Hallo und guten Abend. Ich werde die kleine Atempause von Julindi mal nutzen, um mit meinem Bericht über meinen diesjährigen Urlaub mal anzufangen.
Nach "On the road", "On the road again", "Back to the road" und "Hit the road" habe ich für dieses Jahr folgenden Titel gewählt:
Beside the Road
Anreise:
„Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub“ war mein Resümee Ende August letzten Jahres, als ich mit meinem Golf und nach einem wunderschönen Campinghüttenurlaub bis hinauf zu den Lofoten wieder zurück war. Ich hatte festgestellt, dass ich mit dem Pkw sehr flexibel und zudem auch sehr wirtschaftlich reisen kann, aber auch, dass Hüttencamping in gewisser Hinsicht „einsam“ macht. Deshalb hatte ich versucht, in diesem Jahr das für mich richtige Gefährt zu nutzen, um Campingurlaub, „wildes Campen“, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bekommen, nämlich einen
VW Caddy Maxi mit einer eingebauten Campingbox
Also wieder mal etwas Anderes und eine neue Herausforderung. Ich war gespannt, ob mir diese Form des Roadtrips gefallen wird.
Wie in den Vorjahren hatte ich die Fähren Kiel-Göteborg (Stena Line) und Kristiansand-Hirtshals (Fjordline) bereits im November gebucht und damit einen günstigen Preis gesichert. Zusätzlich wurde von mir die Passage Svolvær – Kristiansund mit der Hurtigrute gebucht und bezahlt.
Schnell noch ein kurzer Blick auf die Straßenkarten und gleich nach meinem allerletzten Arbeitstag konnte es losgehen. Wie gewohnt liegt mein Urlaub mit 30 Fahrminuten in Kiel nahezu direkt vor der Tür. Und es ist in der Tat für mich ein besonderes Feeling, an Bord zu gehen, die Kabine zu beziehen und die Ausfahrt aus der Kieler Förde zu genießen.
Später noch ans Abendbüfett und dann doch ab in die Koje !
Einen Hinweis vom letzten Jahr möchte ich an dieser Stelle wiederholen: Jeder Reisebericht, jedes Bild und jeder Hinweis hier im Forum sind mir Inspiration für meine eigenen Unternehmungen. Das führt natürlich dazu, dass später auf meiner Reise Ziele angesteuert werden, die von euch schon mal auf dem SD-Chip gebannt und hier veröffentlich waren. Der Vollständigkeit halber für meinen Reisebericht kann ich diese Wiederholungen natürlich nicht weglassen. Seht bitte darüber hinweg oder genießt es als Erinnerungen und Sehnsuchtsmomente.
1. Tag – 04. Juni 2019
Schweden begrüßt mich und alle anderen Passagiere sehr freundlich. Nach einem guten Frühstück geht’s noch kurz auf‘s Sonnendeck, um das Einlaufen in die Göta zu beobachten.
Wie in den Vorjahren ist es immer wieder schön. Besonders beeindruckend die Fahrt unter der grün-türkisenen Älvsborgsbron. Wenige Minuten später liegt die M.S. Scandinavica bereits am Anleger und alles hastet zum Autodeck und zu den Fahrzeugen.
Ich habe mal wieder das Glück in der falschen Schlange zu stehen – die Ausschiffung dauert unendlich. Aber damit nicht genug; der Zoll nimmt es besonders gründlich und schaut in jedes Fahrzeug und prüft dabei vermutlich illegale Einwanderung. Aber das ist nur eine Vermutung von mir. Auf alle Fälle braucht es über eine Stunde bis ich aus dem Hafenbereich herausfahren kann.
Mein erstes Etappenziel ist die Festung Bohus bei Kungälv, nur knapp 25 Kilometer von Göteborg entfernt.
Die Festung Bohus ist ein nordisches Kulturerbe, bereits über 700 Jahre alt und soll von einem norwegischen König errichtet worden sein. 14 Mal haben schwedische, dänische und norwegische Streitkräfte den Platz erfolglos belagert; die Festung war immer uneinnehmbar.
In den dunklen Kellerlöchern haben Gefangene die furchtbarsten Qualen gelitten und im Burghof gibt es noch den Brunnen, der ein Ergebnis der Schufterei von zum Tode verurteilten Gefangenen ist.
Seit zwei Jahrhunderten ist die Festung eine Ruine und steht unter schwedischere Verwaltung. Der Besuch kostet 100 SEK und lohnt auf alle Fälle. Besonders, wenn man sich, wie ich am Vormittag nahezu alleine auf dem Gelände frei bewegen kann. Schön sind dabei die mittelalterlichen Klänge, die aus Lautsprechern in den Innenhof der Festung gespielt wird.
Nach so viel Kulturgeschichte geht’s erst einmal über den phantastischen Inlandsvägen (E45) nach Norden und mit einem Abstecher erneut nach Bästnas und zum „Ivanssons Bilskrot“.
Dieser Schrottplatz hatte mich bereits im vergangenen Jahr so sehr fasziniert, dass ich ihn in diesem Jahr noch einmal, und zu einer etwas anderen Jahreszeit, besuchen wollte.
Gleich am „Eingang“ hängt für alle gut lesbar und sehr verständlich eine kleine „Bedienungsanleitung“ oder Benutzungsordnung:
Übersetzt heißt das so viel wie:
„Als Besitzer dieses Ortes möchte ich ein paar einfache Regeln aufstellen!
Dieser Ort wird nicht belästigt. Behandeln Sie den Ort mit Respekt, wie Sie es in einem Museum tun würden.
Die Häuser sind unbegrenzt! Wenn ich jemanden in einem der Gebäude finden würde, wäre ich be-schissen oder schlimmer!
UNTERLASSEN SIE!! Zerstörungen oder störe diesen Ort auf irgendeine Weise. Die Menschen kommen aus allen Ecken der Welt, um diese AREA zu sehen - also wollen sie die gleiche Erfahrung wie Sie!
Wenn du Müll mitgenommen hast, nimm ihn bitte mit, wenn du gehst! Wir haben schon genug.
Wenn Sie jemanden sehen, der Teile / Autos usw. auswählt, RUF MICH AN!! oder senden Sie mir eine SMS. Ich kenne die Leute, die das Recht das haben zu tun! KEIN ANDERER !!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt!
Mit freundlichen Grüßen“
Aber nun zu den Autos: auch dieses Mal bin ich überwältigt von der Kraft der Natur, die sich ihr Terrain Stück für Stück zurück holt und die einstigen „Herrscher der Straße“ langsam überwuchern.
Ich kann mich gar nicht daran satt sehen und finde immer wieder interessante Ein- und Ausblicke.
Schnell noch ein Beweisfoto VW alt und neu und zurück geht’s auf den Töckfors Camping-platz am Årjäng. Hier hatte ich im letzten Jahr eine kleine Campinghütte und war mit dem Platz und den Einrichtungen ganz zufrieden. In diesem Jahr nutze ich natürlich mein Auto zum Übernachten und finde einen schönen Platz mit Blick auf den See!!
So, das war der Auftakt - demnächst geht's peu á peu weiter. Aber ihr müsst noch tapfer sein; die nächsten beiden Tagen bin ich noch in Schweden unterwegs.
Gruß
Martin