Am Sonnabend, 18. Juli starteten wir – in dem Fall meine Schwester und ich, also eine reine Weiberfahrt – mit Auto und Zelt Richtung Norwegen; Ziel vorerst Grense Jakobselv. Los gings am frühen Morgen im strömenden Regen Richtung Puttgarden. Jede Menge bis unters Dach mit Sandeimern und Förmchen beladene Autos sorgten für volle Autobahnen und zum Teil nur stockendes Vorankommen, wir hatten schon schlimme Befürchtungen wegen der Warteschlange an der Fähre nach Rødby. Alle Sandeimer u. ä. zweigten jedoch in Timmendorferstrand & Co. ab – dann freie Fahrt Richtung der vorläufigen Reiseroute E 4! Die ganzen Verzögerungen sorgten dafür, das die erste Tagesetappe schon kurz hinter Jönköping beendet werden musste. In der Nacht begann ein heftiger Dauerregen, am nächsten Morgen mussten wir ein triefnasses Zelt in strömenden Regen abbauen.
Am Schloss Rosersberg bei Sigtuna konnte ich nicht vorbeifahren – ich interessiere mich auch für Geschichte, besonders die der napoleonischen Zeit. Bei einer schwedischen Führung wandelten wir dann auf den Spuren der ersten Bernadottes in Schweden.
Weiter gings dann auf der E 4 bis hinter Sundsvall. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, trotzdem entschieden wir uns für eine Hütte, um unser Zelt zu trocknen. Hier liefen denn aus Über- und Unterzelt regelrechte Sturzbäche ab.
Während einer Pause in Umea kam denn die Sonne raus, die uns auch vorerst nicht verlassen sollte! Nach einem kurzen Abstecher in die Gammelkirkstad Lulea – leider hatte hier schon alles geschlossen – wurde das inzwischen trockene Zelt auf einem kleinen Campingplatz an einem See bei Lulea aufgebaut.
Am nächsten Tag gings dann gleich nach Finnland, wir verlassen die E 4 Richtung Rovaniemi und Polarkreis. Bald tauchten dann auch die ersten Rentiere auf der Straße auf. Übernachtet wurde im Zelt am Inari-See. Nachts wurde es jetzt doch schon empfindlich kalt.
Hinter dem Inari See dann auf einer völlig einsamen Straße Richtung Norwegen – und da sind wir im gelobten Land!
Und auf gehts nach Grense Jakobselv an die norwegisch-russische Grenze, die letzten langen km auf einer Schotterpiste. Strahlender Sonnenschein und garantiert super Mitternachtssonne. Leider, leider konnten wir uns nach der letzten kalten Nacht in Finnland nicht entschließen, dort unser Zelt aufzubauen, es war auch erst später Nachmittag und noch eine lange Zeit bis Mitternacht. Die Bequemlichkeit siegte und wir Weicheier nahmen uns eine Hütte auf dem Campingplatz von Kirkenes.
Nächste Station war die Varanger-Halbinsel – karge Landschaft und feine weiße Sandstrände. Stadtrundgang in Vadsø und Vardø, der östlichsten Gemeinde Norwegens. Natürlich Besichtigung der kleinen Festung Vardøhus und Abstecher auf einer schönen völlig einsamen Straße vorbei an bizarren Felsen nach Hamningberg. Jetzt war schon Stress angesagt, denn Hütten sind dort oben dünn gesäht, die nächsten gibts in Vestre Jakobselv, im südlichen Teil der Halbinsel. Aber wir hatten Glück, die letzte freie Hütte wurde unsere! Dort blieben wir dann auch zwei Nächte und erkundeten die Gegend um Ekkerøy - zur Abwechslung mal zu Fuß.
Dann die Weiterfahrt über den Nordkinnveien nach Mehamn und Gamvik. Eine Superstraße durch absolute Einöde – hier gibt’s fast nur noch Steine und Rentiere – einfach klasse! Am weißen Sandstrand von Gamvik musste meine Schwester ihre Spuren hinterlassen und nahm ein Fußbad im Eismeer.
Auf dem Rückweg haben wir uns in Ifjord eine Hütte genommen bevor es Richtung Süden ging. Kurze Überlegung am Abzweig zum Nordkapp, dort noch mal (wir waren schon 1994 hier) hinzufahren. Meiner Schwester wars nicht wichtig und ich hätte dann auch eher nicht auf Berlevag verzichtet... Also weiter Richtung Tromsö. Zwischenstation am Lyngenfjord, der eingeplante Wandertag hier wurde wegen schlechtem Wetter verschoben und die Fahrt ging weiter nach Tromsø. Tromsø ist wirklich eine Reise wert – es sind noch etliche der traditionellen Holzhäuser erhalten und sorgen für ein schönes Flair.
Übernachtet – jetzt bis auf Weiteres wieder im Zelt – haben wir in Ramfjord und am nächsten Tag hier den verschobenen Wandertag nachgeholt. Wandertipps gab uns der Chef des CP.
Jetzt gings die E 6 weiter über Rognan – Übernachtung auf dem CP; wir betrachten das inzwischen ein bissl verfallene Schild „ ALT FOR ROGNAN“, was uns an den Hollywood- Schriftzug erinnerte – und mich natürlich an Schnettel.
Nach einer Wanderung zum Svartisen mit Unterstützung eines eher lahmen Bootes
biegen wir in Mossjøen von der E 6 ab, um ein Stück auf dem Rv 17 zu fahren. An eine der Sieben Schwestern wagten wir uns auf ausgeschildertem Wanderweg heran, ohne zu wissen, was uns erwartet. Es war natürlich gleich die höchste und schwierigste der Schwestern, die Aktion wurde dann auch abgebrochen. Der CP-Mensch zeigte uns denn auf einer Karte, die wir allerdings im Touri-Büro von Sandnessjøen nicht entdeckt hatten, den einfachsten Weg auf die niedrigste und letzte der Schwestern. Die Überlegung, am nächsten Tag einen erneuten Versuch zu starten, hatte sich erübrigt – die Schwestern hingen allesamt in den Wolken. Also gings weiter – zeitaufwändig über Fähren – an einer mussten wir mehr als 2 Stunden warten! – nach Bronnøysund und zum Torghættan – dem Berg mit dem Loch. Kurze aber steile Wanderung zum Loch.
Kurz vor Steinkjer ging die Fahrt dann wieder auf der E 6 weiter nach Trondheim. Stadtbummel mit Shopping und Besichtigung des Domes.
Jetzt hatte uns auch der Regen wieder. Es schüttete aus Kannen und so fiel es dann nicht allzu schwer, an den Wegweisern nach Ålesund und Lom vorbeizufahren. Jetzt wurde der Rotstift angesetzt und kurzerhand beschlossen, uns die letzten verbleibenden Tage am See in Alingsås (bei Göteborg) in Schweden zu erholen. Nun – trotz einer Riesenbaustelle an der E 6 kurz vor Oslo und strömenden Regen wurden aus den ursprünglich angenommenen 2 Tagen 3, die wir nun wieder in strahlendem Sonnenschein in Alingsås verbrachten. Neben Faulenzen am See, Stadtbummel mit Kaffee und Kuchen sind wir tatsächlich auch noch ein bissl in Brobacka gewandert.
Am Sonnabend, am 8. August gings dann wieder über die Öresundbrücke und die Fähre Rødby/Puttgarden nach hause, wo wir „pünktlich zur Tagesschau“ um 20:00 nach insgesamt 7932 km eintrudelten.
Es war ein toller Urlaub mit fast immer Superwetter, viel Autofahren, aber auch Erholungs- und Wanderpausen, denen dann eben einiges geopfert werden musste. Ich bin schon mit leisem Weinen an bestimmten Wegweisern wie ans Nordkapp, nach Å auf den Lofoten, Ålesund, Lom vorbeigefahren, aber in 3 Wochen ist eben einfach nicht mehr zu machen...
Kleiner Trost: Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub! – bloß halt noch ewig hin... – wir kommen wieder!
Für die vielen tollen Reisetipps, die ich zum Teil auch aus diesem Forum habe und in die Reiseroute eingebaut habe, möchte ich mich ganz herzlich bedanken!
Mehr Fotos gibt es hier:http://picasaweb.google.de/fischer1605/Norwegen2009#
Liebe Grüße
die Fischerin