Angst und mut

Arbeiten, Formalitäten, Wohnen, Studieren, Au-pair, Schüler-/Studentenaustausch, Praktika. Wir sind keine Jobbörse!

Re: Angst und mut

Beitragvon Günter » Di, 08. Jul 2003, 0:26

Hi Arne und Conny,

ja Arne, das hört sich schon wieder ganz anders an. Realistischer!!! Leider dürften sich meine Träume, und die vieler Anderer, halt nicht so leicht in die Wirklichkeit umsetzen.

Und das mit dem „vor den Problemen davonlaufen“ kann ich nicht mehr hören!!!! Ja warum will ich denn in ein anderes Land???? Klar einerseits wegen Norwegen selbst. Den Drang nach Norwegen kann wohl niemand so recht erklären. Es ist ja kein perfektes Land. Aber ich finde es phantastisch!!!!
Nur, würde es den Auswanderern z.B. in Deutschland so gut gefallen, würden sie doch bleiben. Ich stehe auf dem Standpunkt, wenn man Probleme hat (egal welcher Art), dann sollte man nicht passiv bleiben. Und wenn einem ein vielleicht zeitlich begrenzter Tapetenwechsel hilft, warum nicht. Wenns in die Hose geht, dann hat man halt Pech gehabt. Ich bin der Meinung, daß man auch das Scheitern riskieren sollte.

Warum nicht wegen des Problems der Arbeitslosigkeit es in Norwegen versuchen???? Ich sehe da überhaupt kein Problem. Wenn ich mir die deutsche Gesellschaft so ansehe, dann ist sie vielleicht heute da, wo man davon sprechen kann, daß sie flexibel wird. Für mich ist es allerdings unfaßbar, daß man Arbeitssuchenden nicht mit der ganzen Kraft einer der reichsten Gesellschaften zu einem Job verhilft. Allerdings sollten dies auch Jobs sein, von denen man einigermaßen leben kann.

Seit Jahren sehe ich mir „Quasselrunden“ an (Christiansen & Co) in denen die „Experten“ ihrer ultimativen Lösungen vorstellen, aber bis heute hat sich nichts verändert. Das einzige was ich sehe, ist die „amerikanische Vision“. Diese Vision zeigt mir, daß wir genau dahin steuern, wo Amerika heute ist. Zweiklassengesellschaft, unten und oben, Kriminalität, „Billigjobs“ etc. . Aber von allen Seiten wird diese Richtung eingeschlagen und begrüßt.

Keine Frage, daß derzeitige soziale Netz ist nicht finanzierbar und muß verändert werden. Nur die gesellschaftliche Zielrichtung sagt mir absolut nicht zu!!!! Und die gesellschaftliche Zielrichtung ist mir wichtiger, als die Art meines Jobs den ich ausübe, oder meine wirtschaftliche Position. Letzteres aber nur dann, wenn man in der Gesellschaft dafür eine Kompensation erhält. Dies sind für mich die Menschen und die Natur.

Um richtig verstanden zu werden. Ich bin z.Zt. nicht auf Jobsuche. Ich bin seit 25 Jahren selbständig tätig, sehe aber auch bei mir die Gefahr, daß ich meine Selbständigkeit verlieren könnte. Warum und weshalb ist mal nebensächlich. Ich weiß nur, daß man in meinem Alter (44) in Deutschland besser nicht arbeitslos werden sollte.

Aber sollte es mal soweit kommen, dann werde ich mich sicherlich nicht (kann ich nur hoffen) auf das „soziale Netz“ verlassen, daß es dann in meinem Fall nur in Form der Sozialhilfe gäbe. Da würde ich mir dann lieber auch einen „Billigjob“ in Norwegen suchen. In Deutschland könnte ich mir das für mich nicht vorstellen, obwohl es im Grunde das Gleiche ist. Trotzdem wäre es mir lieber, mich für einen Bauern oder Fischer in Norwegen zu knechten.

Ich kann mich natürlich in den skandinavischen Gesellschaften täuschen, glaube aber nicht, daß man die gleiche Spießigkeit vorfindet wie in Deutschland. Vielleicht habe ich da aber eine zu „träumerische Vorstellung“ und die Wirklichkeit sieht anders aus.

Viele Grüße


Günter


Ps: Was machst Du (Arne) denn beruflich???
Günter
 

Re: Angst und mut

Beitragvon Arne.R. » Di, 08. Jul 2003, 19:36

Hi Günter,

wir (meine Frau und ich, samt Kindern und Hund) sind nicht aus D weg, weil es uns dort nicht mehr gefallen hat, oder weil wir immer schon nach N wollten. Ich habe aber einen sehr spezialisierten Beruf (bin zwar Arzt, arbeite aber als Wissenschaftler) und wollte nach 8 Jahren was neues machen. Da gibt es leider keine Stellen in jedem Krankenhaus. Und da habe ich mich halt überall umgesehen, auch im Ausland, z.B. auch in Frankreich und Belgien. Und das einzige, was für mich interessant war, war eben diese Stelle hier in Trondheim. Wir haben unser Haus und unser soziales Umfeld in D sehr ungern aufgegeben. Das ist aber nicht unser erster Umzug, wir kennen das und wissen, dass man sich auch woanders ein neues Umfeld aufbauen kann - egal wo. Also warum nicht Norge? Wir haben das ganz nüchtern und pragmatisch gesehen.

Gruss,
Arne
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Arne.R.
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Re: Angst und mut

Beitragvon Gast » Di, 08. Jul 2003, 19:43

Hallo Günter!
Ich bin jetzt zwar nicht gefragt, aber was das soziale Netz in D betrifft kann ich nur lachen. Jetzt, wo ich dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehe geht es uns finanziell besser als zuvor. Uns steht mehr Geld zur Verfügung, und wenn etwas in die Brüche geht ersetzt es uns das Sozialamt. Ist das nicht toll???? Ha, ha, ha. Viele mögen das ja phantastisch finden, was ich , ehrlich gesagt sogar nachvollziehen kann. Aber es kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein, dass ich mir besser dabei stehe wenn ich nichts mache. Ich für meinen Teil arbeite lieber, da weiß ich wofür ich morgens aufstehe und mich auf den nächsten Urlaub freue. Auch selbstfinanzierte Brötchen schmecken irgendwie doch entschieden besser. Ich möchte mich auch nicht verheizen lassen, darum träume ich auch von einer angenehmeren Mentalität in Norwegen. Wir werden früher oder später selber darüber urteilen können ob sich der Mut zum entgültigen Absprung gelohnt hat. Ich habe da ein sehr gutes Gefühl, obwohl ich auch nicht die Augen vor den Schwierigkeiten, die unweigerlich auf uns zukommen, verschließe. Viel schlimmer als im Moment in D kann es für mich eigentlich nicht kommen.
Bis dann, Conny
Gast
 

Re: Angst und mut

Beitragvon sven und diana » Mi, 09. Jul 2003, 8:19

hi ihr.
also der grund oder bessergesagt die entscheidung nach norge zu gehn war bei mir anders. ich habe durch zufall kontakt nach norwegen bekommen,und so kam halt der entschluss.

deutschland ist heute nicht mehr als es mal war.
die politiker lügen einen an, die bürokratie ist unüberschaubar,und das soziale netz ist mehr als nur ungerecht.

ich möchte mich mal offenbaren.
1. ich war 4 jahre bei der bundeswehr ,einem werden dies und das versprochen,sobald man aber für 4 jahre unterschrieben hat will keiner mehr was darüber wissen.
bsp. ich würde von der freiwilligen annahmestelle süd in münchen als unteroffiziersanwärter vermittelt. nach bad reichenhall.
dort angekommen machte ich meine 3 monatige grundausbildung, danach wurde ich in meine stamm einheit versetzt und stellte mich dort beim spiess(mutter der kompanie) vor als unteroffiziersanwärter.
nun kam der erste schlag ins gesicht. wer sind sie? sie stehn garnicht auf meiner liste! und eine unteroffiziersstelle gibt es bei uns zur zeit garnicht, sie muessen warten.toll :twisted:
ich leistete also meinen dienst als obergefreiter.
als eine stelle in aussicht stand ,der zweite schlag ins gesicht, ihre restdienstzeit ist zu kurz.
also 4 jahre obergefreiter, kurz vor der ausscheidung der bundeswehr hatte ich im dienst einen unfall, und war 3 monate nach meiner dienstzeit krank.
danach stellte ich mich bei über siebzieg stellen vor als elektriker.
30% der chefs waren ehrlich und sagten mir ins gesicht, wissen sie herr vorspohl sie waren 4 jahre beim bund sie haben das arbeiten eh verlernt.
stinksauer bin ich zum arbeitsamt. da ich nie faul war und bei der bundeswehr ich mir auch den Hintern aufgerissen habe.
nur für diejenigen die bei der bundeswehr einen lenz hatten.
ich war Gebiergsjäger in der tragtierkompanie 230, und war 4 jahre jedentag auf bergen unterwegs, ja jeden tag.
nach dem ich vom bund keine gebührnisse mehr bekam ,wollte kein mensch mehr zahlen ,werder die bundeswehr, noch das arbeitsamt geschweige den das sozialamt,
diana und ich mussten von ersparnissen 3 monate überbrücken.
sprich nach der buindeswehr bis du abschaum, nichts mehr wert.
ich erstritt eine umschulung.
ich bekam 750 euro umschulungsgeld, davon muss man aber alles bezahlen was so anfällt.(bayern ist nun mal nicht billig zumal wir im urlaubsgebiet leben)
sozialer abstieg, schulden und ewiger kampf ums überleben, unser kühlschrank war in den letzten 3 jahren leer, eigentlich hätten wir ihn abschalten können.

ich muss sagen ich habe die schnautze voll von deutschland,und jetzt wo unsere politiker unser land weiter zerstören und ich nicht weiss wie die zukunft in deutschland verläuft, wandere ich aus. mir ist ein land wie norwegen lieber wie deutschland und bürokratie,

da ich sehr gerne in der natur bin und die ruhe geniesse die ich dort finde.
ich liebe berge,wälder,felder alles einfach nur dort kann ich meinen alltag vergessen.ausserdem haben wir noch zwei huskys und die würden sich in norwegen bestimmt wohlfühlen allein schon vom klima und von der natur.

so ich hör jetzt besser auf zu schreiben bevor ich noch platze :D

vi sees sven
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Re: Angst und mut

Beitragvon snowstorm » Mi, 09. Jul 2003, 12:49

Hallo Sven!
Oh oh.. das klingt aber gar nicht gut. Ich stimme dir vollauf zu, die Bundeswehr hat einen ganz schweren Stand und in der Truppe ist die Stimmung auf dem Nullpunkt. Es wird insbesondere von der Politik nicht mehr gewürdigt, was die BW leistet, und die Bevölkerung sieht auch nichts. Man erkennt es am Etat, der trotz neuer Aufgaben fleissig zusammen gestrichen wird.

Ich verstehe sehr gut warum du so sauer bist.

berge, wälder, felder, alles einfach nur dort kann ich meinen alltag vergessen


Norwegen ist keine Insel!! Es gibt auch in Norwegen einen Alltag und der ist gar nicht mal so anders als in Deutschland. Bürokratie, Politikergeschwätz usw gibt es auch hier. Die Zukunft Deutschlands sieht im Moment nicht gerade rosig aus, aber das kann sich ändern. Ebenso kann sich die Situation Norwegens verändern. Nach Norwegen weil Deutschland so Sch... ist? Mit der Einstellung könntest du eine herbe Enttäuschung erleben.

Ich wünsche dir natürlich gaaaaaaaaaaaanz viel Glück, dass es mit der Umsiedelung klappt.

Gruss Patricia
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Re: Angst und mut

Beitragvon Kerstin i Norge » Do, 10. Jul 2003, 9:26

Huhu

da stimme ich Snowstorm zu.

Politiker und Bürokratie....die gibt es in jedem Land. Und die blühende Phantasie der Politiker, die alles versprechen, aber so wenig wie möglich einhalten.....das ist ein internationales Syndrom :twisted:

Ich wünsche Euch auch viel Glück, aber wie gesagt : Norwegen ist genauso ein nüchternder Staat wie alle anderen, das lernt man nur im Urlaub nicht kennen, aber im Alltag, wenn man hier lebt. Nur ist der nüchternde Staat in jede Menge traumhafte Natur verpackt :lol:

lg

Kerstin
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Re: Angst und mut

Beitragvon ardsch » Do, 10. Jul 2003, 13:44

Auswandern ? Warum nicht, nur Mut und keine Angst. Doch erscheint es mir wichtig die rosarote Urlaubsbrille mal eine Weile abzusetzen, speziell dann, wenn die Begleitfaktoren dieses Schrittes durchdacht werden. Denn unbestritten gibt es Bürokratie die sich auf wundersame Weise selbst verwaltet, Politiker die am Stuhl kleben um Bewegung zu vermeiden, Wirtschaft die solange sozial ist wie die Gewinne hoch, Reformer die Re-Förmchen backen weil die böse große Revolution nach wie vor Ihre Kinder frisst, alles gibts, hier wie dort. Man muß sich halt etwas Zeit nehmen um die Antworten auf die eigenen Fragen abzuwarten. Und mit jeder Antwort wird die Angst kleiner und der Mut größer.

Und noch eine Brille sollte man abnehmen, nämlich die pechschwarze die D unberechtigterweise übergestülpt wird. Die "vermeintlich" ach-so-schlechte Situation in D als Grund für eine Auswanderung anzuführen kann sich als kräftiger Schlag ins eigene Gesicht erweisen - von einigen wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Denn, wieder unbestritten, gibt es in D nach wie vor einé sehr hohe soziale Absicherung, stimmt prinzipiell das Einnahmen- Ausgabenverhältniss. muß man ein besseres Preis- Leistungsverhältnis ganz schön lange suchen. Das Warenangebot lässt keine Wünsche offen und, man höre und staune, der Tourismus nach und innerhalb D steigt ordentlich.

Klar muss geändert werden, reformiert. Das Gesellschaftssystem D basiert auf 55 jahre alten Grundlagen und ist im wesentlichen bis heute nicht verändert, die Gesellschaft D ist es schon. Es ist eigentlich an der Zeit, dass ein fundamentaler Umbau des Systems, abgestimmt auf die heutige Gesellschaft, stattfindet. Aber nein, auch in D werden wir keinen Märtyrer erleben der die eigentlich notwendigen Reformen (Revolutionen???) durchzieht und damit seinen politischen Tod herbeiruft. Aber ich glaube wir werden erleben, dass sich Politik und Wirtschaft (in der Not frisst der Teufel Fliegen) mal wieder einig werden und den Karren aus dem Schlagloch fahren.

Man verfällt mir zu leicht auf den Negativcharakter der vergangenen Zeit und orientiert sich an der (zur Zeit?? ich erinnere an die Sehnsuchtsblicke nach Schweden vor 30 Jahren) hohen Meßlatte "Norwegen", nach Kroatien oder Rumänien auszuwandern käme keinem in den Sinn.

Ja, ich will auch eines Tages nach N oder S - in ein paar Jahren, aber die rosarote Brille für einen freien Blick abnehmen, damit fang ich schon mal an. Es könnte sein, dass mir sonst Bürokratie und Willkür die Rosarote herunterreissen und zum Ausgleich die Pechschwarze aufsetzen.

vi snakkes

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Re: Angst und mut

Beitragvon svenunddiana » Do, 10. Jul 2003, 22:56

hi ihr.
ich möchte mal eines sagen. mir ist klar das es in norwegen genauso bürokratie gibt wie in deutschland,aber es ist zeit für was anderes.

NUR MAL IM ERNST, SOZIALE ABSICHERUNG IN DEUTSCHLAND.
nur für die leute die noch nie am rande der sozialen grenze gelebt haben, und unser schönes soziales system mit blauen augen sehn.

punkt 1. so sozial wie alle meinen ist es nicht, man steht schneller auf der strasse als man denkt.
zb. ich war 4 jahre beim bund, nach ablauf meiner bezüge habe ich drei monate kein geld bekommen weder vom bund weder vom arbeitsamt geschweige sozialhilfe. keiner fühlte sich zuständig. versucht mal 3 monate ohne geld zu überleben und ohne hilfe von freunden und so weiter. wenn die schulden monat für monat steigen man seine miete nicht mehr bezahlen kann :twisted:

ich jedenfalls glaube nicht mehr an unser soziales system.

*---* (Dieser Satz wurde durch den Moderator entfernt. Bitte halt Dich an die Netiquette. Studiosus)

norwegen ist vor allem für uns intressant weil es etwas kühler ist, es eine mittanachtssonne gibt :lol: und natuerlich die möglichkeit sich in der natur zu entfalten.

ihr könnt uns glauben wenn wir sagen wir sind vorsichtiger und planen alles dreimal bevor wir etwas tun.
norwegen hat vor und nachteile das ist uns klar.
nur wir wollen eine neue zukunft in einem anderen land aufbauen.
und wir hoffen das es norwegen wird.
auch wenn eine normale schlangengurke 7 euro kostet :D

nur in deutschland seh ich einfach keine zukunft für uns,es ist zuviel passiert.

ich hoffe diese diskusion beendet zu haben
vi sees
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Re: Angst und mut

Beitragvon Jürgen R. » Fr, 11. Jul 2003, 0:36

@ardsch

Ich gebe Dir 100 prozentig recht, dass man die rosarote Urlaubsbrille absetzen muß, um einfach seine Perspektive nüchtern zu betrachten.
Was die Situation in Deutschland betrifft, wird es keine politische Partei schaffen, dieses "s... Schiff" in der jetzigen Form aufzuhalten. Ich unterstelle niemanden Unfähigkeit oder Boshaftigkeit, vielmehr sind es einfach wirkende ökonomische Gesetze.
Da Dein Wohnort "bei Jena" ist, nehme ich an, dass Du genauso wie ich das Verschwinden eines faulenden Systemes im Osten miterlebt hast. Wir werden es das zweite mal erleben ... hoffentlich auch friedlich ?!?! Der Trick mit dem "Verkauf" der DM an den EURO ist nicht aufgegangen. Also wie weider ..???

Wenn ich die Beiträge über die BW lese, überkommt mich ehrlich die Wut. Junge Menschen geben freiwillig mehrere Jahre ihres Lebens an den Staat und bekommen danach von diesem nur den kalten Tritt in den A.... !! Deutschland ist eines der letzten Länder Europas , welches seine Jugend zur Wehrpflicht oder anderen Zwangsdiensten verpflichtet und besitzt nicht einmal den Anstand, diesen danach vom Gesetz her eine soziale Absicherung zu gewährleisten.

Ob Norwegen oder ein anderes Land, ich kann jeden verstehen, der das sinkende Schiff verlässt. MAN LEBT NUR EINMAL !!!!!!!!! Das Ideal wird es nicht geben, aber vielleicht doch mehr Menschlichkeit, um nicht den Begriff einer "deutschen Hyänengesellschaft" in den Mund zu nehmen. Statistiken bezüglich dem "prinzipiellen Einnahmen- Ausgabenverhältniss" kann ich nur schwer folgen, (ich glaube nur einer Statistik, die ich selbst gefälscht habe!) da meine Situation zu Zeit anders aussieht, obwohl ich in "Brot und Lohn stehe".

In diesem Sinne ...

Gruß Jürgen
Jürgen R.
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Re: Angst und mut

Beitragvon Günter » Fr, 11. Jul 2003, 1:11

......warum eine so schöne Diskussion beenden??? Ich will mal den einzelnen antworten:


Arne

Mein Neid ist mit Dir!!!! Aber im Ernst, Du hast ja die ideale Voraussetzung: Man will Dich!!! Das trifft auf mich sicherlich nicht zu, ich müßte mich quasi aufdrängen.

Ich finde es sehr interessant mal zu erfahren, was der ein oder andere Auswanderer so beruflich macht. Im Gesundheitswesen dürfte man ja auch keine sonderlichen Schwierigkeiten haben einen Job zu finden.

Aber trotzdem sollte man davon ausgehen, daß nicht alle die hier ihre Auswanderungsabsichten kundtun, diese idealen Voraussetzungen haben. Für mich selbst sehe ich eher den „Worste-Case“. Fängt bei der Sprache an und hört beim Job auf.

Allerdings ist das bei mir auch eher nur ein Traum.


Conny

Du darfst Deine Situation nicht verallgemeinern. Eine Mutter mit zwei Kindern bekommt ja Sozialhilfe für drei Personen. Davon kann man sicherlich leben. Anders sieht es da schon als Alleinstehender aus. Da kannst Du dann auch ruckzuck in der Obdachlosigkeit enden.

Was sagen denn Deine Kinder zu Deinen Plänen??? Die solltest Du auch berücksichtigen. Vielleicht wollen die ja lieber hier bleiben???


Sven

Du bist ja schlimmer wie ich!!!! Und das soll schon was heißen!!! Anstatt Dich mit (meiner Meinung nach) unausgegorenen Auswanderungsplänen zu befassen, solltest Du mal Vergangenheit, Vergangenheit sein lassen. Was meinst Du wie vielen Millionen Menschen es viel schlimmer geht??? Da soll es Leute geben die haben null Perspektive!!!! Und die sind sich dessen bewußt und kämpfen ihren Lebenskampf.
Vor solchen Leuten habe ich den höchsten Respekt!!!!!!

Deine Situation sehe ich ganz anders!!! Du kannst z.B. eine Ausbildung zum Elektro-Meister machen, damit hast Du auch heute noch hervorragende Chancen!!!!! Damit hast Du auf jedem Fall jedem normalen Gesellen etwas voraus. Die Industrie sucht auch heute noch nach solchen Leuten. Man muß sich allerdings auch etwas verkaufen, den Job bekommst Du heute nicht mehr frei Haus. Du bist auch nicht der Einzige mit einer Bewerbungsorgie. Bringt man dann noch (ich kann es ja verstehen) noch eine schlechte Ausstrahlung rüber, dann hat man noch schlechtere Chancen.

Da ich davon ausgehe, daß Du noch nicht all zu alt bist, lohnt sich solch ein Schritt auf jeden Fall. Es gibt bis zu einem gewissen Alter auch Bafög rückzahlungsfrei oder auf Darlehensbasis.

Durch eine entsprechend höhere Vergütung und die besseren Einstellungschancen sollte sich der Aufwand von ca. 1 -2 Jahren lohnen.

Deine Auswanderungsabsichten in Ehren, ich halte sie aber gelinde gesagt für unausgegoren. Auswandern so wie Du das vor hast kostet!!! Und Norwegen ist ja nicht billig. Da sind 50.000,-- EUR schnell verbraucht. Sofern Du überhaupt noch über Vermögen verfügst. Dazu kommt, daß man die Sprache möglichst gut sprechen sollte. Außerdem kann man auch dort wieder Arbeitslos werden. Das haben die Skandinavier nicht so gern. Da wird dann auch ratz fatz abgeschoben (man durfte dies im „Spiegel“ lesen). Und dann hierzulande wieder neu anfangen???

Aber ich will auch niemanden madig machen. Es sollte nur sehr gut überdacht sein. Insoweit war auch meine Kritik an Arnes lockerer Sicht a’la „nur Mut, wird schon schiefgehen“ zu verstehen.


Viele Grüße

Günter
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Re: Angst und mut

Beitragvon Susanne » Fr, 11. Jul 2003, 9:33

@ Günter

Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen!
Den Schritt "Auswandern nach Norwegen" sollte man sich wirklich gut überlegen!
Nun habe ich ja den Vorteil eines ziemlich sicheren Arbeitsplatzes (ein Krankenhaus schliesst man nicht so schnell...)... aber das gilt auch hier in Norwegen nicht mehr für alle! Die Arbeitslosigkeit ist auf - für norwegische Verhältnisse - erschreckende 3,9 % (das sind rund 91.000 Personen) gestiegen... (war sonst 2-3 %)... und es gibt auch hier wirtschaftliche Probleme und Fabriken und Firmen müssen schliessen oder Angestellte entlassen. Und auch hier werden die weniger Qualifizierten zuerst entlassen. Es wird angenommen, dass die Arbeitslosigkeit in nächster Zeit eher noch steigen wird.
Ich möchte niemanden abschrecken, aber man sollte doch sehr realistisch sein und auch seine eigenen Voraussetzungen und Möglichkeiten realistisch einschätzen. Von der Vorstellung "ich geh nach Norwegen und alles Weitere wird sich schon finden und wenn nicht, geh ich halt wieder zurück nach Deutschland" kann ich persönlich nur abraten... ich glaube kaum, dass das so funktionieren kann und Frustrationen sind dann doch sehr wahrscheinlich.
Es lohnt sich sicher, einiges an Zeit zu investieren und z.B. einen Arbeitsplatz zu suchen, bevor man umzieht. Ausserdem sollte man norwegisch lernen, das erleichtert vieles ungemein und erhöht die Chancen eine Arbeit zu finden. "Ting tar tid.", wie man hier sagt - "Alles braucht seine Zeit." - und auch hier gibt es einen Alltag.

Grüsse aus dem heute grauen und tristen Norden :cry:
Susanne
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Re: Angst und mut

Beitragvon sven und diana » Fr, 11. Jul 2003, 11:27

hi ihr
ihr reitet jetzt auf mir rum weil ich einfach mal gesagt habe was ich denke.
aber ihr versteht es völlig falsch.

ich habe mittlerweile ein haufen von ausbildungen hintermir.
ich bin elektroinstallateur, kommunikationselektroniker, pferdepfleger, gefahrgut fahrer, tontechniker und bald wenn alles gut geht bergführer.

ihr seht ich habe schon einige gute vorraussetzungen für mein leben geschaffen.ich bin flexibel immer guter dinge was neues zu probieren.

ich habe das gefühl das ihr glaubt ich will nach norwegen um dann eventuell in norge zu versagen, bzw dann wieder ohne arbeit da zustehn.
aber dem ist nicht so.
ich plane die auswanderung ganz genau, bevor ich so einen schritt mache.
bei mir muss alles 100% bedacht sein. und bevor ich keinen arbeitsvertrag in den händen halte werde ich auch nicht auswandern.
(wäre ja auch ein totaler blödsinn)

zu den vorschlägen das ich die möglichkeit zum meisterbrief hätte ist schön und gut,aber der meister bringt dir in deutschland nicht mehr das was es mal war. da bin ich mit dem techniker besser beraten.

ich möchte halt nur was neues. einen neuen abschnitt im leben.
mir gefällt norwegen halt sehr gut, es ist mein traumland wie für andere usa oder kanada.

seit meiner letzten erfahrung mit dem sozialen abstieg und dem kampf um besserung, habe ich eines geleernt.
1. nie ohne rückendeckung
2.alles gründlich und doppelt planen,
3. absichern.
4keine schulden.
5.nie wieder den lebenswillen verlieren.

ihr seht ich bin nicht einer der aus frust schnell weg will.
nein ich denke für mich beginnt ein neuer lebensabschnitt.

denkt doch mal an eure vergangenheit, habt ihr nie eine schlechte phase durchgemacht?

ach so ich bin 29 jahre alt:-)

nun beende ich diese diskusion
vi sees
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Re: Angst und mut

Beitragvon Arne.R. » Fr, 11. Jul 2003, 16:07

Sorry, nun habe ich das Bedürfnis, auch noch mal was zu sagen...

@Günter und Susanne:

Ihr habt mich augenscheinlich missverstanden. Ich habe meine Beiträge nie so gemeint, wie Ihr sie offensichtlich aufgefasst habt. Habe ja schon versucht, das zu korrigieren, war aber vielleicht nicht so deutlich. Ich bin absolut einig mit euch, dass man nicht auf blauen Dunst nach N sollte, nach dem Motto "bin ich erstmal hier, dann wird es schon irgendwie gehen".

Es sieht aber wohl so aus, als hätten Sven und Diana mich schon richtig verstanden. Was ich meinte war nämlich:

Wenn man (nach guter Vorbereitung und natürlich möglichst mit Arbeitsvertrag) eine Zeit lang hier war und dann merken sollte, dass es einem doch nicht gefällt, dann ist es doch kein Problem, wieder zurück zu gehen, oder in ein anderes Land. Wäre es jedenfalls für mich nicht. Zu Hause ist da, wo man sich wohl fühlt. Ist halt für jeden woanders. :-) Das meinte ich, als ich versuchte, das als unkompliziert darzustellen. Aber natürlich gehört da Planung und Vorbereitung dazu, wie bei JEDEM Job- und Wohnortwechsel innerhalb von D ja auch.....

Ich bin zwar recht nüchtern an die Sache rangegangen, aber natürlich war auch bei mir ein Bauchfaktor dabei. Auch mir gefällt es nämlich ausgesprochen gut in N, und wenn man schon mal den Job wechselt und die Gelegenheit hat, dabei auch das Land zu wechseln, und das neue Land ist N - na da greife ich natürlich gerne zu...

Hoffe, meine Einstellung ist jetzt besser rübergekommen.

Gruss,
Arne
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Re: Angst und mut

Beitragvon oli » Sa, 12. Jul 2003, 19:46

sehr spannende diskussion, in die ich mich nun auch wieder einklinken møchte.
Ich bin der Meinung, daß man auch das Scheitern riskieren sollte.

ein sehr schøner satz, wie ich finde. denn: man kann einfach nicht alles einplanen, ein bisschen beten dazu - und die sache wird schon laufen. gerade in diesem sinne bin ich bereit, viel auf mich zu nehmen, um meinen traum vom dasein als »nordmenn« zu realisieren. und sollte es nicht klappen - dann eben (erstmal?) nicht! ich habe mir eine frist von etwa zwølf monaten gesetzt. ich bin nun zwanzig, habe ein abitur mit 1,6, mehrfach in norwegen gearbeitet und reichlich beziehungen geknuepft - aus dem hotelgewerbe bis hin zur verwaltung der studentenwohnungen. warum sollte ich mir nicht dieses eine jahr gønnen, das mit etwas geschick und glueck mein leben in bessere bahnen lenken soll!? werde ich in der lage sein, meine sprachkenntnisse dahingehend zu erweitern, das geplante soziologie-studium gleich in norwegen aufzunehmen!? - ich stehe da mit meinem bauch und meinem herzen im wettbewerb, bin hochmotiviert. mein chef in norwegen wusste genau das stets zu wuerdigen - und diese anerkennung wiederum gibt mir auftrieb.
Trotzdem wäre es mir lieber, mich für einen Bauern oder Fischer in Norwegen zu knechten.

sehe ich genauso. ich wuerde hier nie auf die idee kommen, zur finanzierung meines studiums ein jahr irgendwo zu arbeiten. in norwegen ist es eben etwas anderes, man kann es als fuss in der tuer sehen... :wink:
Ich möchte mich auch nicht verheizen lassen

klar - aber imho fængt man immer erst ganz unten an. meine zugegebenermaßen wenige erfahrung hat gezeigt, dass man mit etwas muehe viel schaffen kann. beispielsweise habe ich als 16jæhriger bei volvo in der fahrzeugaufbereitung gearbeitet - ein jahr spæter haben mich mein fleiss und meine bestehenden kenntnisse zum »kundenberater« gemacht; verkaufen durfte ich die damals bei etwa 39k dm beginnende autopalette offiziell noch nicht. leider musste ich diesen job aus zeitmangel, gepaart mit schlechtem gehalt (8dm/std.) und motivationsschwæche (ich empfand mich beim verkauf als zu unsicher) aufgeben. aber seitdem habe ich viel gelernt. hoffe ich doch... *rofl*
Das haben die Skandinavier nicht so gern. Da wird dann auch ratz fatz abgeschoben

sobald man einen job hat, habe ich gelesen, ist es nur noch formalitæt, eine aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. und einen befristet schlecht bezahlten oder auch kaum :wink: bezahlten job findet man immer - mit genug zeit, sich neu zu orientieren, wenn man denn will. bei mir ist beispielsweise jetzt ein unerwarteter fall eingetreten: ein bekannter, der mir im raum tønsberg einen job organisieren sollte - ich wandere anfang august aus, arbeite aber erstmal wieder fuer relativ wenig geld in eidsbugarden, um meine sprachkenntnisse zu reanimieren - meinte, ich solle erstmal zu ihm kommen, dann fænden wir schon etwas. »na toll« war mein erster gedanke - er hatte versprochen, mir rechtzeitig etwas zu organisieren. inzwischen sehe ich diese einstellung eher als chance, zumal er mir voruebergehend das recht einræumt, bei ihm zu wohnen...
@sven, deine enttæuschung deutschland betreffend kann ich gut nachvollziehen. aber weniger buerokratisch wird norwegen - ohne ørtliche unterstuetzung - keinesfalls. trotzdem sind einem alle leute meiner erfahrung nach erstmal wohlwollend gesonnen. und mit deiner masse an ausbildungen wuerde ich mir gar nicht so viele gedanken machen... ich gehe ohne ausbildung hin, meine freundin macht das gleiche - allerdings ohne ein auge auf einen studienplatz zu haben, sie will gleich eine ausbildung in norwegen beginnen. wie bei dir das ausbildungs- und stellenszenario sieht's bei mir bei den unis aus: rostock quasi pleite, berlin stellen streichend auf bereits unterstem niveau, mannheim, bielefeld und konstanz mit imho æhnlichem aufwand gehandicapt wie der weg nach norwegen - wenn ich dann noch leute frage, die vor dieser chance standen, nun aber etabliert sind, høre ich oft sætze, die das wort »bereuen« enthalten. fuer mich schon ausschlag genug.
@ardsch, was deine betrachtung der realitæt angeht, kann ich dir nur zustimmen... :)
@susanne, was ist so falsch am »nach norwegen und zurück, wenn chancenlos«!? ist das fuer dich eine motivationsfrage!?
Ich bin zwar recht nüchtern an die Sache rangegangen, aber natürlich war auch bei mir ein Bauchfaktor dabei.

geht mir auch so. wobei mein bauch eher der vorsichtige kandidat ist. es kommt mir oft vor, als wuerde ich vom glueck quasi gejagt - und ich bin sehr dankbar dafuer! dennoch hætte ich auch keine probleme mit dem bequemen deutschen weg - der kann nun vielleicht warten. hoffen tue ich darauf, dass er nie realitæt werden mag...

ich weiss nun gar nicht, was mich veranlasst hat, hier so viel so persønlichen kram zu schreiben. aber ich bin eben irgendwie aufgeregt - und das forum sei mein ventil... :D

med vennlig hilsen,
oli
einen tropfen glück møchte ich haben - oder ein fass verstand - menander
oli
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Re: Angst und mut

Beitragvon sven und diana » So, 13. Jul 2003, 0:06

hallo moderator
ich möchte mich für meinen ausgeschweiften satz entschuldigen.
kommt nicht wieder vor.
aber in der hitze des gefechts ist es einfach raus gekommen ,sorry
ich hoffe du bist mir nicht allzu böse :lol:

gruss sven und diana
sven und diana
 
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Registriert: Di, 17. Jun 2003, 23:14
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