Hallo Norwegenfreunde!
Nachdem dieses Forum mir als Füllhorn für Ideen und Informationen gedient hat, möchte ich euch nun mitnehmen und zeigen, wohin uns der Weg 2017 geführt hat.
Der Arbeitstitel bei der Vorbereitung dieser Reise 2017 war „Lappland“ - Skandinavien nördlich des Polarkreises sollte erkundet werden, und der Weg dahin, über einige 1000km, ist ja auch nicht unspektakulär.
So waren wir 8 Wochen, (Juli und August) mit unserem 10 m langen Wohnwagengespann unterwegs, sind 11000 km durch Dänemark, Schweden, ein bisschen Finnland und ganz viel Norwegen gefahren, es war gigantisch!
Der Schwerpunkt unserer Reisen liegt auf dem Erleben von Landschaft und Natur. Täglich Spaziergänge und kleine Wanderungen zu unternehmen ist uns enorm wichtig, auch weil unser vierbeiniger Begleiter stets dabei ist, und der braucht nun mal Auslauf.
Seit einigen Monaten bin ich stolze Besitzerin einer Systemkamera - aber noch fotografiere ich meist im Automatikmodus. Ich war totaler Laie was das Fotografieren betrifft und lerne nun fleißig alles über die Zusammenhänge von Blende / Belichtung / Iso … es ist zwar ziemlich kompliziert, macht aber auch Riesenspaß!
Die täglichen Fahrstrecken in der Karte ansehen zu können fand ich bei einigen letzten Reiseberichten sehr hilfreich, deswegen übernehme ich das gerne.
Ok, genug der Einleitung, los geht´s … und zwar am 1. Juli 2017 abends.
Ach nein - ich muss noch etwas vorausschicken, denn das hat uns die ganze Reise begleitet und hätte sie fast verhindert: Mein Vater ist Witwer, 88 Jahre alt, noch recht fit und lebt in einem Appartement im Haus meines Bruders. Vor einigen Jahren hat er nach einem Bagatellunfall den Führerschein abgegeben und ist jetzt mit einem Elektroscooter hier im Ort unterwegs, erledigt seine Besorgungen, fährt zum Friedhof usw. Knapp 2 Wochen vor Reiseantritt wurde er von einer abbiegenden jungen Frau übersehen, angefahren und ist mit dem Gefährt gestürzt. Er hat dabei mehrere Rippenbrüche, einen Wirbelbruch und komplizierte Verletzungen beider Unterschenkel davongetragen. Er wurde wenige Stunden nach dem Unfall das erste Mal operiert und es ging ihm zunächst so schlecht, dass wir überlegten, die Reise erst gar nicht anzutreten. Da sich sein Zustand aber nach einigen Tagen zum Glück stabilisierte, er selbst uns ermunterte zu fahren, und mein Bruder sich echt klasse um alles kümmert, sind wir dann doch relativ beruhigt abgereist.
… und zwar am Samstag, dem 1. Juli 2017 abends!
Wir kommen aus dem Großraum Düsseldorf und zunächst ging es einfach darum, Strecke zu machen- raus aus den ewigen und nervenden Staus- selbst Samstagabend entrinnt man dem nicht!!!!!!!!!! Aber die Entscheidung, in den Abend rein zu fahren, war richtig: bald schon hatten wir richtiges Urlaubsfeeling!!!
Nach ca. 750 km verbrachten wir eine längere Pause in Nyborg (Dänemark) und zwar am Rastplatz vor der Storebeltbron. Wer nicht lärmempfindlich ist, kann dort gut übernachten und es hat ein paar schöne Ecken zu laufen.
Unser Hund ist zu dem Zeitpunkt 10 Monate alt, es ist für ihn der erste Kontakt mit dem Meer. Es zeigt sich dass er ein typischer Labrador ist, das ist sein Element, er hat Riesenspaß!
Wir genießen die Wege um den Knudshovd Fyr.
Montag, 3.Juli
Die heutige Strecke: 315 km bis Danska Fall https://goo.gl/maps/f5zoyeMTUV22
Total entspannt und ausgeruht geht es am Montag früh weiter über die Öresundbrücke nach Schweden. Dort werden wir von Regen und langen Schlangen an den Einreisekontrollstellen empfangen, eine neue Erfahrung (die Einreisekontrollen ). Der Zöllner prüft sehr genau alle Papiere und will wissen, ob der Hund auch angeschnallt ist, er ist zufrieden, als wir auf das Trenngitter zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle zeigen.
Der obligatorische Fotostop am Aussichtsplatz der Brücke in Malmö muss natürlich sein.
Stop für heute ist am Danska Fall, ein Naturschutzgebiet um das Wasserfallsystem des Flusses Assman. Wir gehen den idyllischen Rundwanderweg und verbringen auf dem Rastplatz eine sehr ruhige Nacht.
Dienstag, 4.Juli 1141 km
103 km bis Värnamo Camping https://goo.gl/maps/7yA5ugDcgam
Am nächsten Tag werde ich sehr früh wach und mache schon um 5.00 Uhr die erste Hunde - Runde. Dabei erlebe ich den kleinen See im Morgenlicht.
Nach dem Frühstück und der zweiten Runde zum Danska Fall fahren wir weiter, unser heutiges Ziel ist der nur ca. 100 km entfernte Campingplatz in Värnamo.
Der Platz gefällt uns gut, wir stehen unter alten Kiefern und am See gibt es einen Hundebadestrand. Das Wetter ist fantastisch, der Abendspaziergang führt uns durch einen Park zum nahe gelegenen Friedhof.
Wir staunen über den „Askgravplats“, so eine Form der Bestattung haben wir noch nie gesehen und wir finden sie sehr ansprechend.
Der nächste Tag gehört dem Nationalpark „Store Mosse“, dem größten schwedischen Moorgebiet südlich von Lappland.
Wir laufen die 13,5 km lange Strecke „Store Mosse Kävsjön Runt“ um den See Kävsjön, es geht abwechselnd durch Wälder und Moorlandschaften, meist über Holzstege, was recht anstrengend ist. Zudem ist es sehr heiß und wir verlängern die Tour um 2 km, weil wir einmal falsch abbiegen, und noch die rote Kirche von Kävsjö besichtigen … und sind verflixt froh als wir wieder im Natuurum ankommen!
Am Ende der Wanderung sehr ich in der Ferne tatsächlich 2 Kraniche, bin aber mit dem Fotoapparat nicht schnell genug.
Zurück auf dem Campingplatz grillen wir Knoblauchbrot. Der Kühlschrank lief nämlich nicht auf Gas, (warum auch immer ) und unsere restlichen selbstgebackenen Brotvorräte sind aufgetaut, die wollen wir ja nicht umkommen lassen. Mit Salat - einfach köstlich!
Nur gut, dass wir keine direkten Nachbarn haben, der Geruch muss fürchterlich sein… beim nächsten Entleeren der Toilettenkassette steigt Johannes eine Knoblauchwolke in die Nase …oha, sagt er, so was hat er noch nie erlebt!
Donnerstag, 6.Juli 1282 km
400 km bis Parkplatz Nils Holgerssen https://goo.gl/maps/acsw4Pvcx5N2
Weiter gen Norden! Der Weg führt uns am Vättern entlang, von dem wir aber nicht sehr viel sehen weil zwischen Straße und See viel Wald ist.
In Karlsborg, wo der Göta Kanal in den Vätternsee eintritt, machen wir Pause. Es baden tatsächlich einige junge Männer im See, brrrr, viel zu kalt!
Nächster Stop: Tiveden Nationalpark, eine Felsenlandschaft, die von Kiefernurwald bedeckt und von Wanderwegen durchzogen ist. Herrlich!
Über Karlstad erreichen wir die E 45 und fahren heute noch bis zum Rastplatz "Wardshuset Nils Holgersson" an dem wir recht spät ankommen und sofort ins Bett fallen.
Freitag, 7. Juli 1727 km 18° Abfahrt 8.30
288 km bis Idre Camping Söralven https://goo.gl/maps/ReRwLozpzB42
Tja, wie soll ich es beschreiben, weiter geht es über die E 45, Wälder…Wälder…ein See...Wälder...ab und zu ein netter Rastplatz… und echt schön sind die vielen Lupinen am Wegesrand…
... und es ist herrlich zu sehen, wie unser Hund die Welt entdeckt! Hier ist es ein kieloben liegendes Boot, was kritisch, aufmerksam und ganz vorsichtig begutachtet wird.
Als Fossenfans führt uns der Weg zum Idre Camping, denn von dort aus geht es zum Fulufjället Nationalpark und zum Njupeskär Vattenfall. Von seinen 93 m Höhe fällt das Wasser 70 m völlig frei! Über eine hölzerne Steganlage kommt man sehr nahe an ihn heran.
Eine tolle Wanderung!
Leider fängt es an, kräftig zu regnen und so brechen wir die Wanderung nach oben zum ältesten Baum der Welt, „Old Tjikko“ mit 9550 Jahren, ab. Der Weg über die Felsen ist uns zu riskant. Aber die Aussicht hier oben ist schon phänomenal!
Auf dem Idre Camping gibt es ein Code –System um die Türen z. B. zur Toilette/Dusche oder zur Küche zu öffnen. Dieses System macht mich wahnsinnig- entweder drücke ich zu lang oder zu kurz – ich weiß es nicht- aber die Türen gehen selten auf so wie ich es brauche, und das ist besonders prickelnd, wenn du dringend zur Toilette musst und statt die Tür zu öffnen, den Alarm auslöst…
Sonntag, 9.Juli 2100 km
321 km zum Ristafallet Camping https://goo.gl/maps/tq1tKvfBMND2
Von Idre geht es zum Ristafallet Camping, denn in der Ecke gibt es zwei weitere spektakuläre Wasserfälle, den Ristafossen und den Tännforsen.
Am Ristafossen wurden Szenen zum Film „Ronja Räubertochter“ gedreht, (dort treffen Ronja und Birk auf die Wilddruden) und er ist mein persönlicher Favorit, gäbe es eine Rankingliste, so wie er über die Felsen hinabfällt, einfach wunderschön!
Der gesamte Fall ist 50 m breit, 14 m hoch und der Durchfluss beträgt, abhängig von der Jahreszeit 100 bis 400 m3/s. Durch das feuchte Milieu ist eine spezielle Natur mit besonderen Flechten, Gräsern und Tieren entstanden, die vom schwedischen Staat Schutzstatus erhielt.
Allerdings ist der Tännforsen auch nicht zu verachten, besonders da er sich an diesem schönen und sonnigen Tag mit einem Regenbogen schmückt.
Der Indalsälv stürzt hier auf 60 m Breite 32 m tief in den Nornsjö und rund 400 m³ Wasser donnern pro Sekunde in die Tiefe – ein grandioses Schauspiel in einer herrlichen Ecke und nur ein paar km von Norge entfernt… wir fahren aber wegen des Hundes nicht über die Grenze, gedulden uns noch ein paar Tage.
Am 11. Tag regnet es in Strömen. Wir machen einen Tag Pause, mein Vater wird heute zum 6.ten Mal operiert und wir halten Kontakt nach Hause. Es ist jedes Mal eine Vollnarkose nötig und die Aufwachphase wird immer problematischer für ihn, er berichtet von schlimmen Alpträumen dabei. Aber auch diese OP übersteht er, wir können erleichtert aufatmen und uns wieder unserer Tour widmen.
So, das war der Auftakt - demnächst geht es weiter!
liebe Grüße, gudrun55