Nach Sichtung aller Fotos kann es nun wieder losgehen mit dem Reisebericht. Oh Mann, kaum einen Monat wieder zu Hause und das Fernweh ist schon wieder so groß... Naja, eigentlich wollte ich mich ja gar nicht erst auf den Heimweg machen…
Freitag, 15.08. / Samstag, 16.08.2014 - Abfahrt!
Nach langem Warten und viel Vorfreude geht es in dieser Nacht nun endlich los. Am Freitagabend sind wir noch zur Silberhochzeitsfeier unserer Nachbarn eingeladen, sehr praktisch, noch ein superleckeres Essen und nette Unterhaltung vor der Abreise. Gegen 21 Uhr verabschieden wir uns von der Party, um noch ein wenig Ruhe zu tanken. Den Kindern erlauben wir (erzieherisch nicht sehr wertvoll...), die halbe Nacht am Computer zu zocken bis zur Abfahrt. Wir beide nehmen noch ein paar Stunden Schlaf auf der Couch. Kurz nach 1 Uhr hüpfen wir ins Auto und starten. Die Kinder sind nun rechtschaffen müde (wie praktisch ) und schlafen auch bald friedlich. Für diese Uhrzeit sind ungewöhnlich viele Leute auf der Autobahn unterwegs, trotzdem kommen wir ohne Stau frühmorgens in Kiel an. Wir wollen unseren üblichen Parkplatz nahe am Schwedenkai ansteuern, aber nanu? Der Platz ist fast voll und davor steht ein Schild „Gesperrt“. Wir stehen noch ratlos davor und grübeln, wo wir unser „langes Schiff“ (Auto mit Hänger) abstellen können, da kommt ein netter älterer Herr und informiert uns, dass wegen zweier in Kürze anlegender Kreuzfahrtschiffe der Parkplatz nicht genutzt werden darf. Mein verzweifeltes Gesicht und meine Frage: „Aber wo könnten wir denn dann parken, wir haben doch immer hier gestanden, bevor wir nach Norwegen gefahren sind...“ müssen ihm nahegegangen sein. „Wissen Sie was?“, meinte er, „Sie fahren jetzt zwei Einfahrten weiter, da ist auch ein Parkplatz. Der ist zwar heute eigentlich auch gesperrt, aber etwas mehr abseits. Ich rufe mal meine beiden Kollegen an, die die Einfahrt bewachen...“ Die beiden Männer erwarten uns tatsächlich schon, winken uns ganz an den Rand des großen Platzes.
Am Kai liegt schon die Aida cara, und dahinter schiebt sich die riesige MSC Orchestra heran. Wow! Wir haben einen Logenplatz!
Der Göttergatte gönnt sich ein Mützchen Schlaf, während ich mit den Kindern losziehe Richtung Bootshafen. Ein Cafe dort hat schon ab sieben geöffnet, da werden wir uns Kakao, Kaffee und lecker Frühstück gönnen. Anschließend treiben wir uns am Schwedenkai herum, dieses Mal wollen wir nicht verpassen, wie die Color Magic hereinfährt. Und da kommt sie auch schon, dreht eine Pirouette, um dann rückwärts an den Anleger zu fahren.
Nachdem wir das Anlegen beobachtet haben, marschieren wir noch ein Stück in die Stadt hinein, ich möchte lieber doch in der Apotheke ein Medikament gegen Reisekrankheit holen, für alle Fälle... Als wir am Auto eintrudeln, wecken wir unseren Langschläfer und drehen noch eine Runde in Richtung Heikendorf, ehe wir uns anstellen am Norwegenkai. Dieses Mal kam uns die Warterei nicht so lange vor, bis es aufs Schiff geht. Mich plagt die Neugier, steht doch auf unseren Bordkarten „Cabin outside“! Ein Versehen vielleicht beim Drucken? Habe doch wie immer Innenkabine gebucht (Außen wäre schon toll, ist aber teurer...). Tatsächlich, warum auch immer, haben wir eine Außenkabine bekommen. Und können uns gar nicht sattsehen...
In der Pizzeria teilen wir uns zwei große Pizzen, ehe wir uns in die Kojen legen. Zu der Zeit schaukelt es schon ganz ordentlich; in der Nacht wache ich ein paar Mal auf, wenn eine besonders große Welle unter dem Schiff durchrumpelt.
Die nachfolgenden kleineren wiegen mich aber schnell wieder in den Schlaf.
Sonntag, 17.08.2014 - Endlich wieder in Norwegen!
Morgens schaukelt es immer noch schön. Entweder haben gestern die meisten Passagiere lang gefeiert oder sind seekrank. Wir sind mutterseelenallein im Café auf Deck 7 beim Frühstück. Erst später, als wir schon weiter im Oslofjord sind und das Schiff ruhiger fährt, belebt sich die Promenade, viele gehen nun auch zum Frühstücksbuffet. Nachdem wir eine Runde durch den Duty free shop gedreht haben, ist auch das Café gut besucht. Wir sitzen noch eine Weile ganz oben in der Observation Lounge und genießen die Aussicht, bis wir zum Autodeck müssen. Als mein Mann noch mal rausgeht zum Rauchen, wird er ordentlich erschreckt vom Schiffshorn, hat sich doch ein kleines Boot getraut, kurz vor uns die Fahrrinne zu kreuzen und wird jetzt „angehupt“.
In Oslo schüttet es, was nur runter will. Hier hat es bisher noch nie geregnet, wenn wir eingetroffen sind. In dem Gewusel erwischen wir die rote Spur, können der jungen Dame am Zollhäuschen aber glaubhaft machen, dass es ein Versehen war und wir nix zu verzollen haben. Hinaus aus dem Hafen und ab Richtung Hønefoss geht es weiter. Wir fahren von Gol über Ål nach Hol (wo es ein Päuschen mit belegten Broten gibt) hinein in die Berge Richtung Aurland durch aufregende Landschaften, die sich im anhaltenden Regen leider nur schemenhaft zeigen.
Vorbei an Flåm geht es durch den langen Gudvangatunnelen, wo mir wie immer in so langen Tunneln recht mulmig wird. Und siehe da, als wir am andern Ende rauskommen, ist es zwar noch bedeckt, der Regen aber hört langsam auf. In Vinje wechseln wir auf die 13, die uns übers Vikafjellet führt; in Zickzackkurven klettert die Straße am Ende des Tals eine scheinbar senkrechte Wand hinauf, sieht cool aus.
Kurz vorm Ziel in Vik haben wir wieder Hunger und marschieren in den Schnellimbiss am Hafen, wo wir recht leckere Hamburger essen. Es geht aber nicht schnell: vor uns war nämlich schon eine weitere vierköpfige Familie mit genauso großem Hunger da. Endlich aber geht es auf zum Endspurt, die letzten 26 km bis Arnafjord, nun kommt sogar die Sonne raus. Ca. 18.30 Uhr trudeln wir ein, hier ist die Straße zu Ende! Unser Vermieter flitzt aus seinem Haus auf uns zu, noch schneller aber flitzt sein Hund, ein schwarzes, freundliches Wuscheltier mittlerer Größe, das uns sehr freundlich begrüßt. Er sieht fast so aus wie unser Hund, den wir vor Jahren hatten, deswegen nennen wir ihn erst mal genauso, nämlich Honk (er hört auch drauf…). Ein bisschen scheint unser Vermieter Geir in Zeitnot, wir bekommen unser Häuschen im Schnelldurchlauf gezeigt. Mich beeindruckt besonders der gruselige Waschmaschinenkeller unter dem Häuschen... Gebückt unter die Veranda kriechen, Türsturz ca. auf 1,50 Meter, drinnen unwesentlich höher... düster... Naja, ich will ja nicht viel waschen im Urlaub... Geir fragt, ob wir ein Boot möchten. Er ist, wie erhofft, bereit, uns dieses auch tageweise zu vermieten. Außer Angeln wollen wir ja auch Ausflüge machen und ein bisschen wandern. Dann verabschiedet sich Geir, da er bis Donnerstag auswärts arbeiten muss und bald aufbrechen möchte. Für Notfälle weist er auf seine Handynummer hin. Wir schleppen erst mal unser ganzes Gepäck rein, beziehen die Betten und dann kehrt Ruhe ein.
Die Männer werfen mal vom Steg die Angeln aus, aber die Fische sind wohl auch müde. Nach 10 schrecke ich noch mal hoch von undefinierbarem Knattern und Rumpeln; ein Blick aus dem Fenster zeigt: unser Vermieter hat die volle Mülltonne an den Traktor gehängt und braust flott damit den Berg rauf.
So, bald gehts weiter...