Die ersten Tage werden etwas ausführlicher, damit ihr besser mitfühlen könnt wie das war
Hach wie gross war die Vorfreude auf diesen Urlaub. Nach langen 6 Jahren mal wieder nach Norwegen. Danke dem Forum über Monate am Tourbook gefeilt, Strecken auf Sehenswürdigkeiten und HiddenPlaces gescannt und für jeden Tag eine schöne Doku-Mappe bereit. Soweit die Ausgangslage. Im vollen Bewusstsein, dass wir nur einen Bruchteil davon machen können, sind wir am Sonntag morgen los zum Flughafen. Schön brav zweieinhalb Stunden vor Abflug stehen wir in der Abflughalle. Der Kluge sorgt vor: Check-In via Internet, die Tags sind an den Koffern und nichts wie los zum Baggage Drop. Aber irgendwie wird die Schlange nicht kürzer und langsam schwant mir Böses. Links und rechts gehen neue Schalter von SAS auf mit neuen Wartelinien, die viel schneller vorwärts gehen als unsere. Vorallem stehen da Leute ohne Boarding Pass und nix und ich Depp halb schon alles und steh mir die Beine in den Bauch. Das Versprechen an die Jungmannschaft dass wir noch zur Besucherterrasse gehen fällt schon mal flach. Irgendwie stehen hier alle, die irgendein Problem haben, denn jede Abfertigung dauert gefühlte 10 Minuten. Leider stehen wir mit 5 Koffern mitten in der Schlange, sodass wir auch nicht mehr rauskommen. Egal, ist ja Urlaub denke ich mir, und ertrage die Warterei. Nach 90 Minuten sind wir dran, also haben wir ja noch eine Stunde bis Abflug. Denkste. Am Security Check wieder 10 Minuten verloren. Aber irgendwann waren wir dann am Gate und mussten trotzdem noch warten. Wieso also die Hetze?
Learning Nr. 1: Wer mit SAS ab Zürich fliegt, kommt besser nicht zu früh.
Erst mal an Bord steigt die Vorfreude wieder. Der Flieger hebt ab, das vorbestellte Essen wird serviert. Kalte Pasta mit Huhn oder ein Salat mit undefinierbarem Inhalt. So haben wir uns das nicht vorgestellt.
Learning Nr. 2: Das Essen an Bord von SAS schmeckt uns allen! nicht.
Egal. Es ist Urlaub. Wir werden schon nicht verhungern. Die Zeit vergeht wie im Flug und nach der Landung ist die Erleichterung gross. Wir sind zurück. Ach ja, wir, dass sind meine Herzallerliebste und ich, zwei Mädels im Alter von 10 und 7 und unser Jüngster mit 4. Jetzt aber los zum Mietwagen.
Come follow your path. Oh ja, das machen wir. Immer schön den Schildern nach. Doch plötzlich war da kein Schild mehr. Was ist denn nun? Einmal kurz umgedreht und da ist wieder eins. Sind wir doch tatsächlich zu weit marschiert vor lauter Vorfreude. Also Rechtsumkehrt und wieder in die Gegenrichtung. Da ist ja der Abzweiger den wir verpasst haben. Aber wo ist unser Jüngster? Grade war er ja noch da.. Ratlose Blicke treffen sich. Also wieder zurück wo wir hergekommen sind. Da sitzt er in einem Flieger auf einem Spielplatz. Scheinbar hat ihm der besser gefallen als uns hinterher zu trotten. Puuuh, die Erleichterung ist gross. Also jetzt aber nix wie los. Mietwagenfirma gefunden. Wieder 30 Minuten warten. Auto noch nicht bereit. Auf die Frage, ob wir denn einen Kombi bräuchten oder ein SUV auch gehen würde habe ich nur müde gelächelt und auf die 5 Personen und 5 Gepäckstücke verwiesen. Also nochmals 30 Minuten aufs Auto warten. Langsam wir die Jungmannschaft ungeduldig. Endlich ist das Auto da, ein Skoda Octavia Kombi. Jetzt sind meine Tetris-Künste gefragt und nach ein paar Minuten haben wir alles Gepäck so verstaut, dass ich auch noch zum Rückfenster rausschauen kann. Es kann also losgehen. Raus aus dem Parkhaus und nach rund 10 Minuten Fahrt mal kurz angehalten und das wichtigste aus dem Kofferraum geholt, damit die Kids beschäftigt sind auf der Fahrt. Aber irgendwie fehlt doch etwas. Mist. Das Auto hat keinen CD-Spieler. Die Kombination von Müdigkeit, Hunger, der Hitze im Auto und der Aussicht, dass die Kids ihre heissgeliebten Lieder und Geschichten nicht hören können, lässt die erste veritable Krise ausbrechen. Ok, jetzt muss gehandelt werden. Also los zur nächsten Tanke. Natürlich hatte es nur noch ein Würstchen auf dem Grill. Alles Süsse wollten wir meiden, das Farris-Wasser war um die 40 NOK und auch sonst hat uns nichts angelacht. Velkommen til Norge. Aber was tut man nicht alles für den Frieden.
Learning Nr. 3: Heutzutage hat man Musik auf SD-Card oder über Bluetooth.
Nachdem die erste Krise überwunden war, sind wir bald mal in Gjøvik angekommen und freuten uns, dass wir mit dem Hovdetun einen guten Griff getan hatten. Unsere Kabine war direkt am Weg zum Fastland – Badesee, sauber und geräumig. So wie es sein musste. Der erste Stress war vergessen. Ferienstimmung kam auf. Aber jetzt musste noch das Abendessen organisiert werden. Zur Freude der Kids haben wir uns zur goldenen Möwe hinreissen lassen. Allerdings haben wir Erwachsenen uns dann für Sushi entschieden und dies bequem per Internet zum Abholen bestellt. Ich rein ins Auto und los zur Futterbeschaffung, da fällt mir im Zentrum ein Joker auf der geöffnet hat. Leider sind die Parkplätze davor belegt, aber daneben liegt ein grosses Parkfeld. Also einmal um den Block und das Auto hingestellt und rein in den Laden. Mir vier Flaschen Wasser wieder raus sehe ich eine Frau um mein Auto gehen. Was hält die gute Dame in der Hand, das wird doch nicht… Meine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Ich war keine 3 Minuten weg, aber scheinbar wie die Dame da schon zugegen und hat mir netterweise ein Knöllchen ausgestellt. Sie fragte noch, ob sie es an die Mietwagenfirma schicken solle, was ich freundlich verneint habe. Das teuerste Wasser meines Lebens. 600 NOK für 3 Minuten parken und 4 Flaschen Wasser. Ich hätte mich in den Allerwertesten beissen können.
Learning Nr. 4: In Norwegen schaut man besser zweimal ob der Parkplatz kostenpflichtig ist.
Der Appetit war mir ordentlich vergangen, aber bei Sushi konnte ich doch nicht widerstehen. Wir haben dann am nächsten Abend gleich nochmals bestellt und den Kids hat das Essen auch geschmeckt.
Der frühabendliche Badespass hat den Abend ausklingen lassen. Ich habe mich noch Tage später über meine Dummheit geärgert und mir während der ganzen Reise nichts mehr zu schulden kommen lassen Tag 1 vorbei. So darf es bitte nicht weitergehen.