Die doppelten Bilder konnte ich mit Hilfe von Karsten entfernen. Danke schön
Arctic Coast WayEs ist wirklich kalt hier am Campingplatz 66°12 North, im Wind muss es kurz vor dem Gefrierpunkt sein, zumindest gefühlt. Der Platz ist noch richtig voll geworden, deshalb gehe ich gleich duschen. Die ersten Camper verlassen schon vor 6 Uhr den Platz. Es ist zwar kalt, aber die Sonne scheint.
Die Duschen und Toiletten bestätigen mir, dass die vielen 5 Sterne Bewertungen nur dem Sonnenuntergang geschuldet sind. Ich liebe Freistehen.
Um 8 Uhr sind wir auch soweit, haben ver- und entsorgt und fahren auf der [85] dem Arctic Coast Way, weiter zur nächsten Halbinsel. Die Straße führt über in die [870], eine Gravel Road. Unsere Suche nach einem Platz zum Verweilen gestaltet sich schwierig. Ein abzweigender Weg führt uns nach einigen hundert Metern zu einem knochigen Walkadaver, aber keine Ecke zum länger stehenbleiben. Also vorsichtig wenden (es ist sandig und ein weicher Wegesrand) und den ganzen Schleif wieder retour.
Je höher wir in den Norden kommen, desto trüber ist das Wetter. Nebel, Nieselregen und Wind. Wir fahren einfach weiter bis es sonnig wird und bei Raufarhöfn ist es geschafft: ein kleiner Platz zum Stehen.
Wir gönnen uns einen Latte Macchiato mit nem Riegel Schokolade, dann gehe ich ein Stück spazieren und Frau hält ein Nickerchen. Unsere Reise geht dem Ende zu fangen und wir fangen jetzt an unsere Essensreserven aufzubrauchen. Der Bundeswehrbeutel mit Gemüsereis und Hackröllchen schmeckt erstaunlich gut und ist viel besser als zu meinen Wehrdienst Zeiten.
In unmittelbarer Nähe steht das Steinmonument Heimskautsgerðið, das lediglich als Touristenattraktion gebaut wurde. Egal, bei Sonnenschein ist es hübsch anzusehen.
Hinter dem Flugplatz biegen wir ab auf die [875] in der Hoffnung, an der abgelegenen Piste etwas für die Nacht zu finden. Auf halber Strecke führt ein Weg ins Gelände, der sich gut befahren lässt. Wir bleiben auf einem mit Steinen übersätem Platz stehen, erstmal Kaffeepause. Dann sehen wir weiter. Es gibt den Kuchen, den Frau gestern gebacken hat. Also, er ist nicht schlecht, durchgebacken und saftig, aber entweder schmeckt die salzige isländische Butter durch oder es haftet noch der Geschmack vom letzten Auflauf in der Form, jedenfalls hat er eine würzige Note.
Wir sind jetzt seit drei Stunden hier, bisher ist noch kein Fahrzeug vorbei gekommen und es ist total einsam. Ein guter Platz für unsere letzte freie Übernachtung.
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Niemand ist vorbeigekommen, weder in der Nacht noch heute Morgen. Es war richtig kalt heute Nacht weshalb wir vor dem Aufstehen die Dieselheizung starten. Später zum Frühstück gibt es die letzten Eier mit Speck, unsere Vorräte reduzieren sich.
Um 10 Uhr geht es weiter durch die trübe nebelverhangene Landschaft auf der [874] bis zur [85]. Von da biegen wir ab nach Raudanes, Felsformationen im Meer anschauen, die Puffins sind leider alle auf dem Wasser. Wir tippeln die Steilküste entlang und fotografieren ein bisschen, dann geht es wieder zurück zum Bus.
Zurück am Parkplatz fragt ein junges Paar in einem Dacia Duster, ob der Weg in 10 Minuten zu schaffen wäre - wir sagen, dass es ca. 3 km Weg seien und es deutlich länger als 10 Minuten dauert. Aber so viel Zeit haben die beiden auf ihrer Rundreise nicht und brausen mit durchdrehenden Rädern davon.
Für die Mittagspause halte ich an einer Schottergrube mit festen Untergrund an. Es gibt wieder einen Beutel Bundeswehr Essen.
In Vopnafjörður waschen wir den Bus. Außerdem hebe ich für die deutsche Autobahn den Luftdruck in unseren Reifen an. Da der Campingplatz Ásbrandsstaðir gleich um die Ecke ist und wir ihn kennen, fahren wir dahin.
Morgen Nachmittag legt in Seyðisfjörður unsere Fähre nach Dänemark ab. Dort ist es an Fährtagen völlig überfüllt und der örtliche Campingplatz erreicht seine Kapazitätsgrenzen. Aus diesem Grund bleiben wir für unsere letzte Nacht in Island hier auf dem Campingplatz packen unsere Rucksäcke für die Fähre und fahren erst morgen die 120 Kilometer nach Seyðisfjörður.
AbreisetagDer Morgen beginnt mit Nieselregen und Nebel. Bis wir mit Duschen, Frühstück und aufräumen fertig sind, haben alle anderen den Campingplatz bereits verlassen. Da wir nur ca 120 km zu fahren haben, eilt es nicht. Wir fahren nochmal nach Vopnafjörður rein, tanken und kaufen ein paar Vorräte, dann gondeln wir die [85] runter zur Ringstraße [1]. Dort ist das Wetter auch nicht schöner. Auf der [1] überholen uns im dichten Nebel noch isländische Fahrzeuge, dabei sind es wirklich max 50 m Sicht! Die nächste Barke taucht gerade so im Blickfeld auf, wenn man an der anderen vorbei gefahren ist. Naja, in der Geschichte Islands sind wahrscheinlich mehr Menschen durch Vulkanausbrüche zu Schaden gekommen als durch den Straßenverkehr, also scheint es meistens gut zu gehen.
Hinter dem Abzweig zur [917], auf einem Rastplatz an der Brücke über die Schlucht vom Jökla, halten wir zur Mittagspause. Es gibt Spaghetti aus unserem Reservevorrat mit einer isländischen Tomatensoße. Auf dem Rastplatz ist ein ständiges Kommen und Gehen. Bei dem Wetter reicht ein schneller Blick in die Schlucht, dann fährt man weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit. Stressig, so eine Rundreise. Egal, wir sind fertig hier, jetzt kann es in Island so viel Regnen es will.
SeyðisfjörðurDer Pass nach Seyðisfjörður über die [93] ist auch völlig im Nebel versunken, keine Aussicht irgendwohin. Am Fährparkplatz in Seyðisfjörður werden wir abgewiesen. Es ist schon alles voll, wir sollen in etwa einer Stunde wiederkommen, wenn das beladen begonnen hat. Okay, es ist jetzt 16 Uhr und wir parken an der Straße wo wir bei der Ankunft in Island schon standen. Mit Blick auf die Norröna und die Stadt trinken wir Kaffee und warten.
Irgendwann erkennen wir, dass die Verladung bereits läuft und fahren zum Check In. Dort geht es allerdings kaum weiter und wir stehen noch fast 2 Stunden in der Reihe, bis es für uns endlich auf das Schiff geht. Auf dem Parkdeck der Norröna werden die Autos so eng eingewiesen, dass es kein Durchkommen zwischen den vor oder und hinter uns geparkten Fahrzeugen gibt. Nach dem Aussteigen komme ich nicht mehr um den Bus rum zur Schiebetür. Wir müssen uns beeilen, denn die Reihe neben uns wird auch schon gefüllt. Also die Sachen schnell zur Fahrertür durchreichen. Das fängt ja gut an. Aber wir wissen ja was uns erwartet.
Für die Rückfahrt mit drei Übernachtungen auf der Norröna haben wir eine Nordic Luxuskabine gebucht. Viel Platz, ein breites Bett, zwei bequeme Sessel, Kapselkaffeemaschine, Minibar, gepolsterte Fenstersitzbank, ein Stuhl mit Lehne vor dem Tisch, ein Bad mit großer Dusche, sowie genügend Ablagen für die Rucksäcke und Kleidung. Und das Fenster! Mannshohe Doppelscheibe durch die wir freien Ausblick haben. Die Scheiben werden sogar vom Salzwasser gereinigt. Hach ist das schön.
Nach TórshavnFrühstück gibt es von 7 Uhr bis 10 Uhr, also reichlich Zeit für uns. Wir bleiben einfach liegen und schauen vom Bett aus aufs Meer - das geht durch die großen Fenster wunderbar! Nach dem Duschen sind wir um 8 Uhr bereit für das Buffett. Es ist gar nicht so voll, kein anstehen, ein Tisch am Fenster, alles noch in reichlichen Mengen da, da können wir schlemmen und genießen!
Die Zeit fließt so dahin. Die Fahrt durch die Färöer Inseln ist auch von unserem Panoramafenster toll anzusehen. Vor Tórshavn sehen wir ein U-Boot vorbei fahren. Während der Liegezeit in Tórshavn gehen wir von Bord und bummeln nochmals durch die Stadt.
SeetagIch bin schon seit Sonnenaufgang munter. Draußen ist nur Wasser und Himmel zu sehen. Frühstück ist genauso wie gestern. Ich bearbeite Island Bilder auf dem Laptop. Die Sonne scheint, aber keiner geht raus zum Fotografieren – Urlaubsmüde, übersättigt?
Irgendwann werden die Fenster durch die Sprühanlage gereinigt, jetzt ist wieder klare Sicht auf das Meer. Es passiert aber nix aufregendes, ein paar Vögel, einige Schiffe, kleine brechende Wellen (die man manchmal fälschlicherweise für den Blas eines Wal hält), Bohrinseln, ein Helikopter – das ist es schon gewesen. Wir schauen Filme, lesen, bearbeiten Bilder, spazieren an Deck, dann ist dieser Tag auch fast vorbei.
Für mich ist jedenfalls klar, so schön unsere Kabine auch ist, ich werde kein Kreuzfahrer.
Der letzte ReisetagEs ist 6 Uhr und wir stehen diesmal früh auf, damit wir gleich um 7 Uhr zum Frühstück gehen können. So haben wir noch Zeit, unsere Sachen fertig zu packen und das Bad zu nutzen, denn die Kabinen müssen bis 8:30 Uhr geräumt werden. Klappt auch alles wie geplant, wir gehen in das Restaurant auf Deck 5, setzen uns und warten auf die Ankunft in Hirtshals. Um 10:00 Bordzeit (11:00 Uhr Ortszeit) dürfen die ersten Passagiere auf die Autodecks. Wir warten noch ein paar Minuten, denn die Treppe ist schmal und steil und viele Leute mit Gepäck, Kindern und Gehbehinderung wollen da runter (der Fahrstuhl geht nur bis Deck 4). Die Autos stehen wirklich eng geparkt, doch glücklicherweise finden wir einen Durchgang bis zu unserer Schiebetür. Andere müssen draußen warten, bis die Fahrzeuge wegfahren.
Um 11:35 Uhr (Ortszeit) beginnt das entladen in Hirtshals, doch bis wir vom Schiff und durch den Zoll sind dauert es noch 20 Minuten. Dann brausen wir Nachhause. Um 20:30 Uhr ist es geschafft, noch ein kurzer Einkauf für das morgige Frühstück, dann sind fast 6000 km Urlaubsreise endlich zu Ende.
Danke dass Ihr so lange durchgehalten habt
Viele Grüße
Gerhard