Zweiter Anlauf

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Zweiter Anlauf

Beitragvon Achim » So, 26. Jun 2005, 11:44

Hei.

Vor ungefähr zweieinhalb Jahren hatte ich vor, mit Familie und Sack und Pack auszuwandern. Daraus wurde nichts - aus vielerlei Gründen: es waren finanzielle, familiäre und persönliche Gründe, und eigentlich war es wahrscheinlich besser, daß nichts aus der Sache geworden ist.

Nun hat es mich jedoch wieder gepackt. Ich will zumindest für eine Zeit in Norwegen arbeiten und leben. Inzwischen habe ich mich von einigen Illusionen befreit und versuche, die rosarote Brille gar nicht erst aufzusetzen.

Ich lerne norwegisch mit "Assimil" und "norwegisch AKTIV", habe bei aetat.no meine berufsrelevanten Daten hinterlegt und betreibe gerade etwas Branchenrecherche. So, für die, die bis hierher durchgehalten haben - hier beginnt nun das eigentliche Thema:

Ich bin gelernter Maschinen- und Anlagenmonteur und arbeite seit zehn Jahren in der gleichen Firma als WIG-Schweißer und Industrierohrleger. Unsere Firma ist hauptsächlich im Sektor Verlegung von Edelstahlrohrleitungen für Nahrungsmittelindustrie und Pharmazie/Biotechnologie tätig. Die Firma gibt es nun schon fünfzehn Jahre aber es wird immer schwieriger, Aufträge zu bekommen. (Wobei das nicht unbedingt an den hohen Stundenlöhnen liegen muß, für die wir hier im Osten arbeiten :-? .)
In Norwegen scheint ein Bedarf an qualifizierten Schweißern zu bestehen, und so habe ich meinen Chef darum gebeten, mir mal eine Auszeit zu geben, um für eine Weile in Norge zu arbeiten. Obwohl es mir natürlich in erster Linie um mich geht, bleibt abzuwarten, ob sich dadurch nicht auch für die Firma neue Perspektiven ergeben.

Nun konkrete Fragen:
Ich habe mehrere gültige Schweißer-Prüfzertifikate nach DIN EN 287-1:2004, DGR 97/23/EG, AD 2000 HP3. Ich mache mir keine Sorgen, daß die Prüfungen nicht anerkannt werden, die EN 287 ist eine international anerkannte Norm. Wie hoch ist in Norwegen ungefähr der Stundenlohn für einen qualifizierten und versierten Schweißer?

Ich nehme an, daß in Norwegen, wenn es um den Rohrleitungsbau geht, die Ölindustrie die größte Rolle als Auftraggeber spielt. Wie sieht es in anderen Branchen aus? Wird die verarbeitende Industrie in Zukunft eine größere Rolle spielen?

Gibt es in Norwegen Vorurteile gegenüber Deutschen, die regelrecht populär sind, ähnlich dem Vorurteil sehr vieler Deutscher gegenüben den Polen, daß letztere nicht gerade fleißig wären und lieber krumme Geschäfte machten?

Wie kann man sich den Bauboom in Oslo und im Sørlandet und den daraus (oder nicht nur daraus) resultierenden gesteigerten Bedarf an Handwerkern erklären?

Ist es wirklich nötig und ratsam, ein Facharbeiterzeugnis aus DDR-Zeiten, welches zwanzig Jahre alt ist und ein Zeugnis eines privaten Bildungsträgers aus der Nachwendezeit über Teilnahme an einer EDV-Weiterbildungsmaßnahme ins norwegische übersetzen zu lassen oder spielen in meinem Falle eher die gültigen Schweißer-Prüfzertifikate und Referenzen bei der Bewerbung eine Rolle?
Mein Chef will mir eine Beurteilung schreiben. Die sollte ich dann sicher übersetzen lassen, oder?

Hat jemand einen guten Tip wenn es um ein Fachwörterbuch für's Metallgewerbe geht?

So, das waren ziemlich viele Fragen. Ich bedanke mich schon einmal im Voraus für Eure Hilfe.

Achim
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Re: Zweiter Anlauf

Beitragvon the-sun » Mo, 27. Jun 2005, 20:28

Hallo Achim:

Vorurteile gegenüber deutschen Handwerkern:
Ja, gibt es. Deutsche Handwerker liefern eine sehr gute Qualität, sind aber manchmal zu langsam, was daraus resultiert, dass wir eben sehr pingelig sind. Außerdem sind wir immer pünktlich und fleißig. (Für norwegische Verhältnisse finde ich das aber auch *lol*).
Negatives ist mir noch nie zu Ohren gekommen.

Bauboom: Nicht wirklich den Plan, aber es hat im Sørlandet damit zu tun, dass wesentlich mehr Norweger (neues) Eigentum suchen als auf dem Markt angeboten wird. Was dazu führt, dass eben sehr viel gebaut wird. Und um mal ganz ganz böse zu sein: Wenn die Norweger Deutsche wären, würden sie nicht so viele Handwerker brauchen, weil 1 guter deutscher Handwerker soviel schafft wie 2 norwegische ;-)

Facharbeiterbrief: Ja, wichtig als Übersetzung, egal wie alt. Weil: In Norwegen darf fast jeder als fast alles arbeiten, auch ohne Ausbildung. Norweger finden sehr sehr gut, dass wir Deutsche immer einen Facharbeiterbrief haben.
Referenzen: Wichtig. Nimm die schriftliche Beurteilung deines Chefs, setze aber zusätzlich seine TelNr. als Referenz in deine Bewerbung. Norweger möchten mit den Referenzgebern sprechen. Nimm noch eine zweite Referenz dazu, dass kann auch der sehr gute Kollege sein o.ä.
EDV: Nein.
Schweißerzertifikate: Wenn ich das recht in Erinnerung habe, steht eh nicht viel drauf außer dem int. Bezeichn.? Dann tun's auch die deutschen. Kannst dazu ja sagen, dass Übersetzungen jederzeit nachgeliefert ewrden können.


Gruß,

Britta
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