Moin,
Hier setze ich mal den ersten Teil eines neuen Berichts ein. Da wir neben der norwegischen Küste eben auch Svalbard sowie Island und … (Spannung steigt - kommt noch) angelaufen haben, bin ich hier "reingerutscht".
Viel Spaß beim Lesen und Gucken!
Gruß
Ronald
Mit MS AMADEA auf Nordkurs
6. – 24. Juni 2014
Prolog
Einerseits fragen wir uns heute immer noch, welcher Teufel uns wohl geritten hatte, dass wir eine „richtige“ Kreuzfahrt gebucht hatten? Andererseits waren wir auf dieser Reise nicht nur vom Wetter, sondern auch von der Besatzung verwöhnt worden, abgesehen von ein, zwei Ausnahmen. Also, nachdem wir bislang vier Reisen mit Schiffen der Hurtigruten entlang der norwegischen Küste bei meist wechselhaftem Wetter (was fahren wir auch im April oder Februar???) unternommen hatten und die Fjorde mit der FRAM im April 2012 erkundeten, wurden wir offensichtlich von der Fernsehserie „Verrückt nach Meer“ angesteckt. Jedenfalls trieb es uns fünf Monate vor unserem beabsichtigten Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2012 in das Reisebüro unseres Vertrauens. Wir hatten uns aber auch vorgenommen, nach Beendigung unseres Berufslebens so viele Reisen wie möglich – gesundheitlich und finanziell – zu unternehmen, um die schönen Seiten unserer Nordhalbkugel zu genießen.
Nachdem wir den Reisekatalog von hinten bis vorne studiert hatten – und insbesondere auch das Kleingedruckte – buchten wir am 5. Dezember 2012 mutig eine Reise mit der AMADEA von Hamburg entlang der norwegischen Küste bis nach Honningsvåg und weiter nach Spitzbergen über Jan Mayen und Island zurück nach Hamburg. Dass die Reise von Hamburg nach Hamburg ging, war auch ein Grund diese Reise zu buchen, denn so ersparten wir uns eine umständliche Anreise.
Nun waren es noch 18 Monate, bevor wir uns in die Reihe der „echten Kreuzfahrer“ – wenn auch nicht so nobel wie QE 2, EUROPA oder andere Luxusliner – begaben.
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Freitag 6. Juni 2012 – Von Hamburg bis Cuxhaven
Die Einschiffung sollte um 14.30 Uhr beginnen. So bestellten wir unser Taxi für 14.00 Uhr. Vorher machte ich noch einige Fotos von unserem kleinen Garten, denn 19 Tage sollten wir unterwegs sein und der Rasen würde sich bei Rückkehr in einem sehr anderen Zustand präsentieren, denn wir hatten ja keine Bekannten oder Verwandten, die wir bitten konnten, sich doch zwischendurch mal um den Rasen zu kümmern. Alle anderen Angelegenheiten, wie Blumen begießen, Briefkasten leeren wurden von Nachbarn wahrgenommen.
Mit zwei großen Rollkoffern, einem kleinen, zwei Fotorucksäcken, zwei Laptoptaschen und einem weiteren Rucksack „beschwert“, begaben wir uns in die „Empfangshalle“ des Hamburger Cruise Center. Die Empfangshalle war nichts Weiteres als übereinandergestapelte Container mit zwei Glasfronten, einem Zugangsbereich und einem Abfertigungsbereich.
„Cruise Center Hamburg“
Hier war es rappelvoll. In den Einschiffungshinweisen hieß es, dass es für alle Gäste, die einen Silber-Service gebucht hatten – und dazu gehörten wir – einen Sonderschalter zur Einschiffung geben würde. Pustekuchen! Irgendwie schien das Abfertigungspersonal etwas überfordert gewesen zu sein. Zur „Beruhigung“ erhielten alle noch in der Schlange stehenden Passagiere ein Glas Sekt. Wie wir noch erfahren sollten, wurde Sekt zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten angeboten, besonders dann, wenn etwas schief lief, offenbar nach dem Motto „Im Suff lässt sich alles besser ertragen“.
Sehr langsam bewegte sich die Schlange der Passagiere mit dem Sektglas in der Hand, die Rollis und andere Gepäckstücke vor sich hin schiebend in Richtung Sicherheitskontrolle. Hier wurde dann auch das Gepäck abgenommen für die Weiterbeförderung Richtung Kammer. Nachdem wir die Sicherheitsschleuse passiert hatten, ging es auf das Schiff. Vor der Gangway verkündete ein Schild „Willkommen Zu Hause“ und es erwartete uns eine Fotografin mit schussbereiter Kamera zwecks „Zwangsfotografie“, die wir allerdings dankend aber bestimmt ablehnten.
Als nächstes erwartete uns die Kreuzfahrtdirektorin mit persönlicher Begrüßung und freundlichem Lächeln, das sich jedoch zum Ende der Reise ins Gegenteil verwandeln sollte.
Es erfolgte ein weiterer Fototermin, der musste aber sein, denn er war für das Foto auf der Cruise-Card, was wir ja schon von Hurtigruten kannten. Cruise-Card und Türkarte wurden in einem Lederetui überreicht, nicht in einem „schnöden Halsband“. Anschließend wurden wir von einem Besatzungsmitglied zu unserer Kammer gebracht. Wir hatten uns eine Mini-Suite mit Balkon gegönnt, so dass wir uns in der Kammer aufhalten konnten, sollte das Wetter nicht mitspielen. Wir sollten aber noch erfahren, wie gut wir den Balkon genießen konnten.
Auf dem Bett lagen Bademäntel und „Plastetaschen“, die wir auch an Bord gelassen haben.
Uns erwartete neben einer Flasche Sekt und einem Obstkorb ein Willkommensgruß seitens des Kapitäns und der Kreuzfahrtdirektorin. Leider waren die Unterschriften aufgedruckt …
Balkon mit Aussicht auf das im Bau befindliche Cruise Center.
Anhand der Reiseroute hatten wir uns die Kammer an Steuerbord ausgesucht, so dass wir stets die Sicht auf die Küste hatten. Im Laufe der Reise hörte ich, wie sich Passagiere der Backbordseite darüber unterhielten, dass sie gar keine Sicht auf das Land hätten. Tja, man hätte in der Schule in Sachen Geografie, früher sagte man Erdkunde, aufpassen und auch mal auf den Atlas oder die Landkarte gucken sollen.
Nachdem das Gepäck so stückweise angeliefert wurde und wir uns häuslich eingerichtet hatten, unternahmen wir einen Erkundungsgang durch das Schiff und seine Einrichtungen. Es gab
- Zwei Restaurants – wir brauchten nur eines davon;
- Mehrere Bars – wir brauchten nur zwei davon, eine vorne und eine achtern an Deck;
- Show Lounge – brauchten wir nur zwei Mal, zur „Einweisung“ bzw. Vorstellung des „leitenden Personals“ und bei der Crew-Show (wenn es sich um eine philippinische Besatzung handelt, ist die mit Sicherheit lohnender als irgendwelche professionellen Shows);
- Kino – wer braucht denn sowas? Entsprechend einer Erklärung auf einem Hurtigrutenschiff „Hier gibt es keine Unterhaltung, hier sorgt der Herrgott für die Unterhaltung“ sahen wir die Unterhaltung an unserer Steuerbordseite vorüberziehen;
- Bibliothek – brauchten wir nicht, wir hatten unsere eigenen Reiseführer bzw. Bücher, falls es mal grau sein sollte, denn immerhin waren auch einige Seetage enthalten;
- Waschsalon – brauchten wir nicht, wir hatten genug Kleidung mit;
- Boutique – brauchten wir nicht, denn Modeschmuck, Seidenschals, „elegante Kleidung“ und so’n Gedöns ersparten wir uns. Auf uns warteten die norwegischen Geschäfte und die Svalbardbutikk in Longyearbyen;
- Frisör – brauchten wir garantiert nicht, denn wir mussten uns ja nicht „aufbrezeln“;
- Swimmingpool – brauchten wir nicht, denn meine Frau meinte, der wäre nur für Zwerge geeignet;
- Whirlpool – brauchten wir hier genau so wenig wie auf den Hurtigruten;
- Golfplatz – brauchten wir nicht, denn wir beschäftigen uns anderweitig;
- Zwei große Außendecks – die brauchten wir allerdings garantiert!
Vor dem Auslaufen aus Hamburg erfolgte die obligatorische Sicherheitsübung. Ob das alles so klappen würde im Ernstfall, bezweifelte ich, denn wenn die Passagiere in Dreierreihen mit Schwimmweste aus der Kammer mitgebracht (!) antreten müssen und vorne zeigt ein Besatzungsmitglied wie die Weste angelegt wird, frage ich mich, ob das die Leute noch wissen, wenn es ernst wird. Nachdem Kapitän Flohr die „Parade“ abgenommen hatte, durften wir die Weste wieder in unsere Kammer bringen.
Vor dem Auslaufen machten wir noch einige Fotos von der entstehenden Hafencity. Na ja, mittlerweile hat sie ja etwas Profil angenommen. Wohl fühlen wir uns aber nur in „unserem Dorf“ außerhalb der Stadtgrenze. Aber die Ansichten waren mal ganz interessant.
St. Michaelis hinter den neuen Bauten der Hafencity
Rathausturm und Unilever-Gebäude
Unilever-Gebäude
Marco Polo-Turm (r.)
Glas und Stahl – Elbphilharmonie und St. Michaelis-Kirche
Von einem Besatzungsmitglied bekommen wir wieder ein Glas Sekt in die Hand gedrückt. Gibt es Probleme mit dem Auslaufen? Oder muss das Auslaufen gebührend gefeiert werden? Klar doch, denn dann kommt die „Auslaufmelodie“ – das muss wohl so sein auf Kreuzfahrtschiffen. Dann noch „drei mal lang“ mit dem Typhon und „alle Leinen los vorn und achtern“ und pünktlich um 18.00 Uhr verließ die AMADEA Hamburg.
St. Michaelis, Baumwall und City-Sportboothafen
St. Katharinen (hinten), Columbus-Haus (Mitte), Kehrwieder-Haus (rechts)
Ach ja, und noch ein Ritual erfolgte. Eine etwas quäkende Babystimme verkündete uns – wie in jedem Hafen beim Auslaufen – „MS AMADEA verlässt Hamburg – Deutschland. Nächster Hafen Bergen –Norwegen.“ Da könnte man nur noch lästern: „Vorsicht bitte an der Bahnsteigkante, die Türen schließen selbständig“.
Vorsetzen - CAP SAN DIEGO, größtes fahrendes Museumsschiff der Welt
Langsam glitt die AMADEA bei Kaiserwetter (oder, wie der Seemann auch sagt: Mützenwetter, weil jetzt die Uniformmütze mit dem weißen Bezug aufgesetzt wird) an der Skyline von Hamburg und an den Landungsbrücken die Elbe abwärts.
Landungsbrücken - RICKMER RICKMERS und immer wieder St. Michaelis
Bismarck-Denkmal und Glockenturm der Landungsbrücken
Kuppel des Alten Elbtunnels - Landungsbrücken (vorne) – Bernhard-Nocht-Institut (l.), das Tropenkrankenhaus (links) – Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie im alten Gebäude der ersten Navigationsschule Hamburgs
Die Hamburger Türme: St. Michaelis, Glockenturm der Landungsbrücken, St. Petri, St. Jacobi, Schwedische Seemannskirche und St. Nikolai (eingerüstet)
Die alte Fischmarkthalle von 1896
Schwimmdocks der Werft Blohm & Voss
Bürogebäude „Docklands“ – dahinter Christianskirche von 1738, auch Klopstock-Kirche genannt, weil auf dem kleinen Friedhof die Grabstätte des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock befindet.
Blick elbabwärts – links Burchardkai Containerabfertigung
Burchardkai und Waltershofer Hafen (hinten)
Museumshafen Övelgönne mit Feuerschiff ELBE 3 – Seniorenresidenz Augustinum Hamburg
Kultgaststätte Strandperle – Strandleben Freitagabend
Villen an der Elbchaussee
Nautische Zentrale (l.) und Hafenlotsenstation (r.)
Jenisch-Haus von 1834 - Teufelsbrück
EADS – Airbus-Gelände Finkenwerder, drittgrößter Flugzeubau-Standort der Welt nach Seattle und Toulouse
Nachschub aus Toulouse per Großraumtransporter
Airbus-Flugzeuge fertig zur Auslieferung
Hamburg - Nienstedtener Kirche von 1751 und Hotel Jacobs
MS EUROPA 2 läuft in Hamburg ein
Blankenese Oberfeuer
Blankenese - Fähranleger „Opp’n Bulln“
0187
Blankenese mit dem 74 m hohen Süllberg
Blankenese - „Treppenviertel“
Blankenese – Das Wrack des 1975 im dichten Nebel gerammten Binnenschiffs UWE
Blankenese - Das Wrack des finnischen Motorseglers POLSTJERNAN, nach einer Explosion im Maschinenraum 1926 ausgebrannt
Die Elbinsel Neßsand, dahinter das Alte Land, größtes zusammenhängendes Obstanbaugebiet Europas
Falkenstein, ein beliebter ehemaliger Badeplatz
Wittenbergen Unterfeuer, Baujahr 1900
Villen im Stadtteil Tinsdal, der Hamburger Landesgrenze zu Schleswig-Holstein, mit dem Leuchtfeuer Tinsdal
„Willkomm Höft“ – davor der ehemalige Helgoland-Katamaran HALUNDER JET
Beim Passieren von Willkomm Höft, der Schiffsbegrüßungsanlage in Wedel, ertönte statt der Nationalhymne von Bahamas überraschend die deutsche Nationalhymne. Wer hatte denn da den Draht zum Begrüßungskapitän?
Hamburger Yachthafen mit 2.000 Liegeplätzen
Wedel und Kirche
Leuchtturm Somfletherwisch, Baujahr 1900
Das alte Leuchtfeuer Mielstack – außer Betrieb
Leuchtfeuer und Ort Grünendeich
Das alte Leuchtfeuer Juelssand – genannt „Der kleine Kohn“. Warum, weiß ich nicht,
Das Südende der Elbinsel Pagensand
Und irgendwann später bei Passieren Glückstadt haben wir uns ganz schnell gestärkt, denn heute Abend war glücklicherweise noch kein „Programm“ angesagt. Das begann erst am nächsten Tag. Wir genossen leckeren Nordseebarsch mit mediterranem Gemüse.
Als wir später in die Kammer zurückkamen, hatte unsere „Kammerfee“ unsere Schlafanzüge drapiert: Bei mir war es ein Segelschiff mit einer Welle, bei meiner Frau war es wohl eher ein Schmetterling.
Daneben lag das Programm für den nächsten Tag. Von 17.45 Uhr bis 18.45 Uhr soll eine persönliche Begrüßung durch den Kapitän Hubert Flohr und die Kreuzfahrtdirektorin Manuela Bzdega erfolgen. Anschließend soll das „Führungsteam“ auf der Bühne erscheinen. Und da das ganze unter dem Motto „Gala-Abend an Bord von MS AMADEA“ läuft, liest sich der auf der Rückseite des 4-seitigen Programms (!) befindliche Bekleidungsvorschlag wie folgt: “tagsüber leger, abends Galakleidung (Herren Smoking, Dinnerjacket oder eleganter Abendanzug, Damen entsprechend)“. Da dachten wir nur, „dat hest du di dacht.“ Ich hatte lediglich einen Blazer mit und der musste reichen, basta. Wir sollten noch sehen, wie die anderen Gäste kamen.
Sonnenuntergang über Brunsbüttel
Die Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal (r.)
21.47 Uhr Sonnenuntergang
Wir genossen den Sonnenuntergang an der Elbe von unserem Balkon aus bei einem Gute-Nacht-Drink, als uns plötzlich eine „rheinische Frohnatur“ um die Absperrung herum begrüßte und uns eine gute Reise wünschte.
Fahrt in die Nacht – Cuxhaven voraus
Gruß Ronald