise ganz alleine unterwegs. Viele Gebäude sind dem Verfall nahe und unbewohnt. Es kommt mir manchmal vor als bewege ich mich durch eine Geisterstadt. Komisches Gefühl.


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Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass die Show langsam zu Ende sein müsste und so bummele ich zum Gemeindehaus um meine Frau dort abzuholen. Einige haben offensichtlich Panik, dass die Fram ohne sie ablegt und verlassen die Veranstaltung weit vor Beendigung selbiger. Da wir wie gesagt rund 20 Minuten später an Land gehen konnten, gewährt uns der Kapitän auch eine halbe Stunde längeren Aufenthalt. Zurück an Bord lassen wir den Tag bei einer leckeren Tasse Kakao Revue passieren. Meiner Frau hat die Folkloreshow ausgesprochen gut gefallen und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen. Gegen 23:30 Uhr verlassen wir Barentsburg und nehmen Kurs auf den Hornsund. Wir lassen uns noch einige Zeit auf Deck 5 den (Fahrt)-Wind um die Nase wehen und sehen am Horizont, wie sich die Sonne ihren Weg durch eine Wolkenformation bahnt. Irgendwann fallen wir ziemlich Müde in unsere Kojen. Draussen wird es einfach nicht dunkel…


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Fortsetzung: Tag 3
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Kumulus » Fr, 25. Jul 2014, 9:33

Das ist schon eine andere Welt, in der du dort "eingetaucht" bist.

Phantastische Aufnahmen und total interessante Beschreibung.

Danke für's Zeigen.

Gruß
Martin
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon inesmstaedt » Fr, 25. Jul 2014, 12:05

Hallo Jörg,

danke fürs Mitreisen-Lassen!
Wieder mal sehr schön geschrieben und ganz tolle Fotos.
:super: :bussi: :super:
LG Ines
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Hubi59 » Fr, 25. Jul 2014, 12:26

Schøne Bilder, ich kenne die Motive alle von meinen beiden Aufenthalten dieses Jahr im Februar und Mai auf Svalbard, kenne nun alle komerziellen Angebote der Stadt/Insel und nun træume ich von einer gefuehrten Trekkingtur ueber die Insel zu den den grossen Gletschern, deine Bilder machen das warten nicht unbedingt leichter. :wink:
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Viking » Fr, 25. Jul 2014, 16:48

Vielen Dank für das positive feedback!!! :)
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Viking » Sa, 26. Jul 2014, 9:00

Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram – 24.07. – 01.08.2013

Tag 3 – Hornsund (76° 57′ N, 15° 46′ E) / Gnålodden (77° 01' N, 15° 52' E) – 26.07.2013

Nach dem Frühstück gehen wir in den Framheim Saal der sich auf gleichem Deck befindet, um den Informationen zur AECO (Association of Arctic Expedition Cruise Operators) und den Anlandungen mit dem Polar Circle Booten zu lauschen. Expeditionsleiterin Anja Erdmann erklärt alle wichtigen Details. Anlandungen sind auf eine bestimmte Anzahl von Personen limitiert und werden in Blöcken von je max. 3 Bootsgruppen durchgeführt. Heute beginnt unsere Gruppe (2) gefolgt von Gruppe 3 und Gruppe 4. Nach einer Pause und der Rückkehr der ersten (Tages)-Gruppe geht es mit den Gruppen 5, 6 und 7 weiter. Nach einer weiteren Pause folgen die letzten Gruppen des Tages. So soll gewährleistet werden, dass nicht mehr als drei Bootsgruppen gleichzeitig an Land sind. Die Anlandungen der Bootsgruppen erfolgen im Rotationsprinzip – so beginnt die nächste Anlandung mit Bootsgruppe 3.

Im Anschluss an die Infoveranstaltung erfüllt sich für viele Damen ein Traum; es können Schuhe anprobiert werden. Na ja, es handelt sich um die empfohlenen Gummistiefel, die bei sog. nassen Anlandungen getragen werden sollten. Eine Empfehlung, die wir ausdrücklich bestätigen. Die Gummistiefel sind sehr bequem, haben eine sehr gute, griffige und rutschfeste Sohle und sind (natürlich) absolut wasserdicht. Die Leihe kostet pro Paar 120 NOK für die Zeit der Seereise und stellt eine sinnvolle Investition dar. Die Gummistiefel werden für die Zeit der Seereise in einem Frachtraum auf Deck 2 in unmittelbarer Nähe zur Ein- und Ausstiegsrampe für die Polar Circle Boote nach Kabinennummer gelagert. Hier befinden sich auch die Rettungswesten, die bei Anlandungen mit den Polar Circle Booten getragen werden müssen.


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Nach diesen organisatorischen Tagesordnungspunkten begeben wir uns an unseren Lieblingsplatz auf Deck 5 am Bug und lassen staunend die atemberaubende Landschaft des Hornsund an uns vorbeiziehen. Majestätische Gipfel, türkis/blau schimmernde Gletscherzungen und ein kalbender Gletscher ziehen uns in ihren Bann. Nur schwer können wir uns von diesem Anblick trennen um den kulinarischen Verlockungen des Mittagsbuffets beizuwohnen. Beim Anblick der zahlreichen Desserts überlege ich mir schon jetzt einen Trainingsplan zum Fettabbau nach der Seereise. Mahlzeit!


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Die Anlandestelle Gnålodden erreichen wir alsbald und so gehen wir in den Standby-Modus. Zunächst verlässt das Expeditionsteam die MS Fram um die Anlandestelle zu sichten und zu sichern. Hier auf Spitzbergen hat die Natur und die lebenden Tiere Vorrang. Man hält also zunächst nach Eisbären Ausschau um diese nicht in ihrem Lebensraum zu stören. Wird ein Eisbär gesichtet, sucht das Team eine andere Anlandestelle. Trotz größter Umsicht kann es natürlich vorkommen, dass ein Eisbär wie aus dem Nichts auftaucht und sich neugierig und/oder hungrig der Anlandestelle nähert. Alle Mitglieder des Expeditionsteams tragen zur Gefahrenabwehr eine Signalpistole und ein Gewehr. Sollte sich ein Eisbär auf gefährliche Distanz nähern, wird zunächst versucht ihn mit der Signalpistole zu vertreiben. Durch den sehr lauten Knall und der nach oben abgefeuerten Signalmunition erschrickt in den meisten Fällen ein Eisbär und zieht sich zurück. Nur in absoluten Ausnahmefällen und bei akuter Gefahr eines Angriffs durch einen Eisbär wird vom Gewehr Gebrauch gemacht. Das Expeditionsteam hat eine entsprechende Schiessausbildung, welche in regelmäßigen Abständen aufgefrischt wird (Schussübungen) um das Tier möglichst mit dem ersten Schuss zu töten.

Das Expeditionsteam verteilt sich also und gibt nach etwa 30 Minuten den Anlandeplatz via Walkie-Talkie frei. Über die Bordsprechanlage werden wir (Bootsgruppe 2) gebeten auf Deck 2 zu kommen. Das Abenteuer der ersten nassen Anlandung beginnt. Rein in die Gummistiefel, Rettungsweste anlegen und schon stehen wir parat um ein Polar Circle Boot zu entern. Das kennen wir zwar schon von unserer letzten Seereise mit der MS Fram aber eine nasse Anlandung stellt am heutigen Tage die Premiere für uns dar. Die Cruise Card wird gescannt, die Bootscrew ist beim Einsteigen ins Boot behilflich und schon flitzt das mit seinen 9 Mann starken Besatzung (Bootsmann und 8 Paxe) besetzte Polar Circle Boot mithilfe eines 80 PS starken Außenborders los um fremde Galaxien und, ach nee, um Richtung Anlandepunkt zu gelangen. Dort angekommen wartet bereits ein Teil des Expeditionsteams um uns nicht nur in Empfang zu nehmen sondern auch aus dem Boot zu helfen. Ich hüpfe lässig und gekonnt von Bord als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Okay, ich bleibe etwas mit dem rechten Fuß im Kies stecken und kann eine Rolle Vorwärts nur durch einen sportlich anmutenden Ausfallschritt mit dem linken Bein abwenden aber das fällt aufgrund der einhergehenden Dynamik dieser Aktion offenbar niemandem auf. Wir erhalten eine kurze Erläuterung was es hier so alles zu sehen und entdecken gibt, in welchem Radius wir uns bewegen dürfen und das wir ab jetzt eine Stunde Zeit haben. Dalli Dalli…!


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Das Wetter geht von diesig und Nieselregen in neblig und Regen über. Wir lassen uns davon aber nicht beirren und erkunden die Landschaft. Die Attraktion an der Burgerbukta in Gnålodden ist der Vogelfelsen mit unzähligen Dreizehenmöwen und Dickschnabellummen. Außerdem steht hier noch die von Odd Ivar Ruud errichtete Trapperhütte, einem der letzten Eisbärenjäger auf Spitzbergen. Am Strand liegen riesige Felsbrocken inmitten saftiger und grüner Tundra Vegetation. Aus Sorge um meine Kamera mache ich nur ein paar Fotos, die zumeist ein schönes grau zeigen. Zum Glück sind wir Wind- und Wasserdicht gekleidet und so vergeht die Stunde Aufenthalt schneller als gedacht. Wir hätten natürlich auch jederzeit zurück an Bord der MS Fram gebracht werden können aber selbst bei diesem etwas schlechten Wetter zeigt sich die Umgebung in erstaunlich schöner Weise. Die Rückfahrt wird dann etwas ruppig und nass. Der Wind hat aufgefrischt und/oder gedreht und das Polar Circle Boot muss gegen die Wellen ankämpfen. Mir eröffnen sich nach Rückkehr auf die MS Fram zwei Erkenntnisse, 1. Nun wissen wir was eine nasse Anlandung bedeutet und 2. ich habe auch in nassen Regenhosen trockenen Humor.


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Dennoch legen wir uns in der Kabine angekommen erstmal trocken. Zum relaxen und um uns etwas aufzuwärmen (am 26. Juli!!!) lassen wir uns eine Tasse Tee in der Cafeteria schmecken. Wir beobachten noch eine Weile die anderen Bootsgruppen und stellen fest, dass das Wetter auch für die leider nicht besser wird. Ein Blick auf das Tagesprogramm ruft uns in Erinnerung, dass heute zum Abendessen ein Menu serviert wird. Unsere Gruppe ist für die erste Abendessensitzung um 18 Uhr eingeteilt (Perfekt!) und wir bekommen Tisch 27 (Genial!). Für Interessierte; Tisch 27 ist ein Rundtisch für 6 Personen ganz im hinteren Teil (Heck) der MS Fram direkt neben dem für den Kapitän und Offiziere reservierten Tisch. Wir haben heute die Wahl zwischen Hähnchenbrustfilet und Heilbutt und entscheiden uns für den Heilbutt. (Näheres zur Verpflegung an Bord im Fazit).

Für 21:45 Uhr ist der Willkommensempfang unseres Kapitäns Benny Didriksen in der Observation Lounge auf Deck 7 geplant. Wir zwitschern zuvor noch ein Käffchen und wohnen dem Briefing für den morgigen Tag bei. Mittlerweile haben wir den Hornsund hinter uns gelassen und schippern in östlicher Richtung aufs offene Meer zu. Ist mir zwar ein Rätsel, da unser nächstes Ziel, der Bellsund, in nördlicher Richtung liegt aber okay. Der erwähnte Empfang des Kapitäns findet zwar statt, fällt aber recht kurz aus, weil das Gerücht einer Walsichtung die Runde macht. Hastig werden Offiziere, Crew und das Expeditionsteam vorgestellt, das Gläschen Sekt oder O-Saft runtergespült und ab geht es zur Walbeobachtung. Was nun folgt wird ein einschneidendes und einzigartiges Erlebnis werden. Ich stürze in unsere Kabine, ziehe mir warme Klamotten an und begebe mich mit Kamera bewaffnet auf Deck 5 zum Bug.

In der Ferne kann man sich bewegende dunkle Punkte und hochschießendes Wasser erkennen. Schnell wird erkennbar, dass es sich hier um eine Gruppe Wale handelt. Zwei- oder dreimal springt ein Wal aus dem Wasser um klatschend aufs selbige zu fallen und wieder abzutauchen. Ich kann nicht glauben, was ich da sehe und bin nicht in der Lage das zu fotografieren. Immer weiter nähert sich die MS Fram dem Ort des Geschehens und sehr deutlich kann man erkennen, dass hier etliche Wale auf- und abtauchen. Die Maschine der MS Fram steht still und wir treiben quasi geräuschlos im Wasser. Die Wale kommen immer dichter und wir sind inmitten einer riesigen Gruppe der Meeressäuger. Wohin man blickt sieht man Fluken und Blas. Einige Wale tauchen nur wenige Meter vom Schiff entfernt auf und wieder ab. Es sind Buckel- und Zwergwale. Wir sind ihnen so nahe, dass man die Geräusche, Töne und Laute die sie von sich geben, hören kann. Ein Buckelwal taucht direkt neben dem Bug auf und verharrt kurz in dieser Position. Fast scheint es so, als gucke er kurz, was er denn da vor sich hat um dann unter dem Schiff hindurchzutauchen. Unglaublich! Einem Buckelwal so nahe zu kommen, dass man seine knorrige, zerklüftete Schnauze anfassen könnte ist ziemlich ergreifend und absolut unbezahlbar.


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Nach gut 45 Minuten entfernen sich die Wale und die MS Fram nimmt langsam wieder Fahrt auf. Später erfahren wir, dass der Meeresboden in dem Gebiet der Walsichtung steil abfällt und Wale zum Fressen von Krill und kleinen Fischen herkommen. Eine derart große Gruppe sei aber sehr ungewöhnlich. Von der Brücke aus habe man versucht die Wale zu zählen und ist auf eine Zahl von etwa 50 (!!) Meeressäugern, darunter 12 (!!!) Buckelwale gekommen. Mein ausdrücklicher Dank geht an dieser Stelle an Kapitän Didriksen, der durch gezieltes Manövrieren das sich uns bietende Schauspiel ermöglichte! Ein unvergessliches Erlebnis. Tusen takk!

Auch dieser ereignisreiche Tag neigt sich nun dem Ende entgegen. Bei einer Schale Kakao studieren wir des morgige Tagesprogramm und fahren so etwas herunter. Wir verkrümeln uns in unsere Kabine und wechseln die Körperhaltung in waagerechte Position auf der Matratze. Mitten in der Nacht und es ist noch immer hell. Die Mitternachtssonne macht mich langsam wuschig…


Fortsetzung: Tag 4
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Ronald » Sa, 26. Jul 2014, 10:36

Super geschrieben. Danke Jörg!!!
Und die Fotos dazu - und dann die Wale so dicht vor dem Schiff ...
Gruß
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Hubi59 » Sa, 26. Jul 2014, 10:40

Was für ein Bericht, super geschrieben und ganz tolle Bilder.
Danke Joerg
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Viking » So, 27. Jul 2014, 20:12

Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram – 24.07. – 01.08.2013

Tag 4 – Bellsund (77° 40′ N, 14° 0′ E) / Recherchefjorden (77° 31′ N, 14° 40′ E) / Bamsebu (77° 33' N, 15° 00' E) – 27.07.2013


Heute können wir gemütlich und ausgiebig frühstücken. Die erste Anlandung ist zwar bereits für 8:30 Uhr anvisiert aber unsere Bootsgruppe ist aufgrund des Rotationsprinzips am heutigen Morgen die Letzte. Wir erreichen die Vårsolbukta im Bellsund pünktlich, aber eine Anlandung ist nicht möglich, weil zu hohe Wellen auf die Küste treffen. Da es für solche Fälle immer einen Plan B, C und D gibt, weichen wir in den kleinen Fjord Recherchefjorden, der eigentlich mehr einer Bucht gleicht, an der Südseite des Bellsunds aus. Dieser Seitenarm des Bellsunds ist Teil des Nationalparks Süd-Spitzbergens. Wir gehen mit Blick auf den Recherchebreen, einem großen Gletscher, vor Anker. Es bietet sich uns eine sagenhafte Kulisse bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.


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Bevor ich mich auf Deck 5 begebe, um Natur und Wetter zu genießen, mache ich es mir kurz auf einen der Sessel gegenüber der Rezeption gemütlich. Birgit J. gesellt sich zu mir, wünscht mir einen guten Morgen und gratuliert mir zum Geburtstag. Sie merkt gleich, dass ich erstaunt bin und sagt mit einem Augenzwinkern, dass sich das auf dem Schiff herumgesprochen hat. Ich freue mich natürlich sehr und wir klönen noch ein paar Minuten. Sie schwärmt auch noch immer von der gestrigen Walbeobachtung.

Nachdem wir ein ausgiebiges Frischluftbad an Deck genossen haben, überbrücken wir die restliche Zeit bis wir an Land können mit dem Schreiben von Postkarten, die wir morgen in Ny Ålesund abschicken möchten. So um 11:15 Uhr erschallt dann auch schon der Aufruf für unsere Bootsgruppe.


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An Land angekommen werden wir gebeten, immer einige Meter Abstand zum Wasser einzuhalten, da bei einem Kalben des Gletschers ein Mini-Tsunami entstehen kann und der Strand überflutet wird. Außerdem erfahren wir, dass das Expeditionsteam an der Stelle wo Corinna steht, etwa zwei Tage alte Eisbärenspuren entdeckt hat. Die gucken wir uns später an, denn zunächst pilgern wir in Richtung Gletscher. Wir stehen dann am gegenüberliegenden Strand und zwischen uns und dem Gletscher befindet sich ein (Gletscher)-See, in dem große und kleine Eisschollen schwimmen. Auch am Strand funkeln zahlreiche Eisbrocken in der Sonne, knacken und schmelzen vor sich hin.


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Wir erforschen neugierig das Gelände und tapsen dann zu der Stelle, an der Corinna die Eisbärenspuren bewacht. Wir erkennen deutlich die Abdrücke von riesigen Tatzen. Den Spuren nach zu urteilen war es ein Einzelgänger. Auch wenn es sich wenig spektakulär anhört, so ist es doch irgendwie aufregend, eine Eisbärenspur im Lebensraum dieser faszinierenden Tiere zu sehen. Wir sind ihnen also auf der Spur…


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Nachdem wir wieder an Bord der MS Fram sind, nimmt diese Kurs auf Bamsebu. Wir steuern derweil das Restaurant an. Der anschließende Verdauungsspaziergang führt uns zum Bug auf Deck 5, wo wir es uns auf den Klappstühlen gut gehen lassen und in der prallen Sonne braten. Ich krempele mir die Ärmel und Hosenbeine hoch und relaxe in der Sonne. Könnte mir mal jemand ein Schirmchengetränk reichen?

Wir erreichen Bamsebu und können aus der Ferne die am Strand liegenden Walknochen sehen. Die Anzahl der Knochen lässt darauf schließen, dass hier etwa 550 Wale geschlachtet wurden und erzählen somit eine (traurige) Geschichte des umfangreichen Walfangs. Diese Zahl entnehme ich dem heutigen Tagesprogramm. Nicht dass jemand denkt ich hätte sie gezählt. Hier steht auch die einzig verbliebene Hütte dieser Art, die um 1930 von Ingvald Svendsen in der Ingebrigtsenbukta (heute Bamsebu) für die Jagt auf den Beluga Wal errichtet wurde. Am Strand angekommen nimmt uns Andreas in Empfang und führt uns herum. Wir erfahren viele interessante Dinge über Walfang, Natur und insbesondere Geologie. Anschließend haben wir noch Zeit, uns ein wenig auf eigene Faust umzugucken.


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Als wir gegen 19 Uhr zurück zur MS Fram brettern, scheint die Sonne immer noch. Nicht nur weil ich auf dem Kopf aussehe wie ein geplatztes Sofakissen, mache ich mich unter der Dusche nass. Frisch wie der Morgentau schwebe ich fast pünktlich um 20:15 Uhr ins Restaurant, wo für uns heute erneut ein Menü serviert wird. Zur Wahl stehen Schweinefilet und Arktischer Saibling. Ich entscheide mich für Ersteres. Noch bevor ich die Getränke ordern kann, überreicht mir Birgit ein in Hurtigrutenpapier gewickeltes Geschenk. Ich bin total verblüfft und bedanke mich in den nächsten Tagen noch mehrfach dafür. Inhalt ist das Buch KINNVIKA 80° Nord – Eine Frau, ein Mann und die Einsamkeit der Polarnacht. Ich freue mich wie Bolle! Bevor das Dessert serviert wird, wird es plötzlich laut. Die gesamte Restaurantcrew marschiert singend und mit überdimensional großen Wunderkerzen bewaffnet auf unseren Tisch zu, singt mir ein Geburtstagsständchen und überreicht mir eine Geburtstagstorte. Als mir auch noch alle persönlich gratulieren bin ich etwas bis sehr gerührt. Wir schneiden die Geburtstagstorte in Stücke und verteilen sie an unserem und am Nachbartisch. Sehr lecker und ganz frisch.

Den Rest der Torte stellen wir in den Kühlschrank unserer Kabine und begeben uns sogleich in die Observation Lounge, wo einige der Offiziere und das Expeditionsteam bei einer Fashion Show Kleidung aus dem Bordshop präsentieren. Das kennen wir zwar schon vom letzten Jahr aber auch diesmal ist es sehr unterhaltsam und kurzweilig. Sogar Kapitän Didriksen flaniert über den Laufsteg. Coole Sache! Nach einem kleinen Abendspaziergang, der uns überraschenderweise zum Bug auf Deck 5 führt, lassen wir fast schon traditionell den Tag bei einer Tasse Tee oder Kakao in der Cafeteria ausklingen. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und draußen ist es hell. Diese Mitternachtssonne…


Fortsetzung: Tag 5
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Viking » Mo, 28. Jul 2014, 17:38

Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram – 24.07. – 01.08.2013

Tag 5 – 14. Julibreen (79° 07.5' N, 12° 10.0' E) / Ny-Ålesund (78° 55′ N, 11° 56′ E) – 28.07.2013

Nach etwa 130 Seemeilen erreichen wir die 14 Julibukta im Kongsfjorden. Während der morgendlichen Nahrungsaufnahme genießen wir die wunderschöne Landschaft. Das Gebiet rund um den Kongsfjorden (Königsfjord) zählt zu den schönsten Gebieten Svalbards. Gegen 8 Uhr rattert die Ankerkette nicht unweit des Gletschers, der nach unseren Informationen immer wieder kalben soll. Das macht er während unseres Aufenthaltes aber nicht. Sabotage!


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Gucken wir uns eben den Rest hier an. Ein steil und hoch aufragender Vogelfelsen liegt vor uns und wir wandern über erstaunlich farbenfrohes Geläuf. Selbst zwischen Felsen sprießen leuchtend blühende Pflanzen. An einer Felseinbuchtung kann man einem kuriosen Naturschauspiel beiwohnen. Wenn man nahe genug an den Felsen herantritt, sind die Vögel, die über uns lautstark an der Klippe entlang fliegen oder in der Felswand brüten, urplötzlich nicht mehr zu hören. Es herrscht völlige Stille. Macht man nur einen Schritt vor, ist das Kreischen der Vögel wieder zu hören. Irgendwie sehr beeindruckend. Der Felsen ist hier teilweise mit Moos bewachsen und an einigen Stellen zeigen bunte Blüten ihre Schönheit. In der Ferne sehen wir ein paar Rentiere. Na ja, eigentlich kann ich sie nur mithilfe des Teleobjektivs meiner Kamera sehen, da sie in dieser Umgebung doch sehr gut getarnt sind, aber immerhin.


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Auch dieser Aufenthalt geht wieder mal viel zu schnell vorbei und uns bleibt nur noch Zeit, ein paar lustige Fotos von uns vor dem nicht Kalbenden Gletscher zu machen. Zurück an Bord gucken wir uns noch eine Weile von Deck 5 aus die Aktivitäten der anderen Gruppen und den Gletscher an (der noch immer nicht kalbt) als die innere Uhr sich bemerkbar macht und über ein Knurren im Magen mitteilt, dass das Mittagsbuffet längst angerichtet ist. Frische Luft macht hungrig.


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Weiter geht es im Kongsfjorden, an dessen Ende aus dem Kongsbreen (Königsgletscher) majestätisch drei Berggipfel ragen. Es sind die nach drei skandinavischen Ländern benannten Dana, Nora und Svea. Die obersten Spitzen sind zwar in Wolken gehüllt, versprühen aber trotzdem eine beinahe mystische Atmosphäre. Die Fram geht hier kurz auf Reede um dann umzukehren und die Pier von Ny Ålesund anzusteuern. Wir müssen noch kurz warten bis die MS FTI Berlin ablegt und machen dann gegen 16:30 Uhr in Ny Ålesund fest. Wir nehmen zunächst an der geführten Wanderung durch Ny Ålesund teil und haben dann bis 19:45 Uhr Zeit zur freien Verfügung.


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Der Ursprung der Siedlung war der Kohleabbau, der nach einem schweren Grubenunglück im Jahre 1962 in heftige Kritik geriet und nur ein Jahr später nach einem weiteren Unfall endgültig eingestellt wurde. Zahlreiche Relikte aus dieser Zeit sind noch heute zu sehen. Historisch bekannt wurde Ny Ålesund durch Nordpol-Expeditionen. Namen wie Roald Amundsen, Lincoln Ellsworth und Umberto Nobile dürften den meisten ein Begriff sein. Der Luftschiffmast, an dem der Zeppelin “Norge“ vor der ersten Expedition festgemacht wurde, steht noch heute. Ny Ålesund beherbergt heutzutage zahlreiche arktische Forschungsstationen und gilt als Zentrum für Polarforschung. Wissenschaftler aus aller Welt sind hier insbesondere in den Sommermonaten für namhafte Institute tätig.


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Nach so vielen interessanten Informationen gönnen wir unseren Gehirnzellen etwas Erholung und schauen uns in der Kongsfjord Butikken um. Ein Souvenirshop inmitten der Arktis. Wir verschaffen uns einen Überblick der feilgebotenen Waren und müssen leider feststellen, dass das meiste doch ziemlich kitschig ist. So beschließen wir, lediglich die uns noch fehlende Briefmarke zu kaufen. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich gar kein Geld bei mir habe. So latsche ich also zurück zur MS Fram, hole mein Portemonnaie und als ich wieder im Shop angekommen bin, ist dieser proppevoll. Wir verschieben den geplanten Großeinkauf auf einen späteren Zeitpunkt und erkunden derweil diesen historischen Ort. Das kleine Postamt ist heute leider nicht besetzt aber die Tür ist offen und die Ny Ålesund-Stempel liegen für Besucher parat. Wir stempeln dann auch gleich unsere geschriebenen Postkarten und werfen sie in den Briefkasten. Meine Frau verschickt ein Dutzend Ansichtskarten. Ich beschränke mich da auf eine Handvoll und schreibe nur den wichtigsten und liebsten Menschen in der Heimat.


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Den bereits erwähnten Luftschiffmast muss ich unbedingt aus der Nähe betrachten und so machen wir uns auf den Weg dorthin. Während es bei uns zu Hause Ortsausgangsschilder gibt, warnt uns hier beim Verlassen der Siedlung ein Schild vor Eisbären und dass man nicht ohne Waffe weiter laufen sollte. Machen wir dennoch, denn am Luftschiffmast wacht Atle Brekken vom Expeditionsteam, der für diese Reise in erster Linie als Eisbärenwächter (kein Scherz!) fungiert. Ein waschechter Norweger, der viele Jahre auf Svalbard gelebt und gearbeitet hat. Der Mast ist im Prinzip eine einfache Stahlkonstruktion auf Betonfüssen. Toll, den Ankermast mal “in Echt“ zu sehen und anzufassen. Wir verabschieden uns bis zur Rückkehr auf die MS Fram von Atle und schlendern zurück zur Siedlung.


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Obwohl die Landschaft eher als karg zu bezeichnen ist, finden wir hier und da blühende Pflanzen. Als echte Farbtupfer entpuppen sich auch die bunten Häuschen. Natürlich hält auch in Ny Ålesund moderne Architektur Einzug aber es hält sich in erträglichem Rahmen. Ein beliebtes Fortbewegungsmittel scheint das Fahrrad zu sein. Überall sieht man Drahtesel stehen und ein paar “Einheimische“ fahren damit umher. Ein interessanter und überschaulicher Ort deren Gebäude und Gegenstände von vor 1946 als historisch geschützt gelten. Unsere vorletzte Anlaufstelle ist das Ny Ålesund-Minenmuseum, welches anschauliche Informationen über den Bergbau im Wandel der Zeit bietet. Auf dem Weg zur MS Fram gucken wir uns noch eine kleine aber feine Ausstellung an, die Ny Ålesund u. a. zu den vier Jahreszeiten zeigt.


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Mittlerweile steht der Zeiger meiner Uhr bei zwanzig Minuten vor Acht Uhr Abends und wir müssen wieder zurück an Bord. Wie mir scheint sind wir die letzten Paxe an Land, denn hinter uns sehe ich nur noch rote aber keine blauen Jacken mehr. Pünktlich um 19:45 Uhr flanieren wir über die Gangway an Bord und rund 15 Minuten später heißt es auch schon Leinen los. Wir gucken uns das Ablegemanöver an, hübschen uns fürs Abendbuffet auf und lassen uns kurze Zeit später die kulinarischen Köstlichkeiten munden. Um 21:45 Uhr findet in der Observation Lounge eine Frucht- und Eisschnitzshow statt. Die haben wir bereits auf der letztjährigen Seereise mit der MS Fram gesehen und verzichten diesmal darauf. Stattdessen lassen wir uns noch eine Weile den Seewind auf Deck 5 um die Nase wehen und beenden den Tag traditionell (Cafeteria/Tee/Kakao). Auch heute haben wir viele imposante Eindrücke sammeln dürfen und krabbeln irgendwann müde aber zufrieden in unsere Kojen. Das Zeitgefühl geht hier oben irgendwie flöten, denn draußen ist es trotz vorgerückter Stunde noch immer hell…


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Fortsetzung: Tag 6
><((((º> Jörg <º))))><
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon Kumulus » Mo, 28. Jul 2014, 18:18

Dieser Reisebericht und die Bilder sind der "Wahnsinn" !!!

Da wird man schnell klein und sprachlos.

Danke für's Teilhaben.

Gruß
Martin

P.S. Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag. Das mit dem gemeinsamen Ständchen kriegen wir hier leider nicht ganz hin.
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Re: Erlebnis Spitzbergen – Westküste mit MS Fram

Beitragvon titho » Di, 29. Jul 2014, 6:32

Dein Reisebericht ist einfach nur klasse - vor allem mit dem Wissen, dass wir im nächsten Jahr auch in Spitzbergen sein werden.

Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.

Grüße Bettina
titho
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