Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 12. Feb 2019, 17:10

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 38

Holmengrå – Fedje - Hordaland

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Holmengrå


Das zweite Leuchtfeuer an der Einfahrt zum Fedjefjord und damit nach Süden nach Bergen ist Holmengrå Leuchtfeuer auf der gleichnamigen Insel, die ja 1828 als idealer Standort für das Ansteuerungsfeuer für Bergen erwogen, jedoch 1851 verworfen wurde.

In einem Brief vom 7. Juli 1890 schlug die Bergener Schiffervereinigung vor, das auf der östlichen Seite des Fensfjord gelegene Leuchtfeuer Rongevær auf die nördlich des Fensfjord gelegene Klippe Rautingkalven zu versetzen. Schaut man auf die Karte, erkennt man, dass das Leuchtfeuer Rongevær auf einer kleinen Insel liegt, und nicht gerade auf den ersten Blick ein sicheres Einfahrtfeuer bildet.

Der Leuchtfeuerdirektor stimmte dem Vorschlag einer Versetzung zu, da durch diese ein größeres Seegebiet durch das Leuchtfeuer an einem neuen Ort abgedeckt würde. Allerdings sollte die 1870 gebaute Leuchtfeuerstation Rongevær auf die Insel Holmengrå versetzt werden. Zugleich sollten kleinere “fyrlykte“ auf Rongevær und Rautingkalven errichtet werden.

Hier kann man die Grundmauern der alten Station Rongevær sehen:
http://www.fyr.no/fyrene/fyrene-sor/hor ... fyrstasjon

Dieser Vorschlag wurde relativ schnell angenommen. Allerdings eignete sich das Leuchtfeuergebäude auf Rongevær nicht für Holmengrå, weil dort ein rundum scheinendes Leuchtfeuer benötigt wurde und das Feuer auf Rongevær wohl an der Giebelseite des Gebäudes angebracht war. Man sah es als vernünftiger an, dass ein neues Leuchtfeuergebäude auf Holmengrå gebaut werden sollte.

Im Budget 1891/1892 wurden die Mittel bewilligt und war nun zufrieden, dass man eine bessere Abdeckung für die Einfahrt in die Sognesjø bekommen würde.

Holmengrå hat keinen „beschaulichen“ Bootshafen oder Ankerplatz und dies schaffte selbstverständlich große Probleme, wie die Station gebaut werden sollte. Transportschwierigkeiten und die Wartezeiten aufgrund von Wetterverhältnissen verteuerten den Bau der Anlage wesentlich.

Zunächst wurde ein Leuchtfeuerwärterhaus mit den Abmessungen 9 x 8,4 m gebaut mit einem auf das Dach gesetzten Leuchtfeuer. Weiter kamen ein Schuppen sowie ein Bootshaus hinzu.

Das Leuchtfeuer nahm am 1. Oktober 1892 seinen Betrieb auf.

Bereits im Dezember im ersten Jahr wurden das Bootshaus und der Kran auf der Anlandungsstelle durch einen Sturm beschädigt. Daraufhin wurde das neue Bootshaus an einer höher gelegenen Stelle gebaut. 1908 kam eine Haus für den Assistenten hinzu. Einige Jahre später wurde das Bootshaus wiederum beschädigt, so dass eine neues errichtet wurde, dieses Mal aus Beton.

1916 berichtete der Leuchtfeuerwärter, dass das Leuchtfeuerwärterhaus unter den steten Unwettern gelitten hätte, denn nicht selten würden sich die Brecher über die ganze Insel und auf das Gebäude ergießen.

Im Laufe des Jahres wurden das Wohnhaus und die Werkstatt 70 m weiter nach Südosten verlegt, auf den Hügel „flagghaugen“.

1939 wurde das Leuchtfeuer mit einem kleinen Funkfeuer für die Neutralitätswache ausgestattet. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erklärte sich Norwegen als neutralen Staat. Wie bekannt, besetzten deutsche Soldaten das Land am 9. April 1940. Die Wachen wurden vom Leuchtfeuer abgezogen, da die Station von deutschen Soldaten besetzt wurde.

Holmengrå Leuchtfeuer wurde am 2. Dezember 1940 durch alliierte Flugzeuge beschossen und erheblich beschädigt. 1941 wurde die Station drei Mal von Bomben von alliierten Flugzeugen getroffen. Da sich die norwegische Leuchtfeuerbesetzung zwischenzeitlich an Land befand, konnte man das Ausmaß dieser erneuten Bombardierung erst später feststellen.

Holmengrå sollte nach den Plänen der Verwaltung mit einem Nebelsignal ausgestattet werden. Das Budget wurde 1941 bewilligt, doch das Nebelsignal wurde erst 1954 als Diafon installiert.

1947 wurde wieder ein Funkfeuer installiert. Ein Jahr später schlug der Leuchtfeuerdirektor vor, dass Holmengrå nicht länger als Familienstation betrieben werden sollte, da die Station stets auflandigem Wetter ausgesetzt sei und es in den langen Wintermonaten durchaus vorkommt, dass die Familie nicht an Land kommen kann.

Die neue Anordnung wurde umgesetzt und das Gebäude umgebaut mit möblierten Zimmern und Aufenthaltsraum. Die Besatzung wurde um einen Mann verstärkt.

1955 wurde die Station durch einen eigenen Dieselgenerator elektrifiziert. Ein Maschinenhaus und ein 10 m hoher Turm wurden aus Stahlbeton gebaut. Das Leuchtfeuer wurde auf dem Turm angebracht.

1975 nahm die Ölraffinerie Mongstad ihren Betrieb auf, was zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen führte, so dass in diesem Fahrwasser weitere Leuchtfeuer errichtet wurden. Holmengrå erhielt 1975 eine Radarantwortbake.

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Grimskjeret Leuchtfeuer im Vordergrund, Holmengrå im Hintergrund

Letztlich wurde Holmengrå 1986 automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Ungeachtet der nunmehr zahlreichen Navigationshilfen ereigneten sich etliche Havarien um die Station Holmengrå herum, wie dieser Webseite entnommen werden kann:

https://no.wikipedia.org/wiki/Holmengr%C3%A5_fyr

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 104, 168
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 232 ff,
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Do, 14. Feb 2019, 15:54

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 39

Geita – Askvoll - Hordaland


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Geita Leuchtfeuerstation, gesehen von Nordosten, recht unten das Bootshaus

Der Bau der Geita Leuchtfeuerstation wurde zusammen mit dem Bau von Utvær behandelt, so dass die Bewilligung der Gelder zügig erfolgte.
Die Konstruktion des Leuchtfeuergebäudes war für
diese Zeit üblich für eine Familienstation. Das Hauptgebäude war ein 10 x 8 m großes Holzhaus mit drei Zimmern und Küche. Auch enthielt dieses Haus das Dienstmädchenzimmer und zwei Dachkammern.

Das Leuchtfeuer war an der südöstlichen Ecke des Hauses auf einem Sockel angebaut, so dass es von der Wohnung direkt zugänglich war. Die Linse stand auf einem Schmiedeeisenfundament. Die spitze Haubenform des Leuchtfeuerhauses ist einmalig in Norwegen und gibt der Leuchtfeuerstation ihren eigenen Charakter.

Das Wirtschaftsgebäude wurde als Stall und als Lagerschuppen für Brennholz genutzt. Das Bootshaus befindet sich am Ufer der Klippe, ca. 220 m vom Leuchtfeuer entfernt. Um das Boot aus dem Wasser zu holen und sicher im Bootshaus lagern zu können, wurde auf dem Landungssteg ein Drehkran installiert.

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Das Bootshaus. Rechts kann man noch die Säule des Drehkrans erkennen

Das Leuchtfeuer wurde am 1. Oktober 1897 in Betrieb genommen. Der erste Leuchtfeuerwärter war Hans Christian Andersen aus Halden der mit der in Stockholm geborenen Hilma Caroline Terese verheiratet war. Andersen starb bereits im April 1903 und sein Sohn Hans übernahm die Aufgaben des Vaters bis im November ein neuer Leuchtfeuerwärter eingestellt wurde. Der neue Wärter Ingvar Wetlesen war auf Geita bis 1924 tätig. Während der Dienstzeit des nächsten Wärters Martin Hjalmar Rønning wurden die alten Petroleumlampen gegen Glühstrumpfbrenner ausgetauscht.

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Das Leuchtfeuer und das Wohnhaus von Osten gesehen

1916 entstand ein Öllager. In den 1930er Jahren wurde ein Feuerassistent eingestellt, für den ein Wohnhaus 50 Meter vom Haupthaus gebaut wurde.

1939 wandelte man die bisher als Familienstation betriebene Leuchtfeuerstation in eine Wachstation.
Die Familien und später die fest angestellten Wärter heilten einige Kühe und Schafe auf der Insel, obgleich der Boden zum Grasen nicht viel hergab.

Erst 1956 (!) erhielt die Station Strom durch ein eigenes Dieselaggregat und wurde nun als Wachstation betrieben. Ein weiterer Feuerbediensteter wurde für einen Zeitraum von sechs Monaten im Winter eingestellt. Nach dem Wachplan waren die Leuchtfeuerbediensteten zwei Wochen auf der Station und eine Woche im „Freitörn“ an Land. Hierdurch wurde das frühere Assistentenhaus überflüssig und 1960 zum Abriss für 2.500 Kronen verkauft.

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Hier kann man die senkrechten roten und grünen Streifen im Leuchtfeuer erkennen, welche die jeweiligen Sektoren für das Fahrwasser bilden. Rechts steht der alte Öltank.

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Geita Leuchtfeuerstation gesehen von Westen – bei nicht „ganz so gutem“ Wetter; aufgenommen im April 2007

1901 fasste die Norwegische Waldgesellschaft den Beschluss, die kleine Insel Geita zu bepflanzen. Der Bepflanzungsplan wurde ausgearbeitet und der Leuchtfeuerwärter hatte die Bepflanzung zu unterhalten. Somit war der Leuchtfeuerwärter auf Geita zugleich Förster, der die Kiefernbepflanzung zu pflegen hatte.

Am 6. Oktober 1977 wurde die Station von einem Blitz getroffen und große Teile der elektrischen Anlage zerstört. Glücklicherweise kam kein Mitglied der Besatzung zu Schaden.

1980 wurde die Station automatisiert und die Besatzung 1982 abgezogen.

Die Station steht seit 1999 unter Denkmalschutz. Heute kann die Station als Unterkunft gemietet werden, alle ehemaligen Unterkünfte stehen hierzu zur Verfügung. Nur muss für den eigenen Transport gesorgt werden und der kann wegen der schwierigen Landungsverhältnisse nicht ungefährlich sein.

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Die Station von links: Altes Wohnhaus, zuletzt als Stall genutzt, Leuchtfeuerhaus, Hauptgebäude, Maschinenhaus und Öltank, unten das Bootshaus

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„Die Meerjungfrau von Geita“


Am Morgen des 8. Juli 1933 fand Agnes Rønning, die Frau des Leuchtfeuerwärters, eine unbekannte Frau, die auf dem Heu schlief. Zuerst dachte sie, es sei schon wieder eine Landstreicherin, vor denen zu jener Zeit gewarnt wurde. Die Frau sah sehr mitgenommen aus, hatte Schürfwunden und kalte Hände von der Nacht im Heu. Sie sprach kein Norwegisch, aber Frau Rønning konnte etwas Englisch und so erfuhr sie, dass die Frau mit einem Boot gekommen sei. Sie soll von einem deutschen Touristenboot an Land gegangen und hoffte nun, aufs Festland zu kommen.

Die beiden Rønning Söhne ruderten zum Polizeichef in Askvoll. Dieser konnte ihnen erzählen, dass die Frau aus Brünn aus der Tschechoslowakei kam und Grete Wittrich hieß. Er konnte sich entsinnen, dass dies im Zusammenhang mit einem Vorfall stand, in dem sehr viel Alkohol an Bord war. Zuerst waren die Bootsinsassen in der Engaskjeret an Land gegangen und sind von dort nach Bunnesholmen geschwommen und schließlich nach Geita. Es sei unglaublich, dass diese Leute überhaupt überlebt hatten, so der Polizeichef.

Grete Wittrich erhielt eine Aufenthaltserlaubnis für Norwegen für zwei Monate. Sie hielt sich auf Geita und auf Aralden auf, half im Haushalt und in der Landwirtschaft und übernahm andere Dienste. Zu jener Zeit fand die Hohe Messe am Steinkreuz in Korssund am Sonntag nach dem St. Olafstag (29. Juli) statt. In jenem Jahr kamen sehr viele Leute, nur um „die Meerjungfrau von Geita“ zu sehen. Sie kamen aus Eivindvik, Solund und Hyllestad.

Fräulein Wittrich kam in den kommenden Jahren im Sommer zurück und wurde während dieser Zeit bei vielen Familienmitglied. Mit diesen Erfahrungen reiste sie zurück in die Tschechoslowakei.

Diese Geschichte habe ich folgender Quelle entnommen:
Quelle: https://leksikon.fylkesarkivet.no/artic ... d0f87cf39/

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Quellen:

Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 78,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 240 f.,
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 94,
https://leksikon.fylkesarkivet.no/artic ... d0f87cf39/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 18. Feb 2019, 15:46

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 40

Ytterøyene – Flora – Sogn og Fjordane


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Ytterøyane – weit draußen in der Norwegischen See

Sieht man sich die Zeitspanne an zwischen der ersten Befassung mit der Errichtung eines Leuchtfeuers bei Ytterøyene (oder Ytterøyane) und der tatsächlichen Inbetriebnahme, so schienen die Mühlen der Bürokratie seinerzeit genauso langsam zu mahlen, wie die heutigen. Bereits 1851 befasste sich die 1841 gegründete Leuchtfeuerkommission mit der Notwendigkeit eines Leuchtfeuers bei Ytterøyene und verwies darauf, dass die Seestrecke zwischen „Fejeøe“ (1) und Stadlandet 20 Meilen und die sich nach Norden bis zum Leuchtfeuer Runde anschließende noch einmal 25 Meilen betrug. Deswegen wurde erwogen, ungefähr in der Mitte dieser Strecken ein Leuchtfeuer zu bauen. Bis es aber in Betrieb ging, sollten 30 (!!!) Jahre vergehen.

Zu jener Zeit hatte man eben nicht die technischen Möglichkeiten und Hilfsmittel wie vielleicht 50 Jahre später. Auch verfügte der norwegische Staat – immer noch in der Union mit Schweden - oft nicht über die notwendigen Haushaltsmittel. Andererseits waren der wirtschaftliche Aufschwung durch den zunehmenden Handel mit Drittländern und die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Hochkonjunktur befindliche Heringsfischerei „Beschleuniger“ für die Errichtung weiterer Leuchtfeuer gerade an der Küste nördlich von Bergen.

Und so wurde die kleine Insel Ytterøyane 17 km westlich von Florø und 3 km nordwestlich der Insel Kinn als Standort ausgewählt. Zunächst wollte man zwei Leuchttürme nebeneinander bauen, um eine Verwechslung mit anderen Leuchtfeuern zu vermeiden. In den 30 Jahren zwischen erster Planung und Bau hatte sich aber die Leuchtfeuertechnik stark entwickelt, denn nun konnte man mit einem Linsenapparat entsprechende Kennungen einrichten.

Die Bewilligung der Haushaltsmittel erfolgt im Budget 1879/1882 und die gesamte Insel wurde für 5.440 Kronen gekauft.
Der Gusseisenturm wurde von der Mekaniske Verksted der Marine in Horten geliefert und das Leuchtfeuerhaus von Aker Verk in Oslo. Ein Leuchtfeuerapparat 1. Ordnung wurde von der Firma Lepaute in Frankreich gekauft. Der Turm steht auf einem achteckigen Betonfundament.

Ein für damalige Verhältnisse relativ großes Wohnhaus mit den Ausmaßen 20 x 10,7 m wurde aus Beton gebaut. Allerdings wohnten in diesem Haus der Leuchtfeuerwärter, für den drei Zimmer vorgesehen waren, der Assistent sowie der Reserveassistent, der für sechs Monate eingestellt wurde. Das Haus enthielt zudem eine Abstellkammer, die Küche und Dachkammern.

Neben dem Wohnhaus wurden noch zwei Schuppen mit jeweils 56 qm bzw. 48 qm gebaut, ebenfalls aus Beton, von denen einer als Stall vorgesehen war.

Jedoch erwies sich der Ertrag der Landwirtschaft auf dieser kleinen Insel als ungenügend, um die gesamte Besatzung mit Kartoffeln und Gemüse zu versorgen. Auch die nächstgelegene kleine Insel war nicht für eine ausreichende Ernte geeignet, da sie abschüssig und der Betrieb beschwerlich war. Der Leuchtfeuerassistent betrieb auch ein kleines Stück Land, so dass er einiges Gemüse ernten und auf dem er auch seine Schafe grasen lassen konnte.

Wegen der widrigen Wetterverhältnisse zwischen Herbst und Frühling, war es für die Leuchtfeuerfamilie und den Assistenten wichtig, sich mit ausreichendem Proviant zu versorgen, denn oft mussten sie mehrere Tage, wenn nicht Wochen auf der Station ausharren. Als Transportmittel stand zudem nur ein Ruderboot, versehen mit einem kleinen Mast und einem Segel zu Verfügung.

Generell waren diese Außenposten der Leuchtfeuerstationen für die Besatzungen nur unter großen Schwierigkeiten und mit großem Aufwand zu betreiben. Daher waren diese weit draußen liegenden Stationen bei den Leuchtfeuerwärtern nicht sehr beliebt. Personal konnte nur durch bessere Bezahlung gefunden werden.

Ein Bootshaus wurde am kleinen Hafen errichtet, etwa 150 m vom Leuchtfeuer entfernt. Später wurde die Landungsstätte erweitert, so dass das Boot bei ruhigem Sommerwetter im Wasser bleiben konnte. Im Winter wurde das Boot mithilfe eines Drehkranes aus dem Wasser geholt und im Bootshaus gelagert.

Das Leuchtfeuer wurde schließlich am 17. Oktober 1881 in Betrieb genommen. Die Verzögerung war auf die verspätete Lieferung des Leuchtfeuerapparats aus Paris zurückzuführen.

Die Station war eine der ersten, die mit einem Sprechfunktelefon ausgestattet war. Eine weitere Neuheit war das Uhrwerk, mit dem die Linse betrieben wurde. Es handelt sich dabei um ein bis in die Turmspitze führendes Seil, an dessen Ende ein schweres Bleilot befestigt war. Dieses wurde „aufgezogen“ und in Verbindung mit dem Lager, auf dem die Linse ruhte, drehte sich die Linse in einem kontinuierlichen Rhythmus.

1913 wurde das Leuchtfeuer durch die Installation von Glühlampen erheblich verstärkt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Station von alliierten Flugzeugen bombardiert, zuerst im Dezember 1940 und später im August 1941. Das Leuchtfeuer und die Linse wurden beschädigt; glücklicherweise waren keine Personenschäden zu verzeichnen.

1950 wurde das Leuchtfeuer elektrifiziert und ein Maschinenhaus aus Beton zur Unterbringung des Dieselaggregats errichtet.

1965 wurde die Familienstation in eine Wachstation umgewandelt und hatte nun zwei Mann Besatzung, die auf der Station ihren Dienst verrichtete, während ein Mann an Land seine „Freiwache“ hatte. Das Wohnhaus wurde entsprechend umgebaut mit möblierten Zimmern und einem Gemeinschaftsraum.

Im Oktober 1982 ereignete sich ein dramatisches Ereignis in der Nähe der Station. Ein Mann aus Florø wurde als auf See vermisst gemeldet. Man fand sein Boot und aufgrund des kalten Wetters hatte man nur wenig Hoffnung auf Rettung.
Zwischenzeitlich hatte sich der Vermisste aber auf eine kleine Schäre gerettet, etwa 500 Meter vom Leuchtfeuer entfernt. Er hatte es geschafft, sich mit einer kleinen Plane und seinem Gewehr samt Munition auf die Schäre zu retten. Von hier aus versuchte er, die Leuchtfeuerbesatzung durch Schüsse auf sich aufmerksam zu machen. Erst nach 10 Tagen hörte einer der Bediensteten die Schüsse und konnte ihn auch ausmachen. Als man ihn rettete, soll er sich in einer relativ guten Verfassung befunden haben. Er erzählte, dass er sich von Muscheln und Tang ernährt habe. Auch war es ihm gelungen, eine Möwe zu schießen, dessen Fleisch er – natürlich – roh gegessen hatte. Er soll gesagt haben, dass der Geschmack ihn an Huhn erinnert habe.
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Ytterøyane wurde bis zur Automatisierung 2004 mit drei Mann Besatzung betrieben. Die Station steht unter Denkmalschutz, die Landschaft wegen der Flora und der zahlreichen Vogelarten unter Naturschutz.
Die Station kann durch Vermittlung des Touristenbüros in Florø mit Tagesauflügen besucht werden.

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(1) Ich habe trotz langer Suche keine Insel oder Ort gleichen oder ähnlichen Namens etwa 20 Seemeilen südlich vom Westkapp gefunden. Die ist sicherlich der Mitte des 19. Jahrhunderts üblichen Schreibweise in Nynorsk geschuldet.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 194,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 249 ff.,
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 96,
https://digitaltmuseum.no/011085442422/ytteroyane-fyr
https://www.fjordkysten.no/ting-a-gjere ... yr-p887353
http://www.fylkesarkivet.no
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 18. Feb 2019, 16:08

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 41

Stabben – Flora – Sogn og Fjordane


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Der zunehmende Schiffsverkehr verbunden mit der Hochkonjunktur der Heringsfischerei Mitte des 19. Jahrhunderts (in Norwegen sprach man vom 1800-talet) erforderte den Bau einer wichtigen Navigationshilfe im Hellefjord: Ein Leuchtfeuer musste her. Doch erwies sich der richtige Ort als schwere Wahl.

Einerseits musste der Ort dem von Florø westwärts in den Skorpefjord führenden Verkehr gerecht werden, andererseits dem Nord-Süd- Verkehr von der Frøysjøen in den Brufjord und umgekehrt.

Die Wahl für Stabben, einer wirklich kleinen Schäre mitten im Hellefjord wurde vom Leuchtfeuerdirektor persönlich nach einer umfangreichen Besichtigungsfahrt mit lokalen Seeleuten getroffen. Er führte aus, dass es zwischen Skjeljanger und Stad keinen günstigeren Standort als Stabben gäbe. Hier sollte das Leuchtfeuer gebaut werden, das als Ansteuerungsfeuer für Florø dienen sollte.

Jedoch war das Ausmaß der Schäre so klein, dass sie gerade für den Bau des Leuchtfeuergebäudes ausreichte. Um Platz für einen kleinen Schuppen zu bekommen und das Leuchtfeuer vor hohem Seegang zu schützen, wurde die Grundmauer so weit erhöht, dass man im Keller Platz für Ausrüstung, Vorräte und auch Öl für den Betrieb des Leuchtfeuers erhielt.

Das Leuchtfeuergebäude aus Holz mit den geringen Abmessungen 12 x 8,3 m – man vergleiche diese mit dem großen Haus auf Ytterøyane – wurde in Fachwerkbauweise auf dieses Fundament gebaut. Das kleine viereckige Leuchtfeuerhaus wurde auf das Dach gesetzt.

Der Bau erfolgte relativ schnell im Frühjahr und Sommer 1867. Da man auf der Schäre keinen Lagerplatz für das Baumaterial hatte, wurden die Granitsteine mit 108 Lastschiffen herbeigebracht und mit einem kleinen Kran auf den Bauplatz gehievt. Die Granitsteine wurden von den umliegenden Schären herausgesprengt und nach Stabben gebracht. Das Baumaterial für das Leuchtfeuergebäude kam vom Mo Verk in Namsos.

Das Leuchtfeuer wurde am 1. Oktober 1867 angezündet.

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Bereits nach zwei Monaten, im Dezember 1867, verursachte der erste Wintersturm größere Schäden am Gebäude, so dass eine Schutzmauer an der Nordwestseite des Leuchtfeuers gebaut wurde. Diese hatte die Form eines Pflugs und sollte so der anrollenden See die Kraft nehmen. Hierfür wurden noch einmal 35 Kubikmeter Granit verwendet.
Am 3. August 1889 ereignete sich der nächste Schaden. Ein Schiff rammte das Leuchtfeuer und verursachte nicht nur Schäden an der Mauer, auch der Bugspriet des Schiffes drang in das Haus ein.

1905 wurde das Feuer verändert und verstärkt. Der Turm des Leuchtfeuers wurde erhöht und ein stärkerer Linsenapparat angeschafft. Zugleich erhielt das Leuchtfeuer Glühlampen. Das Leuchtfeuer deckt nun in acht Sektoren das gesamte Seegebiet um die Schäre ab.

Später wurde die Landungsbrücke verstärkt und ein Drehkran installiert. Diese Veränderung ist auf dieser Webseite in einem historischen Foto zu sehen:
https://www.kystverket.no/Nyheter/2018/ ... pa-skjaret

Aufgrund des „unreinen Fahrwassers“, also der vielen kleinen Untiefen als auch des stetig wechselnden starken Stroms, ist die Navigation in diesem Gebiet schwierig. Kurze Zeit nach der oben erwähnten Havarie rammte das Dampfschiff „Fiskaren“ die Schäre im Jahr 1900. Die Besatzung rettete sich auf die Schäre, das Schiff hingegen sank.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ereigneten sich sechs Havarien bei Stabben sowie zwei weitere Kollisionen zwischen Schiff und Leuchtfeuer.

Obwohl es sich ja wohl um das eigenartigste Leuchtfeuer Norwegens handelt, vielleicht neben Kjeungskjær, wohnte auch hier der Leuchtfeuerwärter mit seiner Familie. Auf dem kleinen Grund wurde im Frühjahr Erde ausgebracht, um Kartoffeln und Wurzeln für den Haushalt anzubauen. Im Herbst wurde die Erde wieder eingesammelt und bis zum Frühjahr im Keller gelagert, denn sonst wäre die wertvolle Erde im Winter von den schweren Seen weggespült worden.
Stabben war über 100 Jahre Heimat für die Leuchtfeuerwärter und ihren Familien. Erst 1965 wurde ein Kabel zur Stromverbindung auf die Station verlegt. Das Dieselaggregat blieb jedoch auf der Station für den Fall eines Stromausfalls.

1975 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die Besatzung abgezogen.

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Wegen seiner Einzigartigkeit wurde die Station unter Denkmalschutz gestellt. Florø Küstenkulturvereinigung verwaltet das Gebäude heute und leiht es aus. Das Angebot an die Öffentlichkeit ist begrenzt; eine Übernachtung ist nach Vereinbarung jedoch möglich.

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Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 194,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 142 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 249 ff.,
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S 76 ff.,
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 96.
https://www.kystverket.no/Nyheter/2018/ ... a-skjaret/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 19. Feb 2019, 16:27

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 42

Hendanes – Flora – Sogn og Fjordane

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Das Foto wurde von meiner Frau am 1. Juli 2013 bei strömendem Regen von Torskangerpollen aus aufgenommen.

Hendanes Leuchtfeuer war von großer Bedeutung für die zahlreichen Fischereifahrzeuge als auch die wachsende Anzahl von Fischereibetrieben in der Umgebung. Ebenso war das Leuchtfeuer ein guter Wegweiser für Schiffe, deren Kurs von der offenen See in die Bucht Torskangerpollen führte, die einen guten Nothafen bildete.

Die erste Anfrage nach der Errichtung eines Leuchtfeuers an dieser Stelle erfolgte für das Budget 1908/1909. Sie blieb aber unbeantwortet, da der Anfrage kein konkreter Vorschlag zugrunde lag. Im Budget 1912/1913 schlug der Leuchtfeuerdirektor einen Betrag von 49.000 Kronen vor. Auch dieser Vorschlag wurde von der Verwaltung zunächst verschoben, bis im nächsten Jahr das zuständige Komitee im Osloer Parlament die Bewilligung unterstützte.

Hendanes Leuchtfeuer liegt etwa 50 m über dem Meeresspiegel und war das letzte Leuchtfeuer, das auf der Insel Vagsøy in der gleichnamigen Gemeinde gebaut wurde.

Als Standort war ein Felsvorsprung vorgesehen, der etwa 1 Kilometer nördlich von Færestranda liegt. Das Terrain von der See zum beabsichtigten Bauplatz war ziemlich steil und es erschien sehr schwierig, das benötigte Baumaterial nach oben zu bringen, denn der Bauplatz des Leuchtfeuers lag gut 45 m über dem Meeresspiegel. Zunächst wurde daher ein Weg vom Ufer nach oben gebaut. Das erste Gebäude, das fertiggestellt wurde, war das Bootshaus. Das relativ kleine Leuchtfeuerhaus mit 54 qm war das nächste Gebäude, gefolgt von einem kleinen Nebengebäude mit 28 qm und einem Öllagerraum.

Der Leuchtfeuerapparat kam vom Leuchtfeuer Lille Torungen in Arendal, das im selben Jahr durch ein kleines „fyrlykt“ ersetzt wurde. Der Apparat wurde in einem zylindrischen Leuchtfeuerhaus eingebaut, das sich an der nördlichen Ecke des Leuchtfeuerhauses befand und auf gleicher Ebene mit der Wohnstube lag, so dass der Leuchtfeuerwärter das Feuer von der Stube aus beobachten konnte.

Da das Leuchtfeuer von Lille Torungen kam, erklärt es auch die relativ große Stärke des Leuchtfeuers, dessen Tragweite immerhin 19 Seemeilen beträgt.

Das Leuchtfeuer wurde am 25. November 1914 in Betrieb genommen.

Bei einem alliierten Luftangriff auf die Leuchtfeuerstation wurden der Leuchtfeuerwärter Holte und dessen Frau von Projektilen getroffen. Auch einer der beiden Söhne wurde verletzt. Er wurde den Abhang heruntergebracht und mit den Eltern zunächst mit einem Boot nach Måløy fuhren und von dort mit einem Rettungskreuzer in das Krankenhaus nach Florø.

Das Leuchtfeuerhaus wurde bei dem Angriff komplett zerstört. Das Wohnhaus erlitt nur leichten Schaden.
1952 wurde die bemannte Station geschlossen und eine Dalén-Gaslaterne im Feuerhaus installiert. Drei Jahre später wurde eine Stromleitung vom lokalen Netz gelegt. Das Feuer wurde nun elektrifiziert und erhielt ein Reserveaggregat, das sich bei Stromausfall automatisch einschaltet.

1963 wurde es komplett automatisiert.

Das alte Leuchtfeuergebäude steht immer noch und wurde der lokalen Fischereigemeinschaft überlassen.
Von Flærestrand führt ein schmaler Weg am Abhang zum Leuchtfeuer, das sich nach jahrzehntelangem Leerstand in einem desolaten Zustand befinden soll. Klickt man den unten angegebenen Link an, kann man sich den Zustand der Anlage auf den dort abgebildeten Fotos ansehen als auch die teilweise abgebrochenen Geländer auf dem Weg zum Leuchtfeuer.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 194,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 254,
http://www.vivest.no/hendanesfyr.html

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Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 43

Ulvesund – Flora – Sogn og Fjordane


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Wenn man von Måløy nach Norden durch den Ulvesund fährt, hat man an Backbord Raudeberg und an Steuerbord Ulvesund liegen. Ab hier dreht man in das Sildegap ein, das direkt in das offene Seegebiet Stad führt, wo der Seemann öfter als gewünscht „einen auf die Mütze bekommt“, d.h. hier herrscht sehr oft schlechtes Wetter und die Kreuzseen sind gefährlich. Sehr viele Havarien hat es in diesem Seegebiet gegeben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn die Brücken- und Tunnelbauernation Norwegen hier einen Schiffstunnel plant, um eine gefahrlosere Passage unter Vermeidung des Westkapps zu schaffen: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadlandet.

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Ausfahrt aus dem Ulvesund, voraus liegt das Seegebiet Stad – bei gutem Wetter

In Verbindung mit dem Leuchtfeuer Skongenes an der nordöstlichen Spitze der Insel Vågsøy wurde es nötig, ein Richtfeuer für die Wegeführung der Schifffahrt im Fahrwasser mit sehr vielen Untiefen zwischen Nordvågsøy und Silda zu errichten.

Im Budget 1869/1872 wurden Mittel in Höhe von 4.300 Speziestalern für den Bau einer Leuchtfeueranlage bewilligt.

Ein nicht allzu großes Leuchtfeuergebäude aus Holz mit knapp 96 qm wurde gebaut an dessen nördlicher Hausfront ein Leuchtfeuer auf einem Fundament aufgesetzt wurde. Hinzu kamen ein kleiner Schuppen und ein Bootshaus. Einige Jahre später wurde eine kleine Mole mit einem neuen Bootshaus und einem Spill errichtet.

Am 26. September 1870 wurde das Feuer angezündet.

1892 wurde das alte Leuchtfeuer durch ein größeres, d.h. stärkeres, ersetzt, das hierdurch auch eine größere Bedeutung für die Segelschifffahrt in diesem unsicheren Fahrwasser erhielt.

1908 erhielt die Station einen Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 4. Ordnung.

Bereits mit der 1892 erfolgten Änderung wurde die Forderung laut, ein Unterfeuer in Verbindung mit Ulvesund zu errichten. Hierdurch würde man eine Richtfeuerlinie erhalten. Jedoch wurde das Gelände hinter dem Leuchtfeuer Ulvesund als zu steil befunden, so dass der Höhenunterschied zwischen beiden Leuchtfeuern nicht akzeptabel war.

1932 wurde die Anfrage erneut gestellt, zumal man mit der jetzt vorhandenen Elektrizität eine wesentlich größere Tragweite der Leuchtfeuer erreichen würde. Schließlich wurde ein Leuchtfeuer am Abhang hinter dem Leuchtfeuer Ulvesund errichtet. Obwohl der Höhenunterschied zwischen beiden Feuern 23 Meter betrug, erbrachte das Oberfeuer nunmehr das gewünschte Resultat. Ein anderer, und vielleicht der größte Vorteil war der, dass man nun auch eine gut sichtbare Tagmarke für die Navigation erhielt. Letztlich wurden das alte und das neue Leuchtfeuer mit senkrechten orangefarben Streifen gestrichen.

Durch das neue Oberfeuer im Zusammenhang mit Ulvesund Unterfeuer konnten zahlreiche gefährliche Situationen vermieden werden, denn die Breite der Fahrrinne ist äußerst gering. Bereits eine Abweichung von einem Viertel Grad von der Kurslinie kann zu Grundberührungen führen. Zugleich wird in der Leuchtfeuerliste vor einer Untiefe in der Nähe der Fahrrinne gewarnt, an der sich steile Seen brechen.

1955 wurden beide Leuchtfeuer durch Strom vom lokalen Netz elektrifiziert. Im Nebengebäude blieb aber das Dieselaggregat als Reserve bei Stromausfall stehen.

Als Ulvesund 1985 endgültig automatisiert und durch eine neues Leuchtfeuer auf einer Säule vor dem alten Leuchtfeuerwärterhaus ersetzt sowie die Besatzung abgezogen wurde, war es das letzte Leuchtfeuer mit „Leuchtfeuerwärter mit Hausstand“. Zumindest während der letzten 30 Jahre vor der Automatisierung entfielen die oft anstrengenden Nachtwachen für den Leuchtfeuerwärter, da sich ein Reserveaggregat bei Stromausfall automatisch einkoppelte.

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Ulvesund Leuchtfeuer heute

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Heutzutage kann man auf der alten Leuchtfeuerstation Ulvesund Urlaub machen, denn es befinden sich mehrere Unterkünfte in dem alten, nunmehr restaurierten Leuchtfeuergebäude. Hier befinden sich auch ein kleines Café und ein Laden mit lokalen Produkten.

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Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 227,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 256,
http://www.ulvesundfyr.no/UlvesundFyr_d/History.html
http://www.ulvesundfyr.no/UlvesundFyr_n ... asjon.html
http://www.vivest.no/ulvesundfyr.html
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mi, 20. Feb 2019, 15:49

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 44

Skongenes – Flora – Sogn og Fjordane


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Skongenes, gesehen von Osten von der Hurtigrute aus

Nach einer Erkundungsfahrt des Leuchtfeuerdirektors mit lokalkundigen Seeleuten im Jahr 1865 von Bergen bis Stad, wurde der Beschluss gefasst, dass u.a. auch hier bei Skongenes ein Richtfeuer erforderlich war. Im Budget 1869/1872 wurden 6.875 Speziestaler für den Bau der Anlage bewilligt.

Ein 11,8 x 8 m großes Holzhaus wurde für den Leuchtfeuerwärter gebaut; der Reserveassistent wohnte in der Dachkammer. Daneben wurden ein Schuppen sowie ein Öllagerhaus errichtet.

Das Haus war weiß angestrichen und erhielt an den Stirnseiten einen senkrechten roten Streifen. Das Leuchtfeuerhaus befand sich an der nördlichen Längsseite und ruhte auf einem Granitfundament.

Die Hafenverhältnisse waren schwierig. Selbst nach Sprengung eines Teils des Felsens und dem Bau eines Landungsstegs samt Kran, konnte man das Boot nur bei ruhigem Wetter zu Wasser lassen.

Für Skongenes wurde ein Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 4. Ordnung angeschafft. Das Feuer zeigte ein festes rotes Licht. Der Mittelsektor wurde durch einen Klippapparat gesteuert, wodurch man eine Kennung erhielt, d.h. das Leuchtfeuer schien in gleichen Abständen zu den „Dunkelzeiten“.

Am 26. November 1870 ging es in Betrieb.

Bild

Gesehen von Nordosten von der Hurtigrute aus

1875 wurde eine Nebelglocke aus Stahl installiert. Das Uhrwerk und die Glocke hingen in einer von Akers Verksted gelieferten Eisenkonstruktion. Die Glocke wurde 1882 durch eine Glocke aus Metall ersetzt, die eine größere Lautstärke erzeugte.

1890 wurden 3.000 Kronen bewilligt, um gewisse Veränderungen am Leuchtfeuer vorzunehmen. Insgesamt wurden sechs farbige Sektoren sowie zwei Klippsektoren installiert. Des Weiteren versuchte man eine Verbesserung der Erkennung des Leuchtfeuers durch die Errichtung eines Unterfeuers zu erreichen. In einer Anhörung hieß es, dass man mit dem unterhalb des Hauptfeuers Skongenes eine Richtfeuerlinie bekommen würde, die durch die schmale, tiefe Rinne nach Stadlandet führt.

Nach Installation des Unterfeuers stellte sich heraus, dass das neue Unterfeuer so stark leuchtete, dass das alte Oberfeuer nicht mehr zu erkennen war. Auf dem Unterfeuer war eine sog. Holofotlinse angebracht, die das Leuchtfeuer in einem begrenzten Sektor wesentlich verstärkt. Nachdem man diese Linse entfernt hatte, war nur noch das Hauptfeuer zu sehen. Das Unterfeuer wurde bald eingestellt und später ganz entfernt.

Bild

Die gesamte Station mit Ladungssteg und Bootshaus (links) gesehen von Nordosten von der Hurtigrute aus

Skongenes und Flåvær Leuchtfeuer waren 1870 die ersten Feuer, deren farbige Sektoren durch, wenn auch noch primitive, Klippapparate gesteuert wurden.

Die Eisenkonstruktion, in der die Nebelglocke und das Uhrwerk installiert waren, wurde abgebaut, sie war durchgerostet. Stattdessen wurde ein Glockenturm aus Holz errichtet.

1932 erhielt die Leuchtfeuerstation einen festangestellten Assistenten, nachdem die Station bisher von einem „Leuchtfeuerwärter mit Hausstand“ besetzt war. Für den Assistenten wurde ein neues Haus gebaut. Auch wurden die Sektoren des Feuers geändert: Es enthielt nunmehr 13 Sektoren.

Im März 1945 wurde die Leuchtfeuerstation von alliierten Fliegern angegriffen. Das Leuchtfeuer und das Wohnhaus wurden stark beschädigt, so dass 1949/1950 ein neues Leuchtfeuerhaus von 72 qm südwestlich des alten, beschädigten Hauses gebaut wurde. Das Leuchtfeuer wurde wieder auf dem alten Fundament errichtet und erhielt zusätzlich Winkeleisenbefestigungen. Der Unterbau wurde mit Eternitplatten verkleidet.

1961 wurde die Station in eine Wachstation umgewandelt. Ein Maschinenhaus wurde für das eigene Stromaggregat errichtet. Das alte Assistentenhaus wurde verkauft und abgerissen. Die hohen Grundmauern wurden wiederhergestellt und dienten nun als Fundament für Stall und Scheune.

1963 erhielt die Station Strom von Ytro Fjordane Kraftlag. Im selben Jahr wurde die Nebelglocke durch ein Nautofon-Nebelsignal ersetzt.

1985 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Bild

Skongenes Leuchtfeuerstation mit Kråkenes Leuchtfeuerstation im Hintergrund

Die Station gehört weiterhin dem Kystverket, wird aber nunmehr vom Norwegischen Wanderverein DNT als Selbstversorgerhütte betrieben. Skongenes Fyr ist von Land aus nur zu Fuß erreichbar, mittels einer mehrstündigen Wanderung von Halsør.

DNT-Hütte: https://www.visitnorway.de/listings/sko ... fyr/36332/

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Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 185,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 258 f.,
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Rapakiwi » Fr, 22. Feb 2019, 8:28

Es ist einfach unfassbar, wie viel Zeit du in die Recherche, Aufarbeitung und Darstellung von Norwegens Leuchtfeuern steckst.

Vielen Dank, dass du uns auf diese Weise daran teilhaben lässt, Ronald!
Ha det bra
Anja
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Fr, 22. Feb 2019, 11:37

Ja, gerne doch, Anja,
Macht mir ja auch Spaß und ich lerne erheblich dazu! :D
Gruß
Ronald

PS Nur das letzte Leuchtfeuer war nicht ganz so ergiebig, obwohl es ja richtig pittoresk da lag im April 2007 und 2008.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Fr, 22. Feb 2019, 13:33

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 45

Kråkenes – Vågsøy – Sogn og Fjordane


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Kråkenes nach dem Wiederaufbau 1950

1892 wies die Kristiansund Skipperforeningen auf die Notwendigkeit eines Leuchtfeuers auf der Nordwestseite von Vågsøy hin. Nachdem das Leuchtfeuer Skongenes im selben Jahr verstärkt wurde, war man der Auffassung, dass die Zeit für ein weiteres Feuer gekommen sei.

1904 wurde noch einmal mit allem Nachdruck auf die Bewilligung von Mitteln für das Leuchtfeuer hingewiesen. Schließlich wurden 42.000 Kronen bereitgestellt.

Das Leuchtfeuergebäude wurde 1906 fertiggestellt. Es handelte sich um ein Holzhaus, an dessen Giebel das Leuchtfeuer angebracht war, das sich auf derselben Höhe wie das Wohnzimmer befand. Weiter erhielt die Station ein Nebengebäude mit Werkstatt sowie einen Lagerschuppen.

Das Leuchtfeuer wurde am 1. Oktober 1906 angezündet.

Ein Teil der noch ausstehenden Arbeiten am Landungssteg wurde 1909 ausgeführt, denn die Anlandung im natürlichen Bootshafen war sehr schwierig. Das Boot musste mit einem Drehkran hochgehievt und auf einem erhöhten Landungssteg abgesetzt werden. Von hier aus wurde es auf Schienen zu dem erhöht gelegenen Bootshaus geschoben. Der Weg von der Landungsstelle zum Leuchtfeuer war 540 m lang und ging über eine Steigung von 30 m.

Der nächstgelegene Handelsort war Raudeberg, etwa 7 km über See entfernt. Man konnte auch über Land nach Raudeberg gelangen, jedoch über einen schwer begehbaren Weg über eine Anhöhe, für den man jeweils drei Stunden hin und drei Stunden zurück benötigte.

Der Leuchtturm wurde von einem Leuchtturmwärter mit seiner Familie bedient. 1911 verließen die erwachsenen Söhne den Leuchtturm, die bis dato dem Vater halfen, und ein Assistent wurde eingestellt. In den 1930er Jahren baute man für den Assistenten ein separates Haus, ca. 70 m vom Leuchtturm entfernt.

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Nach dem Wiederaufbau; links das Assistentenhaus

Während des 2. Weltkrieges übernahmen deutsche Kräfte den Leuchtturm. Die Deutschen errichteten eine Landungsbrücke. Diese wurde allerdings von der schweren See zerstört. 1944 wurde der Leuchtturm durch einen Angriff der alliierten Kräfte beschädigt. Der Assistent, der sich während des Angriffs im Leuchtturm befand, war gerade so mit seinem Leben davongekommen. Im März 1945 gab es einen erneuten Luftangriff der alliierten Kräfte. Die Öltanks fingen Feuer und explodierten, die ganze Station brannte bis auf den Grund nieder. Glücklicherweise befand sich niemand im Leuchtturm.

1946 errichtete man einen vorläufigen Leuchtturm. 1950 erfolgte der Wiederaufbau der kompletten Station. Es war wieder ein Holzhaus mit einem Zimmer und einer Küche im Erdgeschoss und drei Schlafzimmern im Dachgeschoss.
Neben dem Wohngebäude wurde ein 5,5 x 5,5 m messender Turm aus Beton gebaut. Im Turmkeller war die Werkstatt untergebracht und im Erdgeschoss befanden sich der Maschinenraum, der Schaltraum und die Wachtstube. Auf dem Betonturm installierte man das Leuchtfeuerhaus und brachte einen Schneeschutz aus Beton an.

1961 wurde der Leuchtturm an das örtliche Elektrizitätsnetz angeschlossen. Dies bedeutete, dass der Dieselgenerator nach 55 Jahren abgelöst wurde. Der Generator steht noch in Reserve für den Fall eines Stromausfalles.

Bis 1983 war Kråkenes noch ein „Familienleuchtturm“, der letzte Leuchtturmwärter „Johnsson“ und seine Familie verließen 1983 den Leuchtturm. Er wurde nur noch mit einem Mann, in Wechselschicht, von den Kystverken betrieben.

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Kråkenes Leuchtfeuerstation gesehen von Osten in ca. 7 km Entfernung

Kråkenes Leuchtfeuer war auch eine Wetterstation, die von allen norwegischen Wetterstationen die häufigsten und stärksten Stürme und Orkane registrierte. Oft überstiegen die Windstärken die Maximalanzeigen der Aufzeichnungsgeräte. Die Fenster der Station sind mit Plexiglas verstärkt, da die See oft bis zum Leuchtfeuergebäude hochsteigt. Das Wetter auf Kråkenes ist derart extrem, dass ein norwegischer Farbenhersteller hier seine Farben auf Haltbarkeit testet.

1986 automatisierte man den Leuchtturm, und somit fielen die Wärter weg. Ein Mann aus Kråkenesbygda schaute regelmäßig nach den Gebäuden.

Während des Krieges und auch noch Jahre danach besserte man den Weg zum Leuchtfeuer aus. Heute kann man mit dem Auto bis fast an den Leuchtturm fahren.

Der örtliche Rat übernahm die Gebäude. 1994 mieteten das deutsche Ehepaar Thomas Bickhardt und Bettina Vick den Leuchtturm. Sie lebten dort in der Sommersaison und sorgten für die Wartung und Renovierung der Gebäude. Im Jahr 2000 wurde das Fyr Café eröffnet. Bei frischen Waffeln, Kuchen und Kaffee kann man die Aussicht auf das gefürchtete, erbarmungslose Stadthavet genießen. Im ehemaligen Assistentenhaus kann auch übernachtet werden.

Einer Meldung vom 13. November 2018 zufolge, hat der Norwegische Wanderverein DNT die Bewirtschaftung von Kråkenes Leuchtfeuer mit Wirkung vom Januar 2019 übernommen.

Bild

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 118
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 146 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 260.
https://www.dnt.no/artikler/nyheter/151 ... kenes-fyr/
http://www.Krakenesfyr.no
http://www.fyr.no/fyrene/fyrene-sor/sog ... fyrstasjon

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PS. Die Qualität der ersten beiden Fotos bitte ich zu entschuldigen. Sie stammen aus dem Jahr 2001 und sind von Dias eingescannt.

PS PS. Die Überschrift bei Skongenes muss natürlich "Skongenes - Vågsøy – Sogn og Fjordane" heißen. Sorry.
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 23. Feb 2019, 15:08

vKüstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 46

Svinøy – Herøy – Møre og Romsdal

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Svinøy ist wohl die dem Wetter am meisten ausgesetzte Leuchtfeuerstation, denn südlich liegt das berüchtigte Seegebiet Stad, in dem sich zahlreiche, tragische Havarien abgespielt haben.

Die Insel Svinøya ragt steil aus dem Meer und bietet sichere Anlandung. Zur nächsten Insel vor der norwegischen Küste beträgt die Entfernung 10 Kilometer.

An der Ostseite der Insel muss man über eine mit Bolzen in den Felsen befestigte Eisenleiter klettern, um dann das Boot mit einem Kran auf eine Betonplattform zu hieven und in dem mit Stahlbeton gebauten Bootshaus sicher unterzubringen. Das Bootshaus liegt 18 m über dem Meeresspiegel.

Svinøy Leuchtfeuerstation wurde 1905 gebaut und war das erste Leuchtfeuer, das nach der Loslösung von Schweden in Norwegen in Betrieb ging.

Der Bau der Station von Svinøy war wahrscheinlich eines der schwierigsten Bauvorhaben, da es keinerlei Buchten oder seichte Stellen zur Anlandung gab. Deshalb mussten mehrere Betonplattformen mit Kränen gebaut werden, um eine Anlandung des Baumaterials und der Arbeiter bei den verschiedensten Wetterbedingungen zu ermöglichen.
Daher dauerte es auch vier Jahre (?), um die Station zu bauen. Der Bau wurde von Wanderarbeitern aus Sunnmøre durchgeführt, die auch den Bau anderer Stationen bewerkstelligten. Die Arbeitsbedingungen dieser „Sea Navvies“ waren hart. Sie waren nicht nur lange Monate von ihren Familien getrennt, sondern mussten auch 11 Stunden Arbeitszeit pro Tag akzeptieren und bei besonderen Vorkommnissen zusätzlich zwei Überstunden leisten. Die einzige Belohnung hierfür war der gelegentliche Schnaps.
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Der seinerzeitige Leuchtfeuerdirektor Holst war von diesen genügsamen Arbeitern angetan. Sie seien äußerst arbeitswillig, diszipliniert, untereinander gut organisiert und es gab kaum Raufereien. Zudem waren sie nicht gewerkschaftlich organisiert, so dass sich die Leuchtfeuerverwaltung bei Differenzen relativ problemlos zurückziehen konnte. Erst 1920 wurde die erste Leuchtfeuerarbeitervereinigung gegründet.
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Das Leuchtfeuerhaus ruht auf einem separat von den Wohngebäuden stehenden 11 m hohen Betonturm. Das Maschinenhaus und ein Schuppen – alles aus Stahlbeton gebaut – liegt um den Turm herum. Die Wohngebäude, ein Haus für den Leuchtfeuerwärter und seine Familie und eines für den Assistenten, liegen etwas abseits in einer kleinen Senke, so dass sie etwas Schutz vor dem Wetter haben.

Über die baulichen Veränderungen oder technischen Verbesserungen konnte ich keine Quellen ausmachen.
Es existieren jedoch Erzählungen des letzten Leuchtfeuerwärters Robert Pareliussen. Von 1905 bis 1952 war Svinøy eine Familienstation; erst 1952 wurde sie in eine Wachstation umgewandelt.

Aufgrund der unsicheren Anlandungsstelle war es für die Familien oft über einen längeren Zeitraum nicht möglich, an Land zu kommen. Diese Abgeschnittenheit war eine ungeheure Belastung. Sie führte dazu, dass sich die Bediensteten oft um eine Anstellung auf einer anderen Station bewarben.

Auch nach der Umstellung in eine Wachstation mussten die auf ihre Ablösung wartenden Leuchtfeuerwärter häufig noch länger ihren Dienst verrichten, weil die Ablösung wegen schlechten Wetters nicht ausfahren konnte.

Robert Pareliussen erzählte, dass der Wind die größte Gefahr für die Station war, denn durch die stetig anhaltenden Winde wurden die schweren Seen immer grober und verursachten große Schäden an den Gebäuden.

Während des zweiten Weltkrieges war Svinøy von deutschen Soldaten besetzt. Wie andere Leuchtfeuerstationen an der Küste war auch Svinøy alliierten Bombenangriffen ausgesetzt. Der Angriff vom 18. Oktober 1940 führte zur völligen Zerstörung der Anlage, die nach dem Krieg komplett wieder aufgebaut und bereits am 1. Februar 1946 in Betrieb genommen werden konnte.

Auch die Wohngebäude wurden renoviert und können heute nach dem Übersetzen mit einem Hubschrauber von Gästen zur Übernachtung benutzt werden.

Ab 1970 wurde Svinøy mit dem Hubschrauber von Vigra aus versorgt, so dass nunmehr eine zuverlässige Versorgung und Ablösung der Mannschaften gewährleistet war.

Wie auf vielen anderen Stationen auch, wurden auf Svinøy Wetterbeobachtungen gemacht, die heute automatisch durchgeführt werden.

Robert Pareliussen kam am 23. März 1982 als Leuchtfeuerwärter nach Svinøy, 1997 übernahm er die Leitung der Station. Mit der Automatisierung 2005 verließ er nach etwas über 22 Jahren die Station.

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Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 210,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 158 ff.,
Norges Fyrvesen, Fyr-, Merke- og Ringevesenet gjennom 250 år, C. F. Rohde, Steenske Forlag Olso, 1941, S. 293,
https://digitaltmuseum.no/011085440975/ ... fyrstasjon
http://www.batmagasinet.no/bladarkivet/svin%C3%B8y-fyr

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Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 47

Flåvær – Møre og Romsdal

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Flåvær Leuchtfeuer liegt auf der kleinen Insel Varholmen im Herøyfjord südwestlich von Fosnavåg in Sunnmøre, dem südlichen Teil der Provinz Møre og Romsdal.

Das Leuchtfeuer wurde 1870 gebaut. Der Feuerturm steht auf einem weißen Holzhaus. Das Leuchtfeuer selbst bestand aus einem älteren Klippapparat aus Frankreich mit einer Linse 4. Ordnung. Dieser wurde 1887 durch einen Klippapparat 1887 ersetzt, der vom gleichen Typ war, den man auf Hestkjær verwendet und mit dem die Verwaltung gute Erfahrungen gemacht hatte. Aufgrund der vielen Untiefen um das Leuchtfeuer herum, wurden zusätzlich bewegliche Schirme montiert, die somit entsprechende Sektoren anzeigten.

Heute sind die Klippsektoren entfernt und durch farbige Sektoren ersetzt.

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1914 erhielt Flåvær eine neue Lichtquelle, die 1952 mit Strom aus dem lokalen Netzwerk elektrifiziert wurde. Neben dem Wohngebäude wurde ein Maschinenhaus errichtet, in dem bei Stromausfall ein 6 PS starker Dieselmotor mit Generator die elektrische Versorgung sicherte.

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Heute bestehen in diesem Flåværleia genannten Fahrwasser 18 Leuchtfeuer, um den Schiffen einen sicheren Weg durch diese Seestrecke zu gewähren.

Nach über 100 Jahren wurde das Leuchtfeuer Flåvær 1979 automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Die Station liegt in einem Vogelschutzgebiet.

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Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 70
https://kystreise.no/detaljer/908/Flaavaer-fyr/
https://digitaltmuseum.no/011085440681/ ... fyrstasjon
https://no.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A5v%C3%A6r_fyr
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 24. Feb 2019, 17:09

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 48

Runde – Herø – Møre og Romsdal
Teil 1 – Die Entwicklung der Leuchtfeuer auf Runde


Der Turm von 1935

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Das erste Leuchtfeuer auf Runde wurde 1767 von dem Amtmann P. F. Koren aus Kristiansund eingerichtet. Bereits vier Jahre zuvor hatte er ein Gesuch an den König gestellt, ein Leuchtfeuer errichten zu dürfen. Sollte er eine Erlaubnis bekommen und er und seine Erben das Leuchtfeuer für die nächste 40 Jahre betreiben dürfen, erbat er die Erlaubnis von allen das Leuchtfeuer passierenden Schiffen eine Leuchtfeuerabgabe von 4 Schillingen pro Last erheben zu dürfen.
Das Gesuch wurde mit zahlreichen Unterschriften und Nennung von zustimmenden Firmen übersandt, u.a. von Kapitänen aus Kristiansund, Molde und Bergen, und war adressiert an die Deputierten und gewählten Veranwortlichen der „Westindiske og Guinesiske Rente- og General-Toldkammer-Collegium“, also der Zollkammer.

Der Statthalter Benzon fasste die Bedenken 1764 zusammen und kam zu dem Schluss, dass er der Errichtung und dem Betrieb eines Leuchtfeuers nicht zustimmen könne, da es dem Antragsteller lediglich um eigene Vorteile und Publizität gegen würde.

Koren gab jedoch nicht auf. Er verschaffte sich massive Unterstützung und neue Begründungen und war der Auffassung, dass die Einwendungen von Neidern stammen müssen. Zum Schluss reiste er nach Kopenhagen. Sein letztes Gesuch war datiert aus dem Jahr 1766.

Am 24. Januar 1767 erhielt Koren endlich das „Königliche Privileg“, ein Feuer auf Runde zu errichten. Dieses galt für 40 Jahre verbunden mit dem Recht, die vorgeschlagenen 4 Schillinge pro Last der Tragfähigkeit von jedem Schiff zu fordern, das von den Zollämtern in Trondheim, Kristiansund und Molde abgefertigt oder von Bergen nach Archangelsk ausklariert wurde. Nordlandjekter und andere kleine Jekter sollten jedoch von der Abgabe ausgenommen sein.

Hier kann man sehen, um welchen Bootstyp es sich bei einer Jekt handelt:
https://no.wikipedia.org/wiki/Jekt

Um sich ein Grundstück für die Aufstellung eines Feuers zu sichern, kaufte Koren den Hof Guksør auf Runde. Somit hatte er sich auch das erste nötige Brennmaterial, Torf, gesichert. Zugleich hatte er hierdurch auch Arbeitskräfte, die das Feuer beschicken sollten. Die einfache Feuerpfanne wurde auf der westlichsten Höhe der Insel aufgestellt und am 1. September 1767 angezündet.

Hinzu kamen eine kleine Wachstube und später ein kleiner Kohlenschuppen neben dem großen Kohlenschuppen in der Nähe bei Guksørstranda.

Der Preis für die Errichtung des Feuers und des Ankaufs von Guksør gard betrug 527 Reichstaler. Die vier Aufseher auf Guksør waren verpflichtet, den notwendigen Torf für 12 Reichstaler pro Jahr und den Transport der Kohle für 40 Reichstaler pro Jahr zu besorgen. Des Weiteren sollten die Aufseher 70 Reichstaler im Jahr erhalten. Später sollte ein besonderer Aufseher angestellt werden, der dann 100 Reichstaler als Lohn für die Zeit des Betriebs des Feuers bekommen würde.

Die Kohle sollte im nächstgelegenen „Hafen“ angelandet werden. Sie wurde in Tonnen nach Guksørstranda gebracht. Da es aber keinen brauchbaren Bootssteg gab oder auch nur andeutungsweise einen anderen Landeplatzt, wurden die Tonnen am Ufer über Bord geworfen und die Aufpasser mussten die Kohle aus dem Wasser holen, was bei rauer See ein gefährliches Unterfangen war.

Für den richtigen Brand in der Pfanne musste der Torf mit der Steinkohle vermischt werden, denn der Torf alleine brannte nicht hell genug. Da Torf aber verhältnismäßig billig zu bekommen war, konnte man so relativ viel an der Kohle sparen. Der Jahresverbrauch an Kohle soll 120 bis 150 „tønner“ betragen haben, wobei das Gewichtsmaß „tønne“ keineswegs der heutigen Tonne zu 1.000 kg entsprach, sondern wesentlich weniger.

Wie zu erwarten war, gab es Klagen über die Effektivität des „Leuchtfeuers“ und Meldungen über den zeitweisen Ausfall.

Bereits 1769 klagte Koren über die geringe Leuchtfeuerabgabe und bat um Erhöhung sowie die Errichtung eines „Seelichtes“ auf Valderhaug. Jedes passierende Schiff sollte weitere 4 Schillinge pro Last der Tragfähigkeit entrichten. Das Gesuch nahm seinen – schon damals – gewöhnlichen Lauf und der Amtmann war der Ansicht, dass die angeführten Angaben über die Ausgaben für das Feuer wenig glaubwürdig seien. Das Gesuch wurde daher abgelehnt.

Aber Koren reichte ein weiteres Gesuch mit neuen Vorschlägen ein und reiste letztendlich wieder nach Kopenhagen, wo er schließlich am 9. November 1771 per königlichem Dekret die Erlaubnis erhielt, ein Feuer auf Valderhaug zu errichten. Nachdem dieses Feuer in Betrieb ging, durfte er als Leuchtfeuerabgabe 6 Schillinge pro Last der Tragfähigkeit für beide Feuer erheben. Weiter sollten in der Zeit vom 16. August bis 1. April, also die Zeit der Dunkelheit, eines jeden Jahres nun auch Nordlandsjekter 2 Schillinge pro Last und andere Jekter 4 Schillinge entrichten.

Kurz danach wurde beide Feuer in Betrieb genommen.

Koren erhielt im Lauf des Jahres verschiedene scharfe Verwarnungen, dass die Feuer auf Runde nicht hielten was versprochen wurde. Es wurden seitens der Behörde (es war ja noch immer die Zollkammer in Kopenhagen) verschiedene Anhörungen gemacht; sie führten jedoch zu keinem Resultat.

1791 inspizierte ein Kapitän Grove das Feuer und teilte der Admiralität mit, dass aufgrund der Verwendung von geringen Mengen Kohle und größerer Menge Torf, die Kohlenblüse kein richtig gutes Feuerlicht ergab. Daher rügte er Koren, der in Molde wohnte, dass die Feuer nicht mit der notwendigen Aufmerksamkeit betreut würden.

1788 machte Koren sein Testament und verfügte für den Fall, dass das Feuer nach seinem Tod vom Staat übernommen werden sollte, seinen Erben jährlich ein Betrag von 100 Reichstalern für die Miete des Grundstücks, des Feuers und der Gebäude bezahlt werden sollte. Weiter sollte eine jährliche Unterstützung von 15 bis 40 Reichstalern für acht benannte Personen erfolgen.

Koren starb 1793 und der Betrieb des Feuers wurde dem Testamentsvollstrecker für 50 Reichtaler jährlich übertragen. Beide, er als auch der spätere Nachfolger stellten Verbesserung in Aussicht, jedoch blieb es bei den Versprechungen, denn die Klagen setzten sich kontinuierlich fort.

1802 wurden Verhandlungen für die Übertragung des Feuers geführt. Aber da die Erben nunmehr 7.450 Reichstaler Abfindungen für die vorangegangenen 5 Jahre sowie die verlorenen Privilegien forderten, wurden die Verhandlungen abgebrochen. Auch 1806 wurde wieder verhandelt, jedoch ohne Resultat.

1807 wurde Kapitän Fasting nach Sunnmøre entsandt, um die Übernahme des Feuers und den zukünftigen Betrieb zu regeln. Runde Feuer wurde nach einer Schätzung für 400 Reichstaler übernommen. Das „Seelicht“ Valderhaug war dermaßen wertlos eingestuft, so dass keine weitere Schätzung stattfand.

Die Erben von Koren sollten, wie im Testament bestimmt, zunächst 100 Reichstaler als jährliche Miete für das Grundstück erhalten. Stattdessen wurde entschieden, vier der ursprünglich 8 benannten Personen jährlich, wie im Testament bestimmt, zu unterstützen.

Die Leuchtfeuerabgaben betrugen zwischen 1800 und 1805 jährlich durchschnittlich 1.484 Reichstaler, die Ausgaben lagen jedoch in jedem Jahr 900 Reichstaler darüber.

Der Postmeister Randulff aus Borgensund wurde als Inspektor für beide Feuer mit einem Jahreslohn von 350 Reichstalern angestellt, ein erheblicher Betrag gegenüber dem Einkommen von 130 Reichstalern als Postmeister.

Drei Pächter auf Guksør wurden als Aufseher für die Leuchtfeuer für 77 Reichstaler Lohn angestellt. Der Aufseher auf Valderhaug erhielt 90 Reichstaler Lohn im Jahr; hierin waren aber die Pacht für das Grundstück und die Ausgaben für das Feuer eingeschlossen. Diese Anordnung blieb gültig bis zur endgültigen Übernahme durch die öffentliche Hand am 10. Juli 1807 per königlichem Dekret.

Die Inspektoren erhielten nun eine längere Einweisung und wurden über eine straffere Beaufsichtigung über die Aufsicht über die Leuchtfeuer unterrichtet.

Runde erhielt eine neue Wachstube und die anderen Häuser wurden repariert.

Kapitän Fasting unterbreitete den Vorschlag, das Feuer auf dem niedrigen Hügel auf Kvalneset zu versetzen, 97 Fuß über dem Meeresspiegel. Er schlug vor, dass ein Kohlenblüsenfeuer mit einem Wohnhaus für den Inspektor gebaut werden sollte.

Zwischenzeitlich brach im Herbst 1807 jedoch der Krieg aus und so blieben die Pläne liegen.

Erst 1815 wurden die Feuerpfanne, die Wachstube und das Kohlenlager auf den niedriger liegenden Platz auf Kvalneset gebracht, wie von Kapitän Fasting vorgeschlagen. Für den Transport des Torfs vom Berg herunter wurde eine 230 Ellen (144 m) lange Holzbahn gebaut.

Als jährliche Pacht für den Grund auf Kvalneset erhielten Korens Erben 35 Speziestaler zusammen mit der vorher festgesetzten Pacht von 100 Reichstalern, später umgerechnet 460 Kronen, Jahr für Jahr.

1818 wurde gemeldet, dass ein Aufseher seine Aufsichtspflichten nicht erfüllt hatte. In einer nachfolgenden Gerichtsverhandlung verlor der Aufpasser 1824 seine Anstellung.

1825 wurde das Feuer umgebaut in eine geschlossene Kohlenblüse. Ein 7,5 m hoher Turm wurde aus Granitsteinen errichtet mit einem Licht auf der Spitze. Daneben wurden das Inspektorenhaus, ein Nebengebäude und ein Kohlenhaus gebaut, alles aus Granitstein. Im Herbst 1826 wurde es in Betrieb genommen.

Ein neuer Feuerinspektor wurde angestellt für 480 Speziestaler jährlich und mit der Verpflichtung zwei Aufpasser einzustellen, die den Inspektor 45 Speziestaler jährlich kosteten. Daneben erhielt der Inspektor 100 Speziestaler jährlich für den Transport der Kohle vom mittlerweile gebauten Landungssteg zum Feuer sowie für das Besorgen des Torfs als auch die Instandhaltung des Landungssteges und des Weges.

Aber selbst nach diesen Verbesserungen am Leuchtfeuer kamen regelmäßig Klagen über das schlechte Licht. Die Leuchtfeuerkommission untersuchte die Angelegenheit umfänglich. Sie kam zu der Auffassung, dass die weniger gute Lösung wohl teilweise daher kam, dass das Leuchtfeuer auf der Rückseite des davorliegenden hohen Bergs aufgestellt war. Der hohe Bergrücken bewirkte, dass der Wind das Feuer in seiner Wirksamkeit oft beeinträchtigte, wenn er vom Berg herunterwehte.

In den Budgetjahren 1854/1857 wurden schließlich 51.400 Speziestaler für den Bau des (nunmehr) alten Leuchtfeuers Runde bewilligt. Aufgrund der Einstellung der Feuerkommission wurde Kvalen als Bauplatz gegenüber dem bisher niedrigeren Platz gewählt. Es wurde ein 27 m hoher Gusseisenturm gebaut, der das Leuchtfeuer auf die erforderliche Höhe bringen würde.

Für das neue Leuchtfeuer wurde ein Linsenapparat mit einer Linse 1. Ordnung angeschafft. Das neue Leuchtfeuer wurde 1858 in Betrieb genommen und das letzte Kohlenblüsenfeuer der Welt wurde eingestellt.

Da Svinøy in Stadhavet 1905 als Küstenfeuer in Betrieb ging, wurde Runde Leuchtfeuer nun als Ansteuerungsfeuer geführt.

1910 wurde das Leuchtfeuer verändert und verstärkt sowie etwas versetzt. Es wurde ein neues und sehr großes Licht installiert. Der alte Linsenapparat war noch in gutem Zustand und wurde behalten, ebenso die Klipp- und farbigen Sektoren sowie der Petroleumglühstrumpf. Um Platz für das neue, große Licht zu bekommen, wurde der obere Teil des Turms abgebaut und nach Sklinna Leuchtfeuer gebracht. Die Veränderungen kosteten 19.500 Kronen.

Durch die Vergrößerung der Fischereiflotte wurde wiederum ein stärkeres Licht, d.h. eine größere Tragweite von Runde notwendig. 1935 wurden für die Elektrifizierung 50.000 Kronen bewilligt.

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Links der 1935 gebaute Turm, rechts die Reste des Gusseisenturms von 1858

Da man Platz für ein Maschinenhaus benötigte, wurde der alte Steinturm des Kohlenblüsenfeuers gesprengt. Das Maschinenhaus aus Beton wurde gebaut und auf diesem ein niedriges Feuerhaus aufgesetzt.

Der Rest des alten Gusseisenturms blieb stehen.

Viele weitere Verbesserungen wurden ausgeführt, so z.B. ein großer Betonwassertank, so dass die Trinkwasserversorgung auch gelöst wurde. Ebenso wurde ein neuer Landungssteg gebaut und Telefon installiert.
Wohnhaus und Nebengebäude liegen etwas unterhalb des Leuchtturms. Der Turm und die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude stehen seit 2001 unter Denkmalschutz. Das Leuchtfeuer wurde 2002 automatisiert.

Heute können die Gebäude als Touristenunterkunft genutzt werden.

Hinzuzufügen bleibt, dass der Leuchtturm in der Nähe des Rundebranden liegt, Norwegens südlichstem Vogelfelsen. Das Gebiet dort steht unter Naturschutz.

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Runde Teil 2 – Die Leuchtfeuerbauarbeiter – «Sea Navvies»

Mit dem Bau des geschlossenen Kohlenblüsefeuers 1825 auf Runde begann eine Entwicklung in der norwegischen Leuchtfeuerverwaltung, die Jahrzehnte anhalten sollte. Für diesen Bau „heuerte“ die Verwaltung eine Gruppe von Männern an. Sie kamen aus Dalsfjord in Volda südlich von Ålesund. Offensichtlich machten diese Männer einen sehr guten Eindruck auf die Verwaltung, insbesondere ein Mann namens Ole Gammelsen Mork. Als die Verwaltung wiederum Männer brauchte, um weitere Leuchtfeuer und auch zahlreiche Baken zu bauen, nahm man Verbindung mit Mork auf und fragte ihn, ob er als Vormann arbeiten würde und eine Gang von Arbeitern mitbringen könnte.

Dies war der Beginn der aufwändigsten Bauarbeiten der Leuchtfeuerverwaltung. Die Männer kamen aus Sunnmøre und brachten von nun an ihre Söhne, Nachbarn und Freunde mit. Die Arbeiten vererbten sich von Generation zu Generation und die Gangs waren eine feste geschlossen Gemeinschaft.

Sie lebten die ganze Saison, während der gebaut werden konnte, am Bauplatz in Baracken, die nach Fertigstellung zum nächsten Bauplatz gebracht werden konnten. Wie schon zuvor beschrieben, hatten sie lange Arbeitszeiten und waren auch zu Überstunden verpflichtet. Andererseits sorgte die Verwaltung dafür, dass die Arbeiter jeden Tag eine warme Mahlzeit bekamen.

Besonders der Feuerinspektor Schive sah die Notwendigkeit, dass die Arbeiter an die Verwaltung gebunden werden sollten, da die lokalen Arbeitskräfte oft nicht das notwendige Wissen und Können der mittlerweile eingeübten Bauarbeiter hatten.

Für jede Arbeit gab es inzwischen Spezialisten. Zunächst waren es die Steinarbeiter aus Sunnmøre. Diese wurden ergänzt durch Zimmerleute vom Nordfjord, Tischler von Christiania und Schmiede aus Porsgrunn. Eine solche Gang von Leuchtfeuerbauarbeitern konnte bis über 100 Mann betragen.

Wer Norwegisch lesen kann, dem sei das Kapitel „Formenn og arbeidsstokk“ in dem Buch Norges Fyrvesen, Fyr-, Merke- og Ringevesenet gjennom 250 år, C. F. Rohde, Steenske Forlag Olso, 1941, S. 289 ff empfohlen.

Es kann hier aus dem Internet geladen werden:
https://www.nb.no/nbsok/nb/df5310ab4897 ... ?lang=no#0

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Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S.171
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 152 ff.,
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 70 ff.,
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 98
Norges Fyrvesen, Fyr-, Merke- og Ringevesenet gjennom 250 år, C. F. Rohde, Steenske Forlag Olso, 1941
https://de.wikipedia.org/wiki/Runde_fyr
https://digitaltmuseum.no/011085443367/runde-fyrstasjon
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 25. Feb 2019, 15:31

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 49

Hogsteinen - Giske– Møre og Romsdal


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Hogsteinen von der Hurtigrute fotografiert – von Südwesten gesehen

Die Leuchtfeuerkommission unter dem Direktor Carl Fredrik Diriks erklärte 1851, dass der Breisund der beste und meist befahrene Weg von der offenen See in die nördlichen Häfen sei. Man meinte, dass ein Richtfeuer in diesem Fahrwasser eine große Hilfe für die Navigation sein würde.

Für den Bau wurden 100.000 Ziegelsteine aus Holland bestellt. Das Licht lieferte Nes Jernverk.

Während der drei Jahre Bauzeit von 1855 - 1857 waren 47 Arbeiter auf der Mole beschäftigt. Das Budget wurde um 4661 Speziestaler überschritten. Die Ursache lag in der Konstruktion auf einem Riff, die große Schwierigkeiten mit sich brachte.

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Von Westen gesehen

Hogsteinen Leuchtfeuer liegt an der Südspitze von Godøya. Der Ziegelsteinturm ist weiß gestrichen und von innen mit Natursteinen ausgefüttert. Er steht auf einer langen Mole, die auch aus Natursteinen gebaut wurde.

Die Leuchtfeuerstation wurde 1905 eingestellt und das ursprüngliche Leuchtfeuerhaus vom Nes Jernverk durch ein gusseisernes Leuchtfeuer ersetzt. Die dazugehörigen Gebäude wurde an Privatleute verkauft.

Nach der Fertigstellung traten ständig Schäden an der Mole sowie am Mauerwerk des Turmes auf. 1875 wurde über die Mole eine Betondecke gelegt.

Nach der Einstellung der Leuchtfeuerstation wurde lediglich ein Aufseher für das Feuer bestellt.

Der Bau des Leuchtfeuers auf der langgestreckten Mole ist charakteristisch für Hogsteinen und die Verwendung von Ziegelsteinen als Baumaterial selten. Daher wurde das Leuchtfeuer im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellt.
2008 wurde der Turm einer grundlegenden Renovierung unterzogen.

Bild

Von Südosten gesehen

Heute ist der Turm immer noch eine wichtige Tagmarke für die Navigation in dem vielbefahrenen Sund.

Quellen:
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 100,
https://digitaltmuseum.no/011085442852/ ... fyrstasjon
http://www.fyr.no/index.php/artist/grap ... -fyrstason
http://www.ullanett.com/ullafyr.fyrhistorie.html
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » Mo, 25. Feb 2019, 16:54

Ich bin heute mal wieder dazu gekommen, deine "Küstenkultur" weiter zu lesen. Bei all dem Wissen, dass du zusammengetragen hast, Ronald, braucht es ja immer ein wenig Zeit und Ruhe. Ich will die Dinge auch richtig wahrnehmen und verstehen und nicht einfach so drüber weg "blättern".

Die Sammlung ist vermutlich einzigartig. Und sie bleibt immer noch phantastisch und erlebnisreich. Echt klasse.

Danke Ronald für all deine Mühe
Gruß
Martin
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 25. Feb 2019, 17:05

Danke Martin, gerne geschehen.
Ich wollte schon immer mal meine ganzen norwegischen Leuchtfeuer zusammentragen und auch die nötigen Informationen dazu. Wir sind an einigen Leuchtfeuern schon mindestens vier Mal vorbeigefahren und haben noch gar nicht die Zeit und Möglichkeit gehabt, die Informationen zusammenzustellen und auch entsprechend "abzuarbeiten", wobei ich großen Wert darauf lege, dass die Informationen auch stimmen.
Schönen Tag noch.
Gruß
Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 11. Aug 2019, 14:22

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Nach längerer Pause geht es nun weiter.

„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 50


Grasøyane - Ullstein– Møre og Romsdal


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Der Bau und Betrieb eines Leuchtfeuers auf Grasøyane, der nördlichsten Insel einer kleinen Inselgruppe zwischen Rundafjord und Breisund sollte bessere Ansteuerungsbedingungen für die Einfahrt in den Breisund ermöglichen. Das Leuchtfeuer liegt auf dem höchsten Punkt einer ansonsten flachen Insel inmitten einer fruchtbaren Weidelandschaft. Es wurde ein Leuchtfeuerhaus mit einem Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 4. Ordnung gebaut. Das Turmfeuer war auf dem Dach angebracht und wurde 1886 angezündet.

Das Leuchtfeuerhaus wurde für einen Leuchtfeuerwärter mit Familie gebaut. Daneben wurden ein Wirtschaftsgebäude mit einem Stall sowie einem Schuppen für die Lagerung von Brennholz sowie ein Bootshaus errichtet. Der Davit für das Boot befand sich 90 m vom Haus entfernt. Eine lange Brücke führte über den seichten Uferbereich, so dass das Aussetzen des Bootes bei Niedrigwasser schwierig war.

1945 wurde die Station von Alliierten Flugzeugen angegriffen und das Leuchtfeuerhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder. In den ersten Jahren nach dem Krieg wurde zwischenzeitlich ein Gaslicht errichtet.
1950 war die neue Leuchtfeuerstation fertig gebaut. Die Besatzung bestand aus dem Leuchtfeuermeister, zwei Leuchtfeuerangestellten und einem Reserveassistent, der für sechs Monate eingestellt war.

Das neue Leuchtfeuer ist in einem 16 m hohen Gusseisenturm untergebracht und enthält einen festen Linsenapparat 4.Ordnung. Das Maschinenhaus aus Beton enthält eine Werkstatt sowie einen Wach- und Funkraum. Im Keller wurden Dusche und Badezimmer eingebaut. Das Wohnhaus wurde mit möblierten Zimmern, Küche und Gemeinschaftsraum eingerichtet.

Ab 1970 setzte man Hubschrauber für die Ablösung der Wachmannschaft ein. 1986 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die Besatzung abgezogen.

In Verbindung mit der Automatisierung wurde eine Solarzellenanlage montiert, die seinerzeit die größte in ganz Norwegen war. Die Paneele können maximal 4.400 W liefern.

Die Station liegt innerhalb des Naturreservates Runde, das unter Naturschutz steht. Die Insel darf vom 15. April bis 15. August nicht betreten werden.

Da beim Luftangriff 1945 das Leuchtfeuer selbst nur leicht beschädigt wurde, blieb es stehen und wurde restauriert. Daher ist diese Station heute mit den zwei Leuchtfeuertürmen in feuerhistorischer Sicht einmalig und wurde unter Denkmalschutz gestellt.

Bild

Hier kann man links den alten Turm und rechts den neuen Gusseisenturm sehen

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 85
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 99,
https://digitaltmuseum.no/011085443265/ ... fyrstasjon
https://web.archive.org/web/20050502085 ... ane-d.html
https://no.wikipedia.org/wiki/Gras%C3%B8yane_fyr

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In einem Artikel aus dem Internet (Quelle siehe unten) interviewte der Leuchtfeuerwärter Henrik Straumsheim seinen Kollegen Knut Krøvel auf Grasøyane Leuchtfeuer. Ich gebe nur einige Auszüge wieder – in einer sehr freien übersetzten Zusammenfassung.

Krøvel war 15 Jahre Leuchtfeuerwärter auf Grasøyane. Er erzählt, dass es 148 Leuchtfeuerstationen zwischen Skjærhalden im Süden bis Bøkfjord im Varangerfjord gab, auf denen Wachen gegangen wurden. Es gab große Unterschiede in der Einstufung der „Dienstgrade“. Es gab drei Besoldungsgruppen. Der Feuermeister der ersten Besoldungsgruppe erhielt 3.600 Kronen Grundlohn im Jahr, der zweiten Besoldungsgruppe 3.250 Kronen und in der dritten Gruppe 2.800 Kronen. Daneben gab es Alterszulagen und „Krisenzulagen“ (was immer das auch gewesen sein mag). Die Besoldung der Assistenten war nicht einheitlich, sie erhielten aber einen Grundlohn von 2.600 Kronen. Die dänischen Leuchtfeuermeister erhielten eine bessere Besoldung.

Handelte es sich in Norwegen um eine sog. Familienstation, so erhielt die Frau nur 200 Kronen pro Jahr für ihre Dienste. Begründet wurde diese geringe Entlohnung mit „haushaltsrechtlichen Gründen“.

Die Arbeitszeit war insbesondere im Winter sehr lang. In Sunnmøre wurden die Leuchtfeuer um sieben Minuten nach drei Uhr nachmittags angezündet und fünf Minuten nach 10 am Morgen gelöscht. Dies ergab eine Brenndauer von 19 Stunden, während der stete Aufmerksamkeit und Pflege der Brenner erforderlich war, was teilweise zu viel für einen Mann war.

Auf vielen Leuchtfeuern erbrachten die Reserveassistenten im Winter viele Überstunden für den Haushalt. Im September waren z.B. 92 Wochenarbeitsstunden keine Seltenheit für den Leuchtfeuermeister und das Meiste war Nachtarbeit.

Arbeitsrechtsvorschriften galten nicht für die Besatzungen der Leuchtfeuerstationen.

Post kam einmal wöchentlich, zeitweilig auch gar nicht, wenn die Wetterbedingungen es nicht zuließen. Bei Krankheit bestand das Problem, dass Hilfe erst spät kam. Es kam auch vor, dass in einem Todesfall der Gestorben tagelang auf der Station liegen blieb.

Krøvel meinte, dass eigentlich auf jeder Station ein Assistent gehört hätte, denn später musste auch das Funktelefon bedient werden, um Wetterberichte und andere Meldungen an Land zu übermitteln.

Der Dienst musste das ganze Jahr über versehen werden, gleich ob es Weihnachten oder Ostern war. Im Sommer hatte man teilweise schöne Stunden, wenn die See im Abendlicht spiegelglatt war. Hingegen war es im Winter oft sehr hart und Stürme verursachten oft großen Schaden. Im Januar 1911 wurde das Dach der Station auf Træna weggeweht, das Wohnhaus blieb stehen, aber dennoch musste die Besatzung im Turm Schutz suchen.

1917 erlitt Tenholmen einen großen Schaden, indem das Wirtschaftsgebäude und das Bootshaus zerstört wurden. Auch Åsvær war häufig großen Schäden ausgesetzt. Die See schlug in das Haus ein und die Leuchtfeuerfrau wurde bewusstlos, die Töchter durch den starken Windsog verletzt.

Krøvel erzählte weiter von dramatischen Ereignissen, die einigen auf den Stationen das Leben kostete. Viele wurden psychisch und physisch krank, je näher sie der Altersgrenze kamen, denn die Einsamkeit war ein großes Problem. Die Leuchtfeuerstationen 1. Klasse lagen oft weit draußen, isoliert von der Küste wie z.B. Grip und Storholmen. Der Dienst auf diesen Leuchtfeuern verlangte starke Nerven von den Wärtern, insbesondere auch, wenn die Anlandungen der Boote mit der Ablösung oder den zu Hilfe gerufenen Personen unmöglich war. Musste der Leuchtfeuerwärter an Land zur Behörde, so mussten Frau und Kinder des Wärters den Dienst auf der Station versehen.

So weit in Auszügen das Interview über das Leben auf einer Leuchtfeuerstation.

Quelle: https://www.nb.no/nbsok/nb/947f7f3e998c ... 64?index=1

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 85
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 99,
https://digitaltmuseum.no/011085443265/ ... fyrstasjon
https://web.archive.org/web/20050502085 ... ane-d.html
https://no.wikipedia.org/wiki/Gras%C3%B8yane_fyr
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