Epilog12.11.2023Die erste Reise nach Ísland war eine großartige Erfahrung. Die Entscheidung die Fähre zu nehmen habe ich nicht bereut, auch wenn es auf der Hinfahrt ein paar Stunden ein wenig schaukelte und es auf der Rückfahrt einen guten halben Tag heftiger schaukelte und es mir durchaus flau im Magen war. Sonst war die Überfahrt ein guter Ein- und auch wieder Ausstieg des Urlaubs, Zeit sich einzustimmen und auf der Heimreise die Erlebnisse zu sortieren. Das tägliche Pensum an Fahrstrecke auf Ísland war gut gewählt. Ich habe häufig angehalten und mir die Zeit genommen die ich wollte. Einen sehr langen Spaziergang zu einem Gletscher habe ich auch nicht bereut, es hat die Dimensionen etwas klarer gemacht die man im Auto, selbst bei langsamer Fahrt, sicherlich unterschätzt.
Die Unterkünfte waren angemessen, enttäuschend war lediglich das Zimmer in Reykjavík, in der Dachschräge und doch recht kleinflächig, dabei war es das mit Abstand teuerste Hotel überhaupt, das Preis- Leistungsverhältnis stimmte hier leider nicht. Ohne das Festival hätte ich sicherlich eh keine drei Nächte hier übernachtet. Dann lieber irgendwo auf dem flachen Land. Klar, die Möglichkeiten sich in Reykjavík ins Kneipen- und Nachtleben zu stürzen sind im Vergleich zum Rest des Landes unermesslich. Aber mir genügt eigentlich
eine Kneipe die was taugt.
Was war am beeindruckendsten? Schwer zu sagen. Am ersten Tag auf Ísland ganz sicherlich die Kombination aus den Dimensionen der Landschaft gepaart mit grandiosem Wetter und viel Schnee in der Landschaft und dabei doch idealen Straßenbedingungen. Die Gletscher waren noch recht abstrakt in weiter Ferne, was sich dagegen schon manifestierte waren die vulkanischen Aktivitäten in Form von blubbernden Tümpeln und fauchenden und zischenden Hügeln. Begleitet von sehr intensiven geruchlichen Eindrücken.
Was das Preisgefüge angeht würde ich sagen war das alles unterhalb des norwegischen Levels, wenn ich das mal als Maßstab heran ziehe.
Sprachlich war ich auf diesem Urlaub komplett ohne Vorkenntnisse unterwegs und habe ehrlich gesagt noch nicht mal geschaut wie die Standardfloskeln auf Isländisch lauten. Die Aussprache scheint mir ungleich schwieriger als im Norwegischen. Bis jetzt würde ich mir noch nicht mal zutrauen Isländisch von Färöisch überhaupt nur zu unterscheiden. Eigentlich blöd, weil man sich mit „Hi“ und „Thank you“ irgendwie doch wie ein sprachunwilliger Tourist vorkommt.
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17.11.2023Welche Gegend auf Ísland war schöner/beeindruckender? Hier gibt es ebenfalls keinen Favoriten. Der Norden ist in gewisser Weise mit Teilen Skandinaviens vergleichbar. Weite völlig unberührte Landschaften, Täler die man entlang fährt, darin fließt ein mehr oder weniger breiter Fluss, es stürzen Wasserfälle jeder Größe die Felsen hinab. Hier gibt es durchaus Zeichen von Leben, Bauernhöfe, Weiden tauchen auf.
Auf Hochebenen ist alles noch mal deutlich karger, außer der Straße ist dort nichts, absolut nichts, der Blick bleibt nirgendwo „hängen“. Bäume, Sträucher? Fehlanzeige. Ja, es gibt auf Ísland auch Bäume, aber nichts was man jetzt mit einem europäischen Wald vergleichen könnte, von Menge und Höhe der Exemplare her.
Die Straßen die von der [1] abzweigen führen grob alle in den Norden. Die die in den Süden verweisen sind bereits am Anfang eher Schotterstraßen und sollten oder dürfen nur mit entsprechenden Fahrzeugen befahren werden. Im Winter sind die die weiter führen für alle Fahrzeuge gesperrt. Eine solche Sperrung habe ich in echt gesehen, sie war nur wenige Meter von der [1] entfernt. Die Absperrung selbst ist nicht so ganz 100%ig strikt, etwa durch einen Schlagbaum, sondern recht freizügig durch ein paar Schilder geregelt. Man kann durchaus vorbei fahren. Aber die Worte (hier alles auch auf Englisch) auf den Schildern sind eindeutig und unmissverständlich. „If you drive this barrier/sign and problems occur, assitance may entail substantial expenses.“
Der Süden unterscheidet sich deutlich vom Norden, so zumindest mein Eindruck. Man fährt auf der [1] am Meer entlang, mal in Sichtweite, mal weiter weg. Auf der linken, also nördlichen Seite, sieht man permanent Berge und Gletscher, Berge und Gletscher, tagelang. Nicht das das langweilig wäre weil sich Form, Höhe, Farbe, Gesteinsart und überhaupt alles permanent ändert und ich so etwas vorher in der Art noch nie gesehen habe. Es ist faszinierend, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wenn man etwas übrig hat für viel „nichts“, Kargheit und große Dimensionen, dann ist das genau der richtige Ort.
Wird es auf der je dreieinhalb Tage langen Fährüberfahrt nicht total langweilig? Nur Wasser ringsrum und nichts zu tun? Das fragte ich mich vorher auch. Packte Lesematerial ein (gut für 4 Tage) und jede Menge Filme (aufgezeichnet vom SAT-Receiver). In den insgesamt 7 Tagen Fähre habe ich
ein (eher mittelschweres) Buch gelesen und
keinen einzigen Film geschaut. War mir langweilig? Nicht die Bohne. Auf der Rückfahrt habe ich die Zeit intensiv genutzt und Bilder gesichtet, Berichte geschrieben, da verfliegen die Stunden wie der Wind.
Das letzte Mittagessen im „Munkestova“ habe ich zelebriert, zwei Stunden Genuss, aus dem Fenster lugen, die Gedanken schweifen lassen. Das hätte ich nicht für Geld mit einem ölsardinen überfüllten Flieger eintauschen wollen. Ich habe prinzipiell nichts gegen das Fliegen, mache ich ja regelmäßig zwischen Tromsø und Longyearbyen (Anfang Februar), aber da gibt es halt auch keine Alternative. Wenn es eine gäbe würde ich sie in Betracht ziehen. Mit dem Flieger sind es ca. 1.000 km, per Schiff müsste das in 2 Tagen machbar sein, aber logischerweise nicht auf so einem Kreuzfahrt-Monster, die im Sommer dort Longyearbyen „überfallen“.
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25.11.2023Einige Parkplätze sind gebührenpflichtig, die Spanne reichte von 750 ISK bis 1.200 ISK. Ja, kann man jetzt drüber streiten, muss das sein, ist das „Abzocke“. Ein Parkplatz wurde als privat betriebener Platz kenntlich gemacht, das war auch der der 1.200 ISK (ca. 8,10 €) gekostet hat (auf meiner Abrechnung steht „Sannir Reykjahlid“), wobei das dann auch für 24h galt, was wohl die wenigsten an der Stelle in Anspruch nehmen dürften, denn da gab es sonst nix zu tun. Ja, so einen Platz „betriebsfähig“ zu halten, evtl. ihn zu asphaltieren oder das Gelände zu sichern, weil man sonst in kochend heiße blubbernde Löcher fällt etc. pp., klar das kostet was und so finde ich eine Gebühr gerechtfertigt. Am „Þingvellir“ hatte es 750 ISK (5,03 €) gekostet. Dort hat es dann auch Sanitäranlagen, Restaurants, Sourvenirshops etc. pp. Ich habe nichts davon genutzt, aber von außen sah das alles sehr einladend aus.
Was mir aber überall super auf den Zeiger ging, das waren die elektronischen Zahlungsterminals. Die Bildschirme über die das lief waren durchaus groß, ziemlich groß sogar, aber die virtuelle Tastatur die unten eingeblendet wurde, war fitzelig klein. Mittlerweile ist man in einem Alter da wird das ohne Brille echt knifflig. Aber ich schlüre doch die Brille nicht jedes Mal mit wenn ich an einem Parkplatz aussteige um mir was anzugucken. Dann steht man da und kneift die Augen zusammen und brodelt innerlich und wünscht den milchbärtigen nerdigen Entwickler ungespitzt in den Boden weil der keine Ahnung hat wie man so eine Oberfläche entwickelt. Es ist ja nicht so, dass auf dem Bildschirm kein Platz wäre.
Und in die Falle dürfte vermutlich auch fast jeder rein laufen (naja, evtl. doch nur so Landeier wie ich), hat man auf dem Bildschirm endlich alles eingegeben und kann dann mit der Kreditkarte zahlen, muss man am Zahlterminal wo man die Kreditkarte rein gesteckt hat aber noch mal separat die Bedienungssprache auswählen, mit [1] für Englisch und [2] für Isländisch, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Nur, da kommt man nicht unbedingt drauf, das man das tun muss, weil das Display winzigst klein ist, und starrt nur auf den großen Bildschirm wo sich nichts weiter tut. Aber spätestens am dritten Parkplatz hat man es verstanden.
Funfakt: Was mich öfters schmunzeln ließ, man muss ja das Nummernschild eingeben, für was man die Gebühr zahlt. Und da habe ich einige gesehen, die dann den Vorgang abbrachen und erst mal zum Auto zurück rannten um zu schauen was da eigentlich auf dem Mietwagen so drauf steht. Wer mit seiner eigenen Karre unterwegs ist hat das Problem zumindest nicht.