16. Tag – 19. August 2017 Tagesetappe diesmal bei ut.no zu finden. Oder bei Heidi und Christian König hier bei den Tagestouren.
Der Tag beginnt verheißungsvoll. Bewölkt, diesig aber trocken. Das soll nicht so bleiben, wie mir die Wetter-App von yr.no zeigt. Ich mache mich trotzdem auf den Weg nach Jenstad, ca. 5 km vom Cam-pingplatz entfernt und bereits rund 300 m höher gelegen. Meinen Golf stelle ich auf dem kosten-pflichtigen Parkplatz ab und wundere mich über die digitale Welt in Norwegen – der Parkautomat funktioniert wie selbstverständlich nur mit Kreditkarte (30 NOK).
Wie in der Beschreibung von Heidi und Christian König in den Tagestouren beschrieben mache ich mich auf den Weg und die Serpentinen hoch. Damit entscheide ich mich für die leichtere Variante, nutze später die Gelegenheit für einen kurzen Abstecher zum Gammelsetra, einem alten Bergbauernhof, der seit Jahren bereits als DNT-Selbstversorgerhütte dient.
Da ich alleine auf der Hütte bin schaue ich mich ein wenig um. Der Hof ist traumhaft schön gelegen und auch sehr schön eingerichtet. Alles sauber und ordentlich.
Leider fängt es an zu regnen. Also ziehe ich mich wärmer an und verschnüre meine Regenjacke noch dichter. Dann geht es auf den Rückweg.
An der neuen Brücke über die Linndøla überlege ich kurz, ob ich meine Wanderung, wie geplant fort-setzen, oder umkehren soll. Ich entscheide mich für die Fortsetzung – fatal, wie sich später herausstellt.
Zunächst aber gehe ich zur alten Brücke und dem dort befindlichen Mühlenhäuschen. Die Brücke muss vor Jahren erneuert worden sein. Auf dem Bild bei Heidi und Christian König ist sie nahezu völlig unbelastbar.
Die Wanderung durch den Wald bis zum Berghof Lundlia ist sehr schön. Davor überquere ich den Fluss Reppa
und wandere kurze Zeit später durch sumpfiges Wiesengelände am Rande des Hofes. Überall liegen die Hinterlassenschaften von Kühen und Schafen und ich muss höllisch aufpassen, nicht immer wieder in diese Häufchen hineinzutreten. Ganz verhindern lässt sich das aber nicht. Dafür sind es viel zu viele.
Nach dem Hof beginnt für mich die eigentliche Belastungsprobe. Was ich auf dem Weg zum Gammelsetra auf ca. 3 km Serpentinen einer normalen Strecke bewältigen konnte, muss jetzt in einem Steilabhang in 1 km bezwungen werden. Es geht zwar im Zick-Zack den Abhang hinunter, aber das Gelände ist durch den mittlerweile heftig gewordenen Regen total aufgeweicht und glitschig wie Schmierseife. Es kommt schließlich, wie es kommen musste: Ich rutsche aus, stürze den Abhang hin-unter und komme (gefühlt) nach 30 Metern wieder zum Stillstand. Puh – Glück gehabt! Es hätte auch schlimmer kommen können. Auf alle Fälle sehe ich jetzt aus wie Sau und meine Knochen tun weh. Also bin ich fortan noch vorsichtiger und tariere jeden Schritt vorher aus, bevor ich den Fuß setze.
Irgendwann habe ich dann doch die Talsohle erreicht und kann mir den Åmotan in seiner nahezu ganzen Pracht ansehen.
Jetzt noch schnell über die Hängebrücke über die Linndøla und wieder den Hang hinauf zum Aus-gangspunkt meiner Tour und zum Auto. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es noch die Möglichkeit, dichter an den Wasserfall heranzukommen. Das verkneife ich mir aber, denn es geht wieder über Stock und Stein. Und für heute ist mein Bedarf an Stürzen und blauen Flecken gedeckt. Der Berghang ist mir da schon Herausforderung genug.
Oben am Berg in Jenstad noch ein letzter Blick zum Reppfallet, der in den Wolken nahezu verhüllt ist.
Große Freude dann am Parkplatz. Endlich – die Freude könnte kaum größer sein. Etwas erschöpft und froh bin ich dann am frühen Nachmittag zurück am Campingplatz. Durch den vielen Regen bin ich bis auf die Haut durchnässt; meine Wanderschuhe brauchen Tage, um wieder richtig durchzutrocknen.
Nach einer heißen Dusche, einer kurzen Pause, einem kleinen Fertiggericht mache ich mich auf nach Oppdal. Einkaufen und einen Bekannten aus dem Netz besuchen, der dort in der Nähe sein Sommer-häuschen hat. So habe ich zumindest etwas Abwechslung. Denn die Wolken fliegen weiterhin sehr tief und das Wetter scheint sich nicht beruhigen zu wollen. Die Fahrt über den RV 70 ist trotzdem super schön.
Zur Tagesschau bin ich dann wieder zurück; der Campingplatz bietet kostenfreies WLan auf allen Plätzen und in einer guten Qualität an. So kann man noch ein wenig streamen, bevor es dann später ins Bett geht.
Schönes Wochenende
Martin