Ich hoffe, ich langweile euch nicht mit meinen Ereignissen, die ja bestimmt jeder von euch schon einmal selber erlebt hat. So auch die vom heutigen Tag:
8. Tag – 11. August 2016 Der Tag heute ist ganz in meinem Sinne. Länger schlafen, gut frühstücken und die Vorfreude auf Sonnenschein und eine schöne Wanderung. Wenn ich bisher immer den Eindruck erweckt habe, nur schlechtes Wetter gehabt zu haben, muss ich das relativieren. Zwischendurch gibt es doch immer wieder einen Tag, der wie Urlaub ausschaut und der sich wie Urlaub anfühlt. So wie heute.
Ich mache mich etwas später als geplant auf den Weg nach Kinsarvik und ins Husedalen. Ich habe von diesem Tal der Wasserfälle bereits so viel gelesen, dass ich nun selber diese Wanderung machen will. Und ich habe den Verdacht, dass alle schon dort waren: Die Reubers, die Königs, die Beetz bei strömendem Regen, Gudrun55, Karsten, Uwe, Bernd, Tanja, Malte, Fcelch und natürlich Hotte und Gisela und-und-und. Also Alle!! Alle außer mir. Ich bin mir sicher das heute ändern zu wollen. Außerdem stand der Besuch des Tveitafossen bereits bei meiner ersten Reise 2012 auf dem Zettel, wurde dann aber aus irgendwelchen Gründen ausgelassen.
Die 40 Kilometer nach Kinsarvik fühlen sich für mich wie unendlich an. Vermutlich wegen meiner Vorfreude auf einen schönen Tag und natürlich wegen der vielen Ausblicke, die ich heute bei dem guten Wetter mal wieder habe. Ich mache einen kurzen Boxenstopp am ehemaligen Fähranleger Brimnes, um dort nach einem Geocash zu schauen, den ich vor zwei oder drei Jahren schon mal dort vergeblich gesucht hatte, weil das Muggle-Aufkommen zu hoch war und ich nicht ungestört suchen konnte. Heute ist das anders; weit und breit keine Menschenseele. So finde ich das Versteck natürlich auf Anhieb und setze meine Fahrt fort.
Im Nachhinein erstaunt bin ich, als ich zum dritten Mal nach den Jahren 2012, 2013 wieder an ein und derselben Stelle, nämlich am Campingplatz Ringøy Halt mache, um über den Sørfjord zu schauen, Fotos von der Hardangerbrücke zu schießen und auf der gegenüberliegenden Seite ein ganz bestimmtes Haus zu fotografieren. Ich habe keinerlei Beziehungen zu dem Gebäude, ich finde es nicht besonders schön (aber auch nicht hässlich), ich kenne die Eigentümer nicht und ich kann mir nicht erklären, warum ich ausgerechnet hier immer wieder dieses Haus fotografieren.
(2012)
(2013)
(2016)
Vielleicht eine Marotte im Unterbewusstsein. Denn erst am Abend, als ich die Bilder des Tages sichte, fällt es mir auf, dass ich bereits Aufnahmen von diesem Gebäude habe. Aber egal – es geht weiter.
Kurz nach 11.00 Uhr starte ich am Tveitafossen am Kinso Kraftverk. Ich habe mich vorher für den Senioren-Bonus entschieden und bin nicht am unteren Parkplatz in der Nähe des Helicopter-Senters stehen geblieben, sondern hoch zum Kraftwerk gefahren. Das erspart mir immerhin 3.200 Meter Fußweg hin und zurück. Wäre ich der Empfehlung von ut.no gefolgt und hätte mein Auto am Zentralparkplatz in Kinsarvik unweit des RV 13 abgestellt wäre es bis zum Tveitafossen rund 4 km pro Strecke gewesen. Der Wanderverband gibt die Gesamtstrecke für diese Tagestour mit 15,1 km hin und zurück an. Die Steigung beträgt knapp 700 Höhenmeter auf 7 Kilometer (na ja, „Pi mal Daumen“). Allerdings vom Zentralparkplatz aus gerechnet.
Natürlich bin ich an diesem Hot Spot nicht allein und so quäle ich mich in gebührenden Abstand von drei polnischen Touristen neben der Pipeline für die Energieerzeugung den Berg hinauf. Aber besonders schwer ist das nicht. Oben angekommen freue ich mich, schon so ein gutes Stück geschafft zu haben. Dabei waren das erst rund 70 Höhemeter.
Ich setze die Wanderung über den markierten Pfad fort und erreiche nach ca. einer Stunde den zweiten Wasserfall – den Nystølfossen. An dieser Stelle bin ich bereits ca. 400 M.ü.M. An einem kleinen Felsvorsprung habe ich eine gute Aussicht auf den Wasserfall, der die Hardangervidda hinunter stürzt.
Aber nicht rasten und rosten – weiter geht’s zu Wasserfall Nummer Drei; dem Nykkjesøfossen. In unmittelbarer Nähe ist eine große Lichtung mit einem Klohäuschen und der wunderschön gelegenen Nykkjesøy-Alm. Ob das nun eine Alm ist oder eher ein Versorgungshäuschen des Energieversorgers kann ich nicht beurteilen. Auf alle Fälle schön gelegen und einsam. Daneben eine große freie Fläche, ideal für Camper, die in dem dahinströmenden Kinso auch ein erfrischendes Bad nehmen können.
Der Nykkjesøfossen zeigt sich in seiner ganzen Pracht und stürzt gewaltig den Hang hinunter. Gigantisch. Ich bleibe hier und mache eine längere Pause. Die Sonne ist inzwischen vollständig aus den Wolken hervor gekommen. Klasse.
Einen kurzen Moment überlege ich, hier am dritten Wasserfall Schluss zu machen und zurück zu wandern. Immerhin soll es bis zum Søtefossen noch ein Stückchen Bergauf gehen. Aber den Gedanken verwerfe ich ganz schnell und mache mich, nach der Pause auf den Weg. Und das ist gut so. Denn ich erreiche ein riesiges Felsplateau, von dem ich eine fantastische Aussicht bis nach Kinsarvik habe und natürlich zuvor auch noch hinunter zur Nykkjesøy-Alm sehen kann. Ich hätte also was verpasst, wenn ich umgekehrt wäre.
Oben auf dem Plateau genieße ich die Aussicht auf den Søtefossen und vor allem die Sonne, die richtig kräftig scheint. Ich nutze das aus und lege ich einfach auf den warmen Felsen. Phantastisch.
Mehr brauche ich heute nicht – na ja, vielleicht noch ein wenig Grillen. Aber dafür muss ich dann doch zurück zum Campingplatz und zu meinem Kühlschrank. Aber es fällt mir ein wenig schwer, diesen traumhaft schönen Ort zurück zu lassen. Nach ca. einer guten Stunde bin ich dann am Ausgangspunkt zurück.
Im Ergebnis: Eine schöne Wanderung, die im Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und mittelschwer liegt. Je nach Beschaffenheit des Weges. Bei mir war der Boden teilweise noch sehr feucht und sumpfig; das machte das Fortkommen zeitweise anstrengend.
Aber die Ausblicke auf die Wasserfälle waren grandios. Dazu noch schöne Rastmöglichkeiten am Nykkjesøfossen und oben am Søtefossen.
Ich fand die Wanderung über das Felsmassiv beim Sotefossen ohnehin am Schönsten und am Einfachsten. Durch die Sonne und die vom Fels gespeicherte Wärme war dieser Abschnitt der Wanderung einfach grandios. Dazu noch die fantastischen Ausblicke zum Fjord und nach Kinsarvik hinunter.
Auf dem Rückweg bin ich dank Geocaching nach dem Nykkjesøfossen auf den Versorgungsweg neben dem Wanderweg gelangt und kann so mühelos absteigen. Super. Eine Gruppe Teenies bekommen das mit und schlagen natürlich auch sofort den leichteren Weg ein.
Insgesamt sind das für mich rund 9,5 km bei einem Höhenunterschied von knapp 600 Metern. Als reine Wanderzeit brauche ich dafür knapp 4 Stunden, die ich um zwei ausführliche Pausen von je einer Stunde ergänze.
Auf dem Rückweg nach Øvre Eidfjord mache ich einen klitzekleinen Ausflug zur Hardangerbrücke, die von hier super gut zu sehen ist. Nebenbei bestaune ich die Exponate der Ausstellung „Zwischen Himmel und Fjord“, die ich in meinem Bilderrätsel 1397 bereits gepostet habe. Auf alle Fälle ein lohnender Stopp.
Ein klein wenig beklommen werde ich bei dem Anleger Brimnes, der jetzt völlig verweist, vor sich hin gammelt. Jahrzehntelang Mittelpunkt der Infrastruktur über dem Sørfjord und jetzt, still und vergessen und dem Verfall preisgegeben. Ich bin gespannt, ob das Kassenhäuschen auch dann noch steht, wenn ich in ein paar Jahren mal wieder hier vorbei komme.
Fortsetzung folgt.