Die Gletscher auf Jan Mayen im Sonnenschein
Seitdem ich während meiner Seefahrtzeit die Gletscherwelt der Magellanstraße erleben durfte, faszinieren mich Gletscher. Der erste Gletscher, den ich auf der Nordhalbkugel sehen durfte war 1995 der Kjenndalsbreen bei Loen. Nach einer schweißtreibenden Wanderung erreichten wir den Abbruch bei strahlendem Sonnenschein. Uns bot sich ein unbeschreiblicher Anblick. Seitdem sind wir ganz verrückt nach Gletschern und fotografieren wir alle sich uns bietenden Gletscher. Mittlerweile habe ich insgesamt 92 Gletscher fotografiert und „identifiziert“, denn GPS und ähnliche Bestimmungsmethoden gibt es ja noch nicht so lange. Island ist mit 19 Gletschern vertreten, auf dem norwegischen Festland konnten wir bisher 16 Gletscher festhalten, auf Svalbard 29 Gletscher, im Nationalpark Nordost-Grönland waren es 13 Gletscher und auf Jan Mayen, dem westlichsten Punkt Norwegens konnten wir 15 Gletscher fotografieren – und einmalig für uns – bei strahlend blauem Himmel!!!
Seit einigen Tagen sitze ich nun bei schlechtem Wetter vor dem PC und suche die – für mich – eindrucksvollsten Fotos aus.
Geholfen hat mir dabei die Karte des Norwegischen Polarinstituts im Internet: http://topojanmayen.npolar.no/
Eine ähnliche Karte gibt es auch von Svalbard: http://toposvalbard.npolar.no/
Hilfreich bei der Identifikation der Gletscher auf Jan Mayen waren auch verschiedene Tourberichte, wie z.B. dieser
https://peakbook.org/no/tour/15924/Stor ... an%21.html
Und natürlich auch die Informationen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Mayen
https://de.wikipedia.org/wiki/Beerenberg_(Jan_Mayen)
-
Nun möchte ich Euch meine Eindrücke von Jan Mayen und einige Fotos dieser Vulkaninsel zwischen dem Europäischen Nordmeer und der Grönlandsee gelegenen Insel wiedergeben.
Aber bevor ich die Gletscher vorstelle, lasse ich erst einmal meine Frau „sprechen“, denn Ihr Reisebericht von diesem Tag liest sich wie folgt:
Auszug aus dem Reisebericht
Dienstag, 17. Juni – Passage Insel Jan Mayen
Waren die Eindrücke auf Spitzbergen kaum zu überbieten, so erwartet uns heute ein weiterer Höhepunkt. Die Insel Jan Mayen. In der Nacht hatte es geregnet und man konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Ich hatte daher schon die Hoffnung aufgegeben, die Insel sehen zu können. Doch um 6 Uhr 30 werden wir vom Lektor geweckt. Es sei unglaublich. Jan Mayen liege vor klarem Himmel komplett vor uns. Das hätte er seit Jahren nicht erlebt, denn die meiste Zeit des Jahres (laut Statistik 340 Tage im Jahr!) liege die Vulkaninsel unter Wolken oder im Nebel. Es lohne sich, einen Blick nach draußen zu werfen.
Bei dieser Durchsage springen wir augenblicklich aus dem Bett und sehen die Insel vom Balkon aus an uns vorbeiziehen. Der Anblick ist in der Tat gigantisch. Vor blauem Himmel liegt die schneebedeckte Insel mit ihrem 2.277 m hohen Vulkan „Beerenberg“ vor uns. Zwei Gletscherzungen wälzen sich zum Meer und dekorativerweise liegt auch noch ein größeres Segelboot davor. Vor dieser Kulisse wirkt es wie Spielzeug. Fasziniert betrachten wir die nur von einer Handvoll Meteorologen bewohnte Insel. Sie liegt in der Grönlandsee, ist 373 km groß und aus einer atlantischen Tiefe von 3.000 m hervorgegangen. Der Beerenberg-Vulkan ist der nördlichste Vulkan der Welt und zählt darüber hinaus zu den größten der Welt. Nach seinem letzten Ausbruch im Jahr 1970, bei dem Asche und Glut bis zu 600 m hochspritzte, war die Insel um 4 km2 angewachsen. Dabei wurde das Meer durch die ausfließende Lava bis zu einem Kilometer Entfernung von der Insel auf 39 Grad erhitzt. Viele Fische ließen dabei ihr Leben.
Etwa eineinhalb Stunden fahren wir an der Insel entlang, wobei wir auch noch das „Meteorologendorf“ Olonkinbyen erkennen können, das sich am Fuß des Berges auf einem Plateau erstreckt.
Am Horizont taucht bereits wieder eine Nebelwand auf. Erste Wolken umhüllen den Berg. Auch der Wind frischt auf. Kaum sind wir an der Insel vor, ist sie schon wieder vom Nebel verschluckt. Wo sich eben noch der schneebedeckte Beerenberg vor blauem Himmel präsentierte, ist jetzt nichts mehr. Es scheint, als hätte der Wettergott nur für uns den Vorhang beiseite gezogen, um die Insel nach unserer Passage erneut im Nichts verschwinden zu lassen. Wir können unser Glück kaum fassen!
Ende des Auszugs
Um 07.38 Uhr sind wir soweit „unter Land“, dass wir die ersten Fotos schießen können.
Mächtig ragt der Beerenberg-Vulkan mit seinen 2.277 m in die Höhe.
Zur besseren Orientierung stelle ich folgendes Foto mit der Bezeichnung der mächtigen Gletscher an der Südostseite der Insel ein.
Hier zeigen sich von links nach rechts der Willebreen, Clarkebreen, Griegbreen, Prins Harald Bre und der Frielebreen.
Der Griegbreen ragt mit seiner Zunge nicht ganz bis zum Meer, der Prins Harald Bre und der Frielebreen hingegen gelangen bis zum Ufer.
Hier zeigt sich der Frielebreen glitzernd in der Sonne.
Links kann man den mächtigen Willebreen sehen. Darüber liegen der Clarkebreen und der Griegbreen, der sich nach Osten „bergab“ schiebt Sehr gut zu sehen sind die Zungen des Prins Harald Bre und des Frielebreen. Links vom Prins Harald Bre ist eine Ketsch zu erkennen.
Hier sieht man den Griegbreen, links davon den Clarkebreen.
Der Griegbreen im Ausschnitt.
Ich schätze die Höhe der Abbruchkante vom Prins Harald Bre mit mindestens 40 Metern. Oben im Bild sieht man mehrere Wellen, die sich vorwärts schieben.
Sehr schön ragt der 2.188 m Mercantontoppen in die Höhe, benannt nach dem ersten „Gipfelstürmer“.
Mercantontoppen
Rechts daneben, also am Nordrand des Kraters liegt der 2.185 m hohe Hakluytoppen.
Hier zeigen sich Schmelzlöcher am Fuß des Prins Harald Bre. Durch den enormen Druck der Eismasse schmilzt das Eis am Boden und das wärmere Schmelzwasser sucht sich seinen Weg und formt dabei die Schmelzlöcher.
Hier sehen wir noch einmal die Ketsch. Es ist erstaunlich, dass sich Segler wagen, die zum Teil mehr als raue Überfahrt über den Nordatlantik und dann weiter nach Svalbard und zurück zum europäischen Festland zu unternehmen.
Hier schieben sich Willebreen, Clarkebreen und rechts der Prins Harald Bre mit dem Frielebreen nach unten.
Clarkebreen und Griegbreen mit den Bergspitzen Mercantontoppen und Hakluyttoppen.
Die breite Gletscherzunge des Willebreen.
Hier zeigen sich die Hauptgletscher der Südostseite von Jan Mayen.
Links liegt der Fotherbybreen und in der Bildmitte der Petersenbreen.
Petersenbreen, Clarkebreen und Teile des Griegbreen – von links nach rechts.
Langsam umrunden wir Jan Mayen und können nun links den Kronprins Olav Bre, daneben den Fotherbybreen und der Petersenbreen. Oben sind wieder die Bergspitzen Mercantontoppen und Hakluyttoppen zu erkennen.
Auf diesem Bild zeigt sich nun auch der südlichste Gletscher, der Sørbreen. Daneben liegt der Wardbreen und oberhalb der Kronprins Olav Bre.
Kronprins Olav Bre.
Der sich in der Tat von Nord nach Süd erstreckende Sørbreen.
So langsam heißt es Abschied nehmen von diesen traumhaften Anblicken der Gletscher auf Jan Mayen.
Zum Schluss zeigen sich noch die Gesteinsformation Brielleturm (Brielletårnet) mit dem Walrossberg (Kvalrossen)
Um 09.18 Uhr schießen wir das letzte Foto, bevor Jan Mayen sich wieder unter einer Wolkendecke versteckt. Das waren dann eineinhalb Stunden Jan Mayen "vom Feinsten".
Wir haben das große Glück gehabt, einen der ungefähr vier Sonnentage mit strahlend blauem Himmel zu erleben.
-
Ich hoffe, der kleine Ausflug nach Jan Mayen hat Euch Spaß gemacht.
Irgendwann kommen dann auch die Fotos der Gletscher von Svalbard und Norwegens Festlandgletscher.
Gruß
Ronald