Reisebericht Norwegen 2017
So dann will ich mal anfangen die ersten Tage über unsere große Norwegenreise einzustellen.
Komme med på tur!
«Endelig sommer i Norge»
10.260 km fra Halstenbek til Kirkenes og retur –
men «heftig og begeistret»
Prolog
Seit Donnerstag 6. Juli 2017 sind wir wieder Zuhause. Wir hatten dieses Mal wieder eine tolle, interessante und abwechslungsreiche Tour ohne Schwierigkeiten, Blessuren, Krankheiten oder ähnliches.
Das Wetter war dieses Mal so, wie man es sich von Norwegen eigentlich verspricht – nur etwas zu nass an einigen Tagen und etwas zu kalt an mehreren Tagen; aber dafür hatten wir ja vom Windstopper bis Sloggy-long-long und dicken Wintersocken alles dabei – weswegen wir uns auch wieder eine Dachbox für das Auto geliehen hatten.
Die Sommersachen, wie wir sie 2013 benötigten, kamen nur am ersten Tag in Halden und Fredrikstad sowie am Abfahrtstag Oslo mit der Fähre zum Einsatz.
Ich sichtete meine 7.500 Fotos zur Beschriftung, denn ich suchte wieder einmal Flüsse, Berge, Wasserfälle, Orte und Täler aus Straßenkarten und Online bei Norgeskart und atlas.no, teilweise mit Google Earth, heraus, weil sich mein GPS für die Kamera nicht mehr verwenden lässt. Die Fa. JOBO hat einfach kein Update mehr herausgebracht und somit kann ich die Fotokamera-GPS-Sender-Empfänger nicht mehr verwenden.
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Jetzt haben wir auch die Elche gezählt, die wir gesehen haben: Es waren zwei Kühe mit je 2 Kälbern und zwei einzelne, also insgesamt acht Elche. Nur „Herr Elch“ war nicht zu sehen.
Dann waren es drei Seeadler, davon zwei von Krähen attackiert, Schneehase und Rotfuchs sowie unendlich viele Rentiere mit ganz jungem Nachwuchs.
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Hier kommt meine Reiseschilderung.
Tag 1 – Mittwoch 17. Mai 2017 – Halstenbek – Halmstad
Die Anreise von Halstenbek Richtung Dänemark und weiter nach Schweden verlief problemlos. Kurz vor der dänischen Grenze kam von hinten ein schwarzer Mercedes zu uns aufgeschossen. Ich hatte ja meine Geschwindigkeit schon entsprechend reduziert auf 40 km/h. Die dänische Polizei – oder waren es Zöllner? – winkten uns durch und holten den Mercedes-Fahrer raus. Wir grinsten über beide Backen.
Das Wetter meinte es gut mit uns und so näherten wir uns der Große-Belt-Brücke. Vom Januar letzten Jahres hatten wir noch in Erinnerung, dass sich die Maut-Stelle auf Seeland befindet. Wir hatten noch dänische Kronen und so „kratzten“ wir tatsächlich 240 DKK zusammen, etwas über 32 EUR.
Wir näherten uns der Hauptstadt und machten unsere „Sprüche“ über die „Sprüche“ der Hamburger Grünen, dass man sich doch ein Beispiel an Kopenhagen nehmen möge, das wäre ja DIE Fahrradstadt. Na ja, von Kopenhagen herum konnte man das nicht behaupten, denn die Autobahnen waren teilweise fünfspurig – und wo sie es noch nicht waren, das wurde fleißig gebaut.
Auch Kopenhagen hatten wir erfolgreich umfahren und so waren wir um 15.20 Uhr an der Fähre in Helsingør. Hier konnte ich in EUR bezahlen, 55 EUR für die Überfahrt, sonst wären es der Euro weniger, nämlich 390 DKK. Auf der Fähre haben wir das obligatorische „wienerbrød“ und einen Kaffee genossen, bis es weiterging nach Tylebäck, etwas nördlich von Halmstad.
Die Unterkunft nannte sich Tylebäck Hotell & Konferens. Auf der Internet-Seite stand geschrieben: „Tylebäck ist der perfekte Ort für Rekreation und Motivation.“ Gut, einige der jungen Leute sahen auch so aus, vor allen Dingen, dass sie Motivation brauchten. Wir brauchten nur eine vernünftige Unterkunft.
Das Zimmer war nicht schlecht, es lag in einem vom Haupthaus separaten Gebäude und wir konnten das Auto direkt vor der Tür parken. Das Abendessen war „gesetzt“, d.h. entweder mochte man Schweinebraten, Gemüse und Ofenkartoffeln oder man begnügte sich mit Tuc. Wir wählten Ersteres. Außerdem war es so warm, dass wir draußen essen konnten.
So langsam trudelten auch die „motivationssuchenden Arbeitskreisler“ aus den umliegenden Konferenzräumen zum Abendessen ein – und gingen nach dem Abendessen den umgekehrten Weg für weitere Motivation. Wir blieben noch auf der Terrasse sitzen bei Bier und Wein, bis wir uns vor unser Zimmer verzogen – dort ließ es sich auch gut sitzen.
Tag 2 - Donnerstag 18. Mai 2017 – Halmstad – Halden - Fredrikstad
Frühstück am nächsten Morgen: Von 08.00 Uhr bis 09.00 Uhr. Ja gut, die Motivationskurse fingen ja schon um 09.00 Uhr an – und so waren wir auch schon um 09.00 Uhr auf der Straße. Die Fahrt durch Schonen und bis Göteborg war etwas eintönig – jedenfalls für den, der Norwegen kennt. Um Göteborg war es recht anstrengend zu fahren, denn auch hier war eine Großbaustelle.
In der Provinz Bohuslån wurde es schöner und abwechslungsreicher. Die Riksgrense zu „unserer zweiten Heimat“ haben wir am 18. Mai akkurat um 13.54 Uhr überschritten. Erst steuerten wir Halden an und stoppten zunächst am Rød Herregård, dessen älteste Gebäude aus dem 16. Jahrhundert stammen. Heute ist es ein lebendiges Museum und – wie fast alle Museen in Norwegen – nur für eine kurze Zeitspanne im Sommer geöffnet.
Die Weiterfahrt führte uns auf die Festung Fredriksten.
Die Festung wurde von 1661 bis 1701 erbaut und bis 1719 von den Schweden belagert.
Bei unserer Ankunft „bastelten“ Zimmerleute fleißig an einem riesigen Bühnenbild und den Sitzplätzen für das seit 2005 jährlich in Halden stattfindende Opernspektakel. Es dauert zwar nur drei Tage, fand in den vergangenen Jahren einen großartigen Anklang, so dass es jetzt jährlich stattfindet. Dieses Mal sollte es „Tryllefløyten“ – „Die Zauberflöte“ von Mozart sein. Offensichtlich hatte man auf gutes Wetter gehofft.
Heute zeigte das Thermometer 24° C an, gefühlt waren es mindestens 27° C – nicht so unser Ding.
Halden - Tista
Daher versuchten wir, nachdem wir die Festung „abgewandert“ und einen Blick über die Stadt geworfen hatten, aus der Stadt herauszukommen, um frischen Wind auf dem Land zu finden.
Das ging ganz gut bei den ersten, etwa 3.000 Jahre alten Felsritzungen (helleristninger) dieser Reise bei Begby, wo wir auch zum ersten Mal einen Gletschertopf (jettegrytta) gesehen haben.
Hier sind mehrere sehr gut erhaltene Zeichnungen aus der Bronzezeit zu sehen und man muss auch nicht erst wer weiß wohin laufen, um diese Felsritzungen zu betrachten; sie liegen alle nahe beieinander.
Das Hotel in Fredrikstad war dann dank unserer „Else“ leicht zu finden und einen Parkplatz in der Garage fanden wir auch.
Tag 3 - Freitag, 19. Mai 2017 – Fredrikstad – Gamlebyen - Hvaler
Am nächsten Tag spazierten wir von unserem Hotel zum Anleger der kostenlosen „byferga“. Im Park vor dem Rathaus stand eine tolle Eisenskulptur. Aus einer Eisenplatte war zunächst ein Elch ausgeschnitten, dann ein weiterer Elch, dann wohl ein Reh usw. bis zu einer Eule.
Auf dem Weg zur Anlegestelle passierten wir mehrere hübsche Holzhäuser.
Die an den Kais der Vesterelven liegenden „Schiffe“ waren auch nicht ganz ohne.
Auf der kleinen Insel Isegran befindet sich das Maritime Center Fredrikstad. Hier lagen sieben Segelschiffe vom Typ Colin Archer
sowie das Vollschiff „NAJADEN“.
Sie wurde 1897 in Karlskrona/Schweden als Schulschiff für die schwedische Marine gebaut. Sie segelte bis 1938. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die „NAJADEN“ als Hafensperre in Halmstad/Schweden benutzt.
Bis Mai 2013 wurde sie von dem Verein „Najadens venner“ mehr oder weniger gepflegt. 2014 wurde sie von norwegischen Enthusiasten mit Unterstützung von lokalen Sponsoren für 300.000 SEK gekauft und nach Frederikstad überführt, wo sie heute Teil des Maritime Center Fredrikstad ist.
Am Abzweig der Vesterelva von der Glomma steht seit über 300 Jahren ein Schaufelrad. Es diente in „grauer Vorzeit“ der Mühle eines Müllers auf der Insel Isegran.
An der Glomma, nahe des Fähranlegers, steht auch eine Büste des großen Polarforschers Roald Amundsen. Er war in der Nähe, in Tomta, geboren.
An der Toldbodbrygga kam die kleine kostenlose Fähre und brachte uns zum Anleger Gamlebyen.
In Gamlebyen stolperten wir über das Kopfsteinpflaster von einem historischen Gebäude zum anderen. „Gamlebyen“, die Altstadt von Fredrikstad, Sie wurde 1567 von König Frederik II gegründet und gilt als Nordeuropas bestbewahrte Festungsstadt. Heute sind hier Geschäfte, Werkstätten, Galerien, Cafés und ein Museum angesiedelt.
Eingang zu Gamlebyen
Eindrücke aus Gamlebyen
Byens Radhus
Fredrik II
Østre Fredrikstad Kirke 1779
Commandantgaarden
Auf jeden Fall ist die Altstadt absolut sehenswert.
Im Anschluss unternahmen wir noch eine kostenlose „Mini-Kreuzfahrt“ zwischen den verschiedenen Inseln von Fredrikstad.
Vorbei an den Traditionsseglern und alten Schiffen des Maritime Center,
und den nicht so traditionsreichen Schiffen der Anwohner (?).
An der Fährstation Gressvik kam ich mit dem Schiffsführer ins Gespräch. Er sei früher auch zur See gefahren, aber das sei jetzt ein interessanter Job, weil er hier mit vielen Leuten ins Gespräch komme, seine Stammfahrgäste kenne und sich so ein Schwätzchen ergibt. An der Station Sentrum stiegen wir aus – und er winkte aus dem Ruderhaus hinterher.
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Am Nachmittag fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein nach Skjærhalden im Hvaler Nationalpark an der Küste.
Unser Ziel war eigentlich das Leuchtfeuer Homlungen, das noch in meiner Sammlung fehlt. Es war Freitagnachmittag und Norwegen rüstete für das Wochenende. Am Bootshafen waren viele Menschen mit ihrer Wochenendausrüstung für die „hytte“ zu der man hier mit dem Boot fährt – was kann es bei Sonnenschein auch Schöneres geben? Wir fragten, ob man das Leuchtfeuer irgendwie zu Fuß erreichen könne. Ja, das geht; man muss nur den „kyststien“ benutzen – dort hinten! Als wir den fyrsti, bzw. dessen Anfang sahen, wussten wir, es würde ein ähnliches Abenteuer werden wir die „Besteigung des Trollhatten“ 2013. War nichts – auch die Fähren, die dort ab Skjærhalden fuhren, würden nicht den Leuchtturm passieren.
Aber entdeckten wir dort etwas anderes: Die Schwester der Kopenhagener Meerjungfrau. Nur schien diese etwas älter zu sein.
Letztlich haben wir uns ein Eis gekauft und sind wieder Richtung Hotel gefahren. Es war ein lohnenswerter Ausflug zu einem der schönen, wassernahen Erholungsgebiete.
Kurz nachdem wir Skjærhalden verlassen hatten, sahen wir auf der rechten Seite einen unscheinbaren, weißen Bau, der aber dennoch unsere Aufmerksamkeit auf sich zog: Es war die Hvaler Kirche, eine der ältesten erhaltenen Steinkirchen aus dem 11. Jahrhundert, die im romanischen Stil erbaut wurde. Leider war die Kirche, die noch sehr gut erhaltene Kalkmalereien enthalten soll, nicht geöffnet.
Hvaler Kirche war auch eine sog. „valgkirke“ – eine Wahlkirche.
Am 25. Februar 1814 wurden in etwa 300 Kirchen in Norwegen die Wahlen der Männer der späteren verfassungsgebenden Versammlung in Eidsvoll durchgeführt. Die Wahlen wurden nach dem Gottesdienst am Freitag, 24. Februar 1814 durch den jeweiligen Pastor der Gemeinde durchgeführt, da der Pastor in der Gemeinde auch der erste „Amtsvorsteher“ war, der auch die Grundlagen der Wahlordnung „verstand“. Ausgeschlossen von der Wahl waren Frauen und Häusler, also Bauern mit wenig Grundbesitz oder Tagelöhner.
Aber die Wahlen dauerten an anderen Orten bis Ende März 1814.
Es sollte nicht nur die erste von vielen mittelalterlichen Steinkirchen sein, die wir in Norwegen vorfanden, sondern auch die erste Wahlkirche, der noch mehrere folgten.
Abends konnten wir dann noch an der Kaikante der Vesterelva sitzen und die Abendsonne bei einem Bier genießen, bevor es nach einem Abendspaziergang zum Hotel ging.