Ich dachte mir, ich fange mal an, meine alten Norwegenreisen aufzubereiten. Ich hoffe, es ist erwünscht, daß es schon etwas ältere Berichte sind (aber vielleicht auch ein schöner und/oder wehmütiger Rückblick).
Norwegen 1994
Eine Reise mit der Bahn.
Prolog
Sommer 1994 – das Abitur gerade in der Tasche sollte es nun eine kleine besondere Reise sein. Heutzutage würde man da wahrscheinlich nach Kanada oder Australien fliegen, aber damals war man (zumindesten ich) noch bescheidener.
Was machte man also damals, wenn man rauswollte? Richtig – Interrail!
Oder wie es Max Goldt so schön formulierte:
„Lediglich der Jugend wird man das Privileg einräumen, einmal im Leben via Interrail das europäische Eisenbahnnetz mit Keksen vollzukrümeln“
In Norwegen war ich zwei Jahre vorher schon gewesen – eine Busreise mit meinen Großeltern zum 18. Geburtstag (irgendwie kommt mir das heute wesentlich spießiger vor als damals – was sagt das über mich aus?) und da habe ich mich gleich in dieses Land verliebt und wusste, hier will ich nochmal hin, und zwar alleine, um mir das anzusehen, was mir gefällt, und nicht was eine Reiseleitung für mich vorschreibt.
Planer, der ich schon immer war, konnte ich nicht einfach in‘s Blaue losfahren, ich wollte mich informieren, was mich erwartet. Aber Informationen woher – Das Internet gab es noch nicht, also war der klassische Weg der Reiseführer.
Zwei konnte ich ergattern „Anders reisen – Norwegen“ von rororo und „Skandinavien mit dem Zug“ aus dem Rutsker Verlag. Letzterer war damals schon 6 Jahre alt, aber besser als nichts.
Ich hab die beiden heute noch, irgendwie tue ich mich schwer, alte Reiseführer wegzuschmeißen, das sind zu sehr treue Begleiter.
Nächste Anlaufstelle war das Norwegische Fremdenverkehrsamt, das einen mit Adressen der lokalen Touristeninformationen versorgte und vor allem mit dem Zugfahrplan, der den Takt meiner Reise vorgeben sollte.
Daraus entwicklte sich dann folgender Plan:
Oslo → Flåm → Bergen → Oslo → Lillehammer → Trondheim → Narvik → Stockholm
Hier schrieb ich dann einige Touristbüros an (per Brief! mit Porto!), die mich auch gut mit Planungsmaterial versorgten.
Außerdem stand die Mitgliedschaft im DJH an, denn ich wollte in Jugendherbergen übernachten.
Um zu vermeiden, daß ich ohne Bett da stand, reservierte ich die Herbergen vorher, und das ging folgendermaßen:
Vom DJH gab es Reservierungskärtchen, auf der man seinen Reservierungswunsch eintrug und an die jeweilige JH schickte, zusammen mit Rückporto in Form eines internationalen Antwortscheins.
Was da allein an Portokosten draufging, unglaublich.
Schließlich stand die Route, das Ticket (Scanrail) war gekauft, der große Rucksack gepackt, der Walkman für die Reise mit diversen Kassetten bestückt. Außerdem 15 Diafilme im Gepäck, von denen ich dachte, sie würden reichen (Ha ha, ich Naivling).
So ging es am 11.7.1994 los auf Tour
Zuerst mit der Bahn über Hamburg nach Kopenhagen, um von dort aus den Nachtzug nach Oslo zu nehmen. Auch damals gab es Probleme mit der Pünktlichkeit der Bahn, so daß ich in Hamburg gerade noch meinen Zug erreichte.
Kurz hinter Oldenburg in Holstein kam der BGS durch, um die Ausweise zu kontrollieren.
In Puttgarden ging es dann mit dem Zug auf die Fähre nach Rødby
In Dänemark war nochmal Passkontrolle angesagt und schließlich erreichten wir pünktlich Kopenhagen. Dort ging es dann weiter mit dem Nachtzug, ein Liegewagenabteil mit insgesamt 5 Personen. Auf der Fähre zwischen Helsingør und Helsingborg war noch einmal Aussteigen angesagt, und danach fuhr der Zug durch die schwedische Nacht, um früh am Morgen Oslo zu erreichen.
Dort gab es damals im Bahnhof ein Interrail-Center, wo man sich etwas frisch machen konnte. Auch ein einfaches Frühstück gab es dort. Sozusagen eine Lounge für Interrailer. Ob es das heute noch gibt, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.
Jetzt erstmal den großen Rucksack in's Schließfach und mit dem kleinen Rucksack los, die Stadt erkunden. Wohin zuerst? Warum nicht mit der U-Bahn zum Holmenkollen?
Und da ist sie auch, die alte Dame.
Natürlich konnte ich mir den Blick von oben nicht entgehen lassen. Das Wasser ist übrigens drin, da dort im Sommer Konzerte gegeben werden und das Wasser die Akustik verbessert.
Auch Olav wurde ein Besuch abgestattet, und ich war nicht der einzige
Auf dem Rückweg zur U-Bahn ging es noch am Holmenkollen-Hotel vorbei, ein Traum von norwegischer Architektur (daß das Haus im Inneren hält, was es von außen verspricht, konnte ich 20 Jahre später nachprüfen - Die Übernachtung lohnt sich und das Frühstück ist einfach bombastisch).
Nächste Station nach dem Mittagessen war der Vigeland-Park. Ich kannte ihn schon, hatte mir jetzt aber die Zeit genommen, alles etwas genauer zu betrachten.
Was mir besonders gefiel war, daß die Kinder und auch Erwachsene einfach unbekümmert im Brunnen planschten, was mir zum ersten Mal den Eindruck vermittelte, daß man in Norwegen doch vieles relaxter sieht. Aber es passt ja auch zum Thema des Brunnens.
Das Sommerwetter wurde sichtlich gennossen (Nebenbei noch immer eins meiner Lieblingsbilder).
Jetzt ging es mit der U-Bahn wieder zurück in die Stadt (wieso erinnere ich mich daran, daß ich im Narvesen-Kiosk in Majorstuen eine Flasche Solo gekauft habe? - Das Gedächnis ist schon merkwürdig), und auf der Karl-Johans-Gate konnte ich noch ein paar Eindrücke einfangen
Ach ja, als ich da war, war gerade die Fußball-WM in den USA und Norwegen war tatsächlich dabei. Allerdings schon in der Vorrunde ausgeschieden, aber trotzdem kann man ja im Nationaltrikot kellnern.
(Am Tag vor meiner Abbreise hatten die Bulgaren im Viertelfinale den Weltmeister rausgeschmissen)
Auch der obligatorische Straßenmusikant darf nicht fehlen.
Ein lauer Sommerabend, aber ich war jetzt doch müde und nahm somit die Straßenbahn zur JH Haraldsheim