Tourismusbetrieb im Sommer

[s1r7o8y]

Liebe Lofoten-Kenner und -Liebhaber,

ich habe für eine grundsätzliche Einschätzung eine Frage, zu der ich trotz einiger Sucherei noch keine für mich ausreichend aussagekräftige Info gefunden habe: Könntet Ihr mir einen Eindruck vermitteln, mit wieviel Verkehr und touristischem Betrieb in der zweiten Juli- und ersten Augusthälfte auf den Lofoten zu rechnen ist? Ist die Ecke trotz der recht entfernten Lage inzwischen richtig "bevölkert", auch mit klassischem Bustourismus, Wohnmobilen auf jedem Parkplatz bzw. in den Ausweichbuchten, durch die Orte ziehenden Gruppen, Wanderern wo man auch hingeht etc.?

Ich sondiere gerade die Optionen für meinen nächsten Solotrip mit Hauptzweck Fotografie und habe seit längerem schon die Lofoten auf dem Zettel. Vor ein paar Jahren war ich schonmal in Norwegen unterwegs, war damals allerdings nur bis Bodö gekommen - hatte aber dennoch wunderbare Erlebnisse, und insbesondere die Helgelandsküste ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Doch zurück zur Frage: Ich fände es einerseits toll, die Zeit mit den lange hellen Nächten bzw. endlos langen Dämmerungsphasen noch mitzunehmen, daher der oben angesprochene terminliche Rahmen. Auf der anderen Seite ist mir das Erlebnis von einsamer Natur, phasenweise weit und breit keiner Menschenseele bzw. zumindest eine Art Beschaulichkeit und Authentizität der Szenerie wichtig. Wenn das nicht einigermaßen gegeben ist, weiche ich lieber auf Nebenzeiten aus, so wie ich es die letzten Jahre in Island getan habe, das mir in der Hochsaison auch etwas zu belebt und Mainstream-touristisch wurde. (Ich weiß, ich bin selbst auch Tourist, aber man kann ja etwas Einfluss nehmen, was man wann/wie/überhaupt für sich erkunden will und wie man sich selbst dabei in seine Umgebung "einfügt".)

Für jegliche veranschaulichenden Hinweise oder Empfehlungen im beschriebenen Kontext wäre ich Euch sehr dankbar!
Tobias

[Gudrun]

Hallo Tobias und willkommen im Forum.

Ist die Ecke trotz der recht entfernten Lage inzwischen richtig "bevölkert", auch mit klassischem Bustourismus, Wohnmobilen auf jedem Parkplatz bzw. in den Ausweichbuchten, durch die Orte ziehenden Gruppen, Wanderern wo man auch hingeht etc.?

Im Juli auf jeden Fall. Du wirst trotzdem ruhige Ecken finden und einsame Wanderungen machen können, sobald Du etwas von den bekannten Wanderrouten abweichst. Die Strände, an denen man Mitternachtssonne hat, sind an jeder möglichen Stelle von WoMos belegt, wenn denn die Sonne scheint. Klar gibt es auch da einsame Stellen etwas abseits zum Genießen. Die große Einsamkeit wirst Du auf den Lofoten nicht finden.

Grüße Gudrun

[Michael Oppelt]

Hallo,

es kommt darauf an, womit man es vergleicht und wo genau man ist.

Gemessen an der finischen Pampa gibts auf den Lofoten natürlich mehr Menschen. Die konzentrieren sich aber an bestimmten Stellen (A in der Saison ist fast wie Promenade Meersburg im Sommer ). Aber im Gegensatz zu Gudrun denke ich schon, dass es auf den Lofoten auch in der Hochsaison die "große Einsamkeit" gibt. Dazu einfach an Stellen gehen, wo es ruhiger ist. Z.B. Gimsoya oder die nördliche Lofoteninsel bei Fiskebol (kann mir einfach keine Namen merken). Und ganz ganz ruhig wird es an den meisten Stellen, wo man nur zu Fuß hinkommt - da ist dann echte Einsamkeit auch im Sommer.

Massentourismus gibt es nicht - aber Norweger empfinden das bestimmt anders weil sie nix gewöhnt sind.

Grüße

Michael

[Gudrun]

Hallo Michael,

bin kein Norweger und auch kein Finne. Bin bisher zugegebener Maßen aber immer aus der Pampa auf die Lofoten gefahren. Die große Einsamkeit heißt für mich: ich habe einen netten Platz, an dem ich zwei Tage keinen Menschen sehe. Ich fahre 20 km, ohne ein WoMo zu treffen.
Gimsoy Kirke: 2011 war der Parkplatz über Mitternacht mit 5 Fahrzeugen besetzt. Austvågoya, Parkplatz Matmora: dort waren es nur zwei.
Das ist im Juli schwierig auf den Lofoten, denn die Ecke ist

richtig "bevölkert", auch mit klassischem Bustourismus, Wohnmobilen auf jedem Parkplatz bzw. in den Ausweichbuchten, durch die Orte ziehenden Gruppen,...

Grüße Gudrun

[Alyana]

Da ich auf den Lofoten lebe und im Tourismus arbeite, tendiere ich eher dazu beiden Recht zugeben, Im Juni/Juli/Aug ist es hier am vollsten, und die bekannten Plåtze und Routen sind ebend bekannt und desswegen auch "ueberlaufen"

Aber fernab der meist bekannten reiserouten und Plætze wirst du sicher auch Ruhe finden, wie Michael schon dagte dort wo man nur zu Fuss hinkommt

[s1r7o8y]

Vielen Dank schonmal für Eure schnellen Antworten und die angeregte Diskussion! Jetzt habt Ihr es geschafft mich ein bisschen zu beruhigen und mir gleichzeitig doch ein bisschen Angst zu machen... Da muss ich wohl nochmal ein wenig in mich gehen und sehen welche Aspekte mir letztlich tatsächlich wie wichtig sind.
Schön wenn man durchaus auch noch ruhige Ecken findet, aber wenn man jedesmal wo man wieder mal auf eine der relevanteren Straßen muss, sich in den Kolonnenverkehr einreihen muss, ginge für mich doch einiges von der zuvor aufgebauten Idylle verloren (ja, ich bin da ein bisschen allergisch, und nein, darüber darf und will ich mich natürlich nicht "beschweren"). Ab wann wirds denn wieder merklich ruhiger, habt Ihr dazu Erfahrungen? Oder gehts da ganz gleichmäßig schleichend wieder zurück?

[Gudrun]

Also: Kolonnenverkehr und Stau hab ich noch nicht auf den Lofoten erlebt, aber danach hattest Du auch nicht gefragt. Hast Du Dir schon mal die Vesterålen angesehen? Vielleicht nicht ganz so spektakulär aber ruhiger. Noch etwas nördlicher auf Senja fahren die WoMos nur durch wenn sie vom Nordkapp auf die Lofoten wollen.
Wenn Du nicht selbst auf die Lofoten fährst wirst Du es ewig bereuen. Und je eher Du fährst, desto besser. In 10 Jahren wird es dann vermutlich auch Kolonnenverkehr und Stau geben.

Grüße Gudrun

[Michael Oppelt]

In 10 Jahren wird es dann vermutlich auch Kolonnenverkehr und Stau geben.
Grüße Gudrun

Hei Gudrun,

genau das Gleiche dachte ich auch, nachdem ich 1980 das erste Mal auf den Lofoten war: "Wow ist das hier schön - wenn das andere auch merken, dann ist hier bald alles voll mit Touristen!"

Und zu meiner Überraschung wars nicht so. Was sich über die Zeit geändert hat ist die Nationalität der Touristen. Und die Zahl und Größe der Schiffe und Wohnmobile.

@Tobias: In all der Zeit die ich auf den Lofoten verbracht habe, habe ich nur an einer einzigen Stelle so etwas ähnliches wie Stau getroffen: Auf dem letzten Stück nach A. Und da vor allem deswegen, weil die Straße einfach zu schmal ist für die Riesenwohnmobile, die dann nicht mehr aneinander vorbeikommen. A ist auf den Lofoten mit großem Abstand die Stelle mit der höchsten Touristendichte pro Quadratmeter - auch weil es so klein ist. Und natürlich weil da jeder hinmuss - wie Nordkapp ("da muss ich hin weil da die Straße aufhört").

Also echten Stau mit lange Warten - das kenn ich nicht. Aber längeres Fahren ohne jemanden zu treffen - das gibts auch nicht - dazu sind die Lofoten viel zu dicht besiedelt.

Grüße

michael

[Gudrun]

genau das Gleiche dachte ich auch, nachdem ich 1980 das erste Mal auf den Lofoten war: "Wow ist das hier schön - wenn das andere auch merken, dann ist hier bald alles voll mit Touristen!"

Und zu meiner Überraschung wars nicht so. Was sich über die Zeit geändert hat ist die Nationalität der Touristen. Und die Zahl und Größe der Schiffe und Wohnmobile.

Ich habe schon das Empfinden, dass es seit 2008, als ich das erste Mal auf den Lofoten war, voller geworden ist. Du schreibst ja auch, dass sich die Zahl der WoMos geändert (erhöht) hat.

Ich habe das Gefühl, dass unsere Meinungen grundsätzlich dicht beieinander liegen: Die Lofoten sind in der Saison nicht überfüllt, aber es ist auch nicht einsam. Die Lofoten sind auf jeden Fall eine Reise wert und wenn es einem doch zu voll ist, kann man ja in die Einsamkeit der Fjells auf dem Festland ausweichen. Hinfahren und gucken und staunen.

Grüße Gudrun

[Michael Oppelt]

Ja genau: "nicht einsam" aber auch: "nicht überfüllt". Das triffts genau.

Ich muss immer mal an die Frau denken, die bei der Abreise gesagt hat: "Ich geh wieder nach Lappland, hier ist mir zu viel los ..."

Wer echte Einsamkeit sucht ist auf den Lofoten genauso falsch wie jemand, der typische Massentourismus-Dinge sucht. Die Lofoten sind ein für deutsche Verhältnisse dünn und für norwegische Verhältnisse dicht besiedeltes Gebiet bei dem der Tourismus meist keine wirklich prägende Bedeutung hat. Mit Ausnahme von A und ein bisschen vielleicht noch Henningsvaer in der Hochsaison. Aber sonst sind die Norweger doch klar in der Überzahl. Ich hab grad überlegt: Vielleicht ist das das Kennzeichen von Massentourismus: Die Einheimischen sind in der Unterzahl ...

Grüße

Michael

[Gudrun]

Ich muss immer mal an die Frau denken, die bei der Abreise gesagt hat: "Ich geh wieder nach Lappland, hier ist mir zu viel los ..."

Kennen wir uns

Grüße Gudrun

[Michael Oppelt]

Ich muss immer mal an die Frau denken, die bei der Abreise gesagt hat: "Ich geh wieder nach Lappland, hier ist mir zu viel los ..."

Kennen wir uns
Grüße Gudrun

Das war glaub ich vor 2008. Aber falls Du schon mal in der in der Stamsund Juhe warst, dann ist die Wahrscheinlichkeit dass wir uns schon begegnet sind recht hoch

[Gudrun]

Völlig OT:

Kennen wir uns
Grüße Gudrun

Das war glaub ich vor 2008. Aber falls Du schon mal in der in der Stamsund Juhe warst, dann ist die Wahrscheinlichkeit dass wir uns schon begegnet sind recht hoch

Dann wohl eher nicht.

Grüße Gudrun

[Doris]

ja, ich bin da ein bisschen allergisch,

Hallo Tobias, die Art Allergie habe ich auch und genau deshalb fahren wir von ca Mitte Juni bis Mitte August nicht auf die Lofoten. In der Zeit haben die Norweger Sommerferien und die Lofoten sind auch als Urlaubsziel im eigenen Land beliebt.
Wir waren letztes Jahr im Juli in Steigen und waren positiv überrascht, wie ruhig es dort war. Wir haben auf vielen Wanderungen keine Menschenseele getroffen und hatten km-lange Sandstrände ganz für uns allein. Die Landschaft ist eigentlich so ähnlich wie auf den Lofoten und der Blick auf die Lofotwand ist auch ein schönes Fotomotiv.
LG Doris

[s1r7o8y]

Hallo alle zusammen, vielen Dank nochmal und weiterhin für diese Einschätzungen und Eindrücke - genau über diese Bandbreite an Meinungen und Beschreibungen bekomme ich so langsam ein Bild der Situation wie ich es bislang vergeblich gesucht hatte.

Gudrun, ich sehe es auch so dass die Frage nicht sein sollte ob ich (in absehbarer Zeit) auf die Lofoten fahre, sondern für mich war die Überlegung vielmehr, ob ich die Mittsommernachtszeit unter Inkaufnahme von merklich mehr Menschen- und Verkehrsdichte vorziehen würde oder zwecks eines (für mich persönlich) intensiveren und authentischeren Naturerlebnis´ doch lieber auf die Nebenzeit ausweichen will.
(Falls Ihr da noch persönliche Meinungen habt, die Ihr mir mitgeben wollt, z.B. was den Reiz im Spätsommer und Herbst angeht und wie es mit den Wetterchancen Richtung September/Oktober aussieht - auch wenns hier schon leich off-topic wird - immer sehr gerne! Rein von den bekannten Bildern her scheint mir neben der Mittsommernachtsphase eigentlich eher direkt der Winter fotografisch spannend.)

Danke Doris auch für den Hinweis auf die Urlaubszeit und Mitte August als groben Zeitpunkt, ab dem sich die Lage vermutlich wieder mehr entspannt! Steigen als Alternative sieht von der Lage her spontan auch schonmal recht interessant aus, muss ich mir aber erst noch näher ansehen.

Ihr seht, ich drehe und wende noch gedanklich, aber es scheint ja nicht aussichtslos für meine Zwecke, und offenbar gibt es auch Optionen für Kompromisse und zum Umgehen meiner gröbsten Sorgen...