Will mich hierzu auch äußern, weil wir erst am Sonntag von unserer Nord-Norge-Reise (24 Tage) zurückgekehrt sind. Wir waren erst anderthalb Wochen in vollkommener Abgeschiedenheit auf Senja (Fjordbotn Camping) und den Vesterålen (Hennes/Nähe Moysalen-Nationalpark) - und dann auf den Lofoten wirklich geschockt. Mir kamen fast die Tränen als wir uns über die Straßen Richtung Reine und weiter nach Å quälen mussten und immer die "graue Pest" (so nenne ich seitdem Wohnmobile) aus aller Herren Länder vor uns hatten. Auch die Wanderung zur Munkebu-Hütte trieb uns fast Tränen in die Augen - auf dem Parkplatz standen ungelogen 50 Autos, sodass wir gar nicht erst los sind. Wir sind dann - da es Nachmittag war - zurück zum Campinplatz (Fredvang), haben uns zwei Stunden aufs Ohr gelegt und erst um 18.30 Uhr zu einer Wanderung zum Ryten und zur Kvalvika-Bucht aufgebrochen. Plötzlich war kaum jemand unterwegs.
Was ich damit sagen will: Es lohnt sich extrem, auf den Lofoten "antizyklisch" unterwegs zu sein. WIr haben - was ja wegen nicht endender Tage prima geht - einfach alles zeitlich um 3-4 Stunden nach hinten verschoben. Wanderung auf Reinebringen haben wir z.B. erst um 20.30 begonnen. Auf dem gesamten Weg hoch und runter trafen wir vllt. acht bis zehn andere Menschen. 23.45 Uhr waren wir wieder am Auto. Dann immer erst gegen 2 oder 3 Uhr ins Bett, und bis 11 Uhr geschlafen. Frühstück, fertig gemacht, und erst gegen 14.00 richtig in den Tag gestartet. Als wir dann z.B. an einem Tag gegen 17.00 Uhr in Henningsvaer ankamen, waren die großen Touri-Ströme schon durch und wir hatten das Dorf für uns alleine.
Unterm Strich kann ich aber nur jedem raten, der wirkliche Einsamkeit und Ruhe sucht: Senja, die vergessene Insel. Der Nordteil kann problemlos von der Dramatik mit den Lofoten mithalten, man hat die Berge meist für sich - und die Mitternachtssonne scheint sogar noch einige Tage länger.
Die Lofoten sind toll - aber wir glauben, sie sind mittlerweile Opfer ihrer eigenen Attraktivität geworden, woran nicht - wie dieser Artikel suggeriert
https://www.theguardian.com/world/2016/ ... y-tourists - Hollywood schuld ist, sondern auch die Tatsache, dass es mittlerweile so herrlich "einfach" ist, per Lofast auf die Insel zukommen. Eine ähnliche Entwicklung kenne ich nur von der Isle of Skye in Schottland, die bis 1995 nur per Fähre erreichbar war. Seitdem es eine (seit 2005 sogar noch mautfreie) Brücke gibt, ist es dort so dermaßen voll, dass es die Insel (Single-Track-Roads!) eigentlich nicht verkraftet.
Viele Grüße aus Berlin
Benedikt
P.S.: In Sachen Fahr-/Parkverbot: Es ist mir einfach unerklärlich, warum die wirklich enge Strecke von der E10 nach Henningsvaer nicht für Wohnwagen und -mobile gesperrt ist. Es gibt dort ja keinen Campinplatz, den die Gefährte ansteuern könnten. Sie verstopfen wirklich nur die Straße. Bei Reine sehe ich das eigentlich ähnlich, aber hier muss ja (leider) zumindest noch der Weg zur Fähre nach Moskenes frei sein...