Hurtigruten Themenreise “Nordlicht & Sterne“ mit MS Nordkapp vom 21.02. – 04.03.2014Tag 2 – Bergen – 22.02.2014Wir stehen relativ zeitig auf, weil wir nach dem Frühstück und vor der Sightseeingtour noch mal auf eigene Faust durch Bergen latschen möchten. Nachdem wir uns also hübsch gemacht haben, begeben wir uns in den Speisesaal des Hotels und genießen ein leckeres Frühstück. Das Buffet ist reichhaltig und gut. Der Blick aus dem Fenster ist toll, denn man schaut auf das gegenüberliegende Hanseviertel Bryggen. Zurück im Zimmer packen wir unsere Sachen, bringen die Koffer in den dafür vorbereiteten Raum, checken an der Rezeption aus und stürmen voller Tatendrang auf die Straße vor dem Hotel. Sekunden später kehren wir um, weil es wie aus Eimern schüttet und dazu ein starker Wind weht. Nach kurzer Beratungspause beschließen wir, trotzdem einen Spaziergang zu wagen.
Ganz oben auf der Agenda steht ein Foto von der “Skulptur“ Varg Veum und ein Foto vom Hotel von der gegenüberliegenden Seite, also Bryggen. Jacke zu, Kapuze auf und schon starten wir unser Vorhaben in umgekehrter Reihenfolge. Im Hanseviertel angekommen, suchen wir erstmal Schutz vor Regen und Wind. Ich mache ein paar Fotos, die aufgrund des trüben Wetters natürlich nicht so doll werden und schon pilgern wir weiter umme Ecke zur Kirche. Auf dem Rückweg suchen wir immer wieder Schutz vor dem gnadenlosen Regen. Das macht nicht wirklich Spaß und unsere Dialoge werden zunehmend einsilbiger. Wir beschließen dann auch einstimmig, dass wir den Spaziergang abbrechen und nur noch Punkt 1 der Agenda abarbeiten. Gesagt, getan und nun aber hurtig zurück zum Hotel.
Hier tummeln sich überall unsere Mitreisenden, denn die Zimmer mussten bis 11 Uhr verlassen werden. Meine Frau beschließt, ihre durchnässte Jeans zu wechseln und macht sich auf zu den Koffern. Zum Glück ist gleich nebenan eine Toilette, wo sie in ein trockenes Beinkleid schlüpft. Mit aufgeheiterter Mine schwebt sie zurück zu uns Wartenden. Ich bemerke auch in feuchten Hosen trocken, dass es eine gute Idee war, die Regenhosen im Koffer zu lassen.
Irgendwann ist es dann soweit und es heißt Koffer holen und zum Bus bringen. Das Verladen der Gepäckstücke geht recht flott und schon bald setzt sich der Bus in Bewegung. Ich erwarte in den nächsten Stunden gepflegte Langeweile, weil wir eine solche Stadtrundfahrt bereits im vorletzten Jahr im Rahmen einer Expeditionsreise mit der M/V Fram gemacht haben. Diese Sorge erweist sich aber als unbegründet, da uns diese Stadtrundfahrt auch in andere Gebiete, wie beispielsweise dem sog. “Paradies“ von Bergen bringt. Unterwegs können wir auch schon einen Blick auf die im Hafen liegende MS Nordkapp werfen. Sie liegt seit heute früh bereits dort, weil sie zuvor für etwa 3 Wochen in einer Werft in Schweden aufgehübscht wurde. Als Guide fungiert übrigens Gudrun, die auch die Sightseeingtour im vorletzten Jahr gemacht hat. Diesmal geht es aber im Anschluss an die Stadtrundfahrt nur noch zu Fuß durch das Hanseviertel Bryggen, welches zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Hier kennen wir zwar mittlerweile fast jeden Winkel, aber schön ist es trotzdem jedes Mal wieder. Wenn bloß nicht dieser ständige Regen…
Danach geht die Stadtrundfahrt in die letzte Runde und endet am Hurtigrutenterminal. Hier hat sich im Vergleich zu unserer ersten Hurtigrutenreise Einiges verändert. Wir können direkt die Rolltreppe hinauf fahren und bekommen dort von der Reiseleitung einen Umschlag mit unseren Kabinenkarten. Wir zücken dann sofort unsere Hurtigruten Schlüsselbänder und hängen uns die Karten um den Hals. Einem Trend, dem sich in den nächsten Tagen an Bord die Meisten anschließen. Als Nächstes folgt eine Sicherheitsanweisung, die im Hurtigrutenterminal auf Leinwänden in Norwegisch und Englisch präsentiert wird. Eine Fassung in deutscher Sprache soll es in Kürze auch geben. Diese Sicherheitsanweisung ersetzt die Sicherheitsanweisung, welche früher an Bord der Schiffe durchgeführt wurde. Ich fand die irgendwie besser, aber egal.
Danach dürfen wir dann auch schon an Bord. Wir halten zum ersten Mal unsere Karten unter den Scanner und es ertönt das vertraute “builb“. Flugs über die Gangway, die nach wie vor die Passagiere auf Deck 5 an Bord führt und sofort die Formalitäten wie Cruisecard frei schalten und Coffeedeal ordern, bevor es voll wird. Ein kluger Schachzug, wie sich herausstellt, denn so können wir nach sehr kurzer Zeit eine erste kurze Schiffsinspektion vornehmen und den ersten Kaffee aus unseren MS Nordkapp Bechern schlürfen. Selbst die Kabinen sind schon hergerichtet und wir gucken uns unsere dann auch mal an. Alles so wie vor drei Jahren auf der MS Polarlys, nur das die Kabine insgesamt einen “abgewohnteren“ Eindruck macht. Der Teppich ist etwas abgelatscht, das Waschbecken musste schon Einiges aushalten, das Schlauchkabel vom Fön hängt herausgerissen herunter und der Toilettenrollenhalter ist kaputt. Etwas enttäuscht bin ich, dass weder eine Begrüßungskarte noch der obligatorische Obstkorb für uns als Ambassador-Mitglieder in der Kabine bereitsteht. Na ja, in der Kabine wollen wir uns in den nächsten Tagen sowieso nur selten aufhalten.
Wir lassen unser Handgepäck in der Kabine und schlendern weiter über die 7 Decks. Ich gucke mir schon mal den kürzesten Weg von der Kabine nach Deck 7 an. Sollten wir unterwegs “Nordlichtalarm“ haben, will ich diesbezüglich vorbereitet sein. Die weitere Erkundungstour ergibt, dass die Inneneinrichtung sehr geschmackvoll ist und ich sie als “maritimer“ als die der Polarlys, welche doch sehr farbenfroh daherkommt, einstufe. Gefällt uns (auch) sehr gut. Vieles wurde beim Werftaufenthalt erneuert und erstrahlt in frischen Farben. Jedenfalls die oberen Decks ab 4. Wir beschließen nun, mal zu gucken, ob unsere Koffer schon den Weg vom Bus bis vor die Kabinentür gefunden haben. Und tatsächlich stehen sie da. Prima! Da können wir vor dem Abendbuffet sogar noch unsere Sachen auspacken und uns etwas frisch machen.
Im Restaurant suchen wir uns einen Platz ganz Achtern und genießen das leckere Buffet. Bei der Getränkebestellung gibt es dann zunächst Klärungsbedarf, da sich hier im Vergleich zur letzten Reise Einiges geändert hat. Vor drei Jahren konnte man zu jeder Mahlzeit ein kostenloses Glas stilles Wasser ordern. Das gibt es jetzt nicht mehr. Auch die mit Wasser gefüllten Karaffen und das sog. Wasserpaket gibt es nicht mehr. Stattdessen kann man Wasser in Plastikflaschen kaufen, welche auch in der Cafeteria angeboten werden. Für den halben Liter “Sparkling Water“ wird ein Preis von 25 NOK aufgerufen. Heute “gönnen“ wir uns jeder ein Fläschen und in den nächsten Tagen nur, wenn wir wirklich richtigen Durst haben. Eine Tasse Kaffee ist nach jeder Mahlzeit (außer Frokost, da kann man soviel Kaffee trinken, wie da ist) inbegriffen. Beim Mittagsbuffet kann man sich die an den Tisch holen und nach dem Abendessen in der Bar. Zum Glück gilt der Coffeedeal auch für Tee und die schmucken Becher sind ja auch eine schöne Erinnerung bzw. ein nettes Sammelstück.
Nachdem das “Wasserproblem“ geklärt ist und ich beim losen Anblick der Desserts um meinen mühevoll antrainierten Sixpack fürchte, begeben wir uns langsam in den Panoramasalon, wo um 20:15 Uhr ein Informationstreffen für deutschsprachige Passagiere stattfindet. Bei der Uhrzeit muss ich schmunzeln und denke “Pünktlich nach der Tagesschau“. Reiseleiter der MS Nordkapp ist Marco, der allerdings im Anschluss an diese Tour nach fünf Jahren auf der MS Nordkapp auf die auf die MS Midnatsol wechselt. Er stellt den Kapitän, die Offiziere und die vermeintlich wichtigsten Crewmitglieder und sich in lockerer Art und Weise vor.
Danach begeben wir uns auf Deck 5 um das Auslaufen aus dem Hafen zu genießen. Wir lassen uns solange den Wind um die Nase wehen, bis wir nur noch die schwarze Nacht sehen. Frisch ist es geworden und wir wärmen uns vor der Nachtruhe mit einem leckern Becher Tee auf. Danach verkrümeln wir uns in unsere Kojen. Gute Nacht!