On the Road again

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: On the Road again

Beitragvon Julindi » Fr, 30. Sep 2016, 21:53

Da waren wir ja zur selben Zeit am Hardanger... (siehe meinen jetzt auch endlich fertigen Bericht :wink: ). Den Furebergfossen konnten wir von unserem Ferienhaus aus täglich wachsen sehen... das waren schon ein paar wüste Regentage... :shock:
Bin mal gespannt, wo du "jetzt" hinfährst :D
Reiseberichte mit Fotos auf http://www.ju-cara.jimdo.com
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Re: On the Road again

Beitragvon syltetoy » Sa, 01. Okt 2016, 0:14

Ich bin gespannt ob du noch ein paar Sonnentage erlebst, ich hatte in vier Wochen genau vier :lol:
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Re: On the Road again

Beitragvon Kumulus » Sa, 01. Okt 2016, 18:19

Vielen Dank für die freundlichen Rückmeldungen und eure Neugierde, wie's weiter geht. Eines darf ich schon verraten: Es bleibt nicht den ganzen Urlaub so schlecht. Aber ein wenig Geduld musste ich noch aufbringen.

Interessant auch, dass Jule und ich zur annähernd selber Zeit am Hardangerfjord waren. Ich denke, wir könnten uns künftig besser abstimmen. Oder?

Na egal - erst mal geht's jetzt einen Tag weiter - gegenüber den Bergtouren von Klaus81 sind meine Erlebnisse echt unspektakulär. "Seniorenrundfahrt" halt. Und zu den Hot Spots, die bereits jeder schon ein Dutzend Mal gesehen hat. Doch sie sind immer wieder schön !!

7. Tag – 10. August 2016

Der Tag beginnt gut – der Regen scheint zumindest eine Pause einlegen zu wollen. Zumindest bestätigt mir das die Wettervorhersage bei yr.no. Also: Auf geht’s. Ich bin ja schließlich nicht zum Vergnügen hier.

Also mache ich mich auf den Weg zum Skytjefossen, am Ende des Simadalen. Dieser Wasserfall ist neben dem Vøringfossen relativ unbekannt. Dabei ist auch er mächtig, denn er hat eine Fallhöhe von 300 Meter. Aber natürlich ist auch er in Verbindung mit der Wasserkraftproduktion reguliert. In Begleitung meiner Urlaubsbekanntschaft, den drei Oberbayern geht’s ab in Simadalen bis ans Ende zu einem Wanderparkplatz. Bergschuhe an, „Ränzle“ geschnürrt und mit ein wenig Erfrischung im Gepäck geht’s den Berg hinauf.

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Die Wanderung zum Skytjefossen im Simadalen entpuppt sich als eine echte Herausforderung. Der Wanderweg ist eigentlich kein Weg, sondern eine Trittspur durch einen kleinen Wald und einen Berghang hinauf über Stock und Stein bzw. Geröll. Dabei eine stetige Steigung von mehr als 10 Prozent. Trittsicherheit und immer beide Augen auf dem Boden sind absolut notwendig, um nicht auf dem feuchten und glitschigen Terrain auszurutschen.


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Dabei wird die Wanderung beim Norwegischen Wanderverband als mittelschwer eingestuft. Bei schönem Wetter und trockenem Untergrund mag das ja noch stimmen; aber heute ist es mit jedem Schritt nur anstrengend. 900 Höhenmeter auf dem ersten Kilometer – das ist mir und meinen oberbayerischen Weggefährten schließlich doch zu viel. An einem kleinen Wasserfall, der eigentlich durchquert werden müsste, beschließen wir umzudrehen. Immerhin haben wir schon knapp 500 Höhenmeter geschafft.


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Der Abstieg geht zwar etwas schneller, war aber wiederum eine Herausforderung für uns. Um nicht auszurutschen oder gar abzustürzen war äußerste Konzentration erforderlich. Also: Den Skytjefossen haben wir leider nicht sehen können. Aber immerhin haben wir es versucht!


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Nach diesem verpatzten Intermezzo erst einmal etwas Leichteres – ein Besuch am Vøringfossen, der mit 183 Metern aus der Hardangervidda den Berg hinunter donnert. Auch hier ist deutlich zu sehen, das es in den letzten Tagen viel Niederschlag gegeben hatte. Oder die „Schleusenwärter“ von statskraft haben die Tore etwas weiter als üblich geöffnet. Denn der Vøringfossen ist normalerweise geregelt; seine Kraft wird für die Stromerzeugung genutzt.


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Oben im Bereich des Fosli-Hotels sind Arbeiter mit der Herstellung einer neuen Aussichtsplattform beschäftigt. Die Schutzgitter und Ausguckmöglichkeiten sind bereits deutlich erweitert. Das alles dient dem Ziel, den Wasserfall in das Konzept der „Nationalen Touristenroute Hardanger“ einzubetten.


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Die Absicherung im oberen Bereich am Fosli-Hotel finde ich noch in Ordnung; aber gleich ein neues Podest, auf dem man künftig über dem Vøringfossen „schweben“ kann? Ich denke, weniger hätte es auch getan.

Selbstverständlich führt mich mein Weg am Nachmittag auch zum Fuß des Vøringfossen – eine relativ leichte Wanderung gegenüber der Tour zum Skytjefossen, obwohl auch diese Wanderung als „mittelschwer“ eingestuft ist. Um diese Tour nicht alleine machen zu müssen begleitet mich die Frau/Mutter aus Oberbayern. Finde ich schön, so hat man zwischendurch auch mal was zum „Ratschen“.


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Wir benötigen für die 3 km Hin- und Rückweg rund 1,5 Stunden inclusive einer kurzen Pause am Wasserfall. Ich denke, viel schneller ist das auch nicht zu schaffen. Schließlich geht es auch hier über viele Geröllfelder, die teilweise eine echte Herausforderung darstellen.


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Mit dem Blick auf die Wettervorhersage beschließe ich den Tag – leider bleibt es noch für die kommenden Tage regnerisch und „frühherbstlich“ in ganz Fjordnorwegen bis hinauf nach Kristiansund und Trondheim. Da kann ich mir also freimütig aussuchen, wo ich künftig nass werden will. Aber ab Montag, 15. August ist für überall Sonne angesagt – ich freu mich schon darauf.

Demnächst geht's weiter
Schönen Sonntag allerseits
Martin
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Re: On the Road again

Beitragvon Kumulus » Mo, 03. Okt 2016, 16:23

Ich hoffe, ich langweile euch nicht mit meinen Ereignissen, die ja bestimmt jeder von euch schon einmal selber erlebt hat. So auch die vom heutigen Tag:

8. Tag – 11. August 2016

Der Tag heute ist ganz in meinem Sinne. Länger schlafen, gut frühstücken und die Vorfreude auf Sonnenschein und eine schöne Wanderung. Wenn ich bisher immer den Eindruck erweckt habe, nur schlechtes Wetter gehabt zu haben, muss ich das relativieren. Zwischendurch gibt es doch immer wieder einen Tag, der wie Urlaub ausschaut und der sich wie Urlaub anfühlt. So wie heute.

Ich mache mich etwas später als geplant auf den Weg nach Kinsarvik und ins Husedalen. Ich habe von diesem Tal der Wasserfälle bereits so viel gelesen, dass ich nun selber diese Wanderung machen will. Und ich habe den Verdacht, dass alle schon dort waren: Die Reubers, die Königs, die Beetz bei strömendem Regen, Gudrun55, Karsten, Uwe, Bernd, Tanja, Malte, Fcelch und natürlich Hotte und Gisela und-und-und. Also Alle!! Alle außer mir. Ich bin mir sicher das heute ändern zu wollen. Außerdem stand der Besuch des Tveitafossen bereits bei meiner ersten Reise 2012 auf dem Zettel, wurde dann aber aus irgendwelchen Gründen ausgelassen.


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Die 40 Kilometer nach Kinsarvik fühlen sich für mich wie unendlich an. Vermutlich wegen meiner Vorfreude auf einen schönen Tag und natürlich wegen der vielen Ausblicke, die ich heute bei dem guten Wetter mal wieder habe. Ich mache einen kurzen Boxenstopp am ehemaligen Fähranleger Brimnes, um dort nach einem Geocash zu schauen, den ich vor zwei oder drei Jahren schon mal dort vergeblich gesucht hatte, weil das Muggle-Aufkommen zu hoch war und ich nicht ungestört suchen konnte. Heute ist das anders; weit und breit keine Menschenseele. So finde ich das Versteck natürlich auf Anhieb und setze meine Fahrt fort.


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Im Nachhinein erstaunt bin ich, als ich zum dritten Mal nach den Jahren 2012, 2013 wieder an ein und derselben Stelle, nämlich am Campingplatz Ringøy Halt mache, um über den Sørfjord zu schauen, Fotos von der Hardangerbrücke zu schießen und auf der gegenüberliegenden Seite ein ganz bestimmtes Haus zu fotografieren. Ich habe keinerlei Beziehungen zu dem Gebäude, ich finde es nicht besonders schön (aber auch nicht hässlich), ich kenne die Eigentümer nicht und ich kann mir nicht erklären, warum ich ausgerechnet hier immer wieder dieses Haus fotografieren.


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(2012)


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(2013)


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(2016)


Vielleicht eine Marotte im Unterbewusstsein. Denn erst am Abend, als ich die Bilder des Tages sichte, fällt es mir auf, dass ich bereits Aufnahmen von diesem Gebäude habe. Aber egal – es geht weiter.


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Kurz nach 11.00 Uhr starte ich am Tveitafossen am Kinso Kraftverk. Ich habe mich vorher für den Senioren-Bonus entschieden und bin nicht am unteren Parkplatz in der Nähe des Helicopter-Senters stehen geblieben, sondern hoch zum Kraftwerk gefahren. Das erspart mir immerhin 3.200 Meter Fußweg hin und zurück. Wäre ich der Empfehlung von ut.no gefolgt und hätte mein Auto am Zentralparkplatz in Kinsarvik unweit des RV 13 abgestellt wäre es bis zum Tveitafossen rund 4 km pro Strecke gewesen. Der Wanderverband gibt die Gesamtstrecke für diese Tagestour mit 15,1 km hin und zurück an. Die Steigung beträgt knapp 700 Höhenmeter auf 7 Kilometer (na ja, „Pi mal Daumen“). Allerdings vom Zentralparkplatz aus gerechnet.


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Natürlich bin ich an diesem Hot Spot nicht allein und so quäle ich mich in gebührenden Abstand von drei polnischen Touristen neben der Pipeline für die Energieerzeugung den Berg hinauf. Aber besonders schwer ist das nicht. Oben angekommen freue ich mich, schon so ein gutes Stück geschafft zu haben. Dabei waren das erst rund 70 Höhemeter.
Ich setze die Wanderung über den markierten Pfad fort und erreiche nach ca. einer Stunde den zweiten Wasserfall – den Nystølfossen. An dieser Stelle bin ich bereits ca. 400 M.ü.M. An einem kleinen Felsvorsprung habe ich eine gute Aussicht auf den Wasserfall, der die Hardangervidda hinunter stürzt.


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Aber nicht rasten und rosten – weiter geht’s zu Wasserfall Nummer Drei; dem Nykkjesøfossen. In unmittelbarer Nähe ist eine große Lichtung mit einem Klohäuschen und der wunderschön gelegenen Nykkjesøy-Alm. Ob das nun eine Alm ist oder eher ein Versorgungshäuschen des Energieversorgers kann ich nicht beurteilen. Auf alle Fälle schön gelegen und einsam. Daneben eine große freie Fläche, ideal für Camper, die in dem dahinströmenden Kinso auch ein erfrischendes Bad nehmen können.


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Der Nykkjesøfossen zeigt sich in seiner ganzen Pracht und stürzt gewaltig den Hang hinunter. Gigantisch. Ich bleibe hier und mache eine längere Pause. Die Sonne ist inzwischen vollständig aus den Wolken hervor gekommen. Klasse.


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Einen kurzen Moment überlege ich, hier am dritten Wasserfall Schluss zu machen und zurück zu wandern. Immerhin soll es bis zum Søtefossen noch ein Stückchen Bergauf gehen. Aber den Gedanken verwerfe ich ganz schnell und mache mich, nach der Pause auf den Weg. Und das ist gut so. Denn ich erreiche ein riesiges Felsplateau, von dem ich eine fantastische Aussicht bis nach Kinsarvik habe und natürlich zuvor auch noch hinunter zur Nykkjesøy-Alm sehen kann. Ich hätte also was verpasst, wenn ich umgekehrt wäre.


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Oben auf dem Plateau genieße ich die Aussicht auf den Søtefossen und vor allem die Sonne, die richtig kräftig scheint. Ich nutze das aus und lege ich einfach auf den warmen Felsen. Phantastisch.


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Mehr brauche ich heute nicht – na ja, vielleicht noch ein wenig Grillen. Aber dafür muss ich dann doch zurück zum Campingplatz und zu meinem Kühlschrank. Aber es fällt mir ein wenig schwer, diesen traumhaft schönen Ort zurück zu lassen. Nach ca. einer guten Stunde bin ich dann am Ausgangspunkt zurück.
Im Ergebnis: Eine schöne Wanderung, die im Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und mittelschwer liegt. Je nach Beschaffenheit des Weges. Bei mir war der Boden teilweise noch sehr feucht und sumpfig; das machte das Fortkommen zeitweise anstrengend.


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Aber die Ausblicke auf die Wasserfälle waren grandios. Dazu noch schöne Rastmöglichkeiten am Nykkjesøfossen und oben am Søtefossen.

Ich fand die Wanderung über das Felsmassiv beim Sotefossen ohnehin am Schönsten und am Einfachsten. Durch die Sonne und die vom Fels gespeicherte Wärme war dieser Abschnitt der Wanderung einfach grandios. Dazu noch die fantastischen Ausblicke zum Fjord und nach Kinsarvik hinunter.

Auf dem Rückweg bin ich dank Geocaching nach dem Nykkjesøfossen auf den Versorgungsweg neben dem Wanderweg gelangt und kann so mühelos absteigen. Super. Eine Gruppe Teenies bekommen das mit und schlagen natürlich auch sofort den leichteren Weg ein.

Insgesamt sind das für mich rund 9,5 km bei einem Höhenunterschied von knapp 600 Metern. Als reine Wanderzeit brauche ich dafür knapp 4 Stunden, die ich um zwei ausführliche Pausen von je einer Stunde ergänze.


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Auf dem Rückweg nach Øvre Eidfjord mache ich einen klitzekleinen Ausflug zur Hardangerbrücke, die von hier super gut zu sehen ist. Nebenbei bestaune ich die Exponate der Ausstellung „Zwischen Himmel und Fjord“, die ich in meinem Bilderrätsel 1397 bereits gepostet habe. Auf alle Fälle ein lohnender Stopp.


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Ein klein wenig beklommen werde ich bei dem Anleger Brimnes, der jetzt völlig verweist, vor sich hin gammelt. Jahrzehntelang Mittelpunkt der Infrastruktur über dem Sørfjord und jetzt, still und vergessen und dem Verfall preisgegeben. Ich bin gespannt, ob das Kassenhäuschen auch dann noch steht, wenn ich in ein paar Jahren mal wieder hier vorbei komme.


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Fortsetzung folgt.
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Re: On the Road again

Beitragvon Rapakiwi » Mo, 03. Okt 2016, 16:37

Vielen Dank für Deinen Bericht mit den schönen Fotos.

Wir sind genau dieselbe Tour gegangen, allerdings unten vom Campingplatz aus. Auch im Interesse unserer mittlerweile 12-jährigen Hundedame (zum Glück noch fit wie ein Turnschuh) haben wir bei dem dritten Wasserfall Rast und dann Schluss gemacht, wir mussten ja die ganze Strecke wieder zurück.

Daher hat es mich sehr gefreut, jetzt die Bilder zu sehen, was wir dort verpasst haben. Ist das schön dort! Gern wäre ich das letzte Stück auch noch gegangen, aber man kann nicht alles haben... :wink:

Bemerkenswert fand ich den Hubschrauberlärm. Ständig starteten die Helis und machten Rundflüge durchs Husedal.
Ha det bra
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Re: On the Road again

Beitragvon KaZi » Di, 04. Okt 2016, 6:22

Hallo Martin,

ich bin nun endlich dazu gekommen, deinen Reisebericht zu lesen. Schön geschrieben und super Fotos. Mit dem Wetter hattest du ja nicht so viel Glück. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur falsche Klamotten. :wink:
Vieles habe ich wieder erkannt. Danke fürs Mitnehmen. :D
Gruß Karsten


https://www.kazis-seite.de
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »SCHEISS GÖTTER!« zu rufen." (Terry Pratchett)
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Re: On the Road again

Beitragvon Kumulus » Di, 04. Okt 2016, 19:06

Guten Abend allerseits

Eine Weile müsst ihr das jetzt schon aushalten. Mein Bericht ist nämlich noch immer nicht am Ende. Außerdem bin ich noch die Antwort schuldig, ob ich noch sonnige Tage erlebe. Vorerst ist das aber nicht in Sicht. Lest selber:

9. Tag – 12. August 2016

In Øvre Eidfjord bin ich gut und noch im Trockenen losgekommen. Nur der Typ an der Rezeption hat sich um 100 NOK zu meinen Lasten verrechnet. Und ich habe das erst später bemerkt. Ärgerlich!!


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Aber schlechter als das ist der einsetzende Regen, der mich den Rest des Tages begleiten soll. Schade, denn ich fahre durch eine atemberaubend schöne Landschaft – das Vika- und später das Gaularfjellet. Leider bekomme ich davon nur wenig mit, denn der Regen und die tief am Berg hängenden Wolken mindern erheblich die Sicht.


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Ich bleibe zunächst auf bekannten Pfaden, kreuze den Sørfjord über der Hardangerbrücke und mache natürlich auch am Skjervsfossen eine Pause. In den letzten vier Jahren wurde hier ein befestigter Weg zum Wasserfall gelegt und auch ein Pfad von unten nach oben (oder von oben nach unten – je nach Standpunkt).


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Seitdem kann man zwischen „Dusche“ oder „Kante“ wählen. Ich entscheide mich für die Weiterfahrt, werfe zuvor aber noch einen Blick in die neu errichtete WC-Anlage: Wahnsinn – auf so etwas können anscheinend nur die Norweger kommen. Das große und kleine Geschäft quasi in der Natur zu verrichten. „Geschäftliches und Natur“ waren selten so dicht beieinander. Das hat was.


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In Voss verpasse ich die Abfahrt von dem RV 13 zum Bordalsgjelet, einer Schlucht mit spektakulären Stromschnellen und Gletschertöpfen. Na ja, vielleicht auch besser bei diesem Wetter. Auch am Tvindefossen fahre ich nur vorbei – der Parkplatz ist proppevoll mit Reisebussen.


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In Vinje bleibe ich auf dem RV 13, denn ich will ja in Richtung Vikøyri und später weiter nach Vangsnes zur Fähre über den Sognefjord.


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Hier auf ca. 200 bis 300 m ü. M. fliegen die Wolken wieder einmal sehr tief. Und der Regen ist nahezu unerträglich aufdringlich. Einfach distanzlos. Die berühmten Serpentinen im Vikafjellet sind natürlich trotzdem traumhaft schön und auch bei dem „Schietwetter“ gut zu fahren. Nur mit Anhalten ist schlecht – ich probiere es erst gar nicht.


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Oben auf dem Berg bei ca. 800 m liegen noch Schneereste. Aber nach einer Schneeballschlacht ist mir nicht – ich mache nur schnell den Fylke-Grenzstein-Geocash und setze meine Fahrt fort.


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Ich habe den Eindruck, dass selbst das Vieh die Nase voll von diesem Wetter hat. Die meisten Schafe haben sich verkrochen und die Kühe suchen die letzten Möglichkeiten für einen Unterstand. Auch oben am Skjelingavatnet fast nur graue Suppe. Schade. Also fahre ich weiter durch die Wolken hinunter an den Fjord. Stellenweise ist die Sicht so schlecht, dass ich kaum noch die Straße erkennen kann und im Schritttempo unterwegs bin. Aber irgendwie und irgendwann ist dann doch Vik in Sicht – ein Zwischenziel meiner heutigen Etappe.


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Ich biege von dem RV13 ab und fahre schnurstracks zur Hove Steinkirche. Die Kirche wurde um das Jahr 1170 erbaut und ist das älteste Steingebäude in der Fylke Sogn og Fjordane und eines der ältesten Gebäude Norwegens. 70 NOK Eintritt.


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Ich spare mir das Geld und mache nur einen kurzen Rundgang um das Gebäude, um dessen Errichtung eine Sage rangt, die mich irgendwie an das Märchen vom Rumpelstilzchen erinnert.

„Ein Bürger von Hove wurde wegen eines Verbrechens zum Tode verurteilt. Wenn er allerdings innerhalb einer Woche eine Steinkirche bauen könne, so würde ihm die Strafe erlassen. Er ging auf den Hovhügel, an dem sich heute die Kirche befindet und war wegen der schier unlösbaren Aufgabe verzweifelt. Ein Fremder kam vorbei und der zum Tode verurteilte erzählte ihm seine Geschichte. Der Fremde versprach ihm Hilfe und dass die Kirche rechtzeitig fertig sei. Er wolle keine Bezahlung, wenn der Verurteilte bis zum Abschluss der Bauarbeiten seinen Namen herausbekommen würde. Falls ihm dies nicht gelänge, so müsse er mit dem Fremden mitkommen. Der Verurteilte ließ sich auf den Handel ein und versuchte verzweifelt den Namen des Unbekannten zu ermitteln. Als die von dem Fremden bezahlten Arbeiter bereits den Turm errichteten, begann der Verurteilte voller Verzweiflung zu weinen. Plötzlich hörte er ein Kind in den Bergen, das auch weinte. Die Mutter beruhigte das Kind mit den Worten «Bald kommt dein Vater, Ivar Vinkjell, wieder nach Hause mit Menschenfleisch». Als der Mann dies hörte ging er wieder zur Kirche. Der Fremde war gerade dabei die Spitze des Kirchturms zu befestigen. Der Mann ging um die Kirche und sagte: «Ich finde, dass die Spitze ein wenig schief ist, Ivar Vinkjell.» Als Vinkjell seinen Namen hörte fiel er vom Kirchturm und starb.“(Quelle: Wikipedia).

Mir tut der junge Mann etwas leid, der allein in seinem Kassenhäuschen sitzt und auf Touristen wartet. Ich vermute, seinen Stundenlohn wird er heute nicht durch Erlöse für den Besuch hineinbekommen. Gibt’s in Norwegen auch so etwas wie einen Mindestlohn?


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In Vik kommt man kulturhistorisch gleich zweimal auf seine Kosten, denn dort steht die älteste Stabkirche Norwegens, die Hopperstad Stabkirche. Sie wurde um das Jahr 1130 erbaut und durch zahlreiche Restaurationen ist sie gut erhalten.


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Der Innenraum ist spärlich ausgeschmückt aber sehenswert. Interessant finde ich auch den Wandelgang um das eigentliche Gebäude. Auch hier sind Drachen prägende Elemente von Dachgiebel und Ortgangssims.

In Vik halte ich kurz bei der Touristeninformation und dem Kristianhus, einem Boot- und Schiffsmotorenmuseum. Ein gewisser Kristian Otterskred hat seit 1976 etwa 200 Schiffsmotoren gesammelt, die in dem Museum zusammengetragen wurden und dort gezeigt werden. Das Museum zeigt die technologische Entwicklung und Ingeneurleistung auf diesem Gebiet von 1905 bis 1960 sowie die Vielfalt von Motorproduzenten entlang der norwegischen Küste. Zusammen mit alten Holzbooten und Fischerausrüstungen soll die Sammlung einen einzigartigen Einblick in die kulturelle Entwicklung an der Küste und in den Fjorden zeigen. Ich habe davon leider nicht viel sehen können – das Museum war geschlossen.


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In Vangsnes nehme ich die Fähre hinüber nach Dragsvik. Vor Ort bleibt mir keine Zeit für einen Blick auf oder über den Fjord, die Fähre legt gerade an und ich kann sofort hinauf fahren. Interessant dabei ist, dass ich in Hella die Fähre kurz verlassen muss um dann – nach einer Schleife – wieder hinauf zu fahren. Aber so komme ich in der richtigen Fahrtrichtung in Dragsvik vom Schiff.


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Norwegen fängt an, keinen Spaß mehr zu machen – die Wolken fliegen immer tiefer, der Regen nimmt eher zu als ab. Am neu gestalteten Aussichtspunkt „Utsikten“ am Gaularfjellet ist kaum etwas zu sehen. Ich denke, bei Sonnenschein muss diese Fahrt über den Nationalen Touristvegen grandios sein. Und das gilt nicht nur für diese Aussichtsplattform, sondern für die gesamte Strecke, wie zum Beispiel am Nystølsvatnet, der selber gut 700 m ü. M. liegt.


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In der Nähe vom Likeholfossen und bei den Fossestigen, dem ca. 20 km langen Wasserfallpfad beziehe ich Quartier im Hov Hyttegrend und stehe die Nacht direkt am Litlevatnet. Und dazu noch nahezu unschlagbar günstig; vermutlich hat der Inhaber schon auf Nachsaison umgestellt, denn ich habe nur 125 NOK incl. Strom zu zahlen. Ein empfehlenswerter Platz, der bei Sonnenschein traumhaft schön sein muss.


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Das ist noch immer nicht das Ende - habt Geduld. :) :)
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Re: On the Road again

Beitragvon Dixi » Di, 04. Okt 2016, 19:57

Hallo Kumulus,

ein sehr schöner Reisebericht bei zweifelsfrei nicht optimalem Wetter. :shock:
Vielen Dank fürs mitnehmen und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. :D
Viele Grüße
Dixi
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Re: On the Road again

Beitragvon Heidrun » Di, 04. Okt 2016, 21:14

Danke für Deinen wunderbaren Reisebericht - unterhaltsam, informativ und schöne Fotos.
So ein Sch...Wetter kann auf Dauer schon lästig sein und einem die Urlaubslaune verderben, aber auf den Fotos sieht es dann trotzdem sehr stimmungsvoll aus.
Kumulus hat geschrieben:Ich hoffe, ich langweile euch nicht mit meinen Ereignissen, die ja bestimmt jeder von euch schon einmal selber erlebt hat.

Also mich nicht :D ,ich kann gar nicht genug davon kriegen (Sehn-Sucht) und freue mich schon auf die Weiterreise!
Viele Grüsse, Heidrun
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Re: On the Road again

Beitragvon gudrun55 » Di, 04. Okt 2016, 21:50

Hallo Martin,

was für ein Reisebericht- ich erkenne so vieles wieder und schwelge in Erinnerungen- danke dafür!

Hov Hyttegrend haben wir auch im Regen erlebt, fanden es aber ebenfalls so wie das ganze Gaularfjell sehr schön und empfehlenswert- wollen unbedingt nochmal dort hin. Wir haben übrigens unseren Hund nicht dazu bewegen können, die Brücke über den Likholefossen zu betreten- die dort spürbare Kraft des Wasserfalls war ihm wohl suspekt.

Ich warte gespannt auf die Fortsetzung.

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Re: On the Road again

Beitragvon Kumulus » Mi, 05. Okt 2016, 9:51

10. Tag – 13. August 2016

Ich komme gut los vom Campingplatz am Litlevatnet, bin mir aber sicher, dass mir das bei gutem Wetter schwer gefallen wäre. Die Lage direkt am See und in einem kleinen Wald mit Heide und Blaubeersträuchern ist aber auch zu schön. So müsste es auch in Alaska sein, denke ich.


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Meine Tour auf der Nationalen Touristenroute Gaularfjellet geht fantastisch weiter. Es regnet näm-lich und die Wolken hängen tief am Berg. Das trübt ein klitzeklein wenig die ansonsten gute Stim-mung, vor allem aber die perfekte Aussicht.


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Ober auf dem Fjell laden alle paar Kilometer wunderschön angelegte Rastplätze (da könnte man sicherlich auch übernachten) zum Verweilen oder zu kurzen Wanderungen ins Gebirge ein. Aber bei dem Regen ist das für mich keine Herausforderung. So bleibt es nur bei einem kurzen Fotostopp am Vallestadfossen, ein Wasserfall im Råheimsdalen zwischen Haukedalsvatnet und Viksdalsvatnet mit einer Fallhöhe von rund 75 Metern.


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Eine gute halbe Stunde später stehe ich auch schon am nächsten Highlight der Region, dem Hulde-fossen. Inspiriert durch den schönen Bericht von Jule und dem charmanten Bild vom Plumpsklo vor dem Wasserfall habe ich mich extra nach dort auf den Weg gemacht.


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Stressfrei geparkt wird an der Landwirtschaftsschule Mo. Von dort sind es nur wenige Minuten zum Fuß Jølstra und weiter zum Huldefossen (oder „Huldrefossen), einem der schönsten Wasserfälle Westnorwegens, der mich Wucht 90 Meter in den Fluss hinunter donnert. Und damit sich niemand verläuft alles schön ausgeschildert.


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Nach wenigen Augenblicken am Weg zum Wasserfall stelle ich fest, dass ich mit meinen Wander-schuhen nicht weiter komme. Die Wiese ist überflutet. Also zurück und Gummistiefel an. So kommen die auch endlich mal zum Einsatz. Die letzten Jahre habe ich sie immer unbenutzt nach der Reise wieder ausgepackt. Aber heute haben sie Premiere. Sie freuen sich wahnsinnig. Und ich mich auf den Weg zum Wasserfall und auf die Kühe, die neugierig auf mich zukommen. Eigentlich muss ich das jetzt nicht haben und versuche sie weg zu scheuchen. Klappt schließlich auch – die Kühe machen sich auf den Weg zu einer kleinen Insel im Fluss und ich mich weiter zum Wasserfall.


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Ganz dicht heran kann ich dann doch nicht – die Gischt macht mich in Sekundenschnelle pitschnass. Und Fotos schießen gelingt dabei auch nicht.


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Nun, wenn ich schon mal in der Ecke bin, lohnt ein Besuch im Sunnfjord Museum. Im Forum gab es dazu bereits ein Bilderrätsel und Heidrun hatte Aufnahmen von ihrem Besuch 2015 gepostet.


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Das Freilichtmuseum zeigt bäuerliche Wohn- und Nebengebäude in einer wiederbelebten Kultur-landschaft, wie es um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Sunnfjord typisch war. Alle Gebäude stam-men von Bauernhöfen der Region und zeigen unterschiedliche Bautechniken und -traditionen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Im Gegensatz zu anderen Museen, in den vielleicht mal drei oder vier Häuser zusammen getragen wurden, empfinde ich Sunnfjord als ausgesprochen schön und gut angelegt. Leider ist es bis zu Öffnung um 10:00 Uhr noch etwas hin – so schaue ich mich einfach mal auf dem Gelände um, ohne jedoch in die Häuser schauen zu können.


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Nach dieser Kurzvisite fahre ich die E39 weiter in Richtung Byrkjelo und nach Anda am Nordfjord. Eine traumhaft schöne Strecke. Überall schießt das Wasser in Sturzbächen aus den Felswänden. Und neben der Straße schlängelt sich zunächst der Jølstra in atemberaubender Schönheit, der dann in den Jølstravatnet übergeht.


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Hinter Skei in Richtung Byrkjelo begleiten wieder Bergriesen meine Fahrt über die E39. Fantastisch. Ich kenne diese Strecke von früheren Reisen, jedoch in umgekehrter Richtung. Trotzdem und viel-leicht gerade deshalb empfinde ich sie als sehr schön.


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Ich nehme die Fähre Anda-Lote und freue mich wieder einmal auf den günstigen Pkw-Anhänger-Preis. Mein Weg führt mich gleich weiter in Richtung Nordsee.


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In Nordfjordeid mache ich eine kleine Pause am Wasser, gehe einkaufen und zur nächsten Minibank. Nun kann das Wochenende kommen. Ich bin gerüstet.


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Der RV 15 lässt sich gut fahren. Immer am Fjord entlang erinnert mich das irgendwie an Küstenstra-ßen im Mittelmeerraum. Nur die Temperaturen sprechen dagegen.


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Noch einmal über den Berg und ich erreiche schließlich Selje – gleich riecht es nach Meer, Salz und Seetang. Auch das ist schön.


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Ich mache eine kleine Runde durch den Ort, bewundere den schönen Sandstrand (könnte auch mal wieder aufgeräumt werden – typisch deutsch!!) und kaufe in der Touristeninformation mein Ticket für das Klosterboot am Sonntag. Dazu später mehr.


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Fortsetzung folgt
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Re: On the Road again

Beitragvon FlugPUCK » Mi, 05. Okt 2016, 22:54

syltetoy hat geschrieben:Ich bin gespannt ob du noch ein paar Sonnentage erlebst, ich hatte in vier Wochen genau vier :lol:


Mann oh Mann, hattet ihr sch*** Wetter.
Ich hab jetzt kein einziges Bild mit blauem Himmel gesehen, nur nasse Straßen und Nebel bis zum Abwinken.

Da hatten wir ja ETWAS mehr Glück....aber Regen satt hatten wir dieses Jahr auch, allerdings größtenteils in der Nacht.
Den Königinnenweg konnten wir noch bei voller Sonne gehen.

Aber die endlosen Baustellen zwischen Mo + Fauske sorgten dann für das Offroad-Design an unserm Gespann. Und auf dem Dovre-Fjell hat so der Wind gepfiffen, daß es mir die Autotür mal aus der Hand gerissen hat, das wäre keine gemütliche Nacht geworden. Da sind wir bis hinter Dombås weiter.
Uns taten die vielen Camper Leid, welche ihr Zelt manchmal neben uns aufbauten.
Wir waren froh im warmen, trockenen PUCK zu sitzen. 31 Nächte. 8239km.....

Trotzdem DANKE für den tollen Bericht. Hab wieder so einige neue Ziele für uns rausgelesen. Und einiges bekanntes.
FlugPUCK
 
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Re: On the Road again

Beitragvon Kumulus » Do, 06. Okt 2016, 5:54

FlugPUCK hat geschrieben:Mann oh Mann, hattet ihr sch*** Wetter.
Ich hab jetzt kein einziges Bild mit blauem Himmel gesehen, nur nasse Straßen und Nebel bis zum Abwinken.



Danke für das "Mitgefühl"! Norwegen ist eben so, wie es ist. Man sagt ja, wer einmal in Norwegen war, liebt es - oder hasst es!! Oder so ähnlich. Mich schrecken ein paar Regenwolken nicht. Aber nervig ist Dauerregen schon. Vor allem, wenn er mit Sturm und Sturzbächen von Regen zusammen kommt.

Ihr seid ja nun 31 Nächte auf knapp 9.000 Kilometern unterwegs gewesen - da freuen wir uns aber schon auf den Bericht. :D :D

Gruß Martin
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Kumulus
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Re: On the Road again

Beitragvon syltetoy » Do, 06. Okt 2016, 12:19

Wieder ganz toll, da kommen Erinnerungen hoch, die Ecke Gaularfjell bis Byrkelo kenne ich ganz gut, ich habe ein paarmal dort gewohnt, kurz vor dem Hov Campingplatz war ich sogar drei mal, ein wirklich toller Platz und für mich eine der schönsten Gegenden mit.
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Re: On the Road again

Beitragvon Kumulus » Do, 06. Okt 2016, 13:18

11. Tag – 14. August 2016

Der Sonntagmorgen fängt eigentlich ganz gut an. Die Sonne will sich zeigen. Aber außer ihren Bemühungen ist von ihr dann schließlich doch nichts mehr zu sehen. Es ist, wie so oft im Leben, „Mühe allein genügt manchmal nicht“. Aber immerhin hat es aufgehört zu regnen und die Temperaturen scheinen auch etwas nach oben zu klettern. Weiterhin nur 7/8 Grad wären aber auch eine Zumutung für einen Sommer.

Ich parke mein Gespann auf dem kostenfreien Bobilparkplatz in der Nähe der Touristeninformation (Caravans sind ausdrücklich erlaubt) und mache mich die wenige Schritte zum Klosterboot. Das Ticket dafür habe ich mir ja bereits am Vortag in der Touristeninformation besorgt (220 NOK). Neben mir warten ca. 20 weitere Gäste auf die Überfahrt; weitgehend Norweger.


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Pünktlich um 10:00 Uhr startet das Motorboot und saust in einem Supertempo um die Insel Selja herum, um einen eigens für diese Ausflüge gebauten Anleger zu erreichen. Neben dem Kapitän ist noch ein junger Mann an Bord, der schließlich aus Touristen-Guide fungiert. Neben Norwegisch gibt es so auch ein paar Hinweise auf Englisch. Außerdem sind Prospekte auf Deutsch verfügbar, in denen die Historie des Klosters und der heiligen Sunniva zusammen gefasst sind.


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Selje und die Insel Selja gehören kulturhistorisch zu den wichtigsten Orten Norwegens. Als einer der ersten Bischofssitze war die Insel Selja schon im Mittelalter ein religiöses Zentrum.


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Das Kloster wurde Anfang des 12. Jahrhunderts von Benediktinermönchen zu Ehren von St. Sunni-va erbaut. Die Legende von der heiligen Sunniva, die hier den Märtyrertod erlitt, lebt bis heute. Norwegen hat zwei männliche Heilige (St. Olav und St. Hallvard) und eine weibliche, nämlich St. Sunniva, Westnorwegens Schutzheilige.


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Die Sage erzählt, dass die irische Königstochter Sunniva flüchtete, als ihr Land von Heiden besetzt wurde und der neue König sie zur Frau haben wollte. Auf der Insel Selja ging sie an Land und fand dort später ihren Tod.


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Die Reise in die Vergangenheit Norwegens ist interessant und die Überreste des Klosters sehens-wert. Auch wenn, zugegebenermaßen, vieles erst im letzten Jahrhundert von Hand in den jetzigen Zustand gebracht wurde, inclusive dem Turm der St-Albanus-Kirche, der ja über allem deutlich herausragt.


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Für den Aufenthalt auf der Insel sind 90 Minuten geplant; Zeit genug, um den rund 200 Metern hohen Hausberg „Varden“ einen Besuch abzustatten. Aber nach einigen Metern muss ich meine Absicht aufgeben. Der Weg, der sich links vom Eingang zur Sunniva-Höhle den Hang empor schlängelt, ist viel zu nass, der Aufstieg dadurch viel zu glitschig. Bereits nach wenigen Schritten sind Hose und Schuhe durchnässt von dem hohen Gras und Gestrüpp. Ohne Gummistiefel als unmöglich. Na, denn eben nicht. Den auf der Insel und in der Nähe der Klosteranlage verstecken Geocach kann ich dann auch nicht finden. Kein Netz für mein Smartphone und keine Verbindung zu meiner App.


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Pünktlich um 11:45 Uhr legt das Klosterboot wieder ab und ist zum Glockenschlag 12:00 Uhr zurück in Selje an der Pier. Ein kurzer Ausflug, aber lohnenswert. Wer länger auf der Klosterinsel verweilen möchte hat dazu Gelegenheit und kann mit der zweiten Tour am Nachmittag zum Festland zurück fahren.


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Die nächsten Stunden verbringe ich überwiegend im Nebel und in den Wolken, weil ich dem Surferparadies Hoddevig, der kulturhistorischen Gedenkstätte Dragseidet sowie den Vestkapp einen Besuch abstatte. Der Nebel war so stark, dass ich diese Orte fast gar nicht sehen konnte. Das Objektiv vom Fotoapparat muss ich vor jeder Aufnahme trocken putzen, um überhaupt ein Bild machen zu können. So macht Urlaub nicht besonders viel Spaß. Aber immerhin habe ich was zu erzählen und zu bejammern.


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Ich beschließe, die Westküste zu verlassen und früher als geplant nach Osten zu ziehen. Ich habe die Nase von diesem Schietwetter so gestrichen voll, dass ich nur noch eines will – Sonne, Sonne, Sonne. Und die wird mir von yr.no für den östlichen Landesteil vorhergesagt. Also: der Kannestein, der Leuchtturm Kråkenes fyr und der Strand von Refviksanden auf der Insel Vågsøya müssen auf meinen geschätzten Besuch verzichten; meine Karawane zieht weiter.


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Kaum bin ich vom Berg hinunter am Nordfjord wird es wärmer und schöner. Die Fahrt auf dem RV 15 geht schnell voran ohne die Attraktivität dieser Strecke auszublenden. Auch hier – wie nahezu überall – eine traumhaft schöne Landschaft. In Nordfjordeid mache ich einen Tankstopp, weil billiger als hier ich die Kraftstoffpreise nur am Schiffsausrüster in Selje gesehen habe. 11,49 NOK/Liter Diesel sind m. E. ein guter Preis (einen Tag später in Lom werden 2 Kronen mehr dafür verlangt). Zum Tanken noch ein Hot Dog, den ich mit rd. 4,50 Euro für norwegische Verhältnisse für angemessen halte. Mein Standard-Hamburger am nächsten Tag kostet bereits 9 Euro. Aber egal – ich bin ja nicht nach Norwegen gefahren, um mich über Preise zu wundern, zu ärgern oder um zu sparen. Und wenn ich mir nicht einmal mehr den Kaffee unterwegs leisten kann, darf ich halt nicht auf Reisen gehen.


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Ich erreiche am Nachmittag Mindresunde Campingplatz kurz hinter Stryn und finde dort einen schönen Stellplatz direkt am Strynsvatnet. Nun bin ich bereits zum dritten Mal hier. Das Platzangebot und die Sauberkeit überzeugen mich aufs Neue. Ich kann den Platz durchaus empfehlen.
Zum Abend kommt auch noch mal die Sonne aus den Wolken, bevor sie sich hinter den hohen Berggipfeln versteckt. Also schnell Tisch, Sessel und Grill raus. Der schöne Abend muss angemessen gewürdigt werden.


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Fortsetzung folgt

Gruß Martin
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