Rapakiwi hat geschrieben:... daher bringt es mir besonders viel Spaß, deine Reise mit dem Bericht nacherleben zu dürfen. Vielen Dank dafür!
Das freut mich, danke sehr!
Und es geht weiter:
Montag, 7. August, 6309 km, 12°, Abfahrt 11.40
Vestre Jacobselv Camping
https://goo.gl/maps/qJN5q8zuVL92Der Link zeigt die Strecke nur ab Vardo, wahrscheinlich wegen der Wintersperre.
Wie gut, dass wir so spät noch auf dem Hardbaken waren, heute hätten wir nicht so tolle Aussichten gehabt, es ist diesig und bedeckt. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich eine Abschiedsrunde.
Am Ortsausgang oberhalb des Sandstrandes ein Gedenkstein. Er erinnert daran, dass Norwegens erstes Rettungsboot, die Colin Archer, 36 Menschen, deren Boot in einem schweren Orkan vor der Küste Hamningsbergs in Seenot geraten war, rettete.
Eine Rentiergruppe ist ständig im Ort und der direkten Umgebung unterwegs;
Von da oben hat man doch bestimmt eine gute Sicht -
und sogar einen schönen Blick auf die Kapelle.
Bald heißt es: Adieu Hamningberg!
Als wir losfahren, ist es immer noch ziemlich diesig. Wir mögen uns gar nicht ausdenken, wie schwierig die Fahrt bei richtig schlechtem Wetter oder gar Nebel ist.
Die Straße ist diesmal schön leer, ohne Gegenverkehr. Es gibt nur eine vertrackte Situation, nämlich, als uns bei Sandfjorden ein Reisebus entgegenkommt.
Johannes rangiert ja immer wieder gerne mit dem Gespann. Seiner Meinung nach lernt man nur durch Übung und kann dann auch angemessen reagieren wenn es nötig ist. Ist ja richtig – aber muss das auch jetzt und hier sein?
Ich denke, der nette Busfahrer wäre bestimmt zurück gefahren… aber als er sieht, dass wir uns rückwärts in eine schmale Ausweichstelle begeben, wartet er natürlich. Ich schwitze Blut und Wasser und das Foto kann ich erst machen, als wir sicher stehen.
Die Strecke bleibt auf der Rückfahrt genauso faszinierend wie auf der Hinfahrt, nur etwas diesiger.
Dann sehen wir die Positionslichter vom Vardø Lufthavn und biegen wieder ab auf die E75.
Im Moment sind wir richtige Glückskinder, fahren meist aus dem schlechteren ins gute Wetter, so auch heute. Wir fahren durch bis zum Camping Vestre Jacobselv und als wir dort sind, können wir wieder herrlich draußen sitzen und grillen. Dabei ziehen wir Resümee der bisherigen etwas mehr als 5 Wochen-Tour und besprechen wie es weitergehen soll.
Mit dem bisherigen Verlauf sind wir hochzufrieden, sind übereinstimmend der Meinung, dass es besser nicht laufen konnte. Uns ist klar, dass es noch viele Dinge gibt, die wir nicht gesehen haben, aber auch wenn man die Tage so streckt, wie wir im Moment, passt nicht alles rein. Da müssen wir eben wiederkommen. Jetzt geht es aber Richtung Heimat, doch ganz entspannt und mit dem einen oder anderen kleinen Abstecher oder Stop, je nachdem.
Heute spazieren wir nur noch durch Vestre Jacobselv .
Die hübsche weiße Kirche von 1940.
Daneben so eine Art Bauhof. Boah, sind die Schaufeln des Schneepfluges riesig!
Vestre Jacobselv hat einen netten kleinen Hafen.
Von hier ist sehr schön der Klubben, der den Sami heilige Berg zu sehen.
Die Gestelle für den Trockenfisch warten auf die nächste Saison,
und wir begeben uns heute mal etwas früher zur Ruhe.
Dienstag, 8. August, 6473 km, 13°, Abfahrt 12.45
116 km Gandvik Parkplatz
https://goo.gl/maps/duWWjP3uNB82An diesem Morgen scheint uns wieder die Sonne ins Gesicht, herrlich!
Die Morgenrunde führt uns zu dem wenige km entfernten Mortesnes Kultursti.
"Er ist Teil des Varanger samiske museum in Varangerbotn. Wanderwege führen zu verschiedenen kulturellen Sehenswürdigkeiten, die eine dauerhafte Besiedlung des Gebietes seit mehr als 10.000 Jahren bis in die Neuzeit belegen. Als Resultat der Landhebung nach der letzten Eiszeit liegen die ältesten Funde auf dem höheren Terrain. Jeder Schritt tiefer zur Küstenlinie hin, bringt den Besucher zu Fundstätten aus neuerer Zeit. Die erste gefundene Siedlung in Mortensnes datiert in die frühe Steinzeit, etwa 8 bis 9.000 v.Chr. Früher nannte man diese Periode häufig die Komsa-Kultur nach der ersten Fundstätte im Komsafjellet bei Alta. Im Varanger-Gebiet fand man mehr Wohnplätze als in anderen Teilen des Landes. Aber auch neuere kulturelle Zeugnisse der samischen Bevölkerung wie Gräber oder Opferstätten sind zu besichtigen. Die Fundstücke aus den Ausgrabungsstätten liegen größtenteils im Tromsø Museum."
Ein total interessanter Rundgang. Nur, auf den vielen Tafeln wird das so beschrieben, als ob man die Reste wirklich
sehen könnte. Das kann ich nicht, aber in meiner Vorstellungskraft wird die Vergangenheit durchaus lebendig!
Ein paar Eindrücke:
Standort 4A zeigt den sogenannten Tran- oder Gragsesteinen, der von 13 Steinringen umgeben ist. Der Name geht auf die Verwendung als Opferstein zurück, bei deren Zeremonie der Stein vom samischen Schamanen ( noaidi ) mit Tran oder Fischöl eingeschmiert wurde.
Standort 5C: hier wurde 1989/90 von einheimischen Handwerkern eine Gemeinschafts-Gamme rekonstruiert. Der Scheunentakt bietet Platz für 2 Kühe und 5 bis 10 Schafe.
Standort 7A: ab hier beginnen die vielen Grabplätze auf dem Gelände, die sich meist oberhalb der Küstenlinie im gerölligen Gelände befinden. In einem der Gräber fand im Jahre 1857 der Archäologe Nordvi außer einem Skelett noch Skier aus Kiefernholz und Spuren von Skistöcken. Wenn man genau hinschaut, sieht man die einzelnen Gräber im Geröll.
Die Grabkammer an diesem Platz ist aus stehenden und liegenden Steinplatten erbaut. Oben formen ein paar große Platten, gestützt durch kleinere Steine, eine Art Dach.
Zwischendurch Lichtspiele auf dem Varangerfjord
Ein sehr interessanter Vormittag. Dann geht es zurück zum Campingplatz, der Wohnwagen wird angekuppelt und weiter geht die Fahrt.
Aber nur ein kurzes Stück
und wir biegen schon wieder ab von der Strasse, auf die Landzunge zur Nesseby Kirke.
Die 1858 erbaute Kirche hat den Krieg überstanden und wurde 1983 vollständig restauriert.
Auf dem kleinen Friedhof stehen noch einige alte, eiserne Grabkreuze aus dem 19. Jahrhundert.
Von hier aus hat man auch einen schönen Blick ins Innere Ende des Varangerfjordes.
Am Parkplatz ist übrigens ein Schild „Camping verboten“ und du wirst aufgefordert deinen Aufenthalt nicht über 3 Stunden auszudehnen.
Na denn, fahrn wir mal weiter - kommen aber wieder nicht allzu weit
.
Gornitak ist ein Rastplatz am Beginn und für uns jetzt am Ende der Nationalen Touristenstrasse Varanger.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Steinhaus auf dem Rastplatz als Munitionslager genutzt. Jetzt ist es restauriert und dient jetzt als Toilette.
So, danach schaffen wir tatsächlich mal ein paar Kilometer mehr, wir fahren bis Bugoynes.
Die E 6 wird überall fleißig ausgebaut.
Bugøynes ist auch einer der Orte, für den wir uns hätten viel mehr Zeit nehmen müssen!
Er gehört zu den wenigen Orten in der Finnmark, die nicht von der deutschen Wehrmacht gebrandschatzt wurden, allein weil ein deutscher Leutnant den Einwohnern versprochen hatte, das Dorf zu schonen, wenn diese ihn und seine Leute heil über den Varangerfjord bringen würden – was sie auch getan haben.
Daher sind die im 18. Jahrhundert von finnischen Einwanderern erbauten Häuser auch noch im Originalstil erhalten. Die Einwanderer waren zunächst Bauern, die wegen der Missernten in ihrer Heimat flohen. In Bugøynes wurden sie zu Fischern. Als die Erträge nicht mehr groß genug waren, sollte der Fischereibetrieb 1989 auf einer Zwangsauktion verkauft werden. Daraufhin gab das gesamte Dorf in einer der größten Zeitungen eine Verkaufsanzeige für das Dorf auf nach dem Motto „Wir wollen zusammenbleiben, wer will uns haben?“.
Die Regierung wurde darauf aufmerksam und unterstützte nunmehr die 230 Bewohner, insbesondere bei dem Aufbau eines neuen Marktzweiges: Dem Fang der Kamtschatka-Krabbe, die sich von Russland hierher immer mehr ausbreitete. Heute ist diese Krabbe eine geschätzte Spezialität und wird in die ganze Welt exportiert. Letztlich sollte noch erwähnt werden, dass die Einwohner immer noch in der Hauptsache Finnisch sprechen. Deshalb wird Bugøynes auch „Lille Finnland“ genannt.
Die Anfahrt dahin schon spannend und toll, es ist wieder eine von den herrlichen Küstenstrassen.
Die Fahrt im strahlenden Sonnenschein genieße ich jetzt einfach mal nur und mache keine Fotos. Auch beim Weg durch den Ort lasse ich die Kamera bewusst im Auto. Einfach nur genießen – es ist wunderschön dort! Besonders in Erinnerung ist mir ein kleines Haus mit einem Kartoffelacker dahinter geblieben.
Aber der Hauptgrund für unseren Aufenthalt hier sind ja die Königskrabben! Eine Safari möchten wir nicht machen, in so kleinen Booten aufs Wasser, nee! Aber essen möchten wir sie.
Also ein Eimer voll Königskrabben gekauft und wieder zurück zum Wohnwagen.
Für die Übernachtung an diesem Stellplatz sollen wir aber über 30 Euro zahlen, und es ist ja schon sehr spät, also praktisch nur für ein paar Stunden.
Nein, das ist uns zu teuer, wir fahren zurück zum Rastplatz Gandvik an der E6.
Da mache ich dann doch wieder ein paar Fotos…
Dann wird gekocht und geschlemmt!
Und ich gestehe: Ich habe nur probiert und dann frisches Brot mit Aioli geschlemmt- die Königskrabben haben mir nicht geschmeckt (ich bin dafür bekannt, etwas schwierig zu sein, was das Essen anbelangt
). Johannes dafür umso besser, ich glaube, der hatte hinterher einen Eiweißschock.
Gamvik ist ein toller Rastplatz mit einer schönen Umgebung zum laufen, deshalb übernachten wir dann auch hier.
So, das war`s mal wieder, demnächst geht es weiter!
liebe Grüße! gudrun55