Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 07. Okt 2018, 13:35

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 6

Stavernsodden – Larvik - Vestfold


Mit königlichem Dekret vom 21.09.1849 wurde bestimmt, dass die Bewilligung für ein Ansteuerungsfeuer für Fredriksvern höchste Priorität auf dem nächsten Haushaltsplan haben sollte. Es sollte ein Steingebäude mit einem Leuchtfeuer in einem angebauten kleinen Turm werden. Die ganze Angelegenheit sollte jedoch eine reine Kostenrechnung bleiben, denn im Budget war „kein Platz“ für die Berücksichtigung eines Leuchtfeuers. Fünf Jahre später wurde dann eine kleine 13,5 qm messende Wachstube mit einem angebauten Leuchtfeuer errichtet. Der Bau beruhte auf einer Bekanntmachung des „Königlich Norwegischen Regierungs-Marine-Departement“ vom 21.09.1855.

Auch wenn ab 1830 ein neuer Marinestützpunkt in Horten gebaut wurde, blieb der Marinestützpunkt Frederiksvern bei Stavern ein wichtiger Standort.

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Der Eingang zum alten Marinestützpunkt Fredriksvern aus dem 18. Jahrhundert

1874 wurde ein richtiges Gebäude aus Feldsteinen gebaut. Das Leuchtfeuerhäuschen wurde auf einem niedrigen Sockel an dem Südostende des Wohnhauses platziert. Etwa um die Jahrhundertwende wurden weitere Gebäude wie ein Wohnhaus, Werkstattgebäude, Maschinenhaus, Ölhaus und Landungssteg hinzugefügt. Ein neuer, kleiner Feuerturm wurde 1930 angefügt. 1954 wurde ein neues Wohnhaus gebaut, das 1961 ein neues Stockwerk erhielt. Das Feldsteinhaus wurde aufwendig renoviert. Nach der Automatisierung wurde die Besatzung 1984 abgezogen. Die Anlage wird heute vom Meteorologischen Institut für verschiedene Zwecke benutzt, insbesondere als Ferienhaus für die Mitarbeiter.

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Die Leuchtfeuerstation Stavernsodden 2012

Die gesamte Insel Stavernsøya gehört dem norwegischen Verteidigungsministerium. Unterhalten werden die Gebäude von einer Gruppe Ehrenamtlicher, die ihre Arbeit im Rahmen des in Norwegen üblichen „dugnad“ leisten (https://de.wikipedia.org/wiki/Dugnad)

Stavernsodden Leuchtfeuerstation wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt, da es zusammen mit der Zitadelle von Stavern und der umliegenden Kulturlandschaft eine kleine, harmonische Anlage darstellt.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 197
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 82 f
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 53
http://www.stavernsodden.info/om-fyret/fyrets-historie
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 07. Okt 2018, 14:34

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 7

Tvistein – Larvik - Vestfold


Zufolge einer Eingabe des sog. „Skagerakkomité“ für das Budget 1898/1899 sollte auf der kleinen Insel Tvistein – was so viel wie ‚Zwei Steine‘ bedeutet‘ - ein Nebelsignal installiert werden, da die Insel ihrer Lage wegen wohl kaum als Ort für ein neues Leuchtfeuer in Frage kommen würde. Etwas später, 1907, schlug das Leuchtfeuerdirektorat doch vor, ein kleines Leuchtfeuer zusammen mit einem Nebelsignal zu bauen.

Es bestanden jedoch Zweifel an den Eigentumsrechten der beiden Inseln. Und so kam am 02.05.1905 ein Brief des Amtsgerichts Larvik, in dem Zweifel geäußert wurden, ob das private Eigentumsrecht unterminiert werde. Letztendlich wurde geklärt, dass die Inseln dem norwegischen Staat gehören würden.

1908 wurden ein Wohnhaus und ein Maschinenhaus aus Beton mit einem Leuchtfeuerhaus auf dem Dach gebaut. Zusätzlich erhielt die kleine Station eine Unterkunft für den Assistenten. Es kamen noch ein Schuppen sowie ein Bootshaus hinzu. Das Nebelhorn war an der Südseite des Maschinenhauses angebracht.

Die Station liegt auf der östlichen der beiden Inseln, die zum Ort Nevlunghavn in der Kommune Larvik liegen.

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Tvistein Leuchtfeuerstation 2012

Nach einem Sturm 1912, bei dem das hölzerne Bootshaus weggewaschen wurde, baute man ein Bootshaus aus Beton. Zwei Jahre später wurde eine Schutzmauer vor dem Haus errichtet, denn der kleine Anlandungsplatz im Norden erwies sich als geschützter Platz, die Südseite war jedoch ungeschützt und der See ausgesetzt.

1939 kam ein weiteres Wohnhaus für den Assistenten hinzu. In Verbindung mit der Elektrifizierung im Jahr 1951 wurde das Leuchtfeuer in einem neuen Betonturm neben dem Maschinenhaus installiert. Die Station erhielt nun anstelle des alten Nebelhorns ein neues, stärkeres Diafon. Auch ein neues Wohngebäude für die Leuchtfeuerbesatzung wurde gebaut.

Der Kran am Landungsplatz ist 1987 entfernt worden und ein Jahr später wurde die Besatzung nach der Automatisierung abgezogen und das Diafon entfernt. Die Gebäude blieben leer, bis 2011 der Verein „Tvisteins Venner“ gegründet wurde und nach einer Leihvereinbarung mit der Küstenwacht die Restaurierung beginnen konnte.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 225
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 85 f
http://tvistein.info/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 21. Okt 2018, 15:09

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 8



Figgeskjær Nebelglocke – Langesund - Bamble - Telemark

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Die Figgeskjær Nebelglocke steht an Land auf einer kleinen Halbinsel vor Langesund in Bamble. Das Haus der Nebelglocke ist freistehend und im Schweizer Stil aus Holz gebaut. Es wurde 1911 errichtet. Die Glocke tat ihren Dienst bis 1989. Figgeskjær hat mit seiner Glocke und dem intakten Triebwerk ein sehr ursprüngliches Erscheinungsbild. einen hohen Grad an Ursprünglichkeit mit seiner Glocke und dem intakten Triebwerk. Sowohl historisch als auch architektonisch ist der Glockenturm als eigentümliches und bedeutendes Denkmal im Langesund Fjord wertvoll.

Direkt neben dem Glockenturm steht das Leuchtfeuer Figgeskjær. Der Zugang ist über die dort liegende Bootswerft und den Bootssteg möglich. Südlich von Figgeskjær Leuchtfeuer befindet sich die Leuchtfeuerstation Langøytangen.

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Langøytangen – Langesund - Bamble - Telemark

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Die Leuchtfeuerstation Langøytangen: rechts das alte Wohnhaus mit dem an der Giebelseite angebrachten Leuchtfeuer, in der Mitte das 1939 gebaute neue Gebäude, links daneben das Maschinenhaus und links die Unterkunftsgebäude.

Die Leuchtfeuerstation Langøytangen befindet sich im Süden der Insel Langøya vor Langesund in der Gemeinde Bamble.

Im Jahr 1828 schlug die Leuchtfeuerkommission vor, ein Leuchtfeuer an der Einfahrt zum Langesundfjord zu errichten. Das Parlament bewilligte für die Haushalte 1836 bis 1839 die Mittel zum Bau des Leuchtfeuers. Am 1. Oktober 1839 wurde es angezündet. In den nächsten Jahren erhielt das Leuchtfeuer einen Linsenapparat mit einer Linse 6. Ordnung. Dieses Feuer befand sich in der ersten Etage (für den Norweger war es die zweite Etage) in einem kleinen Holzturm am Wohnhaus des Leuchtfeuerwärters. Das kleine Haus besaß zwei Zimmer, eine Abstellkammer, eine Küche und eine kleine Dachkammer. Im Nebengebäude befanden sich der Holzvorrat, die Toilette und ein kleiner Stall. Ein Bootshaus war nicht vorhanden, da ein kleiner Kai aus Stein für die Anlandung gebaut worden war.

Der Leuchtfeuerwärter erhielt einen Jahreslohn von 200 Speciestaler (https://de.wikipedia.org/wiki/Speciestaler), der später angestellte „Dienstmann“ musste sich mit 70 Speciestalern begnügen und selbst für seine Verpflegung sorgen. Der Leuchtfeuerwärter auf Langøytangen Leuchtfeuerstation unterstand der Aufsicht des Leuchtfeuerwärters auf Jomfruland.

Der erste Leuchtfeuerwärter Hegnander wurde 1853 von Sven Nørdby abgelöst, da er bereits 74 Jahre alt war. Sven Nørdby ersuchte seinen Abschied 1862 im Alter von 83 Jahren, nachdem er 52 Jahre im öffentlichen Dienst gestanden hatte. Im Jahr 1854 jedoch, wurde ein Teil seines Gehalts einbehalten, weil er keine Flagge gesetzt hatte, als ein staatliches Schiff passierte, was eine Regelwidrigkeit darstellte.

1853 wurde das Wohnhaus renoviert und erhielt einen Anbei mit einer neuen Küche, Kammern und ein Zimmer für das Dienstmädchen.

1854 wurde der Landungssteg verbreitert durch eine 15 m lange Brücke aus Holz und Stein verbreitert. 1893 wurde der Landungssteg noch einmal verbreitert mit einem zementierten Kai. Im selben Jahr folgte der Bau eines Bootshauses.
1911 erfolgte eine umfassende Änderung. Das alte Leuchtfeuergebäude wurde ausgebessert, das Leuchtfeuer erhöht und der alte Leuchtfeuerapparat von Svenner Leuchtfeuer eingebaut. Zugleich erhielt es Petroleum-Glühstrumpflampen als Leuchtfeuerquelle. Das Leuchtfeuer erhielt verschiedene Farben für die einzelnen blinkenden Sektoren. 1913 wurde ein Horn als Nebelsignal installiert, was wiederum den Bau eines Maschinenhauses mit sich brachte, um das Nebelhorn betreiben zu können.

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Diese Veränderungen bedingten auch mehr Personal. Auch wenn das Parlament zunächst keinen festangestellten Assistenten bewilligte, erfolgte später die Genehmigung für einen Assistenten für die Dauer von sechs Monaten. Zurück blieb ein überarbeiteter Leuchtfeuerwärter, denn auch in den Folgejahren gab es keinen festangestellten Assistenten. Erst 1913 wurde ein Wohnhaus für einen Assistenten gebaut.

1924 kamen zusätzliche Pflichten auf die Leuchtfeuerstation hinzu, denn von nun an diente Langøytangen als Ausgucksposten für das Zollwesen. Die Besatzung der Station bestand nun aus drei Mann, von denen einer wiederum nur für sechs Monate angestellt wurde. Jedoch konnten jetzt die Aufgaben ohne größere Schwierigkeiten bewältigt werden.
1939 wurde ein neues Leuchtfeuergebäude für das mittlerweile 100 Jahre alte Haus gebaut. Nun erhielt die Station einen Leuchtfeuerturm und das Feuer wurde durch elektrischen Strom aus dem Landnetz versorgt.

1950 wurde eine Meldestation für das Lotswesen von Langesund eingerichtet. Dieser Dienst wurde durch die Aufnahme des UKW-Sprechfunkverkehrs und Bau einer Radaranlage verbessert. Somit konnte man direkt mit dem Langesund anlaufenden Schiff Kontakt aufnehmen. Später wurde dieser Dienst zur Verkehrszentrale nach Brevik verlagert.

In den 70er-Jahren wurde die bisherige „Familienstation“ in eine „Törnstation“ umgewandelt. Das Wohnhaus erhielt nun ein eingerichtetes Wohnzimmer sowie einen Gemeinschaftsraum. 1990 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Die Station gehört zwar immer noch dem Staat, aber es wurde mit der Vereinigung Langesund Kystlaget eine langjährige Vereinbarung getroffen, zufolge derer die Kystlaget für die Erhaltung und den Betrieb der Station aufkommt. Heute werden hier Übernachtungen sowie Konzerte und andere Veranstaltungen angeboten.

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Eine Wetterfront zieht über der Station vorbei

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 128
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 88 f.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 21. Okt 2018, 16:36

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 9

Jomfruland – Kragerø - Telemark


Jomfruland Leuchtfeuerstation liegt auf der gleichnamigen Insel vor Kragerø. Die Insel entstand aus einer Moräne, die durch das Gebiet verläuft (https://de.wikipedia.org/wiki/Jomfruland)

Wie schon beim Leuchtfeuer Langøytangen, befasste sich die Leuchtfeuerkommission im selben Jahr mit der Begutachtung der Errichtung eines Leuchtturmes auf der Insel Jomfruland, um den Schiffen einen sicheren Zugang zum Hafen von Kragerø zu ermöglichen. 1835 wurden die Pläne konkret und es wurde ein Grundstück auf der höchsten Stelle der Insel ausgewählt, das 20 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Ferner wurde bestimmt, dass das Feuer eine Linse 2. Ordnung sowie ein Blinkfeuer mit einer sich drehenden Linse erhalten sollte, das einen Blink alle 30 Sekunden aussenden sollte, um eine Verwechslung mit dem Leuchtfeuer Oksøy sowie mit Marstrand Leuchtfeuer zu vermeiden.

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Der alte Turm (l.) und der neue Turm (r.)

Die Arbeiten zogen sich bis 1837 hin. Ein Jahr später waren bereits 70 Mann auf der Baustelle beschäftigt. Der Turm wurde aus 250.000 Ziegelsteinen gebaut, die mit weißem Kalkputz angestrichen waren. Für den Sockel musste behauener Granitstein vom Festland beschafft werden, da die Feldsteine auf Jomfruland nicht zu gebrauchen waren.
Das Wohnhaus für den Leuchtfeuerwärter hatte drei Zimmer, ein Dienstmädchenzimmer, Küche sowie ein Zimmer im Obergeschoss. Das Wirtschaftsgebäude hatte einen Lagerraum für Holz, einen Stall sowie einen Keller.
Das Lampenhaus wurde vom Nes Jernverk hergestellt. Die Linse kam aus Frankreich, das seinerzeit führend in der Fabrikation der Fresnel-Linsen war (https://de.wikipedia.org/wiki/Fresnel-Linse) und wurde von einem französischen Ingenieur montiert. Am 1. Oktober 1939 nahm das Leuchtfeuer seinen Betrieb auf.

Der Leuchtfeuerwärter von Jomfruland hatte auch die Verantwortung für das Leuchtfeuer Langøytangen und musste im Sommer einmal im Monat nach Langesund fahren, im Winter jeden zweiten Monat. Unterstützt wurde der Leuchtfeuerwärter durch zwei „schmiede-erfahrene Feuerkerle“.

1852 baute man eine Brücke für das Anlegen der Boote sowie ein Bootshaus mit Slip. Die Assistenten hatten zunächst private Unterkünfte, bis 1857 auch für diese ein Wohnhaus gebaut wurde.

1874 erhielt Jomfruland als erste Station ein luftdruckbetriebenes Nebelhorn. Betrieben wurde es von zwei „Ericson Warmluftmaschinen“ und zwei Kompressoren. Das Horn als auch die Maschinen wurden in den USA eingekauft.

1881 wurde die Verpflichtung für Langøytangen aufgehoben, so dass auch ein Assistent eingespart werden konnte.
1897, nach 23 Jahren im Betrieb, war das Nebelhorn derart abgenutzt, so dass ein neues, motorgetriebenes Nebelhorn angeschafft wurde. Allerdings verschluckten die umstehenden Bäume einen Teil der Lautstärke. Daher wurde das neue Nebelhorn auf einem Turm installiert.

1909 wurde ein weiteres Wohnhaus für den Assistenten errichtet.

Um 1900 wurde der Kalkputz durch Zementmörtel und mit einem zementartigen Mineralanstrich versehen. Durch Frosteinwirkung platzte dieser ab und zog zugleich die Ziegelsteine in Mitleidenschaft. Bei einer Besichtigung des alten Turms wurden erhebliche Schäden festgestellt, so dass ein neuer Turm notwendig wurde.

1936/1937 wurden die notwendigen Mittel für einen neuen Turm und ein neues Nebelhorn bereitgestellt. Die Arbeiten zum Bau des neuen gusseisernen Turms wurden 1938 fertiggestellt. Jedoch war der alte Linsenapparat noch derart in Ordnung, so dass er auf dem neuen Turm installiert wurde. Die Maschinen und der Luftdrucktank fanden ihren Platz im neuen Turm. Der alte, gemauerte Turm wurde unter Denkmalschutz gestellt.

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Der neue, gusseiserne Turm

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Der 31 m hohe Turm

1971 erhielt die Station einen Nebeldetektor. Dieser war mit dem Nebelhorn gekoppelt und konnte somit das Nebelhorn auslösen. Nach ein paar Jahren Erprobung hob man die Pflicht zur Nachtwache auf. Heute werden täglich drei meteorologische Messungen von der Station übermittelt.

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Das alte Nebelhorn

Die Leuchtturmumgebung ist zur Erhaltung als öffentliches Zweck-/Spezialgebiet nach dem Plan- und Baugesetz vorgeschlagen worden. - Die Station Jomfruland ist mit den beiden Leuchttürmen nebeneinander und ihrer Lage in der flachen Moränenlandschaft eine besondere Anlage. Die Türme repräsentieren die Ingenieurkunst früherer Perioden und zeigen die Entwicklungen in der Leuchtturmarchitektur. Die Anlage ist weiterhin ein Beispiel für eine nahe Verbindung zu anderen Ortschaften und hat einen umweltgestaltenden Wert in diesem Gebiet.

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Jomfruland Leuchtfeuer von Westen aus gesehen

Quelle: Quelle:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 111
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 91 f.
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 56; Brit. Admiralty List of Lights NP 75, ed 2002/2003, S. 95
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 22. Okt 2018, 13:48

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 10

Strømtangen und Stavseng – Kragerø - Telemark


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Strømtangen Leuchtfeuer

Das Leuchtfeuer Strømtangen bei Kragerø (nicht zu verwechseln mit dem Leuchtfeuer Strømtangen bei Fredrikstad) ist eines von drei Leuchtfeuern die der Durchfahrt durch den Kragerøyfjord und der Einfahrt nach Kragerø dienen. Die beiden anderen Leuchtfeuer sind Jomfruland und Stavseng, das an der Westseite der Insel Skatøy liegt. Stavseng und Strømtangen bilden eine Richtfeuerlinie durch das Stanggapet.

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Stavseng Leuchtfeuer vom Leuchtfeuer Strømtangen gesehen

Die erste Initiative für den Bau von zwei Leuchtfeuern in der Ansteuerung von Kragerø kam 1866 von der örtlichen Seemannsvereinigung. Der Direktor für das Leuchtfeuerwesen maß diesem Vorschlag keine Bedeutung bei, so dass es bis 1873 dauerte, als Haushaltsmittel für den Bau dieser Leuchtfeuer bewilligt wurden. Beide Leuchtfeuer wurden schließlich am 22. Oktober 1874 angezündet.

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Strømtangen vom Wasser aus gesehen. Rechts ist die „do“, das Toilettenhäuschen zu erkennen und dass die Entsorgung direkt in den Fjord erfolgte

Schon nach kurzer Zeit waren die Seeleute mit den Leuchtfeuern unzufrieden, denn Stavseng Leuchtfeuer empfanden sie als zu niedrig und zu schwach, um korrekt wahrgenommen zu werden. So wurde der Turm von Stavseng1907 um 3 Meter erhöht und hat heute das Aussehen eines Kirchturms. Zusätzlich wurde dem Leuchtfeuer eine sog. „holofotlinse“ eingesetzt, eine Sammellinse, die den Lichtstrahl bündelt und damit verstärkt.

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Stavseng Leuchtfeuer mit dem „Kirchturm“

Der erste Leuchtfeuerwärter auf Strømtangen war O.F. Jahnsen, der im Alter von 36 Jahren mit seiner Frau Birgitte den Dienst begann. Erst mit 80 Jahren, nach 44 Jahren Dienst, trat er in den Ruhestand. Ihm folgte 1819 Ole Olausen und Just Henriksen. Der letzte Leuchtfeuerwärter trat seinen Dienst 1942 an und ging 1962 mit der Automatisierung des Leuchtfeuers Strømtangen in den Ruhestand.

Beide Leuchtfeuer stehen heute unter Denkmalschutz. Es heißt im Denkmalschutzplan: „Die Schutzwürdigkeit des Leuchtturms ist vor allem an den seltenen Charakter und den funktionellen Zusammenhang mit Strømtangen geknüpft.“
Am Leuchtfeuer Strømtangen kann man sehr gut sehen, dass das Leuchtfeuerhaus seitlich am Haus selbst angebracht ist. So konnte der Leuchtfeuerwärter von seinem Bett aus sehen, ob das Feuer noch brannte. Diese Bauart ist bei vielen norwegischen Leuchtfeuern zu finden.

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Strømtangen vom Wasser aus gesehen mit dem seitlich angebrachten Feuerhaus

Stavseng auf der Insel Skatøy ist nicht so gut zugänglich wie Strømtangen. Vom Parkplatz führt ein Weg über die blankgescheuerten Klippen entlang eines soliden schmiedeeisernen Geländers zur Station, von der heute noch vier Gebäude stehen: Das Hauptgebäude mit dem Leuchtfeuer, das Bootshaus mit der Ablaufbahn für das Boot, ein Werkstatthaus und ein altes Waschhaus.

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Stavseng, das Bootshaus

Für die Erhaltung der Station Strømtangen sorgt heute der Kragerø Taucherklub.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 199, 204,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 94 f.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 57 f.,
http://www.visitkragero.no/ting-gj-re/s ... yr-p582323
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 22. Okt 2018, 16:04

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 11

Stangholmen – Risør – Aust-Agder

Die erste Bitte für die Errichtung eines Leuchtfeuers auf der kleinen Schäre Stangholmen vor Risør erfolgte um 1850 von einigen Kapitänen aus Risør. Die Bitte wurde direkt an das Parlament gerichtet, das das Ersuchen an die zuständige Leuchtfeuerverwaltung leitete. Der Leuchtfeuerdirektor unterstützte diese Bitte mit Schreiben vom 16. April 1850 und bemerkte, dass es besonders wichtig sei für die Sicherheit der Ansteuerung von Risør, ein Leuchtfeuer zu errichten. Bisher war die einzige Navigationshilfe der „Weiße Flecken von Risør“, ein Felsstück, dass jedes Jahr weiß übermalt wurde.

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Der „Weiße Flecken“ von Risør

1854 wurden vom Parlament 3.400 Speziestaler bewilligt und 1855 wurde ein kleines unbemanntes Licht auf Stangholmen angezündet. 1859 wurden weitere Mittel bewilligt, um ein kleines Leuchtfeuerwärterhaus mit seitlich angebrachter Laterne zu bauen. Dieses Licht brannte ab dem 27. September 1859. Es war ein festes rotes Licht. 1897 wurde das Licht von rot auf weiß geändert. Auch wurde nun ein Lamellenapparat installiert, der mit einem Uhrwerk verbunden war und so in festen Abständen eine Kennung möglich war. Das Uhrwerk musste alle sechs Stunden aufgezogen werden.

Bereits 1959, früher als andere Stationen, wurde in Verbindung mit der Pensionierung des Leuchtfeuerwärters eine Betonsäule errichtet, auf der das neue Leuchtfeuer installiert war. Das alte Feuer wurde gelöscht.

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Stangholmen Leuchtfeuer: Links die Betonsäule mit dem Leuchtfeuer, rechts daneben das alte Leuchtfeuergebäude und ganz rechts das rot angestrichene Bootshaus

Bis 1890 waren alle Gebäude ockergelb angestrichen. Das Haupthaus erhielt nunmehr einen weißen Anstrich, später wurde ein 1 Meter breiter, senkrechter roter Streifen zwischen den Fenstern aufgetragen.

Der merkwürdige „Bunker“ neben dem Haupthaus hat nichts mit Kriegsbauten zu tun. Es ist vielmehr ein in den 20er-Jahren gebautes Haus, indem die Leuchtfeuerwärterfamilie versucht hatte, einen Keller zu bauen, in dem die Vorräte gelagert wurden. Es diente auch als Geräteschuppen, Hühner- und Schweinestall.

Seit 1859 lebten hier auf Strømtangen acht Leuchtfeuerwärterfamilien mit mehr oder weniger längerem Aufenthalt. Einer der Leuchtfeuerwärter, Theodor Neumann und seine Familie, wohnten von 1929 bis zur Stilllegung 1959 auf Stangholmen.

Das Leuchtfeuergebäude wurde der Gemeinde Risør übertragen. Heute befindet sich in dem ehemaligen Leuchtfeuerwärterhaus ein begehrtes Restaurant, das im Sommer geöffnet hat. Um nicht vergeblich überzusetzen, empfiehlt sich eine Reservierung. Die Schäre, die im Sommer von Tausenden Menschen besucht wird, kann mit einem Taxiboot von Risør erreicht werden.

Im Sommer 2008 erhielt die Betriebsgesellschaft für Stangholmen einen Zuschuss von 2,5 Millionen Kronen, um eine Bühnenanlage auf Stangholmen für das Kammermusikfestival im Sommer 2008 zu bauen.

Neben dem Kammermusikfestival findet jedes Jahr ein großes „Trebåtfestival“ statt, eine der größten Ansammlungen von Holzbooten und Holzschiffen in Europa statt

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 199, 204,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 94 f.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 57 f.,
https://no.wikipedia.org/wiki/Stangholmen_fyr
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 23. Okt 2018, 14:59

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 12

Lyngør – Tvedestrand – Aust-Agder


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Lyngør Leuchtfeuerstation auf Lyngøya, gesehen vom Taxiboot

1875 wurde der erste Anspruch erhoben, auf Kjeholmen ein Leuchtfeuer zu bauen. Der Leuchtfeuerdirektor war jedoch der Meinung, dass zunächst Küstenabschnitte im Vestland und an der Nordlandküste Vorrang hätten. Demnach blieb ein Küstenabschnitt von über 50 Seemeilen in diesem Bereich im Dunkeln. Der zweite Versuch der lokalen Reeder und Kapitäne, um ein Leuchtfeuer zu erhalten, war erfolgreicher. Und offensichtlich hatte man auch gute Verbindungen zum Parlament und der Antrag wurde 1877 bewilligt, nachdem mehrere einflussreiche und reiche Reeder aus Südnorwegen, an dessen Spitze A. E. Olsen stand, wohl Druck ausgeübt hatten.

Bereits 1879 stand das Leuchtfeuer Lyngør, das erste in Norwegen aus Beton gebaute, und wurde am 1. September 1879 angezündet. Dieser Tag wurde von der gesamten Bevölkerung auf den bewohnten Inseln von Lyngør gefeiert, indem in jedem Fenster der Häuser eine Kerze stand. Und später wurde an jedem Geburtstag des „Hauptmotors“ A. E. Olsen eine Kerze in das Fenster gestellt, so glücklich war man nun über das neue Leuchtfeuer.

Das Feuerhaus für den Betonbau wurde von Aker verksted hergestellt und wurde auf dem Giebel des Baus angebracht. Bis 1924 bestand die Kennung aus einem roten Blink, danach wurde es auf ein weißes Feuer mit größerer Lichtstärke, einem Linsenapparat 3. Ordnung, umgestellt.

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Lyngør Leuchtfeuerstation, gesehen vom Taxiboot

1946 erhielt die Station ein Diafon als Nebelhorn, was einen Umbau der Station erforderte, denn es wurde Platz für Generatoren und einen Kompressor benötigt. Etwa 100 Meter vom Leuchtfeuergebäude entfernt wurden Unterkünfte für zwei Leuchtfeuerassistenten gebaut.

Die gesamte Station bestand nun aus dem Hauptgebäude mit dem Leuchtfeuer, einem Maschinenhaus, einem neuen und einem alten Öllager, Wohngebäude, Werkstatt, Schmiede und einem Landungssteg mit Bootshaus.

1973 wurde die Familienstation in eine Törnstation umgewandelt, d.h. es waren nur noch der hauptamtliche Leuchtfeuerwärter und seine Assistenten für einen bestimmten Zeitraum auf der Station, bis sie abgelöst wurden.

Bereits 1997 wurde die Station Lyngør, die übrigens zum gleichen Zeitpunkt wie die von Homborsund in Betrieb ging, unter Denkmalschutz gestellt, noch bevor sie 2004 automatisiert und die Besatzung abgezogen wurde.

Der Denkmalschutz wurde der Leuchtfeuerstation zuerkannt, weil die gesamte Anlage ein gutes Beispiel für eine große Station mit einem schützenswerten Bauwerk für frühe Betonbauten darstellt. Zudem liegt die Station in der Nähe der 1991 mit der Europa Nostra Medaille ausgezeichneten Bebauung auf den Inseln.

2011 wurde das Hauptgebäude, das Wachthaus, in eine Touristenhütte umgewandelt und es ist jetzt möglich ganzjährig dort zu übernachten.

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Lyngør Leuchtfeuerstation gesehen vom Festland von Gjeving

Lyngør Leuchtfeuerstation übermittelt, wie viele Stationen auch, Wetterdaten an das norwegische Meteorologische Institut, einige bereits seit 1860. 1890 schrieb der damalige Direktor des Leuchtfeuerwesens, Didrik H. Rye, dass es keinen Hinderungsgrund gebe, warum die Leuchtfeuerwärter nicht generell Wetterdaten gegen ein geringes zusätzliches Salär aufnehmen sollten und diese an den Wetterdienst zu übermitteln. Diese dann getroffene Vereinbarung zwischen dem Leuchtfeuerdirektorat und dem meteorologischen Institut besteht heute noch und so ist es nicht verwunderlich, dass in den Wetterberichten die Stationsmeldungen der Leuchtfeuerstationen auftauchen, die heute allerdings automatisch übermittelt werden.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 199, 204,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 42 f.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 94 f.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 57 f.,

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Ytre Møkalasset – Arendal – Aust-Agder

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Ytre Møkalasset, ein Leuchtfeuer mit einem ungewöhnlichen Namen, auch als Tvedestrand Leuchtfeuer bekannt, liegt auf der gleichnamigen Schere vor der Insel Flosterøya nahe der Ortschaft Kilsund.

Wie auch bei anderen Leuchtfeuerprojekten, wurde die erste Initiative zum Bau eines Leuchtturms negativ beschieden. Der von der Tverdalsøens Seemannsvereinigung eingereichte Vorschlag wurde vom Leuchtfeuerdirektorat zunächst nur als Verfolgung lokaler Interessen angesehen. Bei näherer Betrachtung ergab sich jedoch, dass ein Leuchtfeuer hier, nördlich des Fahrwassers Bondedypet mit der weiteren Zufahrt durch den Tromøysund nach der bedeutenden Schifffahrtsstadt Arendal, von Bedeutung für eine sichere Navigation sein könnte.

1885 wurde ein Kostenvoranschlag ausgearbeitet und ein Plan für den Bau eines 15 Meter hohen Gusseisenturms auf einem 3 Meter hohen Sockel. Die Bewilligung erfolgte für das Budget 1887/1888.

Der Turm wurde von der Marinens mek. Verksteder, Carljohans Verft, in Horten gebaut. Es war der erste Gusseisenturm in Aust-Agder. Das Feuer war zunächst ein mit Paraffin betriebener Ölbrenner und die Linse war eine kleine Linse 6. Ordnung, mit einem Durchmesser von 30 cm. Später wurde das Feuer verstärkt mit einem Linsenapparat 5. Ordnung, d.h. die Linse hatte jetzt einen Durchmesser von 37,5 cm.

Es war von vorneherein klar, dass es sich hier nicht um einen sog. Familienturm handeln konnte wegen der beengten Platzverhältnisse. So wurde entschieden, dass die Leuchtfeuerwärter Ihren Dienst hier in Schichten verrichten sollten.
Im Turm wurde eine kleine Küche sowie zwei Unterkunftsräume, in jeder Etage einer eingebaut. Der Steinsockel enthielt einen kleinen Kellerraum samt Ölbehälter und Wasservorrat.

Alles Material sowie Öl für die Befeuerung und Trinkwasser musste mühsam vom Festland mit dem Ruderboot oder einem Segelboot herübergebracht werden. Das Trinkwasser musste zudem aus dem an Land befindlichen Brunnen geschöpft werden.

Eine Familienunterkunft sowie ein Bootshaus wurden in Brårvik, etwa 1,5 km vom Leuchtfeuer errichtet.

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Ytre Møkalasset, gesehen von Brårvik

1923 erhielt der Turm einen weißen Ring, so dass der Turm besser zu erkennen war. 1933 wurde ein Wachraum auf der Turmgalerie errichtet. In den 30er-Jahren wurde eine große Betonplatte vor den Eingang gelegt, auf der ein kleiner Kran installiert wurde, um die Öl- und Trinkwasserfässer sowie die Vorräte leichter auf den Turm zu bekommen.
Während des Winters war es oft schwierig, zum Turm oder an Land zu kommen und so gestaltete sich der Aufenthalt auf dem Leuchtturm manches Mal unverhältnismäßig lange.

Das Leuchtfeuer wurde 1945 bei einem alliierten Fliegerangriff beschädigt. 1946 war der Schaden behoben, das Leuchtfeuer wurde automatisiert und die Besatzung von der Station abgezogen. Das Leuchtfeuer wurde ab 1946 mit einem Azetylengasbrenner und einem Dalénglühstrumpf betrieben, so dass ein ständiger Aufenthalt eines Wärters überflüssig wurde.

Die Unterkünfte in Brårvik wurden an einen Privatmann verkauft.

Im August 1986 wurde das Leuchtfeuer Ytre Møkalasset gelöscht. Das zuständige Kystverk war der Auffassung, dass das Feuer nicht mehr benötigt würde, da das an Land gelegene Kilsund Leuchtfeuer verstärkt wurde.

Nicht lange nach der Stilllegung wurde auf dem Turm eingebrochen, der Linsenapparat gestohlen und an der Landungsstelle am Turm ins Meer geworfen. Ein Prismenglas konnte gerettet werden.

1988 wurde noch einmal in aufwendiger Arbeit der Turm sandgestrahlt und neu gestrichen. Er wird heute vom Kystverket unterhalten und dient als Landmarke.

Die noch vorhandene Einrichtung, innen und außen einschließlich der Umgebung stehen unter Denkmalschutz.

Doch woher kommt der Name? Nach den Ausführungen von Knut Baar Kristoffersen in „Fyrene - kystens katedraler“ bezieht sich der Name auf ein Ereignis, das mehrere hundert Jahre zurück liegt. „Møkalasset“ bedeutet Möwenkot und war für die Landwirtschaft ein hervorragender Dünger. An einem Wintertag lud ein Bauer von der Insel Tromøya eine Ladung von Möwenkot auf den Pferdeschlitten, um diesen über das Eis auf die Insel zu bringen. Als er auf halbem Wege war, hörte er verdächtiges Knacken vom Eis. Auch die Pferde wurden vom Knacken des Eises verschreckt und gingen durch. Die Geschichte endete tragisch, denn der Bauer und seine Pferde brachen durch das Eis und ertranken, während der Schlitten auf die Schäre driftete, die den Namen Møkalasset erhielt.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 199, 244,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 48 f.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 102,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 61,
Sjømerkene – Veivisere og kulturminner, Kulturhistorisk oversikt over sjømerkene i Aust-Agder, Hans Roald Hanssen, Vest-Agder fylkeskommune, Arendal, 2000, S. 59
Webseite der Møkalasset Venner: http://mokkalasset.no/?page_id=13
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Karsten » Mi, 24. Okt 2018, 11:07

Vielen Dank, lieber Ronald, für die Mühen, die du dir mit diesem Projekt machst. Ich bin wirklich beeindruckt.

Bislang zählte ich mich nicht zu den übermäßig großen Fans von Leuchtfeuern. Klar, man sieht sie an der Küste überall, sie sind eben da und kaum zu übersehen.
Mit deiner Serie hat sich das aber ein bisschen geändert. Sie gehören nun einmal zur Küste Norwegens wie das Pinnekjøtt zu Weihnachten. Mittlerweile schaue ich sogar schon auf Karten nach, wenn mir ein noch unbekanntes Feuer begegnet ist. Das Interesse ist geweckt. :wink:

Ich freue mich auf weitere Episoden. :)

Viele Grüße,
Karsten
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mi, 24. Okt 2018, 11:14

Hallo Karsten,
herzlichen Dank für Deine netten Worte! Ich habe mich sehr gefreut und bin jetzt noch mehr gestärkt in der Fortführung. Ich arbeite derzeit an dem "Dreiergespann" Store und Lille Torungen sowie Sandvigodden. Und dann geht's weiter runter um die Südspitze und hinauf nach Norden.
Auch ich entdecke mit dem Studium und der Auswertung meiner Literatur immer wieder neue Fakten und Episoden.
Und einen Nebenzweck hat das Ganz auch noch: Ich werde immer mehr mit der norwegischen Sprache vertraut.
Noch einmal, vielen Dank.
Herzliche Grüße
Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 25. Okt 2018, 14:15

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 13

Store Torungen und Lille Torungen – Arendal – Vest-Agder

Um 1830 stand zwischen Jomfruland und Oksøy vor Kristiansand auf einer Küstenlinie von 65 Seemeilen, das sind über 120 Kilometer, kein einziges Leuchtfeuer und so war es nicht verwunderlich, dass immer wieder Schiffe strandeten. Es war erst im Jahr 1838, dass der Leuchtfeuerinspektor Schive vorschlug, ein Komitee zu gründen, das geeignete Küstenstellen für die Errichtung von Leuchtfeuern untersuchen sollte. Das 15 Mann starke Komitee schlug vorzugsweise die Umgebung von Arendal vor, denn von und nach Arendal herrschte zu dieser Zeit starker Schiffsverkehr. Bereits im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts war Arendal eine der führenden Hafenstädte in Norwegen. Als idealen Standort für ein Leuchtfeuer wurden die Schären Torungen vorgeschlagen. 1840 schlug das Komitee vor, zwei Leuchtfeuer zu bauen, eins auf Indre Torungen und eins auf Ytre Torungen, später bekannt als Lille Torungen und Store Torungen. Dieser Vorschlag wurde von der Leuchtfeuerdirektion akzeptiert und das Parlament bewilligte die nötigen Mittel für die Haushalte von 1842 bis 1845. Beide Schären wurden 1843 vom Staat gekauft, denn diese gehörten der Gemeinde Hisøy.

Zunächst war beabsichtigt, die Steine für den Bau von den umliegenden Inseln zu nehmen. Diese erwiesen sich jedoch von minderer Qualität, so dass 750.000 Ziegelsteine gekauft und zu den Schären gebracht werden mussten.

Im ersten Jahr des Baus der Türme waren 95 Arbeiter beschäftigt. Für diese wurde eine „Marketenderei“ geschaffen, welche die Arbeiter mit allen Lebensmitteln und anderen Verbrauchsmaterialien versorgte (Marketender: https://de.wikipedia.org/wiki/Marketender). Zugleich war es normal, dass Bier und Spirituosen verkauft wurden. Den Arbeitern war gestattet, Alkohol außerhalb der Arbeitszeit zu trinken – und wenn die Wetterbedingungen schlecht waren oder die Arbeit besonders hart, durfte auch während der Arbeitszeit Alkohol getrunken werden. Allerdings sahen die Verträge mit den Arbeitern vor, dass diese während der Arbeit nicht betrunken sein dürfen. Dieser Alkoholverkauf wurde von den Bewohnern des Festlandes genutzt, die auf die Inseln kamen, denn für sie bestanden keine Beschränkungen im Alkoholkonsum. Allerdings soll die „Fraternisierung“ der Bewohner des Festlandes mit den Arbeitern zu Exzessen geführt haben, die den Bau der Leuchttürme erheblich verzögerten. So war dann in den Folgejahren der Besuch von Festländern draußen auf den Schären verboten.

Für die Türme wurden zwei Leuchtfeuerapparate 2. Ordnung in Frankreich gekauft, die Leuchtfeuerhäuser wurden von Nes Jernverk, etwa 25 Kilometer von Arendal entfernt, vorbereitet. Beide Leuchtfeuer wurden zusammen mit Sandvikodden Leuchtfeuer (siehe unten) am 1. September 1844 angezündet.

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Lille Torungen alt

Interessant ist, dass der als Store (großer) Torungen Leuchtturm 26 Meter hoch war, während der als Lille (kleiner) Torungen Leuchtturm eine Höhe von knapp 29 Metern hatte. Aufgrund der unterschiedlichen Höhen der Schären war die Feuerhöhe beider Leuchtfeuer aber etwa 43 m über dem Meeresspiegel.

Die Unterkunftsgebäude waren etwas größer als die der anderen Stationen. Der Grund lag darin, dass die Assistenten in einem kleinen Zimmer mit im Haus des Leuchtfeuerwärters wohnten. Und der Grund, dass sie hier untergebracht waren und nicht in einem separaten Haus war, dass die Assistenten sich nicht verheiraten durften oder, wenn sie dennoch verheiratet waren, die Familie eben an Land leben musste.

Für beide Stationen wurden ein Werkstatthaus und eine Schmiede gebaut, ein Bootshaus kam erst später hinzu. Die Schmiede war aber für einen anderen Assistenten eine „höchst erbärmliche“ Unterkunft und erst 1870 wurde ein Haus für den Assistenten gebaut.

In den 1890er Jahren stellte sich heraus, dass die Feuerhäuser auf den Türmen nach 50 Jahren Gebrauch so stark angerostet waren, dass sie ausgetauscht werden mussten.

1897 erhielt Store Torungen eine kräftige Sirene als Nebelsignal, für das ein eigenes Maschinenhaus gebaut wurde. Auch hier war nun ein weiterer Assistent nötig, für den ebenfalls eine Unterkunft gebaut wurde. Store Torungen war eine recht große Station geworden mit zahlreichen Gebäuden. Neben dem Leuchtturm das Haus des Leuchtfeuerwärters, zwei Häuser für die Assistenten, zwei Werkstattgebäude bzw. Schuppen, ein Maschinenhaus, eine Schmiede, ein Öllagerhaus und ein Bootshaus, insgesamt zehn Gebäude.

Die Hafenvorrichtungen auf Torungen waren recht schwierig, denn sie benötigten laufende Reparaturen und wenn die Winterstürme einsetzten, wurden die Kais, die Molen und die Vertäuungen oft zerstört. Auch zeitweiliger Eisgang machte den Einrichtungen zu schaffen. Im Winter 1942 z.B. war das gesamte Seegebiet zwischen Arendal und Torungen mit einer so dicken Eisschicht bedeckt, so dass Lastwagen über das Eis nach Store Torungen fahren konnten (Torungens Historie, S. 47).

1912 beschloss man, beide Türme einer eingehenden Inspektion zu unterziehen, da auch das Mauerwerk in den vergangenen 70 Jahren stark gelitten hatte. Zudem kam man zu der Auffassung, dass die Schifffahrt keine zwei großen Küstenfeuer in einem Abstand von weniger als 1.000 Metern mehr benötigte. Lille Torungen erhielt ein kleines Leuchtfeuer, wie die an der Küste zahlreich vorhandenen „fyrlykte“. Die Häuser wurden in einer Auktion verkauft und entfernt. Den Turm hingegen ließ man stehen, augenscheinlich aus „Pietätsgründen“ (Norges fyr, Bind 1, S. 107).

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Lille Torungen fyrlykt

Der gemauerte Turm auf Store Torungen wurde abgerissen und durch einen 34 Meter hohen Gusseisenturm ersetzt. Dieses Leuchtfeuer ging 1914 in Betrieb.

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Store Torungen Gusseisenturm

1951 wurde das Leuchtfeuer durch die Installation von Dieselaggregaten zur Stromversorgung wesentlich verstärkt. Da die Station nun auch ein neues Diafon Nebelsignal erhielt, wurde der Bau eines neuen Maschinenhauses nötig.

1959 baten die Leuchtfeuerbesatzungen die Verwaltung, die Familienstation in eine Törnstation mit regelmäßigen Wachen umzuwandeln, denn auf der Familienstation befanden sich auch viele Kinder, für die es schwierig war, an Land zu kommen. In der Folge bedeutete dies, dass sich die Leuchtfeuerbesatzungen Wohnhäuser an Land beschaffen mussten, während die Verwaltung auf der Station nun Aufenthalts- und Wachräume schuf.

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Station Store Torungen heute

In den 1970er-Jahren ging man dann endgültig auf feste Wachen über, indem stets zwei Mann auf Wache waren und zwei Mann frei hatten. Da die Besatzungen nun länger an Land waren und die Station nun weniger Leute hatte, wurden die überflüssigen Wohnhäuser entfernt.

Es kam nicht häufig vor, dass sich Unfälle auf den Stationen ereigneten, 1896 aber ereignete sich ein solch tragischer Unfall, bei dem der Leuchtfeuerwärter auf der Fahrt nach Arendal kenterte und ertrank.

Dank umfangreicher Aufzeichnungen konnte ich dem Buch Torungens Historie entnehmen, dass 1865 auf Store Torungen acht Personen im Haus des Leuchtfeuerwärters wohnten, neben dem Wärter dessen Ehefrau, die Schwägerin, die Tante der Ehefrau und vier Bedienstete sowie der Feuerassistent und dessen Dienstmädchen.

Auf Lille Torungen waren es neun Personen im Haushalt des Wärters, darunter fünf Kinder und zwei Bedienstete, im Haus des Assistenten ebenfalls neben dem Ehepaar fünf Kinder.

In den 1930er Jahren wurde auf Store Torungen eine „guvernante“ für die Kinder des Leuchtfeuerwärters beschäftigt, die auch den Unterricht der Kinder wahrnahm.

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Lille Torungen alt (l.) und neu (r.)

Ungeachtet dessen, dass nun zwei Leuchtfeuer die Einfahrt nach Torungen wiesen, kam es dennoch zu Strandungen und Totalverlusten: Im Jahr 1888 war es der Dampfer „KONG OLAF“ und am 9. März 1905 der Dampfer „TORDENSKJOLDS“.

Auch auf Torungen erfolgten aufgrund der Vereinbarung der Leuchtfeuerverwaltung mit dem norwegischen Meteorologischen Institut Wetteraufzeichnungen, die heute automatisch erfasst und übermittelt werden.

Store Torungen wurde 2004 automatisiert und der letzte Leuchtfeuerwärter Per Solli verließ die Station am 1. Juli 2004.
Die Gebäude auf Store Torungen stehen heute für Übernachtungen und Vermietungen zur Verfügung.

Lille Torungen jedoch hat sich zu einem „Festival-Turm“ gewandelt, dank der Anstrengungen der Vereinigung Torungens Venner, Torungens Freunde, die sich seit 1982 um Lille Torungen kümmern. Hier finden jedes Jahr Konzerte statt, zu denen Hunderte Besucher mit dem Boot kommen. Der Turm wird auch als Galerie benutzt. In Zusammenarbeit mit der Provinzverwaltung wird die Umgebung gepflegt und eine Dokumentation über die Küstenkultur dieser Provinz erstellt. Die Unterkünfte im Turm von Lille Torungen stehen ebenfalls für Übernachtungen zur Verfügung. Dank Torungens Venner wird der Turm auch regelmäßig gepflegt; die Pflege des Store Torungen obliegt immer noch dem Kystverk.

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Lille Torungen neu (l.), SS SØRLANDET (m.), Lille Torungen alt (r.)

Letztlich sei noch angemerkt, dass beide Türme unter Denkmalschutz stehen, u.a. wegen der Einmaligkeit der zwei Türme nebeneinander und der intakten Anlage von Store Torungen.

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Sandvikodden – Arendal – Aust-Agder

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Sandvikodden von Süden gesehen

Bereits in den 1830er-Jahren arbeitete eine Gruppe von Reedern aus Arendal auf bessere Einfahrtsverhältnisse in den Galtesund nach Arendal hin. Am 26. Oktober 1839 stand ein Artikel von Chr. Stephansen im „Magazin for Søevæsen“, der auf Bestrebungen der Reeder hinwies, ein Leitfeuer für die Ansteuerung von Arendal zu bekommen. Zu diesem Zweck wurde vom 1. Januar 1840 bis 1844 ein Betrag von 900 Speziestalern, gesammelt aus einer Abgabe von 1,5 Schilling pro Kommerzlast der Tragfähigkeit des jeweiligen Schiffes der Arendaler Reeder.

Anmerkung: Die Kommerzlast war nicht nur in Norwegen ein übliches Maß für die Tragfähigkeit des Schiffes, sondern auch in anderen skandinavischen Ländern sowie in Bremen und Hamburg. In Norwegen maß die Kommerzlast bei größeren Schiffen über 200 Tonnen 2,08 metrische Tonnen, darunter 2,30 metrische Tonnen.

Da die Bewilligung für die Torungen Leuchtfeuer seitens der Leuchtfeuerdirektion bereits gegeben war, schlugen die Reeder vor, dieses eingesammelte Geld nun für ein Ansteuerungsfeuer zu verwenden. Am 21. Mai 1844 erschien in der Zeitung „Den vestlandske Tidende“ die Information, dass der Feuerdirektor Arntzen bekannt machte, dass mit Genehmigung des Königs unter Berücksichtigung der von den Reedern Arendals bereitgestellten Mittel auf Sandvikodden bei Arendal ein Leuchtfeuer nach den Zeichnungen des Feuerdirektors errichtet werden soll. Die Unterhaltung des Leuchtfeuers sollte aus den für Torungen und anderen Leuchtfeuern bereit gestellten Mitteln erfolgen.

Im Buch „Torungens Historie“ ist auf S. 132 eine genaue Aufstellung der bereitgestellten Mittel und der Aufwendungen für den Bau des Leuchtfeuers aufgeführt. Die von den Reedern bereit gestellten 900 Speziestaler (abgekürzt: Spd) waren das Startkapital. Hinzu kamen Einsparungen bei Utsira Leuchtfeuer 42 Spd, Torungen 220 Spd, direkter Zuschuss des Staates 300 Spd und weitere Beträge, insgesamt 1.471 Spd.

Das Grundstück für das Feuer war schnell gefunden, es sollte die ehemalige Kanonenbatterie bei Sandvikodden im Südosten der Insel Hisøy sein. Am 6. Mai 1844 wurde der Beschluss im Leuchtfeuerdepartement gefasst und das Feuer auf den Mauern der alten Kanonenbatterie gebaut.

Der Staat übertrug das Grundstück bei Sandvikodden am 27. Mai 1844 an die Leuchtfeuerverwaltung und der Bau konnte beginnen.

Die Kosten für den Bau setzten sich wie folgt zusammen:
Nes jernverk für das Feuerhaus 173 Spd
Dachdecker für den Turm mit Arbeitslohn 61 Spd
Zimmermann Sørensen erhielt zusammen 155 Spd
Zimmermann Geri Nilsen 84 Spd
Holzarbeiten für das Werkstattgebäude für Julius Petersen 665 Spd
Maurerarbeiten Werkstattgebäude, Brücke 166 Spd
Lohn für den „Feuerkerl“ 300 Spd
Insgesamt 1.604 Spd.

Woher die Differenz von 133 Spd kam, ist nicht bekannt.

Über die Inbetriebnahme der Leuchtfeuer Store Torungen, Lille Torungen und Sandvikodden erschien die Bekanntmachung in der Zeitung von Arendal, dass alle drei Leuchtfeuer am 1. September 1844 angezündet werden.

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Sandvikodden von Norden gesehen

Sandvikodden bestand aus einem eineinhalb-geschossigen mit Paneelen versehenen Holzgebäude in Blockbauweise an dessen Ostgiebel das Feuerhaus angebracht war. Das Leuchtfeuer war ein festes Feuer, teilweise blinkend mit einer Linse 4. Ordnung. 1894 wurde das Leuchtfeuergebäude um drei Meter erhöht und ein kräftigeres Feuer installiert. 1934 wurde Sandvikodden Leuchtfeuer eingestellt und durch einen neuen, freistehenden Turm auf einem erhöhten Unterbau ersetzt. Das alte Leuchtfeuergebäude, das Werkstatthaus und das Bootshaus wurden in einer öffentlichen Auktion für 8.000 NOK an einen Privatmann verkauft.

Ein 10 Seemeilen reichendes Funkfeuer wurde 1939 bei Grødevikhauet errichtet und 1980 wieder eingestellt, da es nunmehr modernere Navigationsmittel, wie Radar gab. Ein Nautofon auf einem Pfahl war von 1940 bis 1984 in Betrieb.
Die Anlage von Sandvikodden wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt, da sie kaum geändert wurde und so die Entwicklung der Leuchtfeuertechnik darstellt.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 135, 201,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 52 f.,
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 136 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 104 ff.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 62 ff.,
Sjømerkene – Veivisere og kulturminner, Kulturhistorisk oversikt over sjømerkene i Aust-Agder, Hans Roald Hanssen, Vest-Agder fylkeskommune, Arendal, 2000, S. 51 ff.,
Torungenes Historie, Et Jubileumsskrift over Lille og Store Torungen fyr gjennom 150 r, samt Sandvigodden fyrs historie, 3. utgave, Redigert og samlet av Ulrik S. Kirkedam, Hisøy Historielag 2004, s. 25, 45, 47, 63, 72, 75, 97 ff. 151,
Webseite der Møkalasset Venner: http://mokkalasset.no/?page_id=13
Webseite der Torungens Venner: http://www.torungen-fyr.no/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Rapakiwi » Do, 25. Okt 2018, 14:20

Auch wenn ich nicht jedes Mal etwas schreibe, da ich mich ungern wiederhole: Toll!!!
Vielen Dank für diesen interessanten Bericht!
Ha det bra
Anja
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 25. Okt 2018, 14:50

Danke Anja,
ist doch klar, dass nicht nach jedem Leuchtfeuer eine Antwort erwartet wird. Im Gegenteil, ich "ackere" mich langsam entlang der Küste.
Die nächsten Leuchtfeuer sind Rivingen in Grimstad, Homborsund in Grimstad Gemeine und Saltholmen in Lillesand.
Dann kommen Oksøy, Grønningen und Odderøya bei Kristiansand usw.
Herzliche Grüße
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Fr, 26. Okt 2018, 15:54

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 14

Rivingen – Grimstad – Aust-Agder


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Rivingen Leuchtfeuerstation von Süden gesehen

Während die Leuchtfeuerverwaltung 1879 große Projekte wie den Bau der Leuchtfeuerstationen Lyngør und Homborsund (s. unten) realisiert hatte und drei Jahre später auch Saltholmen bei Lillesand, blieb die Einfahrt zum Hafen von Grimstad immer noch ohne Leuchtfeuer. Die Debatte um die Errichtung eines Leuchtfeuers dauerte im Parlament an, ohne eine Einigung über das Budget zu erreichen. Die Linksfraktion unter Johan Sverdrup blockierte systematisch die Vorschläge des Ministerpräsidenten Selmers zu einer Bewilligung. Aufgrund dieser Machtkämpfe im Parlament waren der Leuchtfeuerverwaltung die Hände gebunden. Erst mit der Regierungsübernahme 1884 durch Sverdrup änderte sich die Stimmungslage. Die Bewilligung für ein Leuchtfeuer erfolgte schließlich für den Haushalt 1885-1886. Bereits am 8. September 1886 wurde das Leuchtfeuer angezündet.

Das kleine Leuchtfeuer (fyrlykt) auf Rivingen, das seit 1883 dort brannte, wurde in den Fjord nach Østre Tvillingholmen verlegt.

Das Leuchtfeuergebäude wurde aus Holz gebaut und der Leuchtfeuerapparat erhielt seinen Platz in einem Erker an der westlichen Seite. Das Leuchtfeuer war ein festes, weißes Feuer und hatte eine Linse 5. Ordnung, also mit einem Durchmesser von 37,5 cm.

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Von Westen gesehen – mit dem 1925 errichteten Leuchtfeuer

Der erste Leuchtfeuerwärter Wright kam vom Leuchtturm Kjeungskjær in Sør-Trøndelag. Er starb bereits nach zwei Jahren und es folgte Camillo Messel aus Arendal.

Auf der kleinen Schäre gab es nur eine kleine Möglichkeit etwas anzubauen oder Tiere zu halten, wie es zu jener Zeit auf den meisten Stationen der Fall war. In einem Bericht von 1911 war zu lesen, dass nur etwa 30 qm für den Anbau zur Verfügung standen und es keinen Wert hatte etwas auszusäen, um es nächstes Jahr zu ernten. Kohle und Brennholz mussten aus Grimstad beschafft werden. Der Leuchtfeuerwärter konnte selbstverständlich Fisch für den eigenen Verbrauch angeln, aber Lachsgerichte wurden seinerzeit als wertlos angesehen.

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Von Nordwesten gesehen

Die Station wurde schließlich 1925 geschlossen und durch ein kleines Leuchtfeuer ersetzt. Diese Maßnahme wurde in Grimstad kritisiert und eine kleine Delegation von einflussreichen Bürgern Grimstads machte sich auf die Reise nach Oslo, um gegen die Schließung vor dem Parlamentskomitee zu protestieren. Der Protest nützte nichts, die Station blieb geschlossen und die Schäre mit den darauf befindlichen Gebäuden verkauft. Die Station umfasste das Leuchtfeuergebäude, das Werkstattgebäude, Bootshaus und Landungssteg mit der oben erwähnten kleinen Gartenanlage.

Die Anlage steht nicht unter Denkmalschutz und wurde der Zeitung „Fædrelandsvennen“ vom 20. März 2002 zufolge für 4 Millionen norwegische Kronen verkauft, damals etwa 510.000 Euro.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 167,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 108.,
Sjømerkene – Veivisere og kulturminner, Kulturhistorisk oversikt over sjømerkene i Aust-Agder, Hans Roald Hanssen, Vest-Agder fylkeskommune, Arendal, 2000, S. 58 ff.,

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Homborsund – Grimstad – Aust-Agder

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Homborsund Leuchtfeuerstation gesehen von Nordwesten

Die norwegische Handelsschifffahrt erlebte zwischen 1850 und 1880 einen erheblichen Aufschwung, was nicht zuletzt dem Aufkommen der Dampfschiffe ab 1827 zu verdanken war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts besaß Norwegen nach Großbritannien und den USA die drittgrößte Handelsflotte der Welt. Folglich nahmen auch Havarien an der norwegischen Küste zu, insbesondere dort, wo noch keine ausreichende Befeuerung vorhanden war.

Während dieser Periode plante die Leuchtfeuerverwaltung den Bau weiterer Leuchtfeuer, um die Schifffahrt sicherer zu machen. Bei den Beratungen über den Ort der neuen Leuchtfeuer entwickelte sich ein regelrechter Wettkampf zwischen engagierten Bürgern von Lyngør und Homborsund und es wurde die Anzahl von Schiffsverlusten ins Feld geführt, um die Entscheidung für sich zu bekommen. Lyngør-Anhänger führten 21 Schiffsverluste in der Zeit zwischen 1865 und 1975 an der Küste Jomfruland und Torungen auf. Anhänger von Homborsund „schlugen zurück“ mit einer noch höheren Zahl, nämlich 45 Verluste zwischen Torungen und Oksøy Leuchtfeuer. Die Verwaltung entschied sich daher zwei, baugleiche Stationen in Lyngør und Homborsund zu errichten. Bis zum Bau der Station gab es auf Homborøya nur eine Tagesmarke, eine 8 Meter hohe Windmühle, die 1911 nach einem Blitzeinschlag abbrannte.

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Homborsund gesehen von Südosten

Homborsund und Lyngør gehörten zu den ersten Stationen, die aus Beton gebaut wurden. Der Leuchtfeuerwärter und seine Familie lebten im Haupthaus, die Assistenten im Zweifamilienhaus. Hinzu kamen das Werkstattgebäude, Bootshaus, zwei Landungsstege, eine Mole und ein Brunnen.

Das Feuerhaus wurde von Aker verksted gefertigt, der Linsenapparat mit einer Linse 3. Ordnung kam aus Frankreich. Das Leuchtfeuer ging am 1. September 1879 in Betrieb.

1951 wurde ein Diafon Nebelsignal installiert und die Station wurde um ein weiteres Gebäude für die Maschinen erweitert.

1973 wurde die Familienstation in eine Wachstation umgewandelt, 1992 automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Die Station auf der Insel Store Grønningen südlich von Grimstad steht wegen ihrer Ursprünglichkeit als eines der ersten Betonbauten unter Denkmalschutz. Sie gehört immer noch dem Staat und wird in Zusammenarbeit zwischen dem Kystverket und den Homborsund fyrs venner (https://www.homborsundfyr.no/) bewirtschaftet und instand gehalten.

Bild en

Homborsund gesehen von Südwesten

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 105,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 109 ff.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 65,
Sjømerkene – Veivisere og kulturminner, Kulturhistorisk oversikt over sjømerkene i Aust-Agder, Hans Roald Hanssen, Vest-Agder fylkeskommune, Arendal, 2000, S. 56,
https://www.homborsundfyr.no/

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Saltholmen – Lillesand – Aust-Agder

Die Leuchtfeuerstation Saltholmen, gelegen auf der gleichnamigen Schäre vor Lillesand, wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Stationen Lyngør, Homborsund und Grønningen im Budget 1877/1878 berücksichtigt.

Dem Eigner der Schäre, Johannes Andersen von Skauerøya bei Lillesand, wurde ein Angebot von 160 Kronen für den Verkauf der Schäre gemacht, das er annahm, und die Schäre ging in das Eigentum des Staates über. Der Bau begann aufgrund eines königlichen Beschlusses vom 18. Januar 1881 im selben Jahr.

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Saltholmen Leuchtfeuerstation gesehen von Südosten

Das Leuchtfeuergebäude war aus Beton und enthielt vier Zimmer und eine Küche. Das Leuchtfeuer befand sich im Erker an einer Hausecke. Das achteckige Feuer wurde von der Horten verft erstellt, der Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 4. Ordnung in Paris gekauft. Das Feuer wurde am 20. November 1882 angezündet.

Im Zusammenhang mit dem Leuchtfeuergebäude wurden ein Werkstattgebäude aus Beton mit Stall und Holzvorratslager, ein Bootshaus und ein Slip gebaut.

Saltholmen war eine sog. „Ein-Mann-Station“, d.h. ein Assistent war nicht vorgesehen. Es war daher notwendig, dass die Familie des Leuchtfeuerwärters mit auf der Station wohnte, damit diese den Wärter unterstützen konnte, da die Arbeiten nicht von einem Mann alleine bewerkstelligt werden konnten. So übernahm der Wärter oft die lange, aber wichtige Nachtwache, während die Familie am Tage die anderen Arbeiten versah. Auch Kinder wuchsen auf der Station auf, die ihren Schulweg mit dem Boot zurücklegten und im Winter bei gefrorener Eisdecke 3 Kilometer zu Fuß über das Eis laufen mussten.

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Saltholmen gesehen von Norden

Während der gesamten Betriebszeit von 1882 bis 1952 waren lediglich fünf Leuchtfeuerwärter auf Saltholmen:
1882-1893:Anton Karenius Abrahamsen (1839-1902)
1893-1915: Oscar Theodor Fay (1844-1933)
1915-1930: Gabriel Andersen (1867-1930)
1931-1946: Johan Martin Ommundsen (1880-1948)
1946-1952: Salve Danielsen (1887-1962)

Nach der Automatisierung und der Aufstellung eines separaten Leuchtfeuers am 11. Juni 1952 wurde die Anlage an die Lillesand Seglervereinigung verkauft.

Die Anlage wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt, da sie Teil der norwegischen Küsten- und Seefahrtgeschichte ist.

Die Geschichte Saltholmens geht jedoch noch weiter zurück als nur auf den Bau der Leuchtfeuerstation. Hans Nielsen Hauge (1771-1824), der Verkünder und Begründer der „Haugianerbewegung“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Haugianer), er war Wanderprediger, brach während der Napoleonkriege (1807-1814) aus dem Gefängnis aus und begann mit der Salzkocherei vor Lillesand einen Wirtschaftsbetrieb. Während der Napoleonkriege herrschte Nahrungsmangel im ganzen Land. Daher bestand eine große Nachfrage nach Salz, um z.B. Hering einzusalzen und haltbar zu machen. Daher erhielt die Schäre ihren Namen: Saltholmen.

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Saltholmen gesehen von Südwesten

Im Juli 2012 wurde die Station Saltholmen in eine Stiftung überführt, die von der Gemeinde Lillesand, der Lillesand Sparebank und der Vereinigung Saltholmens Freunde gegründet wurde. Letztere hat die Pflege und den Betrieb der Anlage übernommen, die für Übernachtungen, Konferenzen und Kurse gebucht werden kann.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 177,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 113,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 66,
Sjømerkene – Veivisere og kulturminner, Kulturhistorisk oversikt over sjømerkene i Aust-Agder, Hans Roald Hanssen, Vest-Agder fylkeskommune, Arendal, 2000, S. 57,
http://saltholmen.no/stiftelsen.html
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 27. Okt 2018, 14:48

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 15

Grønningen – Kristiansand – Vest-Agder


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Grønningen gesehen von Südwesten

Im Budgetvorschlag der Leuchtfeuerverwaltung für 1871 war eine Verstärkung der Lichtquelle auf dem Leuchtfeuer Odderøya in Kristiansand vorgesehen; sie wurde jedoch erst Jahre später ausgeführt. Man hoffte, dass hierdurch die Sicherheit in der Ansteuerung Kristiansands durch das nur 8 Kabellängen (1,5 km) breite Fahrwasser Østergapet zwischen Oksøy und Grønningen verbessert werden könnte, denn es hatten sich immer wieder Grundberührungen in diesem, mit zahlreichen Untiefen versehenen Fahrwasser ereignet. Hier muss erwähnt werden, dass zwei Leuchtfeuer schon 1832 in Betrieb gingen: Oksøy auf der gleichnamigen Schäre an der Westseite des Østergapet und Odderøya auf der gleichnamigen Insel an der Ostseite der Einfahrt in den Hafen von Kristiansand.

In einem Schreiben vom 10. Juni 1876 führte der Leuchtfeuerdirektor aus, dass eine Verstärkung von Odderøya keine wirklich ausreichende Verbesserung der Sicherheit für diesen so bedeutenden Hafen sei, so dass er ein Leuchtfeuer auf der Schäre Grønningen, also gegenüber von Oksøy, vorschlug.

Die notwendigen Mittel wurden im Haushalt 1877/1878 bewilligt und das Leuchtfeuer wurde bereits am 1. September 1878 angezündet.

Das Leuchtfeuergebäude, in dem sich auch die Wohnung für den Leuchtfeuerwärter befand, war 10 x 9 m groß und aus Beton. Das Leuchtfeuer wurde auf dem Betonturm am Giebel an der Südostseite angebracht. Des Weiteren wurde ein Wohnhaus für den Assistenten gebaut, im Untergeschoss befand sich der Maschinenraum. Hinzu kamen ein Werkstattgebäude, ein Bootshaus und ein Slip zum Aufziehen des Bootes.

1890 wurden Mittel für ein Nebelsignal bewilligt. Die meisten waren der Auffassung, dass Grønningen der richtige Ort für ein solches Signal wäre. Jedoch kamen – wie so oft – wirtschaftliche Gesichtspunkte bei der Wahl des Nebelsignals hinzu. Eine Sirene würde bedingen, dass die Besetzung der Station verstärkt werden müsste, was wiederum den Bau eines weiteren Wohnhauses für den Assistenten notwendig machen würde. Demzufolge würden nicht nur höhere Kosten entstehen, sondern die Schäre wäre auch zu klein, um an dieser weit draußen gelegenen Station noch ein Haus zu bauen.

Es wurde entschieden, dass Oksøy ein Sirene erhalten sollte, Grønningen 1890 hingegen eine Nebelglocke. Nach der Installation der Glocke wurden ständig Klagen geführt, dass die Glocke zu schwach sei, man könne sie kaum hören. Es sollte aber noch bis 1920 dauern, bis endlich eine Sirene installiert wurde, die wiederum 1938 durch eine Typhonanlage ersetzt wurde.

Die Station war mehr als hundert Jahre bemannt. Sie wurde zunächst, wie andere auch, als Familienstation betrieben. Meist wohnten fünf Erwachsene und elf Kinder auf der von der See blankgescheuerten Schäre. Die Kinder gingen auf Randøya zur Schule. Als die Kindergruppe wuchs, wurde eine Gouvernante als Lehrerin auf Grønningen angestellt.
Später wurde die Station in eine Wachstation umgewandelt. Sie war besetzt mit einem „Feuermeister“, zwei Angestellten und einer Aushilfe für sechs Monate.

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Grønningen gesehen von Nordwesten

1980 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen. Elektrischer Strom wurde durch ein Kabel von Randøya geliefert; das Dieselaggregat blieb als Reserve stehen.

Jahre später erfolgte eine Vereinbarung zwischen dem Kystverket und der Agder Kystlag. „Kystlag“ ist eine Vereinigung von Freiwilligen an den Küsten Norwegens, die sich zur Aufgabe gestellt haben, die lokale maritime Kultur der Küste zu erhalten, indem sie z.B. wie hier auf Grønningen die Station pflegen und erhalten und für Übernachtungen und Kurse zur Verfügung stellen. 1987 übernahm Bragdøya Kystlag die Verpflichtungen für Grønningen Leuchtfeuer.

Grønningen war die erste Station in Norwegen, die nach der Automatisierung für diesen neuen Gebrauch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde. In den Provinzen Agder sind 10 Stationen mit einem Übernachtungsangebot zu finden. Norwegen hatte zusammen ca. 215 bemannte Leuchtfeuerstationen mit ähnlicher Geschichte. Von diesen sind heute 83 unter Denkmalschutz gestellt. Grønningen wurde 1996 unter Denkmalschutz gestellt.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 90,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 116,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 68,
https://bragdoya.ning.com/page/gr-nningen
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 29. Okt 2018, 12:39

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 16

Oksøy – Kristiansand – Vest-Agder


Wer mit der Fähre nach Kristiansand kommt, wird schon von weitem den 36 m hohen weißen Leuchtturm mit den zwei roten Bauchbinden an der Backbordseite entdecken: Oksøy Leuchtfeuer, Teil einer umfangreichen Station.

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Oksøy Leuchtfeuer – gesehen von der Fähre Kristiansand-Hirtshals

Das erste Leuchtfeuer wurde hier 1832 in Betrieb genommen, nachdem die Leuchtfeuerkommission 1828 vorgeschlagen hatte, dass der Bau des Flekkerøy Küstenfeuers zusammen mit dem Odderøya Hafenfeuer höchste Priorität eingeräumt werden sollte. Die Schifffahrt befand sich im Aufschwung und Kristiansand war einer der wichtigsten Häfen an der Südküste. Diese Einschätzung teilte auch eine neue Kommission und fand die Schäre Oksøy als beste Lage. Es wurde auch erwünscht, dass die Schäre für wenig Geld gekauft werden sollte, denn man würde eine „Sommerumgebung“ mit wenig Aufwand erhalten. Der Preis belief sich auf 600 Speziestaler.

Der Feuerdirektor Schive empfahl einen Linsenapparat 2. Ordnung mit drei rotierenden Linsen anzuschaffen. Das Marineministerium bewilligte diesen Vorschlag und der Apparat wurde in Frankreich gekauft, da Frankreich zu jener Zeit die führende Nation auf diesem Feld war. Ferner kam ein französischer Ingenieur nach Oksøy, um den Apparat zu montieren und die Einweisung in die Bedienung dieses Apparats zu geben.

Das Leuchtfeuer wurde am 25. November 1832 angezündet. Oksøy hatte somit die Ehre, als erstes Leuchtfeuer in Norwegen mit einem solchen Linsenapparat ausgerüstet zu sein und zugleich das dritte Land auf der Welt, das dieses System eingeführt hatte.

Der Leuchtturm war 23 Meter hoch und gemauert. Die weitere Bebauung bestand aus einem Wohnhaus und ein Werkstatthaus bzw. Schuppen. Ein Bootshaus wurde nicht gebaut, dafür eine kleine Holzbrücke zum Anlegen.
Hinsichtlich der Bedienung des Oksøy Leuchtfeuers war Inspektor Schive der Auffassung, dass „für die notwendige Bedienung der künftige Feuerbedienstete von Oksøy ein Mann mit besserer Bildung“ sein musste. Es wurde dann ein „Feuerverwalter“ eingestellt, wobei dieser Titel nur für das Oksøy Leuchtfeuer vorgesehen war, denn zu den weiteren Aufgaben gehörte die Beaufsichtigung des Feuers Odderøya und die Anstellung und Aufsicht über zwei zuverlässige „Feuerkerle“ für die Wartung und Pflege des Leuchtfeuers, wovon einer Kenntnisse als „Kleinschmied“ haben sollte.

Der Verwalter erhielt 1835 auch zwei Assistenten. Nach dem Anstellungsvertrag sollten sie neben einer mageren Bezahlung von 26 Reichstalern und freier Kost und Logis entsprechend der damaligen Zeit „1 oder 2 Schnäpse täglich“ erhalten. Ihre Arbeitszeit war teilweise bis zu 18 Stunden täglich. Dabei sollten sie, so Knut Baar Kristoffersen in „Fyrene – Kystens Katedraler“ S.64, „wachsam, gewissenhaft, folgsam, fleißig, enthaltsam, äußerst sorgfältig, sein und ohne Klage jede Anweisung befolgen, die der Leuchtfeuerverwalter ihnen gab.“

Oksøy Leuchtfeuerstation hatte in den ersten Jahren auch die Ehre, königlichen Besuch zu empfangen. Der Feuerverwalter berichtete, dass am 7. August 1833, also knapp ein Jahr nach Inbetriebnahme, der Kronprinz Joseph François Oscar, später als König Oscar I. bekannt, abends um 9 Uhr das Leuchtfeuer besuchte, als das Feuer brannte. Er verließ die Station mit seiner Entourage um 10 Uhr abends, „nicht ohne seine Zufriedenheit über die schöne Einrichtung“ (Norges Fyr, Bind 1, S. 119) auszudrücken, weshalb auch alles Weitere seinen Beifall erhielt. Am 23. August 1843 besuchte Prinz Oscar Fredrik, der spätere König Oscar II, zusammen mit einem Fregattenkapitän die Station, und hielt sich über zweieinhalb Stunden dort auf.

Da die Station 1890 eine Sirene als Nebelsignal erhielt, wurde für die Bedienung mehr Personal benötigt. Das Wohngebäude des Feuerverwalters war auch bereits stark baufällig, so dass es für den Reserveassistenten renoviert und umgebaut wurde. Der Feuerverwalter erhielt ein neues, größeres Gebäude für ihn und seine Familie.

Der aus Ziegelsteinen gebaute Leuchtturm hatte nach fast siebzig Jahren seine Baufälligkeit erreicht. Auch wurde der Anspruch erhoben, ein neues, stärkeres Leuchtfeuer zu bekommen. So wurde im Jahr 1900 ein neuer, 36 Meter hoher Gusseisenturm errichtet, der einen Blinkapparat mit einer Linse 1. Ordnung erhielt. Eine solche Linse hat einen Durchmesser von 1,84 Metern. Der Turm gilt als einer der höchsten in Norwegen.

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Oksøy Leuchtfeuer gesehen von Flekkerøya

Oksøy Leuchtfeuerstation begann 1860 als erste Station mit Wetterbeobachtungen.

Anlässlich der Volkszählung 1865 ist dokumentiert, dass sich auf Oksøy insgesamt 17 Personen befanden.

1869 wurde versuchsweise ein Telegrafenkabel für die Übermittlung der Beobachtungen verlegt. Das seinerzeitige Telegrafenamt errichtete eine Semaphorstation mit Signalmast für Tagessignale. Zugleich wurde ein Wohnhaus für den Telegrafisten gebaut. 1896 übernahm die Leuchtfeuerverwaltung die Semaphorstation. 1909 brannte die Semaphorstation nach einem Blitzeinschlag komplett nieder. Jahre später erfolgte der Wiederaufbau.

1919 erhielt die Station ein neues Maschinenhaus für die neuen, verstärkten Betriebsmaschinen für die Sirene. Nachdem Funken die Abgase der Motoren entzündete, brannte auch dies neue Maschinenhaus komplett nieder zusammen mit dem Öllagerhaus, in dem sich 5 Tonnen Petroleum befanden. Das Maschinenhaus und die Ölvorratsbude wurden zügig wiederaufgebaut, jetzt aus Beton. 1939 wurde die Sirene durch ein Diafon als Nebelsignal ersetzt. Dies bedingte den Bau und Montage eines großen Drucklufttanks samt Kompressor und ein größeres Dieselaggregat.

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Oksøy Leuchtfeuer gesehen von Flekkerøya

Während des letzten Krieges wurde das Wohnhaus des Leuchtfeuermeisters zerstört. Ein neues Doppelwohnhaus ersetzte 1949/1950 den alten Bau.

Offiziell wurde die Leuchtfeuerbesatzung 2003 abgezogen, blieb aber als Basis für die Arbeit von Kystverket bis 2013, da von hier aus andere Leuchtfeuer gewartet wurden. Einige der Häuser wurden zunächst „eingemottet“ und die Wasserleitungen geschlossen, andere blieben für die verbleibenden Mitarbeiter von Kystverk erhalten.

Im Laufe der nächsten Jahre nach der Automatisierung wurde auch das Quecksilber entfernt, auf dem die schwere Linse 1. Ordnung regelrecht „schwamm“. Um nämlich die kontinuierliche Drehung der schweren Glaslinse reibungsarm ausführen zu können, und damit auch einen kleineren Antriebsmotor zu verwenden, wurde die Linse auf einem mit Quecksilber gefüllten Gefäß gelagert. Heute werden hierfür hochpräzise Kugellager verwendet.

Heute befinden sich neben der Anlage noch die Grundmauern des ersten Turmes, die ehemalige Lotsenstation, die Semaphorstation und eine deutsche Barackenanlage aus dem letzten Weltkrieg. Der Leuchtturm steht unter Denkmalschutz, die Umgebung ist heute ein Naturschutzgebiet.

Die Lotsenstation auf Oksøy wurde um 1950 eingerichtet. Das Ruderhaus des Fischkutters „Agder 2“ aus Flekkerøya wurde als Ausguckshütte für die Lotsen umgebaut und auf Oksøy aufgestellt. Gleich daneben steht die Radarantenne. 1979 zog die Lotsenstation nach Kristiansand um. 1989 wurde der Beschluss gefasst, die Lotsenhütte zu restaurieren und vor dem Verfall zu bewahren. Wahrscheinlich ist sie das kleinste Kulturdenkmal Norwegens.
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Der Leuchtfeuerverwalter C. J. Bergh

Am 15. Juni 1832 wurde der Leutnant der Marine Cornelius J. Bergh zum Feuerverwalter auf Oksøy ernannt. Als Leuchtfeuerwärter auf Odderøya wurde Lars Mortensen angestellt. Bergh, der u.a. während der Napoleonkriege von 1807 bis 1809 in einem englischen Gefängnis saß, hatte sich große Verdienste in der Marine erworben und hatte wohl ein gutes Zeugnis erhalten. Er war sehr schreibfreudig, was für die Leuchtfeuerverwaltung zeitweise recht mühsam war.
Nach den vielen Klagen des Verwalters zu urteilen, mussten zunächst die vielen Schwachstellen der Station als auch die Kinderkrankheiten beseitigt werden. Anfänglich mangelte es an Erfahrungen mit dieser Art Bauwerk und auch die richtigen Fachkräfte waren nicht zu bekommen. 1832 schrieb der Inspektor Schive zurück und versuchte ihn einerseits zu trösten, andererseits klarzumachen dass er, Schive, sich nun auch der Planung und dem Bau anderer Leuchtfeuer widmen müsse wie z.B. Homborsund bis Ryvingen.

Die Wasserversorgung auf der Station war mangelhaft. Im Februar schrieb Bergh an die Verwaltung, dass der Frost das Wasser im Brunnen habe einfrieren lassen – aber glücklicherweise „gab uns Gott eine gewaltige Menge Schnee“ (Norges Fyr, Bind 1, S.120).

In einem anderen Schreiben beklagte er sich über die mangelnde Wärme im Wohnhaus. Bei Schnee und insbesondere Schneesturm dringt der Schnee durch die Ritzen des Wohnhauses und es sei unmöglich, das Haus warm zu halten, ungeachtet dessen, dass Tag und Nacht geheizt werde. Das Haus erhielt daher 1834 eine Verstärkung der Fassade.
Im Januar 1833 meldete Bergh, dass er unglücklich sei mit einem der „Feueraufpasser“. Eines Morgens sei er aufgestanden und habe bemerkt, dass das Feuer gelöscht war. Er fand den Bediensteten Larsen schlafend und dass die Lampe ausgegangen war. Bergh habe ihm ein paar Ohrfeigen gegeben. Er meinte, dass die Verwaltung Larsen bestrafen sollte. Auch später beschwerte Bergh sich über das ungehörige Verhalten gegen ihn.

Das Verhältnis zwischen den Assistenten und dem Verwalter war nicht immer das Beste, vermutlich weil sich die Assistenten in ihrer Wohnung gegen Bergh zusammen taten.

Er war der Auffassung, dass doch alle eine Familie sein sollten auf der Station, zumal er selbst sich doch um eine große Familie kümmern müsse. Im November 1845 schrieb er, dass sich seine Familie nun wieder vermehrt hätte, da das siebte Kind zur Welt kam, seitdem sie auf Oksøy angekommen waren.

Seine Frau starb 1856 krank, erschöpft und ausgemergelt. Im Januar 1861 heiratete er wieder. Freudig schrieb er an die Verwaltung, dass sie nun insgesamt zwanzig Köpfe in der Familie seien. Gleichwohl habe ihn dies nicht gestoppt, denn 1875 zählte die Familie 25 Kinder. Er starb noch im selben Jahr im Alter von 77 Jahren nach 38 Jahren Dienst auf Oksøy.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 157,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 62 ff.,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.26 f.,
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 132 ff,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 117 ff,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 69,
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